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auftrag 292 - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

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KIRCHE UNTER SOLDATEN3. Die Verantwortung für den Glauben – und hier richteich mein Wort auch dezidiert an die <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong><strong>Soldaten</strong> – kann nicht nur von Amtsträgern undHauptberuflichen getragen werden. In der Taufe und in derFirmung hat jeder einzelne Christ Gott erfahren – und damitdie Befähigung und den Auftrag erhalten, für die Entwicklungdes eigenen Glaubens und dessen Zeugnis und WeitergabeVerantwortung zu übernehmen. Unsere Kirche unterden <strong>Soldaten</strong> braucht dringend diese Eigen- und Mitverantwortungfür den Glauben – um ihn tatkräftig und sprachfähigim Alltag zu bezeugen. Die persönliche, spirituelle Identifikationist von entscheidender Bedeutung für das Wachstumder Kirche und ihres Glaubens.Deshalb ermutige ich Sie heute: Sprechen Sie offen überden Glauben und die Motive des Christseins. Die Weitergabedes Glaubens lebt von überzeugten und überzeugendenChristinnen und Christen, nicht von institutionellen undstrukturellen Sicherheiten. Menschen – und das sehen Siein der Welt der Bundeswehr heute schon besonders klar –haben ganz unterschiedliche Lebenserfahrungen und brauchendeshalb auch ganz unterschiedliche Zugänge zu Gott.In den Gesprächen mit <strong>Soldaten</strong>, die ich in den letzten Jahrenals Militärbischof führen konnte, habe ich Gott als sehrpräsent entdecken können, Gott will von uns in der Begegnungentdeckt werden.4. In vielen Bereichen der katholischen Kirche inDeutschland – und in Anfängen auch in der Militärseelsorge– werden neue Formate, Blickwinkel und Haltungen derPastoral erprobt. Im Prozess, in dem sich die Kirche unter<strong>Soldaten</strong> und Pastoral in der Militärseelsorge derzeit befinden,gewinnt die Kommunikation, Bündelung und Reflexionder sehr unterschiedlichen Erfahrungen eine entscheidendeBedeutung. Die Pastoral der Kirche wird sich zukünftig daranentscheiden, ob sie den Mut hat, das Evangelium Gottes vomLeben der Menschen, von ihren Hoffnungen und Sehnsüchtenher neu zu erschließen. Wir brauchen auf verschiedenenEbenen verstärkt den ekklesiologischen und pastoraltheologischenAustausch über Fragen, durch wen, wo und wiesich Kirche realisiert.Veränderung wendet sich auch hier nicht nur organisatorischenFragen zu. Sie kann letztlich nur gelingen, wennjenseits der unabdingbar notwendigen organisatorischen Klärungenauch theologische und spirituelle Dimensionen desGlaubens immer wieder neu entdeckt und aufgedeckt werden.Von der <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong> und der„Akademie Korn“ erhoffe ich mir, dass sie aktuelle Entwicklungenin der Militärseelsorge realen Blickes aufgreifen undzur Diskussion stellen, dass sie für die Praxis und den Glaubenin unseren Militärpfarrämtern fruchtbar werden können.5. Es geht darum, den Glauben in einer verständlichenSprache zu vermitteln. Und es geht darum, sachgerecht undumfassend zu informieren, sowie das innerkirchliche unddas gesellschaftliche Gespräch durch Informationen überdie aktuellen Fragen und Probleme zu fördern.Dieser Punkt verweist darauf, dass die Kirche nicht nurSender, sondern auch Empfänger ist: Über die Medien erhältdie Kirche ein Bild der Zeit und der aktuellen Sorgender Menschen. Sie muss die Zeichen der Zeit lesen, damitsie in ihrem Handeln – auch dem kommunikativen – daraufantworten kann. Ich möchte hier auch nach der Stellung vonAUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013Religion in unserer modernen säkularisierten Gesellschaftund Bundeswehr fragen. Hier stelle ich nüchtern fest, dassunsere Gesellschaft religiös nicht zu integrieren ist. DieFunktion der Religion besteht deshalb darin, die Menschenin ihrem Bedürfnis nach Sinn nicht alleine zu lassen. Es istAufgabe ihrer Vertreter, und so auch des Katholischen Militärbischofs,in geistlicher Weise die uns angehenden politischenDebatten anzustoßen und zu führen. Als Repräsentantder kirchlichen Friedensethik in den Streitkräften habeich bereits Beiträge zur friedensethischen Orientierung dersicherheitspolitischen Diskussionen erbracht. Wir könnenhier aus Sicht der Kirche und aus unserem Glauben herausOrientierung in einer unübersichtlich gewordenen Welt bieten.Als Militärbischof stehe ich in diesem Diskurs für diechristliche, die katholische Tradition. Dem Christen geht esnicht um individuelle Selbsterlösung, sondern immer umden anderen.Die GKS ist ein Zusammenschluss von Gläubigen in derBundeswehr. Vor 53 Jahren schlossen sich hier katholischeOffiziere zusammen. Hier wurde ein Ort des Nachdenkensgeschaffen, der dazu beitragen soll, Verantwortung gegenüberdem Staat und Mitmenschen, aber auch der Kirche zugestalten. Ich wünsche mir diesen Austausch mit der GKSim besonderen Berufsbereich Bundeswehr und in den BereichenSicherheit, Frieden und Gerechtigkeit.Mein Wunsch ist es, dass wir aufeinander zugehen undmiteinander sprechen, um die in Teilen der Militärseelsorgespürbare Resignation und Lähmung zu überwinden. Wirwerden schmerzhafte Verluste von unserem Gewohntenverwinden müssen. Wir erleben auch schmerzhaft, dass dieWirklichkeit in unserer Kirche oft weit entfernt ist von unserenhohen Ansprüchen und Idealen.In den vergangenen Wochen hat es erneut viele, teils heftigeDiskussionen in der inner- wie auch außerkirchlichenÖffentlichkeit gegeben. Das zeigt einmal wieder, wie hochder Gesprächsbedarf, aber auch der Klärungsbedarf ist. Alldie Fragen, die an die Kirche herangetragen werden, sindberechtigt, denn es geht in den Fragen des Glaubens undder Kirche um Themen von existenzieller Bedeutung, die inKrisenzeiten auch Ängste auslösen. Oft begegnen mir innerhalbunserer eigenen Strukturen Verhaltensweisen, die dieseAngst erzeugen und eine offene sachgerechte Kommunikationverhindern wollen. Ich als Ihr <strong>Katholischer</strong> Militärbischofgehe diesen Weg: Ich werde Ihre Anliegen hören, mitmeinen Überzeugungen handeln und bin bereit, mit Ihnenüber Konsequenzen zu beraten. Bei allen Verkleinerungenund sicher auch Einsparungen, die vor uns stehen, müssenwir unter den veränderten Bedingungen ganz neu lernenund begreifen, wie wir als Kirche unseren Glauben heuteund morgen leben und gestalten wollen. Das Denken überSelbstverständnis nämlich bildet Identität, und diese wünscheich mir für unsere Militärseelsorge.Sehr geehrte Damen und Herren, ich wünsche Ihnen fürdie „Akademie Korn“ und für unseren gemeinsamen Wegfür die Katholische Militärseelsorge das in meinen Wortenausgedrückte zuversichtliche Gottvertrauen, das uns nichtdavon abhält, die notwendigen Sachfragen, Strukturen undStrategien zu bearbeiten, das uns aber zurückführt auf das,was uns als kirchliche <strong>Gemeinschaft</strong> gemeinsam trägt – unserGottesglaube. ❏49

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