Projektionen auf abgeschlossene konvexe Mengen

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2.2 Projektion <strong>auf</strong> einen <strong>abgeschlossene</strong>n <strong>konvexe</strong>n KegelKonvexe Kegel sind wichtige Beispiele für <strong>konvexe</strong> <strong>Mengen</strong>, da man sie irgendwozwischen Unterräumen und allgemeinen <strong>konvexe</strong>n <strong>Mengen</strong> einordnenkann. Das bedeutet, dass die Eigenschaften eines Projektionsoperators für <strong>abgeschlossene</strong><strong>konvexe</strong> Kegel feiner sind als die in 2.1 genannten und denen einerProjektion <strong>auf</strong> einen Unterraum näher kommen.Erinnern wir uns an die Definition eines Kegels. Wir können davon ausgehen,dass ein Kegel für gewöhnlich eine Spitze besitzt (siehe Abb.3); im Folgendenwerden nur Kegel mit der Spitze im Nullpunkt betrachtet.Definition 2.2.1 (Polarkegel). Sei K ein <strong>konvexe</strong>r Kegel. Der zu K gehörigePolarkegel ist die Menge K ◦ := {s ∈ IR n : 〈s, x〉 ≤ 0 ∀x ∈ K}.Zum Polarkegel kann gesagt werden, dass er ein <strong>abgeschlossene</strong>r <strong>konvexe</strong>r Kegelist. Ist K ein Unterraum, so gilt K ◦ = K ⊥ . Für die Polarität gilt dieBeziehung: K ′ ⊆ K ⇒ (K ′ ) ◦ ⊇ K ◦ (Beweis: s ∈ K ◦ Def.⇒ 〈s, x〉 ≤ 0 ∀x ∈ K,insbesondere 〈s, x〉 ≤ 0 ∀x ∈ K ′ Def.⇒ s ∈ (K ′ ) ◦ ). Das einzige Element in K∩K ◦ist der Nullvektor: Sei ˜x ∈ (K ∩ K ◦ ). Für ˜x ∈ K ◦ gilt 〈˜x, x〉 ≤ 0 ∀x ∈ K. Insbesonderegilt 〈˜x, ˜x〉 ≤ 0, da ˜x ∈ K; also muss ˜x = o gelten.Beispiele 2.2.2.1. Seien x 1 , ..., x m ∈ IR n gegeben; betrachte deren kegelförmige Hülle (sieheAbb.4):m∑K = { α j x j : α j ≥ 0 für j = 1, ..., m} ⇒j=1A := {s ∈ IR n : 〈s, x j 〉 ≤ 0 für j = 1, ..., m} ! = K ◦Angenommen, die Behauptung ist wahr, dann werden zur Darstellungdes Polarkegels die Vektoren s benötigt, die einen Winkel zwischen 90 ◦und 270 ◦ zu den Vektoren x j bilden, und zwar für alle j (siehe Abb.4).Noch zu zeigen ist A = K ◦ :⊆“: Sei s ∈ A.”⇒ 〈s, x j 〉 ≤ 0 ∀j α j≥0⇒ α j 〈s, x j 〉 ≤ 0 ∀j ⇒” ⊇“: Sei s ∈ K◦ .〈 〉m∑⇒ s, α j x jj=1m∑α j 〈s, x j 〉 ≤ 0 ⇒ Beh.j=1≤ 0 ∀α j ≥ 0 α i:=1,α j :=0 f.j≠i⇒ s ∈ A.4


2. Betrachte das Standardskalarprodukt und die kanonische Basis des IR n .Der nicht-negative Orthant ist definiert alsΩ + := {x = (ξ 1 , ..., ξ n ) : ξ i ≥ 0 ∀i}.Der nicht-positive Orthant bildet den zugehörigen Polarkegel (siehe Abb.5):(Ω + ) ◦ = Ω − := {s = (σ 1 , ..., σ n ) : σ i ≤ 0 ∀i}.Dies ist logisch, da die Basisvektoren des IR n alle orthogonal zueinandersind.Eine Charakterisierung für den Projektionsoperator, der Punkte des IR n <strong>auf</strong>einen <strong>abgeschlossene</strong>n <strong>konvexe</strong>n Kegel projeziert, liefert der folgende Satz:Satz 2.2.3. Sei K ein <strong>abgeschlossene</strong>r <strong>konvexe</strong>r Kegel, y x ∈ K. ⇒y x = p K (x) ⇔ (i) (x − y x ) ∈ K ◦ und (ii) 〈x − y x , y x 〉 = 0. (2.2.1)Beweis:⇒:“ Wir wissen nach Satz 2.1.1:”y x = p K (x) ⇔ 〈x − y x , y − y x 〉 ≤ 0 ∀y ∈ K. (2.2.2)Setze y := αy x , α ≥ 0 (deckt nach Definition eines Kegels alle Punkte imKegel ab). ⇒〈x − y x , αy x − y x 〉 ≤ 0 ⇔ (α − 1) 〈x − y x , y x 〉 ≤ 0Da α − 1 einen positiven oder negativen Wert annehmen kann, folgt:〈x − y x , y x 〉 = 0 mit(2.2.2)⇒ 〈x − y x , y〉 ≤ 0 ∀y ∈ K, d.h. (x − y x ) ∈ K ◦ .⇐:“ Es gilt:”(a) f x (y) Def.fx= 1 2 ‖x − y x + y x − y‖ 2 ≥ f x (y x ) + 〈x − y x , y x − y〉 ,was man durch Nachrechnen zeigen kann, und(b) 〈x − y x , y x − y〉 (ii)= − 〈x − y x , y〉 (i)≥ 0.Aus (a) folgt mit Hilfe von (b): f x (y) ≥ f x (y x ) ∀y ∈ K, d.h. y x löst dasMinimierungsproblem (2.1.1).Bemerkung 2.2.4. Nach (2.1.4) wissen wir bereits, dass p K (x) in der Seitenflächevon K liegt, die durch die Bedingung α T y ≤ β abgegrenzt wird. Mit Hilfevon (2.2.1) und der Definition des Polarkegels können wir jedoch eine weitereAussage treffen: x−p K (x) liegt in der Seitenfläche von K ◦ , die von der Bedingung〈p K (x), y〉 ≤ 〈p K (x), x − p K (x)〉 abgegrenzt wird (siehe Abb.6; dort entspricht˜β der rechten Seite dieser Ungleichung, nämlich 〈p K (x), x − p K (x)〉).5


Es gibt einige Eigenschaften von p K , die aus (2.2.1) folgen:1. p K (x) = 0 ⇔ x ∈ K ◦ .2. p K (αx) = αp K (x) ∀α ≥ 0 (siehe Abb.7).3. p K (−x) = −p −K (x) (siehe Abb.8).Diese Eigenschaften verallgemeinern in gewisser Weise die Linearität einerProjektion <strong>auf</strong> einen Unterraum.Eine weitere wichtige Eigenschaft ist folgende (siehe Abb.9):p K (x) + p K ◦(x) = x (2.2.3)Im übertragenen Sinne spielt diese die Rolle von p V (x) + p V ⊥(x) = x bei einerProjektion <strong>auf</strong> einen Unterraum V und führt <strong>auf</strong> den folgenden Zerlegungssatz:Satz 2.2.5 (J.J.Moreau). Sei K ein <strong>abgeschlossene</strong>r <strong>konvexe</strong>r Kegel, seien x,x 1 und x 2 ∈ IR n ; dann sind folgende Aussagen äquivalent:1. x = x 1 + x 2 mit x 1 ∈ K, x 2 ∈ K ◦ , 〈x 1 , x 2 〉 = 0.2. x 1 = p K (x) und x 2 = p K ◦(x).Die Behauptung folgt direkt aus (2.2.3) und der Charakterisierung (2.2.1).Im Gegensatz zur Zerlegung des IR n in Unterräume ist die Zerlegung von xin die Summe von x 1 und x 2 mit x 1 ∈ K und x 2 ∈ K ◦ nicht eindeutig, da dieOrthogonalität, also die Bedingung 〈x 1 , x 2 〉 = 0, nicht automatisch gegebenist. Jedoch ist die im Satz 2.2.5 beschriebene Zerlegung in folgendem Sinneoptimal (siehe Abb.10):x = x 1 + x 2 mit x 1 ∈ K, x 2 ∈ K ◦ ⇒‖x 1 ‖ ≥ ‖p K (x)‖ und ‖x 2 ‖ ≥ ‖p K ◦(x)‖ .6

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