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auftrag 292 - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

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RELIGION UND GESELLSCHAFTSalzburger Hochschulwochen 2013Gefährliches WissenWorüber man nachdenken sollteVON BERHARD MEURERS 1war das Thema der Salzburger Hochschulwochen 2013, dem es unter Betrachtungverschiedenster Aspekten beizukommen galt. In erster Linie waren Kirche, Philosophie, Kulturen,„GefährlichesWissen“Umwelt und Ökonomie am Wort sowie erst in deren Folge auch jene Institutionen, die das Funktionierenunserer Gesellschaften garantieren sollen: Sicherheit, Recht etc. mit ihrem Anspruch auf Einschränkungenpersönlicher Freiheit, wenn es um das Gemeinwohl geht. In allem ist viel gefährliches Wissen vorhanden undverwaltet. Dieses preiszugeben, ist immer mit Risken verbunden und kann für das Gemeinwohl gefährdend sein.Betrachtung und Diskussion des Themas sind kein leichtes Unterfangen. Man stößt dabei immer wieder auf religiöseund ethische Fragen oder auf Grenzen, die man vorher nicht gekannt hat und angesichts derer unsere ethischenVorstellungen nicht mehr hinreichend zu sein scheinen. Was ist Wissen und was ist „gefährliches“ Wissenoder ist damit „gefährdendes“ Wissen gemeint? Bei allem Nachdenken bleiben letztendlich diese Fragen offen.Das Wissen der KircheSo ist nach Professorin JohannaRahner die Gefährlichkeit kirchlichenWissens in ihrem noch immer latentvorhandenen Anspruch nach Exklusivitätund Universalität zu orten.Die Kirche hat zwar, um der Gnosis zuentkommen, der Entwertung von Weltund Geschichte entsagt und die Liebezum Alltäglichen und Besonderenim Gewöhnlichen entdeckt. Den Anspruchauf das Ganze der Welt, sprichSchöpfung, somit Universalismus undExklusivismus hat sie deshalb nichtaufgegeben. Prof. Rahner konkretisiert„Grundsignaturen“ eines Wissensder Kirche, das dadurch gefährdendund gefährlich empfunden wird,weil es bestimmten Geläufigkeiten derWelt widersteht, Sand ins Getriebe derWeltgeschichte streut, subversiv wirktund Reaktionen provoziert.Die Transzendenz Gottes, von derdie Bibel spricht, entzieht sich jeglichenreligiösen Funktionalismus undjedweder politischer Inanspruchnahme.Dem folgend begründet sich dieUnterscheidung von wahr und falsch.Kirche kann diese nicht aufgeben,wenn auch sehr wohl den Machtanspruchin der Welt und damit das„von der Welt-Sein“ zugunsten eines„in der Welt-Sein“.1 Oberst Mag. Bernhard Meurersist Generalsekretär derArbeitsgemeinschaft <strong>Katholischer</strong><strong>Soldaten</strong>, Kommandant desStabsbataillons 7 in derWindischkaserne in KlagenfurtDie Welt als Ganzes hat zum Ziel,die Welt, wie sie ist, zu einer Welt,wie sie sein könnte, zu machen. Einesolche Hoffnung widerspricht aberam Ende der Idee, Erlösung, Vollendungund Versöhnung als Untergangfür die einen und Heil für die anderenzu denken. Das Wissen der Kirchedarum macht aber frei für den Neuanfang.Ihr Wissen um die Verkündigungvon Erlösung ist der Grund dafür, dassman in der Welt Vertrauen haben undhoffen kann.Die Frage nach der Möglichkeitvon Vollendung und damit dem Hoffnungspotenzialvon ewiger Versöhntheit,die Möglichkeit eines Himmelsalso, ist ganz konkret die Frage nachGott. Hier provoziert das gefährlicheWissen der Kirche mit der Zusage,dass sich die Lücke zwischen dem,was ist, und dem, was als Erhofftessein könnte, nicht durch unser Zutun,sondern nur durch das liebendeTun eines ganz Anderen schließenwird. Aber gerade in diesem Modusder Hoffnung – Immanuel Kant würdesagen: im Postulat Gottes – wahrt diesesWissen das entscheidende „Humanum“.Die Grundsatzentscheidung derKirche, „in“ der Welt zu sein, abernicht „von“ der Welt zu sein, bedingtfür sie Heimatlosigkeit auf der einenund zwingt sie Anpassung auf der anderenSeite. Sie wird Fremdsein aufsich nehmen und gleichzeitig sich öffnenmüssen. Sie muss sich bewegenin der Spannung zwischen „aggiornamento“,der Öffnung hin zur Weltund dem Fremdsein in der Welt, der„perigrinatio“. Die Exklusivität liegthier wiederum in ihrem universalistischenAnspruch, welcher der Kirchedie Grundsatzentscheidung des zum„in der Welt-Sein“, ohne aber „vonder Welt“ zu sein, abverlangt – eineExklusivität, die gefährlich ist.Was dürfen, was sollenwir wissenMit der Frage „Was dürfen, wassollen wir wissen“, angelehntan Kant, bringt Professor Otfried Höffedie Philosophie ins Spiel. Er führtAristoteles an, nach dessen Einleitungssatzzur Metaphysik der Menschvon Natur aus nach Wissen strebt.Um zu wissen, warum Wissen gefährlichsein kann, und zwar reinesWissen als solches, nicht erst gewisseWissensbestände, muss man zuvorwissen, was Wissen ist. Dabei stößtman auf verschiedene Arten von Wissen.Nach Aristoteles beginnt Wissenmit der Wahrnehmung und gelangt ineiner Stufenfolge über die Erinnerungund die Erfahrung zur kognitiven Vollendungin der Wissenschaft und Philosophie.Ein derartiges Wissen gefährdetden Mythos, steht als nutzenfreiesWissen im Gegensatz zum utilitärenund als Selbstzweck lehnt es seinenutzbringende Indienstnahme ab.Auch dann, wenn es im Sinne des Augustinusum Forschen in gottesfürchtigerEinstellung geht. Auch Wissen alssittliche Lebensklugheit, Aristoteles‘20 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013

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