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Suedhang_Express_2-10.pdf 1.76 MB - Südhang

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Bilder aus dem Südhang | Fotos von Patientinnen und PatientenDie vier Jahreszeitenim Südhang2 Südhang – Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht


InhaltEditorial3 Editorial4 Messbare QualitätDer Südhang begleitet Betroffene aufihrem Weg aus der Abhängigkeit.6 Massgeschneiderte TherapienDas Kompetenzzentrum für Menschund Sucht und seine Dienstleistungen13 Kultur im Südhang14 Jahresrückblick 2009Erneuerungsprozess aus der Sichtdes Stiftungsrats16 Neue Kooperationen17 Blitzlicht aus der ForschungGetrennt oder zusammen?18 Investitionen in die ZukunftTrotz erstmalig roter Zahlen geht dieRechnung für das Betriebsjahr 2009 auf.19 AgendaImpressumHerausgeberin | Südhang – Kompetenzzentrumfür Mensch und Sucht, 3038 Kirchlindach,Telefon 031 828 14 14, Fax 031 828 14 24www.suedhang.ch, info@suedhang.chRedaktion | Rita Bühler (RiB), Georges Kessler (Ke),Kurt Mächler (KM), Stephan Mathys (StM),Marcel Schmid (MS)Konzept und Gestaltung |Steg3 – Agentur für Kommunikation, BernBildredaktion | Brigit Ryter (Ry)Titelbild | Foto eines PatientenBilder | Patientinnen und Patienten aus demFoto-Atelier, Brigit Ryter, Cordula Müller LütolfDruck | Rub Graf-Lehmann AG, BernAuflage | 5500 ExemplareUrheberrecht | Die Verwendung von Beiträgen istnur auf Anfrage und mit Quellenangaben gestattet.Kontakt | Martin Minder, Telefon 031 828 14 14,express@suedhang.chLiebe Leserin, lieber LeserDiese Ausgabe des express ist der Jahresbericht von 2009. Es istwie auf einer Wanderung: Wir halten einen Moment inne, blickenauf den bereits zurückgelegten Weg. Und wir schauen nach vorne,um für die nächsten Herausforderungen bereit zu sein.Es gibt ein berühmtes Wort von Schiller: «Der Starke ist ammächtigsten allein.» Ohne dem grossen Dichter zu nahe treten zuwollen, aber das ist Schnee von gestern. Die Zeiten haben sich geändert.Die Welt ist unglaublich komplex geworden. Die Menschheitsteht vor Problemen, die nicht mehr von einzelnen gelöst werdenkönnen. Denken wir nur an den Klimawandel. Oder an dieArmut. Oder an die Sucht.Wer heute stark ist, sucht nicht den Weg des Alleingangs. Ersucht die Zusammenarbeit, weil sich die Grenzen auflösen. DasKlima betrifft alle Länder gleichermassen. Die Armut ist nicht dasProblem der anderen. Die Sucht lässt sich nicht mehr so einfacheinteilen in «legal» und «illegal». Kooperationen sind gefragt. DerSüdhang hat im letzten Jahr mit dem Blauen Kreuz, der Terra Vecchiaund dem Koda wichtige Partner gefunden. Davon profitierenalle Beteiligten, allen voran die Patienten und Patientinnen. WeitereKooperationen sind bereits geplant. Lesen Sie dazu den Beitragvon unserem Chefarzt Peter Allemann auf Seite 16.Im Hauptteil dieser Ausgabe stellen wir Ihnen die Dienstleistungenunseres Kompetenzzentrums vor: die Klinik in Kirchlindachmit der Akut- und Entzugsstation, die Tagesklinik unddas Ambulatorium in Bern sowie das Programm der Arbeitsintegration.Lesen Sie dazu die verschiedenen Interviews und Berichteab Seite sechs.Zum ersten Mal seit der Einführung von Leistungsvereinbarungenmit dem Kanton schreiben wir in der Betriebsrechnungeinen Verlust. Dieser ist auf die Eröffnung der Tagesklinik in Bernzurückzuführen. Der bisherige Erfolg und die Belegungszahlenzeigen, dass sich dieses Minus schlussendlich lohnen wird. Näheresdazu entnehmen Sie dem Bericht «Investition in die Zukunft»auf Seite 18.Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und bin gespannt aufIhre RückmeldungenKurt Mächler | Direktorsonderausgabe express 2|20103


Thema | Arbeitsintegration und AktivierungMessbare Qualität4 Südhang – Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht


Thema | Global-FlashDer Südhang begleitet Betroffene auf ihrem Weg aus der Abhängigkeit.Als Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht begegnet er den verändertenBedingungen in der Suchtlandschaft mit einer klaren Strategie.Von Kurt Mächler, DirektorDas Thema Sucht ist keine Erfindung der Neuzeit. Schondie Germanen dachten sich den Himmel als riesigen Braukessel,und die wichtigsten Gottheiten waren dem Rauschverbunden. Es ist dem Wirken der Temperenz- und Abstinenzbewegungzu verdanken, dass 1885/86 eine eidgenössischeAlkoholgesetzgebung geschaffen wurde. Dieersten hundert Jahre der 1891 gegründeten Trinkerheilstättein Kirchlindach bei Bern verliefen gemächlich. DieKlienten arbeiteten in der Landwirtschaft, die Apomorphinkur(«Kotzkur») war das Mittel der Wahl. In den Sechzigerjahrenentwickelten sich modernere Therapieformen,auch auf dem Gebiet der medikamentösen Behandlung(Antabus). 1990 wurde der Verein umgetauft in «SozialtherapeutischesZentrum für alkohol- und medikamentenabhängigePersonen». Die Aufenthalte waren durchdie IV finanziert. Es entstanden Pläne für umfassendeNeuerungen: Bauten, Sanierungen und veränderte Therapiekonzepte.Entwicklung durch Kooperationen1998 war ein erster Meilenstein erreicht: Die Klinik Südhanglöste das Sozialtherapeutische Zentrum ab und wurdeauf der Spitalliste des Kantons Bern aufgenommen.2002 folgte die Gesamteröffnung der Klinik, die Kombinationvon Entzug und Rehabilitation war für die Schweiz einNovum. In Zusammenarbeit mit der Forel Klinik in Ellikonan der Thur gründete die Klinik Südhang den Forschungsverbundatf-schweiz. Gestützt auf die Forschungsergebnissewerden die therapeutischen Angebote kontinuierlichangepasst und ausgebaut. Die Bereiche Arbeit undFreizeit fanden mit individualisierten Aktivierungs- undIntegrationsprogrammen Eingang in die Therapien. DerSüdhang intensiviert die Zusammenarbeit mit IV, RAV, Sozialdienstensowie mit Betrieben aus der Wirtschaft undnimmt verschiedene Kooperationen mit Anbietern/Anbieterinnenaus dem legalen und illegalen Behandlungsbereichauf. 2007 öffnete ein suchtmedizinisches Ambulatoriumund zwei Jahre später eine Tagesklinik im Zentrumvon Bern seine Tore. Die Klinik erweiterte sich dadurchzum Südhang, Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht.Begleitete PlanungDie zahlreichen Schritte setzten klare strategische Vorstellungenvoraus, welche die Veränderungen der Suchtlandschaftim Auge behalten. Der Stiftungsrat Südhang wurdebei der Entwicklung der neuen Modelle von the moveconsulting begleitet. Im Vordergrund steht der Wechselweg von fixen Therapieangeboten hin zu massgeschneidertenund flexiblen Lösungen, welche dem/der Einzelnengerecht werden. Dabei muss die Behandlung so kurz undeffizient wie möglich gestaltet werden – und die Wirkungsoll überprüfbar sein. Dank dem breitgefächerten Angebotdes Kompetenzzentrums Südhang sind nun von derambulanten über die teilstationäre bis zur stationärenTherapie alle suchttherapeutischen Interventionen untereinem Dach möglich.Messbare QualitätDie Klinik Südhang ist sei Mait 2003 durch die Firma SQSin Zollikofen nach dem internationalen Schema QuaThe-DA und der Norm ISO 9001 zertifiziert. Die Kundenorientierungund die regelmässigen Kontakte mit Partnern/Partnerinnen wie kantonale und kommunale Behörden,Krankenkassen, Strassenverkehrsämter, Regierungsstatthalterämter,Hausärzte/Hausärztinnen, Arbeitgeber/Arbeitgeberinnenu.a. sind zentrale Anliegen. Das KompetenzzentrumSüdhang hat seinen Auftritt orchestriert: dieHauszeitschrift express, die Jahresberichte und die Websitehaben ein einheitliches Gesicht bekommen. Mit demSommerfest und mit Fachtagungen tritt der Südhang regelmässigan die Öffentlichkeit. Kunstausstellungen undkulturelle Anlässe wie Konzerte oder Kino fördern die Lebensfreudeund leisten einen wichtigen Beitrag zur Entstigmatisierungder Suchtkrankheit. Es ist nicht zuletztdem guten Image des Südhangs zu verdanken, dass dievon einer Abhängigkeitserkrankung Betroffenen leichterden Zugang zur Suchttherapie finden.Die SQS ist Partner des Kompetenzzentrums Südhangund mit der Zertifizierung der verschiedenen Geschäftsbereichebeauftragt. Im 2010 wurden die Tagesklinik unddas Ambulatorium ohne Einschränkungen zertifiziert.Der SQS Newsletter «Global-Flash» erscheint 3 bis 4 Maljährlich und ist eine anregende Plattform für Informationenund Diskussionen aus dem Wirkungskreis der SQSund deren Partner. Dieser Artikel ist in der Dezember Ausgabe2009 erschienen.sonderausgabe express 2|20105


Das Kompetenzzentrumfür Mensch und Suchtund seine DienstleistungenMassgeschneiderteTherapien6 Südhang – Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht


Thema | Der Südhang stellt sich vorSucht ist eine vielschichtige Krankheit. Sie betrifft den ganzenMenschen und sein soziales System. Die Therapie muss entsprechenddifferenziert sein.Der Südhang bietet als Kompetenzzentrum die folgenden Angebote der Suchttherapie an:Das Ambulatorium und die Tagesklinik in der Stadt Bern. In der Klinik in Kirchlindachdie Akut- und Entzugsstation, wo qualifizierte Entzüge vorgenommen werden.Das Anschluss programm der Entwöhnungstherapien mit drei verschiedenen Abteilungensowie dem Arbeitsintegrations programm.AmbulatoriumFünf Fragen an Georges Kessler, Oberarzt Akut- und Entzugsstation und AmbulatoriumWas sind die Vorteile des Standorts mitten in derStadt?Das Wort «ambulant» kommt vom Lateinischen«ambulare» und bedeutet soviel wie «herum gehen»oder «spazieren gehen». Der Ort der Behandlung istalso von zuhause aus einfach zu erreichen, sozusagenim Vorbeigehen. Eine frühe Diagnose derSuchterkrankung und ein früher Beginn der Thera-Was geschieht, wenn jemand zum ersten Mal ins pie führen zu besseren Ergebnissen. Daher sind niederschwelligeAngebote sehr wichtig.Ambulatorium kommt?In einem Abklärungsgespräch erfragen wir die aktuelleSituation des Suchtmittelkonsums und die Was bringt die Verbindung mit der Tagesklinik?erwarteten Therapieziele. Besprochen werden die Im Verlauf einer ambulanten Therapie kann eineSuchtentwicklung und bisherige Therapien sowie teilstationäre Therapie sinnvoll werden. Angenehmder aktuell letzte Konsum. Wir nehmen die Familiengeschichtebezüglich Suchterkrankungen auf, erklinikzu den ambulanten Sprechzimmern zur Ver-ist, dass zusätzlich Untersuchungsräume der Tageshebendie persönliche Lebensgeschichte und die fügung stehen. Weiter ist eine gemeinsame Bewirtschaftungeines Sortimentes an Medikamentenberufliche Entwicklung. Es folgen Erfragung undUntersuchung der aktuellen psychischen und körperlichenBefindlichkeit, Testpsychologie mit ver-möglich.schiedenen Fragebogen, Atemlufttest zum Alkohol, Welche Dienstleistungen bietet das AmbulatoriumBlutentnahme für Labor und eventuell ein Drogenscreeningbei unserem Partner «City-Notfall». Das Ambulatorium bietet neben der Abklärung undsonst noch an?Schliesslich erfolgen eine diagnostische Beurteilung ambulanten Weiterbehandlung eine strukturierteund ein erster Therapievorschlag, beispielsweise ein verhaltenstherapeutische Kurztherapie für das Problemtrinkenan. Es werden Abklärungen und Gut-ambulanter Entzug mit medikamentöser Stützung.achten für das Strassenverkerkehrs- und Schifffahrtsamtgemacht. Neuerdings erledigen wir auchWer meldet sich im Ambulatorium?Es sind Menschen beider Geschlechter und jeglichenAlters, vorwiegend mit einem Alkohol- oder zur Alkoholproblematik und Arbeitsfähigkeit bezie-Abklärungen im Auftrag der Arbeitsämter (RAV)Medikamentenproblem. Sie suchen von sich aus Hilfeoder werden hausärztlich, von einer anderen amtenund Klientinnen.hungsweise zur Vermittlungsfähigkeit ihrer KlienbulantenBeratungsstelle, von Spitälern oder psychiatrischenKliniken zur Abklärung überwiesen.sonderausgabe express 2|20107


Thema | Der Südhang stellt sich vorTagesklinikAufbau von Ich-StärkeVon Barbara Lerch, Fallführende TherapeutinTagesklinikIn der Tagesklinik Südhang steht derMensch mit seiner ganzen Verletzlichkeitim Fokus der Behandlung. Der teilstationäreRahmen fordert die Patientinnenund Patienten heraus, sich mit denThemen «Rollen ablegen» und «Rollenwahrnehmen» auseinander zu setzen. JedenMorgen legen die Patientinnen undPatienten bei Therapiebeginn ihre Rollenals Partnerin oder Partner, Familienfrauoder Familienmann, als Alleinlebender,als Erwerbslose, etc ab und widmensich abends erneut ihren Alltagsrollenund den damit verbundenen Aufgabenund Verantwortungen. Dieser Wechselerfordert klare Abgrenzungsstrategienund eine entsprechende Stabilität, beidesQualitäten, die sie sich oft zuerst imstationären Angebot einer Klinik schrittweiseerarbeiten müssen.Die Therapie in der Tagesklinik dauerthöchstens neun Wochen. Wir unterstützendie Patientinnen und Patienten in derAufarbeitung der Muster ihrer Suchterkrankung.Dazu finden regelmässig Ein-zelgespräche und gruppentherapeutischeAngebote statt. Wir versuchen, den Patientinnenund Patienten einen abwechslungsreichenund dichten Therapiealltaganzubieten: therapeutisches Boxen, Entspannungsübungen,Musik, Arbeiten mitHolz, offene Gruppen. Ergänzt wird dasProgramm durch die Kunst- und Sporttherapiesowie durch Gespräche mit dem spirituellenTherapeuten. Als Sozialarbeiterinmit Zusatzausbildungen in Supervisionund Transaktionsanalyse sehe ich meineFähigkeiten in der Gestaltung von offenenGruppen sowie in der Beratung der Patientinnenund Patienten bei sozialversicherungsrechtlichenFragen.Im Wechsel zwischen Therapie undAlltag führen wir intensiv mit den Patientinnenund Patienten die Auseinandersetzungmit der Sucht, ihren Verhaltensmusternund ihren Verantwortlichkeiten. DerAufbau von Ich-Stärke ist zentral für dieRückfallprophylaxe und somit für eine gelingendeTherapie. Es motiviert mich sehrin meiner Arbeit, darin stetige Fortschrittebei den Patientinnen und Patienten beobachtenzu können.8 Südhang – Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht


Thema | Der Südhang stellt sich vorsich als dienlich für den weiteren Verlauf,schon auf der Entzugsstation erste Bewusstseinsschrittezu machen und Veränderungsvorstellungenzu entwerfen.Akut- und EntzugsstationFünf Fragen an Urs Klopfenstein, Leiter Pflegedienst der Akut- und EntzugsstationWie sieht die erste Begegnung mit denstützte Entgiftung an. Die PatientinnenPatienten und Patientinnen aus?und Patienten werden in dieser Phase vomDie meisten zukünftigen Patientinnen und Pflegefach- und Therapiepersonal sorgfältigbegleitet und wieder in den üblichenPatienten nehmen im Vorfeld telefonischenKontakt mit uns auf. Dabei prüfen wir, ob Alltagsrhythmus geführt. «Qualifiziert»die Klinik Südhang für die betroffene Person bedeutet, dass nicht bloss das Gift aus demund ihre Anliegen die richtige Anlaufstelle Körper gezogen wird. In der qualifiziertenist. Wir machen ja auf unserer Station eine Entgiftung wird so früh wie möglich mit derqualifizierte Entgiftung von Alkohol undSuchttherapie eingestiegen. Bereits jetztMedikamenten bei abhängigkeitskranken findet also die Auseinandersetzung mit derMenschen, die im Kanton Bern wohnhaft eigenen Abhängigkeitsproblematik statt.sind. Weiter informieren wir natürlich über Dazu bieten wir unter anderem Gruppentherapien,Einzelgespräche, Themenzen-unsere Angebote. Wenn alles zusammenpasst,vereinbaren wir einen Termin zumtrierte Gruppen, Bewegen und EntspannenAbklärungsgespräch.sowie Ergotherapie und kreative Ateliersan. Diese frühe Phase der Therapie hat denWas bedeutet «Qualifizierte Entgiftung»?Vorteil, dass die Betroffenen noch sehr naheWir bieten eine medikamentös unter-sind an der eigenen Suchtkarriere. Es erweistWie lange dauert der qualifizierte Entzug –und was kommt danach?Die körperliche Entgiftung verläuftindividuell. Die Entzugsphase dauertmindestens drei Tage oder eben so lange,wie jemand Entzugssymptome zeigt undmedikamentöse Unterstützung benötigt.Im Durchschnitt dauert der ganze Aufenthaltmit den ersten Therapieschritten runddrei Wochen. In dieser Zeit wird auch dieFortsetzung mit dem Patienten oder derPatientin besprochen: Erfolgt der Austrittin den Alltag oder ist eine anschliessendestationäre, teilstationäre oder ambulanteTherapie nötig? Wir wissen aus Erfahrung:eine Entwöhnungstherapie und einegute Nachsorge vermindern die Rückfallgefahrdeutlich.Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?Ich verstehe es als unsere Kernaufgabe,Patientinnen und Patienten auf ihrem Wegzu einem gesünderen, selbständigerenLeben zu beraten und zu begleiten. Speziellfasziniert mich immer wieder, wie sichPatientinnen und Patienten körperlich undpsychisch in kurzer Zeit erholen und miteinem klaren Kopf entscheiden, wie es weitergehen soll. Diesen Gesundungsprozessmitzuerleben erfüllt mich mit Zufriedenheit.Was lernen Sie von den Patienten undPatientinnen?Da es sich bei der Sucht um eine Rückfallkrankheithandelt, kommt es vor, dass icheinigen Patienten und Patientinnen schonmehrmals auf der Abklärungsstation begegnetbin. Das Zusammenspiel von Macht undOhnmacht sowie die Gratwanderungzwischen Kontrolle und Kontrollverlust sindfaszinierende Prozesse. Mich beeindrucktdie Ausdauer, die in den Therapien an denTag gelegt wird. Es ist offensichtlich so, dasses sich lohnt, am Ball zu bleiben.sonderausgabe express 2|2010 9


Thema | Der Südhang stellt sich vorEntwöhnungstherapieWeit weg vom FestlandDie Entwöhnungstherapie aus der Sicht eines PatientenUm es gleich vorweg zu nehmen: Der Südhangist das Beste, was mir in meiner Situationpassieren konnte. Einen Mitpatientenzu zitieren, der meinte – «hier fühleich mich zuhause, daheim zahle ich nurMiete», mag für einige Leser und Leserinnenvielleicht etwas übertrieben daherkommen,doch es hat etwas. Es zeigt,dass viele Patienten und Patientinnen sichin dieser Klinik wohl fühlen. Mich eingeschlossen.Nach einem zweiwöchigen Alkoholentzugin der psychiatrischen Klinik Solothurnkam ich für eine Kurzzeittherapie inden Südhang. Dauer: drei bis vier Monate.Hier wird ein interessantes Programm angeboten:zum Beispiel Gruppentherapien!Wenn man einen Patienten fragt – «he, wohinso eilig?» – so bekommt man meistensein «zur Gruppentherapie» als Antwort.Seltener ein «zur Oper!» Aber dann wardas auch kein Patient – und ist überhaupteine ganz andere Geschichte. Spass beiseite.Also diese Gruppentherapien haben jameistens den Schwerpunkt Alkohol, wasfür mich sehr wichtig ist, da ich manchmaldazu neige, zu vergessen, warum ichhier bin. Das liegt zum einen daran, dassich selbst entschieden habe, dem Alkoholzu entsagen und ich auch kein Verlangenmehr danach verspüre, zum anderen anden verschiedenen Therapien, die es hiernoch gibt. In den Gruppentherapien sowieauch in Einzelgesprächen arbeiten die Therapeutenmit uns. Dabei geht es unter anderemum Situationen, in denen man Gefahrläuft, rückfällig zu werden. Denn esist doch so, dass man diese Klinik durchausmit einer Insel vergleichen kann. Man istweg vom Festland, gut behütet und nichtalleine. So ist es natürlich einfacher abstinentzu bleiben. Dazu kommen noch regelmässigeAtemluft- und Urintests, die,falls positiv, dazu führen können, dass manplötzlich Zeit für die Oper bekommt.Die Kreativität wird hier auch gefördertund ist Teil der Therapie. Nehmen wir zumBeispiel das Fotoatelier. Wenn man nichtnur Kühe fotografiert, sondern seine Aufmerksamkeitauf gewisse Details richtet,so unscheinbar und banal sie auf den erstenBlick auch sein mögen, sieht man dieWelt auch ohne Kamera mit ganz anderenAugen. Oder das Gestalten. Viele Patientenund Patientinnen haben das ersteMal seit ihrer Schulzeit wieder einen Pinseloder ein Stück Ton in der Hand. Und habenFreude daran. Na ja, die meisten jedenfalls.Was ich auch sehr gerne mache, ist meditieren.Der Kurs für Anfänger und Fortgeschritteneist gleichermassen interessantund beliebt. Sport und Bewegung kommenebenfalls nicht zu kurz. Da wird gewalkt,spaziert, Velo gefahren und auch ein Fitnessraumsteht zur Verfügung. Nicht zuvergessen, das Jäten im Garten! Unbedingterwähnenswert ist der Umgang miteinander.Hier begegnen wir uns freundlich undmit Respekt. In der Freizeit spielt man Billardoder Tischtennis, sitzt vor dem Fernseher,liest ein Buch oder schreibt einen Berichtüber die Südhangklinik aus der Sichteines Patienten.Ich bin froh hier zu sein, mir diese Auszeitgenommen zu haben und blicke zuversichtlichin die Zukunft. Wenn Sie inder Nähe der Klinik beim Spazierengeheneinen zufrieden aussehenden, meditierendenMenschen auf einer Bank am Waldrandsitzen sehen, dann bin vielleicht ichdas. Wünschen Sie ihm einfach alles Gute!10 Südhang – Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht


Thema | Der Südhang stellt sich vorProjekt ArbeitsintegrationAn die Arbeit!Ein Pionierprojekt im SüdhangVon Antoinette Rast, Vizedirektorin, ProjektleiterinDie fatale Wechselwirkung zwischen beeinträchtigtemErwerbsleben und der Entwicklungeiner Abhängigkeitserkrankungist durch zahlreiche Studien belegt. Die voneiner Sucht betroffenen Personen haben gegenüberder Gesamtbevölkerung deutlichschlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.Umgekehrt haben Menschen, die im beruflichenWettbewerb die geringeren Chancenhaben, überproportional häufig ein missbräuchlichesoder abhängiges Verhältniszu Suchtmitteln. Eine erhöhte Autonomie,eine geregelte Tagesstruktur und eine sinnstiftendeArbeitssituation sind also wesentlicheWirkfaktoren für eine erfolgreicheSuchttherapie. Die Integration in den Arbeitsmarktund in die Gesellschaft wird somitals bedeutender Schritt bewertet.Das Kompetenzzentrum Südhangnimmt zusammen mit verschiedenen Partnern(beco, Krankenkassen) in der Entwicklungneuer Modelle eine Pionierrolle ein.Mit der Umsetzung des Projektes «Arbeitsintegration»konnte nach längerer Vorarbeitim Sommer 2009 begonnen werden.Die Forschungsabteilung wird konkrete Ergebnissefür die Auswertung mit dem becoim August 2010 liefern können. Grundgedankeder Zusammenarbeit ist, dass Partnerinnenwie ALV (RAV) bereits währenddem stationären Aufenthalt die Arbeitsintegrationfinanziell unterstützen. Einefrühzeitige Verzahnung des Therapieprozessesmit der Arbeitsintegration wirkt sichgünstig auf den weiteren Verlauf aus. Rückfällemit Hospitalisationen und weiterenTherapien sollen verhindert und das Gesundheits-und Sozialwesen entlastet werden.Die Wiederaufnahme einer Erwerbsarbeithat natürlich auch die finanzielleUnabhängigkeit der Betroffenen zum Ziel.Das Programm «Arbeitsintegration»richtet sich an Menschen mit Suchtproblemenmit gleichzeitiger Stellenlosigkeit odergefährdeter Anstellung beziehungsweisefehlender Tagesstruktur. Dies betrifft stationärePatientinnen und Patienten sowieambulante Klientinnen und Klienten, welchedurch die RAV und Sozialdienste zugewiesenwerden. Das Programm ist praxisorientiertund flexibel. Grundkompetenzenwie Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit und Engagementsollen erhöht werden. Im Prozessverlaufsteigen die Anforderungen kontinuierlichan. Der erste Arbeitsmarkt mitseinen Arbeitsbedingungen dient dabei alsReferenzgrösse. In der Abklärungsphase derstationären Suchtbehandlung werden diePatientinnen und Patienten den verschiedenenAngeboten der Arbeitsintegrationzugewiesen. Das Programm führt in Begleitungeines Job-Coaches etappenweisevia internes Arbeitstraining (inklusive Erlernenund Trainieren von Alltagskompetenzen)zu einem externen Arbeitseinsatzin einer Partnerfirma in der freien Wirtschaft.Idealerweise endet dieses Praktikummit einer Festanstellung in einemBetrieb. Wo eine Integration in den erstenArbeitsmarkt nicht möglich ist, wird einegeschützte Arbeitsstelle oder die Errichtungeiner Tagesstruktur angestrebt.sonderausgabe express 2|2010 11


Service | WissenswertesThema | Der Südhang stellt sich vorKompetenzzentrum SüdhangFünf Fragen an Brigit Ryter, KunsttherapeutinKlinik SüdhangSüdhang 1, 3038 KirchlindachAkut- und Entzugsstation• 18 Betten für qualifizierten Entzug• Eintritt werktags nach voran gehendemAbklärungsgesprächIm Südhang ist das Fotografieren ein Teil der Therapie. Welche Zielewerden dabei verfolgt?Es geht darum, aus der Isolation herauszukommen, interessante Motivezu suchen, neue Blickwinkel zu entdecken, Ausschnitte zu wählen,zu fokussieren, genau hinzuschauen. Kurz: Wieder «gwundrig»auf das Leben zu werden, sich mit der äusseren und inneren Welt zuverbinden.Stationäre Entwöhnungstherapien• 13 Betten für Kurzzeittherapie• 24 Betten für Mittelzeittherapie• 11 Betten für LangzeittherapieEintritt jeweils dienstags nachvorangehendem Abklärungs gespräch• Informationen und Beratung sowieAnmeldung zu einem Abklärungs gesprächunter Telefon 031 828 14 14.Ambulatorium SüdhangBubenbergplatz 4b, 3001 Bern• Suchtmedizinische Abklärungen undTherapien• Abklärungen für Arbeitgeber, IV, RAV undRegierungsstatthalterämter sowie Strassenverkehrsamt• Durchführung von verordneten Massnahmen• Informationen und Beratung nur nachTerminvereinbarung Telefon 031 828 80 00Tagesklinik SüdhangBubenbergplatz 4b, 3001 Bern• 12 Plätze für teilstationäre Entwöhnungstherapien• Eintritt nach vorangehendem Abklärungsgespräch• Informationen, Beratung und Terminplanungunter Telefon 031 828 80 00InformationsveranstaltungenFür interessierte Personen jeweils am letztenFreitag des Monats in der Klinik in Kirchlindach.Weitere Informationen unterwww.suedhang.ch oder info@suedhang.chMüssen die Patienten und Patientinnen ihren eigenen Fotoapparatmitbringen?Wir stellen digitale Fotoapparate zur Verfügung, die sie auch in derFreizeit benutzen können. Zu zweit teilen sie sich einen Arbeitsplatzam Computer, wo zwei Programme (Picasa und Photoshop Elements)für die Bearbeitung der Bilder installiert sind. Wer will, kann auch dieeigene Ausrüstung mitbringen.Gibt es in der Umgebung des Südhangs genügend interessante Motive?Es kommt ab und zu vor, dass ein Patient nach einigen Wochen sagt:Jetzt sind mir die Bilder ausgegangen. Dann wird es spannend. Wasgibt es noch nebst Blumen, Häusern und Bergen? Manche entdeckendie Strukturen am Boden oder Kerben in der Baumrinde, machen Nahaufnahmenvon Alltagsgegenständen. Andere beginnen mit Figürchenganze Geschichten zu erzählen oder portraitieren sich gegenseitigin unterschiedlichen Posen und Stimmungen.Wie sieht es mit dem Persönlichkeitsschutz aus?Es dürfen natürlich keine Fotoportraits von anderen Patienten undPatientinnen auf eigenen Speichern mitgenommen oder sonst wieverwendet werden. Damit müssen sich alle schriftlich einverstandenerklären.Haben die Patienten und Patientinnen die Möglichkeit, ihre Bilder auchanderen zu zeigen?Sie können die Fotos zu Filmen zusammenstellen und mit Musik unterlegen.Wir schauen im Atelier oft solche Präsentationen an undversuchen zu ergründen, was ein gutes Bild ausmacht. Diese Serienkönnen auch an der Informationsveranstaltung allen Patienten undPatientinnen gezeigt werden – und einzelne davon werden sogar imSüdhang express veröffentlicht.Online-WeiterbildungOnline-Weiterbildung für Hausärztinnenund Hausärzte unterwww.suedhang.ch/E-Learning.html.Für den erfolgreichen Abschluss des ganzenKurses vergeben die SCAM und die SCIMjeweils 8 Weiterbildungscredits.12 Südhang – Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht


Fünf Fragen an Christa Grossniklaus, SporttherapeutinKultur im SüdhangDas Klettern ist eines der Angebote im Programm der Sporttherapie.Ist das nicht zu gefährlich?Das Klettern ist deutlich weniger verletzungsanfällig als zum Beispiel Spielsportarten,weil die Bewegungen dabei eher langsam und im Idealfall kontrolliert ausgeführt werden.Aber es braucht natürlich sorgfältige Sicherheitsmassnahmen. Vor allem dann,wenn sich die Patientinnen und Patienten selbst sichern. Jedenfalls leben Fussgängeroder Autofahrer gefährlicher als Kletterer.Wo findet das Klettertraining statt, und wer nimmt daran teil?Das Training findet aus organisatorischen Gründen nicht draussen, sondern in derKletterhalle Magnet in Niederwangen statt. Teilnehmen können insbesondere Patientenund Patientinnen von der Entwöhnungstherapie (MT, KT, LT); in Ausnahmefällenauch von der Abklärungsstation. Sowieso muss der Arzt immer grünes Licht füreine Teilnahme geben.Gibt es Diagnosen, bei denen das Klettern besonders geeignet –oder gerade nicht geeignet – ist?Das Klettern ist geeignet, um den Umgang mit Angst zu trainieren. Es hilft Selbstvertrauenaufzubauen und fördert die Konzentrationsfähigkeit; der Klettersport ist somitauch bei ADHS oder Depressionen eine geeignete Methode. Bei Borderlinestörungensind die klaren Strukturen der Kletterwand und die strikten Regeln hilfreich. Zudembietet es Gelegenheit, um den Umgang mit eigenen Grenzen zu üben. Nicht empfehlenswertist das Klettern höchstens bei Patienten und Patientinnen mit einer extremenSozialphobie.Was lässt sich beim Klettern darüber hinaus alles lernen und trainieren?Das Kraftvermögen in Rumpf, Schultergürtel und Beinen wird trainiert, die Bewegungskoordinationverbessert, die sensorische und perzeptive Wahrnehmung wirdgeschult. Wie bereits erwähnt, hilft es Selbstvertrauen und auch gegenseitiges Vertrauenaufzubauen, das Erfahren von Erfolgen kann stärkend wirken. Die Patientenund Patientinnen lernen, Verantwortung für andere und für sich selbst zu übernehmensowie ihre Handlungskompetenz weiter zu entwickeln.Der Südhang ist manchmal auch eineGalerie, ein Kino, ein Festplatz oderein Konzerthaus. Maria Marchetta ausBerlin war während vier Monaten alsKünstlerin zu Gast im Kutscherhaus.Im Tenn flimmerten die Filme «DieHerbstzeitlosen» sowie «Rhythm is it»über die Leinwand, und das Medizinerorchesterspielte vor ausverkauftemHaus. Das Südhangfest fand im2009 wieder unter einer strahlendenAugustsonne statt. Ernst Oppliger ausMeikirch stellte seine Scherenschnitteaus – das Interesse des Publikums warenorm!Anstehende Kulturveranstaltungen:Südsicht 2010Einsichten – AussichtenKünstlerinnen und Künstler aus derGemeinde Kirchlindach zeigen im Projekt«Gmeindwäg Kirchlindach» ihreWerke auf dem Klinikgelände.Südhangfest 2010Traditionsgemäss findet am letztenSonntag im August, heuer am29. August 2010, das Südhangfeststatt.Gibt es Patienten und Patientinnen, welche das Klettern nach der Zeit im Südhangweiterführen?Einige kommen nach Austritt aus der Klinik noch regelmässig in die Kletterhalle. Manchestoppen dann das Training aber nach mehreren Monaten. Mir haben schon abund zu am Südhangfest Patienten berichtet, dass sie weiterhin selbständig draussenklettern. Gelegentlich treffe ich sogar einen ehemaligen Patienten zufällig in einemKletterfelsen oder in der Halle an.Weitere Informationen finden Sie aufunserer Website www.südhang.chsonderausgabe express 2|201013


Jahresrückblick 2009 | Strategie Projekt 2020Die Ziele und Arbeiten der «Strategie 2020» wurdenauch im Berichtsjahr konsequent weiterentwickeltund Schritt für Schritt umgesetzt.Vreni Jenni-Schmid, Stiftungsratspräsidentin14 Südhang – Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht


Erneuerungsprozess ausder Sicht des StiftungsratsDie Ziele und Arbeiten der «Strategie 2020» wurdenauch im Berichtsjahr konsequent weiterentwickeltund Schritt für Schritt umgesetzt.Jahresrückblick 2009 | Strategie Projekt 2020Von Vreni Jenni-Schmid, StiftungsratspräsidentinFolgende Projekte wurdenrealisiert, weiter bearbeitet oderneu aufgenommen:• Die Eröffnung des Ambulatoriums undder Tagesklinik auf dem Areal des Burgerspitalsan zentraler Lage in Bern.• Neuauftritt der Erscheinungsbilderbezüglich Website, Jahresbericht,Hauszeitschrift «express» und Informationsbroschüren.Diese haben nun eineinheitliches Gesicht erhalten.• Implementierung der Arbeitsintegrationfür Patientinnen und Patienten währenddes Therapieaufenthaltes und für externeKlienten und Klientinnen, zugewiesendurch RAV, Sozialdienste, IV und mit Betriebenaus der Wirtschaft. GleichzeitigeEntflechtung der betrieblichen Dienstleistungenund der therapeutischenAngebote.• Angebot von suchtmedizinischen Abklärungenund Gutachten für obgenanntePartnerinstitutionen.• Eine Kooperation mit dem Blauen KreuzBern und der Terra Vecchia bezüglichDienstleistungen im psychiatrischenund suchtmedizinischen Bereich.• Die erarbeitete Führungsstruktur miteiner breiteren Abstützung der oberstenFührungsverantwortung (Direktion mitDirektor, Chefarzt und Vizedirektorin)und der Einbindung der wichtigstenBereiche in die Geschäftsleitung.• Evaluation der zukünftigen strategischenInhalte der Forschungstätigkeitinnerhalb der atf-schweiz (Tendenz zuverstärkter Evaluations- und Katamneseforschung).In Bearbeitung sind weiterhinfolgende Projekte:• Die Neuorganisation der Administration• Die Zertifizierung der Tagesklinik unddes Ambulatoriums (Mai 2010)• Das Konkretisieren der Implementierungvon Casemanagement im Angebot desKompetenzzentrums• Die Weiterentwicklung der IT in RichtungProzessorientierung und Verbesserungder Vernetzung der Anwendersowie der fachlichen Kommunikation• Verhandlungen mit weiteren möglichenKooperationspartnern• Die Mitgestaltung des kantonalen Suchtkonzeptesin verschiedenen Fachgruppen• Das Initiieren eines neuen Finanzierungskonzeptes• Die Vorbereitung zur Erfüllung derrechtlichen Grundlagen per 2012 (KVGRevision)Der Stiftungsrat stellt erfreut fest, dass sichdie Strategie 2020 bewährt und der eingeschlageneWeg weiterverfolgt werdenkann.sonderausgabe express 2|201015


Forschung | SuchtbehandlungNeue KooperationenBisher konzentrierten wir uns im ambulanten und stationären Bereich vorwiegendauf die suchtmedizinische, ganzheitliche Therapie von Personen mit Alkohol-, TablettenoderNikotinproblemen. Der Konsum von illegalen Suchtmitteln stellte für uns eineklare Grenze dar.Von Peter Allemann, ChefarztDie Realität zeigt: die Trennung beginnt sich zunehmend aufzulösen.Alkohol und Kokain, Designerdrogen und Medikamente –die Konsummuster und der Mix der Suchtmittel werden immervielfältiger. Diese Tatsache muss sich auf die Therapieangeboteauswirken. Die Zusammenarbeit von Anbietern aus dem legalenund illegalen Suchttherapiebereich drängt sich geradezu auf. Vonsolchen Kooperationen profitieren in erster Linie die Betroffenenselbst, die Patient/innenwege können vereinfacht, verkürzt undintensiviert werden. Auch die Partner sind auf der Gewinnerseite:langjähriges Know-how wird ausgetauscht und Erfahrungenauf neuen Gebieten gesammelt. Unter dem Strich lassen sich dabeimöglicherweise sogar Kosten sparen, ein wichtiges Plus ausder Sicht der Krankenversicherer und der Politik.Das Kompetenzzentrum Südhang fand im vergangenen Jahrzwei neue Kooperationspartner im ambulanten Bereich. Für dasBlaue Kreuz führen wir wöchentlich suchtmedizinische Abklärungendurch, beteiligen uns an internen Fallbesprechungenund helfen bei der Organisation und Durchführung von Projektenauf verschiedenen Ebenen mit. Die gegenseitige Teilnahmean den internen Weiter- und Fortbildungsveranstaltungenstösst bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf grosses Interesse.Für die neue Kurzzeittherapie der Terra Vecchia in Kehrsatzhaben wir die medizinisch-psychiatrische Betreuung ihrerPatienten und Patientinnen übernommen. Wir führen Eintrittsuntersuchungendurch, verordnen weitere Abklärungen undzeichnen für die medikamentöse Therapie im psychiatrischenBereich verantwortlich. Zudem stellen wir Terra Vecchia einenärztlichen 24h-Hintergrunddienst zur Verfügung. Gleichzeitigbauten wir die institutionsübergreifende Zusammenarbeit imstationären Bereich mit dem KODA (heroingestützte Behandlungin Bern) aus. Der Südhang nahm im letzten Jahr sechsPatientinnen und Patienten auf, welche hier während des Alkoholentzugsdas vom KODA verschriebene Heroin weiter erhielten.Mit den regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) startetenwir ein gemeinsames, vom Kanton unterstütztes Pilotprojekt fürStellenlose mit Suchtproblemen.Der eingeschlagene Weg weist in die richtige Richtung. Für daslaufende Jahr sind weitere Kooperationen geplant und entsprechendeVorabklärungen haben bereits stattgefunden.> www.koda.ch> www.blaueskreuz.ch> www.terravecchia.ch16 Südhang – Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht


Direktion | Jahresrechnung 2009Investitionen in die ZukunftDas vergangene Betriebsjahr war von der Eröffnung der Tagesklinikund dem Umzug des Ambulatoriums Südhang geprägt. Trotz erstmaligroter Zahlen ist die Rechnung aufgegangen.Von Marcel Schmid, Leiter Finanzen/ITObwohl die Idee einer Tagesklinik fürSuchtmittelabhängige schon lange in denKöpfen der Direktion des KompetenzzentrumsSüdhang reifte, war die Zeit zwischendem Umsetzungsentscheid und derEröffnung sehr kurz. Im Sommer 2008 fandendie konkreten Verhandlungen mit denFinanzpartnern statt, bereits im Mai 2009konnten die ersten Patienten und Patientinnenbegrüsst werden. Der Kanton Bernzeigte sich an der Realisierung der Tageskliniksehr interessiert, weil sich dadurcheine wichtige Lücke in der Versorgungsketteschliessen liess. Zusammen mit demKanton Bern und der Sektion Bern der santésuisse,dem Dachverband der SchweizerKrankenversicherer, konnten Tarifverträgeausgehandelt werden, welche die neueTagesklinik auf eine solide und überlebensfähigeBasis stellen. Im ehemaligenPersonalhaus des Burgerspitals standenideale Räume zur Verfügung. Zusammenmit der Vermieterin, der BurgergemeindeBern, wurden die Räume sehr schön undzweckmässig saniert. Ohne die professionelleund unkomplizierte Zusammenarbeitaller Beteiligten wäre die Realisierungdieser für den Südhang wie auch für denKanton Bern wichtigen Tagesklinik nichtmöglich gewesen.Viele Ressourcen gebundenDie Schaffung des neuen Angebots hatviele Ressourcen gebunden: einerseits dieArbeitszeit der Verantwortlichen der therapeutischenund betrieblichen Leitung,andererseits auch finanzielle Mittel. DieSanierungsarbeiten wurden aktiviert, dieInvestitionen werden über die kommendenJahre abgeschrieben. Für die therapeutischenund administrativen Aufgabenkonnten insgesamt gut vier Vollzeitstellengeschaffen werden. Es versteht sich vonselbst, dass die zwölf Behandlungsplätzenicht vom ersten Tag besetzt waren, miteiner kumulierten Auslastung für die erstenacht Monate von knapp 70 % erzieltenwir aber ein gutes Resultat. Weder für dieSanierung, noch für die Möblierung oderals Anschubfinanzierung stellte der Kantonweitere Gelder zur Verfügung. Daherresultiert zum ersten Mal seit der Einführungvon Leistungsvereinbarungen mitdem Kanton ein Verlust in der Betriebsrechnung.Da der Aufwand für die Tagesklinikden Charakter einer Investition indie Zukunft hat und wir bereits für 2010wieder mit einer schwarzen Null rechnen,ist das Betriebsergebnis in dieser Form alsErfolgsrechnung Südhang in CHFErfolg zu werten. In der Klinik in Kirchlindachkonnten wir auf allen Abteilungendie geplante Auslastung von 90 % übertreffenund erreichten mit 21 551 Behandlungstageneine kumulierte Belegung von 93.7 %.Hilfreicher FondsDer Hilfsfonds der Klinik Südhang, welcheraus Spenden gespeist wird, hat einemehr als hundertjährige Tradition. Durchdie Auflösung der Stiftung Sunneschy unddes Erholungsheims für abstinente Eisenbahnerflossen uns CHF 15 000.– zu. Wirverdanken an dieser Stelle die grosszügigeSpende und versichern, die Gelder im Sinneder Stifter zu verwenden. Neben den vielenkleinen Beiträgen, welche unbürokratischHilfe im Alltag leisten, zogen wir den Hilfs-2009 2008Kanton Bern 4 547 440 4 329 330andere Kantone 1 636 752 1 418 263Total Kantone 6 184 192 5 747 593Krankenkassen 4 062 108 3 674 849übrige Erträge aus Therapie 405 908 338 463Total Ertrag aus Therapie 10 652 208 9 760 905Übrige Erträge 899 531 814 311Total Ertrag 11 551 739 10 575 216Personalaufwand 7 861 952 7 025 807Sachaufwand 2 999 329 2 685 816Mieten und Abschreibungen 790 476 692 030Zinsaufwand 0 0Anlageaufwand 790 476 692 030Total Aufwand 11 651 757 10 403 653Erfolg - 100 018 171 56318 Südhang – Kompetenzzentrum für Mensch und Sucht


Agenda | AnlässeTermineInformations-VeranstaltungenBetroffene, Angehörige, Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen sowieweitere Interessierte können sich ein Mal im Monat von 14 bis 15 Uhrüber die Therapieangebote in der Klinik Südhang informieren.fonds gezielt für Therapiematerialien für die Tagesklinikbei. So wird zum Beispiel Musiktherapieangeboten, da sich mit Hilfsfondsmitteln dieentsprechenden Instrumente erstehen liessen.Spenden 2009 ab CHF 150.–Erholungsheim und Ruhesitz zum «Sunneschy»der abstinenten Eisenbahner, Basel 15'000.00Evang.-ref. Kirchgemeinde Zollikofen 1'000.00Kirchgemeinde Jegenstorf-Urtenen 1'000.00Ref. Kirchgemeinde Münsingen 878.20Herr Urs Bitzi, Bern 500.65Zunftgesellschaft zu Schmieden, Bern 500.00Herr Dr. H.P. Bieri, Oberdiessbach 500.00Kirchgemeinde Grindelwald 500.00Evang.-ref. Kirchgemeinde Köniz 500.00Wohnhandwerk GmbH, Langnau i. E. 500.00Kirchgemeinde Kirchlindach 500.00Gesellschaft zu Ober-Gerwern 500.00Evang. Ref. KirchgemeindeMünchenbuchsee-Moosseedorf 500.00Kirchgemeinde Riggisberg-RütiSpende 2008 und 2009 400.00Einwohnergemeinde Utzenstorf 300.00Kirchgemeinde Utzenstorf 300.00Kirchgemeinde Nidau 271.70Frau Emma Martin-Lüthi,Münchenbuchsee 220.00Evang.-ref. Kirchgemeinde Ins 200.00Herr Ulrich Meerstetter, Steffisburg 200.00Herr Werner Röthlisberger, Oberbözberg 200.00Valiant Bank, Bern 200.00Einwohnergemeinde Muri b. Bern 200.00Gemeinde Oberhofen 200.00Kirchgemeinde Trubschachen 186.70Herr Ernst Stegmann, Bern 160.00Nächste Termine: 30. Juli, 27. August, 24. September und29. Oktober 2010Für Institutionen und Verbände organisieren wir auf Anfrage spezielleInformationsveranstaltungen.JassenDas traditionelle Jassturnier findet in der Regel am letzten Freitag desMonats in der Klinik Südhang statt.Nächste Termine: 30. Juli, 24. September und 29. Oktober 2010Start ist um 19.30 Uhr. Bitte jeweils bis Mittwochabend vor dem Anlassanmelden unter Telefon 031 828 14 14. Wegen dem Südhangfest findetim August kein Jassturnier statt.Öffentliche Cafeteria in KirchlindachIn der Cafeteria im Herrenhaus der Klinik Südhang bieten wir montagsbis freitags ein komplettes Menu, eine vegetarische Variante sowieSnacks und Sandwiches an. Zudem verwöhnen wir unsere Gäste miteinem frischen und reichhaltigen Salatbuffet. Bitte melden Sie grosseGruppen telefonisch beim Sekretariat an: Telefon 031 828 14 14. Wir freuenuns auf Ihren Besuch!Kultur im Südhang: Südsicht 2010, Einsichten – AussichtenKünstlerinnen und Künstler aus der Gemeinde Kirchlindach zeigen imProjekt «Gmeindwäg Kirchlindach» ihre Werke auf dem Klinikgelände.Die Ausstellung ist jeweils Samstag und Sonntag, von 14.00 bis 20.00 Uhrgeöffnet. Zudem kann die gesamte Ausstellung mittwochs von 19.00 bis21.00 Uhr besucht werden. Die Werke im Aussenraum sind jederzeit freizugänglich. Die Finissage ist am Bettag, 19. September 2010.Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website: www.südhang.chSüdhangfestTraditionsgemäss findet am letzten Sonntag im August, heuer am29. August 2010, das Südhangfest statt. Nebst Informationen überunsere Angebote verwöhnen wir die Gäste mit Köstlichkeiten aus derKüche, unwiderstehlichen Desserts und erfrischenden alkoholfreienDrinks. Mit Tomazobi ist auch im musikalischen Bereich wiederum fürbeste Stimmung und Unterhaltung gesorgt. Wir freuen uns auf einwunderschönes Fest!Vorschau auf den express 3/10Ambulant oder stationär? Die nächste Ausgabe unserer Hauszeitschriftstellt diese aktuelle Frage in den Mittelpunkt. Einegute Gelegenheit, um die verschiedenen Kooperationspartnerdes Südhangs näher vorzustellen.sonderausgabe express 2|2009 2|201019


Kultur im SüdhangDas traditionelle Südhangfest im August hat sich vom Ehemaligentreffenzu einem veritablen Volksfest entwickelt. Mit Spielen, Musik,Clowns, Tombola und vielem mehr wird für beste Unterhaltunggesorgt. Natürlich können Sie sich auch umfassend über unsereTherapieangebote informieren. In der Festwirtschaft, der alkoholfreienBar und der Cafeteria bieten wir feine Speisen, erfrischendeGetränke und Süssigkeiten an.Sonntag, 29. August 2010, 10 bis 17 UhrTomazobiPayaso NunyMusikgesellschaft Kirchlindach> Gottesdienst um 10.15 Uhr> Vielseitiges Kinderprogramm mit Kletterwand,Schminken, Spielen und Geschicklichkeitsrädern> Festwirtschaft> Informationen über Sucht und Therapie> Südsicht 2010: Ausstellung von Künstlernmit Bezug zu KirchlindachBitte benutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel,da das Parkplatzangebot beschränkt ist!

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