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Begegnung Zoo - VZP

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<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell 18 September 2005<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>ISSN 0948 8362VERBAND DEUTSCHSPRACHIGER ZOOPÄDAGOGEN


Impressum<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong><strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell 18September 2005Herausgeber:Verband deutschsprachiger<strong>Zoo</strong>pädagogen e. V.Redaktion:Katrin Matthieu, Naturschutz TierparkGörlitzRuth Dieckmann,<strong>Zoo</strong>logischer Garten KölnLothar Philips, <strong>Zoo</strong>logischer Garten KölnRedaktionsanschrift:Katrin Matthieu, Naturschutz-Tierpark GörlitzZittauer Str. 4302826 GörlitzErscheinungsweise:2 mal pro Jahr, SonderheftGestaltung / SatzLothar Philips, KölnTitelbild aus:HABERSETZER, JÖRG & SCHAAL, STEPHAN [Eds]CFS 252 - Current Geological and Paleontological© bei den Herausgebern.Die Artikel geben nichtnotwendigerweisedie Meinung der Herausgeberund der Redaktion wieder.ISSN 0948 8362<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>,<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 19erscheint im März 2006Redaktionsschlussist der 1. 2. 2006Artikel und Zuschriften bitte, soweitmöglich unformatiert, auf Diskettemit einem Ausdruck einsenden.Wir freuen uns über Leserbriefe undManuskripte, behalten uns allerdingsAbdruck, Kürzungen und Änderungenvor.


VorwortImmer, wenn ich so gar nicht mehr mag, greife ich mir die Guitarre und spiel so einwenig vormich hin. Danach geht’s dann meistens besser. So auch diesmal:Da bin ich über folgendesLiedchen gestoßen:„Ich bin ein guter Untertan, das duldet keinen Zweifel! Mein Fürst, das istein frommer Mann, oh, wär er doch beim Teu ----ren Volke immer, so würd’ es niemalsschlimmer.“(Text: Adolf Glasbrenner, von wem die Melodie ist, weiß ich nicht, so um 1850?)Bemerkenswert aktuell nach ca. 150 Jahren. Es beschreibt mein Dilemma. Not in Berlin, wasda geschehen ist, ist von der Sache problematisch, menschlich eine S(_ _ _ _ ei)ehr fragwürdigeEntscheidung. Ohne Robert Pies-Schulz-Hofen gäbe es diesen Verband nicht. Sein Engagementkann man nicht hoch genug einschätzen. Das habe ich auch versucht, dem zuständigenSenator in Berlin zu verdeutlichen. Den spöttischen Vorwurf meines Mentors, Wolf Haferkamp,ich könne mich sehr deutlich ausdrücken, empfinde ich eher als Lob. Peter-Klaus BeyersAnmahnung, unsere Öffentlichkeitsarbeit sei suboptimal (habe ich für das Wort gelernt, dasman nicht sagt), kann ich nur zustimmen: Was also und wie kann, darf, muss der Vorsitzendesagen? Gibt es eine Trennung der Aussagen in Amt und Person?Ich wünsche da meinem Nachfolgerviel Verständnis! Diese Ausgabe hat lange auf sich warten lassen: Zum Einen trudeltendie Artikel nur langsam ein (daraus schließe ich, dass alle im <strong>Zoo</strong> beschäftigt waren), zumAnderen hat die Übersetzung der neuen „Strategie“: „<strong>Zoo</strong>s und Aquarien für Naturschutz“ vielKraft und Zeit gekostet. Hier nochmals Dank allen Beteiligten. Das Dokument ist so ein bisschenwie Äppelwoi, beim ersten Schluck nicht so das, was man erwartet, aber beim Dritten gut! Alsolangsam und mehrfach lesen!Es gibt Licht am Ende des Tunnels. Um mit einem weiteren Liedchenzu schließen: „Trotz alledem!“Lothar PhilipsInhalt <strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong> 18<strong>Zoo</strong>s und Aquarien für Naturschutz Alex Rübel 4Wie sag ich’s meinen Mitarbeitern Lothar Philips 9Gedanken zur Schließung der Berliner <strong>Zoo</strong>schulen Gerd Stadie 14<strong>Zoo</strong>schule Berlin geschlossen! Peter - Klaus Beyer 16Elefantengeburt in Rekordzeit Martina Schürer 18Neue Richtlinien Sachkunde in NRW 20Aus den EAZA-News 24EAZA AWARD 269. Regionaltagung Ost vom 14. bis 16. Oktober 2004 Robert Pies-Schulz-Hofen 27Schülerprojekte im <strong>Zoo</strong>logischen Garten Rostock 30Robert Pies-Schulz-Hofen zum 60. Geburtstag Gerd Stadie 3125 Jahre Annemarie Büchler im Tierpark Dählhölzli Marlis Labudde-Dimmler 32Im Tierpark gibt’s eine Storchentante Katrin Matthieu 34Urlaub bei den Seehunden Tamara Kalmbach 38Buchbesprechung 40Arbeitsplatz <strong>Zoo</strong> 44Der <strong>Zoo</strong>logische Garten 45Neu gestaltete Internetseiten 46Autoren 47


genwald und können die Tiere ohneSchranken erleben. Im anschliessendenInformationszentrum wird der Besucherumfassend informiert, über die Zusammenhängeim bedrohten Regenwald, aberauch darüber, was er selbst tun kann, umzum nachhaltigen Fortbestand unsererErde beizutragen. Der kleine Regenwaldin Zürich ist zudem Forschungslaboratoriumfür die Erhaltung bedrohter Tiereund Pflanzen. Erhaltungszuchten für Lemuren,Vögel, Chamäleons, Fische, Palmenund andere Pflanzen unterstützenden Naturschutz vor Ort. Die <strong>Zoo</strong>attraktion„Regenwald Masoala“ sammelt Geld fürden Nationalpark Masoala. Mit dem Verkaufvon Produkten aus den Dörfern rundum den Park wird für die Anrainerbevölkerungzusätzliches Einkommen generiert.Im Sinne von „<strong>Zoo</strong>s und Aquarien für Naturschutz“nimmt dieses Projekt einigeneue Aspekte der Forderung nach Naturschutzals durchgängiges Prinzip auf,vereint die Hauptaufgaben eines modernen<strong>Zoo</strong>logischen Gartens: Erholung, Bildung,Forschung und Naturschutz undrichtet sie auf die Naturschutz-Zielsetzungaus, nicht zuletzt auch in Bezug auf dienachhaltige Bewirtschaftung der <strong>Zoo</strong>anlageselbst.Bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhundertsgab es nur sehr wenige <strong>Zoo</strong>s undAquarien, die sich neben der Erholung undder Bildung auch der Forschung oder gardem Naturschutz verschrieben hätten. Eswaren Mitglieder unseres Verbandes, diedie <strong>Zoo</strong>logischen Gärten weltweit zumAufbruch mahnten und die Veränderungender <strong>Zoo</strong>s weltweit einleiteten.Professor Heini Hediger schrieb 1946 den<strong>Zoo</strong>-Bestseller „Wildtiere in Gefangenschaft“.Dort rief er dazu auf, Tiere nichtnur aus menschlicher Sicht zu betrachten,sondern diese auf wissenschaftlicheArt und Weise kennen zu lernen und dieGehege in <strong>Zoo</strong>s ihren Bedürfnissen entsprechendzu gestalten. Kein <strong>Zoo</strong> kommtheute darum herum, die tiergartenbiologischenErkenntnisse des Tierpsychologenumzusetzen und weiter zuentwickeln.Der erste, der das ungeheurePR-Potentialder <strong>Zoo</strong>s in Bezug aufden Naturschutz insitu, in der Wildnis, erkannteund auch sehrerfolgreich nutzte, warBernhard Grzimek. Mitseinem <strong>Zoo</strong>, mit seinenpopulären Fernsehsendungen,mit derZeitschrift „Das Tier“,die er zusammen mitKonrad Lorenz undHeini Hediger herausgab,lenkte er das öffentlicheBewusstseinauf den Naturschutzund gründete den SerengetiNationalpark.Die Frankfurter <strong>Zoo</strong>logische Gesellschaft ist,wenn auch leise auftretend, bis heute eineder potentesten Naturschutzorganisationenmit in situ Projekten in der ganzen Welt. Fastist vergessen gegangen, dass dieser Erfolgfür Grzimek nicht möglich gewesen wäreohne seine Stellung als Direktor eines derdamals führenden <strong>Zoo</strong>s.Auch die ersten Anstrengungen zur Erhaltungvon Tierarten gingen von einem <strong>Zoo</strong> aus.Es war William Hornaday, der 1899 vomBronx <strong>Zoo</strong> in New York aus die Initiative ergriff,eine Gesellschaft zur Erhaltung desamerikanischen Bisons gründete und als ers-<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 185


<strong>Zoo</strong>s und Aquarien für Naturschutzter wieder Tiere aussetzte. Heute lebenwieder hunderttausende Bisons in den ReservatenAmerikas. Vergessen ist, dass esdie grossen <strong>Zoo</strong>s und Aquarien waren, dieals erste die Aktion „Save the Whales“ starteten,die nachher von vielen anderen Organisationenaufgegriffen wurde.Im 20. Jahrhundert begann das grosseArtensterben und damit die neue Rolle der<strong>Zoo</strong>s bei der systematischen Zucht bedrohterTiere. Gunther Nogge, Direktor des <strong>Zoo</strong>Köln, war einer der Pioniere, die die Zuchtenauf eine wissenschaftliche Basis stelltenund ein Europäisches Erhaltungszuchtprogrammaufbauten.Die Veränderungen der menschlichen Gesellschaftim 20. Jahrhundert und ihr Einflussauf die Natur waren gewaltig. Heutegibt es viele Möglichkeiten, Tiere auf Bildernund in Filmen zu sehen oder in deren Ursprungsländerzu reisen und auch die Situationder Tiere in der Wildnis hat sich dramatischverändert. Reisten unsere Väterund Grossväter noch in fremde Länder, umTiger und Bären in einer unendlich erscheinendenWildnis zu fangen, müssen wir heutedavon ausgehen, dass im Jahr 2050 keinegrösseren und für den Menschen gefährlichenTiere mehr ausserhalb von Reservatenleben werden. Für das langfristigeÜberleben der Menschheit brauchen wirschon heute mehr als die Fläche eines Planeten.83% der Landoberfläche (und 98%der möglichen Anbaufläche für Reis, Weizenoder Mais) unserer Erde sind direktvom Menschen beeinflusst. Jährlich kommen85 Millionen Menschen dazu. Wennjeder Mensch 0,4 Hektaren Land zum Lebenund für seine Ernährung beansprucht,braucht dies zusätzlich jeweils die neunfacheFläche der Schweiz. Nur 8% derLandoberfläche und 0,5% der Meeresflächestehen heute unter Schutz. Erste Prioritätim Welt-Naturschutz hat deshalb die Ausdehnungder Schutzgebiete, es gilt Platz zuschaffen für die bedrohten Tiere. Nur wenigeReservate werden aber je eine Grösseerreichen, in denen eine Grosstierart langfristigüberleben kann. Ein Management desBestandes wird Notwendigkeit und damitnähern sich die Parks den <strong>Zoo</strong>s an, die sichihrerseits aufgrund besserer Tierhaltung denParks annähern und zu Landschaftszooswerden.Ulie Seal, Fortpflanzungsbiologe, Mitarbeiterdes Minneapolis <strong>Zoo</strong>, Gründer derConservation Breeding Specialist Group(CBSG) der IUCN und Initiator des InternationalSpecies Inventory System (ISIS)hat früh erkannt, dass die <strong>Zoo</strong>s allen anderenNaturschutzorganisationen im Managementvon Populationen überlegen sind under hat verschiedene Methoden und Instrumenteeingeführt, die für die Beurteilung unddas Management bedrohter Populationenheute nicht mehr wegzudenken sind.Ein wichtiger Schritt der <strong>Zoo</strong>s, der alle dieseEntwicklungen aufnahm, war die Lancierungder ersten Welt-<strong>Zoo</strong>-Naturschutzstrategie1993. Darin wird festgehalten,dass das grösste und wichtigste, was ein<strong>Zoo</strong> leisten kann, sein Beitrag zum Naturschutzist. <strong>Zoo</strong>s und Aquarien sind mehrals Orte der Erholung und Bildung. Dieseerste Strategie stützte sich auf die Welt-Naturschutzstrategie, die namhaft von denErgebnissen der Artenvielfalt-Konventionvon Rio de Janeiro geprägt war. Die <strong>Zoo</strong>shaben diese Strategie umgesetzt, z.B. mitverschiedenen Kampagnen, ich denke daan jene im Kampf gegen das Phänomendes Bushmeat, in der über 1,9 Mio. Unterschriftengesammelt und beim EuropäischenParlament eingereicht wurden, oderan die Kampagne zur Erhaltung des Tigers.Diese erste Strategie hat unzählige neueNaturschutzinitiativen der <strong>Zoo</strong>s und Aquarienvor Ort in den Lebensräumen bedrohterTiere ausgelöst. Obwohl wir noch nichtin allen Erdteilen entsprechende Datenbankenhaben, gehen meine Schätzungendahin, dass die <strong>Zoo</strong>s und Aquarien desNetworks der World Association of <strong>Zoo</strong>sand Aquariums (WAZA) heute in 4’400Naturschutzprojekten engagiert sind.Seit 1993 hat sich die Welt erneut stark verändert.Die Zahl der Menschen hat sichvon 5,6 Mia. auf 6,5 Mia. vermehrt.Die Armut grosser Teile der Menschheit istauf dem Gipfel zur nachhaltigen Entwicklungin Johannesburg 2002 zum WeltproblemNummer eins aufgerückt, die Er-6<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


haltung der Biodiversität ist entsprechendin den Hintergrund gedrängt worden. Dochdie offensichtlicheren Probleme der Armutdürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dasseine Überwindung der Armut ohne Erhaltungder Artenvielfalt nicht zu haben ist.William Conway, Präsident der WildlifeConservation Society, Leiter der <strong>Zoo</strong>s inNew York und Vordenker in Naturschutzfragen,sagt dazu: „Es gibt keine Biodiversitätohne Biomasse, es gibt keine Biomasseohne Nahrungsgrundlage, und esgibt keine Nahrungsgrundlage ohne einenintakten Lebensraum“.Es gilt, die Armutsbekämpfung mit dem Artenschutzzu verknüpfen, wie wir es im <strong>Zoo</strong>Zürich mit dem Masoala Projekt gemachthaben. Die Pflanzen und Tiere im MasoalaNationalpark werden zur Touristenattraktion,sie werden zu einem ökonomischenWert und bringen einer ganzen Region Arbeitund Einkommen. Das Gehege im <strong>Zoo</strong>kann nur einen kleinen Beitrag zur Arterhaltungleisten, ist aber ein mächtigerMotivator, um die Menschen mit diesen Problemenvertraut zu machen und mit einzubeziehen.Diese Ziele verfolgt die neue Welt-<strong>Zoo</strong>- undAquarium-Naturschutzstrategie. Sie bautdabei auf die einzigartigen Stärken der <strong>Zoo</strong>sund Aquarien. Diese können insbesondereweltweit Unterstützung für den Naturschutzeinwerben, sie haben Erfahrung in der Erhaltungkleiner Tierpopulationen, bei derUm- und Wiederansiedlung von ausgerottetenTierarten, sie können einer Art kurzfristigenSchutz geben, um sie langfristig zuerhalten, sie haben veterinärmedizinischeund zoologische Erfahrung bei Wildtieren,sie haben das Wissen, Lebensräume fürgewisse Arten auszugestalten, als Reservatezu planen und die Kapazität, geschützteGebiete langfristig zu unterstützen.Im Hinblick auf diese Strategie müssen die<strong>Zoo</strong>s und Aquarien aber auch immer wiederihre eigenen Positionen und Aktivitätenüberprüfen. Heute leben etwa 1 Million Wirbeltierein <strong>Zoo</strong>s, aber nur 250 der gehaltenArten können ohne Blutaustausch mit denTieren in der Wildnis langfristig überleben.Dennoch sind diese Tiere in den <strong>Zoo</strong>s undAquarien wichtig, als Motivatoren einerMensch-Tierbeziehung und für edukativeAktivitäten, die Menschen für die Anliegender Tierwelt sensibilisieren. Auch die Erhaltungszuchtprogrammemüssen in Bezugauf die Prioritäten immer wieder neu überprüftwerden. Der <strong>Zoo</strong> muss nicht nur fürdie Menschen der Stadt, sondern auch fürdie bedrohten Tierarten zum Notausgangzur Natur werden. So müssen <strong>Zoo</strong>s undAquarien schnell auf Notsituationen einzelnerArten reagieren können. Der TasmanischeTeufel, Opfer einer krebserzeugendenVirusinfektion, wird kaum ausserhalbder <strong>Zoo</strong>s überleben können. Die Situationvieler Amphibien ist ebenfalls dramatisch:Eine Studie der IUCN und einiger Naturschutzorganisationenhat aufgezeigt, dass1’856 von den bekannten 5’743 Amphibienartenin der Wildnis durch eine sich globalund seuchenartig ausbreitende Pilzerkrankungbedroht sind. 168 Arten sindwahrscheinlich bereits ausgestorben, siekonnten seit 1980 nichtmehr nachgewiesen werden.Die <strong>Zoo</strong>s können mitihrem Know-how hundertedieser Arten retten, bisMassnahmen gefundensind, die Ursachen der Erkrankungzu bekämpfen.<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 187


<strong>Zoo</strong>s und Aquarien für NaturschutzWiederansiedlungen helfen, geschützteReservate zu erhalten, helfen, ursprünglicheHabitate wieder herzustellen. Es gibtviele Beispiele von Tierarten, die aus <strong>Zoo</strong>swiederangesiedelt wurden, darunter dasPrzewalskipferd, der Wisent, der Bison, dieArabische Oryx, der Schwarz-weisse Vari,das Goldene Löwenäffchen, der Rotwolf,das Schwarzfussfrettchen, der Schreikranich,der Bali-Star, der Bartgeier, derKalifornische Kondor, die Puerto Rico-Kröteund die Jungferninsel-Boa – ohne <strong>Zoo</strong>swären viele heute verschwunden. Nebenden Artenschutzprogrammen wird der neueFokus der <strong>Zoo</strong>s bei der Zusammenarbeitmit den Nationalparks liegen. LangfristigesZiel muss es sein, bedrohte Arten zu erhalten,aber nur wenige werden sich wegender Fragmentierung und der geringenGrösse ihrer Lebensräume selbst erhaltenkönnen. Das Know-how und die PR-Möglichkeitender <strong>Zoo</strong>s und Aquarien, auch inBezug auf die Finanzbeschaffung, könnenhier eine Trendumkehr bewirken. Die Kostenfür das Management und die Erhaltungder Nationalparks sind hoch, doch geradehier können die <strong>Zoo</strong>s einen gewaltigen Beitragleisten. Ginge pro Besucher des <strong>Zoo</strong>soder des Aquariums 1 Euro in die Parks,würde die Gemeinschaft der <strong>Zoo</strong>s undAquarien ohne Zweifel zur mächtigstenNaturschutzorganisation der Welt. Nicht injedem <strong>Zoo</strong> ist das von heute auf morgenmöglich, aber verschiedene Institutionenzeigen, dass dies ein durchaus realistischesZiel ist.Viele unserer <strong>Zoo</strong>s und Aquarien sindimmer noch Museen lebender Tiere! Es istuns noch nicht gelungen, ex situ viele nachhaltigePopulationen gefährdeter Arten aufzubauen.Wir brauchen Mut, unsere <strong>Zoo</strong>s,in die wir viel investiert haben, zu verändernund unsere Kräfte für den Naturschutzzu bündeln. Es gilt, die gefährdeten Artenund die <strong>Zoo</strong>s zu erhalten und <strong>Zoo</strong>s undAquarien, die sich bis heute allein der Erholungund der Bildung gewidmet haben, inNaturschutzzentren zu verwandeln. Dies istdann gegeben, wenn jeder <strong>Zoo</strong>besucherrealisiert, dass sein <strong>Zoo</strong>besuch zu einemAkt der Unterstützung für den Naturschutzwird.Die Strategie „<strong>Zoo</strong>s und Aquarien für Naturschutz“formuliert Empfehlungen an die<strong>Zoo</strong>s und Aquarien, wie sie diese Ziele mitihren Stärken und unter Beachtung hoherethischer Standards erreichen können.Packen wir’s an.Einführungsvortrag, gehalten auf der Tagung desVerbandes Deutscher <strong>Zoo</strong>direktoren, 25.-28. Mai2005 in Berlin zur Lancierung der neuen Welt-<strong>Zoo</strong>undAquarium-Naturschutz-Strategie.8<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


Wie sag ich’s meinen MitarbeiternLothar Philips<strong>Zoo</strong>s und Aquarien für NaturschutzIch muss Sie enttäuschen, es wird mir nichtgelingen, Ihnen in 10 Minuten den Inhalt derneuen: Welt-<strong>Zoo</strong>- und Aquarium-Naturschutzstrategie:„<strong>Zoo</strong>s und Aquarien fürNaturschutz“ zu vermitteln. Das Lesenkann ich Ihnen nicht ersparen.Vielleicht hilft Ihnen aber die Präsentation,die ich hier vorstelle und die allen Institutionenzu Verfügung steht, die Schwerpunkteder neuen Strategie Ihren Mitarbeitern zuvermitteln. Denn eine ausdrückliche Forderungder neuen Strategie ist, dass alle Mitarbeiter(vom Kassierer bis zum Gärtner)mit ihrem Inhalt vertraut sind. Da nicht alleMitarbeiter mit allen angesprochenen Fragentäglich umgehen, erscheint mir eine Mitarbeiterschulungunumgänglich.Das EAZA-Education-Komitee hat eine Präsentationerstellt, die diese Aufgabe erleichternsoll. Sie bietet einen Rahmen, den jeder,entsprechend den Bedürfnissen dereigenen Institution nutzen kann.Das heißt kürzen, erweitern und vor allemmit eigenen Beispielen ausstatten. Das diehier vorgestellte Fassung „köln-lastig“ ist,liegt also nicht daran, dass ich die Leistungender anderen <strong>Zoo</strong>s nicht kenne oderanerkenne, sondern einfach daran, dass ichdiese Präsentation für unsere Mitarbeiterentworfen habe. Sie werden eigene Bilderhaben, die die Besonderheiten Ihrer Institutionbetonen.Die Folien sind so gestaltet, dass jederleicht Bilder aus seiner eigenen Institutioneinfügen kann, Folien zufügen oder weglassenkann. Auf Effekte wird weitgehendverzichtet, so dass auch der ungeübte(Kraft-Punkt-Nutzer [power-point-user])leicht eine eigene Präsentation erstellenkann.Aufgrund der Abbildungen aus Asterix istsie nur zur internen Fortbildung gedacht(Dr. Dollinger bemüht sich aber um dascopy right).<strong>Zoo</strong>s und AquarienDie Welt-<strong>Zoo</strong>- undAquarium-NaturschutzstrategieStrategia, gr.: Plan des Feldherrn, TaktikDie alte Welt-<strong>Zoo</strong>-Naturschutzstrategie warein Plan aus einem Guss. Von einem einzelnen,Bert de Boer, zusammengefasst,einheitlich in Gedankenführung und Sprache.Sie ist ein top-down Dokument, das vonoben nach unten neue Gedanken einzuführensucht.Die Strategiefür Naturschutzund ihre ImplementierungDie Welt-<strong>Zoo</strong>-Naturschutzstrategie wurdein viele Sprachen übersetzt, die in ihr vorgestelltenGedanken können heute, 10 Jahrenach ihrem Erscheinen, als Allgemeingutbetrachtet werden.<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 189


Wie sag ich’s meinen MitarbeiternDie alte Strategie hatte zwei Schwerpunkte:1. <strong>Zoo</strong>s erklärten ihre Rolle und Funktion.2. Ihre Hauptaufgaben sahen sie in ex situAktivitäten:• Erhaltungszucht• Information• Motivation• Forschung<strong>Zoo</strong>s wollten eine Zeit überbrücken, Tiereals Reservepopulationen halten, bis derZustand der Erde sich gebessert hätte.Die neue Welt-<strong>Zoo</strong>- und Aquarium-Naturschutzstrategiehat viele Autoren. Dadurchist sie sprachlich nicht einheitlich. BeimÜberfliegen stößt man auf viele Wiederholungen.Was aber beim ersten Hinschauenals langweilige Wiederholung erscheint, erweistsich beim zweiten Blick als Variationihres Themas: Alle Aktivitäten sollen mitIn-situ- und Ex-situ-Naturschutz verbundensein.Tatsächlich ist „<strong>Zoo</strong>s und Aquarien für Naturschutz“eine Sammlung von verschiedenenStrategien; jede „Abteilung“ legt dezidiertdar, was sie zum Naturschutz beitragenkann. Die Unterschiedlichkeit der Beiträgespiegelt die Komplexität moderner<strong>Zoo</strong>s wider (und vielleicht auch das gestiegeneSelbstbewusstsein der verschiedenenAbteilungen). War die erste Strategieein top-down-Dokument, haben wir nun einbottom-up-Dokument vorliegen, das vonunten nach oben die Strategien der unterschiedlichen<strong>Zoo</strong>- und Aquariumabteilungenvorstellt.Inhaltlich neu ist die Betonung des In-situ-Naturschutzes. Die neue Strategie ist politischergeworden, sie fordert die <strong>Zoo</strong>s undAquarien zur aktiven Unterstützung solcherPolitiker auf, die verantwortliche Umweltpolitikbetreiben. Auch die eigentliche Ursacheunserer Umweltprobleme, die Bevölkerungsentwicklung,wird klar angesprochen.Insofern ist das Dokument ein Fortschrittund entspricht der Forderung derAgenda 21, die Partizipation als wesentlicheVoraussetzung einer Verbesserungsieht. „<strong>Zoo</strong>s und Aquarien für Naturschutz“wird nicht von „oben“ verordnet, sondernvon allen Beteiligten als gemeinsam umzusetzenangesehen.Sehen wir uns also die unterschiedlichenPerspektiven etwas genauer an:EinleitungKapitel 1 – Naturschutz als Prinzip einbindenKapitel 2 – Schutz wildlebender PopulationenKapitel 3 – Wissenschaft und ForschungKapitel 4 – PopulationsmanagementKapitel 5 - Bildung und AusbildungKapitel 6 – Kommunikation: Marketing undÖffentlichkeitsarbeitKapitel 7 – Partner und PolitikKapitel 8 – NachhaltigkeitKapitel 9 – Ethik und Tierschutzdie übergeordnete SichtweiseLeitungNaturschutzWissenschaftPopulationsmanagementPädagogikMarketingPolitikNachhaltigkeitPhilosophieEinleitung – Die übergeordnete Sichtweise:Es gibt zwei wesentliche Gründe für eineneue Welt-<strong>Zoo</strong>- und Aquarium-Naturschutzstrategie.• Die <strong>Zoo</strong>mitarbeiter werden von einemklaren Dokument profitieren,das gemeinsame Ziele festlegt.• Gleichzeitig möchten viele Menschen,die in den Bereichen Umwelt-und Naturschutz arbeiten,aber auch interessierte Außenstehendemit Zweifeln und Fragen wissen,ob sie <strong>Zoo</strong>s unterstützen sollenoder nicht.Die Umweltzerstörung schreitet ungebremstfort, wenn wir nicht ganz schnellhandeln, ist der Verlust der biologischenVielfalt unausweichlich.Jede zoologische Institution soll:den Schutz wild lebender Arten alsSchwerpunkt ihrer Arbeit sehen;In-situundEx-situ-Forschung vorantreiben; geeigneteBildungsprogramme zum Umweltschutzentwickeln; neuartige Gehegegestalten und das Wohlbefinden der gehaltenenTiere verbessern; ihren gesamtenEinfluss einsetzen, um über Umweltveränderungenzu informieren und auf einenpolitischen Wandel in der Umweltpolitikhin zu wirken; hohe ethische Standardseinhalten, um beim Sammeln vonSpenden für Naturschutzmaßnahmenglaubwürdig zu sein; jederzeit ihre Rolle derÖffentlichkeit verdeutlichen; die Nutzungder beschränkten Mittel wirkungsvollergestalten und global handeln; neue Technikenentwickeln und anwenden, um Kommunikation,Forschung und Bildung zu stär-10<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


ken; Strukturen weiterentwickeln, die aufallen Ebenen Kräfte mobilisieren und dieTeamarbeit fördern; die Qualifizierung,Neueinstellung, Aus- und Weiterbildung vonMitarbeitern verbessern.Kapitel 1– Naturschutz als Prinzip einbindenNaturschutzdie übergeordneteSichtweiseLeitungNaturschutzWissenschaftJede Institution vertritt die Werte:• Nachhaltigkeit• Naturschutz• Sozial- und UmweltverantwortlichkeitGrundlage ihrer Aktivitäten sind:• Welt-Naturschutzstrategie der IUCNvon 1980• Übereinkommen über die biologischeVielfalt (CBD) (www.biodiv.org),Ziele: Schutz der biologischen Vielfalt,nachhaltige Nutzung ihrer Elementeund eine faire Verteilung der Gewinneaus der Nutzung der genetischenRessourcen• Konvention zum Schutz des Weltkultur-und Naturerbes, 1972,(www.unesco.org/whc)• das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen,1973, (www.cites.org),• Übereinkommen zur Erhaltung derwandernden wild lebenden Tierarten,1979, (www.wcmc.org.uk/cms).Kapitel 2 – Schutz wild lebender PopulationenPopulationsmanagementEinleitungMarketingPädagogikPhilosophieNachhaltigkeitund <strong>Zoo</strong>perspektivenEs gibt zwei wesentliche Gründe für eine neueWelt-<strong>Zoo</strong>- und Aquarium-Naturschutzstrategie.•Die <strong>Zoo</strong>mitarbeiter werden von einem klaren Dokumentprofitieren, das gemeinsame Ziele festlegt.•Gleichzeitig möchten viele Menschen, die in denBereichen Umwelt- und Naturschutz arbeiten, aberauch interessierte Außenstehende mit Zweifeln undFragen wissen, ob sie <strong>Zoo</strong>s unterstützen sollen odernicht.„Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten und hat keine wirklicheBeziehung zu wilden Tieren und Pflanzen.“ (D. Attenborough, 2003)• Wiedereinbürgerung und Umsiedlung• Einheiten für den Naturschutz infreier Wildbahn• Brücken zwischen NaturschutzundEntwicklungs-AgendenKapitel 3 – Wissenschaft und ForschungPrioritäten setzen• Untersuchungen, die der Institutionzum Erreichen der eigenen Zieledienen und• Forschungen, die von anderen miteigenen Zielsetzungen im <strong>Zoo</strong> durchgeführtwerdenUmweltbedrohungen und„BeimgegenwärtigenVerbrauchnatürlicherRessourcenbenötigt dieMenschheit dreiPlaneten vonder Größe derErde, um zuüberleben.“(E. O. Wilson2002)Verlust der Artenvielfalt<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1811


Wie sag ich’s meinen MitarbeiternDer <strong>Zoo</strong> bietetDie Univer si tät bietetKapitel 5 - Bildung und AusbildungWissenschaftlicheFachkenntnisseTier e und Pr obenFallstudienFachwi ssenBesonder e Mater ialienZugang zu Tier en inar tger echter UmgebungTaxonom ie und Evolut ionAnatomieErnährungswissenschaftFort pflanzungsbi ologieGenet ik und TierzuchtPat hologie und Erf orschungvon KrankheitsursachenBildung undBesuche rauswer t ungEt hologie undVergleichende PsychologiePersonalLabor einrichtungenKennt nisse inAnalysen undVeröffentlichungenPersonalfür das Sammelnvon Daten,Analysen undVeröffentlichungenFormal und informal<strong>Zoo</strong>s und Aquarien mit ihren lebenden Tieren,ihrem Fachwissen und ihrer Verbindungzu Naturschutzprojekten sind Lernorte fürNaturschutz. Bildung, die das Verhaltenund die Werte der Menschen beeinflusst,ist eine bedeutende Naturschutzaktivität.<strong>Zoo</strong>s und Aquarien verbessern die Ausbildungder eigenen Mitarbeiter und fremder,die in In-situ- und Ex-situ-Projekten arbeiten.Kapitel 6 – Kommunikation: Marketingund ÖffentlichkeitsarbeitKapitel 4 – Populationsmanagement<strong>Zoo</strong>s und Aquarien sind Spezialisten für dasManagement kleiner Populationen. Sie beteiligensich an globalen oder regionalenZuchtprogrammen und nutzen die neuestenverfügbaren Daten des Populationsmanagements,der Fortpflanzungsbiologie, derGenetik, des Verhaltens, der Ernährung, dertierärztlichen Betreuung und der Haltung.Betont wird die Notwendigkeit, mit etabliertenNaturschutzorganisationen zusammenzuarbeitet und ihnen das Expertenwissender <strong>Zoo</strong>s und Aquarien zu Verfügung zustellen.MetapopulationsmanagementDie Leute sollen verstehen, dass der Besucheines <strong>Zoo</strong>s oder Aquariums, der ihnenFreude bereitet, direkt zum Schutz bedrohterArten beiträgt.<strong>Zoo</strong>s und Aquarien müssen die Botschaften,die sie „rüberbringen“ wollen, deutlicher,prägnanter und folgerichtiger vertreten. DieBotschaft muss positiv und optimistischsein.Kapitel 7 – Partner und PolitikPartnerschaften sollten mit folgendenInstitutionen angestrebt werden:• anderen <strong>Zoo</strong>s und Aquarien• nationalen und regionalen <strong>Zoo</strong>verbänden• dem Weltverband der <strong>Zoo</strong>s und Aquarien(WAZA)• Verbänden von <strong>Zoo</strong>förderern• Parks und Schutzgebieten• Regierungseinrichtungen, Ministerien,Organisationen, die sich mit Wildtieren befassen• kommunalen Einrichtungen (Schulen, Bibliotheken)• Umweltverbänden• Natur- und Tierschutzorganisationen• Forschungseinrichtungen, Fachhochschulen,Universitäten• Fortbildungsinstituten, Museen, zoologischenVereinigungen, botanische Gärten12<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18.


Einfluss soll auf folgende Gesetzgebungsverfahrenausgeübt werden:<strong>Zoo</strong>gesetzgebungNaturschutzgesetzgebungTierschutzgesetzgebungKapitel 8 – NachhaltigkeitDieser Punkt ist in der alten Strategie nichtenthalten. Das Kapitel gibt den Institutionengenaue Handlungsanweisungen:• Gehe umweltverträglich mit Müll um!• Sei energiebewusst!• Nutze natürliche Ressourcen umweltverträglich!• Wenn Du verschmutzt, zahle!• Nutze zuerst Güter aus der Region!• Trage zu einer gerechten Entwicklungbei!• Handle vorausschauend!• Steigere das Bewusstsein und Engagement!Die Institutionen sollen sich gemäß denStandards ihrer Region zertifizieren lassen:• Umweltfreundliche Management-SystemeEinige Länder und Regionen haben ihreeigenen EMS-Standards entwickelt. EinBeispiel ist das Öko-Management undAudit Schema (EMAS) der EuropäischenUnion.• ISO 14001Um die ISO 14001 Zertifikation zu beantragenund zu erlangen, muss ein <strong>Zoo</strong>oder Aquarium ein EMS haben.• Botschaft der Tiereist ein internationaler Standard der Umweltverantwortungmit besonderer Bedeutungfür <strong>Zoo</strong>s und Aquarien. Er vereintTier-Management und andere Standardsmit Umweltkriterien wie denen, diedie ISO 14001 abdeckt.und an den Aktivitäten, die zu einer Zertifizierungführen sollen, beteiligt werden.Die nachhaltigen Praktiken der Institutionsollen nach Möglichkeit den Besucherngezeigt und erklärt werden.Kapitel 9 – Ethik und Tierschutz„Tierschutz betrifft das Verhalten von Menschengegenüber einem einzelnen Tier.Wenn ein Konflikt zwischen dem Einsatzvon Tieren im Naturschutz und dem Tierschutzbesteht, müssen <strong>Zoo</strong>s und Aquarienbedenken, dass das Überleben von Artenein hohes Ideal ist, aber niemals Leidenvon Tieren in ihrer Obhut rechtfertigenkann.“Die neue Strategie betont also stark denTierschutzgedanken, eine offensive Auseinandersetzungmit Tierschutz- und -rechtsgruppenwird angemahnt.Im Weiteren werden folgende Fragen ausführlichbehandelt:• Tierhaltung• Anschaffung von Tieren• Abgabe von Tieren• Euthanasie• Populationsmanagement• WiedereinbürgerungsprogrammeDie neue Welt-<strong>Zoo</strong>- und Aquarium-Naturschutzstrategieist ein wirklich umfassendesDokument, das auch den nicht mit allenFragen vertrauten Mitarbeitern vermitteltwerden muss. Ich hoffe, dass die hiervorgelegte Präsentation diese Aufgabe erleichtert.• Richtlinien zur UmweltEin integraler Bestandteil der obengenannten Strukturen sind Umwelt-Richtlinien und Öko-Audits.An Umweltfragen interessierte Gruppeninnerhalb der Institutionen sollen gefördert<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1813


Gedanken zur Schließung der Berliner <strong>Zoo</strong>schulenGerd StadieDie Welt-<strong>Zoo</strong>-Naturschutzstrategie liegt vormir. Beim wiederholten Lesen, speziell desKapitels 4 über <strong>Zoo</strong>pädagogik, kommen mirsonderbare Gedanken. Es wäre für dieBerliner Schulpolitiker sicher sehr lehrreich,wenn sie dieses Dokument einmal lesenwürden. Eigenartig ist es schon, dass, obwohlauch <strong>Zoo</strong>direktoren dieses Papier miterarbeitet haben, sie sich nicht in jedem Fallmehr dazu bekennen. Die Rolle der <strong>Zoo</strong>pädagogik,die auf vielen Seiten so klardargestellt wird und die letztlich mit eine derSäulen ist, die die Tiergärtnerei trägt, nämlichdie Bildung, ist in Berlin weg gebrochen.Sicher tragen auch informativ gestalteteTierschilder, Anschauungstafeln, Besucherführungen,Informationen vom Tierpflegeru.a. Mitarbeitern zur Bildung bei,aber auch die <strong>Zoo</strong>schule gehört dazu. Diezoopädagogische Arbeit steht und fällt mitdem persönlichen Einsatz des Direktors,wie es Beispiele aus vielen deutschen <strong>Zoo</strong>szeigen. Selbst der Wechsel der Direktionkann sich positiv auf die zoopädagogischeArbeit auswirken, wie der Neu-, Aus- oderauch Umbau von <strong>Zoo</strong>schulen in vielen <strong>Zoo</strong>szeigt. Auch die beiden Berliner Tiergärtenverfügen über je ein <strong>Zoo</strong>schulgebäude, indas aber seit 20 Jahren (<strong>Zoo</strong>schule) undseit 10 Jahren (Tierparkschule) nichts mehrinvestiert wurde!War die Schließung vielleicht schon langegeplant?Die Begründung, mit der heute gern argumentiertwird, dass die Kassen der Stadtleer sind, ist eine glatte Lüge. In Berlin gibtes keine Schulen, die geschlossen werdenmussten, weil kein Geld für die Lehrergehältervorhanden ist. Vielmehr müssenSchulen geschlossen werden, weil nichtmehr genügend Schüler vorhanden sindund Schulen deshalb zusammengelegtwerden müssen. Auch der nun an andererStelle tätige letzte Berliner <strong>Zoo</strong>pädagogebekommt weiterhin sein Gehalt, belastetalso wie eh und je in keiner Weise zusätzlichdie Kasse des Finanzsenators. Vielmehrkann man von einem systematischen Vorgehender Berliner Schulverwaltung ausgehen,was letztlich zur Schließung der beiden<strong>Zoo</strong>schulen führte. Liegen die Gründe dafürnun in Ahnungslosigkeit, Unkenntnis, Dummheit,Fehleinschätzung der Bedeutung der<strong>Zoo</strong>pädagogik oder sind gar Intrigen imSpiel? Bei einer Aussprache, die der letzteBerliner <strong>Zoo</strong>pädagoge mit einem kompetentenMitarbeiter der Senatsschulverwaltungführte, stellte sich bei diesem völlige Unkenntniszum Fall der Berliner <strong>Zoo</strong>schulenheraus!Doch betrachten wir rückblickend den systematischenAbbau und damit die eingeschränkteArbeit der Berliner <strong>Zoo</strong>schulen.Seit der Wiedervereinigung der geteiltenHauptstadt waren 1989 die <strong>Zoo</strong>schule mit1,5 Lehrerstellen besetzt; in der Tierparkschulewaren von ehemals 6 Vollstellennoch 2 übrig geblieben, die von einer 5ojährigenKollegin und einem 57-jährigen Kollegenbesetzt waren. Als der Kollege 1997in den Ruhestand ging, wurde diese Planstelleersatzlos gestrichen. Das gleiche erfolgte2000 beim Ausscheiden der Kollegin.Damit hatte die Tierparkschule keine Pädagogenmehr und die Arbeit ruhte ein halbesJahr lang. Dann wurde beschlossen,die Ganztagsstelle des <strong>Zoo</strong>pädagogen am<strong>Zoo</strong> zu halbieren und auf beide <strong>Zoo</strong>schulenzu verteilen. So war die <strong>Zoo</strong>schule mit zweihalben Pädagogenstellen, die Tierparkschulemit einer halben Pädagogenstellebesetzt. Das änderte sich, als die Kolleginam <strong>Zoo</strong> mit ihrer halben Lehrerstelle an dieSchule zurückging.Damit war die 1. Phase des Untergangserreicht.Unverständlicher Weise erfolgte dann dieWeisung, dass der <strong>Zoo</strong>pädagoge keinenUnterricht mehr durchführen dürfe. (SieheBeitrag „<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>“ Nr.16/2003). Seinezoopädagogische Arbeit wurde aufLehrerberatungen und Fortbildungsveranstaltungenbeschränkt.Das war die 2. Phase des Untergangs.Es vergingen nur noch wenige Wochen, bisdie Hiobsbotschaft eintraf, dass beide Berliner<strong>Zoo</strong>schulen geschlossen werden. Damitwar das Ende der <strong>Zoo</strong>pädagogik inBerlin besiegelt.14<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


Doch kampflos wollten wir nicht aufgeben.Der Vorstand unseres Verbandes, vieleKollegen <strong>Zoo</strong>pädagogen des In- und Auslandesund auch <strong>Zoo</strong>direktoren wandtensich mit Protestbriefen an den BerlinerSchulsenator. Auch der Petitionsausschussdes Abgeordnetenhauses wurde angeschrieben.Alles ohne Erfolg. Auch die Zusammenarbeitzwischen unserem Verbandund dem der Deutschen <strong>Zoo</strong>direktoren bewirktenichts.Die verantwortlichen Schulpolitiker derHauptstadt Berlin blieben bei ihrer Entscheidung.Somit berauben sie tausende BerlinerSchüler im Ost- und Westteil unsererStadt der einmaligen Möglichkeit eines naturnahenKenntniserwerbs und das Angesichtder erschreckenden Ergebnisse derPisastudie!Ein Wort zum Abschluss.Da sitzt in Berlin ein 73 jähriger Rentner undehemaliger Tierparkpädagoge und machtsich Gedanken um die Berliner <strong>Zoo</strong>pädagogik.Hat er das nötig und lohnt sich dasüberhaupt?Ja, es lohnt sich und ist notwendig! Esmuss schnellstens etwas geschehen, damitauch die Berliner Schüler wieder Unterrichtin der <strong>Zoo</strong>- und Tierparkschule erlebenkönnen.<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1815


<strong>Zoo</strong>schule Berlin geschlossen!Peter - Klaus BeyerNun ist also eingetreten, was wir alle befürchtethaben, in Berlin gibt es keine zoopädagogischeEinrichtung mehr! Die vomBerliner Senat angekündigte Schließungwurde vollzogen, trotz des Protestes unseres<strong>VZP</strong>, durch Lothar Philips, sowie vielerSchreiben verschiedener Kolleginnenund Kollegen aus ganz Deutschland. Damithat die Bundeshauptstadt ein Zeichengesetzt, welches hoffentlich nicht von anderenKommunen als Musterbeispiel herangezogenwird. Der Tatbestand bestätigtwieder einmal mehr, dass in der Bildungspolitiktrotz aller öffentlicher Verlautbarungennicht investiert, sondern abgebaut wird.Geschickter Weise tut man es an den Stellen,wo der Aufschrei der Betroffenen nichtgehört wird, kein Protest von Eltern undLehrerverbänden zu erwarten ist und vonder Presse nicht wahrgenommen wird. Einleiser Tod sozusagen. Was es für unsereKinder bedeutet, eine der wenigen verbliebenenMöglichkeiten der unmittelbarenNaturbegegnung unter didaktischer Anleitungzu verlieren, habe ich versucht, in derletzten Ausgabe unter dem Titel „ DerBildungsauftrag eines modernen <strong>Zoo</strong>s“ zuverdeutlichen. Der unbestrittene pädagogischeVerlust, der dadurch entstanden ist,ist jedoch nur die eine Seite der Medaille.Die andere lässt uns den Verlust eines Kollegenin der <strong>Zoo</strong>pädagogik beklagen, der,wie nur noch wenige, zum sogenanntenUrgestein der <strong>Zoo</strong>pädagogik im deutschsprachigenRaum zählt. Robert Pies-Schulz-Hofen hat die Arbeit im <strong>Zoo</strong> von derPike auf gelernt. Er hat sowohl die Ausbildungzum <strong>Zoo</strong>tierpfleger als auch die desLehrers. Er ist also nicht, wie die meistenvon uns <strong>Zoo</strong>pädagogen, entweder aus demBiologiesaal oder direkt von der Universitätin den <strong>Zoo</strong>logischen Garten berufenworden.Robert ist somit nicht nur ein „angelernter“<strong>Zoo</strong>lehrer.Das spürt jeder, der seine zahlreichen Veröffentlichungenund nicht zuletzt sein Lehrbuchfür die Ausbildung des Tierpflegersgelesen hat. Nun wurde der Fachmann, derseinesgleichen auf dem Gebiet der <strong>Zoo</strong>pädagogiklange suchen muss, mit Wirkungvom 15.12.04 an ein Berliner Gymnasiumversetzt. Sein bisheriges Engagement galtnicht nur seiner Lehrtätigkeit in zuletztwohlgemerkt beiden Berliner <strong>Zoo</strong>s sowieden gerade erwähnten Schriften, sondernauch unserem Verband der <strong>Zoo</strong>pädagogenim deutschsprachigen Raum.Ich erinnere mich sehr gut an das GesprächEnde der achtziger Jahre, das wir im Zugauf der Fahrt von Düsseldorf nach Krefeldführten. Wir unterhielten uns über dieGründung eines Berufsverbandes, da wirdamals fest der Überzeugung waren,gemeinsam besser um die Stärkung,Sicherung und Erweiterung der <strong>Zoo</strong>pädagogikkämpfen zu können und wohlauch dem Einzelnen mehr Rückendeckunggegenüber Schulverwaltung oder <strong>Zoo</strong>direktiongeben zu können. Robert hat diePlanung tatkräftig in die Hand genommen,angefangen von der Satzung über diejuristische Absicherung des eingetragenenVereins bis hin zu unserer homepage, umnur ein paar Dinge zu nennen. Zurechtwurde Robert nach Gründung des Verbandeszum 1. Vorsitzenden gewählt undführte den jungen <strong>VZP</strong> bei seinen erstenSchritten zielbewusst. Als dieser dann„laufen“ konnte, gab er den Vorsitz aufeigenen Wunsch in andere Hände, nichtohne sein know-how bis heute, wo esgebraucht wird, zur Verfügung zu stellen.„Für die <strong>Zoo</strong>pädagogik schlägt zwarweiterhin mein Herz, aber ich werde denPuls erheblich drosseln müssen, denn dasHereinfinden in meine neue Situation erfordertviel Zeit, vor allem Vorbereitungszeitfür „sinnvolle“ Stunden, die ich unbedingtgeben muss, damit ich irgendwann wiedereinen Fundus habe, mit dem ich und dieSchüler leben können“. „Deshalb werde ichvermutlich auch eine ganze Weile für die<strong>Zoo</strong>pädagogik „in der Versenkung verschwinden“,aber nicht endgültig abtauchen.Soll heißen: Tagungen und ähnliche „events“werden wohl vorerst ohne mich stattfinden!“So der Wortlaut aus Roberts letztem Briefan mich, datiert vom 29.12.2004 .Es hat also letztlich jemanden getroffen, dersich über alle Maßen für unsere gemeinsameSache eingesetzt hat. Der Tagungen16<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


Elefantengeburt in RekordzeitMartina SchürerVor zehn Jahren kam unsere ElefantenkuhPunda mit drei weiteren Kühen und Tusker,unserem Bullen, aus dem Krüger Nationalparkin die neue Elefantenanlage nachWuppertal. Die Tiere waren damals ungefährdrei Jahre alt. 2003 kam Punda zumersten Mal in den Zyklus und wurde vonTusker auf der Außenanlage gedeckt. Alssicher war, dass sie aufgenommen hatte,war die Freude groß.Am 3.6.05 war es dann so weit. Nach 641Tagen der Schwangerschaft, die ohne Komplikationenverliefen, gebar Punda eine gesundeTochter in der Rekordzeit von 19 min.Das Jungtier wog bei der Geburt 107 kgund war 87 cm hoch. Es war ein sehr emotionalerMoment!Mehrere Kameras zeichneten die Geburtaus verschiedenen Perspektiven auf.Hier nun eine kurze Verlaufsbeschreibung:Den gesamten Tag verbringt Punda in derHerde ohne weitere Auffälligkeiten, obwohlsie am Morgen leichte Wehen hatte. Erstgegen 20.50 Uhr beginnen die Geburtswehen.Ein wenig Blut geht ab und der Eintrittdes Jungtieres in den Geburtskanal zeigtsich an. Punda vollzieht 6 Minuten lang mitdem rechten Hinterbein ausladende gymnastischeRuderbewegungen. Kurz vor derGeburt macht sie plötzlich einen Sprungvorwärts. Es wirkt, als hätte eine heftigeWehe sie überrascht. Sie reagiert darauf mitheftigem, unwirschem Kopfschütteln. Sie istnun sehr unruhig, stellt sich in den „Kopfstand“,steht wieder auf und stemmt sichgegen den Boden. Dabei geht das Fruchtwasserab. Ein Hinterbein des Jungtiereswird sichtbar, dann das zweite. Nicht einmaleine Minute später wird das Jungtier geboren.Der Revierpfleger gibt Punda mit ruhigeraber fester Stimme das Kommando,seitlich zu weichen. So können zwei Kollegenohne Hast das Junge aus der Box ziehen.Sie tragen Fußballhandschuhe, damitihnen das Jungtier nicht aus den Händengleitet. Zwei Pfleger kümmern sich um dieMutter. Sie reagiert sehr positiv auf denZuspruch ihrer Pfleger, die sie loben undberuhigen. Zwei weitere Pfleger reinigenunterdessen die Box, um sie erneut trittsichereinstreuen zu können. Das Kalb wirdin Sichtweite der Mutter versorgt. Die Atemwegewerden freigemacht, es wird trockengerieben,und die Unterseiten seiner kleinenFüße werden noch einmal speziell versorgt,damit es nicht ausgleitet, wenn esstehen will. Punda beobachtet alles mit großerAufmerksamkeit und aufgestellten Ohren.Sie berührt ihr Junges immer wiedermit dem Rüssel. Der Abstand zur Mutter istexakt so gewählt, dass sie das Jungtierberühren, aber nicht selbstständig zurückholenkann.Das Kalb versucht schon nach einigen Minutenaus der Seitenlage auf die Beine zukommen. Nachdem das Strampeln immerheftiger wird, entscheiden die Pfleger, mitHilfe von Gurten das Vorhaben zu unterstützen.Nach 14 Minuten steht das Jungtierzum ersten Mal auf seinen Füßen. Den Pflegernläuft der Schweiß. Sie halten ein zappelndesJungtier mit 107 kg auf den Beinen.Immer wenn es einknickt, reagiertPunda erschrocken. Nach 40 Minuten führensie es der Mutter zu. Punda will ihr Jungesgenau beäugen und kommt dabei mitihrem großen Schädel ganz tief nach unten,damit ihre Augen in Höhe des Jungtieressind. Es wirkt, als sei sie schwer sehbehindertund wolle Ihr Junges dennochgenau inspizieren. Zu keiner Zeit werdenihre Bewegungen dem Jungtier gegenüberheftig. Keine Trittbewegung wird ausgeführt,wahrscheinlich, weil die Pfleger mit den Hilfs-18<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


gurten dafür sorgen, dass das Kalb nichtstürzen kann. Sie lässt zu, dass das Jungean die Brust geführt wird, nimmt dabeiden Vorderfuß vor und präsentiert ihre Milchquellemit einer Selbstverständlichkeit, diealle verblüfft. Nach 24 Stunden kann daskleine Kalb ohne Hilfe stehen und trinken.Als es sich endlich erschöpft ablegt, legtsich auch Punda kurzzeitig langausgestrecktdaneben, steht aber sofort wiederauf und übernimmt die Wache für ihr Junges,ohne zu ihren Pflegern aggressiv zusein.Nach einer Stunde und 40 Minuten legt sichdas Muttertier noch einmal seitlich zu Bodenund gibt eine 19 Kilogramm schwereNachgeburt ab.Sie können ohne Probleme der Öffentlichkeitvorgestellt werden. Für die zoopädagogischeArbeit in der <strong>Zoo</strong>schule erhieltenwir eine verkürzte Aufzeichnung derGeburt, die jedem Zuschauer vor Augenführt, was für ein besonderes Ereignis dieGeburt eines Elefanten ist.Fotos von Dr. A. Silwa.Während der gesamten Geburt war Pundanicht sediert. Die anderen Kühe waren inder übernächsten Box anwesend. Sieschienen aufgeregter zu sein als das Muttertierselbst. Die Aufregung steigerte sich,als das Jungtier der Mutter zugeführt wurde.Die gesamte Herde trompetete aufgeregtund gebärdete sich heftigst. Pundaantwortete mit einem Trompetenstoß. Anschließendertönte das bekannte „Grummeln“in der Herde, während Punda sichum ihr Kalb kümmerte.Diese komplikationslose und schnelle Geburtführen wir zurück auf die hervorragendeKonstitution der jungen Mutter. Siewurde während ihrer gesamten Schwangerschaftsystematisch auf die Geburt vorbereitetund stand bestens unter Kommando.In der Hochphase der Schwangerschaftwurde im Stall nichts mehr verändert. Nurdie ihr vertrauten Pfleger und der Tierarztwaren anwesend, als die Wehen einsetzten.Schon seit dem 600sten Schwangerschaftstaghatten die Pfleger abwechselndQuartier bei ihr im Stall bezogen. Das Teamarbeitete während der Geburt perfekt zusammen.Die Aufzeichnungen belegen, mitwelcher Professionalität und Ruhe jederHandgriff ausgeführt wurde.<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1819


Neue Richtlinien-Sachkunde in NRWLothar PhilipsViele <strong>Zoo</strong>schulen werden von Grundschulenaufgesucht, obwohl die meisten „<strong>Zoo</strong>schullehrer“keine ausgebildeten Grundschullehrersind. Die Nachfrage nach <strong>Zoo</strong>schulunterrichtdurch Grundschulen könntesich weiter verstärken, da in den neuenRichtlinien die „außerschulischen Lernorte“explizit genannt sind:„Indem der Sachunterricht sich auf die Fragestellungenaus der Lebenswelt derSchülerinnen und Schüler einlässt, öffneter sich für außerschulische Lernorte undholt außerschulische Kompetenzen in dieSchule.“Es scheint mir also angebracht, zumindesteinen kurzen Blick auf das neue Regelwerkzu werfen.Im Folgenden habe ich die Passagen ausden Richtlinien zusammengestellt, die fürdie Arbeit in den <strong>Zoo</strong>schulen von Bedeutungsein können.Die neuen Richtlinien betonen stark dieMethoden. Fächerübergreifendes Lernenund Projektunterricht werden favorisiert,eine Entwicklung, die unserem Unterrichtentgegenkommt.„Kinder erleben ihre Lebenswelt ganzheitlich.Sie handeln in Sinnzusammenhängen,die Fächergrenzen überschreiten. FächerübergreifendesLernen versetzt sie in dieLage, in Zusammenhängen zu denken, ihrWissen und Können in vielfältigen Situationendes Alltags zu nutzen und neuen Erfordernissenanzupassen. Vernetztes Lernenerfordert die Kooperation mit anderenFächern.“Bedenkenswert, wenn auch nicht neu, dochlange vergessen, sind folgende Punkte :- unterschiedliche Interessen, Sichtweisenund Lernwege von Mädchenund Jungen- jedes Lernen ist eng mit Sprache verbunden- Lehrerinnen und Lehrer sind Vorbilder.Inhaltlich sind die Richtlinien sehr weit gefasst,nahezu alle von den <strong>Zoo</strong>schulen behandeltenThemen lassen sich in ihremRahmen behandeln. Forschend-entdeckendesLernen steht in Vordergrund. Insofernliegen wir gut im Trend und werden mit derUmsetzung dieser Richtlinien keine Problemehaben.Richtlinien und Lehrpläne zur Erprobungfür die Grundschule in Nordrhein-WestfalenSachunterrichtISBN 3–89314–716–0, Heft 2012, Herausgegebenvom Ministerium für Schule, Jugendund Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen, www.ritterbach.de, 1. Auflage2003Vorwort... Der sichere Umgang mit fachlichen Arbeitsweisenist eine wesentliche Voraussetzungfür selbstständiges Lernen. Es istdeshalb entscheidend, bei der Erarbeitungvon Inhalten und Themen in den einzelnenFächern die fachlichen Methoden ausdrücklichin den Blick zu nehmen. Nur soist es möglich, auch fächerübergreifendeVorhaben durchzuführen. ...Vom 1. 8. 2004 an sind die Lehrpläne zurErprobung in den Schuljahren 2004/2005und 2005/2006 die verbindliche Grundlagefür den Unterricht in allen Klassen derGrundschule. Das endgültige In-Kraft-Tretender Richtlinien ist zum 1. 8. 2006 vorgesehen....„(1) Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor derWürde des Menschen und Bereitschaftzum sozialen Handeln zu wecken, ist vornehmstesZiel der Erziehung.(2) Die Jugend soll erzogen werden imGeiste der Menschlichkeit, der Demokratieund der Freiheit, zur Duldsamkeit undzur Achtung vor der Überzeugung desanderen, zur Verantwortung für Tiere unddie Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen,in Liebe zu Volk und Heimat,zur Völkergemeinschaft und Friedensgesinnung.“(Artikel 7 der Verfassung für das LandNordrhein-Westfalen)20<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


2 Aufgaben und Ziele...Die Arbeit in der Grundschule ist damitauf eine ganzheitliche Erziehung und Bildunggerichtet, die personale, soziale undfachliche Elemente als aufeinander bezogeneAufgaben umfasst.4 Lernen und Lehren in der GrundschuleDer Unterricht ist der Kern der schulischenArbeit. Er dient dem Aufbau einer Wissensbasis,der Entwicklung grundlegenderKompetenzen und der Anbahnung vonSchlüsselqualifikationen. ...4.1 Aufbau einer Wissensbasis und Entwicklunggrundlegender Kompetenzen...Der sichere Umgang mit fachlichen Arbeitsweisenist eine wesentliche Voraussetzungfür selbstständiges Lernen. Es istdeshalb entscheidend, bei der Erarbeitungvon Inhalten und Themen in den einzelnenFächern die fachlichen Methoden ausdrücklichin den Blick zu nehmen.Kinder erleben ihre Lebenswelt ganzheitlich.Sie handeln in Sinnzusammenhängen,die Fächergrenzen überschreiten. FächerübergreifendesLernen versetzt sie in dieLage, in Zusammenhängen zu denken, ihrWissen und Können in vielfältigen Situationendes Alltags zu nutzen und neuen Erfordernissenanzupassen. Vernetztes Lernenerfordert die Kooperation mit anderenFächern. ...4.2 Förderung der Lernentwicklung… Der Unterricht knüpft konsequent andas vorhandene Wissen und Können derKinder an. Er fördert die Lernentwicklung,indem er Lernsituationen so gestaltet, dassInhalte und Themen aufeinander aufbauen,einander ergänzen und aufeinander Bezugnehmen. ... In diesen Zusammenhang gehörenauch die Arbeit nach einem Wochenplan,die Freie Arbeit sowie Formen derProjektarbeit. …8 Aufgaben der Lehrerinnen und LehrerLehrerinnen und Lehrer sind Vorbilder undBegleiter ihrer Schülerinnen und Schüler.... Sie führen die Schülerinnen und Schülerzu selbständigem Lernen. ...Aufgaben des Faches SachunterrichtDie Aufgabe des Sachunterrichts in derGrundschule ist es, den Schülerinnen undSchülern Orientierungen und Hilfen zu gebenzum Verständnis, zur Erschließungund Mitgestaltung ihrer Lebenswirklichkeit.Zugleich schafft er die Grundlage für weiterführendesLernen, indem das Interessevon Schülerinnen und Schülern an denverschiedenen Bereichen des Sachunterrichtsgefördert wird:- Natur und Leben- Technik und Arbeitswelt- Raum und Umwelt- Mensch und Gemeinschaft- Zeit und Kultur.Um diese Aufgaben zu erfüllen, vermitteltder Sachunterricht den Schülerinnen undSchülern Fähigkeiten und Fertigkeiten,Kenntnisse sowie Einstellungen und Haltungen.1.1 Fähigkeiten und FertigkeitenFähigkeiten und Fertigkeiten, mit denenZugänge zu den zentralen Fragestellungenin den genannten Bereichen gefunden werdenkönnen und die mit den Verfahren eineswissenschaftsorientierten Lernenskorrespondieren, stehen im Vordergrund.Dazu gehören:- Bewusstes Wahrnehmen, Beobachten,Beschreiben, Bestimmen, Untersuchen,Auswerten und Dokumentierenvon Phänomenen- Fragen stellen, Probleme erkennen,Vermutungen und Lösungsmöglichkeitenentwickeln...- Planen, Durchführen und Auswertenvon Experimenten- Beschaffen, Verarbeiten, Präsentierenvon Informationen- Befragen von Expertinnen und Experten...- Erörtern und Bewerten von Ergebnissen...<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1821


2 Lernen und Lehren2.1 Fachspezifische LernformenDie Richtlinien enthalten Aussagen zu geeignetenund wirkungsvollen Lernformen inder Grundschule. Der Sachunterricht ist imBesonderen geprägt von den Formen forschend-entdeckendenLernens. ...2.2 Prinzipien der UnterrichtsgestaltungDie Unterrichtsgestaltung im Fach Sachunterrichtstellt Verbindungen her: ...zwischen der Schule und außerschulischenLernorten.Lebenswirklichkeit der Schülerinnenund SchülerDer Sachunterricht geht von der Lebenswirklichkeitder Schülerinnen und Schüleraus, von ihren Fragen und Erfahrungen,von für sie interessanten Phänomenen undbedeutsamen Beziehungen. Er fördert ihreWissbegier und ihre Freude an der forschendenAuseinandersetzung mit ihrerUmwelt. Dabei berücksichtigt er die unterschiedlichenNeigungen und Interessenvon Mädchen und Jungen.Handelnde AuseinandersetzungSchülerinnen und Schüler in der Grundschuleverfügen über eine Vielzahl von imAlltag gewonnenen Erfahrungen sowieVorstellungen und Erklärungsmodellen vonder Welt. Diese werden durch handelndeAuseinandersetzung, Originalbegegnungenund anregungsreiche Lernsituationensystematisiert, erweitert, revidiertund in Richtung wissenschaftlich gültigerAussagen weiterentwickelt. ...Methoden des aktiven WissenserwerbsDer Sachunterricht bezieht sich mit seinenUnterrichtsinhalten und Verfahren auf mehrerewissenschaftliche Disziplinen. Nichtdie Fülle von Einzelerkenntnissen, sondern– im Sinne von „das Lernen lernen“ – dieMethoden des aktiven Wissenserwerbsstehen im Vordergrund. ...Reflexion und Dokumentation von ErgebnissenDabei kommt es darauf an, immer wiederden Lernprozess und den Lernertrag zureflektieren. Dieser kann z. B. in einem LernundForschertagebuch dokumentiert werden,in dem die Schülerinnen und Schülerihrem individuellen Lernstand entsprechendin Bild und Wort die gewonnenenEinsichten und Erkenntnisse eintragen. ...Außerschulische BezügeIndem der Sachunterricht sich auf die Fragestellungenaus der Lebenswelt derSchülerinnen und Schüler einlässt, öffneter sich für außerschulische Lernorte undholt außerschulische Kompetenzen in dieSchule. Der natürliche und der gestalteteLebensraum sowie gewerbliche, soziale,kommunale und kulturelle Einrichtungenwerden aufgesucht und dort tätige Personenin den Unterricht einbezogen. ...Wärme, Licht, Feuer, Wasser, Luft, Schall- Wasser und Licht als Lebensgrundlagefür Menschen, Tiere und Pflanzen erfahren- Wettererscheinungen beobachten underklärenKörper, Sinne und ErnährungKörper und Gesundheit- Leistung der Sinnesorgane feststellen- Grundsätze der Hygiene und gesundenErnährung kennen lernen und beachten- Körperfunktionen beobachten und erklären- Bedingungen gesunder Lebensführungreflektieren und Präventionsmaßnahmenkennen lernenPflanzen und TiereNatürliche und gestaltete Lebensräume- Pflanzen und Tiere in ihrem Lebensraumbeobachten, benennen und beschreiben- Achtung und Verantwortung gegenüberTieren und Pflanzen entwickeln- Bedingungen für die artgerechte Haltungeines Heimtieres erkunden22<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


- Zusammenhänge zwischen Lebensräumenund Lebensbedingungen fürMenschen, Tiere und Pflanzen erkennen- Pflanzen und Tiere in ihrer Entwicklungbeobachten3.2 Technik und ArbeitsweltArbeit und Produktion- Berufe, Arbeitsplätze von Frauen undMännern erkundenFormen und Wirkungen von Energie- Energiequellen und –formen sowie Möglichkeitender Energieeinsparung kennenlernen3.3 Raum und UmweltOrt und Welt- Schulwege und Schulumgebung sowiewichtige Einrichtungen im Ort oderOrtsteil erkunden- sich mit Hilfe von Wegskizzen undAbbildungen orientieren ...Schulweg- verschiedene Verkehrsräume und -mittelsicher nutzenUmweltschutz zu Hause und in derSchule- Abfall vermeiden und Abfall trennen- die Bedeutung von Ressourcen (Wasser,Energie, Boden, Luft) und ihre Nutzungerkunden- Wege eines sparsamen Umgangs mitRessourcen erproben und reflektierenKonsumgüter und KonsumbedürfnisseKonsumverhalten und Ökologie- Zusammenhänge zwischen Konsumverhaltenund Umweltproblemen untersuchen...Mädchen und JungenSexualität- die Entwicklung vom Säugling zumSchulkind verfolgen- Rollenverhalten von Mädchen und Jungenuntersuchen- die Vorgänge bei Zeugung, Schwangerschaftund Geburt kennen lernen- Kenntnisse über die Entwicklung vomSchulkind zum Erwachsenen gewinnen- über Liebe und Sexualität nachdenken4 Verbindliche AnforderungenFähigkeiten und Fertigkeiten- Naturerscheinungen, Lebewesen, Objekte,Sachverhalte bewusst wahrnehmen,beobachten, beschreiben, vergleichen,- unterscheiden, zeichnen und untersuchenKenntnisse- über elementare Erscheinungen in derunbelebten Natur- über Regelhaftigkeiten in der belebtenNatur- über Lebensbedingungen von Pflanzenund Tieren- über Eigenschaften und Pflege vonHeimtieren- über Kreisläufe in der Natur und derenBedeutung für die belebte Natur- über Grundfunktionen, einschließlichder Sexualität, und Gefährdungen desmenschlichen Körpers- über Energiequellen und ihre umweltschonendeNutzung ...- über räumliche Strukturen in der Region,in Deutschland, in Europa, auf derErde- über Grundfragen des Konsums unddes UmweltschutzesEinstellungen und Haltungen- Respekt vor Lebewesen- Interesse an Naturphänomenen- Offenheit und Wissbegier gegenübertechnischen sowie sozialen Sachverhalten- Verantwortungsbewusstsein gegenüberden Mitmenschen, der Natur undden Kulturgütern- Verantwortung für den eigenen Körper- Sensibilität für Anliegen des Umweltschutzes- Akzeptanz von Andersartigkeit undOffenheit für Veränderungen ...<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1823


Aus den EAZA-News24EAZA-News 47Ein Band, der sich vorwiegend den Elefantenwidmet: Zwei Artikel in dieser Ausgabesind von besonderem Interesse, zum einender über die afrikanische, zum anderen derüber die asiatische Elefanten-Population.Beide Programme begannen in den 1980erJahren mit Populationen, in denen es kaumFortpflanzung gab und in Institutionen, diekaum zusammen arbeiteten. Nach 20 Jahrenharter Arbeit, Ärger, Enttäuschungen,endlosen Diskussionen und entmutigendlangsamen Fortschritten, gibt es jetzt, 2004,endlich berechtigte Hoffnung, dass beidePopulationen, in naher Zukunft, sich selbsterhaltende werden könnten.In Ausgabe 48 der EAZA-News stellt Bertde Boer, der Präsident der EAZA, seineGedanken zur Rolle der EAZA vor.Auf der einen Seite kann nur eine starkeEAZA bei den Behörden der EU Lobbyarbeitleisten, die starken Restriktionen bei Tiertransportenbeeinflussen, <strong>Zoo</strong>kritikern wirksamentgegentreten und Partner für Naturschutzbehördensein.Auf der anderen Seite fürchten viele Mitglieder,dass die EAZA zu mächtig wird. EineArt Polizeibehörde, die alle Bereiche derMitglieder überwacht und ihnen keinenRaum für eigene Entscheidungen lässt.Hier liegt Konfliktpotential. Wie das Sprichwortsagt, ist eine Kette nur so stark wie ihrschwächstes Glied. Und das ist besondersin Europa mit seinen vielen Nationalitäten,Sprachen, politischen Systemen, kulturellen,finanziellen und Entwicklungsunterschiedenein Problem.Wie soll die EAZA wirksam Front gegen<strong>Zoo</strong>gegner machen, wenn ein Teil der Mitglieder(auch wenn er verschwindend geringsein mag) noch nicht einmal dieMinimalstandards der Tierhaltung einhält?Wie können wir wirksam Lobbyarbeit bei derEU leisten, solange einige Kollegen sichbeim Tierhandel am Rande der Legalitätbewegen? Wie können wir etabliertenNaturschutzorganisationen klarmachen,dass wir ernsthaft Naturschutz betreibenwollen, wenn einige noch nicht einmal vernünftigin EEPs mitarbeiten und großzügigNatur verbrauchen?Das heißt, der Wunsch nach einer Stärkungder EAZA nach außen bleibt ohne ein gewissesMaß an Kontrolle nach innen unrealistisch.Die EAZA hat immer gehofft, dassdiese interne Kontrolle durch Selbstkontrolleder Mitgliedsinstitutionen erreicht werdenkönnte und zu einem großen Teil funktioniertdas ja auch. Aber leider sind währendder starken Wachstumsphase in den1990er Jahren etliche schwache Kettengliederhinzugekommen.Die große Herausforderung ist also, einegesunde Balance zwischen individuellerFreiheit und gemeinsamer Stärke zu finden.Das wird sicher nicht vor der nächstenJahreshauptversammlung geschehen. Aberallein die Tatsache, dass die EAZA nach 16Jahren in diesem so unterschiedlichenEuropa noch vital und lebensfähig ist, zeigtihren Willen und ihre Fähigkeit auch schwierigeProbleme zu lösen.<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


EAZA-News 50Die Jubiläumsausgabe der EAZA-News erscheintin neuem Gewand.Die Rubrik „From the Chairmans Desk“ istaufgegeben worden. Dafür findet man nuneine Fülle wichtiger Informationen in reichbebilderten kleinen Artikeln.Aus dem Inhalt:In Ausgabe 49 berichtet er über den neuenEAZA Vorstand. Simon Tonge (<strong>Zoo</strong> Paignton)ist neuer Vice-Präsident, Eric BairräoRuivo (<strong>Zoo</strong> Lissabon) Sekretär, LubomirMoudry (<strong>Zoo</strong> Decin) Schatzmeister undLars Lunding Andersen (<strong>Zoo</strong> Kopenhagen)Vorsitzender des EAZA Mitglieder und EthikKomitees. Zusätzlich wurde beschlossen,das EAZA Gesetzgebungs-Komitee wiederzu beleben (dessen Vorsitzender ist Mitglieddes Vorstands). Ulrich Schürer (<strong>Zoo</strong>Wuppertal) wurde dessen Vorsitzender,Bengt Holst Vorsitzender des EAZA EEP-Komitees, Jürgen Lange Vorsitzender desEAZA Aquarium Komitees und er selbst wirdweiter im Vorstand arbeiten. Der Vorstandbesteht also nun aus 8 Personen.Der neue Vorstand repräsentiert nun einengeografischen Querschnitt der Mitglieder,Nord-, Süd-, Mittel- und Westeuropa sindvertreten und nicht länger nur durch große<strong>Zoo</strong>s. Diese Mischung garantiert, dass unterschiedlicheGesichtspunkte zur weiterenEntwicklung der EAZA vertreten sind.Zum Start der neuen Welt- <strong>Zoo</strong>- und Aquarium-Naturschutzstrategiewurde eineArbeitsgruppe gebildet. Sie besteht aus einigenMitgliedern des Vorstandes sowiedem Vorsitzenden des EAZA Pädagogik undGehegegestaltungs-Komitees (Henk Hiddingh,<strong>Zoo</strong> Emmen) und dem EAZA Komiteefür PR und Marketing (Jörg Adler, <strong>Zoo</strong>Münster). Der Start der neuen Strategie undihre Umsetzung sind für die EAZA Mitgliedereine große Herausforderung und habenhöchste Priorität.Shellshock supports tsunami relief effort inSri LankaYunnan box turtle rediscoveredGuess the weight Leatherback Turtle Tour2005Shellshock Campaign at Barcelona <strong>Zoo</strong>Shellshock Certificates and Special AwardsThe EAZA Committee ChairsFrom animal bustling to conservation work<strong>Zoo</strong> biology summer schools at Poznan <strong>Zoo</strong>The EAZA Environmental Enrichment TrainingSeminar at Budapest <strong>Zoo</strong>A long and winding road (Education)CBSG Europe involved in lion tamarinconservationEAZA-News 51Aus dem Inhalt:First Shellshock Certificates distributedLast chance to win Shellshock SpecialAwardsTurtle arks at Lisbon <strong>Zoo</strong>Giant wooden turtle at Aquazoo DüsseldorfParc Paradisio supported by CarapaceVolunteers assist Cologne <strong>Zoo</strong>Poznan launches ShellshockWhat veterinarians can do for zoosWhite rhinos get giant sun bed for betterskinParticipating in the training of zoo staff fromeastern European zoosThe Biblical <strong>Zoo</strong> in Jerusalem interacts withfootprint gardenRendez-vous for all zoo educators? NewEducation Committee met in EmmenJust another educator<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1825


EAZA AWARDAuf der Jahreshauptversammlungder EAZA 2004wurden verdiente <strong>Zoo</strong>leute miteinem „EAZA-Award“ ausgezeichnet,die Gedanken, dieProf. Dr. Nogge dazu durchden Kopf gingen, finden sichin Ausgabe 51:Als ich im Juni 1985 eine Einladungdes Antwerpner <strong>Zoo</strong>sannahm, eine engere Zusammenarbeitzwischen den europäischen<strong>Zoo</strong>s zu besprechen, war ich sehr erstaunt,dass nur sieben Kollegen teilnahmen. Spontanbot ich an, ein weiteres Treffen im Novemberdes selben Jahres in Köln auszurichten.Bei dem waren dann 26 <strong>Zoo</strong>s ausneun Ländern vertreten und wir richteten dieersten 19 EEPs ein. Zwanzig Jahre späterkann sich niemand mehr <strong>Zoo</strong>s ohne EEPsvorstellen. Was können wir daraus lernen:<strong>Zoo</strong>leute sind wie <strong>Zoo</strong>tiere: extrem konservativ.Man braucht viel Kraft und Geduld, um siezu bewegen, aber man darf niemals aufgeben.In der <strong>Zoo</strong>welt erreicht man nichts,wenn man keinen langen Atem hat. Eins dererinnerungsträchtigsten Ereignisse für michwar die erste EEP-Konferenz 1991 inBudapest nach dem Fall des „EisernenVorhangs“. Nur ein Jahr später war die EAZAals wirklich europaweiter Verband gegründet.Ich war wirklich überrascht, eine Auszeichnungder EAZA zu erhalten. Was ist meinVerdienst? Es hat sich so ergeben, dassich von Anfang an an der Entwicklung derOrganisation beteiligt war. Dennoch betrachteich es als eine Ehre, dass der EAZA-Vorstand mich als „Silberrücken“ gebetenhat, als Berater zu fungieren.26<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


9. Regionaltagung Ost vom 14. bis 16. Oktober 2004Robert Pies-Schulz-HofenAn der 9. Regionaltagung Ost im <strong>Zoo</strong>Rostock nahmen rund 30 <strong>Zoo</strong>pädagogenaus Berlin, Eberswalde, Erfurt, Greifswald,Halle, Leipzig, Metelen, Rostock, Schwerin,Stralsund und Weißwasser teil.Die Tagung begann mit einem gemütlichenAbendtreffen am 14.10. im „Alten Fritz“ imRostocker Hafen.Am 15.10. wurde dann die eigentliche Tagungum 9.00 Uhr mit der Vorstellung desEntwicklungskonzeptes für den Rostocker<strong>Zoo</strong> durch den <strong>Zoo</strong>direktor Udo Nagel eröffnet.Er unterstrich das Fehlen einesMasterplans für Rostock, den sich der <strong>Zoo</strong>„nicht leisten kann“, und hob dafür die Entwicklungdes Rostocker Leitbildes hervor,die Schwerpunktverlagerung auf die Bildung!Davon kann sich jeder in Rostocküberzeugen.Darwin-Box, <strong>Zoo</strong>narium und viele interaktiveLernpfade (klettern wie ein Affe, springenwie ein Känguru oder Balance haltenwie ein Flamingo) geben Zeugnis von dieserAkzentsetzung. Die Investitionen werdendabei nur maximal zu 50% durch Fremdmittelbestritten. Um das ehrgeizige Programmzu verwirklichen, hat der <strong>Zoo</strong>direktorsogar in vielen „klassischen“ Bereichen, bishin zum Tierpflege-Personal, die Mittel gekürzt!Trotz dieser Sparmaßnahmen: DerRostocker <strong>Zoo</strong> ist für Gäste, die ein paarJahre lang nicht hier waren, kaum wiederzu erkennen. Viele moderne Anlagen mitreizvollen und zweckmäßigen Gebäudenfügen sich in den Landschaftspark so harmonischein, dass die Besucher mühelosdas Gefühl entwickeln können, zum „Bestandteil“der Landschaft mit Tieren zu werden.Der Charakter des Rostocker <strong>Zoo</strong>swird dabei maßgeblich von der Gehölzsammlungdes Försters Schramm bestimmt,der 1883 die erste Wellingtonia (Riesen-Mammutbaum)aus einem Samen zogund pflanzte.Dieser dendrologische Garten wurde 1986wegen seiner wertvollen Gehölze sogarunter Denkmalschutz gestellt. Vor allem imMai, wenn die vielen, riesigen Rhododen-Im „Alten Fritz“dren blühen und den Park in ein Meer vonDüften und Blüten verwandeln, lohnt einBesuch für jeden Erholungssuchenden.Heute wird das Immersions-Prinzip vonTscharner konsequent umgesetzt. Wurdenfrüher die Rostocker Gehege durch hässlicheBetonfassaden und dicke Eisengittergeprägt, sind diese heute nur noch an wenigenStellen zu sehen und weitere Projektewarten auf ihre Umsetzung (Menschenaffenhaus,Elefanten). Insbesonderedurch eine sehr geschickte Wegeführungder neuen Anlagen hat der Besucher dasGefühl, sich in einem wesentlich größerenAreal zu bewegen als es tatsächlich ist, vorallem im Bereich der neuen Anlagen für dieGroßkatzen.Eröffnung durch Udo Nagel<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1827


<strong>Zoo</strong>narium (Die Rostocker <strong>Zoo</strong>schule)Frank Fuchs, Leiter der <strong>Zoo</strong>-AbteilungEdutainment, stellte anschließend dieStruktur und Konzeption der zoopädagogischenArbeit in Rostock vor und gab einenÜberblick zur Aufgaben- und Personalverteilungder einzelnen Bereiche, wobei erdas bisher noch nicht nahtlose Ineinandergreifender verschiedenen, pädagogischenEbenen erwähnte. Eine Führung durch das<strong>Zoo</strong>narium, die neue <strong>Zoo</strong>schule Rostocks,beendete diesen Programmpunkt. Die Ausstattungder neuen <strong>Zoo</strong>schule lässt wenigWünsche offen.Dr. Festerling von der Universität in Rostockreferierte danach über die Entwicklung der„Bildung für Nachhaltigkeit“ und verwendeteviele der „neuen“ Termini, die gegenwärtigdie didaktische und sozialpädagogischeDiskussion bestimmen. Er versuchte dabei,die Interdependenzen von grundlegendenErkenntnissen und Forschungsansätzenmit dem Schwerpunkt außerschulischerLernorte zu verbinden. Dabei stellte der Referenteinige interessante, empirisch belegteErgebnisse vor. Insbesondere beimFreizeitverhalten der „untersuchten“ Jugendlichenwurden seinen Ergebnissennach z.B. „Organisationssicherheit“ undeine „starke Naturorientierung“ überraschenddokumentiert. Dieser Beitrag wurdeanschließend kontrovers, teils heftig diskutiert.Nach der Mittagspause stellte Dr. Georgidie Rostocker Darwin-Box vor. Dieses„Zentrum für moderne <strong>Zoo</strong>- und Umweltbildung“wurde am 1. Februar 2002 inRostock eröffnet und zählte bisher 250.000Besucher. Die Box bietet dem <strong>Zoo</strong>besuchervielfältige Möglichkeiten, biologische Aspekteunter thematisch wechselnden Schwerpunktenkennenzulernen.Am Nachmittag stellten dann die Schülerder Rostocker Gymnasien ihre vor kurzemdurchgeführten Projekte vor. Zu den Themen„Elefantenkommunikation“ und „Süßwasser“erfuhren die Teilnehmer, wie inRostock zukunftsweisend mit Schülerngearbeitet wird. Die Vorstellung der Schülerbestach durch deren Sicherheit im Vortrag,unabhängig von ihren äußerst interessantenErgebnissen. Die Schüler FabianTschirschnitz und Georg Kämmert desErasmus-Gymnasiums haben übrigens mitihrem Projekt „Mehr als nur Törör - Was Elefantenwirklich sagen“ den 3. Preis bei „Jugendforscht“ gewonnen.28<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


Zum Abschluss des Tages führte dieLandschaftsarchitektin Kristin Jacobi dieTeilnehmer durch den Rostocker <strong>Zoo</strong>, wobeisie den Schwerpunkt auf die in den letztenJahren neu erstellten Anlagen und Tierunterkünftelegte. Hier konnte sich jederdavon überzeugen, dass sich in Rostocksehr viel Positives getan hat. In der Elefanten-Lodgeklang der Abend bei einem opulentenwarmen Buffet und vielen wichtigenGesprächen aus.Am Samstag stand dann der Besuch desNUP an. Der Natur- & Umweltpark inGüstrow war eine absolute Krönung ausbildungsdidaktischer Sicht. Was hier imHause als Einfassung des Flusses Nebelgezeigt wird, ist schon sehr beeindruckend.Im Hause führt ein Bach vorbei an Aktionswänden,vielen interaktiven Stationen zurheimischen Tier- und Pflanzenwelt und wirdvon einem Gang am Boden eines Sees(Aquatunnel) und gigantischen Einsichtendurch mehrere drei Meter hohe Scheibenin die Unterwasserwelt abgeschlossen.Das Außengelände umfasst nahezu alleökologischen „Abschnitte“ der MecklenburgerNaturlandschaft, einschließlich dergrößten Freianlage für Wölfe in Norddeutschlandmit einem 110 Meter langenHochweg, von dem aus die Tiere sehr gutbeobachtet werden können.Ich habe den Tagungsablauf bewusst etwasausführlicher dargestellt, um auch auf diesemWeg den Veranstaltern für diese gelungeneTagung nachträglich zu danken.Die Vielseitigkeit des Angebotes war beeindruckend.Dabei wurde überaus deutlich,dass das Gelingen der Veranstaltung vorallem den drei <strong>Zoo</strong>pädagoginnen AnnetteGerth, Brunhild Konrad und Dörthe Ulothzu danken war. Herzlichen Dank für Eurenunermüdlichen Einsatz!Fotos: Gerd StadieIm Aquatunnel<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1829


Schülerprojekte im <strong>Zoo</strong>logischen Garten RostockAls Beispiele für von der <strong>Zoo</strong>schuleRostock betreute Schülerprojekte erläutertenzwei Schülergruppen ihre Arbeiten.„Mehr als nur Törörr – was Elefantenwirklich sagen“Forscher: Fabian Tschirnitz,Georg KämmertZuerst stellten zwei Schüler ihr in der 10.Klasse begonnenes Projekt zur „Kommunikationbei Elefanten“ vor. Sie haben innerhalbvon insgesamt ca. 60 Stunden Aufenthaltim Elefantenhaus versucht, das komplettevorhandene Lautspektrum der Tiereaufzuzeichnen und mit Hilfe einer Softwarezu analysieren, die die Laute als Spektrogrammeanzeigt. Bislang ist die Kommunikationbei Elefanten kaum erforscht, sodass es wenig Vorbilder für diese Arbeit gibt.Vor allem kam es auch darauf an, denTagesrhythmus der Dickhäuter zu beachten(Fütterung, Dusche etc.).Die Schüler stellten insgesamt vier unterscheidbareLaute in einem Frequenzbereichbis 180 Hertz fest, wobei die Laute unter20 Hertz als Infraschall bezeichnet werden,der für das menschliche Ohr nicht hörbarist. Für ihre Arbeit erhielten sie im Wettbewerb„Jugend forscht“ einen 3. Preis, wasdie hohe Qualität der Arbeit zeigt.Die zweite Gruppe erläuterte ihre Projektwoche„Wasser erleben“, bei dem es darumging, möglichst vielfältige Bezüge zumThema Wasser im <strong>Zoo</strong> herzustellen. Das„Jahr des Wassers 2003“ der UNESCOwar die Anregung dazu: Die Schüler wolltenfeststellen, was Wasser für den <strong>Zoo</strong>bedeutet und wie er damit umgeht.Dazu wurden verschiedene Tierarten beobachtet,u. a. Schreiadler, Seehunde, Pinguine,Fischotter, Elefanten, Löwen und Dromedar.Teilweise konnten die Schüler mitden Pflegern zusammen füttern oder dieGehege säubern. Die Nutzung des Wassersals Lebensraum und die Anpassungan das Wasser (oder an wenig Wasser)durch die Tiere haben die Schüler auf verschiedensteWeise betrachtet. Das Ergebnisder 5-tägigen Projektwoche war danneine Präsentation der Ergebnisse vor denMitschülern.Dieses Vorhaben zeigt, wie wichtig ein guterKontakt der <strong>Zoo</strong>schule zu den Pflegernist, um übergreifende Projekte durchführenzu können.30<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


Robert Pies-Schulz-Hofen zum 60.GeburtstagLieber Robert,der Krieg war erst wenige Monate zu Ende,als du vor nunmehr 6 Jahrzehnten in Berlindas Licht der Welt erblicktest.Unsere Wege kreuzten sich vor mehr als20 Jahren. Wenn ich heute zurückblicke,war es ein Glücksfall, dass wir uns begegneten.Du als <strong>Zoo</strong>pädagoge im Westen unsererStadt und ich im Ostteil. Was unseregemeinsame Arbeit so fruchtbar machtewar die Begeisterung für die <strong>Zoo</strong>pädagogik.Du hattest das, was man sich von einem<strong>Zoo</strong>pädagogen wünscht, eine abgeschlossene<strong>Zoo</strong>tierpflegerausbildung und einPädagogikstudium. Trotz der ungewolltenTrennung unserer beiden Einrichtungen,hatten wir enge schriftliche Kontakte. Obwohlich schon einige Jahre Erfahrungenin der zoopädagogischen Arbeit gesammelthatte, konnte ich noch viel von dir dazulernen,teils durch deine wunderbar ausgearbeitetenPädagogischen <strong>Zoo</strong>führer unddann später, als wir nach der Wiedervereinigungunserer Stadt unsere persönlichenKontakte vertiefen konnten. Besondersstolz warst du, als nach langer aufwendigerVorbereitung, auf der 12. <strong>Zoo</strong>pädagogenkonferenzin Berlin 1995 der deutschsprachige<strong>Zoo</strong>pädagogenverband gegründetund du zum 1. Vorsitzenden gewähltwurdest. Deine ganze Kraft und dein zoopädagogischesWissen, hast du währenddeiner 5jährigen Tätigkeit als Vorsitzenderinvestiert.Es gibt wohl kaum einen <strong>Zoo</strong>pädagogen inDeutschland und auch über die Grenzenhinaus, der nicht in irgendeiner Weise vondeinem Wissen und deinen vielen Erfahrungenprofitiert hat. Viele zoopädagogischeEinrichtungen hast du mit aus der Taufegehoben.Auch auf unsere gemeinsame publizistischeArbeit blicke ich gerne zurück.Wenn du auch heute auf Grund widrigerUmstände nicht mehr als <strong>Zoo</strong>pädagoge tätigsein kannst, so hast du eine andere pädagogischeAufgabe übernommen, in die dudeiner kämpferischen Natur entsprechend,dein ganzes Wissen und Können einbringst.Ich wünsche dir, lieber Robert, für dienächsten Lebensjahrzehnte Gesundheit,Schaffenskraft und viel Erfolg in deiner pädagogischenArbeit, sowie Glück und Zufriedenheitin deinem weiteren Leben.In alter FreundschaftDeinGerd.<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1831


25 Jahre Annemarie Büchler im Tierpark DählhölzliMarlis Labudde-DimmlerAnnemarie Büchler im August 2003, Bild: Dr. Bernd Schildgeroder wie das Kind „<strong>Zoo</strong>pädagogik“in der Schweiz laufenlernte und erwachsen wurde!Annemarie Büchler in Aktion! Im August2003 feierten wir „20 Jahre Uhuklub“ mit allenKindern und ihrem spritzigen Tier-Musical„D’ Ratte-Retter“. - So kennen wirAnnemarie doch alle, so haben wir sieschätzen gelernt! Mit ihrem herzlichen Lachenund ihrer Offenheit erobert sie nichtnur Kinderherzen. Ihr überzeugtes Engagementfür Tier und Mensch und ihre Hartnäckigkeithaben der <strong>Zoo</strong>pädagogik in all denJahren manches Tor geöffnet!Als Hilfstierpflegerin wurde Annemarie vomdamaligen Tierparkdirektor Hannes Sägesserim Jahr 1979 angestellt. Die jungeBiologin war mit ihren zwei Kindern von einemlängeren USA-Aufenthalt zurückgekehrtund wollte, hoch motiviert und mit tausendguten Ideen in Kopf und Herz, hier imTierpark „mit Kindern etwas machen“! - Sofing vor 25 Jahren nicht nur die Geschichtevon Annemarie als <strong>Zoo</strong>pädagogin an, sondernauch die Geschichte der <strong>Zoo</strong>pädagogikin der Schweiz!In der geheimnisvollen Atmosphäre einesverstaubten Estrichraums voller Geweiheund Schädel empfing Annemarie die erstenKindergarten- und Schulklassen. KurzeZeit später stellte die Stadt der jungenund aufblühenden <strong>Zoo</strong>pädagogik eine Baubarackezur Verfügung. Für 10 Jahre wardie gemütliche Holzstube mit dem knarrendenBoden, den behelfsmässigen Tischenund den Regalen voller Schädel, Nester,Felle und Federn DER inspirierende undfaszinierende Ausgangspunkt in den Tierparkfür unzählige Schul- und Uhuklubkinder.In der Zwischenzeit hatte Annemarie bei derstädtischen Schulbehörde die Anerkennungund finanzielle Abgeltung des im Tierparkerteilten Schulunterrichts erreicht. Diesesausserschulische Angebot wurde dank seinerQualität und Einmaligkeit in den BernerSchulen bald zum Geheimtipp. Um diesengrossen Ansturm von Schulklassen zu bewältigen,wurde ab 1988 die Hilfe einerzweiten <strong>Zoo</strong>pädagogin nötig. Das war füruns beide der Beginn einer unvergesslichreichen Zeit enger Zusammenarbeit. Gemeinsamunterrichten (bis zu 500 Lektionenim Jahr), planen, Ideen entwickeln undwieder verwerfen, chaotische Zuständeüberwinden und strahlende Kindergesichtergeniessen… es waren 15 unvergleichlicheJahre!1983 schon hatte Annemarie den mittlerweileberühmt gewordenen Uhuklub insLeben gerufen. Mit tier- und naturbegeistertenKindern unterwegs sein, das war undist für Annemarie das Grösste! Hundertevon Uhuklübler haben wir seither jeweils amMittwochnachmittag in die Geheimnissedes Tierparks eingeweiht, haben mit ihnenfröhliche Wochenenden am Neuenburgerseeverbracht und unvergessliche Tier-Theateraufgeführt…Mit ihrer unermüdlichen Tatkraft und Kreativitätsetzte Annemarie eine gute Idee nachder andern um. So entstanden die erstenAusleihkisten mit „tierischen“ Materialienund Unterrichtsideen zu bestimmten Themen,mittlerweile haben wir derer zwölf.Betreute Infomobile laden am Sonntag dieBesuchenden zur hautnahen <strong>Begegnung</strong>mit Fellen, Schädeln und Federn ein und32<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


die gut besuchten Kindergeburtstage wärenaus dem Tierpark nicht mehr weg zudenken. Fortbildungen für Lehrkräfte, Vollmond-Führungenund Tiergeschichten,Kinderzoopass, Schafschur und Ostereiersuchen,Aktionen für Familien und fürFerienpasskinder, Ausstellungen und Musikevents…die Liste der von Annemarieinitiierten und meist auch geleiteten Anlässeist lang. Und für viele dieser heute fast inallen <strong>Zoo</strong>s selbstverständlichen Angebotezeichnet Annemarie Büchler als eigentlichePionierin! Sie war die erste <strong>Zoo</strong>pädagoginin der Schweiz und hat die <strong>Zoo</strong>pädagogikhier und im deutschsprachigen Raum in derAnfangsphase mitgeprägt. An unzähligenTagungen des Verbandes deutschsprachiger<strong>Zoo</strong>pädagogen (<strong>VZP</strong>) hat sie ihre Ideenund deren Umsetzung vorgestellt und unsalle damit zu eigenen Aktivitäten inspiriert.Gemeinsam haben wir in Bern 1993 selbsteine dieser Tagungen ausgerichtet undbeim Aufbau der Gruppe Schweizerischer<strong>Zoo</strong>- und Naturpädagogen mitgeholfen.Eine der „never ending tasks“ - und nichtimmer einfache Aufgabe - war für Annemariedie Beschriftung im Tierpark. Mit Flipflopsund interaktiven Schildern ging sieneue Wege, verbrachte unendliche Stundendafür am Computer und stellte an sichselbst die höchsten Ansprüche. Da botendie munteren Kinder einer Schulklassedann die ersehnte Abwechslung und liessenAnnemarie wieder aufblühen!1996 wurde endlich, nach turbulenten Zeitenund dank des grossen Einsatzes unseresdamals neuen Chefs, Dr. Bernd Schildger,von der Stadt die lang ersehnte 100%-Stelle für <strong>Zoo</strong>pädagogik am TierparkDählhölzli geschaffen. Das war ein Meilenstein!Annemarie wurde zur Leitenden<strong>Zoo</strong>pädagogin und bekam Einsitz in die Direktion.Damit erhielt sie nicht nur weitereKompetenzen, sondern vor allem auch Anerkennungihrer aus <strong>Zoo</strong>s nicht mehr wegzudenkendenTätigkeit. Dank der grossenUnterstützung durch unsere Direktion hatdie <strong>Zoo</strong>pädagogik im Tierpark Bern einenfesten Platz erhalten und kann sich weiterentwickeln. Im vergangenen November hatAnnemarie ihr nun erwachsenes Kind „<strong>Zoo</strong>pädagogik“in junge Hände übergeben. Esist ihr nicht leicht gefallen, aber sie bleibtinnerlich und äusserlich mit dem Tierparkverbunden!Liebe Annemarie, ich danke dir von Herzenfür die unvergleichlich kreative, engagierteund liebevolle Zusammenarbeit über all dieJahre. Ich freue mich darauf, die faszinierendeArbeit mit meiner neuen Kollegin,Cornelia Schütz, in deinem Sinne weiter zuführen!<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1833


Im Tierpark gibt’s eine StorchentanteKatrin MatthieuKinder zweifeln nicht daran, dass die Storchentantein den Tierpark gehört. Schließlichpasst sie bestimmt auf die Störche auf,oder füttert sie oder zieht sie groß odermacht so was Ähnliches.Unsere Kinder wissen nicht mehr, was eineStorchentante ist. Die älteren Herrschaftenschmunzeln, wenn sich die Storchentanteals solche vorstellt. Grundschulkinder könnenauch mit einer Hebamme nichts anfangen.Dieses Berufsbild ist ihnen fremd.Mama muss ja zur Geburt ins Krankenhaus.Nach Ansicht und Wissen der Kinderhilft im Krankenhaus der Arzt.Wenn man aber geklärt hat, was eine Hebammemacht, kommen auch heute die Kinderdahinter, warum man sie früher „Storchentante“rief.Hilft die Storchentante jetzt im Tierpark beider Geburt von Tierkindern?Nein, sie erzählt Geschichten über die Störcheund die Menschen und erklärt auch,warum der Storch weder Menschen- nochTierkinder bringen kann.Laut dem Buch „40 Jahre Storchentante –aus dem Tagebuch einer Hebamme“ vonLisbeth Burger war „....die alte LiesbethBurger tatsächlich 40 Jahre Storchentantegewesen in einem großen Landort“- und dasungefähr von 1890 bis 1930. „Und 2283Kindlein hat sie auf die Welt gebracht. Dasmacht ihr heute niemand mehr nach –leider!“Damals fand die Hebamme es nicht gut,„Storchentante“ gerufen zu werden. Siemusste echte Aufklärungsarbeit leisten,nicht nur bei den Kindern, von denen siefolgendes zu hören bekam:„Guck, da kommt die Storchentante!“ riefso ein Wichtlein gerade seinen Spielgenossenzu. „Weißt, die, wo die Kinder insHaus bringt!“ „Nein, die bringt’s nit! DerStorch bringt’s!“ „Aber die muß kommen undsie dem Storch abnehmen ..., sonst beißter der Mutter ins Bein ...“Nein, der Storchbringt alle zu ihr, und sie tragt sie dann insHaus in der schwarzen Tasche ...“Schwierig war die Aufklärungsarbeit bei denEltern, die aus Gründen des Anstandes, derMoralvorstellungen der Zeit nicht in der Lagewaren, ihren Kinder zu erklären, wie Geschwisterzustande kamen. Es gab Mütter,denen es vor ihren eigenen schon größerenTöchtern peinlich war, ihre Schwangerschaftzu erklären: „Aber das kann mandoch nicht sagen. Jetzt hat man immer gesagt,der Storch bringt die Kinder ...“ „Richtig,aber nun wird ihr Kleines im Winter geboren,wenn kein Storch weit und breit vorhandenist. Wissen sie, den Storch mag ichschon gar nicht leiden. Das dumme Gerede,dass ich die Storchentante sein muss....“Ich bin heute ganz froh, dass die Hebammenvor 100 Jahren „Storchentanten“ gerufenwurden, zeigt es doch, dass der Weißstorchfür die Menschen damals allgegenwärtigwar, der größte einheimische Vogel,farblich sehr auffällig und deshalb von unsMenschen nicht zu übersehen. Auf Grundseiner Größe konnte man ihm am ehestendas Kinderbringen andichten. Der Storchhat im Leben der Menschen vor noch nichtall zu langer Zeit, durch seine „Kinderbringerei“eine entscheidende Rolle gespielt.Ohne Storch ging es nicht. DieseAufgabe verschaffte ihm große Beachtungund Beliebtheit!Wie geachtet und geliebt ist der Weißstorchheute?Das Gedicht von Eugen Roth beschreibtdie Situation des Verhältnisses von Menschund Storch in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.34<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


Der StorchDer Storch – wie könnt es anders sein,Stellt sich bei so viel Vögeln ein.Er darf schon fast als Haustier gelten;Als Hausfreund kommt er gar nicht selten.Er misst im Stehen wie im Geh’nDurchschnittlich einen Meter zehn.Der Storch, und schlüge man ihn tot,Schwört auf die Farben: Schwarz-weiß-rot,Woraus ein jeder leicht ermisst,Dass er ein deutscher Vogel ist.Einst war in Deutschland nicht so rarWie heutzutag Freund Adebar,Von dem selbst der Erwachsne dachte:Er wär es, der die Kinder brachte.Was für ein fröhliches Gehorch,Wenn’s hieß im Lenz: „Der erste Storch!“Allmählich kam man doch dahinter:Wer bringt die Kinder denn im Winter,Wo weit und breit kein Storchenpärchen?Man munkelte, es sei ein MärchenUnd es hat nicht mehr lang gewährt,Da war man schrecklich aufgeklärt,Und jeder Knirps weiß, was es heißt,Dass er ins Bein die Mutter beißt.Nun, die Bemerkung sei erlaubt:Ich hab noch an den Storch geglaubt!Und nicht gewusst, schon längst beweibt,Dass man mit Pillen ihn vertreibt.Vom Klapperstorch was zu erzählen,Müsst man sich heutzutag schon quälen,Wo doch- gar in der großen Stadt-Kein Kind den Storch gesehen hat!Wie spannte herrlich er die FächerDer Schwingen über graue Dächer,Wie prächtig war das StorchennestIm Schornstein, Kirchturm, Baumgeäst,Wie gern sahn wir den stillen SchreiterIm Sumpfe, würdevoll und heiter,Und jeder hatt‘ den Wunsch, den frommen,Sein Storchenpaar sollt wiederkommen!Vorbei – es läßt sich nicht bestreiten-Die Störche und die guten Zeiten!Der Storch hält seine Ehe heilig.Empfänd sein Weibchen gegenteilig,Ertappte er‘s beim Ehebrechen,Würd er es durch und durch erstechen.Der Storch, der selbst nicht singen kann,Meint deshalb, viel sei nicht daran.Er klappert laut und plappert klug.Jedoch vom Storche jetzt genug.Eugen Roth (1895 – 1976)aus „trägt auch rote Strümpfe“ von Vera Wildgruber,Verlag am Brink 1995„Vorbei – es lässt sich nicht bestreiten-Die Störche und die guten Zeiten!“So schlimm ist es noch nicht, zumindestnicht in ganz Deutschland.Die Oberlausitz ist eine storchenreicheGegend. Im Jahr 2002 kamen 157 Brutpaare.Eine hohe Storchendichte wiesen dieKreise Bautzen mit einer Storchendichtevon 7 Paaren pro 100 km 2 und Niesky mit 4Paaren pro 100 km 2 auf (s. Mitteilungsblatt95/2003 der BAG Weißstorchschutz desNABU).Mit ausdauerndem Klappern begrüßt sichdas Storchenpaar im Frühjahr. Vielleicht löstdas bei uns heute noch Frühlingsgefühleaus? Der Weißstorch hat die Phantasie derMenschen über Jahrhunderte hinwegangeregt, tut er das heute noch?Zumindest ist es bis heute für jeden Menschenein unglaublich schöner Anblick,wenn man die Störche über die Dörferfliegen sieht. Wir staunen, wenn wir sie beider Futtersuche auf unseren Feldern undWiesen, teilweise direkt an der Straßesehen und freuen uns bei diesem Anblick.Auf Grund seiner pünktlichen Wiederkehrwurde er Frühlingsbote, was sich in derBibel und in vielen Bauernregeln dokumentierte:„Sieht ein Mädchen den erstenStorch nach der Ankunft fliegend, kommtes noch im gleichen Jahr auf den Brautwagen.“Jeder Mensch war glücklich, wennStörche auf seinem Haus nisteten, denn:„Das Haus, auf dem sein Horst steht, istvor Feuersbrunst und Blitzschlag geschützt.“Auch heute beobachten viele Menschenihre Störche im Dorf, sie führen teilweisesogar Buch über das Storchenleben. AufGrund dieser Beobachtungen konnte schonso mancher Storch mit Storchenkindernvor Krankheit und Tod durch widrigeUmstände gerettet werden. Für Menschen,die den Storch erleben, ist er auch heutenoch bedeutsam.Also ist es kein Wunder, dass der zumNationalvogel der Deutschen erklärteWeißstorch, dessen Leben bei uns immernoch bedroht ist, inzwischen gleich zweimal(1984 und 1994) zum „Vogel des Jahres“ernannt wurde.<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1835


Schon vor langerZeit schloss sichder Weißstorch denMenschen an. Umden Glücksbringerfestzuhalten, findetman ihn heute nochim Wappen mancherOrtschaft.Drogerien, Gaststätten,Straßen,Firmen und Waschmittel wurden nach ihmbenannt. In Märchen und Fabeln findet manihn. Viele deutschsprachige Dichter, unteranderem auch Goethe, widmeten ihmPoesie und Prosa.Sagenhaft, was es alles an Sagen, Märchenund Fabeln über den Weißstorch gibt!Der Sage nach „erteilte Gott einem Menschenden Auftrag, einen Sack mit allenReptilien ohne hineinzuschauen, ins Meerzu werfen. Er öffnete den Sack aber unddie Tiere verbreiteten sich über die Erde.Erzürnt verwandelte Gott den Menschen ineinen Storch, auf dass er bis in alle EwigkeitReptilien fresse!“Der Aberglaube, dass der Storch ein verwandelterMensch sei, war sein besterSchutz, denn so wurde er wie ein Menschbehandelt.Märchenhaft wird es in dem bulgarischenVolksmärchen „Siljan, der Storch“. Hierverwandeln sich Menschen in Störche, weilsie auf der Insel, auf der sie leben, wegeneines Fluches keine Nachkommen zeugenkönnen. So kommen sie im Frühjahr alsStörche zu uns, ziehen ihre Jungen großund verlassen uns im Herbst wieder. ImWinter aber leben sie als Menschen aufihrer Insel. Auch Wilhelm Hauff lässtMenschen durch das Zauberwort „Mutabor“und ein Zauberpulver in dem wohl bekanntestenStorchenmärchen „Kalif Storch“ inStörche verwandeln, damit sie die Tierspracheverstehen können.Nochmals sei das Ammenmärchen vomKlapperstorch erwähnt. „Klapperstorch,mein Guter, bring‘ mir einen Bruder,Klapperstorch mein Bester, bring‘ mir eineSchwester!“ Diesen Kinderreim konnte manim 18. Jahrhundert oft auf der Straße hören.Erst jetzt hatte man den Storch zumKinderbringer gemacht, weil die Eltern damitFragen ihrer Kinder nach der Zeugung ausdem Weg gehen konnten. Aufklärung warnicht erwünscht. Der Storch beisst der Frauins Bein und übernahm damit anstelle desMannes die Zeugung der Kinder: „Er hatgebracht ein Brüderlein. Er hat gebissen dieMutter ins Bein.“ Doch wer bringt die Kinderim Winter? Manch einer hatte bei dieserKinderfrage Erklärungsnöte, andere Erwachsenesahen es nicht so verbissen undsuchten einfach nach passenden „Ersatzvögeln“.Auf Rügen war dieser „Ersatzvogel“nachweislich der Schwan. Erholte die Kinder im Winter aus so genannten„Schwansteinen“, die es wohl heute nochauf Rügen geben muss. Im Sommer kamauch auf Rügen der Storch. Der holte dieKinder aus der Ostsee und legte sie auf„Storchensteine“ zum Trocknen, bevor ersie der Mutter brachte.In Dresden holte der Storch die Kinder ausdem Queckbrunnen. Symbolisiert durchden Storchenreiter, brachte der Storch inAnnaberg die Kinder aus dem Teich, dieartigen auf dem Rücken, die bösen aber imSchnabel. Wenn der Sohn Dummheitengemacht hatte, musste man sich daher imErzgebirge folgende Redewendung gefallenlassen: „Deinen Jungen hat der Storchauch nicht auf dem Rücken gebracht!“ InBöhmen und Pommern lässt der Storch dieKinder durch den Rauchfang fallen, wo siedie Hebamme auffängt und mit der Hebammenschereabnabelt.Weil man ihn mancherorts immer seltenersieht, lohnt es sich allerdings nicht mehr,Zucker auf das Fensterbrett zu legen, damitsich der Kinderwunsch mancher Frau erfüllt.Ganz fabelhaft bietet sich der Weißstorch,dieser majestätische, allseits bekannte undbeliebte große Vogel als Fabeltier an. Adebarist in der Fabel „Der Wolf und der Storch“der Hilfreiche und in „Der Fuchs und derStorch“ der Kluge. Ganz majestätischbegegnet er uns in der Fabel:36<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


Die Frösche wollten einen König habenEin Volk von Fröschen, das in einem stillen Teichin Frieden lebte und im Glück,schrie eines Tages: „Warum sind wir kein Königreich?Wir pfeifen auf die Republik!“Als Jupiter gehört den Krach,gab er dem Wunsch der Frösche nach.Vom Himmel plummste alsogleichein König in den stillen Teich,mit einem Donnerschlag, so stark,daß das erschrockne Volk der dummen Frösche flinkkopfüber in die Binsen gingund sich im tiefsten Grund verbarg.Sie wagten lange nicht vor lauter Angst und Grauen,dem neuen König ins Gesicht zu schauen,und hielten jeglicher Vernunft zum Trotzfür einen Riesen ihn, eine Urweltungetüm.Dann faßte einer Mut und näherte sich ihmund sah: Der Riese war ein regloser Klotz.Zwei andere folgten bald – und als auch sie’s entdeckt,da kam der ganze Trupp, und alle quakten lautund taten schnell so plump vertrautmit dem, der sie so lang erschreckt,daß sie sich dreist und frech ihm auf die Schultersetzen.Der Herr ließ es geschehnganz unbewegt, als fänd‘ er solch Vertrauen schön.Doch taten sie dies nur, weil sie sehr wenig schätztensolch eine milde Monarchie.Denn schon nach kurzer Zeit das Volk der Quakerschrie:„Langweilig ist’s mit diesem Schutzpatron!Wir brauchen Spannung, Sensation!“Da hat sich Jupiter nicht lang den Kopf zerbrochen.Den Storch sandte er ins Moor.Der nahm sich jeden einzeln vor.Wer gar zu laut gequakt, der wurde abgestochen.Als Jupiter vernahm ihr Klagen,rief er: „ Ihr konntet Ruh und Frieden nicht vertragen!Wollt Ihr durch Launen mir und törichtes Geschwätzvorschreiben gar das Weltgesetz?Durch einen guten Herrn ließt ihr euch nicht beglücken,Nun schweigt! Sonst könnte ich noch einen schlimmrenschicken!“Jean de la FontaineAus: „Fabeln“ aus dem Französischen, Übertragung vonMartin Remane`1976, Verlag Philipp Reclam jun. LeipzigDa brat‘ mir einer einen Storch!Es ist fast nicht vorstellbar. Trotz der großenVerehrung, die der Weißstorch genoss,wurde er gegessen.Römische Gourmets ließen sich zur Zeitdes Augustus Jungstorchbraten schmecken.In der Mark Brandenburg stand derStorch bis in das 18. Jh. auf dem Speisezettel.Zahlreiche Medikamente wurden imMittelalter (meist aus lebenden) Störchenhergestellt. Doch schon bei den altenGriechen hatte der Storch hohes Ansehen:Das Gesetz „Pelargonia“ (nach Pelargos,dem Storch) verpflichtete alle Bürger, wiedie Störche für die Eltern im Alter zu sorgen.Lange galt der Storch auch als Wächter derehelichen Treue. Man glaubte, dass beiVerfehlungen die „Störckin“ in „Storchengerichten“„grewlich gestrafft“ wurde. DerStorch wurde sehr verehrt und so war esin vielen Landstrichen verpönt, Störche zuessen. Mancherorts wurde der Abschusseines Storches sogar mit dem Tode bestraft.Das Sprichwort: „Da brat‘ mir einer einenStorch!“ kennzeichnet also etwas völligUnmögliches, denn wer wagt es schon,sich bei der genannten Strafe einen Storchzu braten. Außerdem ist sein Fleisch zähe,so daß es schon GESSNER (1557) „zurspeyss nit lobt“ (aus „Die Vögel im Volksglauben“von Ernst und Luise Gattiker).Die Beziehung des Menschen zum Storchist unendlich vielfältig, von Region zu Regionunterschiedlich und sie hat sich über dieJahrhunderte immer gewandelt. Es ist gut,zu wissen, warum unsere Vorfahren denWeißstorch hoch verehrten. Vielleicht gibtes den Grund ja heute noch.Wie macht man den Kindern heute klar,dass der Storch geachtet werden muss,dass er ein liebenswürdiger und schützenswerterVogel ist?Um ein Tier zu schützen, muss man eslieben und achten. Vieles davon erschließtsich aus dem Wissen um das Tier. Dochohne emotionalen Bezug bleibt nicht vielWissen hängen und deshalb bin ich heutegern Storchentante und erzähle Geschichtenüber Storch und Mensch.Literatur:Gebauer, A.; Matthieu, K.: Klapperstorch mein Guter,Informationsblatt und Texte der KulturhistorischenSammlung des Naturschutz-Tierpark GörlitzBurger, Lisbeth: 40 Jahre Storchentante – aus demTagebuch einer Hebamme, (1930) BergstadtverlagWilh. Gottl. Korn Breslau<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1837


Urlaub bei den SeehundenTamara KalmbachIm Oktober 2004 hatte ich das Glück einenPraktikumsplatz in der „SeehundaufzuchtundForschungsstation Norddeich“ zuergattern. Drei spannende und ereignisreicheWochen erwarteten mich.Wir hatten noch über 20 Seehunde zuversorgen. Und dass, obwohl die Hauptsaison,in der die „Heuler“ aus verschiedenenGründen in der SeehundstationAufnahme finden, im Oktober eigentlichbereits vorbei ist.Die jungen Seehunde - nach ihrem kläglichenRufen „Heuler“ genannt - werden ausunterschiedlichen Gründen von ihrenMüttern verlassen. Zu den natürlichenGründen zählt das Getrenntwerden währendeines Sturms oder das Zurücklassendes schwächeren Jungtieres bei Zwillingsgeburten.Leider kommen viele unnatürliche Trennungsgründehinzu. Auslöser ist direkt oderindirekt immer der Mensch. Viele Wattbesuchersind oft unvernünftig und begebensich ohne Wattführer durch dengefährdeten und gefährlichen LebensraumWatt. Dabei nähern sie sich den SeehundMüttern mit ihren Jungtieren. Die Erwachsenenfühlen sich gestört und fliehenins Wasser. Das Jungtier bleibt zurück.Kommt es regelmäßig zu Störungen durchWattwanderer, unvernünftige Sportbootfahrero. ä., kehrt das Muttertier nicht mehrzu ihrem Jungtier zurück. Es wird zum„Heuler“.Diese noch von ihrer Mutter abhängigenBabies werden vermehrt in den Sommermonatenin die Station eingeliefert. Nacheiner gründlichen Untersuchung werden dielebensfähigen Tiere aufgepäppelt, damit sieschließlich wieder in die Natur entlassenwerden können.Zu Beginn meines Praktikums befandensich trotz der Jahreszeit beinahe 20 Tierein der Station. In der ersten Woche wurdensogar täglich neue Tiere eingeliefert. Diesezwei Monate alten Jungtiere müssteneigentlich bereits selbstständig auf Nahrungssuchegehen. Da das Wattenmeeraber überfischt ist, finden die jungenSeehunde vermutlich immer wenigerGarnelen und junge Plattfische, die sie inden ersten Monaten brauchen. Vom Hungergeschwächt und häufig von Parasitenbefallen oder mit Bissverletzungen übersätkommen die kleinen Seehunde dann inNorddeich an. In der Station werden siegewogen, vermessen und untersucht. NurSeehunde, die eine Chance auf Wiederauswilderunghaben, werden aufgepäppelt.Die wenigen anderen müssen leider eingeschläfertwerden, da schwache Tiere imWattenmeer keine Chance hätten. DieseTiere werden später untersucht, um festzustellen,wie es zu ihrem Zustand kam undwas die Ursachen dafür sein könnten.Solche Daten sind notwendig, um denSchutz des gefährdeten LebensraumesWattenmeer in die richtige Richtung zulenken.38<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


Die Arbeit einer Praktikantin in der Seehundstationdreht sich vor allem um diePflege der jungen Seehunde und der ebenfallsin der Station aufgenommenen krankenVögel.So erhielt ich neben dem gründlichenSchrubben der Gehege und der Fütterungder Tiere auch Einblicke in die medizinischeArbeit der Station.Besonders spannend war die Fahrt zurWiederauswilderung dreier Seehunde. Miteinem zu einem Ausflugsboot umgerüstetenKutter ging es bei echtem Nordsee-Wettervon Neuharlingersiel hinaus bis vor Spiekeroog,wo die drei inzwischen ca. 30 kgwiegenden Seehunde in ihr angestammtesBiotop entlassen wurden. Die ersten beidenTiere schwammen zuerst auf die Sandbank,blieben dort kurz liegen, um sichsofort wieder ins Meer zu stürzen. Der dritteSeehund tauchte unter dem Kutter hindurchund wurde erst einige Zeit später von denaufgeregten Menschen beim Schwimmenwieder entdeckt. Gemeinsam mit den dortbereits vorhandenen Seehunden erkundetendie mit Transpondern und Flossenmarkenausgestatteten Neulinge das Meer.Wer mehr Informationen über die Seehundstationin Norddeich möchte, kann sieeinfach im Internet unter:www.seehundstation-norddeich.debesuchen.Informationen über die Seehunde und dasWattenmeer finden sich z.B. in folgendenBüchern:* „Die Welt der Seehunde“, A. Maywald,Verlag Soltau-Kurier-Norden* „Seehunde“, K.-H. Heers, Verlag Boyens& Co* „Tiere im Wattenmeer“, Hrsg.: IPTS & NPA,Verlag Schmidt & Klauning* „Das Watt“, A. Maywald, RavensburgerVerlag<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1839


BuchbesprechungChristopher Perrins (Hrsg.): Die BLVEnzyklopädie Vögel der Welt656 Seiten, 616 Farbfotos, 184Verbreitungskarten49,90 € € (D), 51,30 € € (A), 85,50 sFrISBN 3-405-16682-9 BLV VerlagsgesellschaftmbH, MünchenGanz neu auf dem Buchmarkt liegt von BLVeine Enzyklopädie über Vögel vor.Christopher Perrins als Herausgeber – einerder führenden Ornithologen – hat rund150 hervorragende Mitarbeiter gefunden.Das englische Werk wurde unter der Leitungvon Dr. E. Bezzel – wiederum ein bekannterName – übersetzt. Herausgekommenist ein 656 Seiten starker Band, derauf dem deutschen Markt zur Zeit wirklich– wie der Verlag im Klappentext behauptet– konkurrenzlos ist. Neueste Ergebnisseder Ökoethologie sind genauso verarbeitetwie in Teilbereichen die Soziobiologie (z.B.bei den gut untersuchten Heckenbraunellenund den Rauchschwalben). Bei anderenArten, wie Elstern und Rotschulterstärlingen,werden sie dagegen nicht erwähnt.Dies mag mit an der Vielfalt der Autoren liegen.Insgesamt ist nicht nur der Text eineFundgrube an Informationen. Die Bebilderungaus über 600 hervorragend ausgesuchtguten Farbfotos, rund 1000 farbigenZeichnungen und Verbreitungskarten machendas Stöbern in diesem Buch zu einemwahren Genuss für den Leser. DerPreis von 49,90 € € ist für ein Buch dieserQualität und dieses Umfangs – verglichenmit anderen Büchern – so günstig, dass manes ohne Einschränkung jedem Interessierten– auch dem Laien – empfehlen kann.Monika Niehaus40<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


BuchbesprechungW. Westheide/R. Rieger (Hrsg.)Spezielle <strong>Zoo</strong>logieTeil 2: Wirbel- oder SchädeltiereSpektrum Akademischer Verlag/GustavFischer, 2004750 Seiten, 650 Abbildungen, Ladenpreis79,95 € €Das Buch ist die Fortsetzung des erstenBandes der Speziellen <strong>Zoo</strong>logie (Einzellerund Wirbellose Tiere) und folgt damit derklassischen, wenn auch — wie die Herausgeberselbst meinen — phylogenetischnicht unbedingt zwingenden Einteilung inWirbellose und Wirbeltiere. Es gliedert sichin einen relativ kurzen (170 S.) AllgemeinenTeil, in dem die Grundzüge von Bau,Funktion und Leistung dieser Tiergruppedargestellt werden, und in einen umfangreichenSpeziellen Teil, in dem vonSpezialisten im Detail auf die einzelnenTaxa eingegangen wird. Gewisse Überschneidungenzwischen Allgemeinem undSpeziellen Teil sind nicht störend, sondernerleichtern das Einprägen wichtiger Prinzipien.Im Speziellen Teil findet man ebensoInformationen über die Eusozialität vonNacktmullen (einzige Säuger, die eine„Insektenstaatorganisation“ mit Königin undArbeiterkaste haben) wie über das Pseudoscrotumvon Tüpfelhyänendamen (dieauch sonst im Clan die Hosen anhaben).Heimische Arten, die phylogenetisch (z.B.Neunauge), ökologisch (Feldhase, Wildkaninchen)oder ökonomisch (Wander-Hausratte) besonders bedeutsam sind, sindim Speziellen Teil besonders berücksichtigt.Das Buch ist ausführlich mit informativenStrichzeichnungen und Fotos bebildert;Verbreitungskarten erleichtern die Orientierungoder illustrieren im Zeitvergleich denRückgang mancher Arten. Ein kurzesLiteraturverzeichnis und ein ausführlicher,gut sortierter Index runden das Buch ab.Ein Wermutstropfen ist der hohe Preis. EinBuch für Spezialisten eben – die Anschaffungfür die <strong>Zoo</strong>bibliothek lohnt sichallemal.Monika Niehaus<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1841


BuchbesprechungDieses Heft ist an der zoologischen Systematikorientiert und umfasst im 1. Band dieBeuteltiere und Affen, die im TierparkHagenbeck gehalten werden. Die Handreichungdient der Vor- und Nachbereitungsowie der Durchführung des Tierparkbesuchs.Einige Arbeits- oder Beobachtungsbögensind in den Klassen 5/6, andere erst abKlasse 10 einsetzbar. Die Materialien sindauf die Bedingungen des Tierparks Hagenbeckabgestimmt.Es bietet ausgefeilte Vorschläge für die Arbeitmit Schülergruppen.Die Schülerinnen und Schüler können inArbeitsgruppen eigenständig zu dem ThemaTierhaltung, Kängurus oder Affen arbeiten.DieHandreichung regt die Schülerinnenund Schüler zum eigenständigen Entdecken,genauen Beobachten und Beschreibenan.Inhalt:Tierhaltung im <strong>Zoo</strong>LehrerinformationArbeitsblatt - Aufgaben zur Vorbereitung des<strong>Zoo</strong>besuchesArbeitsblatt - Aufgaben im <strong>Zoo</strong>Arbeitsblatt - Aufgaben zur Nachbereitung des<strong>Zoo</strong>besuchesBeobachtungsbögen und SteckbriefeBeobachtungsbogen - Die KängurusSteckbrief - Die KängurusSystematische Übersicht der im Tierparkgehaltenen Affen und Halbaffen .Übersicht der im Tierpark gehaltenen Affen undHalbaffenBeobachtungsbogen -Die KattasSteckbrief - Die KattasBeobachtungsbogen - Die Kaiserschnurrbart-TamarineSteckbrief - Die Kaiserschnurrbart-TamarineBeobachtungsbogen - Die HutaffenSteckbrief - Die HutaffenBeobachtungsbogen - Die MantelpavianeSteckbrief - Die MantelpavianeBeobachtungsbogen - Die MandrillsSteckbrief - Die MandrillsBeobachtungsbogen - Die Orang-UtansSteckbrief - Die Orang-UtansEvolution der PrimatenLehrerinformationVergleich verschiedener Affenarten Sek 1Lösungsbogen Primaten Sek 1Vergleich verschiedener Affenarten (Primaten)Sek IILösungsbogen Primaten Sek IIBeobachtungsbogen Evolution der Primatenbis Klasse 10Beobachtungsbogen Evolution der Primatenbis Klasse 10 LösungenSchülerarbeitsblatt Evolution der Primaten abJahrgang 11Schülerarbeitsblatt Evolution der Primaten abJahrgang 11 LösungenAnhangMenschenaffenhaltung in Hagenbecks TierparkBeispiel für eine KlausuraufgabeBeispiel für die Gehegebeschilderung imTierpark HagenbeckVerhalten im Tierpark Sek 1Verhalten im Tierpark Sek II - TierparkordnungKreuzworträtselLothar Philips42<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


BuchbesprechungHABERSETZER, JÖRG & SCHAAL,STEPHAN [Eds] CFS 252 - CurrentGeological and Paleontological Research inthe Messel Formation 2004, 245 pp, 89 figs,21 tabs, 12 pls, accompanying CD; ISBN3-510-61372-4, paperback, € € 49,80Der vorliegende Band des „Courier ForschungsinstitutSenckenberg“ gliedert sich inzwei Teile, der erste bietet 13 Studien zur Paläontologie,Geochemie und Geologie derFossilienfundstätte Grube Messel. Der zweiteTeil enthält acht Kurzbeiträge zu den digitalenMaterialien der Forschungs- und Öffentlichkeitsarbeit.Die besprochenen Materialien finden sich aufder Begleit-CD des Bandes. Sie geben einenEinblick in neue Möglichkeiten für die Öffentlichkeitsarbeitdes Museums und des geplantenBesucher- und Informationszentrums an derGrube Messel. Die Druckausgabe ist überwiegenschwarz-weiß gehalten. Zudem sind alleOriginalbeiträge als PDF-Dateien auf der beigefügtenCD-ROM abrufbar. Diese PDF-Dateienbieten wesentlich höhere Vergrößerungenals die Papierversion und geben viele Abbildungenin Farbe wieder.Geologische Ergebnisse können in ein 3-D-Modell der Grube eingebunden werden, dasauf einer neuen Übersichtskarte basiert.Paläobiologische Beispiele werden in verschiedenartigen3-D-Animationen bis hin zum Flugdurch mikroskopische Details knöchernerStrukturen vorgestellt. Schließlich verdeutlicht„Ein internetbasierter Überblick zum WeltnaturerbeGrube Messel“ der breiten Öffentlichkeitviele Aspekte in und um Messel.Die auf der CD enthaltenen Bilder sind einGenuss, ich wollte nur „mal kurz reinschauen“und bin Stunden hängen geblieben. Das wirdsicherlich nicht das einzige Mal gewesen sein!Lothar Philips<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1843


Arbeitsplatz <strong>Zoo</strong>Aus dem InhaltBdZ-InfoSeminare und Workshops 2005BdZ-BiberVerbesserte Nutzung von Proteinen bei der Fütterungvon Unpaar- und PaarhufernFrisches Laub: Woher nehmen , wenn nicht ....Die ersten 45 Jahre von Okapis in Menschenhand<strong>Zoo</strong>logische RaritätenMaronenrückenpittaKreishornschafKoalahaltung im Tiergarten SchönbrunnGoldaguti - wie wir sie haltenGiraffenfütterungEnrichmentmethoden bei FossasDer Parc zoologique de ParisBuchvorstellungComicICZNeues von der ASZKRätsel44<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


Der <strong>Zoo</strong>logischer GartenInhalt/ContentsAbhandlungenPeter Müller zum 65. Von BERNHARD BLASZKIEWITZ, Berlin .............................................................1Die neue Tiger-Taiga im <strong>Zoo</strong> Leipzig. Von JÖRG JUNOLD, WOLF-EBENHARD ENGELMANN,FRANK OBERWEMMER, Leipzig & PETER RASBACH, Oberhausen ...................................................4Hämatologische und klinisch-chemische Referenzwerte bei Schneeziegen (Oreamnos americanus)aus dem <strong>Zoo</strong>logischen Garten Leipzig. Von KLAUS EULENBERGER, CHRISTA BACHMANN &CHRISTOPH WEISSBRICH, Leipzig ......................................................................................................16Löwen (Panthera Leo) mit Ridge. Von CHRISTIAN R. SCHMIDT, Frankfurt ..........................................22Krankheiten der Lippenbären, Melursus ursinus (Shaw, 1791) in <strong>Zoo</strong>logischen Gärten. Von SANDRALANGGHUT, ANDREAS BERNHARD & KLAUS EULENBERGER, Leipzig ...........................................33Gewichtsentwicklung handaufgezogener Krallenaffen (Callitrichidae). Von MICHAEL SCHRÖPEL,Magdeburg .............................................................................................................................................41Die ersten Anoas, Bubalus depressicornis (Smith, 1827) im <strong>Zoo</strong>logischen Garten Leipzig. Von GERDNÖTZOLD & CHRISTIAN KERN, Leipzig ..............................................................................................52Zur Haltungsgeschichte von Mangusten (Herpestidae) im <strong>Zoo</strong>logischen Garten Leipzig, nebst Notizzu einem Sechslingswurf bei Erdmännchen, Suricata sunciatta (Erxleben, 1777).Von CHRISTIAN KERN, Leipzig .............................................................................................................63Impfungen bei <strong>Zoo</strong>tieren. Von HANS-JOACHIM SELBITZ, Roßlau ........................................................73Buchbesprechungen ...............................................................................................................................79Band 75Heft 1 • 2005ISSN 0044-5169<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1845


Neu gestaltete Internetseitenhttp://www.zoo-schule-gruenfuchs.de/http://www.zoo-koeln.de46http://www.zoodirektoren.de<strong>Begegnung</strong> <strong>Zoo</strong>, Nr.18


AutorenPeter - Klaus Beyer <strong>Zoo</strong>pädagoge Tiergarten Hellabrunn, MünchenMarlis Labudde-Dimmler <strong>Zoo</strong>pädagogin Tierpark Dählhölzli, BernTamara Kalmbach <strong>Zoo</strong>pädagogin Ruhrzoo GelsenkirchenKatrin Matthieu <strong>Zoo</strong>pädagogin Natierschutzpark GörlitzLothar Philips <strong>Zoo</strong>pädagoge <strong>Zoo</strong>logischer Garten KölnDr. Alex Rübel Direktor <strong>Zoo</strong>logischer Garten ZürichMartina Schürer <strong>Zoo</strong>pädagogin <strong>Zoo</strong>logischer Garten WuppertalRobert Pies-Schulz-Hofen <strong>Zoo</strong>pädagogeehem. <strong>Zoo</strong>logischer Garten BerlinGerd Stadie <strong>Zoo</strong>pädagoge ehem. Tiergarten Berlin-Friedrichsfelde<strong>Zoo</strong>pädagogik aktuell Nr. 1847

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