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auftrag 292 - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

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GESELLSCHAFT NAH UND FERNzu nennen: in der Auseinandersetzungmit der eigenen Identität imjeweiligen zeitgeschichtlichen Kontextformt sich Identität und wird erforscht,was wir vielfach mit Heimatumschreiben. Die Beurteilung vonGeschichte und die Bestimmung dereigenen Identität sind nicht beliebig,ebenso wie sich Werte nicht beliebigrelativeren lassen, sondern imChristentum eine feste Verankerungfinden. Eben dies versuchte PapstBenedikt XVI. unter dem Stichwort„Werterelativismus“ zu vermitteln,also dass Werte nicht beliebig angeglichenund verändert werden dürfen,sondern eine innere Mitte, einen Kernbesitzen müssen, die im christlichenGlauben als eine Option verankertsein können.Im Ergebnis können wir also sagen:Was ist, wenn wir nicht weiternaturwissenschaftlich-philosophischüber Raum und Zeit spekulieren, sondernuns auf unseren christlichenGlauben besinnen und im Licht dergöttlichen Offenbarung über den Jahreswechsel2013 zu 2014 nachdenken?Da müssen wir als erstes sagen,dass Zeit und Raum, diese für uns unvorstellbarenund ängstigenden Wirklichkeitvon Gott geschaffen sind. Siesind nicht selbst göttlichen Wesens,sie haben nicht Teil an Gottes Unendlichkeit,sondern sie sind von ihmhervorgebracht.Wissenschaftler haben gefragt:Was hat Gott getan, bevor die Welterschaffen war? Eine unsinnige Frage,denn es gibt für Gott kein vorherund nachher. Gott hat die Welt nichtirgendwann in der Zeit erschaffen,sondern er hat die Zeit erschaffen.Damit erledigt sich auch eine andereFrage, die ebenso oft gestellt wird:Was ist die Ewigkeit? Was bedeuteteine ewige Glückseligkeit, die niezu Ende geht, die nie aufhört? Wirddie am Ende nicht unerträglich langweilig?Ebenfalls unsinnige Fragen.Die Ewigkeit hat mit zeitlicher Dauernichts zu tun. Man könnte vielleichtsagen, die Ewigkeit dauert nur einenAugenblick. Aber ein Augenblick ,der nie vergeht. Das ist zwar eine insich widersprüchliche Vorstellung,die aber wenigstens deutlich macht,dass Zeit und Ewigkeit nicht der gleichenDimension von Wirklichkeit angehören.Genauso ist es mit dem Raum. Esist unsinnig zu fragen: Wo ist Gott? DieTheologie hat versucht, eine Antwortzu geben und gesagt: Gott ist allgegenwärtig.Die Antwort ist genausorichtig wie sie falsch ist. Der heiligeAugustinus bekennt, dass ihn dieFrage nach dem Ort der GegenwartGottes lange Zeit zermürbt habe. Vonseinen philosophischen Voraussetzungenher vermochte er den Geist nichtohne Materie zu denken. Wenn manglauben sollte, dass Gott unendlichist, bedeutete das, dass man ihn sichgrenzenlos vorstellen musste – wie einSchwamm, der den ganzen Kosmosin sich aufsaugt, oder wie ein nochso feiner ätherartiger Stoff, der allesdurchdringt. Es war für ihn eine ungeheureBefreiung, als er zu denkenlernte: Gott ist Geist und nicht gefesseltan Raum und Zeit.Zeit und Raum im Kontextvon WeihnachtenDie Jahreswende 2013/2014 hatuns nach dem Charakter der Zeitfragen lassen. Naturwissenschaftlichund naturphilosophisch betrachtetbesitzt sie unvorstellbare und beängstigendeAusmaße, theologisch-offenbarungsgläubigauf Gott bezogenverliert sie diese bedrückenden Eigenschaften,denn Gott ist über alleZeit erhaben. Er ist dem Wechsel derZeit nicht unterworfen. Alles altertwie ein Kleid, nur Gott, der gekleidetist in ein Gewand von Licht, bleibt inEwigkeit. Bei ihm gibt es kein vorherund nachher; er ist unveränderlich.Veränderung brächte ein Moment desWerdens in Gott hinein. Das aber istunmöglich. Gott ist, er wird nicht.Haben wir mit diesen wissenschaftlichenund theologischen Erwägungennunmehr alle Dimensionender Zeit ausgelotet? Nein! Das für unswichtigste ist noch nicht in den Blickgekommen. Was wir eben von der ErhabenheitGottes über Raum und Zeitgesagt haben, das hätte auch ein antikerPhilosoph sagen können. Aberdann geschieht etwas umwerfend neues,was kein Mensch und Philosoph zudenken und zu hoffen gewagt hätte. Esereignet sich Weihnachten. Oder umes konkreter mit den Worten des NeuenTestaments zu sagen: „Als die Zeiterfüllt war, sandte Gott seinen Sohn,geboren von einer Frau und dem Gesetzunterstellt, damit er die freikaufe,die unter dem Gesetz stehen unddamit wir alle die Kindschaft Gotteserlangen.“ (Gal 4,4)Gott tritt ein in die irdische Zeitund in den irdischen Raum. Zur Zeitirgendeines römischen Kaisers – zufälligheißt er Augustus – an einemkonkreten Ort – zufällig an einemunbedeutenden Flecken Palästinas –wird das ewige Wort Gottes Mensch.Nicht auf eine geheimnisvolle mythischeWeise, sondern – der HeiligePaulus formuliert hier sehr direkt- geboren von einer Frau. Damit bekommtdie Zeit einen Fixpunkt. Wirunterscheiden die Geschichte in eineZeit vor und nach Christus. Jetzt fließtnicht alles heraklidisch, also ohneZeit und Richtung in einem planlosenAblauf kreisender und vergehenderSterne und Galaxien, sondern die Zeitlässt sich ordnen in eine Zeit vor undnach Christus. Und die Geschichtewandelt sich von einer willkürlichenAneinanderreihung von mehr oderweniger unverständlichen Ereignissenzu einer Heilsgeschichte, in dersich Gottes Plan mit der Welt und denMenschen erfüllt. Denn Gott sandteseinen Sohn, von einer Frau geboren,damit wir als Brüder und Schwesterndieses göttlichen Menschsohnes zurKindschaft Gottes berufen sind.Viele Gedanken, auch ängstliche,bewegen die Menschen an diesemJahreswechsel 2013/14. Wie wird esmir der politischen und wirtschaftlichenEntwicklung unseres Landesweitergehen, wir wissen es nicht. Vielevon uns hoffen, dass es aufwärts geht.Wie wird die Weltpolitik weitergehen?Wir wissen es nicht. Kommen Israelund die Palästinenser zu einem Ausgleich?Lässt sich das globale Armutsproblembewältigen? Lässt sichdie Aids-Problematik in Afrika verhindern?Alles das wissen wir nicht.Neujahr: Weltfriedenstagund MarientagSeit dem 1. Januar 1968 begehtdie katholische Kirche aktiv den1. Januar eines Jahres als Weltfriedenstag.Diese Feier ist jährlich miteiner Botschaft des Papstes verbunden.Dieser Gedenktag entstand aufgrundeiner Initiative von Papst PaulVI., als er 1967 angesichts der weltweitenSpannungen in der Welt zum14 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013

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