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Schmerzen - h.e.p. verlag ag, Bern

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Training & Transfer Pflege 1 4Curriculumsverbund ABZ (Hrsg.)<strong>Schmerzen</strong>142. Aufl<strong>ag</strong>e


Inhaltsverzeichnis | <strong>Schmerzen</strong> | 14InhaltsverzeichnisVorwort 71 einführung in das Thema 91.1 Lernziele 101.2 Methoden 151.3 Fallbeispiel 171.4 Phänomen Schmerz – Grundl<strong>ag</strong>enund Aufgaben 19Phänomen Schmerz erfassen, beurteilenund behandeln 19Schmerzphysiologie 21Schmerzerfassung 29Schmerztherapie 34Pflegedi<strong>ag</strong>nostischer Prozess 392 fallbearbeitung 452.1 Schmerzerfassung im pflege-di<strong>ag</strong>nostischen Prozess 46Schmerzassessment zurPflegebedarfserhebung 46Schmerzprotokoll undTherapieoptimierung 542.2 Präventives und präemptivesSchmerzman<strong>ag</strong>ement 62Akute postoperative oder posttraumatischeSchmerztherapie 62Patientenkontrollierte intravenöseAnalgesie 69Rückenmarksnahe Anästhesien undderen Überwachung: Periduralanästhesie/-analgesie und Spinalanästhesie 79Information und Beratung 933 aufgaben zur vertiefungund zum Transfer 993.1 Alte, behinderte und chronisch kranke4 werkstattanalyse undLösungen 1174.1 Reflexion zur Werkstattarbeit 1184.2 Phänomen Schmerz – Lösungen 121Lösungen zu AufgabenSchmerzphysiologie 121Lösungen zu AufgabenSchmerzerfassung 124Lösungen zu AufgabenSchmerztherapie 130Lösungen zu AufgabenPflegedi<strong>ag</strong>nostischer Prozess 1364.3 Schmerzerfassung im pflege-di<strong>ag</strong>nostischen Prozess – Lösungen 137Lösungen zu AufgabenSchmerzassessmentzur Pflegebedarfserhebung 137Lösungen zu AufgabenSchmerzprotokollund Therapieoptimierung 1424.4 Präventives und präemptivesSchmerzman<strong>ag</strong>ement – Lösungen 146Lösungen zu Aufgaben Akutepostoperative oder posttraumatischeSchmerztherapie 146Lösungen zu AufgabenPatientenkontrollierte intravenöseAnalgesie 148Lösung zu Aufgaben RückenmarksnaheAnästhesien 150Lösungen zu Aufgaben Informationund Beratung 1595 Literatur 1615.1 Literatur zur Bearbeitung 1625.2 Weiterführende Literatur 1665.3 Internetadressen 170Menschen 1003.2 Somatoforme Schmerzstörung 1083.2 Schmerzman<strong>ag</strong>ement bei Kindern 1135


14 | training & transfer Pflege | <strong>Schmerzen</strong>6 Anhang: erfassungsinstrumente,schmerzprotokolleund weitereAnsichtsmaterialien 1716.1 Erfassungsinstrumente 172Schmerzscreening 174Kinder und Jugendliche 175Erwachsene 188Erwachsene mit kognitiven undkommunikativen Einschränkungen 1906.2 Schmerzt<strong>ag</strong>ebuch 1966.3 Schmerzprotokoll 1976.4 PDA 1996.5 PCIA 2006


VorwoRT | <strong>Schmerzen</strong> | 14VorwortZum Lehrplan Pflege HF gehört einerseits nicht nur eine fundierte schulischeAusbildung, in der Sie als angehende Pflegefachperson die notwendigen theoretischenKenntnisse erwerben, sondern andererseits auch eine praktischeSchulung, in der Sie sich in der Praxis Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeitenaneignen: In einem Akutspital, einem Pflegeheim, einer psychiatrischenEinrichtung oder einer Spitex-Organisation eignen Sie sich die professionellenFähigkeiten und Fertigkeiten an und setzen das theoretische Grundwissenum.Wie muss nun aber der Transfer zwischen den beiden Lernbereichen gestaltetwerden, damit jeder Bereich vom anderen optimal profitiert? Wie lässt sichdas angeeignete theoretische Wissen in der Praxis umsetzen? Und wie könnenin der Praxis erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten mittels Theorie gefestigtwerden? Solche Fr<strong>ag</strong>en betreffen den Lernprozess jeder und jedes Studierenden.Die Lösungen finden sich am «dritten Lernort», im Lernbereich Training& Transfer (LTT).Im Lehrplan der Kantone Aargau, <strong>Bern</strong>, Schaffhausen und Zürich (ABZ) wirdden Schnittstellen zwischen Theorie und Praxis viel Gewicht beigemessen.Aus der Überzeugung heraus, dass die Kompetenz, etwas theoretisch Gelerntesin der Praxis umzusetzen bzw. etwas in der Praxis Gelerntes mit Theoriezu untermauern, unterstützt und geübt werden will, wurde im Rahmen derEntwicklung des Lehrplans für den LTT ein eigenes Lehrmittel erarbeitet,welches nicht nur im Lehrplan ABZ, sondern bei jeder Ausbildung zur PflegefachpersonHF eingesetzt werden kann.Mit den 18 Arbeitsheften der Reihe Training & Transfer Pflege möchten wirden Studierenden der HF Pflege, der Pflegepraxis und anderen Interessiertenim Gesundheitswesen ein Arbeitsmittel zur Verfügung stellen, das als Transferelementzwischen Theorie und Praxis dienen soll. Jedes Arbeitsheft basiertauf einem Fallbeispiel, das als Ausgangsl<strong>ag</strong>e für die Arbeitsaufträge dient.Dabei wird auf dem Vorwissen der Studierenden aufgebaut – mit einem Vorkenntnistestkann der eigene Wissensstand überprüft werden. Alle Arbeitsheftewurden unter Mitwirkung von Berufsfachpersonen aus Praxis undSchule entwickelt. An dieser Stelle danken wir allen Beteiligten herzlich fürihr grosses Eng<strong>ag</strong>ement.Im Namen der an der Entwicklung des Lehrplans ABZ beteiligten Kantone undBildungsanbieter wünschen wir Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Ausbildung!Die HerausgeberPeter MarbetWerner MathisErnst SchläpferHanni Wipf7


1 Einführung in das ThemaIn Ihrer Pflegetätigkeit begegnen Sie häufig Menschen, die an <strong>Schmerzen</strong>leiden – akuten <strong>Schmerzen</strong>, chronischen <strong>Schmerzen</strong>, <strong>Schmerzen</strong> unterschiedlicherHerkunft.<strong>Schmerzen</strong> sind eine unangenehme Erfahrung: Ganz abgesehen von der physisch-funktionalenBeeinträchtigung, können <strong>Schmerzen</strong> den betroffenen Menschenauch psychisch erheblich belasten und sein Sozialleben einschränken.


14 | training & transfer Pflege | <strong>Schmerzen</strong>Chronische <strong>Schmerzen</strong> bedeuten verminderte Lebensqualität. Pflegefachpersonenbenötigen fundiertes Fachwissen, um mit Kompetenz und Kreativität zueinem wirkungsvollen Schmerzman<strong>ag</strong>ement beizutr<strong>ag</strong>en.Die Auseinandersetzung geschieht auf Basis Ihrer Kenntnisse zur Schmerzphysiologie,zum Schmerzassessment und zu schmerztherapeutischen Interventionen.Im Fähigkeits-/Fertigkeitstraining üben Sie das Erheben und kritische Einschätzenvon Daten, anhand deren Sie den Pflegebedarf bei Schmerzpatientinnen/-patienten ermitteln können. Dabei trainieren Sie den zielgerichteten Einsatzgeeigneter Instrumente zum Erfassen, Beurteilen und Dokumentieren derSituation von Menschen mit akuten und chronischen <strong>Schmerzen</strong>, beim Erstkontaktund im weiteren Verlauf.Sie wiederholen die Prinzipien eines wirkungsvollen Schmerzman<strong>ag</strong>ementsund erkennen die Bedeutung einer kontinuierlichen Überprüfung der Wirksamkeitschmerzlindernder Massnahmen. Sie lernen, in welchen Situationeninterdisziplinäre Absprachen zu treffen sind und wie Sie dabei vorgehen;Sie vertiefen ausserdem Ihr Wissen über medikamentöse sowie nicht-medikamentöseInterventionen und entwickeln wirksame pflegerische Unterstützungsangebote.1.1 LernzieleNach Kumar (2007) spielen Pflegefachpersonen in der Ausführung eines angepasstenund wirksamen Schmerzman<strong>ag</strong>ements eine zentrale Rolle, da sie Patientinnen/Patientensowie ihre Familien eng begleiten und eine konstante individuelle,emotionale und spirituelle Betreuung bieten. Des Weiteren haben sieeine wichtige Rolle in der Überwachung und Beurteilung von <strong>Schmerzen</strong> inne.Dabei nehmen sie grossen Einfluss auf die Schmerztherapie, da sie in Zusammenarbeitmit Ärzten Empfehlungen zu schmerztherapeutischen Interventionenaussprechen können und das individualisierte Schmerzman<strong>ag</strong>ement planenund durchführen. Pflegefachpersonen koordinieren die interdisziplinäreZusammenarbeit im multidisziplinären Schmerztherapieman<strong>ag</strong>ement undfördern die Kommunikation zwischen Patientin/Patient und ihrem/seinemUmfeld im interdisziplinären Team. Ziel ist es, die Schmerzkontrolle zu optimierenund <strong>Schmerzen</strong> präventiv zu behandeln. Dabei sollen der Patientin/dem Patienten die Vorteile und Grenzen der verschiedenen Therapieformenaufgezeigt werden, um das Schmerzman<strong>ag</strong>ement und Selbstman<strong>ag</strong>ement vonPatienten zu optimieren.Das Arbeitsheft <strong>Schmerzen</strong> unterstützt Sie in der Entwicklung notwendigerKompetenzen für die Planung und Durchführung eines zielgerichteten, wirksamenund individuell angepassten Schmerzman<strong>ag</strong>ements innerhalb des Pflegeprozesses.10


Einführung in das Thema | <strong>Schmerzen</strong> | 14Die Kompetenzen umfassen die gezielte Beobachtung und Befr<strong>ag</strong>ung vonPatientinnen/Patienten mit akuten und chronischen <strong>Schmerzen</strong>, damit derPflegebedarf erfasst und beurteilt werden kann. Weiter planen Sie als Pflegefachpersonin Absprache mit Patientinnen/Patienten und ihrem Umfeld unterEinbezug Ihres Fachwissens und unter Berücksichtigung psychologischer,physiologischer, ethischer, sozio-kultureller und spiritueller Gesichtspunktesowie in Zusammenarbeit mit interdisziplinären Teams eine angepasste, präventiveund wirksame Pflege. Sie sind zudem für die Durchführung und Evaluationdes geplanten Pflegeprozesses verantwortlich. So gewährleisten Sieeine wirksame, patientenzentrierte, wirtschaftlich zweckmässige Pflege, diedie Zufriedenheit und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert.Im «Expertenstandard Schmerzman<strong>ag</strong>ement in der Pflege» (Schiemann,2011) werden fünf Kompetenzbereiche innerhalb des Schmerzman<strong>ag</strong>ementsbeschrieben:• Schmerzeinschätzung, Schmerzassessment durchführen,• medikamentöse Schmerzbehandlung,• Behandlung und Prävention von Nebenwirkungen,• nicht-medikamentöse Schmerzbehandlung und Kontraindikationen,• Beratung und Schulung von Patientinnen/Patienten und Angehörigen.Ziel des Schmerzman<strong>ag</strong>ements ist demnach (eds.), dass «jeder Patient/Bewohnermit akuten oder zu erwartenden <strong>Schmerzen</strong> ein angemessenes Schmerzman<strong>ag</strong>ementerhält, das dem Entstehen von <strong>Schmerzen</strong> vorbeugt, sie auf einerträgliches Mass reduziert oder beseitigt». Weiter begründen die Autoren,dass «eine unzureichende Schmerzbehandlung für Patienten/Bewohner gravierendeFolgen haben kann, z. B. physische und psychische Beeinträchtigungen,Verzögerungen des Genesungsverlaufs oder Chronifizierung der <strong>Schmerzen</strong>.Durch eine rechtzeitig eingeleitete, systematische Schmerzeinschätzung,Schmerzbehandlung sowie Information, Anleitung und Schulung von Patienten/Bewohnernund ihren Angehörigen tr<strong>ag</strong>en Pflegefachkräfte massgeblichdazu bei, <strong>Schmerzen</strong> und deren Auswirkungen zu kontrollieren bzw. zu verhindern.»11


14 | training & transfer Pflege | <strong>Schmerzen</strong>Daraus leiten sich die folgenden Lernziele für dieses Arbeitsheft ab.Kenntnisse (K)K 1K 2K 3K 4K 5K 6K 7K 8K 9K 10K 11K 12Die Studierende/der Studierende… erklärt die Funktion des Schmerzes und erörtert die charakteristischenMerkmale der unterschiedlichen Schmerzarten.… kennt die Vorgänge der Schmerzphysiologie mit den Auswirkungen auf dasvegetative Nervensystem und unterscheidet zwischen den aufsteigendennozizeptiven Reizleitungen und dem absteigenden, hemmenden System.… unterscheidet akute und chronische <strong>Schmerzen</strong> und kann die Entwicklungdes chronischen Schmerzes (Schmerzgedächtnis) beschreiben.… kennt die Erfassungskriterien, die verbindlich zu einem Schmerzscreening(schnelle Schmerzeinschätzung bei akuten <strong>Schmerzen</strong>) und/oder einem umfassendenSchmerzassessment gehören, und bezieht diese in die Pflegebedarfserfassungmit ein.… erklärt den Aufbau des WHO-Stufenplans, erläutert dessen Einsatz in akutenund chronischen Schmerzsituationen und kennt dessen Grenzen.… erläutert präventive Strategien zur Vermeidung eines Schmerzgedächtnissesund beschreibt die Prinzipien einer wirksamen und angemessenenSchmerztherapie.… unterscheidet opioide und nicht-opioide Analgetika sowie Co-Analgetika/Adjuvantien und beschreibt deren Wirkungsmechanismen sowie die möglichenApplikationsformen und Nebenwirkungen.… erläutert Indikationen und Kontraindikationen für und gegen den Einsatzder patientenkontrollierten Schmerztherapie (PCIA) und beschreibt derenDurchführung und Überwachung.… erläutert Indikationen und Kontraindikationen für und gegen den Einsatzvon Regionalanästhesien, im Besonderen der Periduralanästhesie/-analgesiesowie der Spinalanästhesie, und beschreibt deren Durchführung, Gefahrenund Überwachung.… nennt und begründet Indikationen, Wirkungen und Kontraindikationen dernicht-medikamentösen Schmerztherapie und beschreibt deren Durchführung.… wählt gezielt pflegerische und komplementäre Interventionen und Heilverfahrenzur Schmerzlinderung aus und kann diese begründet und individuellangepasst einsetzen.… beschreibt und begründet die wichtigsten Ziele und Massnahmen eineswirksamen und angepassten Schmerzman<strong>ag</strong>ements sowie der Förderungdes Selbstman<strong>ag</strong>ements von Patientinnen/Patienten im Umgang mit demSchmerz.12


Einführung in das Thema | <strong>Schmerzen</strong> | 14Haltung (H)H 1H 2H 3H 4H 5H 6H 7Die Studierende/der Studierende… setzt sich mit der Bedeutung chronischer <strong>Schmerzen</strong> für Betroffene und ihrUmfeld auseinander und zeigt mögliche Auswirkungen und Einschränkungenin den verschiedenen Lebensbereichen im Allt<strong>ag</strong> auf.… nimmt ihre/seine Rolle und Funktion als Pflegefachperson innerhalb desinterdisziplinären Behandlungsteams wahr und setzt sich für die Bedürfnisseder Patientinnen/Patienten ein.… begleitet und informiert Patientinnen/Patienten mit Sorgen und Ängstenmit den ihr/ihm zur Verfügung stehenden Beurteilungsmassstäben, kannWerte gegeneinander abwägen und Prioritäten setzen (Suchtfr<strong>ag</strong>en, Krise,Sterben/Tod).… geht auf Fr<strong>ag</strong>en von Patientinnen/Patienten ein und informiert sie umfassendin angepasster, wertschätzender und nachvollziehbar strukturierterWeise.… kennt ihre/seine Kompetenzen, hält diese ein und holt wenn nötig Unterstützung.… begründet nachvollziehbar ihre/seine Pflegeplanung und legt ihre/seineÜberlegungen mit fundiertem Fachwissen dar.… analysiert ethische Problemstellungen mithilfe des ethischen Entscheidungsfindungsprozessesund stellt mögliche Lösungsstrategien begründetvor.Fertigkeiten (F)F 1F 2F 3F 4Die Studierende/der Studierende… führt das Schmerzman<strong>ag</strong>ement zielgruppenspezifisch aus; verknüpftGrundl<strong>ag</strong>enwissen bei der Durchführung der Datenerhebung, der kritischen1 Einschätzung des Pflegebedarfs sowie der Planung, Durchführungund Evaluation der Schmerztherapie.… wählt entsprechend der Situation der Patientinnen/Patienten ein geeignetesAssessment zur Schmerzerfassung und führt dieses in Zusammenarbeitmit den Betroffenen und im Rahmen seiner/ihrer Kompetenzen selbstständig,situativ angepasst und differenziert durch.… führt zusammen mit den Betroffenen die Schmerzverlaufsdokumentationkorrekt, kontinuierlich und nachvollziehbar, um ein wirksames Schmerzman<strong>ag</strong>ementzu ermöglichen.… schätzt aufgrund der Datensammlung aus dem Schmerzassessment und/oder der Verlaufsdokumentation den Pflege- und Therapiebedarf vonSchmerzpatientinnen/-patienten umfassend ein und überprüft ihn im gemeinsamenGespräch mit den Patientinnen/Patienten.11 Kritisches Einschätzen verlangt im Sinne des «critical thinking» eine differenzierte und umfassende Einschätzung, Analyseund evtl. Synthese erhobener Daten unter Einbezug von Fachwissen.13


14 | training & transfer Pflege | <strong>Schmerzen</strong>F 5F 6F 7F 8F 9F 10F 11F 12F 13F 14F 15… erkennt bio-psycho-soziale Auswirkungen von Schmerzzuständen der Betroffenen:Auswirkungen auf die Lebensqualität, funktionelle Beeinträchtigungen,mentale und emotionale Auswirkungen usw.… erkennt durch systematische Befr<strong>ag</strong>ung und Überwachung frühzeitig Veränderungendes Schmerzzustandes (Exacerbationen, Durchbruchsschmerzen)und trägt durch schnelles und wirksames Handeln zur Sicherheit undzum Wohlbefinden der Patientinnen/Patienten bei.… führt Verordnungen zur medikamentösen Schmerztherapie selbstständigund im Rahmen ihrer/seiner Kompetenzen korrekt aus.… wendet ihre/seine Kenntnisse über pflegerische Massnahmen, welche dieSchmerzlinderung unterstützen, korrekt und wirksam an und unterstütztdie Patientinnen/Patienten im Selbstman<strong>ag</strong>ement.… beobachtet Wirkungen und mögliche Nebenwirkungen der zur Schmerzlinderungeingesetzten Therapien und leitet, ihren/seinen Kompetenzen entsprechend,rechtzeitig begleitende Massnahmen ein.… überprüft in Zusammenarbeit mit dem interdisziplinären Team regelmässigdie Wirksamkeit des Schmerzman<strong>ag</strong>ements.… informiert und berät Patientinnen/Patienten, wie die pflegerischen Interventionenin akuten Schmerzsituationen zur Prophylaxe einer Chronifizierungvon <strong>Schmerzen</strong> beitr<strong>ag</strong>en.… unterstützt das Selbstman<strong>ag</strong>ement der Betroffenen im Rahmen einer zielgerichtetenPatientenschulung.… erfasst die Entwicklung von somatoformen Schmerzstörungen im bio-psycho-sozialenund kulturellen Kontext und erweitert die Datenerhebung imRahmen einer ganzheitlichen bio-psycho-sozial orientierten Schmerzanamnesezur umfassenden Erhebung der Einflussfaktoren.… erhebt das Bewältigungsverhalten und die Widerstandsressourcen bei Patientinnen/Patientenmit akuten oder chronischen <strong>Schmerzen</strong>, beurteiltden Kohärenzsinn der Betroffenen und plant wirksame Interventionen zurUnterstützung der Krankheitsbewältigung der Betroffenen und ihrem Umfeld.… unterstützt Patientinnen/Patienten in ihrer aktiven Schmerzbewältigungdurch Informations- und Motivationsarbeit (Empowerment).14


Einführung in das Thema | <strong>Schmerzen</strong> | 141.2 MethodenVorgabenDas vorliegende päd<strong>ag</strong>ogische Konzept zeigt die notwendigen Grundl<strong>ag</strong>enauf, um den neuen Entwicklungen in der beruflichen Bildung gerecht zu werdenund um diese neuen Anforderungen der beruflichen Bildung umsetzen zukönnen.Neben den Vorgaben des Rahmenlehrplans sind für die Bildungsanbieter folgendeVorgaben von Bedeutung:Die höhere Berufsbildung dient auf der Tertiärstufe der Vermittlung und demErwerb von Qualifikationen, die für die Ausübung von anspruchs- und verantwortungsvollenBerufstätigkeiten erforderlich sind.Im Bundesgesetz über die Berufsbildung, Art. 15, werden bereits folgendeAnforderungen an die berufliche Grundbildung formuliert, welche auch fürdie Tertiärstufe richtungsweisend sind:1Die berufliche Grundbildung dient der Vermittlung und dem Erwerb derFähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten (nachfolgend Qualifikationen), diezur Ausübung einer Tätigkeit in einem Beruf oder in einem Berufs- oder Tätigkeitsfeld(nachfolgend Berufstätigkeit) erforderlich sind.2Sie umfasst insbesondere die Vermittlung und den Erwerb:a. der berufsspezifischen Qualifikationen, welche die Lernenden dazu befähigen,eine Berufstätigkeit kompetent und sicher auszuüben;b. der Fähigkeit und der Bereitschaft zum lebenslangen Lernen sowie zumselbstständigen Urteilen und Entscheiden.KompetenzenorientierungKompetenzen erlauben den Menschen, Lebenssituationen angemessen undsachgerecht zu bewältigen. Kompetenz bedeutet die Fähigkeit, Handlungen zuvollziehen, um damit Situationen zu bewältigen.Laut Rahmenlehrplan lassen sich folgende Komponenten innerhalb einerKompetenz erkennen:• Kognitive Kompetenz, die den Gebrauch von Theorien/Konzepten einschliesst,aber auch implizites Wissen (tacit knowledge), das durch Erfahrunggewonnen wird.• Funktionale Kompetenz (Fertigkeiten, Know-how), die zur Ausübung einerkonkreten Tätigkeit erforderlich ist.• Personale Kompetenz, die das Verhalten/den Umgang in/mit einer gegebenenSituation betrifft.• Ethische Kompetenz, die bestimmte persönliche/soziale Werte umfasst.Kompetenzenorientierte Bildungsprogramme sind charakterisiert durchAnforderungen im Kontext der beruflichen Arbeit und betonen einen praxisorientiertenUnterricht. Darüber hinaus vollzieht sich die berufliche Kompetenzenentwicklungin einem Prozess reflektierter Praxiserfahrung.15


14 | training & transfer Pflege | <strong>Schmerzen</strong>Die Hauptlernaufgabe bei einer Berufsausbildung besteht neben dem Erwerbvon einzelnen Wissensstücken (Ressourcen) auch im Erlernen, wie dieseWissensstücke bei der Bewältigung konkreter Situationen genutzt werdenkönnen.Für die Methoden des Lernbereichs Schule und des Lernbereichs Training &Transfer (LTT) im Lehrplan ABZ 2010 gilt daher die Forderung, die Erreichungder Kompetenzen für die berufliche Praxis zu fördern und zu unterstützen. DieAuswahl der Unterrichtsmethoden des Lernbereichs Schule und LTT Schuleorientiert sich an der oder den zu entwickelnden Kompetenzkomponenteninnerhalb einer Kompetenz.Die Studierenden werden mit den unterrichteten Theorie- und LTT-Inhaltendazu befähigt, im anschliessenden Praxismodul die beruflichen Kompetenzendes jeweiligen Bildungsjahres zu erreichen.Es ist also unumgänglich, dass die Inhalte im Lernbereich Schule und LTTeinen hohen Praxisbezug aufweisen bzw. während des Unterrichts sinnvoll indie berufliche Praxis transferiert werden anhand der zu erreichenden Kompetenzen.Ebenso ist es notwendig, dass die päd<strong>ag</strong>ogische Begleitung der Studierendenim Lernbereich berufliche Praxis und LTT-Praxis auf die Erreichungder Kompetenzen des jeweiligen Bildungsjahres abzielt.Entwicklungder Kompetenzenüber die dreiBildungsjahre© ABZ-Verbund(Auszug aus dem Dokument B1 Päd<strong>ag</strong>ogisches Konzept. Finale Version Juni2010 des neuen Lehrplans ABZ HF Pflege 2010)16


Einführung in das Thema | <strong>Schmerzen</strong> | 141.3 FallbeispielChronische <strong>Schmerzen</strong> bei rheumatischer ErkrankungFrau W. aus Kerzenbach ist 59 Jahre alt, 169 cm gross und hat ein Körpergewichtvon 55 kg. Sie lebt in einem mittelgrossen Einfamilienhaus mit Garten.Die Gestaltung und Pflege dieser grünen Oase war das grosse Hobby ihresEhemannes, und Frau W. liegt viel an ihrem Erhalt.Nachdem ihr Mann vor fünf Jahren plötzlich verstarb, bereitete der Kampfgegen Unkraut und Verwilderung Frau W. zunehmend Mühe. Ihre Tochter lebtmit ihrer Familie in der Westschweiz, der unverheiratete Sohn wohnt im selbenDorf und führt ein Malergeschäft.Vor dreizehn Jahren erkrankte Frau W. an chronisch rheumatischer Polyarthritis,zu Beginn an Finger- und Handgelenken, später breitete sich die Krankheitüber die mittelgrossen Gelenke an Schultern und Knien aus. Heute sindin den betroffenen Gelenken destruktive Veränderungen ersichtlich; sie lösenbesonders morgens starke <strong>Schmerzen</strong> aus. Während der vergangenen Wochendauerten diese <strong>Schmerzen</strong> ohne Pause an. Belastende, körperlich anstrengendeAufgaben im Haushalt übernimmt seit vergangenem Jahr eine Haushaltshilfe.Frau W. wurde vorgestern Abend von ihrem Hausarzt in die medizinischeAbteilung eingewiesen. Sie kl<strong>ag</strong>te über sehr starke, klopfende, bohrende, zeitweiseauch brennende <strong>Schmerzen</strong> in den grossen Gelenken, hauptsächlichin der rechten Hüfte. Das Haus hatte sie kaum mehr verlassen, die Einkäufemusste ihr Sohn für sie erledigen. Oftmals stand sie nachts wegen quälenderHüftschmerzen auf und sass am folgenden T<strong>ag</strong> erschöpft im Sessel. Nun kannsie sich wegen der schmerzenden Hüfe kaum noch aus dem Bett oder Sesselerheben. Neu kommen auch Rückenschmerzen in der Kreuzgegend dazu.Bisher bewährte Therapien (Akupunktur, Voltaren ® , Tramal ® -Tropfen) bringenkeine Linderung mehr. Zudem rief vor fünf Monaten die Einnahme eines nichtsteroidalenAntirheumatikums bei Frau W. eine gastrointestinale Blutung hervor,die ihr Angst einj<strong>ag</strong>te. Sie nahm deshalb die Medikamente nicht mehrregelmässig ein und hat nun unerträgliche Ruheschmerzen. Frau W. liegt sehrverkrampft, mit schmerzverzerrter Mimik in ihrem Bett und möchte nicht aufstehen,obwohl ihr in ihrer Position sehr unwohl ist.Die Di<strong>ag</strong>nose lautet auf rheumatische <strong>Schmerzen</strong>, die sich auf die grossenGelenke ausbreiten, mit wiederkehrenden Durchbruchsschmerzen – bei einemSchmerzskalenwert von bis zu 8 auf der numerischen Ratingskala (NRS). DieNeueinstellung der Schmerztherapie wurde gleich nach Frau W.s Eintritt wiefolgt eingeleitet:••MST Continus ® (Morphini sulfas pentahydricus) 2 × 30 mg peroral••Ponstan ® (Mefenaminsäure) 3 × 500 mg peroral, bis maximal 6-stündlich.17


14 | training & transfer Pflege | <strong>Schmerzen</strong>Als Schmerzreserve sind verordnet:••Novalgin ® (Metamizol) 20 Tropfen peroral, maximal 6-stündlich.••Morphin HCl 5 mg intravenös (i. v.), 4- bis 6-stündlich.Um einer Obstipation vorzubeugen, wurden als Begleitmedikation Duphalac ®(Laktulose) 1 × 10 ml peroral und Laxoberon ® (Natriumpicosulfat) 1 × 15 Tropfenperoral zur Einnahme mit dem Frühstück verordnet. Zur Gastritisprophylaxewird Frau W. der Protonenpumpenhemmer AntraPro ® (Omeprazol) 20 mgperoral verordnet. Primperan ® (Metoclopramide) 10 mg peroral maximal 4Mal täglich wurde zusätzlich wegen der Nebenwirkungen von MST Continus ®(Morphini sulfas pentahydricus) als Bedarfsmedikament verordnet.Die Patientin hatte heute Nacht um 23 Uhr und gegen 3 Uhr starke <strong>Schmerzen</strong>und benötigte 5 mg Morphin HCL (Morphiumhydrochlorid) intravenös. HeuteMorgen um 4 Uhr wachte sie mit starker Übelkeit auf, daraufhin erhielt sie5 Tropfen Haldol ® (Haloperidol 2 mg/ml) peroral, das zu wirken vermochte.Auf die aktuelle Schmerzintensität am Morgen um 8 Uhr angesprochen, gibtsie auf der NRS eine 5 in Ruhe an.Aufgabe: Welche Fr<strong>ag</strong>en müssen Sie klären, um bei Frau W. ein wirksamesSchmerz- und Selbstman<strong>ag</strong>ement im Rahmen der Pflegebedarfserfassung,des pflegedi<strong>ag</strong>nostischen Prozesses, der Schmerztherapie und der Förderungdes Selbstman<strong>ag</strong>ements im Umgang mit chronischen <strong>Schmerzen</strong> erreichen zukönnen?Formulieren Sie hier Ihre Lernfr<strong>ag</strong>en:18

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