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auftrag 292 - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

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GESELLSCHAFT NAH UND FERNnen verwendet. Mit dem Kauf der sogenannten Konfliktminerale finanzierenwestliche Industrienationen einenBürgerkrieg, der, nach Auffassung vonMenschenrechtsorganisationen, zu einemder blutigsten Konflikte seit demZweiten Weltkrieg zählt. In den letzten15 Jahren hat er mehr als fünf MillionenMenschen das Leben gekostet,300.000 Frauen wurden vergewaltigt.Vergewaltigungen werden als Kriegswaffeeingesetzt, kritisiert der kongolesischeErzbischof François-XavierMaroy: „Wenn man weiß, dass manColtan verwendet oder kauft, für daseine ganze Dorfgemeinschaft niedergemetzeltworden ist, dann muss unsdas zum Umdenken bringen.“ Maroyleitet das Erzbistum Bukavu im Ostender Demokratischen Republik Kongound setzt sich seit vielen Jahren fürFrieden und Versöhnung in seinemHeimatland ein. Für seine Verdienstehat er vor einem Jahr den Menschenrechtspreisder Stadt Weimar erhalten.Bei seinem Einsatz für Friedenim Kongo wird der 56-jährige Erzbischofvom Internationalen KatholischenHilfswerk missio in Aachenunterstützt, das ihn für den WeimarerMenschenrechtspreis nominiert hatte.Inzwischen haben in der DemokratischenRepublik Kongo die Menschenrechtsinitiative„Justitia et Pax“und das Hilfswerk missio eine Kampagnegegen Blutmineralien und fürsaubere Handys eröffnet. Koordiniertwird die Kampagne im Kongo von demDirektor von Justitia et Pax, dem katholischenPriester Justin Nkunzi.„Mit der Aktion gegen Blutmineraliensetzen wir uns dafür ein, dassdie Menschen im Kongo von den Bodenschätzenprofitieren und nichtdie Kriegstreiber.“ In Deutschlandruft missio im Rahmen der AktionSchutzengel alle Handynutzer dazuauf, mit der Unterschriftenkampagne„Aktion Saubere Handys“ an führendeMobilfunkunternehmen zu appellieren.Nokia, Apple, Samsung undRIM (BlackBerry) sollen zukünftiggarantieren, dass ihre Handys wirklichsauber sind und die Unternehmenkein illegales Coltan aus derKonfliktregion verwenden, mit demder Krieg finanziert wird (siehe www.missio-hilft.de/handy).Die Handy-Hersteller werdenaufgefordert,– von ihren Lieferanten den Nachweiszu verlangen, dass für dieProduktion der Handys kein Coltanaus der Dem. Rep. Kongo verwendetwird, von dessen HandelMilizen profitieren. Dieser Nachweismuss durch externe Kontrollenüberprüft werden.– den Aufbau transparenter Handelsstrukturenüber gezielte Verträgemit ihren Lieferanten aktivzu unterstützen.– sich an „runden Tischen“ zu beteiligen,bei denen die betroffenenHändler, Kleinschürfer, Zertifiziererund Regierungsstellengemeinsam Richtlinien erarbeiten,wie Transparenz-Initiativengestaltet sein sollen.Der finnische Handy-HerstellerNokia etwa antwortete dem in Aachenansässigen Hilfswerk: „Die Verwendungvon Metallen aus Konfliktgebietenin unseren Produkten ist verboten.Alle Zulieferer müssen sich zur Einhaltungunserer Auflagen verpflichten.Wir garantieren alles zu tun, dasskeine Konfliktmetalle in unsere Lieferkettegelangen.“Der dänische Reporter und FilmemacherFrank Poulsen hat selbst einNokia-Handy und wollte wissen, obsein Handy Konfliktmineralien enthält.Er machte sich auf die Reise zuden Minen im Osten des Kongos. EinBild des Schreckens offenbarte sichihm in der größten Mine in der Kivu-Region: Kinder verbringen Tage indunklen, engen Tunneln und grabenmit bloßen Händen die Mineralienaus, die sich in unseren Mobiltelefonenwiederfinden. Mit einer Dokumentationenthüllt Frank Poulsen, wieunsere Handys den Krieg im Kongo finanzieren.In einem Interview mit missioerläutert er die Zusammenhänge.„Klebt an meinem HandyBlut?“, diese Frage hat Sie in ihremDokumentarfilm „Blood InThe Mobile“ beschäftigt. Was habenSie herausgefunden?Die Wahrscheinlichkeit ist hoch,dass sich in unseren MobiltelefonenMineralen wie Coltan aus Konfliktregionenbefinden.Sie sind in den Osten des Kongogereist, wo große Vorkommen deswertvollen Coltans lagern. Washaben Sie erlebt?Ich war schon oft in Bürgerkriegsregionen,aber was ich im Dschungeldes Kongos gesehen habe, ist dieHölle auf Erden. Der Krieg im Kongohatte ursprünglich soziale und ethnischeGründe. Als die Handybrancheboomte und die Preise für diese notwendigenRohstoffe in den Himmelschossen, begann sich der Krieg auchum diese Mineralien zu drehen. DieKriegsherren hatten plötzlich eine Lizenzzum Gelddrucken entdeckt, weilsie an dieses Coltan sehr einfach kamen.Einige dieser Warlords sind Geschäftsleutegeworden. Das Coltan istnicht der einzige Grund für den Krieg,aber es ist eine Geldquelle für die Rebellen.Wenn man verhindern kann,dass dieses Geld weiterhin zu den bewaffnetenGruppen fließt, dann würdedies Wirkung zeigen.Wie reagieren die Mobilfunkherstellerauf den Vorwurf, dassihre Handys den Krieg im Kongofinanzieren? Oder können Nokiaund andere Hersteller garantieren,dass ihre Handys sauber sind?Für die Recherchen zu meinemFilm habe ich über ein Jahr lang jedeWoche bei Nokia angerufen, ich wurdevon einer Stelle zur nächsten weitergeleitet.Inzwischen schreibt Nokiaauf seiner Website, dass sie gute Absichtenhaben, aber bis heute könnensie nicht garantieren, dass sie diesesColtan nicht auch in ihren Mobilfunkgerätenverwenden. Ich meine, dieHandy-Unternehmen müssen dochwissen, woher ihre Materialien kommen.Ein Supermarkt weiß ja auch,wo seine Ware herkommt.Dann geht es also eigentlich umetwas ganz anderes?Letztendlich geht es nur um denPreis. Wenn das Mobiltelefon durchillegales Coltan billiger produziertwerden kann, dann kann man günstigerals die Konkurrenz sein. Und dieKäufer von Mobiltelefonen schauenauf die Preise. Mir hat mein Film gezeigt,dass wir von den großen Unternehmennicht erwarten können, dasssie das Problem lösen. Wir müssenes fordern, damit sich etwas ändert.- Beim achten „Marler MedienpreisMenschenrechte“ erhielt am 18. Mai16 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013

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