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Katzenfrau durch und durch - ZOO Aschersleben

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Notfall<strong>Katzenfrau</strong> <strong>durch</strong> <strong>und</strong> <strong>durch</strong>Im Winter 2009 wird eine Tierpflegerin von einem Tiger angegriffen.Die Frau überlebt, doch wie schwer sie wirklich verletzt ist,können erst die Ärzte in der Magdeburger Universitätsklinik sagen.Dorthin bringt sie die Crew von Christoph 36 schnell <strong>und</strong> schonend, nachdem siedie Luftretter im Zoo von <strong>Aschersleben</strong> professionell versorgt haben.Minus 15°C zeigt das Thermometer am Morgen des19. Dezember 2009 in <strong>Aschersleben</strong>. TierpflegerinLinda Gruhn zieht sich warm an, bevor sie an diesemWintertag ihren Dienst im Zoo antritt. Ihre Füßepackt sie in dicke Filzstiefel <strong>und</strong> um den Hals wickeltsie einen flauschigen Schal. Wenig später reinigt siedie Box von Karim. Der Kater bleibt so lange im Außengehege.Denkt sie. Doch plötzlich erstarrt die Tierpflegerinvor Schreck: „Ich hörte ein Schnüffeln nebenmeinem Ohr, dann hat mich Karim auch schonam Hals gepackt.“ Der weiße Tiger zerrt die Tierpflegerinr<strong>und</strong> zehn Meter weit <strong>durch</strong> zwei Boxen <strong>und</strong> legtsie im Außengehege ab. „Ich muss vergessen haben,den Schieber zwischen den Gehegen zu schließen“,sagt sie nachdenklich <strong>und</strong> ist erleichtert, dass <strong>durch</strong>ihre Nachlässigkeit nicht mehr passiert ist.Obwohl Linda Gruhn nicht sicher seinkann, ob ihr der Tiger in der nächsten Sek<strong>und</strong>evielleicht nicht doch noch denKopf abbeißt, verhält sie sich beherrscht<strong>und</strong> überlegt. „Ich hielt dieAugen geschlossen <strong>und</strong> habe mich totgestellt, weil ich hoffte, dass er danndas Interesse an mir verliert“, schildertsie ihre Reaktion in Momenten der Todesangst.Aus Sicherheitsgründen müssen beimUmgang mit den Raubtieren immer zweiMitarbeiter vor Ort sein. Der stellvertretendeZooleiter Jörgen Kallas, der mit seinerKollegin die Boxen reinigt, bemerkt den Ti-Foto: Matthias Reinäcker22


Linda Gruhn wird narkotisiert <strong>und</strong>künstlich beatmet, bevor Christoph36 abhebt in RichtungUnversitätsklinikum Magdeburg.ger jedoch erst, als es schon zu spät ist. Er muss mit ansehen,wie das Tier die Pflegerin nach draußen schleift.„Ich habe immer wieder versucht, Karim mit Lockrufenabzulenken“, so der stellvertretende Zooleiter.Schließlich ist seine Methode erfolgreich <strong>und</strong> er kanndie Raubkatze wegsperren.Patiententransport <strong>durch</strong> KatzenklappenZur gleichen Zeit haben die Luftretter der MagdeburgerStation der DRF Luftrettung gerade den morgendlichenCheck des Hubschraubers abgeschlossen, alssie von der Rettungsleitstelle Salzland noch vor Dienstbeginnnach <strong>Aschersleben</strong> alarmiert werden. „Ichkonnte die EC 135 direkt auf dem Besucherparkplatzdes Zoos landen, die Polizei hat unseren Notarzt <strong>und</strong>Rettungsassistenten mit dem Einsatzfahrzeug zur Patientingefahren“, erinnert sich Pilot Björn Hüdepohl.„Der Kreislauf von Frau Gruhn war so weit stabil, nurwar sie etwas unterkühlt <strong>und</strong> hatte starke Schmerzen“,berichtet Rettungsassistent Marek Pecher. Notarzt Dr.Michael Hansen verabreicht der schwer verletzten Patientinzunächst ein Schmerzmittel. Dann wird sie aufeine Vakuummatratze gebettet <strong>und</strong> auf einer Trage ausdem Gehege gebracht. „Das war gar nicht so einfach“,erinnert sich der Rettungsassistent. „Der einzige Wegführte <strong>durch</strong> das Innere des Geheges, wo wir die Patientin<strong>durch</strong> zwei circa 70 x 70 cm große Katzenklappenbringen mussten.“ Doch dank der Mithilfe vonZooangestellten <strong>und</strong> bodengeb<strong>und</strong>enen Einsatzkräften,die von der Leitstelle ebenfalls alarmiert wordenwaren, ist diese Aufgabe schnell gelöst.Vor dem Flugin die UniklinikMagdeburgentscheidetdie medizinischeCrew,die junge Frau aus Sicherheitsgründen in Narkose zulegen. „Die Patientin konnte zwar ihre Zehen bewegen,doch letztlich mussten wir davon ausgehen, dasssie schwere Verletzungen an der Halswirbelsäule davongetragenhatte“, so der Rettungsassistent. Geradebei einem Verdacht auf Verletzungen der Wirbelsäuleist ein Transport mit dem Hubschrauber angeraten,da er im Flug weitaus schonender erfolgen kann alsmit dem Rettungswagen.Zwei Tage später erwacht die Tierpflegerin nach erfolgterOP aus der Narkose <strong>und</strong> erfährt, dass sie Frakturenan einem Lenden- <strong>und</strong> zwei Halswirbeln erlittenhat. „Karim hat das Rückenmark <strong>und</strong> die Wirbelarterienur knapp verfehlt, ich habe wirklich wahnsinnigesGlück gehabt“, ist die passionierte Tierpflegerinerleichtert. Nach monatelanger Reha beginnt sie imApril 2010 mit der beruflichen Wiedereingliederung,„allerdings erst einmal in einem Revier, das körperlichweniger anstrengend ist“, wie Linda Gruhnbetont. Sie hat noch ein leichtes Taubheitsgefühl imArm <strong>und</strong> kann den Daumen der rechten Hand nichtbeugen. „Doch das wird schon“, ist sie zuversichtlich.„Schließlich möchte ich wieder zu den Raubtieren inmein altes Revier, da gefällt es mir einfach ambesten!“ IRina WonnebergFotos: Matthias ReinäckerLuftrettung 2 || 2010 23

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