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Angler und Fischer in Sachsen-Anhalt - Landesfischereiverband ...

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GESCHÜTZTE FISCHART<br />

GEWÄSSERWIRTSCHAFT<br />

Landesanglerverband <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> e.V. im DAV<br />

oben erwähnten Relikt<strong>in</strong>seln vorhanden waren<br />

bzw. Zuwanderungsmöglichkeiten aus Nebenbächen<br />

bestanden.<br />

In stehenden Gewässern kommt die Schmerle<br />

nur vor, wenn Zuwanderungsmöglichkeiten<br />

oder Laichgelegenheiten <strong>in</strong> hiermit verb<strong>und</strong>enen<br />

Fließgewässern bestehen. Gemieden werden<br />

offensichtlich auch große Flachlandfl üsse<br />

<strong>und</strong> Ströme wie Elbe, Havel, Saale <strong>und</strong> Mulde.<br />

Hier s<strong>in</strong>d Schmerlen häufi g nur <strong>in</strong> der Nähe von<br />

Bache<strong>in</strong>mündungen oder aber <strong>in</strong> den fl ach<br />

überströmten Schotterbänken oder Wasserbauste<strong>in</strong>en<br />

der Wehrunterwasser zu fi nden.<br />

Biotopansprüche/Lebensweise<br />

Die Schmerle (mittlere Länge 8 – 12 cm) galt<br />

lange Zeit vornehmlich als bodenbewohnende<br />

Begleitfi schart der Forellen- <strong>und</strong> Äschenregion,<br />

da sie besonders gern fl ache, schnell fl ießende<br />

Gewässer mit kiesig-ste<strong>in</strong>igem Sediment bevorzugt.<br />

Neuere Untersuchungen zeigen jedoch,<br />

dass sie ke<strong>in</strong>em bestimmten Gewässertyp e<strong>in</strong>deutig<br />

zuzuordnen ist. So kann sie außer <strong>in</strong> Forellenbächen<br />

des Berglandes <strong>und</strong> der Niederung<br />

auch <strong>in</strong> ausgebauten <strong>und</strong> leicht abwasserbelasteten<br />

Wasserläufen gef<strong>und</strong>en werden. An die<br />

Wasserqualität stellt die Schmerle ke<strong>in</strong>e besonderen<br />

Ansprüche <strong>und</strong> auch die Anforderungen<br />

an die Substratbeschaffenheit s<strong>in</strong>d nicht immer<br />

e<strong>in</strong>deutig festzulegen (z.B. Vorkommen <strong>in</strong> Karpfenteichen).<br />

Jedoch sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> gewisses Maß<br />

an Fließgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>und</strong> Deckungsmöglichkeiten<br />

(Ste<strong>in</strong>e, Wurzeln) notwendig zu se<strong>in</strong>. In<br />

vielen begradigten Forellenbächen entwickeln<br />

sich nach dem Ausbau Massenpopulationen der<br />

Schmerle mit schw<strong>in</strong>dendem Forellenbestand.<br />

14 <strong>Angler</strong> <strong>und</strong> <strong>Fischer</strong> <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

In guten Forellenbächen s<strong>in</strong>d dagegen nur<br />

schwache Bestände zu fi nden (Fressfe<strong>in</strong>d!). Geschlechtsreif<br />

werden Schmerlen<br />

schon nach 1 – 2 Lebensjahren.<br />

Die Laichzeit fällt bei<br />

uns meist <strong>in</strong> die Monate<br />

Mai bis Anfang Juni. Über<br />

den genauen Laichvorgang<br />

ist wenig bekannt. Nach KOTTELAT & FREY-<br />

HOF (2007) sollen Schmerlen bei Wassertemperaturen<br />

über 10 °C laichen. In e<strong>in</strong>igen polnischen<br />

Flüssen wurde aber erst e<strong>in</strong> Ablaichen<br />

bei Wassertemperaturen von 18 – 19 °C beobachtet.<br />

Da die Schmerle bei uns <strong>in</strong> kalten Mittelgebirgsbächen<br />

mit Sommerwassertemperaturen<br />

unter 15 °C fehlt, ist e<strong>in</strong>e Laichtemperatur<br />

im Bereich zwischen 15 <strong>und</strong><br />

18 °C zu vermuten. Weil Schmerlen aber über<br />

e<strong>in</strong>en multiplen Ablaichmodus verfügen, kann<br />

die Laichtemperaturspanne nach oben h<strong>in</strong><br />

womöglich sogar noch größer se<strong>in</strong>. Das Laichen<br />

fi ndet fast immer <strong>in</strong> den frühen Morgenst<strong>und</strong>en<br />

statt. Die zahlreichen, etwa 1 mm großen,<br />

klebrigen Eier werden bevorzugt über ste<strong>in</strong>igkiesigem<br />

Gr<strong>und</strong> abgegeben. Da die Eier aber<br />

nicht <strong>in</strong> das Kieslückensystem h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gepresst<br />

werden wie bei den Salmoniden, sondern e<strong>in</strong>fach<br />

<strong>in</strong> das Wasser abgegeben werden, können<br />

die abdriftenden Eier auch oft an anderen Substraten<br />

wie Wurzeln, Sand oder Schwemmgut<br />

angeheftet se<strong>in</strong>. Das Männchen soll den Laich<br />

bis zum Schlupf der Brut bewachen. Die Eientwicklung<br />

ist wie bei allen Fischen temperaturabhängig<br />

<strong>und</strong> dauert zwischen 8 Tagen (bei 20 °C)<br />

<strong>und</strong> 12 Tagen (bei 16 °C). Die meisten Schmerlen<br />

nehmen nur an e<strong>in</strong> bis zwei Laichzeiten<br />

teil <strong>und</strong> sterben danach bereits an Erschöpfung<br />

<strong>und</strong> Altersschwäche. Lediglich unter sehr<br />

optimalen Bed<strong>in</strong>gungen können die Fische<br />

auch älter werden <strong>und</strong> dann Totallängen von<br />

16 – 17 cm erreichen.<br />

Die Nahrung besteht vorrangig aus wirbellosen<br />

Bodenorganismen <strong>und</strong> <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Umfang<br />

aus Fischlaich <strong>und</strong> Detritus (organisches<br />

Zerreibsel). Im Gegensatz zum Ste<strong>in</strong>beißer<br />

s<strong>in</strong>d Schmerlen <strong>in</strong> der Lage, auch relativ große<br />

Bodenorganismen zu fressen. So können schon<br />

Jungfi sche von wenigen Zentimetern Länge vergleichsweise<br />

große Nahrungstiere wie Bachfl ohkrebse,<br />

Zuckmückenlarven <strong>und</strong> E<strong>in</strong>tagsfl iegenlarven<br />

überwältigen.<br />

Schutzmaßnahmen<br />

Die Schmerle gehört wie der Gründl<strong>in</strong>g zum<br />

Arten<strong>in</strong>ventar der meisten Fließgewässer, ohne<br />

jedoch genau so häufi g zu se<strong>in</strong>. Gefährdungen<br />

ergeben sich meist nur dort, wo durch Abwasserbelastungen<br />

<strong>und</strong> Verschlammung von hartgründigen<br />

Substraten die Gewässer regelrecht<br />

zerstört werden <strong>und</strong> dann veröden (z.B. e<strong>in</strong>ige<br />

Bördebäche). Nach KOTTELAT & FREYHOF<br />

(2007) s<strong>in</strong>d Schmerlen zwar recht tolerant gegenüber<br />

Gewässerausbau <strong>und</strong> Gewässerverschmutzung,<br />

sie reagieren jedoch extrem empfi<br />

ndlich auf die E<strong>in</strong>leitung schwermetallhaltiger<br />

Abwässer. E<strong>in</strong>e unmittelbare Gefährdung der<br />

Schmerle besteht im Land <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> gegenwärtig<br />

nicht, da sie e<strong>in</strong>deutig von den Verbesserungen<br />

der Wassergütesituation seit der<br />

Wende profi tiert. Allenfalls regelmäßige, alljährlich<br />

wiederkehrende Gr<strong>und</strong>räumungen <strong>und</strong><br />

Unterhaltungen der Fließgewässer können zu<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungen führen. In den Gewässern<br />

der <strong>in</strong>tensiv genutzten Agrarlandschaft oder<br />

dicht besiedelten Gebieten scheitert e<strong>in</strong>e Erholung<br />

mancher Schmerlenbestände mitunter an<br />

mangelnden Austauschmöglichkeiten der Bestände.<br />

Hier s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>takte Populationen <strong>in</strong> den<br />

Oberläufen häufi g durch Querverbauungen isoliert<br />

<strong>und</strong> nicht <strong>in</strong> der Lage, verschollene Bestände<br />

benachbarter Gewässer wieder aufzufüllen.<br />

Neben der Erhaltung reich strukturierter,<br />

sauberer Fließgewässer muss deshalb <strong>in</strong>sbesondere<br />

deren Durchlässigkeit für Kle<strong>in</strong>fi sche wiederhergestellt<br />

werden. In <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> besteht<br />

für die Schmerle e<strong>in</strong> ganzjähriges<br />

Fangverbot.��<br />

Bewirtschaftung von Fließgewässern – Fortsetzung aus Heft 14<br />

Die Ehle<br />

Text: Bernd Kammerad<br />

Foto: Frank Gabriel<br />

Typ 1.2 Bäche im Flachland<br />

Beispielgewässer <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />

Nuthe, Ehle, Milde, Uchte, Rossel, Tanger, Ohre,<br />

Jeetze<br />

Gewässercharakteristik <strong>und</strong> -gestalt<br />

Breite: schmal, < 5 m, Tiefe: überwiegend fl ach,<br />

mit Kolken <strong>und</strong> Buchten, Gefälle: mäßiges Gefälle,<br />

1 .. 25 ‰, Strömung: starke bis mäßige Strömung<br />

Gewässerlauf: gew<strong>und</strong>en bis stark mäandrierend,<br />

heute oft durch Ausbau begradigt<br />

Untergr<strong>und</strong>: kiesig-sandiger Gr<strong>und</strong>, teilweise<br />

Geröll oder Lehm<br />

Wasserpfl anzen: Unterwasserpfl anzen <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

vom Beschattungsgrad häufi g (z.B. Wasserstern,<br />

Wasserpest, Wasserhahnenfuß)<br />

Röhrichte stellenweise an unbeschatteten Stellen<br />

ausgebildet (z.B. Schilf, Schwaden, Rohrglanzgras,<br />

Seggen)

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