0 61 52 - 5 44 93 oder: 01 72 - Das WIR-Magazin im Gerauer Land
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Essay (12)<br />
Wolfgang Prawitz ist als Pfarrer Beauftragter<br />
des Evangelischen Dekanats Groß-<br />
Gerau für den Vereinigungsprozess der<br />
Evangelischen Dekanate Groß-Gerau und<br />
Rüsselshe<strong>im</strong>; prawitz@t-online.de<br />
Traumkirche, so hieß die Kirche<br />
in Oberursel, in der Künstlerinnen<br />
und Künstler ihren Traum<br />
von Kirche be<strong>im</strong> Hessentag<br />
2<strong>01</strong>1 gestaltet haben. Mich hat<br />
dabei am meisten eine Installation<br />
beeindruckt, bei der die<br />
Künstlerin in die Facetten-Decke<br />
der Kirche Bilder so projiziert<br />
hat, dass man glaubte, durch<br />
das Kirchendach hindurch nach<br />
draußen zu schauen. Da waren<br />
Bilder vom blauen H<strong>im</strong>mel zu<br />
sehen, Bäume, Vögel – alles<br />
das, was wir sonst auch am<br />
H<strong>im</strong>mel sehen können.<br />
Es gab aber auch Bilder, die ferne<br />
Sterne und ganze Galaxien<br />
zeigten.<br />
10 � <strong>WIR</strong>-<strong>Magazin</strong> 190 � Oktober 2<strong>01</strong>1<br />
So sieht meine<br />
Traum-Kirche aus<br />
Die ganze Welt schien durch das Dach<br />
in die Kirche hinein. Und man bekam<br />
eine Ahnung davon, dass nicht nur<br />
Sichtbares in die Kirche hinein scheint, sondern<br />
auch Unsichtbares, von uns nur indirekt<br />
wahrnehmbar.<br />
Wenn Kirche so offen ist, dass die ganze<br />
Welt darin sichtbar wird und zugleich etwas<br />
von dem erfahrbar wird, dem die Kirche<br />
sich verdankt, nämlich die alles erschaffende<br />
und alles umfassende Liebe Gottes, dann<br />
ist Kirche das, was ich mir von ihr erträume.<br />
Die Kirche und die Kirchen erschaffen sich<br />
ja nicht selbst. Kirche, das ist die Form, in<br />
der wir Menschen unsere Erfahrungen mit<br />
Gott ausdrücken und zum Leben bringen<br />
wollen. Buchstäblich. Wir wollen, dass die<br />
Welt, dass alle Menschen erleben können,<br />
wie Gott sich die Welt gedacht und wie er<br />
sie eigentlich gemacht hat.<br />
<strong>Das</strong> hat Auswirkungen darauf, wie<br />
wir Kirche in unserer Welt gestalten und<br />
organisieren: In Kirchengemeinden, in<br />
Evangelischen Dekanaten und in der Evangelischen<br />
Kirche in Hessen und Nassau,<br />
unserer <strong>Land</strong>eskirche. Spätestens seit der<br />
Reformation wissen wir, dass Kirche sich<br />
<strong>im</strong>mer wieder erneuern muss, dass sie beständig<br />
der Reformation bedarf und dieser<br />
Prozess eben nicht vor 500 Jahren zu seinem<br />
Ende kam. Die Reformen, die uns heute in<br />
der Evangelischen Kirche beschäftigen,<br />
haben das Ziel, Menschen in unterschiedlichsten<br />
Lebenszusammenhängen und unterschiedlichen<br />
Milieus <strong>im</strong>mer wieder neu<br />
in Kontakt mit dem zu bringen, dem die<br />
Kirche sich verdankt: dem Evangelium von<br />
Jesus Christus, der offen war für alle Menschen<br />
und der sich ganz besonders für die<br />
eingesetzt hat, die von anderen Menschen<br />
ausgeschlossen wurden.<br />
Wir wollen als Evangelische Kirche den<br />
Menschen Geborgenheit und He<strong>im</strong>at geben<br />
in unseren Kirchengemeinden, wir wollen<br />
sie begleiten an den wichtigen Stationen<br />
des Lebens, bei der Geburt mit der Taufe,<br />
be<strong>im</strong> Spielen und Lernen in Kindergarten,<br />
Schule und Konfirmandenunterricht, bei<br />
den „Hoch“-Zeiten des Lebens mit Festgottesdiensten<br />
wie z.B. den kirchlichen<br />
Trauungen, und auch am Ende des Lebens,<br />
be<strong>im</strong> Sterben und der Beerdigung. Denn<br />
auch dessen sind wir sicher: Der Tod beendet<br />
zwar unser Leben in dieser Welt, aber<br />
wir dürfen gespannt sein auf das, was Gott<br />
dann für uns bereit hält.<br />
Wir wollen als Kirche aber auch „Kirche<br />
für andere“ sein. Anwaltschaftliches Engagement<br />
für Menschen, die benachteiligt<br />
<strong>oder</strong> verfolgt werden, gehört untrennbar<br />
zur Kirche. <strong>Das</strong> zeigt sich in den besonderen<br />
Arbeitsschwerpunkten des Dekanats:<br />
Frieden, Gewaltprävention und Interreligiöses<br />
Zusammenleben. <strong>Das</strong> zeigt sich in der<br />
diakonischen Arbeit, in Hilfsprojekten für<br />
unterschiedlichste Zielgruppen, <strong>im</strong> Eintreten<br />
für Flüchtlinge hier und weltweit und<br />
<strong>im</strong> Einsatz für mehr Gerechtigkeit. <strong>Das</strong><br />
zeigt sich aber auch <strong>im</strong> Engagement für die<br />
Erhaltung der Umwelt, <strong>im</strong> Protest gegen<br />
Atomkraft, wie auch in der energetischen<br />
Sanierung von Kirchen und Gemeindehäusern,<br />
um den CO 2 -Verbrauch nachhaltig zu<br />
senken. Und das zeigt sich <strong>im</strong> Einsatz für<br />
Frieden weltweit.