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auftrag 292 - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

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SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIKcher Waffen mit sich bringen würde.Durch menschliche Kontrolle müssteLeben geschützt werden, demzufolgemüsste in die Entwicklung rechtzeitigeingegriffen werden, bevor dieSysteme sich verselbständigten. Gooseschilderte ein Szenario in ca. 30bis 40 Jahren, in dem das „Kriegsbildvöllig aus dem Ruder gelaufensein werde“ und forderte deshalbein sofortiges Eingreifen, um dies zuverhindern. Er sehe eine deutlicheVerantwortungslücke beim Einsatzsolcher Waffen, sagte der Direktorvon Human Rights Watch. Nicht nurdurch die Problematik der Proliferation,auch durch technische Problemein diesem vernetzten Gefechtsfeldz.B. durch Hacker, sehe er ein großesFeld von Problemen, welches nurdurch eine Bannung dieser Waffenverhindert werden könne. Deshalbfordere er ein deutsches Moratoriumgegen diese System jetzt.Die anschließende Diskussionwurde von Dr. Jochen Bittner 3 moderiert.Zuerst ergriff Dr. David Rodin4 das Wort. Er führte aus, dassdie Schlußfolgerungen, die gezogenwürden, falsch seien. Es gehe nichtdarum, noch gezielter zu töten, esgehe vielmehr um eine Präzisierungdes Einsatzes, der in der Regel ausdem Begleiten der <strong>Soldaten</strong> bestünde.Dass im Rahmen der eventuell folgendenKampfhandlungen auch getötetwürde, läge in der Sache selbst begründet.Mittelpunkt sei die ethischeGrundlage, die Würde des anderen,des Gegners. Dr. Jörg Wellbrink 5 er-3 propromovierter Jurist, seit 2001Politischer Redakteur bei der ZEIT,war von 2007 bis 2011 als Europa- undNATO-Korrespondent in Brüssel tätig.Schwerpunktthemen sind Terrorismus,Rechtspolitik, Nachrichtendiensteund Sicherheitspolitik (aus demVeranstaltungsfl yer)4 Direktor im Oxford Centre forEthics and Laws of Armed Confl ict(ELAC), gehört zu den bekanntestenMilitärethikern im anglo-amerikanischenRaum. Ist als ethischer Beraterin der Wirtschaft tätig, u. a. beimWeltwirtschaftsforum in Davos (aus demVeranstaltungsfl yer)5 Oberstleutnant i. G., spezialisiertauf die Simulation menschlichenLeistungsverhaltens mit künstlicherIntelligenz, sogenanntenMultiagentensystemen, kommissarischerDezernatsleiter „Zukunftsanalyse“ undforscht intensiv zum Thema Robotik. ImJuni 2013 veröffentlichte er hierzu einegänzte, das ethische richtige Handelnläge bei Entscheidungen zugrunde,nicht eine „Technighörigkeit“. Nichtjedes technisch Machbare löse dieanstehenden Probleme, es gelte diemenschliche Komponente immer zurWirkung zu bringen, um eine Verselbständigungder Systeme zu verhindern.Wellbrink sprach auch an,dass diese Robotersysteme kämen,nicht nur im militärischen Bereich,ebenso im zivilen Gebrauch, wie zumBeispiel in den Assistenzsystemen inder Automobilindustrie. Die „Robotisierung“werde nicht aufgehaltendurch ein Moratorium.Prof. Arkin wurde aus dem Publikumdie Frage gestellt, ob die Grenzenzwischen Polizei- und Militäreinsatznicht immer mehr verwischt würden,da Zwischenstaatliche Konfliktenicht mehr das Gros der Konflikteausmachen würden. Arkin antwortetedahingehend, dass sowohl der Polizeieinsatzals auch der Militäreinsatzsich in Zukunft immer mehr aufComputer abstützen würden. Dassdie Grenzen zwischen diesen Einsätzenfließend sei, bestätigte er mitdem Beispiel der Check-Point-Problematik.Hier würden <strong>Soldaten</strong> wiePolizisten eingesetzt.Der Moderator fragte StephenGoose zur Problematik der Proliferation,die ja ein gefordertes Moratoriumunterlaufen würde. Gooseantwortete, dass die Ächtung vonganzen Waffengruppen funktionierenwürde und gab als Beispiel diechemischen Waffen an. Hier sei manauch am Anfang skeptisch gewesen,aber der Erfolg gebe einer ÄchtungRecht. Schließlich wolle man durchdie Ächtung das Internationale Rechtebenfalls ändern, die Maßnahme ansich wäre ja nicht technikfeindlich,es gelte aber, die Meinung zu ändern,damit der schlimmste Fall nicht eintretenwürde.Die nächste Frage aus dem Plenumbeschäftigte sich mit der Tatsache,dass von Florida aus die Einsätzemit Kampfdrohnen im afghanischpakistanischenGrenzgebiet gesteuertwürden. Hier läge doch die Gefahrdarin, dass der „Pilot“ weniger Bedenkenhätte, die Waffe auszulösen.Die Anzahl der mit posttraumati-Studie (aus dem Veranstaltungsfl yer)schen Belastungsstörungen (PTBS)betroffenen <strong>Soldaten</strong> würde zurückgehen.Prof. Arkin antwortete, dassdies so nicht mit Zahlen unterlegtwerden könne. Die betroffenen <strong>Soldaten</strong>seien nach den Einsätzen totalerschöpft und könnten sich nichtso schnell von ihren „Einsätzen“ lösen.Sie hätten „keinen Platz, umrunterzukommen“, das direkte nachHause gehen nach einem mehrstündigemEinsatz in dem Grenzgebietsei anstrengender als man glaube.Aber auch hier würden genaue Zahlenfehlen.Der Moderator fragte, ob jetztdie Roboter den Krieg menschlichermachen würde. Hier antwortete Dr.Rodin, dass man auf dem Gefechtsfelddie Überlebenszeit der eigenenTruppen erhöhen möchte, aber dennochdas Ziel habe, den Feind zu bekämpfen.Die Roboter könnten helfen,dies Ziel zu erreichen durchhohe Stehzeiten im Kampfgebiet, dadurchbessere Aufklärung. Dies würdehelfen, die richtige Entscheidungzu treffen, weil man einfach bessereEntscheidungsgrundlagen habe. Dr.Wellbrink ergänzte, es gehe nicht darummöglichst viele Gegner zu töten,sondern darum, die Entscheidung aufdem Gefechtsfeld zu seinen Gunstenzu erreichen. Im Übrigen wäre Krieg,ob mit oder ohne Roboter immer grausamund brutal.Die Frage aus dem Plenum, obChina oder die Taliban nach demVerzicht auf den Eurohawk jetzt„schlechte“ Waffen hätten, beantworteteProf. Arkin, dass es eine Unterscheidungzwischen moralischenRobotern oder unmoralischen Roboternnicht gäbe. Wahr aber sei, dasses Nationen gäbe, die nicht solch hohenethischen Grundsätze ihren Einsätzenzugrundelegen würden. Diesealle an einen Tisch zu bekommen,sei das Problem. Bis dahin gelte derGrundsatz: „Wenn Du es nicht genauweißt, schieße nicht“. HumanRights Watch Direktor Goose führtezum Schluß noch aus, dass die Ächtungdieser Systeme vorangetriebenwerden müsse. Internationale Standardsmüssten gesetzt werden. DieseWaffen müssten stigmatisiert werden,damit entwickelte ethische Grundsätzeauch greifen könnten. ❏(Bertram Bastian)12 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013

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