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Rohstoff Mobilität: Extrem wertvoll, ideologisch ... - Lahor Jakrlin

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www.universemedia.chKalkulationsfaktor Transportkosten<strong>Rohstoff</strong> <strong>Mobilität</strong>: <strong>Extrem</strong> <strong>wertvoll</strong>,<strong>ideologisch</strong> verkannt.5© Volkswagen-Plakat, 1950-er Jahre, zVg von Pressestelle AMAG SchweizSeit rund zwei Jahrzehnten leistet sichdie – insbesondere westeuropäische– Politik einen äusserst kostspieligenLuxus, die künstliche Verteuerung derTransporte durch fiskalische, rechtliche underzieherische Massnahmen. Das führt zuhöheren Preisen der Güter und geht damitzu Lasten der Konsumentinnen und Konsumenten.Schmerzhaft zu spüren bekommendies unvermeidlich die eher tieferen bismittleren Einkommensschichten. Wie sinnvollist das?GlobalisierungTransport, Verkehr, <strong>Mobilität</strong>, Kommunikation… sie sind die Fundamente der weltumspannendendynamischen Verflechtung, der Globalisierung.Wann hat die Globalisierung, wie wir sieheute erleben, eigentlich begonnen? Diese Frageist berechtigt, denn sie steht im direkten Zusammenhangzur Entwicklung der Weltmärkte. Unddamit zum unvermindert wachsenden Bedarf an<strong>Mobilität</strong>skapazitäten.Definiert man Globalisierung als das Phänomendes Waren- und Dienstleistungsaustauscheszwischen den Kontinenten, dann hat sie ihrenAnfang nicht mit der Uno-Gründung (1945),sondern in den späten 1950-er und den 1960-erJahren. Das heisst zu einem Zeitpunkt, der u.a.durch folgende miteinander im Zusammenhangstehende Phänomene beschrieben werden kann:• Endzeit der Kolonialisierung• Starke Ausbreitung der weltumspannendenKommunikation (Telefon, Telex, TV/Kulturaustausch)• Aufbau starker Maschinen-, Auto- undKunststoff-Industrien in Asien («Made inJapan», «Made in Hongkong» …)• Enorme Steigerung der Kaufkraft der Haushalte(Wirtschaftswunder in USA, Japan,Deutschland, teilweise auch Italien)• Technische Verbesserungen der Transportmittel(Strasse, Luftfahrt, Schifffahrt).• Massive Steigerung der Erdölförderung imNahen Osten.Die Märkte diversifizierten, und die Familien inden sich wirtschaftlich rasant entwickelnden westlichenStaaten begannen damit, sich lang gehegteWünsche zu erfüllen. Dazu gehörten in erster LinieDinge, die das Leben einfacher machten – moderneelektrische Haushaltsartikel, Unterhaltungselektronik,Fotografie, pflegeleichtere Bekleidungund, das höchste der Gefühle, Automobile. Dieseerfüllten Träume führten automatisch zu einereklatanten Steigerung der <strong>Mobilität</strong>, sowohl imGüter-, als auch im Individualverkehr. Länder undMenschen kamen sich, dank <strong>Mobilität</strong>, näher.Dämpfer des WachstumsDiese Entwicklung dauerte zwei Jahrzehnteund erfuhr 1973 mit der ersten Ölkrise einen


6 Logistik & Spedition | Nov 2008 | Eine Beilage der Weltwoche– nota bene künstlichen! – Dämpfer. Die vonder OPEC strategisch herbeigeführte Verknappungder Treibstoffe führte zu Erhöhungender Energiepreise und drosselte ein erstes Maldie <strong>Mobilität</strong>. Der Preis für Rohöl stieg innerhalbvon zwei Jahren von drei auf über zehnDollar pro Fass (Barrel, 159 Liter). Doch dieserZwischenhalt und die damit einher gehendeRezession dauerten nicht lange. Trotz einerzweiten Ölkrise Ende der 1970-er Jahre stiegendie Einkommen und Autoverkäufe weiterin hohem Mass, ebenso die Import-/Export-Industrie und der Flugverkehr. Folgerichtigentwickelte sich auch der Tourismus für vieleStädte und Staaten zu einem der wichtigstenWirtschaftszweige.Heute ist die <strong>Mobilität</strong>, mit allen ihr angegliedertenArbeitsplätzen in Fabrikation, Bauund Dienstleistung, der Hauptwirtschaftszweigder modernen Welt. Schätzungen gehen davonaus, dass 30 bis 40 % des Bruttosozialproduktesmoderner Staaten im Zusammenhang mit demStrassen-, Schiffs- und Luftverkehr erwirtschaftetwerden. Man bedenke allein die Anteile der Volkseinkommenaus der Fabrikation der Fahrzeugeund Verkehrsinfrastrukturen, deren Unterhalt undErsatzteile, Vebrauchsmaterial, Energiebedarf …Kritik an der Globalisierung istKritik an der <strong>Mobilität</strong>Doch im Windschatten der zweiten Ölkrisebahnte sich eine Gegenbewegung an, und siewar nicht in allen Teilen unbegründet: Umweltschutz,Ökologie. An ihrem Anfang standder (bezeichnenderweise 1968 gegründete)Club of Rome und seine 1972 weltweit Aufsehenerregende Publikation «Die Grenzen desWachstums». Die daraus entstandenen Grünenwurden – vorerst noch namenslos und vom Establishmentnicht besonders Ernst genommen– zum ausserparlamentarischen Sammelbeckenvieler vor allem jugendlicher Bewegungen. LinkeStudentenschaft, Pazifisten, Umweltschützerund Flower Power, Wirtschaftskritiker, Sozialisten,Anti-AKW-Bewegung.Mehr oder weniger militant, stellten sich dielinken und grünen Kreise ab den 1980-er Jahrender wirtschaftlichen Entwicklung entgegen.Der Autor<strong>Lahor</strong> <strong>Jakrlin</strong>, 53,Berner Publizist und Werber.Kontakt: jakrlin@fruitcake.ch


www.universemedia.ch7Indem sie auf reale Missstände hinwiesen, wie etwa• das höchst unsoziale wirtschaftlicheNord-Süd-Ungleichgewicht, oder• umweltschädigende Emmissionen aus demVerkehr (Russ, Abgase, Lärm)entfachten sie eine breitenwirksame und heutealles beherrschende politische Diskussion mitgravierenden Folgen. Positiv zu werten sind dabeisicher die höhere Gewichtung und der Ausbaudes öffentlichen Verkehrs. Negativ ist dabeidie offensichtlich politisch motivierte Ausblendungder Tatsache, dass der öffentliche Verkehrim Güter- als auch im Personenverkehr nachwie vor weniger als ein Viertel des tatsächlichen<strong>Mobilität</strong>sbedarfs abdecken kann.Dennoch konzentriert sich die Politik primärauf einen Ausbau der Kapazitäten im öffentlichenVerkehr, kann aber trotz Milliarden-Investitionen(Beispiele Nahverkehr oderNEAT) aus Erträgen des Individualverkehrsnicht annähernd mit dem wachsenden Bedarf(Konsumverhalten der modernen Gesellschaft)Schritt halten.Auf der andern Seite wird der Individualverkehr,Private wie Transporteure, zunehmendbehindert. Dies geschieht insbesondere durch• fehlende Investitionen in den Ausbau derInfrastrukturen (bspw. zusätzliche Spurenauf den meist befahrenen Autobahnstrecken)• Behinderungen von direkten Zufahrten,Aufhebungen von Parkplätzen(mit der Folge weiter Umwege und damitökologisch unsinnigem Mehrverkehrs).Feindbild IndividualverkehrAlles in allem leistet sich die moderne urbaneGesellschaft gegenüber dem Individualverkehrden Luxus eines paradoxen und Wirtschaft schädigendenVerhaltens. Indem sie den Strassenverkehrals Feindbilder behandelt, negiert sie dessenfür die persönliche <strong>Mobilität</strong> und Versorgungsicherheitunverzichtbare Bedeutung und behindertsogar deren technologischen Fortschritt.Sauberere Fahrzeuge müssengefördert werden – Beispiele:• Erleichterung des Warenumschlags inden Agglomerationen und Stadtzentren• Freie Zufahrt von Reisebussen inStadtzentren (Hotelzubringer!)• Ausbau von zentrumsnahen Parkräumenfür Busse• Gewährung höherer Tempolimitenauf Autobahnen• Bessere Zufahrten zu Stadtzentren• Gratisparkplätze an Bahnhöfen.Indem sich die Gesellschaft darauf kapriziert,«böse» (energiefressende) Fahrzeuggattungenzu bestrafen – statt «gute» (energiesparende) zubelohnen – wirft sie alle in den gleichen Topf.Ein klassisches Eigengoal.Chancen für die RealitätDie aufkommende und in ihren Konsequenzennoch nicht klar einschätzbare Wirtschaftskrisebirgt auch einige Chancen in sich: die Anerkennungder Werte der <strong>Mobilität</strong> und starke wirtschaftlicheImpulse zur Entwicklung von energiesparenden,schadstoffarmen Fahrzeugen.Wie anders ist es zu erklären, dass diePolitik noch nicht auf die Idee gekommenist, umweltverträglicheren Fahrzeugen, d.h.• schadstoffarmen Bussen und Lastwagen• Automobilen mit Hybrid- oderElektroantriebverkaufsfördernde Privilegien einzuräumen?

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