11.07.2015 Aufrufe

auftrag 292 - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

auftrag 292 - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

auftrag 292 - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ISSN 1866-0843HEFT <strong>292</strong> – DEZEMBER 201353. JAHRGANG• Drohnen aus Sichtder Kirchen• Präsident Gauckund die Bundeswehr• GKS-AkademieOberst Helmut Korn• Bundeskonferenzder GKS• Salzburger Hochschulwochen2013• VerabschiedungMGV Walter Wakenhut


INHALTEDITORIAL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3SEITE DES BUNDESVORSITZENDEN . . . . . . 4SEITE GEISTLICHER BEIRAT . . . . . . . . . . 5NEUE STELLVERTRETER . . . . . . . . . . . . . 6SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIKStreit um Kampfdrohnendie Positionen der beiden großen Kirchenvon Gerhard Arnold . . . . . . . . . . . . . . . 7Roboter am AbzugPodiumsdiskussion in Berlinvon Bertram Bastian . . . . . . . . . . . . . . . 11GESELLSCHAFT NAH UND FERN„Selig, die Frieden stiften“ zur Bedeutungvon Neujahrvon Andreas Rauch . . . . . . . . . . . . . . . . 13Wenn Blut aus dem Handy tropftvon Carl-H. Pierk . . . . . . . . . . . . . . . . 15BILD DES SOLDATENLebenskundliches SeminarRegionalstab Territoriale Aufgaben NORDvon Rainer Zink . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Ehrung für GKS-KreisvorsitzendenLingenvon Bertram Bastian . . . . . . . . . . . . . . . 19Premiere in Fuldavon Bertram Bastian . . . . . . . . . . . . . . . 19RELIGION UND GESELLSCHAFTSALZBURGER HOCHSCHULWOCHEN 2013Gefährliches Wissen – worüber mannachdenken solltevon Bernhard Meurers . . . . . . . . . . . . . . 20Was können, was dürfen wir wissenvon Rainer Zink . . . . . . . . . . . . . . . . . 22Die Zukunft der Industriegesellschaftvon Rainer Zink . . . . . . . . . . . . . . . . . 23Vorhersagbarkeit als gefährliches Wissenvon Rainer Zink . . . . . . . . . . . . . . . . . 24Brücken bauen – Lehr- und Lernjahre zwischenLebensgeschichte, Wissenschaft und Praxis in derKirchevon Rainer Zink . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Inter-Personal-Trust – Wissen als Vertrauensgeneratorvon Bertram Bastian . . . . . . . . . . . . . . . 28AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013 • 53. JAHRGANGBLICK IN DIE GESCHICHTEBundespräsident Gauck und die Bundeswehr –interessiert-pastorale Annäherung –ein Zwischenberichtvon Dieter Kilian . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Brücken bauen – Bereichskonferent West . . . . 36KIRCHE UNTER SOLDATENVerabschiedung MGV Walter Wakenhutvon Bertram Bastian . . . . . . . . . . . . . . . 37BUNDESKONVERENZ DER GKSPräventionsordnungvon Regina Bomke . . . . . . . . . . . . . . . . 39Wahlen und Berufungen im Bundesvorstandvon Bertram Bastian . . . . . . . . . . . . . . . 45Bundeskonferenz der GKSvon Rainer Zink . . . . . . . . . . . . . . . . . 45GKS-AKADEMIE OBERST HELMUT KORNKommunikation und Christsein in der Kircheunter <strong>Soldaten</strong>von Militärbischof Franz-Josef Overbeck . . . . . 48AUS BEREICHEN, STANDORTEN UND GKSGKS-BEREICH WESTNeuevangelisierung und Missionierung . . . . . 50GKS-KREIS WAHNReligion – Lösung oder Klammer . . . . . . . . 50GKS-KREIS HAMMELBURG40 Jahre Christkönig-Kirche . . . . . . . . . . . 51Patrozinium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52GKS-BEREICH SÜDKrieg und Gewalt sind nicht von gestern . . . . . 53GKS-KREIS UNIBW MÜNCHENInfo-Tag für Studienbeginner/innen . . . . . . . 55GKS-KREIS AUGUSTDORFEvolution und Gottes Schöpfung . . . . . . . . . 56BUCHBESPRECHUNGEN: . . . . . . . . . . . . . 56, 57SPENDENAUFRUF . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58TERMINE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59IMPRESSUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60KATHOLOKENTAG IN REGENSBURG„mit Christus Brücken bauen“von Bertram Bastian . . . . . . . . . . . . . . . 29Titelbild: Während der Bundeskonferenz in der Woche der Begegnung in Hamminkeln-Dingden fanden Wahlenstatt. Der Bundesvorsitzende Oberst Rüdiger Attermeyer wurde im Amt bestätigt, seine neuen Stellvertreter sind:Oberstabsfeldwebel Christian Madl (links) sowie Hauptmann Andreas Quirin (rechts). (Text und Bild: Bertram Bastian)2


SEITE DES BUNDESVORSITZENDENEine Jahresbilanz,die in die Zukunft weistDWie so oft lädt das nahende Jahresende zum Rückblickund auch zur Bilanz ein. Aus meiner Sichtwar es ein ereignisreiches Jahr, das viele besondereEreignisse hatte – vor allem solche, die über das Jahrhinaus Bedeutung haben. Lassen Sie mich beispielhafteinige davon ansprechen.Im Frühjahr haben wir auf Basiseines Positionspapiers, das im Sachausschuss„Sicherheit und Frieden“erarbeitet wurde, alle damals aktuellenAbgeordneten des DeutschenBundestages persönlich angeschriebenund unsere Position nahe gebracht.Das Echo war dabei überzeugend,es gab Antworten von Abgeordneten,Ministern und Parteien;die GKS wird im nächsten Jahr inPolitikergesprächen und bei anderenGelegenheiten darauf zurückkommen.Bei der Bundeskonferenz inHamminkeln haben wir alle Delegiertein einer besonderen Gruppenarbeitsformauf eine gemeinsame Gedankenreiseüber Zustand und Zukunftder GKS mitgenommen. VieleTeilnehmer waren geradezu begeistert,hier ihre Erfahrungen, Ideen und Wünsche einbringenzu können. Die erarbeiteten Gedanken wurdendokumentiert und später strukturiert, um sie einerweitergehenden Auswertung zuzuführen. Diese istzwischenzeitlich im Bundesvorstand angelaufen, sollweiter konkretisiert und dann in Maßnahmen umgesetztwerden, die bei der Bundeskonferenz 2014 denDelegierten vorgestellt werden. Also auch hier eineArbeit, die weiter in die Zukunft trägt.Wie immer in ungeraden Kalenderjahren habenwir auch in diesem Jahr wieder eine GKS-Akademie„Oberst Dr. Helmut Korn“ durchgeführt, bei der dieBereiche Glaube, Kommunikation und Führungsverantwortunggedanklich miteinander verknüpft wurden.Neben Vorträgen, die Impulse gesetzt haben, wurdenviele Einzelthemen in Kleingruppen vertieft, die für dieEinzelnen ganz sicher in die Zukunft führen werden.Ich habe diese drei Beispiele von auf der Bundesebeneorganisierten Maßnahmen herausgegriffen,ohne die zahlreichen Veranstaltungen auf der KreisoderBereichsebene zu unterschätzen. Aus eigener Erfahrungweiß ich, dass hier an vielen verschiedenenStellen ebenfalls engagierte und erfolgreiche Arbeitim Ehrenamt geleistet wird. Dafür möchte ich michan dieser Stelle ausdrücklich bei allen Engagiertenfür ihre persönliche Mitarbeit bedankenund damit die Zuversichtverbinden, dass wir so auch im Jahr2014 wirksam werden.Besonders bedanken möchte ichmich aber bei unserem geradeerst verabschiedeten Militärgeneralvikar,Apostolischen ProtonotarWalter Wakenhut. Nach mehrerenVerlängerungen der Dienstzeit hater seinen wohlverdienten Ruhestanderreicht und die Militärseelsorgeverlassen, um in Zukunft ineiner kleinen bayrischen Gemeindeganz Seelsorger sein zu dürfen. Ermacht damit das, was ihn auch inden verschiedenen Aufgaben in derMilitärseelsorge immer ausgezeichnethat, nämlich den Menschen alsSeelsorger und weniger als Funktioneroder Amtsinhaber gegenüber zu treten. PrälatWakenhut hat die GKS immer, insbesondere aber inschwierigen Zeiten, unterstützt und gefördert. Im gebührtdaher unser aufrichtiger Dank, den ich bei seinerVerabschiedung in Berlin persönlich übermittelnkonnte.Für die Zukunft im Amt des Militärgeneralvikarssteht Monsignore Reinhold Bartmann. Ihm wünscheich für diese herausfordernde Aufgabe eine stabileGesundheit und Gottes Segen, die Unterstützung derGKS – wann und wo auch immer diese gebraucht wird– sage ich dabei zu.Zunächst aber wünsche ich allen eine besinnlicheAdventszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest undfreue mich auf ein Wiedersehen im Neuen Jahr 2014.Rüdiger Attermeyer, OberstBundesvorsitzender der<strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong>4 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


SEITE DES GESITLICHEN BEIRATS„Mit Christus Brücken bauen –als Soldat und Christ“Das Jahresthema, welches vom Bundesvorstand beschlossenund auf der Bundeskonferenz vorgestelltwurde, soll uns im kommenden Kirchen- und Kalenderjahrals GKS begleiten, nicht als Slogan, sondernals roter Faden, als Richtschnur für unsere <strong>Gemeinschaft</strong>.Angelehnt an das Motto des 99. Katholikentags,„Mit Christus Brücken bauen“, will unser Jahresthemaverdeutlichen, dass wir uns als GKS mittenin der Kirche sehen und sie auf unsere Weise auchaktiv mitgestalten wollen.Dass die <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong> inder Lage ist, gemäß dem Jahresmotto Brücken nachinnen und nach außen zu bauen, hat sich für michsehr anschaulich und beeindruckend bei zwei Veranstaltungengezeigt.Als eine etwas andere Art der Gruppenarbeit hattenwir alle bei der „Woche der Begegnung“ in Hamminkelnim „Brücken-Café“ die Möglichkeit, die GKS inden Blick zu nehmen und so zum einen den Zustandder „Brücke GKS“ feststellen zu können, um ihr aufder anderen Seite auch eine tragfähige Zukunft zu gewährleisten.Ich bin immer noch davon begeistert, wie Ehemaligeund Aktive überaus engagiert ihre Gedanken,Eindrücke und Ideen eingebracht haben. Hier wurdeerlebbar, dass die GKS – allen Unkenrufen zum Trotz– eine bunte, lebendige <strong>Gemeinschaft</strong> ist, die mit ihrerEinzigartigkeit ein unverzichtbarer Teil der Kircheunter den <strong>Soldaten</strong> auch auf Zukunft hin sein wird.Auf der GKS-Akademie „Oberst Helmut Korn“ging es mit dem Thema „Glaube, Kommunikation undFührungsverantwortung“ darum, zukunftsfähige Brückenfür die zu bauen, die die GKS noch nicht wirklichkennen. Sowohl in den Kleingruppen als auch in denGesprächen am Rande der Veranstaltungspunkte habeich erfahren, wie viel Kraft und Potential in unserer<strong>Gemeinschaft</strong> steckt, die es wert ist, gerade auch jungenSoldatinnen und <strong>Soldaten</strong> eine Heimat für Glaubeund soldatischen Alltag zu bieten.In einem Adventskalender habe ich Folgendesgelesen:„die brücke betretenzwischen abend und morgenabschied und ankunfthimmel und krippeder liebe vertrauenund spüren: sie trägt“Mit diesen Gedanken, die am Übergang eines Jahresstehen, wünsche ich Ihnen und allen, die mit Ihnenverbunden sind, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest,an dem Sie erleben, wie Gott zu uns Menschenin der Menschwerdung Jesu Christi eine lebendigeBrücke baut, so dass auch wir im kommenden Jahr,begleitet von Gottes Segen unser Jahresthema „MitChristus Brücken bauen – als Soldat und Christ“ indie Tat umsetzen können.Bernd F. Schaller,Militärdekan Geistlicher Beiratder <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong>auf BundesebeneAUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 20135


SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIKDrohneneinsatzStreit um KampfdrohnenDie Positionen der beiden großen KirchenVON GERHARD ARNOLDSeit der Sommerpause ist der politische Streit um mögliche Kampfdrohnen für die Bundeswehr abgeebbt.Das hängt mit dem Bundestags-Wahlkampf und der schwierigen Regierungsbildung, aber auch mit denTurbulenzen im Syrienkonflikt zusammen, wodurch viel Aufmerksamkeit absorbiert wurde.An den zahlreichen Sachproblemen und ethischen Fragen, die bewaffnete Drohnen aufwerfen, hat sich aberseit dem Sommer nichts geändert. Die heftige öffentliche Debatte in Politik und Medien, gleichermaßen auch inden beiden Kirchen, begann am 26. Juli 2012. Am Abend dieses Tages berichtete die Fernsehsendung PAN-ORAMA der ARD über bisher nicht bekannte Pläne des Verteidigungsministeriums, für die Bundeswehr nebendem bereits seit vielen Jahren laufenden Projekt einer großen Aufklärungsdrohne auch Kampfdrohnen anzuschaffen.Am Folgetag bestätigte der Sprecher des Ministeriums, dass die Informationen in der PANORAMA-Sendung korrekt gewesen seien.Problematische Praxis der USAMan versteht die Heftigkeit desunmittelbar danach begonnenenMeinungsstreits nur, wenn man sichvergegenwärtigt, dass die deutschenMedien seit Jahren mit zunehmenderIntensität und Kritik über die Drohnen-Kriegführungder USA in ihremAntiterror-Kampf berichten. Vor allemseit dem Amtsantritt von US-PräsidentBarak Obama Ende Januar 2009 weitetendie US-Army und der GeheimdienstCIA ihre Kampfdrohnen-Einsätzegegen Taliban- und Al Qaida-Führerim pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan(Süd- und Nord-Waziristan)erheblich aus. Hinzu kamen ganz neueEinsätze im Jemen und in Somalia. DasProblem dieser Einsätze war einmaldie völkerrechtlich mehr als zweifelhafteLegitimation in Ländern räumlichweit außerhalb des afghanischpakistanischenKonfliktgebiets, zumanderen die – in absoluten Zahlenbetrachtet – hohe Zahl von getötetenund verletzten Personen, die am Konfliktvermutlich nicht beteiligt waren.Zudem erzeugte die ständige Überwachungder genannten pakistanischenStammesgebiete aus der Luft und dieverstärkten Waffeneinsätze der Drohnenbei der dortigen Bevölkerung, aberauch im übrigen Pakistan, immer größereEmpörung.Der Fachausdruck für diese spezielleDrohnen-Kriegführung heißt targetingkilling (d.h. gezieltes Töten, alsodas Töten speziell ausgesuchter undAUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013als besonders gefährlich eingestufterBanden- und Terroristenführer).Die deutsche Diskussion über dasFür und Wider eigener Kampfdrohnenwar also von Anfang an eng verknüpftmit der problematischen Praxis derUS-Militärs und Geheimdienste. Diegeäußerte Sorge in Teilen der deutschenPolitik (SPD, Grüne, Linke, Teileder FDP) und im gesamten linkenSpektrum der antimilitaristischen undFriedens-Gruppierungen ging dahin,dass auch die Bundeswehr, wenn siedenn eigene Kampfdrohnen besitzt,ebenfalls bei Militäreinsätzen gegenVerfassung und Völkerrecht verstoßenkönne oder würde.Im Folgenden werden zuerst erkennbarunterschiedliche Positionenvon Spitzenrepräsentanten derEvangelischen Kirche in Deutschland(EKD) vorgestellt und analysiert. Aberauch Stimmen aus den Landeskirchenund von einzelnen Theologen wurdenlaut und werden zitiert. Im zweitenHauptteil kommt die Position der Römisch-KatholischenKirche zur Sprache.BUnterschiedliche Positionen in der EKDlickt man auf die Äußerungenvon Spitzenvertretern der EKDzum Thema Kampfdrohnen, so fällt alserstes deren relative Zurückhaltungauf. Während der Ratsvorsitzende derEKD Präses Schneider im Libyenkonflikt2011 und im Afghanistankonflikt2010 und 2011 mit kaum noch überschaubarenStellungnahmen an dieÖffentlichkeit trat, sind seine Statementszu den bewaffneten Drohnenan einer Hand abzählbar. Auch derFriedensbe<strong>auftrag</strong>te der EKD, PastorRenke Brahms, und MilitärbischofMartin Dutzmann gaben nur wenigeMale Stellungnahmen ab. 1Dutzmann hat seine Argumentationslinievon seiner ersten Äußerungam 24. September 2012 auf einer Akademietagungin Berlin bis zu seinerbisher letzten am 11. Oktober 2013in Radio Berlin-Brandenburg unverändertdurchgehalten. 2 Seine Positionim Einzelnen:1. Es gibt keine wissenschaftlich gesichertenBeweise für die Behauptung,dass der Besitz von bewaffnetenDrohnen zu ihrem leichtfertigenGebrauch führt.2. Es ist ernsthaft zu fragen, ob dieerheblich verbesserten Aufklärungsmöglichkeitendurch Drohnen,insbesondere verbesserteZielaufklärung, nicht eher zu einembesonnenen und präziserenEinsatz dieser neuen Waffe führen.Dabei können ungewollte Kollateralschädenvermindert werden.1 Der Verf. dieses Beitrags hat sämtlicheverfügbaren evangelischenStellungnahmen von Sept. 2012 biszum Sommer 2013 veröffentlicht undmit einer erläuternden Einleitung versehen:Krieg aus der Distanz: Drohnenfordern Friedensethik heraus, in: epdDokumentationen, Nr. 38-39 vom 17.September 2013, 60 Seiten.2 Die genannten Äußerungen fi nden sichin der epd-Dokumentation Nr. 38-39/2013.7


SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIK3. Für die Bundeswehr im Auslandseinsatzgelten bisher ausschließlichdeutsche Einsatzregeln, alsokünftig auch für Drohnen. Deshalbist strikt daran festzuhalten, dassz.B. die gezielte Tötung von Terroristendurch deutsche <strong>Soldaten</strong>nicht erlaubt ist.4. Die Bundeswehr ist verpflichtet,die Gefahren für ihre <strong>Soldaten</strong> imEinsatz so weit zu minimieren, wiedas eben technisch nur möglichist. Insofern stärken bewaffneteDrohnen den Schutz der eigenenTruppe.5. Deutsche <strong>Soldaten</strong> bedürfen imBlick auf diese neuen Waffen einerintensiven ethischen Schulung.Jüngst wurde Dutzmann gefragt,wie er zu automatischen Killer-Roboternstehe. 3 Seine Ablehnung war klar.Aber das versteht sich eigentlich vonselbst. Mit diesen Argumenten bekundetMilitärbischof Dutzmann viel Verständnisfür das Anliegen von Verteidigungsministerde Maizière, die Bundeswehrmit dem neuen Waffensystemauszurüsten. Er zeigt damit auch inbemerkenswerter Weise eigenes Profilund die Bereitschaft zum öffentlichenDissens insbesondere mit demEKD-Friedensbe<strong>auftrag</strong>ten Brahms,aber auch mit dem RatsvorsitzendenPräses Schneider.Letzterer hat im Zusammenhangsehr kritischer Worte zu deutschenRüstungsexporten gelegentlich auchdeutliche Kritik an Kampfdrohnen geübt.Der epd berichtete am 20. Mai2013 über Bemerkungen auf einer Podiumsdiskussionin Berlin u.a.:„Die Technologie sei ‚kein geeigneterWeg für die Bundeswehr oderdas Militär‘, sondern eine ‚gefährlicheEntwicklung, weil sie den Befehl zumEinsatz von Waffen weiter anonymisiert,Distanz schafft und Verantwortlichkeitauflöst‘, warnte der Theologe.“In seinem Autorenbeitrag zum Themain der Augustausgabe 2013 des evangelischenMonatsmagazins chrismonhat er seinen Standpunkt bisher amausführlichsten entfaltet, allerdings3 Interview von Radio Berlin-Brandenberg mit Martin Dutzmann alsneuem EKD-Ratsbevollmächtigen am11.10.2013, Sendung Vis à vis: NeuerEKD-Botschafter in Berlin. Der O-Tondes Interviews ist als Podcast von derHompage des Senders abrufbar.ohne neue Argumente vorzutragen.Im Zentrum seiner Kritik steht seinUnbehagen über die problematischeDrohnenkampf-Praxis des US-Militärsin Pakistan. Er sieht in dem chrismon-Artikel eine Entwicklung zur Automatisierungder Kriegführung, zumVerlust des Mitleidens. Er bezweifeltauch, ganz anders als der Militärbischof,dass sich die Bundeswehr durcheigene Richtlinien der amerikanischenPraxis entziehen könne.Schneider steht mit seiner Auffassung,dass ferngesteuerte Drohnendie Wirkung des Waffeneinsatzes anonymisieren,nicht allein. Aber dasGegenteil ist der Fall. Weite Entfernungenwerden durch hochleistungsfähigeBildübertragungen in Echtzeitvoll ausgeglichen. Ein Drohnenpilotsieht weit mehr als der Kampfbeobachterin einem schnell fliegendenDüsenjet. Lange Zielaufklärung undgenaue Beobachtung der Waffenwirkungim Ziel schaffen deshalb eineviel größere seelische Belastung derDrohnenpiloten als bei den Kameradenim Kampfjet. Wer Tage oder garWochen lang einen echten oder vermeintlichenTerroristenanführer ausder Luft beobachtet, seine Frauen undKinder sieht und dann auf Befehl eineHellfire-Rakete in sein Haus lenkt,den Feuerblitz sieht, dann die Detonationswolke,der wird in einer frühernicht möglichen Direktheit und Härtemit dem eigenen Töten konfrontiert.Genau dies thematisieren Medien inBerichten über erhebliche seelischeProbleme von US-Drohnenpiloten. Mitdieser ganz neuen Belastung müssendie betroffenen <strong>Soldaten</strong> erst noch lernenumzugehen, aber auch die US AirForce als Institution.Renke Brahms steht in der Drohnenfragezwischen dem EKD-RatsvorsitzendenSchneider und dem Militärbischof.Er versteht das militärischeInteresse, „nach Möglichkeiten zu suchen,deutsche <strong>Soldaten</strong> im Einsatz zuschützen und ihr Leben nicht unnötigaus Spiel zu setzen.“ 4 Er glaubt auch,dass sich die Bundeswehr an bisherigeEinsatzregeln hält, spricht dann aberzu Recht mögliche Drohnen-Einsätze4 Sollte die Bundeswehr mit bewaffnetenDrohnen ausgerüstet werden? in:Entscheidung (ZS der Jungen Union)Ausgabe März/April 2013, darin:Renke Brahms, Contra.im Bündnis an, die vermutlich anderenRegeln folgen. Hier besteht erheblicherKlärungsbedarf, wofür aber nochviele Jahre Zeit ist. Dann verweist erwie Schneider auf die problematischeUS-Praxis in Pakistan, Somalia undJemen, die zivile Opfer fordern undneue Terroristen erzeugen. Neu imSpektrum der EKD-Äußerungen istseine These, dass in dem entstehendenRüstungswettlauf auch die deutscheIndustrie mitspiele. Nach Medienberichtenentwickeln 85 Staaten derzeiteigene Drohnen. Die Grundtechnologiender optronischen Systeme sind zivilwie militärisch nutzbar, in Zukunftüberwiegend wohl zivil. Vom einstigenRüstungswettlauf im Bereich derAtomwaffen und ihrer hochkomplexenund extrem teuren Trägersysteme, dazuhochmodernen Kampfflugzeugen istdie Entwicklung der Kampfdrohnenweit entfernt. Der Anreiz, sie anzuschaffenist ja gerade der sehr günstigePreis wenn die Entwicklung erst malabgeschlossen ist. Man sollte also nichtemotionalisieren. Brahms bemängeltedie Drohnenpläne der Bundeswehrzuletzt mit dem bei ihm regelmäßigenHinweis, die Anschaffung sei teuerund entziehe der viel dringlicheren zivilenKonfliktbearbeitung Geld.Neben diesen drei bekanntenEKD-Repräsentanten hat es nur nochwenige öffentliche evangelische Statementszum Thema gegeben. Aus denLandeskirchen kam nur eine Erklärung,die des Zentrums Ökumene derEvangelischen Kirche in Hessen undNassau (EKHN) vom 26.09.2012. 5 Siewiederholt bekannte Argumente, alsodie US-Praxis und die zivilen Opfer,befürchtet eine von den Drohnen ausgehendeunkalkulierbare Gefahr wievon Terroranschlägen und forderte wieRenke Brahms stattdessen zivile Konfliktbearbeitung.Auch zwei publizistischeZeitschriftenbeiträge seien genannt.Bernd Ludermann kritisiert mitvielen anderen das neue Waffensystemim Blick auf die hochproblematischeUS-Praxis und das absehbare Wettrüsten.6 Der Verfasser dieses Beitrags5 Einsatz von Drohnen verstärkt dieSpirale des Hasses. Nachdruck in derepd-Dokumentation (siehe Anm. 1), S.26f.6 Bernd Ludermann, Dem Wettrüstennicht Vorschub leisten, in: welt-sichten,3/2013. Nachdruck in der epd-Dokumentation(siehe Anm. 1) S. 41.8 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIKvertrat in seinem Aufsatz im Wesentlichendie Position des evangelischenMilitärbischofs und mahnte zur ruhigenAbwägung. Falls die Bundeswehreigene Kampfdrohnen erhalten sollte,sei ein schlüssiges Einsatzkonzept nötig,das derzeit noch fehle. 7Eine Aktion von zuletzt 71 BremerPastoren und Pastorinnen hat seitMärz 2013 eine größere überregionaleBekanntheit erreicht. 8 Die beidenpensionierten Pastoren Friedrich Bodeund Hartmut Drewes haben für eine imText kurze Anti-Drohnenerklärung eifrigund erfolgreich Werbung gemacht,kräftig unterstützt von der LINKS-Partei und extrem linken Kreisen. Inschroffen Formulierungen wird u.a.behauptet, die neuen Kampfdrohnenförderten „eine fortschreitend entmoralisierte,völlig emotionslose Einstellungder Bediener dieser Waffe“. Eswurde bereits gesagt, dass das Gegenteilzutrifft. Die Drohnen-Kriegführungin Afghanistan sei beabsichtigt, so dieVerfasser und Unterstützer, „um diegeopolitischen Ziele medial möglichstunauffällig und zudem noch kostengünstigzu erreichen“. Das sieht manwohl so in der LINKS-Partei.Zuletzt ein Blick auf den evangelischenEntwicklungsdienst, der seitletztem Jahr mit großer Aufmerksamkeitdie Drohnendebatte verfolgt, ohnedass dies in der kirchlichen Öffentlichkeitbekannt geworden wäre. In einemvom Verfasser erstmals veröffentlichtenPositionspapier der Diakonie Katastrophenhilfevom 28. Mai 2013 wirddie Anschaffung bewaffneter Drohnendurch die Bundeswehr abgelehnt, abernur schon bekannte und letztlich nichtüberzeugende Argumente vorgebracht,denn für deutsche Streitkräfte geltendas Grundgesetz und das humanitäreVölkerrecht, sowie bei Auslandseinsätzendie gemeinsame Verantwortungvon Regierung und Parlament. 97 Gerhard Arnold, viel Lärm um deutscheKampfdrohnen, ASP-KurierUnterfranken, April 2013. Nachdruck inder epd-Dokumentation (siehe Anm. 1)S. 42-44.8 Ausführliche Darstellung dieserInitiative in der epd-Dokumentation(siehe Anm. 1) S. 34-40.9 Rainer Lucht und Martin Quack,Bewaffnete Drohnen und humanitäresVölkerrecht, 28.05.2013, bisher unveröffentlichtesManuskript. Abdruck inepd-Dokumentation (siehe Anm. 1), S.46f.AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013Im Rückblick fällt erst richtig auf,dass sich Militärbischof Dutzmann mitseinen abwägenden Äußerungen undder Betonung der deutschen Einsatzregelnfür die Bundeswehr von den allermeistensehr kritischen Statementsaus der evangelischen Kirche erkennbarunterscheidet. 10Die Stellungnahmen in derkatholischen KircheSchon der erste Blick in die Dokumentenlagezeigt, dass die katholischeMilitärseelsorge das Drohnenthemaschwerpunktmäßig bearbeitethat. 11 Der katholische MilitärbischofDr. Franz-Josef Overbeck hat seit seinemersten Gespräch dazu mit derNeuen Osnabrücker Zeitung am 31.August 2012 12 vielfach das Wort ergriffen,Interviews für Presse und Hörfunkgegeben, eigene Autorenbeiträgeverfasst, zu Pressekonferenzen eingeladenund an Podien teilgenommen.Daneben haben sich Mitarbeiter desInstituts für Theologie und Frieden indie Materie eingearbeitet und Beiträgeveröffentlicht. Kompass, die <strong>Soldaten</strong>zeitungdes Militärbischofs, hatdem Thema breiten Raum gegebenund auch die <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong><strong>Soldaten</strong> stellte sich der ethischenHerausforderung durch das neueWaffensystem.Durch die öffentlichen Äußerungenvon Militärbischof Overbeck ziehensich – wie bei seinem evangelischenAmtsbruder – von Anfang anhäufig wiederkehrende Gesichtspunkte.Overbeck möchte von der deutschenPolitik Antworten auf die durchKampfdrohnen aufgeworfenen Frageninsbesondere ethischer und juristischerNatur. Deshalb forderte er in seinemersten Interview Verteidigungsministerde Maizière auf, „klare ethische10 Auf der Linie des Militärbischofsmit grundsätzlich verständnisvollerBetrachtung von Kampfdrohnen für dieBundeswehr liegt nur noch der Verf.dieses Beitrags.11 Es gibt auf katholischer Seite bisherkeine Publikation der einschlägigenkirchenamtlichen und theologischenBeiträge zum Drohnenthema. Der Verf.dieses Beitrags verfügt nach eigenenumfangreichen Recherchen über eineumfassende Dokumentensammlungkatholischer Beiträge.12 Dr. Christof Haverkamp, Militärbischof:Verteidigungsminister sollte Einsatz vonDrohnen „hochkritisch“ prüfen, NeueOsnabrücker Zeitung vom 31.08.2012.Kriterien für den Einsatz derartigerWaffen zu entwickeln. Vor einem Einsatzdurch die Bundeswehr müsse esin Deutschland zwingend eine breitefriedensethische öffentliche Diskussiongeben“, so der Bericht der NeuenOsnabrücker Zeitung. Daneben forderteOverbeck, dass die Zielpersonendurch die neue Waffe nicht „zu einemObjekt“ gemacht werden. Ihre Würdesei unbedingt zu achten. Das sind ganzneue Töne, die so in der zeitgleichenpolitischen Diskussion, aber auch inden evangelischen Beiträgen, nichtzu hören waren. Einen Monat späterkonnte er seine Anliegen ausführlicherdarlegen. 13 Er wiederholte fastwortgleich seine Statements in derNOZ und erläuterte sie. Overbeck befürchtetedie „Beliebigkeit des Tötens“durch die Waffenwirkung aus der Distanz,das Absenken der Einsatzschwelle,das Verrohen der Drohnenpiloten,problematisierte die „gezielten Tötungen“.Er sah beim Drohneneinsatz dasProblem, „das Leben von Zivilistenund Nichtkombattanten zu gefährden,um das Leben der eigenen <strong>Soldaten</strong> zuschützen.“ Er wies auch auf die ethischeGrundsatzfrage bei allen neuenWaffentypen hin, wieweit sie letztlichfriedensdienlich sind.Mit diesen Erläuterungen hat sichder Militärbischof in den großen Kreisder Drohnen-Kritiker gestellt, mit demwichtigen Unterschied aber, dass erkeine abschließenden Urteile gefällthat, sondern klärende Antworten seitensder Politik anmahnte.Diese Überlegungen in der Formvon Fragen und Befürchtungen findensich in der gemeinsamen Erklärungdes Militärbischofs mit dem Vorsitzendender Deutschen Kommission Justitiaet Pax, Bischof Dr. Josef Ackermann,am 5. Februar 2013 wieder, 14aber auch in dem kürzeren Autoren-13 „Die Beliebigkeit des Tötens verhindern“,Der katholische Militärbischofsieht den Einsatz bewaffneterKampfdrohnen kritisch, Interview mitLudger Möllers, Schwäbische Zeitung[Leutkirch] vom 01.10.2012. Die folgendenZitate sind diesem Interviewentnommen.14 Gemeinsame Erklärung: DieDrohnenkriegsführung wirft ernste ethischeFragen auf. Die Bundesregierungist in der Pfl icht, vor der Anschaffungdieser Waffensysteme die entsprechendenFragen zu beantworten, 5. Februar2013.9


SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIKbeitrag Overbecks in der Tagespost inWürzburg 15 und im Interview mit SPIE-GEL online wenige Tage später. 16 Inletzterem empfahl er auch ein öffentlichesBundestags-Hearing zum Thema.Es war vermutlich das Drängenu.a. des katholischen Militärbischofs,weshalb Verteidigungsministerde Maizière ihn und seinen evangelischenKollegen Dutzmann am 24.April 2013 zu einem öffentlichen Podiumnach Berlin einlud. 17 Overbecknutzte die auch vom Publikum herhochkarätige Veranstaltung, um eineunglückliche Formulierung des Ministersvom 3. August des Vorjahres nochmalsrichtigzustellen und im Blick aufdie Drohnen darzulegen, dass Waffenethisch nicht neutral seien. De Maizièrehatte gegenüber DIE WELT onlinebehauptet, bemannte und unbemannteWaffensysteme hätten die gleiche Wirkung.Tatsächlich macht es ethischkeinen Unterschied, ob eine gegnerischeStellung mit Artillerie, von einemKampfhubschrauber, einer Kampfdrohneoder mit einem Granatwerferbeschossen wird, aber die generelleFolgerung des Ministers, dass Waffen„stets als ethisch neutral anzusehen“seien, ist so nicht richtig. Streubombenund chemische Waffen sind z.B.völkerrechtlich verboten. In seinenweit ausholenden Statements fragteOverbeck u.a. nach einer eventuellenneuen Strategie, die der Drohnenkampfführungzugrunde liege, dannkonkret nach der ethischen Verantwortungbeim Einsatz in Ländern derDritten Welt und nach der personalenVerantwortung der Drohnen-Piloten.Overbeck fragte auch nach der Bereitschaftder deutschen Bevölkerung,sich der internationalen Verantwortungzu stellen, „die weit über unserenationalen konkreten Grenzen hinausgeht“.Im Interview mit der Internet-Ausgabe des Kölner Domradio vomgleichen Tag strich er ebenfalls denVerantwortungsaspekt für die Droh-15 Franz-Josef Overbeck, Kampfdrohnen:Ernste Fragen, Die Tagespost[Würzburg] vom 07.02.2013.16 Militärbischof zur Drohnen-Debatte:„Unschuldige dürfen nicht sterben“,SPIEGEL online vom 08.02.103.17 Die Podiumsdiskussion und dieBeiträge aus dem Publikum sind vomVerf. in der epd-Dokumentation (sieheAnm. 1), S. 47-57 erstmals in autorisierter(also sprachlich geglätteter) Formveröffentlicht worden.nenpiloten heraus und forderte, „dassniemals die Tötung eines Menschendurch irgendeinen Automatismus ausgelöstwerden darf“. 18Sein evangelischer Kollege Dutzmannstellte bei aller Höflichkeit derForm auf dem Podium den sachlichenDissens heraus. Dutzmann betonte dieVerantwortung des deutschen Staatesfür den größtmöglichen Schutz dereigenen <strong>Soldaten</strong> als ethische Verpflichtung,sowie die weitere Geltungder deutschen Einsatzregeln, also denUltima-ratio-Grundsatz und das Verhältnismäßigkeitsprinzip.Der katholische Militärbischof formuliertebisher am ausführlichsten seinePosition in der Juni-Ausgabe 2013des Rotary Magazins 19 , aber auch imInterview mit Deutschlandradio Kulturam 3. August 2013 20 , ohne dass neuenAspekte auftauchten. Blickt man aufPosition des Vorsitzenden von Justitiaet Pax, Bischof Ackermann, so zeigtseine ausführliche Stellungnahme imInterview mit dem Südwestrundfunkam 23.09.2012, dass er auch in Detailsdie gleiche Auffassung wie derMilitärbischof vertritt. 21 Andere bischöflicheKollegen haben nur gelegentlichzum Thema das Wort ergriffen,so der Bamberger Erzbischof LudwigSchick. Er zeigt sich am 26.01.2013in den Ruhr Nachrichten besorgt, dassdie Gewaltanwendung bei bewaffnetenDrohnen abgesenkt werden könne. 2218 „Dahinter muss ein konkreter Menschstehen“, Militärbischof Overbeckzum Drohneneinsatz, Interview mitChristian Schlegel, Domradio-Onlineam 24.04.2013.19 Thema des Monats: Krieg derMaschinen? Darin: Franz-JosefOverbeck, Ethische Dimension derDrohnenfrage: Schwierigkeiten derRechtfertigung, in: Rotary Magazin,Juni-Heft 2013, S. 34-37.20 „Menschenwürde kommt von Gott“: DerMilitärbischof Franz-Josef Overbeckim Gespräch mit Michael Groth,Sendung vom 03.08.2013, vollständigeAusschriftung des Gesprächs auf derHomepage des Senders.21 Bischof Ackermann warnt vor unbemanntenbewaffneten Drohnen,Südwestrundfunk 1, SendungSonntagmorgen am 23.09.2012,Moderation von Silke Arning. Das kompletteInterview ist als Podcast von derHomepage des Senders abrufbar.22 Rasmus Buchsteiner, UmstritteneAufrüstung, Bundeswehr willKampfdrohnen anschaffen / Kritikvon Opposition und Kirchen, RuhrNachrichten vom 26.01.2013.Erzbischof Robert Zollitsch ging nurein einziges Mal, auf dem Forum desDeutschen Reservistenverbandes am2. März 2013 in Königsbronn, auf dieDrohnen-Thematik ein. Er forderte klareEinsatz-Grundsätze und Kriterien.Seine Sorge ging dahin, dass schnellerund leichtfertiger über den Drohneneinsatzentschieden werde. BeideGesichtspunkte finden sich auch beiden Bischöfen Ackermann, Overbeckund Schick.Im Überblick lässt sich also sagen,dass die vier katholischen Bischöfe,die bisher zum Kampfdrohnen-ThemaStellung bezogen haben, gleiche Positionenvertraten. Sie griffen die Feststellungenund Sorgen aus der politischenund medialen Diskussion aufund stellten sie in einen friedensethischenund verantwortungsethischenRahmen unter dem Gesichtspunkt derGewaltminimierung und der personalenZuständigkeit für den Waffeneinsatzbei Drohnen. Sie strebten eineöffentliche Debatte an und vermiedendeshalb sorgsam und konsequent, abschließendePositionen zu vertreten.Das unterschied ihre Statements vonparteipolitischen Positionen, die Frontenbildungenmit einem klaren Ja oderNein zu den bewaffneten Drohnen erzeugten.Das Arbeitspapier der <strong>Gemeinschaft</strong><strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong> (GKS)zu den bewaffneten Drohnen vom27.02.2013 unterscheidet sich deutlichvon den bischöflichen Stimmen.Die GKS bezieht in diesem Papier klarPosition und empfiehlt die Beschaffungvon Kampfdrohnen für die Bundeswehr.Sie verweist auf die klarenEinsatzregeln für die Streitkräfte unddie ethische Schulung der deutschen<strong>Soldaten</strong>, wodurch „gezielte Tötungen“wie in der US-Praxis nicht möglichsind. Das Arbeitspapier ist auchüberzeugt, dass Drohneneinsätze durchbessere Aufklärung zu einer Gewaltminimierungund weniger Verlusten beider Zivilbevölkerung führen würden.Auf evangelischer Seite neigen dieserSichtweise bisher nur der Militärbischofund der Verf. dieses Aufsatzeszu. Die erwähnte Perspektive istaber ebenfalls ein ernstzunehmenderBeitrag zu der von den katholischenBischöfen gewünschten öffentlichenDiskussion in Gesellschaft, Politik undBundeswehr. ❏10 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIKDrohneneinsatzRoboter am AbzugSind <strong>Soldaten</strong> ersetzbar?Am 4.September 2013 führte das Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften (zebis) eine Podiumsdiskussionan der Katholischen Akademie in Berlin unter dem obigen Thema durch. Die Begrüßung wurdevon der Dirktorin des zebis, Dr. Veronika Bock, und dem Leitenden Militärdekan Stefan van Dongen(Berlin) durchgeführt, worauf das ausführliche impulsreferat von Prof. Ronald C. Arkin (Bild 1) folgte. Arkin istProfessor für für Robotik und Roboterethik am Georgia Institute of Technology leitete u. a. eine Studie des US-Verteidigungsministeriums, die die Frage stellt, ob automatisierte Waffensysteme auch in der Lage sein können,in einem bewaffneten Konflikt völkerrechtskonform zum Einsatz zu kommen.Realität – nicht HollywoodProf. Arkin bat zu Beginn seinerAusführungen das Publikum, sich„nicht von Hollywood einlullen zulassen“. Roboter hätten keinen eigenenWillen, sondern müssten durcheine Programmierung zu einem Handelngebracht werden. Schon alleindeshalb seien <strong>Soldaten</strong> unersetzbar,aber sie würden effizienter und durchden richtigen Gebrauch auch ethischbesser. Roboter seien eine technischeUnterstützung, welche dem Menschenin spezifischen Bereichen überlegenseien. Durch überlegten Einsatz vonRobotern würden Personalstärken reduziert,das Gefechtsfeld würde umfassenderweitert, sodass auch wenigerLogistik notwendig wäre, führteArkin aus. Seit dem Zweiten Weltkriegwerde an der Entwicklung vonimmer leistungsfähigeren Roboterngearbeitet und zwar weltweit, nichtnur in Demokratien, gab der Rednerzu bedenken. Der Ruf nach mehrMenschen auf dem Gefechtsfeld undweniger Roboter schütze keine Unschuldigen,sondern würde eine Entwicklungunterbrechen, aber mit hoherWahrscheinlichkeit nicht bei allenStaaten. Hier sei das Problem dieProliferation, die nie vollständig unterbundenwerden könne.Hinter jedem Einsatz stünde eineEntscheidung, fuhr Arkin fort, eineAbwägung. Deshalb müsse die angestosseneDebatte über die ethischeDimension dieser waffentechnischenEntwicklung jetzt geführt werden,bevor die Entwicklung davonliefe.Zurzeit sei immer ein Menschin der Schleife der Entscheidung in1 Aus dem Veranstaltungsfl yer zebisAUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013Kampfhandlungen. Diese liefen immerschneller ab und in der dichterwerdenden Informationsflut seienaufgrund seiner Empathie des MenschenIrrtümer die Folge Deshalbseien für ihn automatisierte Systemeunverzichtbar. Wenn eine Raketeeines Flugzeuges ein Ziel aufgeschaltethätte, blieben dem Piloten9 Sekunden, um zu feuern. In dieserZeit könne der Mensch unmöglichalles in Erwägung ziehen, der Automataber sei dazu in der Lage, führteArkin als Beispiel an. Ein weiteresBeispiel sei für ihn auch diedrillmäßige Waffenausbildung der<strong>Soldaten</strong>, die ja ebenfalls eine „Robotisierung“zur Folge hätte. <strong>Soldaten</strong>könnten Helden sein, aber auchKriegsverbrechen begehen, so Arkinweiter. Roboter könnten höchstens irren.Durch weitgehende Automatisierungsolle eine inhumane Behandlungvon Nichtkombattanten verhindernwerden, was somit ein potenziellesSchlachtfeld humaner machen würde.Roboter hätten ethische Grundsätze,wenn sie darauf programmiertwürden. Sie würden durch ihre Multifunktionalitätdas Gefechtsfeld umfassendbeobachten können und dabeiauch das Fehlverhalten von Einzelnenfesthalten, was eine möglicheStrafverfolgung erleichtern könne. Inbegrenzten Einsätzen wie zum BeispielDurchsuchung von Gebäudenoder Bekämpfung von Heckenschützenkönnten die Roboter begleitendeiingesetzt werden und so Verluste beiden eigenen Truppen minimieren. Dadas moderne Schlachtfeld schon digitalisiertsei, wäre der menschlicheFaktor hier der Schwachpunkt undder Roboter könne humaner eingesetztwerden, was wesentlich bessersei, führte Arkin aus.Gegen den Einsatz von Roboternsprächen nur die Verwischungder Verantwortlichkeiten, wenn derRoboter Fehler machen würde, dasHerabsetzen der Schwelle zur Kriegsführungsowie die Proliferation, soder Redner weiter. Aber auch dabeiwären die gegebenen Gesetze unddie „Rules of Engagement“ (RoE)der Rahmen für solche Einsätze. Imzivilen Leben habe die Automatisierungschon so stark eingegriffen, dassfrüher oder später ein militärischerGebrauch kommen müsse. Er schlossmit der Feststellung, dass seine Auffassungnicht die Richtige sein müsse,aber die Gegenargumente müsstenstimmig sein.Der nächste Redner war StephenGoose 2 , der gleich zu Beginn seinerErwiderung von „Killer-Robotern“sprach, denn „Sinn und Zweck seiTöten“. Gerade darum sei es wichtig,solche Systeme international zu ächten,führt Goose weiter aus. HumanRights Watch habe mit dem Verbotvon Landminen bzw. Blendlasern gezeigt,dass es möglich sei, internationaleVereinbarungen zu erlangen, indenen eine unmenschliche Technikverboten würde. Sein Vorredner Arkinhabe nur den legalen Aspekt derSache betrachtet, nicht die ethischeDimension, die der Mißbrauch sol-2 Goose ist Direktor bei HumanRights Watch und Mitbegründer derInternationalen Kampagne zum Verbotvon Landminen. Hierfür erhielt er 1997den Friedensnobelpreis. Vorangetriebenhat er u.a. das internationaleÜbereinkommen zu Streumunition,Anti-Personenminen und Blendlasern(aus dem Veranstaltungsfl yer)11


SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIKcher Waffen mit sich bringen würde.Durch menschliche Kontrolle müssteLeben geschützt werden, demzufolgemüsste in die Entwicklung rechtzeitigeingegriffen werden, bevor dieSysteme sich verselbständigten. Gooseschilderte ein Szenario in ca. 30bis 40 Jahren, in dem das „Kriegsbildvöllig aus dem Ruder gelaufensein werde“ und forderte deshalbein sofortiges Eingreifen, um dies zuverhindern. Er sehe eine deutlicheVerantwortungslücke beim Einsatzsolcher Waffen, sagte der Direktorvon Human Rights Watch. Nicht nurdurch die Problematik der Proliferation,auch durch technische Problemein diesem vernetzten Gefechtsfeldz.B. durch Hacker, sehe er ein großesFeld von Problemen, welches nurdurch eine Bannung dieser Waffenverhindert werden könne. Deshalbfordere er ein deutsches Moratoriumgegen diese System jetzt.Die anschließende Diskussionwurde von Dr. Jochen Bittner 3 moderiert.Zuerst ergriff Dr. David Rodin4 das Wort. Er führte aus, dassdie Schlußfolgerungen, die gezogenwürden, falsch seien. Es gehe nichtdarum, noch gezielter zu töten, esgehe vielmehr um eine Präzisierungdes Einsatzes, der in der Regel ausdem Begleiten der <strong>Soldaten</strong> bestünde.Dass im Rahmen der eventuell folgendenKampfhandlungen auch getötetwürde, läge in der Sache selbst begründet.Mittelpunkt sei die ethischeGrundlage, die Würde des anderen,des Gegners. Dr. Jörg Wellbrink 5 er-3 propromovierter Jurist, seit 2001Politischer Redakteur bei der ZEIT,war von 2007 bis 2011 als Europa- undNATO-Korrespondent in Brüssel tätig.Schwerpunktthemen sind Terrorismus,Rechtspolitik, Nachrichtendiensteund Sicherheitspolitik (aus demVeranstaltungsfl yer)4 Direktor im Oxford Centre forEthics and Laws of Armed Confl ict(ELAC), gehört zu den bekanntestenMilitärethikern im anglo-amerikanischenRaum. Ist als ethischer Beraterin der Wirtschaft tätig, u. a. beimWeltwirtschaftsforum in Davos (aus demVeranstaltungsfl yer)5 Oberstleutnant i. G., spezialisiertauf die Simulation menschlichenLeistungsverhaltens mit künstlicherIntelligenz, sogenanntenMultiagentensystemen, kommissarischerDezernatsleiter „Zukunftsanalyse“ undforscht intensiv zum Thema Robotik. ImJuni 2013 veröffentlichte er hierzu einegänzte, das ethische richtige Handelnläge bei Entscheidungen zugrunde,nicht eine „Technighörigkeit“. Nichtjedes technisch Machbare löse dieanstehenden Probleme, es gelte diemenschliche Komponente immer zurWirkung zu bringen, um eine Verselbständigungder Systeme zu verhindern.Wellbrink sprach auch an,dass diese Robotersysteme kämen,nicht nur im militärischen Bereich,ebenso im zivilen Gebrauch, wie zumBeispiel in den Assistenzsystemen inder Automobilindustrie. Die „Robotisierung“werde nicht aufgehaltendurch ein Moratorium.Prof. Arkin wurde aus dem Publikumdie Frage gestellt, ob die Grenzenzwischen Polizei- und Militäreinsatznicht immer mehr verwischt würden,da Zwischenstaatliche Konfliktenicht mehr das Gros der Konflikteausmachen würden. Arkin antwortetedahingehend, dass sowohl der Polizeieinsatzals auch der Militäreinsatzsich in Zukunft immer mehr aufComputer abstützen würden. Dassdie Grenzen zwischen diesen Einsätzenfließend sei, bestätigte er mitdem Beispiel der Check-Point-Problematik.Hier würden <strong>Soldaten</strong> wiePolizisten eingesetzt.Der Moderator fragte StephenGoose zur Problematik der Proliferation,die ja ein gefordertes Moratoriumunterlaufen würde. Gooseantwortete, dass die Ächtung vonganzen Waffengruppen funktionierenwürde und gab als Beispiel diechemischen Waffen an. Hier sei manauch am Anfang skeptisch gewesen,aber der Erfolg gebe einer ÄchtungRecht. Schließlich wolle man durchdie Ächtung das Internationale Rechtebenfalls ändern, die Maßnahme ansich wäre ja nicht technikfeindlich,es gelte aber, die Meinung zu ändern,damit der schlimmste Fall nicht eintretenwürde.Die nächste Frage aus dem Plenumbeschäftigte sich mit der Tatsache,dass von Florida aus die Einsätzemit Kampfdrohnen im afghanischpakistanischenGrenzgebiet gesteuertwürden. Hier läge doch die Gefahrdarin, dass der „Pilot“ weniger Bedenkenhätte, die Waffe auszulösen.Die Anzahl der mit posttraumati-Studie (aus dem Veranstaltungsfl yer)schen Belastungsstörungen (PTBS)betroffenen <strong>Soldaten</strong> würde zurückgehen.Prof. Arkin antwortete, dassdies so nicht mit Zahlen unterlegtwerden könne. Die betroffenen <strong>Soldaten</strong>seien nach den Einsätzen totalerschöpft und könnten sich nichtso schnell von ihren „Einsätzen“ lösen.Sie hätten „keinen Platz, umrunterzukommen“, das direkte nachHause gehen nach einem mehrstündigemEinsatz in dem Grenzgebietsei anstrengender als man glaube.Aber auch hier würden genaue Zahlenfehlen.Der Moderator fragte, ob jetztdie Roboter den Krieg menschlichermachen würde. Hier antwortete Dr.Rodin, dass man auf dem Gefechtsfelddie Überlebenszeit der eigenenTruppen erhöhen möchte, aber dennochdas Ziel habe, den Feind zu bekämpfen.Die Roboter könnten helfen,dies Ziel zu erreichen durchhohe Stehzeiten im Kampfgebiet, dadurchbessere Aufklärung. Dies würdehelfen, die richtige Entscheidungzu treffen, weil man einfach bessereEntscheidungsgrundlagen habe. Dr.Wellbrink ergänzte, es gehe nicht darummöglichst viele Gegner zu töten,sondern darum, die Entscheidung aufdem Gefechtsfeld zu seinen Gunstenzu erreichen. Im Übrigen wäre Krieg,ob mit oder ohne Roboter immer grausamund brutal.Die Frage aus dem Plenum, obChina oder die Taliban nach demVerzicht auf den Eurohawk jetzt„schlechte“ Waffen hätten, beantworteteProf. Arkin, dass es eine Unterscheidungzwischen moralischenRobotern oder unmoralischen Roboternnicht gäbe. Wahr aber sei, dasses Nationen gäbe, die nicht solch hohenethischen Grundsätze ihren Einsätzenzugrundelegen würden. Diesealle an einen Tisch zu bekommen,sei das Problem. Bis dahin gelte derGrundsatz: „Wenn Du es nicht genauweißt, schieße nicht“. HumanRights Watch Direktor Goose führtezum Schluß noch aus, dass die Ächtungdieser Systeme vorangetriebenwerden müsse. Internationale Standardsmüssten gesetzt werden. DieseWaffen müssten stigmatisiert werden,damit entwickelte ethische Grundsätzeauch greifen könnten. ❏(Bertram Bastian)12 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


„Selig, die Frieden stiften“Zur Bedeutung von Neujahr als Gedenktag für den Frieden in der WeltANDREAS M. RAUCHGESELLSCHAFT NAH UND FERNZum Wechsel eines jeden Jahres überdenken wir das vergangene Jahr und überlegen, was wir im neuenJahr besser machen können. Dieser Gedanke der Umkehr ist im christlichen Glauben zutiefst verwurzelt,auch wenn viele Menschen um die christlichen Wurzeln von Sylvester und Neujahr gar nicht mehr wissen.AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013SilvesterSo geht die Bezeichnung des letzenTages eines Jahres auf Papst SylvesterI. (gestorben am 31.12. 335),dem Tagesheiligen des 31. Dezember,zurück. Im Zuge der GregorianischenKalenderreform von 1582 fiel der letzteTag eines Jahres seither statt dem24. Dezember auf den 31. Dezember.Inhaltlich verbindet sich der 31. Dezemberauch mit Papst Sylvester II.(999-1003), einem Mathematiker undWissenschaftler, der zur geistigen Eliteseiner Zeit gehörte und der sich redlichbemühte, rationale Erklärungenin Wissenschaft und Natur zu finden– also Vernunft und Glauben in einenEinklang zu bringe, so wie dies PapstBenedikt XVI. ebenfalls intendierte.Eigentlich passiert nichts Besonderesum Mitternacht: Der Sekundenzeigerspringt einen Strich weiter, sowie er das jeden Tag um Mitternachttut. Dass wir heute damit ein neuesJahr beginnen lassen, ist reine Willkürund menschliche Planung. Wirkönnten auch ein anderes Datum nehmen,so wie es auch andere Völkerund Kulturen tatsächlich tun: Juden,Muslime oder Christen haben andereJahresanfänge.Trotzdem erleben wir die Neujahresnachtals etwas Besonderes,und zwar deshalb, weil sie uns nachdenklichmacht und uns wieder einmaldie Flüchtigkeit der Zeit und dieEndlichkeit der eigenen Existenz bewusstwerden lässt. Schon wieder istein Jahr vorbei! – denkt mancher betroffenund je älter er wird, vielleichtumso mehr. Und ein weiteres Momenttritt hinzu: Zeit und Alter und damitauch der menschliche Verfall des eigenenKörpers machen deutlich, dassnichts so bleibt, wie es einmal war.Diese Erkenntnis wurde vielen Menschenin vorchristlicher Zeit bereitsdeutlich, weshalb es im alttestamentlichenBuch Kohelet heißt: „Ein jeglicheshat seine Zeit, und alles Vorhabenunter dem Himmel hat seineStunde“ (Kohelet 3,1).Faszinosum von Zeit und RaumTatsächlich hat die Zeit etwas Faszinierendes,aber auch Beängstigendesan sich: Sie lässt sich nichtfassen, nicht festlegen, nicht anhalten.Was jetzt noch Gegenwart ist, istim nächsten Augenblick Vergangenheit;was jetzt noch Zukunft ist, ist imnächsten Augenblick schon eingeholt.Die alten Griechen haben Chronos,den Gott der Zeit, dargestellt, indemsie Zeit messen, Zeitspannen fixierenund versuchten, Chronologien aufzustellen.Denn besonders wir Menschendes wissenschaftlichen Zeitalters werdenan unheimliche Grenzen geführt,weil uns die Zeit in Dimensionen entgleitet,zu denen wir von unserer Erfahrungher keinerlei Zugang mehrhaben. Mit Nano-Sekunden, mit millionstelSekunden vermögen wir genauso wenig anzufangen wie mit denMillionen von Lichtjahren, seit denenSternenlicht zu uns unterwegs seinsoll. Immerhin legt das Licht in einerSekunde 300.000 km zurück. Das bedeutet:In einer Minute, Stunde, Jahr,Milliarden Jahren legt das Licht wieviele Kilometer zurück? Da geben wirdas Rechnen besser auf. Schon derHeilige Paulus erspürte, dass vielessich seinem Erkennen entzieht, weshalber auch an die Gemeinde in Korinthschrieb „Stückwerk ist unserErkennen“ (1 Kor 13,9).Wobei uns nebenbei klar wird,dass die Zeit auch mit dem Raum zutun hat. Das Licht durchmisst unvorstellbareRäume, bei denen wirbei ähnlichen Problemen wie bei derZeit stehen. Auch der Raum entziehtsich dem menschlichen Begreifen.Zugleich wissen wir von der Unendlichkeitdes Weltalls, welches sichzudem auszudehnen scheint, wie Astronomenfeststellen.Geographen haben Längen- undBreitengrade über unseren Globusgeworfen, künstliche Linien, um deneigenen Standpunkt festlegen zu können.Wir Menschen haben Sonnensystemeund Galaxien erforscht, umunseren Standpunkt im Weltall zubestimmen. Und um das Ganze nochundurchschaubarer zu machen, hatder geniale Physiker Albert Einsteindie mühsam genug errungenen Maßsystemevon Raum und Zeit relativiertund voneinander abhängig gemacht.Ein Zeitpunkt ist nicht absolut, sondernabhängig von dem Standpunkt,von dem aus ich ihn betrachte und einStandpunkt ist nicht unabänderlich,mit dem ich mich ihm nähere odermich von ihm entferne.Panta rei – alles fließtDer lange vor der Geburt Christilebende griechische PhilosophHeraklit lehrte, dass alle Dinge fließen,alles in der Bewegung ist. Under hat geseufzt: gebt mir einen festenPunkt, und ich hebe das Weltall ausden Angeln. Nur einen solchen Punktgibt es nicht! Wirklich nicht?Tatsächlich versuchen wir durchVermittlung von Traditionen sowie derEinhaltung von Werten, die im christlichenGlauben wurzeln, einen festenPunkt im Leben zu finden. Hierzu tragenauch Gedenk- und Erinnerungsstättenbei, zu denen auch christlicheKirchen und Kapellen zählen, aberauch eine historisch-politische Bildungin einem umfassenden Sinne.In diesem Zusammenhang istetwa der 2013 erschienene Kinofilm„Quellen des Lebens“, der auf den2011 publizierten Roman von OskarRoehlers Roman „Herkunft“ basiert,13


GESELLSCHAFT NAH UND FERNzu nennen: in der Auseinandersetzungmit der eigenen Identität imjeweiligen zeitgeschichtlichen Kontextformt sich Identität und wird erforscht,was wir vielfach mit Heimatumschreiben. Die Beurteilung vonGeschichte und die Bestimmung dereigenen Identität sind nicht beliebig,ebenso wie sich Werte nicht beliebigrelativeren lassen, sondern imChristentum eine feste Verankerungfinden. Eben dies versuchte PapstBenedikt XVI. unter dem Stichwort„Werterelativismus“ zu vermitteln,also dass Werte nicht beliebig angeglichenund verändert werden dürfen,sondern eine innere Mitte, einen Kernbesitzen müssen, die im christlichenGlauben als eine Option verankertsein können.Im Ergebnis können wir also sagen:Was ist, wenn wir nicht weiternaturwissenschaftlich-philosophischüber Raum und Zeit spekulieren, sondernuns auf unseren christlichenGlauben besinnen und im Licht dergöttlichen Offenbarung über den Jahreswechsel2013 zu 2014 nachdenken?Da müssen wir als erstes sagen,dass Zeit und Raum, diese für uns unvorstellbarenund ängstigenden Wirklichkeitvon Gott geschaffen sind. Siesind nicht selbst göttlichen Wesens,sie haben nicht Teil an Gottes Unendlichkeit,sondern sie sind von ihmhervorgebracht.Wissenschaftler haben gefragt:Was hat Gott getan, bevor die Welterschaffen war? Eine unsinnige Frage,denn es gibt für Gott kein vorherund nachher. Gott hat die Welt nichtirgendwann in der Zeit erschaffen,sondern er hat die Zeit erschaffen.Damit erledigt sich auch eine andereFrage, die ebenso oft gestellt wird:Was ist die Ewigkeit? Was bedeuteteine ewige Glückseligkeit, die niezu Ende geht, die nie aufhört? Wirddie am Ende nicht unerträglich langweilig?Ebenfalls unsinnige Fragen.Die Ewigkeit hat mit zeitlicher Dauernichts zu tun. Man könnte vielleichtsagen, die Ewigkeit dauert nur einenAugenblick. Aber ein Augenblick ,der nie vergeht. Das ist zwar eine insich widersprüchliche Vorstellung,die aber wenigstens deutlich macht,dass Zeit und Ewigkeit nicht der gleichenDimension von Wirklichkeit angehören.Genauso ist es mit dem Raum. Esist unsinnig zu fragen: Wo ist Gott? DieTheologie hat versucht, eine Antwortzu geben und gesagt: Gott ist allgegenwärtig.Die Antwort ist genausorichtig wie sie falsch ist. Der heiligeAugustinus bekennt, dass ihn dieFrage nach dem Ort der GegenwartGottes lange Zeit zermürbt habe. Vonseinen philosophischen Voraussetzungenher vermochte er den Geist nichtohne Materie zu denken. Wenn manglauben sollte, dass Gott unendlichist, bedeutete das, dass man ihn sichgrenzenlos vorstellen musste – wie einSchwamm, der den ganzen Kosmosin sich aufsaugt, oder wie ein nochso feiner ätherartiger Stoff, der allesdurchdringt. Es war für ihn eine ungeheureBefreiung, als er zu denkenlernte: Gott ist Geist und nicht gefesseltan Raum und Zeit.Zeit und Raum im Kontextvon WeihnachtenDie Jahreswende 2013/2014 hatuns nach dem Charakter der Zeitfragen lassen. Naturwissenschaftlichund naturphilosophisch betrachtetbesitzt sie unvorstellbare und beängstigendeAusmaße, theologisch-offenbarungsgläubigauf Gott bezogenverliert sie diese bedrückenden Eigenschaften,denn Gott ist über alleZeit erhaben. Er ist dem Wechsel derZeit nicht unterworfen. Alles altertwie ein Kleid, nur Gott, der gekleidetist in ein Gewand von Licht, bleibt inEwigkeit. Bei ihm gibt es kein vorherund nachher; er ist unveränderlich.Veränderung brächte ein Moment desWerdens in Gott hinein. Das aber istunmöglich. Gott ist, er wird nicht.Haben wir mit diesen wissenschaftlichenund theologischen Erwägungennunmehr alle Dimensionender Zeit ausgelotet? Nein! Das für unswichtigste ist noch nicht in den Blickgekommen. Was wir eben von der ErhabenheitGottes über Raum und Zeitgesagt haben, das hätte auch ein antikerPhilosoph sagen können. Aberdann geschieht etwas umwerfend neues,was kein Mensch und Philosoph zudenken und zu hoffen gewagt hätte. Esereignet sich Weihnachten. Oder umes konkreter mit den Worten des NeuenTestaments zu sagen: „Als die Zeiterfüllt war, sandte Gott seinen Sohn,geboren von einer Frau und dem Gesetzunterstellt, damit er die freikaufe,die unter dem Gesetz stehen unddamit wir alle die Kindschaft Gotteserlangen.“ (Gal 4,4)Gott tritt ein in die irdische Zeitund in den irdischen Raum. Zur Zeitirgendeines römischen Kaisers – zufälligheißt er Augustus – an einemkonkreten Ort – zufällig an einemunbedeutenden Flecken Palästinas –wird das ewige Wort Gottes Mensch.Nicht auf eine geheimnisvolle mythischeWeise, sondern – der HeiligePaulus formuliert hier sehr direkt- geboren von einer Frau. Damit bekommtdie Zeit einen Fixpunkt. Wirunterscheiden die Geschichte in eineZeit vor und nach Christus. Jetzt fließtnicht alles heraklidisch, also ohneZeit und Richtung in einem planlosenAblauf kreisender und vergehenderSterne und Galaxien, sondern die Zeitlässt sich ordnen in eine Zeit vor undnach Christus. Und die Geschichtewandelt sich von einer willkürlichenAneinanderreihung von mehr oderweniger unverständlichen Ereignissenzu einer Heilsgeschichte, in dersich Gottes Plan mit der Welt und denMenschen erfüllt. Denn Gott sandteseinen Sohn, von einer Frau geboren,damit wir als Brüder und Schwesterndieses göttlichen Menschsohnes zurKindschaft Gottes berufen sind.Viele Gedanken, auch ängstliche,bewegen die Menschen an diesemJahreswechsel 2013/14. Wie wird esmir der politischen und wirtschaftlichenEntwicklung unseres Landesweitergehen, wir wissen es nicht. Vielevon uns hoffen, dass es aufwärts geht.Wie wird die Weltpolitik weitergehen?Wir wissen es nicht. Kommen Israelund die Palästinenser zu einem Ausgleich?Lässt sich das globale Armutsproblembewältigen? Lässt sichdie Aids-Problematik in Afrika verhindern?Alles das wissen wir nicht.Neujahr: Weltfriedenstagund MarientagSeit dem 1. Januar 1968 begehtdie katholische Kirche aktiv den1. Januar eines Jahres als Weltfriedenstag.Diese Feier ist jährlich miteiner Botschaft des Papstes verbunden.Dieser Gedenktag entstand aufgrundeiner Initiative von Papst PaulVI., als er 1967 angesichts der weltweitenSpannungen in der Welt zum14 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


GESELLSCHAFT NAH UND FERNThema Frieden in der UNO sprachund die Auffassung vertrat, die Kirchesolle aktiv sich für den Frieden inder Welt durch einen Gedenktag einsetzen.Damit knüpfte Papst Paul VI.an Papst Johannes XXIII. an, der alleMenschen guten Willens zum Friedenermahnte. Seit 1970 wird zudem dieGottesmutterschaft Mariens ebenfallsam 1. Januar gefeiert, um die FürspracheMarias und aller Heiligen für Friedenin der Welt bei Gott zu erbitten.Alles fließt – „panta rei“ -, das istuns auch im Jahr 2013 wieder deutlichgeworden. Durch zahlreiche Ereignissewurden wir im Jahr 2013 an Veränderungenvon Zeit und Raum erinnert,die auch in den Bereich der Kirchereichten. Gravierend waren sicherlichin diesem Zusammenhang der Rücktrittvon Papst Benedikt XVI. und dieWahl von Papst Francesco. Gravierendsind zugleich die Auflösung deskatholischen Milieus und die Verminderungchristlicher Glaubensverbreitungin Europa, auch wenn weltkirchlichgesehen die römisch-katholischeKirche inzwischen auf rund 1,3 MilliardenMenschen angewachsen ist.Und trotz dieser beeindruckendenZahl gibt es weltweit eine Verfolgungvon Christen – Christen sind bis heutedie am stärksten verfolgte Religionsgruppeauf dieser Erde.Zugleich werden viele Menschenweiterhin mit der wirtschaftlichen Kriseim Euro-Raum konfrontiert, dieauch durch ein System der Steuerfluchtund der Steuervermeidung,die Firmen und Konzerne einseitigbegünstigt, verursacht wurde, wenngleicherste Gegenmaßnahmen ergriffenwerden. Und die Suche nachFrieden in der Welt in einem sicherheitspolitischenSinne bleibt eine stetigeHerausforderung - nicht nur fürDeutschland und die Bundeswehr.So wird die politische Öffentlichkeitmit den blutigen Unruhen im Irak, inÄgypten und Afghanistan und mit denFolgen zahlreicher Naturkatastrophenkonfrontiert. Hinzu treten gesellschaftlicheVeränderungen aufgrund technischerInnovationen, etwa auf dem Gebietder Computertechnik, wenn etwaE-Mails statt Briefe, E-Books, stattgebundene Bücher gelesen werdenund Buchhandlungen im herkömmlichenSinne wie Einzelhandelsgeschäfteüberhaupt auf dem Rückzug sind.Wir leben in Zeiten großer Umbrücheund Veränderungen, die alteWelt scheint vergangen, und eine neueWelt entsteht, die uns fremd erscheint.Wenn wir unseren ganzen Mut zusammennehmen und unseren ganzenchristlichen Glauben, dann dürfen wirdarauf vertrauen, dass die für uns unvorstellbarenGrößen von Raum undZeit und die für uns so rätselhaftenund unbegreiflichen Ereignisse derGeschichte, dass Erdbeben und Wirbelstürmeund alles Leid der Welt ineinem letzten Sinn aufgehoben sind,und zwar im Heilswillen Gottes, derin Christus distanzlos in unsere Welthineingeboren worden ist, den wir imHeiligen Geist Gott, Abba, Vater,nennen dürfen. Wir können daraufvertrauen, dass auch das Jahr 2014Gott nicht entgleitet und der christlicheGlaube auch im kommenden JahrHeimat schenkt.Das Kommen Christi birgt die Erfüllungaller Wünsche in sich, allesLeid wird aufgehoben und alle Tränenwerden abgewischt sein, oder wie esder Heilige Paulus schreibt „Was keinAuge gesehen hat und kein Ohr gehörthat und in keines Menschen Herz gekommenist, das hat Gott bereitet denen,die ihn lieben“ (1 Kor 2,9). DieGeheime Offenbarung des Johannesfasst diese Aussage wie folgt zusammen„Siehe, ich mache alles neu“ (21,1-7). Doch was können wir von diesenBibelsprüchen für uns in das neue Jahr2014 als Auftrag an uns mitnehmen?Das Regierungsprogramm derneuen Welt, des Reiches Gottes (Eschaton),hat uns Papst Benedikt XVI.kurz vor seinem Rücktritt als Mottodes Weltfriedenstages 2013 und in derRückschau als eine Art persönlichesTestament und als eine ständige Mahnungan alle Menschen guten Willensmit auf den Weg gegeben „Selig, dieFrieden stiften“ (Mt, 5,9). ❏Kampf um RessourcenDie Demokratische Republik Kongo(nicht zu verwechseln mit derwestlich angrenzenden, wesentlichkleineren Republik Kongo mit ihrerHauptstadt Brazzaville) ist eigentlichreich: Sie verfügt über Rohstoffe, vielWasser und große tropische Regenwälder.Doch die Bevölkerung leidetunter den Auswirkungen jahrzehntelangerKolonialherrschaft und Diktatursowie darauf folgender Kriege. Imflächenmäßig drittgrößten Land aufdem afrikanischen Kontinent wirdseit fast zwanzig Jahren gekämpft.Wenn Blut aus dem Handy tropftVON CARL-H. PIERKVor allem im rohstoffreichen Ostenkämpfen Milizen, Rebellen und Regierungstruppengegeneinander. Inden Dörfern sind die Menschen Übergriffenhilflos ausgeliefert. Die Rebellenvergewaltigen Frauen und Mädchenauf brutalste Art und Weise.Und die Männer und Jungen zwingensie dazu, die Rohstoffe für sie aus derErde zu holen, vor allem Coltan. Inden unwegsamen Bergen des östlichenKongo hacken es Männer, Jugendlicheund Kinder aus dem kalkigen Boden.Wenn sie Glück haben, können siedas wertvolle Coltan selbst an Händlerweiterverkaufen. Doch meist holenes sich die Rebellen, die damit ihrenblutigen Kampf gegen die Regierungfinanzieren.Nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationenerwirtschaftendie Milizen mit dem illegalenHandel jährlich bis zu 225 Mio.US-Dollar. Ausgebeutet wird auchdas Erz Coltan, aus dem das selteneTantal gewonnen wird. Dieses Metallwird in Kondensatoren von Digitalkameras,Laptops und Mobiltelefo-AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 201315


GESELLSCHAFT NAH UND FERNnen verwendet. Mit dem Kauf der sogenannten Konfliktminerale finanzierenwestliche Industrienationen einenBürgerkrieg, der, nach Auffassung vonMenschenrechtsorganisationen, zu einemder blutigsten Konflikte seit demZweiten Weltkrieg zählt. In den letzten15 Jahren hat er mehr als fünf MillionenMenschen das Leben gekostet,300.000 Frauen wurden vergewaltigt.Vergewaltigungen werden als Kriegswaffeeingesetzt, kritisiert der kongolesischeErzbischof François-XavierMaroy: „Wenn man weiß, dass manColtan verwendet oder kauft, für daseine ganze Dorfgemeinschaft niedergemetzeltworden ist, dann muss unsdas zum Umdenken bringen.“ Maroyleitet das Erzbistum Bukavu im Ostender Demokratischen Republik Kongound setzt sich seit vielen Jahren fürFrieden und Versöhnung in seinemHeimatland ein. Für seine Verdienstehat er vor einem Jahr den Menschenrechtspreisder Stadt Weimar erhalten.Bei seinem Einsatz für Friedenim Kongo wird der 56-jährige Erzbischofvom Internationalen KatholischenHilfswerk missio in Aachenunterstützt, das ihn für den WeimarerMenschenrechtspreis nominiert hatte.Inzwischen haben in der DemokratischenRepublik Kongo die Menschenrechtsinitiative„Justitia et Pax“und das Hilfswerk missio eine Kampagnegegen Blutmineralien und fürsaubere Handys eröffnet. Koordiniertwird die Kampagne im Kongo von demDirektor von Justitia et Pax, dem katholischenPriester Justin Nkunzi.„Mit der Aktion gegen Blutmineraliensetzen wir uns dafür ein, dassdie Menschen im Kongo von den Bodenschätzenprofitieren und nichtdie Kriegstreiber.“ In Deutschlandruft missio im Rahmen der AktionSchutzengel alle Handynutzer dazuauf, mit der Unterschriftenkampagne„Aktion Saubere Handys“ an führendeMobilfunkunternehmen zu appellieren.Nokia, Apple, Samsung undRIM (BlackBerry) sollen zukünftiggarantieren, dass ihre Handys wirklichsauber sind und die Unternehmenkein illegales Coltan aus derKonfliktregion verwenden, mit demder Krieg finanziert wird (siehe www.missio-hilft.de/handy).Die Handy-Hersteller werdenaufgefordert,– von ihren Lieferanten den Nachweiszu verlangen, dass für dieProduktion der Handys kein Coltanaus der Dem. Rep. Kongo verwendetwird, von dessen HandelMilizen profitieren. Dieser Nachweismuss durch externe Kontrollenüberprüft werden.– den Aufbau transparenter Handelsstrukturenüber gezielte Verträgemit ihren Lieferanten aktivzu unterstützen.– sich an „runden Tischen“ zu beteiligen,bei denen die betroffenenHändler, Kleinschürfer, Zertifiziererund Regierungsstellengemeinsam Richtlinien erarbeiten,wie Transparenz-Initiativengestaltet sein sollen.Der finnische Handy-HerstellerNokia etwa antwortete dem in Aachenansässigen Hilfswerk: „Die Verwendungvon Metallen aus Konfliktgebietenin unseren Produkten ist verboten.Alle Zulieferer müssen sich zur Einhaltungunserer Auflagen verpflichten.Wir garantieren alles zu tun, dasskeine Konfliktmetalle in unsere Lieferkettegelangen.“Der dänische Reporter und FilmemacherFrank Poulsen hat selbst einNokia-Handy und wollte wissen, obsein Handy Konfliktmineralien enthält.Er machte sich auf die Reise zuden Minen im Osten des Kongos. EinBild des Schreckens offenbarte sichihm in der größten Mine in der Kivu-Region: Kinder verbringen Tage indunklen, engen Tunneln und grabenmit bloßen Händen die Mineralienaus, die sich in unseren Mobiltelefonenwiederfinden. Mit einer Dokumentationenthüllt Frank Poulsen, wieunsere Handys den Krieg im Kongo finanzieren.In einem Interview mit missioerläutert er die Zusammenhänge.„Klebt an meinem HandyBlut?“, diese Frage hat Sie in ihremDokumentarfilm „Blood InThe Mobile“ beschäftigt. Was habenSie herausgefunden?Die Wahrscheinlichkeit ist hoch,dass sich in unseren MobiltelefonenMineralen wie Coltan aus Konfliktregionenbefinden.Sie sind in den Osten des Kongogereist, wo große Vorkommen deswertvollen Coltans lagern. Washaben Sie erlebt?Ich war schon oft in Bürgerkriegsregionen,aber was ich im Dschungeldes Kongos gesehen habe, ist dieHölle auf Erden. Der Krieg im Kongohatte ursprünglich soziale und ethnischeGründe. Als die Handybrancheboomte und die Preise für diese notwendigenRohstoffe in den Himmelschossen, begann sich der Krieg auchum diese Mineralien zu drehen. DieKriegsherren hatten plötzlich eine Lizenzzum Gelddrucken entdeckt, weilsie an dieses Coltan sehr einfach kamen.Einige dieser Warlords sind Geschäftsleutegeworden. Das Coltan istnicht der einzige Grund für den Krieg,aber es ist eine Geldquelle für die Rebellen.Wenn man verhindern kann,dass dieses Geld weiterhin zu den bewaffnetenGruppen fließt, dann würdedies Wirkung zeigen.Wie reagieren die Mobilfunkherstellerauf den Vorwurf, dassihre Handys den Krieg im Kongofinanzieren? Oder können Nokiaund andere Hersteller garantieren,dass ihre Handys sauber sind?Für die Recherchen zu meinemFilm habe ich über ein Jahr lang jedeWoche bei Nokia angerufen, ich wurdevon einer Stelle zur nächsten weitergeleitet.Inzwischen schreibt Nokiaauf seiner Website, dass sie gute Absichtenhaben, aber bis heute könnensie nicht garantieren, dass sie diesesColtan nicht auch in ihren Mobilfunkgerätenverwenden. Ich meine, dieHandy-Unternehmen müssen dochwissen, woher ihre Materialien kommen.Ein Supermarkt weiß ja auch,wo seine Ware herkommt.Dann geht es also eigentlich umetwas ganz anderes?Letztendlich geht es nur um denPreis. Wenn das Mobiltelefon durchillegales Coltan billiger produziertwerden kann, dann kann man günstigerals die Konkurrenz sein. Und dieKäufer von Mobiltelefonen schauenauf die Preise. Mir hat mein Film gezeigt,dass wir von den großen Unternehmennicht erwarten können, dasssie das Problem lösen. Wir müssenes fordern, damit sich etwas ändert.- Beim achten „Marler MedienpreisMenschenrechte“ erhielt am 18. Mai16 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


GESELLSCHAFT NAH UND FERN2013 in der Kategorie Dokumentation/Ausland die WDR/ARTE-Produktion„Blood In The Mobile“ („Blutige Handys“)den Medienpreis. Ohne moralisierendenImpetus erinnert der Filmalle Handynutzer einmal mehr daran,dass der Wohlstand des Westens mitdem Elend in der Dritten Welt erkauftwird. „Eine Vielzahl von authentischenGesprächen und Interviews mitBetroffenen an den verschiedenenSchauplätzen in Afrika und Europa,die dem Zuschauer einen direktenEinblick in die Problematik und diebrutalen Auswirkungen eines gnadenlosenWettbewerbs geben, führen zuder dringenden Forderung nach einertransparenten, sicheren und verantwortlichenZulieferkette“, heißt es inder Begründung der Jury.Die großen Hersteller haben zwarangekündigt, kein Coltan aus denvon den Milizen kontrollierten Minenmehr zu kaufen. Die Herkunftder Rohstoffe sei jedoch nicht immerzweifelsfrei feststellbar. Gleichzeitigdrängt sich der Verdacht auf, dass sichdie Industrie selbst (zu ihren Gunsten)kontrolliert. Da gibt eine Firmabekannt, in diesem Jahr zum drittenMal in Folge die Zertifizierung für dieVerarbeitung von konfliktfreiem Coltanerhalten zu haben. Vergeben wirddas Zertifikat unter anderem von der„Global e-Sustainability Initiative“(GeSI). Über 30 Unternehmen ausder Elektronik- und Kommunikationsbranchegehören diesem freiwilligenVerband an, unter ihnen Nokia,Motorola oder Vodafone. ErheblicheKritik am Bewertungssystem bestehtdarin, dass es auf freiwilligen Selbstauskünftender Hersteller beruht.In den USA und zahlreichen europäischenIndustriestaaten haben sichProtestgruppen gebildet, die von großenFirmen wie Apple, Microsoft oderSamsung „konfliktfreie“ Waren fordern,an denen im übertragenen Sinnekein Blut klebt. In den USA gilt inzwischender „Dodd-Frank-Act“, einGesetz, das von den Unternehmen denlückenlosen Nachweis über die Herkunftder Rohstoffe wie Tantal, Wolframoder Gold fordert - von der Minebis zur Endfertigung. Das eher linksalternativangehauchte Öko-Institut inFreiburg hat allerdings in einer Studiefestgestellt, der Dodd-Frank-ActAUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013führe in vielen Fällen dazu, dass sichdie Unternehmen ganz aus dem Geschäftmit dem Kongo zurückziehen.Der geforderte Nachweis sei einfachzu teuer und zu kompliziert. In Auftraggegeben hatte die Studie der Bundesverbandder Deutschen Industrie(BDI). Die Studie fordert mehr Transparenzbeim Abbau von und Handelmit solchen Konfliktmineralien, ohnedass die Belastung für die Unternehmenzu groß wird. Denn aufwendigeNachweispflichten zur Vermeidungvon Konfliktrohstoffen hätten oft unerwünschteNebenwirkungen. „Boykott-Reaktionenstellen auch für denlegalen Bergbau (...) ein großes Problemdar“, gibt Andreas Manhart,Autor der Studie und Mitarbeiter desÖko-Instituts, zu bedenken. Da derBergbau neben der Landwirtschaftoft die einzige Beschäftigungsmöglichkeitfür viele Menschen im Kongosei, verbesserten sich die Lebensbedingungender Einheimischen durcheinen Boykott nicht. Der BDI sprichtsich deshalb für einen Mittelweg aus.„Die EU braucht einen Politikansatz,der in erster Linie auf eine messbareVerbesserung in den Konfliktregionenabzielt“, fordert BDI-Präsident UlrichGrillo Grillo. Die Lösung müsseaber zugleich für die Industrie praktikabelsein.Der Deutsche Bundestag begrüßtdie US-amerikanische und die internationalenInitiativen zu den Sorgfalts-und Offenlegungspflichten entlangder Lieferketten von Konfliktmineralien.Das geht aus der Bundestagsdrucksache17/11876 mit Datumvom 12. Dezember 2012 hervor. Weiterheißt es: „Problematisch ist jedochbei der Durchsetzung der Pflichten,dass die Mineralien aus kongolesischemKonfliktgebieten häufig beimTransport mit anderen Mineralien vermischtwerden und ein konkreter Herkunftsnachweisschwer zu führen ist.Ergebnis ist, dass Unternehmen denHandel mit Rohstoffen auch ausden konfliktfreien Regionen der Problemländerkomplett meiden. Darunterleidet in erster Linie die dortige Bevölkerung.Eine Zertifizierung an derMine kann die gezielte Umsetzung derSorgfaltspflicht ermöglichen. Es müsseninternational anerkannte Zertifizierungsverfahrenin Kombination mitHerkunftsnachweisen (u. a. Fingerprinting)auf- und ausgebaut werden.Die Zertifizierung ist ein Instrument,um den konfliktfreien Ursprung sowiedie Lieferketten der betroffenenRohstoffe bei ihren Zulieferern nachprüfbarzu machen und systematischzu bewerten.“Während die großen Handyherstellerwie Apple, Samsung und Nokiaseit Jahren keine überprüfbaren Garantienabgeben, dass sie in ihrenSmartphones sauberes Coltan verwenden,sorgt ein kleines niederländischesUnternehmen für Furore.Unter dem Namen Fairphone bringtes das erste Mobiltelefon mit garantiertkonfliktfreiem Coltan auf denMarkt. Das Handy kostet im Verkauf325 Euro inklusive Steuern, und einTeil des Gewinns wird zur Finanzierungkünftiger Maßnahmen in derLieferkette verwendet. In den Gerätenstecke keine neue Technologie,sagt Bas van Abel, Gründer derniederländischen Start-up-Initiative,aber auch kein Dollar, mit demin Afrika ein Bürgerkrieg finanziertwird. Im Gegensatz zu handelsüblichenSmartphones soll das Fairphonenachhaltig produziert werden. Dasbedeutet leichter wiederverwertbareMaterialien, menschenwürdige Arbeitin den Produktionsstätten undkonfliktfreie Rohstoff-Ressourcen.Auf fairphone.com kann man nachlesen,woher die Rohstoffe kommenund wer sie verarbeitet. Zinn und Coltanetwa kommen aus Minen in derDemokratischen Republik Kongo, indenen „Menschen menschlich behandeltwerden“ und die Erlöse nichtdazu dienen, kriegerische Konfliktezu finanzieren. Die Arbeiter in China,die das Handy zusammenbauen,werden den Angaben zufolge übereinen Fonds „angemessen“ entlohnt.Das Fairphone soll außerdem langehaltbar sein – und gut wiederzuverwerten.So ist etwa der Akku herausnehmbarund ersetzbar. Ziel ist, dasTelefon eines Tages komplett aus Recyclingmaterialzu bauen – was schonjetzt bei der Smartphone-Hülle derFall ist. Dem Unternehmen geht esnach eigenen Angaben auch darum,größere Hersteller dazu zu bewegen,ihre Smartphones ebenfalls unter fairenBedingungen zu produzieren. Blutsoll dann nicht mehr aus dem Handytropfen.17


BILD DES SOLDATENKatholisches Militärpfarramt, RothLebenskundliches Seminar vom 03.09. bis 05.09.2013Die Teilnehmer am Seminar stellten sich dem FotografenDie <strong>Soldaten</strong> des am Anfang desJahres neu gebildeten RegionalstabesTerritoriale Aufgaben NORD(RegSt NORD) durften mit ihrem Militärgeistlichen,dem katholischenStandortpfarrer aus ROTH, PastoralreferentenLudwig Lanzhammer ihrerstes lebenskundliches Seminar genießen.Dieses Seminar wurde im SüdenBayerns in Ohlstadt, in einem Hotelder Kolping-Gruppe durchgeführtmit dem Ziel, die Einsatzerfahrungenauszutauschen. Da der PastoralreferentLanzhammer in diesem Jahr bereitszum 4. Mal im Einsatz im KOSO-VO war, hat er in einer Präsentationüber seine Einsatzerfahrungen vor Ortvorgetragen. Er begann erst mal damit,den Auftrag der Zelle Militärseelsorgeim Einsatz näher zu erläutern. Dabeikomme es darauf an, in der Anfangsphasedes Einsatzes mögliche Hemmschwellenabzubauen. Ferner sei esdem Pastoralreferenten wichtig, frühzeitigVertrauen herzustellen, um somitbei eventuellen Problemen schnellerZugang zu den Betroffenen zu bekommen.Dies geschehe durch regelmäßigeGottesdienstangebote, durch Möglichkeitender Seelsorge und Beratungin Einzel- und Gruppengesprächensowie durch Angebote zur Betreuungbei verschiedenen Veranstaltungen.In einem ausführlichen, anregendenVortrag über die Hintergründeund Akteure im politischen Raum imKOSOVO weckte Lanzhammer bei allenZuhörern reges Interesse. Er beschriebanfangs die angespannte Lageim Norden von KOSOVO und erklärte,dass es über 12 Jahre hinweg keineGrenze zwischen dem Nordkosovound Serbien gab und somit auch keineKontrollen stattfanden. Erst als imJuli 2011 der bis dato unkontrollierteGrenzverkehr durch den kosovarischenSüdstaat eingeschränkt werdensollte, kam es zu massiven Auseinandersetzungen,so Lanzhammer. Dieunterhaltsame Präsentation mit einigenKurzfilmen regte die <strong>Soldaten</strong> an,im Anschluss noch eine weitere Stundeüber dieses Thema zu diskutieren.Am zweiten Tag des Seminars solltenach dem besinnlichen Wort undder Einstimmung in den Tag durchden Militärgeistlichen insbesonderedie kameradschaftliche Bindung innerhalbdes RegSt NORD gefördertwerden. Eine 1 1/2stündige Wanderungum den Eibsee hat sicherlichdazu beigetragen. Nach dem Mittagessenwurde die Kondition der <strong>Soldaten</strong>getestet, denn der Berg „Heimgarten“sollte bezwungen werden. Nach einemstrapaziösen Aufstieg war es nach etwa2 1/2 Stunden vollbracht, das Gipfelkreuzauf dem „Heimgarten“ war geschafft.Dass der Abstieg auch nichtwesentlich einfacher war, sei hier nuram Rande erwähnt und deshalb sinddie „Gipfelstürmer“ auch nach kurzenGesprächen am Abend sehr frühzeitigins Bett gefallen.Auch der dritte Tag begann mitdem besinnlichen Wort und der Einstimmungin den Tag durch den Pastoralreferenten,der außerdem für diesenTag auch schon den Reisesegenausteilte. Aber es stand noch ein weitererHöhepunkt auf dem Programm,denn das George C. Marshall Centerdurfte besichtigt werden. Dieses EuropäischeZentrum für Sicherheitsstudienliegt am Fuß der Zugspitze inGarmisch-Partenkirchen. Die einzigartigeBildungsstätte des deutschenund amerikanischen Verteidigungsministeriumsumfasst eine 270 starkeMannschaft und wird dabei vonrund 30 deutschen <strong>Soldaten</strong> und zivilenMitarbeitern an der Akademieunterstützt. Diese gehören zum Streitkräfteamtund bilden den „DeutschenAnteil GCMC“ an dieser internationalenBildungseinrichtung. Die USA betreibenweltweit fünf Regionale Zentren,die sich mit der Sicherheit aufdem Globus beschäftigen, eines davonist der George C. Marshall Center.Ziel der deutsch-amerikanischenPartnerschaft ist es, mit Seminarenund Konferenzen vernetzte Sicherheitund Demokratie in Osteuropaund Zentralasien zu fördern. Mehr als19.000 Teilnehmer haben Konferenzenund Foren über europäische undzentralasiatische Sicherheitsthemenbesucht und circa 9000 zivile undmilitärische Führungskräfte haben,seit Eröffnung dieses Centers 1993, anLehrgängen teilgenommen. Mit einemsehr ausführlichen Vortrag und eineranschließenden Führung durch dieseBildungsseinrichtung konnte HauptfeldweberMark Winkler alle <strong>Soldaten</strong>begeistern. Nach dem wissenswertenVormittag und dem Mittagessen bedanktensich alle <strong>Soldaten</strong> nochmalsausdrücklich bei ihrem Militärgeistlichenfür die Gestaltung dieses lebenskundlichenSeminars. Alle Teilnehmerwaren sich einig, dass diesesSeminar für jeden Einzelnen ein Gewinnwar, da sowohl die Bildung, aberauch die Begegnung und das Miteinandergefördert wurden. ❏(Text: Rainer Zink,Foto: Joachim Link)18 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


BILD DES SOLDATENWürdigung EhrenamtDer langjährige GKS-KreisvorsitzendeWilhelm Terhorst erhieltam 5.09.2013 aus den Händen desLingener Oberbürgermeisters DieterKrone (parteilos) das Verdienstkreuzam Bande des Verdienstordensder Bundesrepublik Deutschland verliehen(Bild 1). Damit würdigte derOberbürgermeister im Auftrag desBundespräsidenten das jahrzehntelangeEngagement Willi Terhorst impolitischen, kulturellen und kirchlichenBereich. Bei der Zeremonieder Ordensverleihung wurde dieEhrung Wilhelm TerhorstGKS durch den Bereich Mitte durchOberstlt Norbert Kisters (links) undHptm Michael Grundmann vertreten(siehe Bild 2).Die Ehrung fand im Heimathausstatt, ein altes Heuerhaus, welchesvom Schepsdorfer Heimatverein invielen ehrenamtlichen Arbeitsstundenaufgebaut wurde. Terhorst ist seit21 Jahren Vorsitzender dieses Vereinsund brachte sich selbst in dieses Projektstark ein. Vom November 1991bis Januar 2004 war er zudem Ortsbürgermeisterdieser Teilgemeinde.17 Jahre lang war Terhorst währendseiner aktiven <strong>Soldaten</strong>zeit Vorsitzenderdes MilitärpfarrgemeinderatesSt. Michael in Reuschberge. Alsdieser Kirche 2002 der abriß drohte,setzte sich Terhorst für den Erhalt dieserersten nachkonziliaren Kirche einund gewann den Unternehmer HaraldMüller für dieses Projekt. So bliebdie Kirche erhalten und wurde durchdie Umwandlung in ein Kulturzentrumein Treffpunkt für alt und jung(siehe AUFTRAG 280, Seite 51).(Text und Bilder: Bertram Bastian)Bild 1 Bild 2NachdemOberstabsfeldwebela.D. Reinhard Kießner(Bild )mit seinerFrau die Leitung desSeminars dritte Lebensphaseübernommenhat, beginnt der„Ernst“ für das Ehepaar.Vom Mittwoch,den 2. Juli 2014 bisSonntag, den 6. Juli2014 findet dieses Seminarin Fulda im Bonifatiushausstatt. Dieses Seminar hat zum Ziel, <strong>Soldaten</strong>und ihre Ehepartner auf die Zeit nach der Pensionierungvorzubereiten. Da dieser Lebensabschnittvon jedem anders wahrgenommen und gestaltet wird,Premiere in Fuldaist es wichtig, sich gemeinsam mit dem Partner darufvorzubereiten. Dabei sollen Ängste genommen undPerspektiven aufgezeigt werden. Die schöne BarockstadtFulda mit ihren vielfältigen Möglichkeiten bietetgute Gelegenheit, sich zum Beispiel mit Kunst zubeschäftigen. Aber auch andere Dinge, die sich in derLebensphase, in der man sich seine Zeit selbst einteilenkann, besser bewältigen lassen, werden angesprochen.Wichtig sind daneben die versorgungs- undversicherungstechnischen Fragen, die ebenso beantwortetwerden. Da die Gesundheit Dreh- und Angelpunkteiner gelungenen Lebensgestaltung ist, kommtdieser Aspekt während des Seminars nicht zu kurz.Anmeldeformulare erhalten Sie beim Schatzmeisterder GKS Johann A. Schacherl oder im Internetunter www.katholische-soldaten.de ,Rubrik Veranstaltungen,dort dritte Lebensphase.(Text und Bild: Bertram Bastian)AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 201319


RELIGION UND GESELLSCHAFTSalzburger Hochschulwochen 2013Gefährliches WissenWorüber man nachdenken sollteVON BERHARD MEURERS 1war das Thema der Salzburger Hochschulwochen 2013, dem es unter Betrachtungverschiedenster Aspekten beizukommen galt. In erster Linie waren Kirche, Philosophie, Kulturen,„GefährlichesWissen“Umwelt und Ökonomie am Wort sowie erst in deren Folge auch jene Institutionen, die das Funktionierenunserer Gesellschaften garantieren sollen: Sicherheit, Recht etc. mit ihrem Anspruch auf Einschränkungenpersönlicher Freiheit, wenn es um das Gemeinwohl geht. In allem ist viel gefährliches Wissen vorhanden undverwaltet. Dieses preiszugeben, ist immer mit Risken verbunden und kann für das Gemeinwohl gefährdend sein.Betrachtung und Diskussion des Themas sind kein leichtes Unterfangen. Man stößt dabei immer wieder auf religiöseund ethische Fragen oder auf Grenzen, die man vorher nicht gekannt hat und angesichts derer unsere ethischenVorstellungen nicht mehr hinreichend zu sein scheinen. Was ist Wissen und was ist „gefährliches“ Wissenoder ist damit „gefährdendes“ Wissen gemeint? Bei allem Nachdenken bleiben letztendlich diese Fragen offen.Das Wissen der KircheSo ist nach Professorin JohannaRahner die Gefährlichkeit kirchlichenWissens in ihrem noch immer latentvorhandenen Anspruch nach Exklusivitätund Universalität zu orten.Die Kirche hat zwar, um der Gnosis zuentkommen, der Entwertung von Weltund Geschichte entsagt und die Liebezum Alltäglichen und Besonderenim Gewöhnlichen entdeckt. Den Anspruchauf das Ganze der Welt, sprichSchöpfung, somit Universalismus undExklusivismus hat sie deshalb nichtaufgegeben. Prof. Rahner konkretisiert„Grundsignaturen“ eines Wissensder Kirche, das dadurch gefährdendund gefährlich empfunden wird,weil es bestimmten Geläufigkeiten derWelt widersteht, Sand ins Getriebe derWeltgeschichte streut, subversiv wirktund Reaktionen provoziert.Die Transzendenz Gottes, von derdie Bibel spricht, entzieht sich jeglichenreligiösen Funktionalismus undjedweder politischer Inanspruchnahme.Dem folgend begründet sich dieUnterscheidung von wahr und falsch.Kirche kann diese nicht aufgeben,wenn auch sehr wohl den Machtanspruchin der Welt und damit das„von der Welt-Sein“ zugunsten eines„in der Welt-Sein“.1 Oberst Mag. Bernhard Meurersist Generalsekretär derArbeitsgemeinschaft <strong>Katholischer</strong><strong>Soldaten</strong>, Kommandant desStabsbataillons 7 in derWindischkaserne in KlagenfurtDie Welt als Ganzes hat zum Ziel,die Welt, wie sie ist, zu einer Welt,wie sie sein könnte, zu machen. Einesolche Hoffnung widerspricht aberam Ende der Idee, Erlösung, Vollendungund Versöhnung als Untergangfür die einen und Heil für die anderenzu denken. Das Wissen der Kirchedarum macht aber frei für den Neuanfang.Ihr Wissen um die Verkündigungvon Erlösung ist der Grund dafür, dassman in der Welt Vertrauen haben undhoffen kann.Die Frage nach der Möglichkeitvon Vollendung und damit dem Hoffnungspotenzialvon ewiger Versöhntheit,die Möglichkeit eines Himmelsalso, ist ganz konkret die Frage nachGott. Hier provoziert das gefährlicheWissen der Kirche mit der Zusage,dass sich die Lücke zwischen dem,was ist, und dem, was als Erhofftessein könnte, nicht durch unser Zutun,sondern nur durch das liebendeTun eines ganz Anderen schließenwird. Aber gerade in diesem Modusder Hoffnung – Immanuel Kant würdesagen: im Postulat Gottes – wahrt diesesWissen das entscheidende „Humanum“.Die Grundsatzentscheidung derKirche, „in“ der Welt zu sein, abernicht „von“ der Welt zu sein, bedingtfür sie Heimatlosigkeit auf der einenund zwingt sie Anpassung auf der anderenSeite. Sie wird Fremdsein aufsich nehmen und gleichzeitig sich öffnenmüssen. Sie muss sich bewegenin der Spannung zwischen „aggiornamento“,der Öffnung hin zur Weltund dem Fremdsein in der Welt, der„perigrinatio“. Die Exklusivität liegthier wiederum in ihrem universalistischenAnspruch, welcher der Kirchedie Grundsatzentscheidung des zum„in der Welt-Sein“, ohne aber „vonder Welt“ zu sein, abverlangt – eineExklusivität, die gefährlich ist.Was dürfen, was sollenwir wissenMit der Frage „Was dürfen, wassollen wir wissen“, angelehntan Kant, bringt Professor Otfried Höffedie Philosophie ins Spiel. Er führtAristoteles an, nach dessen Einleitungssatzzur Metaphysik der Menschvon Natur aus nach Wissen strebt.Um zu wissen, warum Wissen gefährlichsein kann, und zwar reinesWissen als solches, nicht erst gewisseWissensbestände, muss man zuvorwissen, was Wissen ist. Dabei stößtman auf verschiedene Arten von Wissen.Nach Aristoteles beginnt Wissenmit der Wahrnehmung und gelangt ineiner Stufenfolge über die Erinnerungund die Erfahrung zur kognitiven Vollendungin der Wissenschaft und Philosophie.Ein derartiges Wissen gefährdetden Mythos, steht als nutzenfreiesWissen im Gegensatz zum utilitärenund als Selbstzweck lehnt es seinenutzbringende Indienstnahme ab.Auch dann, wenn es im Sinne des Augustinusum Forschen in gottesfürchtigerEinstellung geht. Auch Wissen alssittliche Lebensklugheit, Aristoteles‘20 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


RELIGION UND GESELLSCHAFTzweite Wissensform, kann gefährlichwerden, wenn sie zur „Klugheit derSchlange“ missbraucht wird.Humanitäre Technik –gefährliches WissenSeit Francis Bacon und der neuzeitlichenWissenschaft mit ihrer behavioristischenAusrichtung verliertdas nutzenfreie Wissen zunehmend anBedeutung. Stattdessen gewinnt eineneue Wissensform, die humanitäreTechnik, welche vor allem die Medizinmit einschließt an Gewicht. NeurowissenschaftlicheExperimente wollenaufzeigen, dass die menschlichenHandlungen durch das Gehirn vorbereitetwerden, ohne dass das Individuumdavon weiß. Was der Menschfür freie Entscheidungen halten, istschon durch Hirnprozesse vorherbestimmtund stelt den freien Willenin Abrede. Nach dem bedeutendstenErkenntnistheoretiker der Neuzeit,Immanuel Kant, besteht gleichzeitigdie Gefahr, existentiell so bedeutsameGegenstände wie die Existenz Gottesund die Unsterblichkeit der Seele,zu verdrängen, weil sie nicht gewusstwerden können und nicht nachweisbarsind. Trotzdem seien sie uns aber zugänglich,aber in Form von Glauben.Diese These gefährdet unser Selbstverständnisals säkulare Wissensgesellschaft.Wirklich gefährlich istdas HalbwissenWirklich gefährlich ist das Halbwissenmeint schließlich ProfessorMichael von Brück, wenn erversucht im „transformativen Charaktervon Erkenntnis in buddhistischerPraxis“ Antworten zu finden. Wissenist auch dann gefährlich, wenn es gefahrenträchtigeDiagnosen beinhaltet.Wissen ist das, was hinter derErfahrung liegt. Jeder Frage geht dieVermutung über die Erkennbarkeitvoraus. Wissen bedingt das Vertrauenin die interpretierende Vernunft,denn die Wahrheit liegt immer im Verborgenen.Dem Buddhismus nach istWissen Praxis, Tun. Es muss als Prozessvon verschiedenen Seiten verstandenwerden, in dem Wissen dasNicht-Wissen, das Andere das Nicht-Andere (Anm.: d. i. das Eine) und dasIch das Nicht-Ich voraussetzt. Dasheißt nichts anderes, als dass manAUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013beispielsweise das Helle auch vonder Dunkelheit her denken muss oderumgekehrt, das „Du“ vom „Ich“ herund wiederum umgekehrt.Halbwissen ist gefährlich, weiles diese Zusammenhänge nicht siehtoder sehen will, weil es das Nicht-Anderenicht zu Ende denkt und zu wissenglaubt, was Wissen ist! Es kanndaher nicht sehen, dass wie im Buddhismusgelehrt alles voneinanderabhängig ist, auch das „Du“ und das„Ich“. Halbwissen will nicht ergründen,was hinter jeder Erfahrung liegt.Es will nicht die „docta ignorantia“des Nikolaus von Kues zur Kenntnisnehmen, nach der erst die Erkenntnisder „belehrten Unwissenheit“,also das Wissen darum, nicht zu wissen,eine Wahrheits- und Weisheitssucheanregt. Halbwissen ist gefährlich,weil es sich schlichtweg mit Teilwissenzufrieden gibt und dieses für sichals Wissen in Anspruch nimmt. DerBuddhismus betrachtet Teilwissen alsGefahr, die durch Unwissenheit, Gierund Hass zu einer Stärkung des Egosfuhrt. Das Nicht-Ich hingegen strebtdie Erkenntnis der Ganzheit an.Wissen ist unabdingbarWissen ist aber nicht nur mitder Neugierde des Menschenoder seinem wesenhaft natürlichenStreben danach erklärbar, sondernüberall dort unabdingbar, wo es umHandlungsgrundlagen, Entscheidungenund vor allem das Tragen vonVerantwortung geht. Das gilt insbesonderedort, wo unter Einsatz desLebens Sicherheit geleistet und Gefahrabgewendet werden muss. Hierbei Halbwissen stehen zu bleiben imGlauben, es sei Wissen oder gar umseine Intentionen durchzubringen,dazu neigt der Mensch allzu oft unddas hat, wie die Geschichte zeigt, fataleFolgen gehabt. Das ist heute nochso, wenn man bedenkt, dass unserHandeln weitgehend auf Prognosenund – zugegebenermaßen logisch –ableitbaren Wahrscheinlichkeiten beruht,die jedoch als gesichertes Wissenhingenommen oder zumindest sodargestellt werden.Wissen schafft Vertrauen. Esist die Bedingung dafür, dass Vertrauenmöglich werden kann, auchwenn es gefährlich oder gefährdendist. Schließlich sind Gefahr und ihreÜberwindung jene Antriebskräfte,die die Welt weiterbringen. Vielleichtkann auch der „Krieg als Vater allerDinge“ so verstanden werden? Vertrauenjedenfalls braucht Wissen, umdie Gefährlichkeit eigenen Wissensoder eines Wissensbestandes, um darausjene Erkenntnis zu schöpfen, dieletztlich auch die Angst vor der Gefahrüberwinden lässt. Und gefährlichist all das, wovor man Angst hat,nicht unbedingt das, was objektiv gefährlichist. Vertrauen schaffen durchWissen war dann auch Thema desTreffens der kooperierten Verbändeunter Führung des ÖsterreichischenCartellverbandes am Rande der SalzburgerHochschulwochen, indem Dr.Paul Georg Ertl von der österreichischenLandesverteidigungsakademiezum Thema: „Inter Personal Trust: ZurBedeutsamkeit von Wissen als Vertrauensgenerator“referiert hat.Vertrauen muss allerdings auf einWissen aufbauen, das von sich selbstweiß, nicht alles zu wissen, das Kritikzulässt, um auch das „Nicht-Andere“,im Sinne dessen, was jenseits der Alternativenoch ist, zu ergründen, unddie Zusammenhänge erkennt. Führung,die das so einsieht, wird anderean ihrem Wissen teilhaben lassenund klar deklarieren, worüber sienichts mehr wissen kann, sondern nurauf Erfahrung aufbauende Gewissheithat. Nur so lassen sich Gehorsam undVertrauen legitimieren.Die Gegenleistung für den Anspruchauf Vertrauen und in weitererFolge Gefolgschaft ist Verantwortung.Verantwortung ist nicht mehr nur aufbestimmte Grundsätze und darausresultierendes Handeln reduzierbar.Vielmehr geht diese in der heutigenZeit weit darüber hinaus und erstrecktsich auch auf die Folgen bzw. Auswirkungenjeglichen Handelns. EinUnterfangen, das in der Komplexitäteiner modernen, hoch technisiertenWelt gar nicht einschätzbar oder imErgebnis absehbar ist. Gerade hierstellt sich die Frage danach, was Wissenist und ob man überhaupt nochwissen kann. Und Fragen nach dem,was wir wissen sollen oder dürfen, lassensich anscheinend nicht mehr soeinfach mit dem kategorischen Imperativdes Immanuel Kant beantworten.Deshalb stellt Prof. von Brück auchdie Forderung nach einer Ethik des21


RELIGION UND GESELLSCHAFTSollens, welche über den kategorischenImperativ hinausgeht.Hier wird das Feld gefährlichenWissens besonders deutlich. GeradeMilitär muss sich dessen bewusstsein. In sich stimmige und logischabgeleitete Führungsverfahren schützenkeineswegs vor gefährlichem Wissen.Wird dem Umstand angesichtsVertrauen und Verantwortung nichtRechnung getragen, bleibt man imHalbwissen, das zu Vertrauensmissbrauchund Verantwortungslosigkeitführt. Das daraus folgende Handelnist moralisch nicht zu rechtfertigen.Auch dann nicht, wenn das vorangegangeneFührungsverfahren korrektabgewickelt worden sein sollte.Was „Wissen“ ist, bleibt offen.Stattdessen bewegen wir uns eher imBereich des Annehmens, Glaubensund Meinens. Wir schätzen ein undstützen uns in erster Linie auf Prognosenund Wahrscheinlichkeiten.Erst die Erfahrung und das Strebennach dem, was hinter dieser steckt,führen uns zu einigermaßen verlässlicherGewissheit und irgendwannvielleicht zu „Wissen“. So scheintdas bescheidene Eingeständnis, zuwissen, nichts zu wissen, wohl dereinzige Weg, gefährlichem Wissenbeizukommen. ❏Salzburger HochschulwochenWas können, was dürfen wir wissen?VON RAINER ZINKAm 29. und 30. Juli fand eine Vorlesung mit Kolloquium durch Professor EM. Dr. Dr. H.C. MULT OtfriedHöffe aus Tübingen statt, der das Thema „Was können, was dürfen wir wissen?“ behandelte.Professor Höffe ist 1943 in Leobschützin Oberschlesien geboren,1964 bis 1970 absolvierte er das Studiumder Philosophie, Geschichte,Theologie und Soziologie in Münster,Tübingen, Saarbrücken und München.Im Jahre 1976 wurde er ordentlicherProfessor für Philosophiean der Universität in Duisburg. Von1978 bis 1992 war er Lehrstuhlinhaberfür Ethik und Sozialphilosophiesowie Direktor des InternationalenInstituts für Sozialphilosophie undPolitik in Fribourg. Mit einem Lehr<strong>auftrag</strong>für Sozialethik unterrichtete er1986 bis 1998 an der EidgenössischenTechnischen Hochschule in Zürich.Von 1992 bis zu seiner Emeritierung2011 war er Professor für Philosophiean der Eberhard-Karls-Universität inTübingen. Dort gründete er 1994 dieForschungsstelle Politische Philosophie.Er ist ständiger Gastprofessor fürRechtsphilosophie an der UniversitätSt. Gallen, Mitglied der HeidelbergerAkademie der Wissenschaften undSenator der Nationalen Akademie derWissenschaften Leopoldina. Seit 2009ist er Präsident der Nationalen Ethikkommissionim Bereich der Humanmedizinin der Schweiz. Am Anfangseiner Vorlesung bedankte sich Prof.Höffe für die Einladung und die Gelegenheitüber dieses aktuelle, brisanteThema „Gefährliches Wissen“ sprechenzu dürfen und erklärte anhandeiniger Beispiele, dass uns die Redevon gefährlichem Wissen seit einigerZeit leicht falle. Er erwähnte, dass esverschiedene Wissensarten gäbe, diespäter erläutert werden sollen und erbehauptete, dass nicht erst der Missbrauch,sondern das Wissen selbergefährlich sein kann.Wissen – gefährlich in dreierlei HinsichtNach dem Einleitungssatz von Aristoteles`Metaphysik streben alleMenschen von Natur aus nach einemWissen und dessen kognitive Vollendungbesteht in der Wissenschaft undin der Philosophie, aber gerade diesesWissen sei in dreierlei Hinsichtgefährlich, so der Professor.1. Die Erkenntnis von Ursachen hateinen aufklärenden Charakter.Am Beispiel der Iris erläuterte derProfessor diese These: „Im überliefertenMythos ist der Regenbogendie Erscheinung der GöttinIris, allerdings erklärt Xenophanes:Was sie Iris nennen, dasist nur eine Wolke, purpurn undhellrot und gelbgrün anzuschauen.“Hier trete ein doppeltes Gefahrenpotentialauf, zum einen dieAufhebung des Mythos durch einerationale, kognitive Erklärung derNatur und zum zweiten die Kritikder überlieferten Religion.2. Die Höchstform des Wissens bestehein jenem nutzenfreien Wissen,das um seiner selbst willengesucht wird und somit den Rangeines Selbstzwecks erhält, so derProfessor.3. „Die dritte Gefahr nutzenfreienWissens lernen wir im Umkehrschlussim christlichen Denkenkennen“, erklärte Höffe und alsSelbstzweck lehne es eine Indienstnahmeauch nach Augustinus`Forderung, gottesfürchtigzu forschen, ab.Missbrauch der KlugheitFür ein glücklich gelungenes Lebenbrauche man ein andersartigesWissen, eine sittliche Urteilkraft,so Höffe. Klugheit und Charaktertugendenwie Besonnenheit, Tapferkeitund Gerechtigkeit seien zwar fürdie Grundausrichtung des Lebens aufseine Eudaimonia, auf das Glück genannteGelingen zuständig, aber dieintellektuelle Ausrichtung der Klugheitsorge außerdem unter Voraussetzungdieser Grundausrichtung für derenKonkretisierung. Und genau hierbestünde eine Gefahr, die nicht erstbei einem konkreten, sondern einemgenerellen Missbrauch beginne, warnteHöffe, denn die moralische Urteilskraftkönne zu einerMachiavellistischen Klugheitverkommen, zur Klugheit derSchlange oder Schlauheit des Fuch-22 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


RELIGION UND GESELLSCHAFTses, die allzeit zu Lug und Betrug bereitsind. Eine weitere Grundform desWissens bestehe in der Fertigkeit,die nach dem Modell der Handwerkerund Ingenieuren Häuser, Brükken,Straßen, Autos und High-Tech,aber auch Kanonen und Atombombenbauen könne. Zweifelsfrei sei hier diemoderne Technik auf einen Siegeszugunter humanitären Vorzeichen und esgelinge der Wissenschaft auch, dieNaturkräfte einzubinden. Allerdingslasse sich die Kenntnis der Naturkräftenicht ausschließlich auf humanitäreKräfte festlegen, denn nur das bloßeEntdecken entscheide nicht überderen Verwendung, sondern es könnenam Ende auch Kräfte, die nur umhumanitäre Zwecke willen erforschtworden sind für beliebige Zwecke eingesetztwerden, resümierte der Professorzu dieser dritten Grundformdes Wissens.IGibt es eine humanitäre Technik?n seinem letzten Abschnitt verstandes Höffe diese Aussage nochmalszu verstärken und er belegte diese miteinem Beispiel aus der Genforschung,denn erst experimentiere man mit denBausteinen des Lebens und dann ließensich allerdings die Folgen darausauf die Welt außerhalb des Laborskaum abschätzen. „Solange die Risikoforschungnicht gründlich erfolgtist, sind neuartige Experimente moralischso erlaubt wie Autos, die mandem Verkehr überlässt, ohne eine zuverlässigeBremstechnik einzubauen“bekräftigte Höffe. Als weiteres Negativbeispielerwähnte er die Kernenergie,denn dass es radioaktive Abfällegeben werde, war sicherlich bekannt.Gefährlich sei auch ein Imperialismusdes Wissens behauptete der Professor,da seit der Antike ein Dualismus bestünde,wonach dem nicht oder nochnicht Wissen, das wirkliche Wissen,die Wissenschaft gegenüber stehe.Hier bezog sich Höffe auf ImmanuelKannt, der eine zweifache Veränderungvornimmt. Erstens führt Kannteine neue mittlere Stufe, den Glaubenein und zweitens platziert er diesen andie Spitze, denn das Wissen beziehtsich nicht nur auf Gegenstände, derenObjektivität bewiesen werden kann.Dazu zitierte er Kannt: „ Wer nur dasübliche, kognitive Wissen kennt, versperrtsich existentiell wichtigen Fragen“.Eine letzte Gefahr sieht Höffeschlussendlich auch in Diagnosen,nämlich jene, die eine Sicherheit zuerschüttern vermögen. Hier sei dasWissen nicht im üblichen Sinn gefährlich,sondern schon der gewussteSachverhalt, weshalb ihn vielelieber gar nicht zur Kenntnis nehmenwürden. Der Professor belegte dieseGefahr mit Beispielen aus der Politikund dem persönlichen Leben. Inder Politik werde das Thema Gerechtigkeitzwischen Generationen sensibelbehandelt und im Namen derGenerationsgerechtigkeit setze mansich sehr stark für den Umweltschutzein, allerdings vernachlässige mandie wachsende Staatsverschuldung,die dann von künftigen Generationenzu bezahlen wäre. Im persönlichenBereich seien insbesondere medizinischeDiagnosen Beispiele gefährlichenWissens betonte der Professorund er beendete seine Vorlesungmit der Aussage, Philosophen solltennicht nur vorgegebene Problemelösen, sondern zunächst einmal dasProblembewusstsein erweitern undschärfen. Dies wollte Professor Höffemit seinem Vortrag besonders bekräftigen,zumal dann die Lösungssuchehoffentlich etwas leichter fallenwerde. ❏Salzburger HochschulwochenDie Zukunft der IndustriegesellschaftVON RAINER ZINKAm 31. Juli erfolgte eine weitere Vorlesung mit Kolloquium durch Professor Dr. Martin Faulstich aus Clausthal-Zellerfeld, der das Thema „Die Zukunft der Industriegesellschaft“ ausführte.Professor Faulstich ist 1957 in Hagen/Westfalengeboren. Nach demStudium Maschinenbau und Verfahrenstechnikin Düsseldorf und Aachenpromovierte er 1992 in Umwelttechnikan der Technischen Universitätin Berlin.1994 wurde er Professor fürAbfallwirtschaft an der TechnischenUniversität München in Garching.Von 2003 bis 2012 war Martin FaulstichInhaber des Lehrstuhls für Rohstoff-und Energietechnologie an derTechnischen Universität in München,zugleich war er Gründungsdirektordes Wissenschaftszentrums in Straubing.Parallel dazu war er von 2000bis 2012 Vorstand und wissenschaftlicherLeiter des ATZ Entwicklungszentrumsin Sulzbach-Rosenberg. Seit2013 ist er Inhaber des Lehrstuhls ander Technischen Universität Clausthalund zugleich Geschäftsführer desClausthaler Umwelttechnik-Instituts(CUTEC) in Clausthal-Zellerfeld. Erist seit 2008 Vorsitzender des Sachverständigenratesfür Umweltfragen(SRU) der Bundesregierung und darüberhinaus ist er zudem Mitglied inverschiedenen Kuratorien und Beiräten.Am Anfang bedankte sich Prof.Faulstich für die Einladung und dieGelegenheit über dieses aktuelle Thema„Die Zukunft der Industriegesellschaft“sprechen zu dürfen und er begannseinen Vortrag mit der Jubiläumsfeierdes SRU, die unter dem MottoVerantwortung in einer begrenzenWelt ihr Umweltgutachten 2012 - 40Jahre Umweltpolitik und Umweltratvorstellte.NDie Zukunft der Industriegesellschaftach dieser interessanten Einleitungzeigte der Professor fünfHandlungsfelder auf, die er in seinemVortrag vorstellen wollte. Zuerstberichtete er über die globalen Herausforderungen,denn die Basis derAUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 201323


RELIGION UND GESELLSCHAFTvielzitierten Wissensgesellschaft seinoch immer die produzierende Industriegesellschaft,so Faulstich. Anhandvon Kurvendiagrammen belegteer die ungebrochene Dynamik von1850 bis heute. Er zeigte dabei aufdie ständige Steigerung des weltweitenrealen Bruttoinlandsproduktes,den steigenden Verbrauch fossilerRohstoffe, die Erhöhung der CO2-Konzentration sowie den Auswuchsbei der Entnahme von Rohstoffen.Die weltweiten Trends beim Energieverbrauch,bei der Rohstoffnutzungund beim Treibhauseffekt gingenungebrochen nach oben und seiennoch nicht vom Wirtschaftswachstumentkoppelt, so der Professor. Mit einerFolie über den Energieverbrauch,den Ressourcenverbrauch sowie denFleischverbrauch veranschaulichteFaulstich den unterschiedlichenVerbrauch weltweit und er erinnertehierbei an die globale Gerechtigkeit.Im zweiten Handlungsfeld zeigte derProfessor prinzipielle Lösungsansätzeauf. Dabei erläuterte er, dass es möglichsei, eine zweifache Entkoppelungvorzunehmen, zum einen eine Entkoppelungdes spezifischen Ressourcenverbrauchsund zum anderen eineEntkoppelung der spezifischen Umweltauswirkungen.Mit einem weiterenBild veranschaulichte er den ReboundEffekt, eine Verbesserung derEnergieeffizienz sei notwendig, umzugleich den Energieverbrauch unddamit die Energiekosten zu senken,Treibhausgase zu vermeiden sowiedie Abhängigkeit von Importen fossilerBrennstoffe zu reduzieren. DieIndustriegesellschaft werde nur eineZukunft haben, wenn sie die BereicheStrom, Wärme, Verkehr und Industrieregenerativ betreibt und die mittlerweileeingesetzten neunzig Elementedes Periodensystems weitgehend intechnischen Kreislaufsystemen führt.Dies beleuchte der Professor anhandeiniger Bilder aus dem Bereich derbeiden Handlungsfelder Energie undRohstoffe. Mit einer Darstellung einernachhaltigen Industriegesellschaftund möglichen machbaren Visionen,nämlich einer 100 prozentigen regenerativenEnergiegewinnung und eines100 prozentigen Recycling derRohstoffe beendete er seinen äußerstinteressanten Vortrag. Er erklärte fernerdazu, dass es wohl notwendigsei, neue Infrastrukturen und auchveränderte Lebensstile einzufordern,aber die notwendigen Innovationenund kulturellen Veränderungen bötenauch große wirtschaftliche Chancenauf den Weltmärkten.Salzburger HochschulwochenVorhersagbarkeit als gefährliches Wissen:Klimawandel und Verteilung von RessourcenVON RAINER ZINKGegen Ende der Salzburger Hochschulwochen, am 02. und 03. August fand eine weitere Vorlesung mitKolloquium durch Professor Dr. Stephan Borrmann aus Mainz statt, der über das Thema „Vorhersagbarkeitals gefährliches Wissen: Klimawandel und Verteilung von Ressourcen“ berichtete.Professor Borrmann ist 1959 inMainz geboren. Von 1977 bis 1984studierte er an der Johannes-Gutenberg-Universitätin Mainz die FächerPhysik und Biologie. Nach seinemStudium verbrachte er zwei Jahre alsAdjunct Research Instructor an derNaval Postgraduate School in Monterey/CA/USA.Nach Mainz zurückgekehrtschloss er seine Promotion 1991im Fach Physik mit Schwerpunkt ExperimentelleMeteorologie ab. Anschließendarbeitete er für zwei Jahrebis 1993 als Postdoctoral Fellow desAdvanced Study Program der UniversityCorporation of Atmospheric Research(UCAR) am National Centerfor Atmospheric Research (NCAR)in Boulder/CO/USA. Seit 2000 Ister Professor für Atmosphärenphysikund Direktor am Max-Planck-Insitutfür Chemie, dabei Schwerpunkt inexperimenteller Physik und Chemievon Aerosolen und Wolken. Er wurde2004 mit dem Akademieprreis desLandes Rheinland-Pfalz ausgezeichnetund er erhielt 2012 den EuropeanResearch Council ERC Advanced ReseachGrants.Vorhersagbarkeit als gefährliches Wissen:IKlimawandel und Verteilung von Ressourcenn seinem Einstieg erklärte der Professor,Wissen könne gefährlichwerden, wenn wissenschaftlich gewonneneErkenntnisse ableitbar sind,die mit politischen und ökonomischenInteressen kollidieren. Er erläutertedies mit Beispielen des Ozonlochs,des sauren Regens, der Verfügbarkeitvon Trinkwasser das Auftreten vonklimatischen Extremereignissen sowieder Kontroverse um die Ursachendes Klimawandels und den anthropogenenAnteil daran. Trotz der nochbestehenden, teilweise signifikantenInterpretationsspielräume und Unsicherheitenhabe sich die Vorhersagbarkeitvon Wetter, Klima und Luftqualitäterheblich verbessert, so derProfessor. Dabei impliziere diese Vorhersagbarkeiteinerseits die Fähigkeitzu zuverlässigeren Frühwarnungenund somit zur Steigerung der Effizienzwirtschaftlicher Abläufe, andererseitsaber auch Forderungen an Politikund Wirtschaft zu meist höheren Investitionenin Anpassungs- und Vermeidungsstrategien.Es entstehe zunehmendein Spannungsfeld zwischennaturwissenschaftlicher Erkenntnis,der daraus abgeleiteten Notwendigkeitzum Handeln, und Widerständen24 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


RELIGION UND GESELLSCHAFTdagegen von Seiten der Wirtschaft,Politik und Öffentlichkeit, so Borrmann.In weiteren Erklärungen verdeutlichteder Professor, dass im Zusammenhangmit der Diskussion umden anthropogenen Einfluss auf dasKlima dadurch in den letzten Jahrensogar echte Gefährdungen für betroffeneWissenschaftler aufgetreten seienund das Ignorieren und Negierenwissenschaftlicher Erkenntnisse vonSeiten der Entscheidungsträger werdein Zukunft zur Verschärfung einerganzen Reihe Gefahren für Menschund Erde führen. Das hier inhärenteGefahrenpotenzial unseres wachsendenWissens werde in Vorträgendiskutiert anhand des Spannungsfeldszwischen naturwissenschaftlicherErkenntnis, dem Zwang zumHandeln und Widerständen von Seitender Wirtschaft und Politik. DerProfessor beendete seine außerordentlichaufschlussreiche Vorlesungmit der Erläuterung, dass dieses Wissenbei der Diskussion in Fallstudienkonkretisiert werde, allerdings müssedabei an manchen Punkten auch aufdie Gefahren des Nicht-Wissens eingegangenwerden. ❏Salzburger HochschulwochenBrückenbauerLehr- und Lernjahre zwischen Lebensgeschichte, Wissenschaftund Praxis in der KircheAUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013VON RAINER ZINKDer absolute Höhepunkt der SalzburgerHochschulwochen 2013war sicherlich die Verleihung desTheologischen Preises am 31. Juli2013 in der Großen Aula der UniversitätSalzburg. Der Preis der SalzburgerHochschulwochen wird seit 2006vergeben, um theologisch besondersbedeutsame Leistungen zu würdigen.Dieser Preis sollte an diesem Tagewürdevoll an Kardinal Karl Lehmann,den Bischof von Mainz übergebenwerden. Allerdings konnte der Kardinalan dieser Ehrung nicht teilnehmen,da sein Gesundheitszustand diesnicht zuließ und er kurzfristig vom UrlaubsortMondsee nach Mainz zurückverlegen musste. Obmann Univ.-Prof.Dr. Gregor Maria Hoff richtete herzlicheGrüße Lehmanns aus, auf dessenausdrücklichen Wunsch die Feierstundewie geplant stattfinden sollte.Deshalb hat das Präsidium der SalzburgerHochschulwochen entschieden,dass dieser Preis am 31. Juli2013 coram publico ausgesprochenwerde und zu einem späteren Zeitpunktan Kardinal Lehmann übergebenwerden solle.Karl Lehmann ist 1936 in Sigmaringengeboren. Nach der Schulzeitstudierte er von 1956 bis 1964 Philosophieund Theologie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg undan der Päpstlichen Universität Gregorianain Rom. Er wurde 1963 in Romvon Julius Döpfner zum Priester geweiht.1962 wurde Lehmann von derPäpstlichen Universität Gregorianaim Fachgebiet Philosophie mit einerDissertation zum Thema „Vom Ursprungund Sinn der Seinsfrage imDenken Martin Heideggers“ promoviert.Beim Zweiten VatikanischenKonzil von 1962 bis 1965 war er alsMitarbeiter des Theologen Karl Rahnertätig, dessen wissenschaftlicherAssistent er zunächst 1964 bis 1967an der Ludwig-Maximilians-Universitätin München und ab 1967 amLehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichteder Westfälischen Willhelms-Universitätin Münster war.1967 wurde er schließlich von derGregoriana im Fachgebiet Theologiepromoviert und durch den ErzbischofHermann Schäufele endgültigfür die wissenschaftliche Laufbahnfreigestellt. 1968 erfolgte ein Ruf aufden Lehrstuhl für Dogmatik II an derKatholisch-Theologischen Fakultätder Johannes-Gutenberg-Universitätin Mainz. Seit 1971 war LehmannProfessor für Dogmatik und ÖkumenischeTheologie an der Albert-Ludwigs-Universitätim Breisgau. 1979verlieh im Papst Johannes Paul IIden Titel Ehrenprälat Seiner Heiligkeit.Im Jahre 1983 wurde Lehmannvom Mainzer Domkapitel zum Bischofgewählt und infolgedessen vonPapst Johannes Paul II zum Bischofvon Mainz ernannt. Somit war er mit47 Jahren jüngster katholischer Bischofin Deutschland. Im Jahre 1987wurde er zum Vorsitzenden der Bischofkonferenzgewählt und war somitder erste Bischof in diesem Amt,der nicht gleichzeitig auch Kardinalwar. Vier Mal in Folge wählten ihndie Bischöfe für jeweils sechs Jahrezum Vorsitzenden der Konferenz.2008 trat er aus gesundheitlichenGründen vorzeitig als Vorsitzenderzurück. Am 28. Januar 2001 wurdeer von Papst Johannes Paul II. zumKardinal im Rang eines Kardinalpriestersmit der Titelkirche San LeoneMagno ernannt und während desKonsistoriums vom 21. bis 23. Februarzusammen mit 41 weiteren neuernannten Kardinälen feierlich in seinAmt eingeführt. Dies galt weithin alseine Sensation, denn In den Jahrenzuvor hatte er wiederholt Positionenvertreten, in denen Rom anderer Ansichtwar. So hatte er etwa gegen denWillen des Papstes für einen Verbleibder katholischen Beratungsstellen inDeutschland im gesetzlichen Systemder Schwangeren-Konfliktberatungplädiert. Papst Benedikt XVI. nahmsein bei Vollendung des 75. Lebensjahresaus Altersgründen vorgebrachtesRücktrittsgesuch bis auf weiteres25


RELIGION UND GESELLSCHAFTnicht an.. Nach dem Rücktritt BenediktsXVI. nahm Kardinal Lehmannam Konklave 2013 teil. Die Wahl desneuen Papstes Franziskus begrüßte erund sprach von einem „Neubeginn“.Mit seinem Wahlspruch „Steht fest imGlauben“ avancierte er zum glaubwürdigenVertreter eines an den Sorgender Menschen orientierten, zeitnahenChristentums.Forscher, Gelehrterund KirchenmannZu diesem Festakt hat der LaudatorProfessor Dr. Dr. h.c. Hans Maieraus München, bayrischer Staatsministera.D. sehr würdevoll eingestimmt.Der ehemalige Präsident des Zentralkomiteesder deutschen KatholikenHans Maier bezeichnete den KardinalKarl Lehmann als Forscher, Gelehrtenund Kirchenmann und bedauertesehr, dass Lehmann nicht persönlichdiesen hohen Preis entgegen nehmenkonnte. Ferner würdigte er den Lehmannals Bischof, der den Spagat zwischenTheologie und dem Bischofsamtimmer wieder meisterhaft geschaffthabe. Lehmann hat die Ämter, dieihm das Leben schenkte und auferlegte,ausgefüllt, wie nur wenige esvermögen. Maier hob Lehmans wissenschaftlichePublikationen währendseiner Studienzeit in Rom hervor, diebis heute ihre Frische bewahrt hätten.Seine Dissertation etwa über den PhilosophenMartin Heidegger sei vonsolcher Intensität, dass Lehmann bisheute zu einem der wichtigsten Kennerdieses bedeutenden Philosophenzähle. Aber auch als Mainzer Bischofhabe der Kardinal sein Interesse fürdie Theologie beibehalten und sei alstheologischer Autor mit zahlreichenVeröffentlichungen präsent geblieben.Umgekehrt sei bereits sein Wirkenals Wissenschaftler immer von einempastoralen Element geprägt gewesen.Der Kardinal habe es verstanden, ganzungezwungen mit Kollegen, Studentenund Frauen umzugehen, so Maier.In seiner Zeit als Vorsitzender derDeutschen Bischofskonferenz habeLehmann Enormes geleistet. Bei alldem sei Lehmann „ein ganz normalerMensch geblieben, der auf keinenhohen Podest sitzt“. In einer Zeit, inder Inhaber öffentlicher Ämter ehermisstrauisch betrachtet werden, habeer viele überzeugt, auch weit über dieeigene Kirche, die eigene Konfessionhinweg. Sein theologisches Werk bilde„einen Meilenstein modernder katholischerTheologie nach dem ZweitenVatikanischen Konzil, dessen Rezeptioner entscheidend mitbestimmthat“, hieß es in der Begründung. SeinWerk mache ihn „zu einem der wichtigstenTheologen unserer Zeit“.DankesredeNach den Worten des Laudatorsverlas Dr. Florian Schuller, Leiterder Katholischen Akademie inBayern die Dankesrede des Kardinals.In einer sehr persönlich gehaltenenDankesrede blickte Lehmann beiden „Salzburger Hochschulwochen“auf seinen kirchlichen wie akademischenLebensweg zurück. Er nutztedie Gelegenheit bei der Verleihungdes Theologischen Preises in Salzburg,um zu erzählen, wie er seinenkirchlichen und theologischen Auftragin der Rückschau erlebt habeund verstehe. Der Kardinal berichtetesehr eindrucksvoll von den Kriegsjahren,vom Ende des Krieges, dasmehr verbunden war mit Freude alsmit Ängsten. Dabei dachte der Kardinalan das Schweigen der Waffen,an den Wiederaufbau unseres Landes,die Währungsreform und das neueGeld, die langsame Anerkennung desLandes von außen, freilich auch denNürnberger Prozess gegen die Größendes NS-Regimes, aber auch andie vielen Vermissten, die nie mehrzurückkamen. Dies alles habe er 1948mitgenommen, als er in die 2. Klassedes Gymnasiums seiner GeburtsstadtSigmaringen und in das dortigeErzbischöfliche Konvikt eingetretenist. Der Kardinal bedankte sich beiseinen verstorbenen Eltern, dass siesich vieles vom Mund „absparten“,damit er und sein Bruder eine höhereSchulbildung bekamen und nachdem Abitur studieren konnten. Seinwichtigster Lehrer über viele Jahrewar Prof. Dr. Rudolf Nikolaus Maier,bei dem er in Deutsch, Französischund Philosophie in diese Fächer bestenseingeführt wurde. Darüber hinauswurde er auch von Maier mit denbesonders ansprechenden Grundfragendes Menschseins zur Begegnungkonfrontiert: dem Woher und Wohin,dem Sinn des Lebens, dem Ursprungdes Bösen, den Fragen nachdem Tod und einem „Jenseits“ sowieden Rätseln des Menschen und derWelt. Das Abitur nahte und der Kardinalstellte sich die Frage, was füreinen Beruf er ergreifen wolle. Bereitskurz vor dem Abitur sei bei ihm derEntschluss zu einem Lebensweg im„Dienst am Menschen, an der Natur,am Wort“ gereift, zitierte Lehmannaus einem „Besinnungsaufsatz“ ausdem Jahr 1955. Im Jahre 1956 gingLehmann nach Freiberg, um dort ander Albert-Ludwigs-Universität Philosophieund Theologie zu studieren.Er fühlte sich dort sehr wohl, als erim Jahre 1957 ich zu Erzbischof Prof.Dr. Eugen Seiterich (Fundamentaltheologe)bestellt wurde, der ihm eröffnete,er würde ihn, wenn er wolle,gerne zum Weiterstudium nach Romund in das Germanikum schicken.Zunächst war Lehmann gar nicht erfreut,denn er wollte aus seinem eindrucksvollenStudium in Freiburgnicht herausgerissen werden. Leichtsei ihm der Entschluss nicht gefallen,dennoch nutzte er diese Chance under entschied sich für Rom. Es kameine geradezu stürmische Zeit desAufbruchs hin zum Konzil. Manchmalkam sie Lehmann fast wichtigervor als die Konzilszeit selbst. JohannesXXIII. trieb die Verwirklichungmächtig voran, auch wenn die Konzilsideeselbst erst noch reifen musste.Als einen wichtigen Einschnittin seinem Leben schilderte erdie Erfahrungen als junger Theologean der Seite Karl Rahners beimZweiten Vatikanischen Konzil. „Ichfühlte mich in meinen Erwartungenerfüllt. Es war für mich ein Sieg derVernunft und der Freiheit“, so Lehmannüber das Konzil und mit großerZuversicht sah er in die Zukunft. Indiese Zeit gehörten auch seine Weihezum Diakon am 30. März 1963 undbesonders die Priesterweihe am 10.Oktober 1963, beide gespendet durchden unvergesslichen Julius KardinalDöpfner. Über 300 Pilger aus der Heimatkamen mit einem Sonderzug zurPriesterweihe und Primiz nach Rom.Dies erinnerte Lehmann daran, dasser nun bald meinen Aufenthalt in derEwigen Stadt beenden durfte. Er hatteSehnsucht nach der pastoralen Praxis.Es sollte nochmals anders kommen,denn zu dieser Zeit schrieb Karl26 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


RELIGION UND GESELLSCHAFTRahner dem Erzbischof von Freiburgim Frühjahr 1964, er möge Lehmannfür eine Assistentenstelle bei ihm inMünchen, wo er als Nachfolger R. Guardinis(Philosophische Fakultät) geradeangefangen hatte, freistellen. DieBitte Karl Rahners um die Möglichkeitder Promotion und Habilitation inder Theologischen Fakultät in Münchenanlässlich der Berufung nachMünster im Frühjahr 1967 wurde voneiner Mehrheit der Professoren abgelehntund deshalb hat Lehmann seineDissertation in Rom eingereicht, wo erbereits im Sommer 1967 promoviertwurde. Lehmann musste nun an eineHabilitation denken und bekam abdem 1.11.1967 von der DeutschenForschungsgemeinschaft für ein Projektüber die Verborgenheit Gottes einzweijähriges Stipendium. Am 1. Oktober1968 begann Lehmann in Mainz.Jetzt kam es ihm auch auf die Beteiligungin den geistigen und theologischenAuseinandersetzungen an. Fastein Jahrzehnt, von den ersten Sondierungenbis zum Erscheinen der zweiTextbände mit den Dokumenten imJahr 1977, hat ihn die GemeinsameSynode der Bistümer in der BundesrepublikDeutschland (1971-1975)buchstäblich in Atem gehalten. Lehmannwurde theologischer Berater inden Auseinandersetzungen um „Publik“,Mitglied der InternationalenTheologenkommission beim HeiligenStuhl (1974), der Glaubenskommissionder Deutschen Bischofskonferenz.Zuerst war und blieb er jedoch Universitätslehrer.Von seinem Vater erbteer die Leidenschaft eines Lehrers.Die Arbeit mit Studierenden machteihm stets große Freude. Er fand esfaszinierend zu sehen und anzuregen,wie junge Menschen geistig wachwurden und wuchsen. Diese Arbeitblieb auch bei großen Belastungendie erste Priorität. „Die zwölf FreiburgerJahre gehören gewiss zu denschönsten Erfahrungen während derersten Hälfte meines Lebens. Dazuhat auch die fruchtbare Hausgemeinschaftmit Frau Dr. Esther Betz beigetragen,die ich während des Konzilskennenlernen durfte“, so Lehmann.„Der Mensch denkt, und Gott lenkt“äußerte sich der Kardinal und diesmusste er in der Folgezeit öfter erwägen.Denn wiederum sollte alles anderskommen. Am 3. Juni 1983 batAUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013ihn Domdekan Prälat Dr. HermannBerg aus Mainz, ob er am 5. Juni zuHause wäre und er ihn besuchen könne.Lehmann war irritiert, denn er warja schon 12 Jahre von Mainz weg undhatte eigentlich nur noch zu KardinalVolk Kontakte. Dr. Berg fragtean diesem Tag Lehmann im Auftragdes Domkapitels und des Papstes JohannesPaul II, ob er die Wahl zumBischof von Mainz annehmen würdeund Dr. Berg erwähnte zudem, dasser über die Abstimmung nichts sagendürfe, aber Lehmann solle inKenntnis sein, dass er hochwillkommensei und nur volle Zustimmungfände. Nach Ablauf von zwei Tagensagte Lehmann zu, aber sein Jawortwar wohl die bis dahin schwierigsteEntscheidung seines Lebens. Dass ersich dennoch auf diese Herausforderungeinließ, begründete er u. a. mitdem Hinweis: „Die Stunde der Kirchebrauchte Bischöfe, die vom Konzilüberzeugt und in der Lage waren,sich in die unvermeidlichen Auseinandersetzungenzu stellen“. DieserHerausforderung habe er sich ohne„Kadavergehorsam“ stellen wollen,um „Brücken zu bauen, wo keinePfeiler erkennbar waren“. Darüberhinaus machten Kardinal Döpfnerund Kardinal Volk, aber auch seinFreund Bischof Klaus Hemmerle ihmdurch ihren Dienst Mut zur Übernahmedes Bischofsamtes. Auch JosephRatzinger spielte, gewiss mehr imHintergrund, eine ermutigende Rolle.Zudem wusste er viele Laien, die ervor allem im Erzbistum Freiburg undaus dem Bistum Mainz sowie aus demZentralkomitee der deutschen Katholikenund der Gemeinsamen Synodekannte, an seiner Seite. Lehmannmusste als Bischof einer Diözese, dieer nur wenig kannte, täglich auf langeZeit viel lernen, aber nach 17 Jahrenintensiver Visitationspraxis kannte erjede Kapelle und jede Scheune, vorallem aber die Menschen, besondersalle im pastoralen Dienst Tätigen. Inder Bischofskonferenz war er keinFremder. Nachdem er dort vorerst alsStellvertretender Vorsitzender tätigwar, wurde er am 22. September 1987als jüngster Diözesanbischof in einerüberraschenden Wahl zum Vorsitzendengewählt. In dieser Zeit leitete er42 Vollversammlungen, 100 Sitzungendes Ständigen Rates und 72 Tagungendes Verbandes der DeutschenBischofskonferenz.LAusklangehmann hat immer das Gesprächmit den Wissenschaften und denKünsten gesucht. Auch Grundfragendes menschlichen Lebens hätten ihnals Jugendlichen stets bewegt, sowieder Wunsch zur Arbeit mit Jugendlichen.„Diese Ziele kamen offenbarzusammen und versprachen mir aufdem Weg zum Priestertum und besondersim Studium der Philosophieund der Theologie eine erreichbare,lebbare Gestalt“. In seiner Dankesredehat der Kardinal vor allen vondem erzählt, was er seit Kindheit undJugend in das Brückenbauen mitgenommenhat, sei es im Blick auf dieGesprächsbereitschaft mit den Zeitgenossen,die Überwindung von Polarisierungenin den Kirchen oder dieanspruchsvolle geistige Vermittlungvon einer verborgenen Mitte her, dieman aber auch suchen muss. Theologiezählt auf Glauben, d.h. was denKardinal selbst in seiner christlichenExistenz unbedingt angeht. Hier könneer sich nicht ausschließen. In jedemJahr sagt es uns Hugo von Hofmannsthalin Salzburg: Jedermanndarf sich nicht davonlaufen – geradeauch der amtliche Zeuge desGlaubens nicht, sei er nun Theologe,Priester oder Bischof – oder beides!Am Schluss stellte der Kardinal dieFrage: „Was kam heraus? Was hast dunicht, was du nicht empfangen hast?“Mit einem herzliches Vergelt’s Gottdafür allen beendete er diese feierlicheDankesrede. ❏Redaktionsschluss fürAUFTRAG 293Freitag, 07. 02. 201427


RELIGION UND GESELLSCHAFTBild 2mit dieser Offenheit Vertrauen. Dabeimuss nicht alles sofort „an die großeGlocke“, sondern es gilt, nicht gesicherteErkenntnis sowie Betriebsinternasauch zurückzuhalten, um dieExistenz der Organisation zu wahren,die dieses Vertrauen aufgebaut habe.Ein entscheidender Beitrag zu diesemVertrauensaufbau sei die Kongruenzzwischen den Worten und denTaten. Dies sei die Glaubwürdigkeit,die ein wesentlicher Bestandteil fürdas Vertrauen der Organisation sei.Somit seien seine Gegenthesenbewiesen, schloss Dr. Ertl seinenVortrag. Wissen sei – bei gemeinschaftlicherNutzung – ein vertrauensbildenderFaktor, das Fachwissenschaffe Vertrauen in Personen,die dann als besonders glaubwürdiggelten und durch bereit gestellteFachkompetenz wird von OrganisationenVertrauen erworben. Sein Fazitdes Vortrages lautete: „Mit Wissenund Vertrauen werden wir esschaffen, unsere Welt neu zu bauen“.Aufgrund der fortgeschrittenenZeit verlegte man die Diskussion indas gemütliche Beisammensein anschließend.❏(Fotos: Bertram Bastian)Katholikentag 2014Vom 28. Mai bis 1. Juni 2014 findetin Regensburg der 99. Katholikentagstatt. Auch 2014 wird die<strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong>mit einem Stand dort vertreten sein.Im nächsten Jahr hat die GKS zusätzlichein großes Forum bekommen,das bedeutet, die <strong>Gemeinschaft</strong> wirdmit Kooperationspartnern eine großePodiumsdiskussion vorbereiten unddurchführen. Wenn sich an dem geplantenTermin nichts ändert, wirddiese Podiumsdiskussion am Donnerstag(Christi Himmelfahrt), in der Zeitvon 16.00 Uhr bis 17.30 stattfinden.Das Thema lautet: „Auslandseinsätzeder Bundeswehr – Brücken für denFrieden in der Welt?“ Als Kooperationspartnerfür die Diskussion sind paxchristi Deutschland und die DeutscheKommission Justitia et Pax, sowie andereim Friedenseinsatz tätige Organisationenvorgesehen. Dabei wollen wirin der Diskussion zeigen, dass man,aus derselben Quelle des Glaubensbegründet, zu verschiedenen Ansätzenfür die Verwirklichung des Friedenskommen kann. Die „responsibilityto protect“ der Vereinten Nationenwird eine wichtige Rolle spielen,„mit Christus Brücken bauen“erleben wir doch zurzeit,wie sich das internationaleRecht ändert, bzw. verändertwird. Diese Übernahmevon Schutzverantwortungsoll dazu dienen,Unrecht nicht einfach tatenlosgeschehen zu lassen,sondern sich aktiv einzumischen.Das Spannungsfeldzwischen „Katholik“ auf dereinen Seite und „Soldat“ aufder anderen Seite wollenwir öffentlich diskutieren,um somit zur pluralen Meinungsbildungbeizutragen.Die Bundeswehr unddamit auch die katholischen<strong>Soldaten</strong> in der Bundeswehr,sind seit über 20Jahren in Auslandseinsätzentätig. Die dabei gemachten Erfahrungen,die Erfahrungen unserer katholischenMilitärseelsorge bei diesenEinsätzen, sollen in der Diskussioneinem größeren Publikum vor Augenführen, dass sich der Staatsbürger undChrist in Uniform sehr wohl bei diesenEinsätzen bewährt hat und zumFrieden inder Welt beigetragen hat.Damit laden wir Sie herzlich ein,kommen Sie nach Regensburg, besuchenSie uns auf unserem Stand undnehmen Sie nicht nur an den Diskussionenteil, sondern besuchen Sieauch das vielfältige und interessanteRahmenprogramm dieses 99. Katholikentages.❏(Text und Foto: Bertram Bastian)AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 201329


BLICK IN DIE GESCHICHTEPräsidenten und BundeswehrBundespräsidentJoachim Gauck und die BundeswehrInteressiert-pastorale Annäherung – ein ZwischenberichtVON DIETER KILIANAm 18. März 2012 wurde der inRostock geborene parteilose 1Theologe Dr. h.c. Joachim Gauck zum11. Bundespräsidenten der BundesrepublikDeutschland gewählt. Eigenartigim Vorfeld der nur kurzen Zeit vorder Wahl war, dass alle drei von denParteien vorgeschlagenen Kandidatenpastoral-aktive Persönlichkeitender protestantischen Kirche waren:Neben Gauck standen Katrin Göring-Eckardt (* 1966)2 und Alt-Bischof Dr.Wolfgang Huber (* 1942)3 zur Wahl.Die Familie Gauck – Vater WilhelmJoachim (* 1907) und MutterOlga (* 1910; geb. Warremann) undihre drei, später vier Kinder 4 – wohntein dem früheren Fischerdorf Wustrowauf der Halbinsel Fischland, derLandbrücke zwischen Ostsee und demSaaler Bodden. Joachim, ihr Erstgeborener,kam am 24. Januar 1940 inRostock zur Welt. Als Großvater FranzWarremann, der Inhaber eines kleinenBaugeschäftes, seine Tochter mit demNeugeborenen aus der Klinik abholte,blieb sein PKW in einer Schneewehestecken. Ein Wehrmachtsfahrzeugbefreite Mutter und Kind – JoachimGaucks erste Begegnung mitdem Militär. In der Abgeschiedenheitihres Wohnortes musste die Familieweder unter Bombenterror, nochunter kriegsbedingten Trennungen,Verlusten und Hunger leiden. Daherwaren die Auswirkungen des Zwei-1 Zunächst war er aktives Mitglied imBündnis 90.2 Die Politikerin der Grünen war von2009 bis 2013 Präses der Synode derEvangelischen Kirche in Deutschland(EKD) und ist Mitglied im Rat der EKD.3 Er war – der Bundeswehr eher distanziertgegenüberstehend – u.a. von 2003bis 2009 Ratsvorsitzender der EKD.4 Joachim (* 1940), Marianne (* 1941),Eckart (* 1945) und Sabine (* 1947)ten Weltkrieges, der Gaucks erstefünf Lebensjahre bestimmte, eher gering.„Glimpflich“ wäre die Familiedavon gekommen, schreibt Gauck. 5Sein Vater – Kapitän der Handelsmarine6 – war 1940 als Leutnant zurSee zur Kriegsmarine eingezogen worden,diente aber im Zweiten Weltkriegnicht im Fronteinsatz. Bei diversenMinensuchverbänden u.a. in Stralsundund Gotenhafen (dem heutigenGdynia) an der Ostsee stationiert, unterrichteteer an der U-Boot-AbwehrschuleMaate in Mathematik undNautik. In den letzten Kriegsmonatenwurde er als Oberleutnant zur See undLehrer für Navigation und Gesetzeskundean die Marineschule in Mürwikkommandiert, wo er in Gefangenschaftgeriet. Bereits ein Jahr nach Kriegsende– die Familie war zwischenzeitlichnach Rostock umgezogen – kehrteer aus britischer Gefangenschaft inSchleswig-Holstein zu seiner Familiezurück. Erst nach Kriegsende, 1951,erlebte die Familie eine bittere Zäsur:Bei Nacht und Nebel wurde VaterGauck, der ab 1946 auf der RosslauerWerft Schnellboote für die Sowjetserprobt hatte, durch die sowjetischeBesatzungsmacht wegen angeblicherSpionage und antisowjetischer Hetzeverhaftet und verschwand – ohneAnklage und rechtsstaatliches Verfahren– lange Zeit spurlos. Erst zweiJahre später erfuhr die Familie, dassder Vater noch am Leben, aber nachSibirien verschleppt worden war unddort in einem Arbeitslager gefangen5 Gauck, Joachim Winter im Sommer –Frühling im Herbst, S. 216 Er hatte die Seefahrtsschule inWustrow besucht und sie zunächstmit dem Steuermanns-, 1940 mit demKapitänspatent A 6 (Kapitän auf großerFahrt) beendet:. Als Kapitän ist er imKrieg allerdings nicht mehr gefahren.Siehe: Gauck, Joachim Winter imSommer – Frühling im Herbstgehalten wurde. Im Oktober 1955 kamer – im Zuge der Moskauer Verhandlungenzwischen Kanzler Adenauerund der sowjetischen Führung – freiund kehrte nach Hause zurück. Werwie Gauck erlebt hat, dass der eigeneVater durch die Staatsmacht jahrelangentrechtet wurde, wird zu diesem Staatkein Vertrauensverhältnis aufbauen.1956, als das Reisen in den Westenfür Bürger der DDR noch möglichwar, besuchte Sohn Joachim als jungerMann u.a. das Marine-Ehrenmal inLaboe. Zwei Jahre später, 1958, legteer das Abitur am städtischen Goethe-Gymnasium in Rostock ab und begannunmittelbar danach mit dem Studiumder Theologie in Rostock. Dadurchwar er vom Wehrdienst in der NVAfreigestellt; überdies wurde nur eingeringer Teil seines Geburtsjahrgangszu der zwei Jahre zuvor aufgestelltenNVA eingezogen. Gaucks Haltung zurNationalen Volksarmee war gespalten-pragmatisch.Auf der einen Seitelehnte er die militärische Vorschulerziehungin den Schulen strikt ab:„Damals hatte mich die militaristischeAusrichtung angewidert. DieSchule darf nicht zulassen, dass inder Schule der Militarismus eingeführtwird.“ 7Auf der anderen Seite empfahl erden Jugendlichen, den Wehrdienstabzuleisten, allerdings nur achtzehnMonate:„Ich habe in Gesprächen mit denJugendlichen über den Wehrdienstdaher immer zurückhaltend reagiert.>Wenn du als Bausoldat gehst, legstdu ein politisches Bekenntnis ab, aberdu wirst wohl nicht studieren können.


BLICK IN DIE GESCHICHTEnung „Gauck-Behörde“ seinen Namenführte, zwei Amtszeiten lang mitjeweils fünf Jahren bis zum 10. Oktober2000 wahr und übergab es dannan seine Nachfolgerin, Frau MarianneBirthler. Im folgenden Jahrzehntarbeitete Gauck, der sich „linker, liberalerKonservativer“ 14 bezeichnet,vielfach ausgezeichnet, 15 als Journalistund Autor 16 und engagierte sich inzahlreichen Institutionen und Vereinen.In einer Rede 2011 in Salzburgsagte er, er wäre „weither gekommen“und meinte es nicht geographisch:„Es ist eine andere Ferne, von derich spreche: Jenes 1989 zu Ende ge-14 Gauck, Joachim Winter im Sommer –Frühling im Herbst S. 32615 Hermann-Ehlers-Preis (1996), Hannah-Arendt-Preis (1997), Ehrendoktorwürdeder Universität Rostock und ungarischeImre-Nagy-Gedenkplakette (1999),Cicero-Rednerpreis, Dolf-Sternberger-Preis für öffentliche Rede, Wartburg-Preis (2000) sowie Bad IburgerCourage-Preis (2003).16 So hielt er u.a. zahlreiche Vorträge(z.B. 2011 als Festredner bei derEröffnung der Salzburger Festspiele),hielt 1999/2000 eine Vorlesungsreiheals Gastprofessor an der MedizinischenUniversität zu Lübeck, moderierte2001 alle zwei Wochen eine Talkshowim Fernsehen des WestdeutschenRundfunks, veröffentlichte viele Artikelund verfasste 2009 seine Erinnerungenunter dem Titel „Winter im Sommer –Frühling im Herbst“. Auswahl seinerAufsätze: „Die Stasi-Akten. Das unheimlicheErbe der DDR“ (1991), „Vonder Würde der Unterdrückten“ (1992),„Verlust und Übermut. Ein Kapitelüber den Untertan als Bewohner derModerne“ (1993).gangenes „draußen – vor dem Tor“,in dem der Osten Europas verharrenmusste, weil die Werte des alten Europaden kommunistischen Diktatorennicht passten.“Im Jahre 2010 wurde Gauck aufVorschlag der Vorsitzenden von SPDund Bündnis 90/Die Grünen für dieBundespräsidentenwahl am 30. JuniDie Verbindungsoffiziere des BMVg bei Bundespräsitent Gauck (v. l. n. r.):Oberst i. G. Dag Knut Baehr, 2012/2013;Oberst i. G. Michael Podzus, 2013nominiert und in den Medien als„Kandidat des Volkes“ gefeiert. Erunterlag jedoch – wenngleich erst imdritten Wahlgang – gegen den niedersächsischenMinisterpräsidentenChristian Wulff. Doch Ende 2011 gerietdie Amtszeit von BundespräsidentWulff ins Trudeln, nachdem imDezember 2011 Pressemeldungenwegen angeblicher Ungereimtheitenüber die Konditionen eines privatenKredits veröffentlicht wurden, dendas Ehepaar Wulff bei Freunden füreinen Hauskauf aufgenommen hatte.Ungeschicktheiten des Bundespräsidentenim Umgang mit den Medienfolgten. Diese führten zu immer neuen,häppchenweise der Öffentlichkeitservierten Meldungen über unterstelltesFehlverhalten des Staatsoberhaupteswie kostenloser Urlaubbei reichen Freunden, die das bisdahin befriedigende bis gute AnsehenWulffs in der Bevölkerung beträchtlichbröckeln ließen. Die Printmedienund die meisten Fernsehsender positioniertensich in der „Affäre“ undifferenziertund nicht selten heuchlerischgegen den Bundespräsidenten.Wulff wurde zum Gegenstand parteipolitischenTaktierens und beißenderHäme. Als schließlich die StaatsanwaltschaftHannover Mitte Februar2012 – in einem bisher einmaligenAkt – die Aufhebung der Immunitätdes Bundespräsidenten beantragte,um wegen eines Vorwurfes Ermittlungengegen Wulff einzuleiten, erklärtedieser am 17. Februar 2012 seinenRücktritt, um weiteren Schaden vomhöchsten Staatsamt abzuwenden. Eswar der zweite Rücktritt eines Bundespräsidentenin Folge. Wenige Tagespäter wurde Joachim Gauck erneutvon SPD und Grünen für das Amt vorgeschlagen.Nachdem dann auch dieFDP ihm ihre Unterstützung signalisierte,beugte sich BundeskanzlerinMerkel eher widerwillig diesem Votum.Gauck wurde der überparteilicheKandidat; nur die Linke verweigerteihm ihre Zustimmung. Später in einemInterview 17 darauf angesprochen, ober auch Verständnis für realpolitischeZwänge hätte, und dass die Kanzlerinihn deswegen zweimal als Staatsoberhauptabgelehnt hätte, antworteteGauck mit einem knappen „Auch, ja.“Im März 2012 wurde Gauck von der15. Bundesversammlung im erstenWahlgang mit 991 von 1228 gültigenStimmen zum 11. Bundespräsidentengewählt. Seine Vereidigung fandfünf Tage später, am 23. März, statt.In seiner Antrittsrede vor dem Plenumdes Deutschen Bundestages wurdenallerdings weder die Bundeswehrnoch sicherheitspolitischen Aspekteerwähnt. Nur die 68er-Generation,die der Bundeswehr durchwegs ablehnendbis feindlich, oft sogar hasserfülltgegenüberstand und bis heutesteht, bekam hohes Lob. Danachwurde Gauck, begleitet von VerteidigungsministerDr. Thomas de Maizière(* 1954) und GeneralinspekteurVolker Wieker (* 1954), im SchlossBellevue von einer Ehrenformationdes Wachbataillons begrüßt.Bedingt durch seinen Werdeganghatte Joachim Gauck mit der Bundeswehrbisher kaum Berührungspunkteund so dürften Aspekte der Sicherheitspolitikeher nicht zu seinenvorrangigen Themen gehören. NeuerChef des Bundespräsidialamts alsNachfolger von Prof. Dr. Lothar Hagebölling(* 1952) 18 wurde der Kirchen-17 Interview mit DER ZEIT im Juli 2012.18 Hagebölling hatte von Juli 197132 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


BLICK IN DIE GESCHICHTEAuslandseinsätzen z.B. am Balkan,vor dem Horn von Afrika und in Afghanistanführte er aus, diese dürftennicht allein in Führungsstäben undParlament debattiert werden, sondernauch dort, „wo unsere Streitkräfteihren Ort haben: In der Mitte unsererGesellschaft.“ Er nannte mit derräumlichen Distanz zu den Einsatzortenund der geringeren Präsenz derArmee zwei Gründe für die öffentlicheEnthaltsamkeit, wies aber auchauf das „Nicht-wissen-Wollen“ in derBevölkerung hin.„Freiheit ist ohne Verantwortungnicht zu haben. … Andere sind sehrgut darin, ihre Rechte wahrzunehmenoder gegebenenfalls auch vehementeinzufordern. Und vergessen dabeiallzu gern, dass eine funktionierendeDemokratie auch Einsatz erfordert,Aufmerksamkeit, Mut, und manchmalauch das Äußerste, was ein Menschgeben kann: das Leben, das eigeneLeben.“Gauck prägte das Wort vom „Mut-Bürger in Uniform“ für Menschenmit der Bereitschaft, sich für etwaseinzusetzen.„Ihr Werbespruch „Wir. Dienen.Deutschland.“ trifft es auf den Punkt.Er trifft, nicht allein, was das „dienen“betrifft. Er lässt auch einen Patriotismusaufscheinen, der sich – freinach Johannes Rau – darin zeigt, dassman sein Heimatland liebt, die Heimatländerder anderen darum abernicht verachtet. … Keine Institutionhat so umfassend und so früh jungeMenschen aus beiden Teilen Deutschlandszusammengebracht. Hier arbeitenMenschen aus dem Osten undWesten Deutschlands, aus Nord undSüd, junge und ältere, solche mit undohne ausländische Wurzeln. Durchdie Tore dieser Führungsakademielaufen täglich Militärangehörige ausrund 60 Nationen. … Die Bundeswehrist – gerade durch solche Lehrgängeund Begegnungen – zu einemFriedensmotor geworden.“Doch wie die mahnenden Worteseiner Vorgänger blieb auch GaucksBotschaft in Medien und Öffentlichkeitohne nachhaltige Resonanz. EinigePolitiker, wie der SPD-BundestagsabgeordneteDr. Peter Danckert (*1940), griffen den Bundespräsidentensogar in ungewöhnlich scharfer Formdafür an. Danckert verstieg sich sogarzu dem Vorwurf, die Aussage verstießegegen die Grundsätze der Verfassung.Auf der 22. HanseSail im August2012 in Rostock ging der Bundespräsidentnach kurzer Überfahrt mit einerBarkasse der Deutschen Marineüber das Seefallreep an Bord der Fregatte„Rheinland-Pfalz“. MarineinspekteurAxel Schimpf (* 1952) undder Kommandant, FregattenkapitänTrond Blindow (* 1970), standen aufdem Seitendeck um das Staatsoberhauptmit maritimen Zeremoniell zubegrüßen.Am 17. Dezember 2012 flog BundespräsidentGauck mit seiner LebensgefährtinDaniela Schadt – begleitetvon Generalinspekteur Wieker– zu einem dreitägigen Besuch nachAfghanistan und traf dort mit deutschenund alliierten <strong>Soldaten</strong> sowie zivilenHelfern zusammen. Es war nachden Bundespräsidenten Köhler (2010)und Wulff (2011) der dritte Besuch einesdeutschen Staatsoberhauptes beiden <strong>Soldaten</strong> in Afghanistan. Die ersteStation seiner vorweihnachtlichenReise – eingeschränkt durch Nebelund Schnee – war Kabul, wo Gaucku.a. den afghanischen PräsidentenHamid Karsai traf und mit muslimischenReligionsgelehrten diskutierte.Von Kabul reiste er ins Camp Marmalnach Mazar-i-Sharif weiter. Begleitetvon Generalmajor Erich Pfeffer (*1958), dem Kommandeur des RegionalkommandosNord, gedachte dasStaatsoberhaupt im Ehrenhain der gefallenen<strong>Soldaten</strong>, indem er ein Grablichtfür sie entzündete. Während einesFrühstücks mit US-<strong>Soldaten</strong> ließsich Gauck über die ZusammenarbeitGedenken im Ehrenhain von Mazar-i-Sharif 2012: (Von links) GeneralmajorErich Pfeffer, Kommandeur des ISAF-Regionalkommandos Nord,Frau Michaela Schadt, Bundespräsident Gauck und GeneralinspekteurVolker Wiekervortragen und zeichnete dann zweiUS-Verbände mit Fahnenbändern fürihr Engagement aus. Am Abend standein gemeinsames Essen mit deutschenund internationalen <strong>Soldaten</strong>, Polizistenund Entwicklungshelfern im„Planet Mazar“, einem der Cafés imCamp auf dem Programm. Er zeigtesich von ihrem Einsatz und den Entbehrungen,die sie und auch ihre Familienin Kauf nähmen, beeindruckt.Hinsichtlich der Lage in dem Landam Hindukusch, in dem immer nochkriegsähnliche Zustände herrschten,räumte er ein, dass die „gemeinsamenAnstrengungen bei der Ausbildungund beim Aufbau … durchaus nochnicht am Ziel“ wären, doch sprach er„bewusst von Erfolg“. Allerdings wärees „keine rein militärische Aufgabe,denn militärisches Handeln alleinkönne bestenfalls Räume sichern.“Die Wahrnehmung des Einsatzes inMedien und Öffentlichkeit hingegenwiese eine Schieflage auf.34 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


BLICK IN DIE GESCHICHTE„Von verwundeten und getöteten<strong>Soldaten</strong> hören wir verlässlich. Vonneuen Stromanschlüssen, gelungenenUnternehmen, erfolgreichen Schulabschlüssenselten.“Gauck bezeichnete sich als einen„optimistischen Realisten“ undwünschte sich daher „weder Schwarzmalerei,noch Schönfärberei, sondernRealismus.“ Sein Besuch hätte seine„Sicht auf das Land und die Problematik… schon gehörig verändert.“Die Floskel von Deutschlands Freiheit,die am Hindukusch verteidigtwürde, benutzte er nicht. Die offeneArt des Bundespräsidenten, der keinerleiBerührungsängste zeigte, kamgut an. Ein Abstecher zum Außenposten„Operation Point North“ und dendort stationierten 600 <strong>Soldaten</strong> musstewegen schlechten Wetters entfallen.In seiner Weihnachtsansprache2012, der ersten in seiner Amtszeit,erwähnte der Bundespräsident seinenBesuch in Afghanistan wenige Tagezuvor und sagte:„Es hat mich beeindruckt, wiedeutsche Soldatinnen und <strong>Soldaten</strong>unter Einsatz ihres Lebens Terrorverhindern und die Zivilbevölkerungschützen. Mein Dank gilt ihnen – wieauch den zivilen Helfern dort.“Einen knappen Monat nach seinemBesuch in Afghanistan ließ sichder Bundespräsident beim Einsatzführungskommandoin Potsdam unterrichten.Am Mittwoch, dem 16.Januar 2013, besuchte Gauck denStab in Potsdam unter GeneralleutnantRainer Glatz (* 1951). Per Video-Konferenzunterhielt er sich mit<strong>Soldaten</strong> in verschiedenen Einsatzorten.So berichtete Oberst MarcusEllermann (* 1967), der Kommodoredes Flugabwehrraketengeschwaders1 „Schleswig-Holstein“, überden Sachstand beim gerade begonnenen„Patriot“-Einsatz „Active FenceTurkey“ an der türkisch-syrischenGrenze, und danach kamen die deutschenKontingentführer von UNIFIL,„Atalanta“ und KFOR zu Wort. Glatznutzte seinen Vortrag, um für „seine27 Einzelkämpfer“ zu werben, jene<strong>Soldaten</strong> im Medienschatten, die fernabin den Beobachtermissionen einewichtige Aufgabe erfüllten, in denMedien und in der Wahrnehmung inder Bevölkerung jedoch so gut wie garnicht vorkämen.AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013Am 20. Juli 2013 hielt BundespräsidentGauck beim FeierlichenGelöbnis der Rekruten vor dem BerlinerReichstag die Festrede. 500Rekruten aller Teilstreitkräfte ausganz Deutschland, u.a. <strong>Soldaten</strong> der5. Kompanie des Panzerbataillons 393aus Bad Salzungen und des Panzerpionierbataillons701 aus Gera. ZweiJahre zuvor hatte BundespräsidentWulff an gleicher Stelle gesprochen.Zum <strong>Soldaten</strong>beruf sagte Gauck:Es ist ein Beruf, der von Ihnenverlangt, verschiedene Rollen zuübernehmen – Beschützer und Kämpfer,Katastrophen- und Aufbauhelfer.… In letzter Konsequenz kann er bedeuten,das eigene Leben einsetzenzu müssen. Er kann bedeuten, Menschenzu töten – und den Tod von Kameradenmitzuerleben. … All dieswird auch Ihre Eltern, Ihre Kinder,Ihre Lebenspartner und Freunde bedrücken.“An die anwesenden Politiker appellierteer, dafür zu sorgen, dass die<strong>Soldaten</strong> für ihre Aufgaben gut ausgebildetund ausgerüstet werden.„Dass man Ihnen zur Seite steht– wenn nötig auch über Ihren aktivenWehrdienst hinaus. … Selbstverständlichsollte es sein, dass wirdie Verletzungen der Seele genausoaufmerksam behandeln wie die desKörpers. … Das Gelöbnis an diesembesonderen Ort sollte darum auch einVersprechen der Parlamentarier sein:Wir kümmern uns um unsere Parlamentsarmee,um jeden einzelnen unsererStaatsbürger in Uniform.“Gauck wiederholte die Worte HelmutSchmidts, der fünf Jahre zuvorden Rekruten bei ihrem Gelöbnis vordem Reichstag versprochen hatte:„Dieser Staat wird Euch nichtBesuch beim Einsatzführungskommando 2013: Generalleutnant RainerGlatz begrüßt den Bundespräsidentenmissbrauchen!“Unklar blieb das Staatsoberhauptallerdings mit seiner Ableitung derkonkreten Vorbildfunktion des 20. Juli1944 für die Bundeswehr. Gauck wieszwar auf die bekannten Grenzen vonBefehl und Gehorsam innerhalb derBundeswehr hin, wenn gegen Rechtund Menschenwürde verstoßen wirdund stellte dann fest:„Auch <strong>Soldaten</strong> haben die Pflichtzum Widerstand, wenn die freiheitlichdemokratische Grundordnunggefährdet ist.“Wünschenswert wäre der Hinweisgewesen, dass durch das vonihm gewählte Beispiel individuellenMissbrauchs militärischer Befehlsbefugnisnicht gleich unsere staatlicheGrundordnung gefährdet wirdund eine Antwort darauf, wie sich dieBundeswehr in einer hypothetischen,analogen Lage zu jener von 1944 verhaltensollte, wenn Widerstand gegenein politisches System, das Recht undGesetz mit Füßen tritt, geboten ist.Andererseits ist eine kurze Festan-35


BLICK IN DIE GESCHICHTEsprache nicht geeignet, solche Grundsatzfragenauszuloten. Mutig hätten esviele <strong>Soldaten</strong> wahrscheinlich empfunden,hätte das Staatsoberhaupt jenenKräften eine Rüge erteilt, die Jugendoffizierender Armee den Zutrittzu Schulen verweigern und dies nochals „Friedenstat“ darstellen.Zum zweiten Bürgerfest des BundespräsidentenEnde August 2013 imSchloss Bellevue waren auch fünf einsatzversehrte<strong>Soldaten</strong> – zwei Stabsgefreite,ein Stabsunteroffizier, einOberfeldwebel und ein Hauptfeldwebel– eingeladen. Gauck erwähnte siebei seiner Begrüßung ausdrücklichund sagte, dass das Schicksal derer,die alles riskiert haben, für andereMenschen oft außen vor bliebe. „Diemeisten von uns ahnen nur, was dasbedeutet“, so der Präsident. „Wir sinddankbar dafür, Sie heute in unsererMitte zu haben.“In seiner Rede beim zentralenFestakt zur deutschen Wiedervereinigungin Stuttgart am 3. Oktober 2013erwähnte Gauck die Bundeswehr, diehelfe, „in Afghanistan und im Kosovoden Frieden zu sichern“ und mahnteDeutschland an seine Verantwortung.„Diese politische und militärischeOrdnung gerade in unübersichtlichenZeiten zu erhalten und zukunftsfähigzu machen – das ist unser wichtigstesInteresse. … Nimmt Deutschland seineVerantwortung ausreichend wahrgegenüber den Nachbarn im Osten,im Nahen Osten und am südlichenMittelmeer? Welchen Beitrag leistetDeutschland, um die aufstrebendenSchwellenmächte als Partner der internationalenOrdnung zu gewinnen?… Unser Land ist keine Insel. Wirsollten uns nicht der Illusion hingeben,wir könnten verschont bleibenvon den politischen und ökonomischen,den ökologischen und militärischenKonflikten, wenn wir uns anderen Lösung nicht beteiligen.“Die bisherige Wahrnehmung derBundeswehr durch BundespräsidentGauck ist wohlwollend, aufgeschlossenund interessiert und liegt damitauf der Linie seiner Vorgänger. ❏Literatur:Gauck, JoachimWinter im Sommer – Frühling imHerbst: ErinnerungenSiedler Verlag München 2009GKS-Bereich WestÜber den ersten Advent vom 29.November bis 1. Dezemberfand in Wermelskirchen im Haus„Maria in der Aue“ di e Bereichskonferenzdes Bereichs West statt.Neuwahlen standen auf dem Programm,deshalb wurden am Freitagabendnoch ein Wahlvorstand gewählt,der die Neuwahlen am Samstagleitete.Am Samstagvormittag wurde esinteressant. Der Bereich West wolltemit seinen Kreisvorsitzenden fürseine Kreisvorsitzenden eine Handreichungerarbeiten, welche die Planung,Durchführung und Abrechnungeines Familienwochenendeserleichtern soll. Was lag näher, alseine erfahrene Vortragende mit ihrenErfahrungen den Teilnehmerneine Vorlage zu geben, damit ausdem Kreis der Teilnehmer heraus inGruppenarbeit die „Feinarbeit“ geleistetwerden sollte. So trug OberstabsärztinDr. Karin Schrödl vor,mit welchen Mühen, aber auch mitwelchen Erfahrungen sie „ihr“ Familienwochenende„über die Bühnebrachte“. Gegliedert in Vorarbeit,Planung der Teilnehmer, Mitnahmeder benötigten Formulare, dieBrücken bauendann ausgefüllt werden müssen,Abrechnung vor Ort im Hotel mitden gesonderten Hinweisen für Referenten,Kinderbetreuung und Eigenanteil,bis hin zur Abrechnungmit dem Schatzmeister wurde denTeilnehmerinnen und Teilnehmernalles nahe gebracht, dann über dieMittagspause ein „roter Faden“ ausgedrucktund am Nachmittag stiegman in die Gruppenarbeit ein. Damitwurde durch Feinarbeit die Einzelheitenan das Gerüst gebracht.Vor der Gruppenarbeit trugOberstabsfeldwebel JoachimLensch zum Jahresthema der GKS2014 vor. Beginnend mit den Brücken,die jeder im Portemonnaiehat (auf der Rückseite der Euronotenbefinden sich Brücken!), schluger den Bogen über die verbindendeFunktion der Brücken in den Einsatz.Denn dort werden ja Brückengebaut, nicht nur von den <strong>Soldaten</strong>vor Ort zur Zivilbevölkerung, sondernauch von den <strong>Soldaten</strong> in dieHeimat zurück. Mit etlichen Ideenund Anregungen für die Ausgestaltungdieses Themas im Jahr 2014,schloß Joachim Lensch seinen kurzenImpulsvortragDa man ja im Advent war, warendie Familien dabei. Für die Partnergab es eine Unterrichtung in Symptomedes Burn-Out, damit der Partnerund die Partnerin merkt, wannbeim Lebensgefährten die Grenzeerreicht ist und vor allem, wie mandann helfen kann, damit es nichtzum Schlimmsten kommt. OberstabsärztinDr. Michaela Simka botso den mitreisenden Gefährtinnenund Gefährten ein abwechslungsreichesProgramm, denn nach derErkennung der Überlastung wurdegezeigt wie man mit Entspannungsübungendiesem Stress entgegenwirkenkann. Als anerkannteMusiktherapeutin erschollen unterihrer Anleitung muntere Trommelklängedurch das Haus, allerdingsim Erdgeschoss, damit die Arbeitsgruppenim vierten Stock nicht überGebühr gestört wurden.Mit dieser Bereichskonferenzschlug der Bereich West die Brückevon der Bundeskonferenz hinein indie Kreise, damit die Anregungen,die gegeben wurden, aufgenommenwerden können für ein erfolgreichesJahr 2014. ❏(Text: Bertram Bastian)36 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


KIRCHE UNTER SOLDATENKatholisches MilitärbischofsamtVerabschiedung von Militärgeneralvikar Walter WakenhutVON BERTRAM BASTIANIm Rahmen der 58. Gesamtkonferenz der Katholischen Militärseelsorger und –seelsorgerinnen in Berlin, verabschiedeteder Katholische Militärbischof für die Bundeswehr, der Essener Diözesanbischof Dr. Franz-JosefOverbeck, seinen Militärgeneralvikar und langjährigen Leiter des Militärbischofsamtes, Walter Wakenhut.Wakenhut, der 1968 in der Diözese Passau zum Priester geweiht wurde, hatte das Amt seit Oktober 2000 inne.Nach der Ernennung 1997 zum Prälaten wurde er 2007 zum Apostolischen Protonotar ernannt.Die Festrede hielt der emeritierte ProfessorDr. Wolfgang Beinert (Bild 1,rechts) „Vaticanum II – ein Rückblickauf die Zukunft der Kirche“ im Rahmender Gesamtkonferenz. Er begann seinenVortrag geschichtlich mit der Ankündigungdiese Konzils, welches von JohannesXXIII. überraschend einberufen wurdeund eben nicht eine Fortschreibung des I.Vaticanums von 1870/1871 sein sollte. Damalswurde das Konzil wegen des deutschfranzösischenKrieges nicht zu Ende geführt.Johannes XXIII. wollte das „Fensterzum Morgen“ aufstossen – „aggiornamento“war sein Leitwort und wurde zumLeitwort des Konzils. Beinert stellte die Frage „wo standdie Kirche damals“, bevor er mit seinem Vortrag fortfuhr.Fest stand für den Redner nur eine Tatsache: dassdie innovative Kraft der Kirche habe in der naturwissenschaftlich-technischenNeuzeit versagt. Zwei verheerendeKriege hätten die Technik in atemberaubende Höhengeschraubt und unter anderem der Menschheit gezeigt,dass es mit der zwischenstaatlichen Nächstenliebe nicht soweit her sei. Nach dem Willen von Johannes XXIII. wolltesich die Kirche nicht der Neuzeit öffnen, nein, sie musstees! Mit all den Problemen, die bis heute andauern. Direktnach der Ankündigung hätten schon innerkirchliche Widerständeüberwunden werden müssen, führte Prof (em)Beinert aus. Zehn Kommissionen seien zur Vorbereitungeingesetzt gewesen, insgesamt drei Jahre benötigte die Kuriezur Vorbereitung. Nach dem Willen des Papstes solltees ein Konzil der Kirche für die Kirche werden. In seinervielbeachteten Eröffnungsrede begann Johannes XXIII.mit den Worten „gaudet mater ecclesia – es jubelt dieMutter Kirche“. Zwei Jahre später starb Johannes XXIII.Damit wäre das Konzil eigentlich beendet gewesen. SeinNachfolger, Papst Paul VI. sei bei der Ankündigung desKonzils zu den Gegenern gerechnet worden, sagte Prof(em) Beinert, aber er führte das Konzil fort. Er habe sichin das Konzil eingebracht, habe bei den Themen Ehelehreund Zölibatsfrage autoritativ eingegriffen und – da eraus dem diplomatischem Dienst kam, dem Kompromissenicht fremd sind – sei auf die Kritiker zugegangen, ummöglichst einmütige Schlussabstimmungen zu bekommen.Der Festredner fügte hinzu, dass „Gaudium et Spes“ erstwährend des Konzils entstanden sei und somit nicht in denVorbereitungskommissionen schon „glattgeschliffen“ indie Beratungen gegeben worden sei. Erselbst sehe vier Impulse des Konzils fürdie Zukunft de Kirche.Der erste Impuls sei der sakramentaleImpuls der Kirche (Sakramentalitätder Kirche). Der Begriff „Kirche“ sei niemalsoffiziell definiert worden, führte Beinertaus. Erst das II. Vaticanum habe inLumen Gentium über die Kirche gesagt:„Die Kirche ist ja in Christus gleichsamdas Sakrament, das heißt Zeichen undWerkzeug für die innigste Vereinigungmit Gott sowie für die Einheit der ganzenMenschheit“. Wenn die Kirche sichselbst als Sakrament sehe, könne sie sichauch selber korrigieren und deshalb als gesellschaftlichesKorrektiv wirksam werden.Das zweite sei der gemeinschaftliche Impuls der Kirche(Kommunionalität der Kirche). Der autokratische undzentralistische Führungsstil der Päpste sei erst im Konzil1870/1871 festgeschrieben worden sagte Beinert, somiterst 150 Jahre alt. So sei dem römischen Bischof eineLeit- und Vorbildfunktion schon seit altersher zugeordnetgewesen, aber erst in dem angesprochenen Konzil sei dasWeisungsrecht zementiert worden. Ebenso sei es mit denOrtskirchen geschehen. Die Fähigkeit, sich vor Ort denBild 1Gegebenheiten anzupassen und zu reagieren, sei durchdie „Überhöhung“ des Bischofs von Rom obsolet geworden.Mit dem Hinweis auf die Weltkirche würden lokaleÄnderungen/Verbesserungen verhindert. Leider sei diesauch auf der Ebene der Bischöfe geschehen, führte Beinertweiter aus. Die gedachte Zusammenarbeit der internationalenBischofssynode mit dem Papst zusammen, seiAUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 201337


KIRCHE UNTER SOLDATENverkümmert und nicht mehr im Sinne der gemeinschaftlichenKirchenleitung.Bild 2Der dritte Impuls beträfe das Verhältnis zwischenKirche und Staat (Korrelatinalität von Kirche und Welt).Glieder der Kirche seien immer auch Glieder des Staates,bzw. nichtkirchlicher Organisationen in einem Staatsgebilde.Noch in der Enzyklika von Johannes XXIII. von 1961hieße es „Mater et magistra gentium a Christo Jesu.....CatholicaEcclesia constitua est – Mutter und Lehrmeisterinder Völker ist die Katholische Kirche“. Diesem absolutenObrigkeitsdenken habe das Konzil entschieden entgegengesteuert,führte Beinert aus. Ohne die kirchliche Authoritätin Frage zu stellen, habe das Konzil die Realität zurSeite gestellt. Statt von oben nach unten zu denken, warendie Konzilsväter in der Lage horizontale Wege aufzuzeigenwie in GS 33, es sei Wunsch der Kirche „das Lichtder Offenbarung mit der Sachkenntnis aller Menschen inVerbindung zu bringen“. Dieser Aspekt war völlig neu.Der vierte Impuls schließlich sei der Dialogcharakterder Kirche. Aus dem dritten Impuls folgend sei es einleuchtend,dass die Kirche mit der Welt in Dialog trete,sagte Prof (em) Beinert. In dieser Welt leben Christen,Nicht-Christen, MuslimenAtheisten, Juden etc. Also seies doch Aufgabe der Kirche mit all diesen Gruppen undGruppierungen zu sprechen , in einen Dialog zu treten undBild 3so im besten Sinne des Wortes Verkündigung zu betreiben,denn worüber solle die Kirche sprechen, wenn nicht mitihrer Hauptbotschaft, der frohen Botschaft, dem Evangelium.Aus all den Diskussionen der Konzilsväter, beratenvon ihren „periti“ sei die Erklärung „nostra aetate“ entstandenüber das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichenReligionen. Folgerichtig sei am letzten Arbeitstagder Versammlung, dem 7. Dezember 1965, die Erklärung„dignitatis humanae“ veröffentlicht worden, über die Religionsfreiheit.Zum Schluß seiner Ausführungen betonte Prof (em)Beinert, dass das II. Vaticanum noch gut in der Zeit läge.Schließlich seien alle großen Veränderungen in der Kircheerst 100 Jahre später so richtig zur Geltung gekommen.Die Frage sei aber erlaubt, ob die Welt der Kirche dieseempirische Frist auch heute noch zugestehe.Nach der Aussprache zu diesem Vortrag moderierte derLeitende Militärdekan Monsignore Rainer Schadt dieRednerliste. Den Anfang machte Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck, der Wakenhut als Brückenbauer für dieBild 4Menschen und für die Menschenrechte würdigte. Mit seinerHaltung, die stets vernünftig und den Zeitgeist widerspiegelndwar, führte Wakenhut die Kurie durch teils sehrunruhiges Fahrwasser. Die Herausforderungen fandenmenschlich gesehen in den Anschlägen auf die Bundeswehrin Afghanistan und die anschließende Trauerbewältigungihren Höhepunkt. Als Leiter der BundesoberbehördeMilitärbischofsamt standen die Strukturwandlungen imFokus des Generalvikars. Beide Aufgaben habe er auf dieihm eigene souveräne Art und Weise gemeistert, führte derBischof aus. Auch der ehemalige Militärbischof Dr. WalterMixa dankte kurz „seinem“ Generalvikar, auf den er sichstets habe verlassen können (Bild 2).Der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Thomas deMaizière, hob den hohen Stellenwert der Militärseelsorgehervor, den diese bei allen <strong>Soldaten</strong> genießen würde. Dabeisei der Generalvikar immer der Hirte, der auch undgerade in der Vakanz als Leiter der Katholischen Militärseelsorge,seine Schafe suchte und besuchte. Zum Dankund als Anerkennung für seine großen Verdienste zeichneteder Minister Wakenhut im Auftrag des Bundespräsidentenmit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der38AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


KIRCHE UNTER SOLDATENBundesrepublik Deutschland aus (Bild 3).Nach dem Minister sprach der Wehrbe<strong>auftrag</strong>tedes Deutschen Bundestages, HellmutKönigshaus, Wakenhut seinen Dank fürdie stets am Menschen orientierte Zusammenarbeitaus. Für die Diözese Passau, derHeimatdiözese Wakenhuts, nahmen der DiözesanadministratorDr. Klaus Metzl, DomkapitularGerhard Auer und Prälat LorenzHüttner, der frühere Generalvikar der Diözese,an der Feier teil.Anschließend sprachBild 5für die Evangelische Militärseelsorge MilitärgeneraldekanMatthias Heimer.Als „letztes Hindernis vor der Suppe“ sprach für dieLaien der Bundesvorsitzende der <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong><strong>Soldaten</strong> (GKS) Oberst Rüdiger Attermeyer (Bild 4,mitte). Er kennzeichnete zutreffend die Laien als Vertreterdes Bedarfsträgers, der Militärseelsorgewünsche und benötige, um den herausforderndenDienst zu gestalten und zu bestehen.Für das Laienapostolat sei der scheidendeGeneralvikar immer ein Begleiterund verlässlicher Förderer gewesen. Als„guter Hirte“ habe er die außerordentlicheBundeskonferenz der GKS 2010 inFulda ermöglicht, in der letztendlich die„Fuldaer Ordnung und Wahlordnung“ beschlossenwurde. Zum Dank schenkten dieLaienorganisationen, Katholikenrat beimkatholischen Militärbischof und GKS, Walter Wakenhut einvergoldetes Kreuz, geschmiedet aus Damaszener Stahl. Sowurde das Wort „Schwerter zu Pflugscharen“ umgedeutetin „Schwert zu Kreuz“ (Bild 5). ❏(Fotos: Bertram Bastian)Bundeskonferenz der GKSPräventionsordnung und AusführungsbestimmungenSeit mehreren Jahren erschüttern immer wiederMeldungen über den sexuellen MissbrauchMinderjähriger in Schulen, Sportvereinen,im sozialen Nahraum und auch innerhalbkirchlicher Institutionen. Im Jahr 2010 hatdie Deutsche Bischofskonferenz darauf reagiertund eine Rahmenordnung zur Prävention von sexuellemMissbrauch Minderjähriger verabschiedet.Diese ist für alle innerhalb der deutschenKatholischen Kirche handelnden Menschen, seies auf der Ebene der Gemeinde, im Hauptamtoder ehrenamtlich und damit auch für die katholischenVerbände bindend. Somit ist klar, dassdiese Rahmenordnung auch von der GKS, alseinem Personalverband innerhalb des Jurisdiktionsbereichsdes Katholischen Militärbischofsfür die Bundeswehr umzusetzen ist. Es geht hierdarum, der Verantwortung für das Wohlergehenund die körperliche und seelische Unversehrtheitder anvertrauten Kinder und Jugendlichen gerechtzu werden.Der Bundesvorstand hat deshalb beschlossen, derBundeskonferenz als dem höchsten Beschlussgremiumder GKS, eine eigene Präventionsordnungmit eigenen Ausführungsbestimmungen für dieGKS vorzuschlagen. Im Bewusstsein der hohenVerantwortung, die alle für den Schutz der anvertrautenKinder und Jugendlichen tragen, hatsich die Bundeskonferenz einstimmig zu dieserPräventionsordnung und den dazugehörigenAusführungsbestimmungen bekannt.Mit der Präventionsordnung und der Ausführungsvorschrifthat sich die GKS ein Instrumentariumgeschaffen, mit dessen Hilfe sie im Ernstfallhandlungsfähig wäre, das aber in erster Liniedazu dient, das Eintreten eines solchen Ernstfallszu verhindern und für mögliches eigenes oderfremdes übergriffiges Handeln gegenüber Kindernund Jugendlichen, weit im Vorfeld einerMissbrauchshandlung sensibel zu machen.Sollten bei der Anwendung undUmsetzung der Ordnung oder derAusführungsvorschriften Fragen entstehen, sostehe ich gerne jederzeit für Auskünfte oder insonstiger Weise unterstützend zur Verfügung.Regina Bomke,Präventionsverantwortliche der GKSAUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 201339


KIRCHE UNTER SOLDATEN40 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


KIRCHE UNTER SOLDATENAUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 201341


KIRCHE UNTER SOLDATEN42 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


KIRCHE UNTER SOLDATENAUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 201343


KIRCHE UNTER SOLDATEN44 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


KIRCHE UNTER SOLDATENBundeskonferenz der GKSWahlen und BerufungenWährend der Bundeskonferenz der <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong> wurden Wahlen durchgeführt und Berufungenbestätigt. Der Bundesvorsitzende Oberst Rüdiger attermeyer wurde im Amt bestätigt, die beiden Stellvertreterdes Bundesvorsitzenden haben sich in diesem Heft den Leserinnen und Lesern vorgestellt.Bei den Berufungen gab es folgende Ergebnisse:Be<strong>auftrag</strong>ungsbereichBundesgeschäftsführerinHaushaltsbe<strong>auftrag</strong>terVors. SA Sicherheit &FriedenVorsitzender ISVorsitzender SA Innere FührungVorsitzender SA KommunikationVerantw. Redakteur AUFTRAGIT-Be<strong>auftrag</strong>terPressesprecherSeminar 3. Lebensphase „NÜRNBERG“Seminar 3. Lebensphase „FULDA“Vorschlag/bestätigtRegina BomkeOStFw a.D. Johann-A. SchacherlOberst Josef Schmidthofer (bis Nachfolger gefunden)OTL Christoph AuervakantOTL Marian SchiebilskiOTL a.D. Bertram BastianOStFw a.D. Hubert Bernerswird vom verantw. Red. AUFTRAG wahrgenommen.OStFW a.D. Friedrich MierbethOStFw a.D. Reinhard Kießner, Frau Gudrun KießnerIm nachfolgenden möchte ich ganz kurz den Mittwochanreißen, den Schwerpunkt der Berichterstattung legeich allerdings auf den „Arbeitstag“, den Donnerstag. AmMittwoch früh wurde die Bundeskonferenz der GKS durchden Bundesvorsitzenden der GKS, Oberst Rüdiger Attermeyereröffnet. Der Bundesvorsitzende begann mit der Vorstellungdes Rechenschaftsberichts, woran im Anschlussdarüber eine Aussprache stattfand. Fortgesetzt wurde dieBundeskonferenz mit einem sehr aktuellen und brisantenThema, denn die Bundesgeschäftsführerin der GKS, ReginaBomke behandelte das Thema „Prävention von sexuellemMissbrauch an Minderjährigen“ sehr ausführlichBundeskonferenz der <strong>Gemeinschaft</strong>der katholischen <strong>Soldaten</strong> (GKS)VON RAINER ZINKund äußerst kompetent. Dieses zeitgemäße Thema stießauf großes Interesse bei allen Teilnehmern der Bundeskonferenz,und anschließend wurde darüber auch besondersrege diskutiert. Darüber hinaus wurde dann ein/ePräventionsverantwortliche/r der GKS gewählt und dieWahl fiel auf unsere Geschäftsführerin. Am Nachmittagwurde nach der Bundeskonferenz der GKS e.V. vom Vorsitzendendes Sachausschusses Kommunikation, OberstleutnantMarian Schiebilski dargestellt, welche Möglichkeitender Kommunikation genutzt werden könnten, umdadurch Interesse für unsere <strong>Gemeinschaft</strong> zu wecken.Die Theologische Einführung in das Jahresthema 2014AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 201345


KIRCHE UNTER SOLDATEN„Mit Christus Brücken bauen“ die unser Geistlichen Beirat,Militärdekan Bernd F. Schaller überaus informativund interessant gestaltete, rundete diesen ersten Tag derBundeskonferenz ab.Die Zeichen der Zeit deuten – und handelnDer Donnerstag stand ganz unter dem Motto der diesjährigenWoche der Begegnung: „Die Zeichen derZeit deuten – und handeln“ und der Bundesvorsitzendehat nach dem Morgenlob mit einem spannenden und aufschlussreichenVortrag in diese Thematik eingeführt. Dabeisollte zusätzlich die Frage bearbeitet werden: „WelcheHerausforderungen hat sich die GKS mit Blick auf die sichwandelnde Situation in den Streitkräften und der KatholischenKirche in Deutschland zu stellen?“Attermeyer betonte dabei, dass in der diesjährigenBundeskonferenz die bisherigen Arbeitsergebnisse derGKS fortgesetzt werden müssten und es komme im Weiterendarauf an, die Ideen und Gedanken zusammenzufügenund konstruktiv weiterzubearbeiten. Ferner ging erauf die Struktur der Bundeswehr ein, auf die Reduzierungder Bundeswehr und damit natürlich auch verbunden, dieVerringerung der religiösen Bindung der <strong>Soldaten</strong> in denStreitkräften. Somit werde auch der Anteil der katholischen<strong>Soldaten</strong> sich vermindern, so der Bundesvorsitzende. Ineinem weiteren Punkt sprach er über die derzeitige Umsetzungder Bundeswehrreform und die nach sich ziehendenVeränderungen in der Militärseelsorge, insbesonderestrukturell, die dann auch erst in 2014 verwirklich werdenkönnten. Im nächsten Abschnitt befasste sich OberstAttermeyer mit der religiösen Prägung der <strong>Soldaten</strong> under stellte fest, dass ein zunehmend größerer Teil der <strong>Soldaten</strong>– und auch des Führerkorps diese religiöse Prägungvermissen lasse und keine Orientierung habe. Dies bedeute,dass bei ethischen Fragen keine Grundlage vorhandensei und das würde gerade im Einsatz von besonderem Belangsein. Der Bundesvorsitzende verwies in diesem Zusammenhangauf die Seminare der GKS-Akademie OberstKorn, die speziell diese Fragen erörtern und immer wiederzu einer Lösung beitragen. Nach diesem Anteil beschäftigtesich der Bundesvorsitzende mit den Grundlagen derGKS und er fokussierte sich dabei auf das LeitershofenerProgramm, wo sich eindeutige Fragen stellten:– Welche Art Veranstaltungen brauchen wir?– Welches Material brauchen wir?– Welche Struktur (in der Fläche und in der Spitze) kanndie Arbeit leisten?Oberst Attermeyer erläuterte, dass wir gerade überdies Fragen gemeinsam nachdenken und Antworten herbeiführenmüssten und er ging in diesem Abschnitt nochspeziell auf einen weiteren Punkt des Leitershofener Programmsein. Er stellte fest, dass sowohl Priestermangelals auch finanzielle Engpässe zu tiefgreifenden Veränderungenin den Bistümern geführt hätten und auch die Militärseelsorgedavon betroffen sei. Attermeyer führte dazubewusst die Ziffer 2104 weiter aus: (Zitat) „Die GKS istauf Unterstützung durch Finanzmittel auf dem kirchlichenHaushalt angewiesen. Um die Existenz und Unabhängigkeitdes Verbandes langfristig zu erhalten, sind eigeneMittel unverzichtbar.“ Der Bundesvorsitzende forderte dieTeilnehmer der Bundeskonferenz dazu auf, sich darüberGedanken zu machen, da nach seiner Auffassung dieserErkenntnis nicht ausreichend Rechnung getragen sei. AmEnde seines Vortrages verwies Attermeyer auf den Auftragder GKS und er betonte dabei, dass es besonders wichtigsei, auch den spirituellen Teil des Glaubens gemeinsamzu erleben. Dies müsse auch weiterhin elementarerBestandteil der GKS-Arbeit auf allen Ebenen bleiben, soder Bundesvorsitzende und er bemerkte ausdrücklich,dass unser Verband diesbezüglich auf allen Ebenen GeistlicheBeiräte benötigten, die uns unterstützen und dafürsorgen, dass wir nicht nur „organisatorisch denken“ unddabei den wahren Grund unseres Engagements verlieren.In einer anschließenden Aussprache wurde erneut diesesThema behandelt, viele interessante Beiträge, Vorschlägeund auch Lösungsansätze wurden dazu besprochen undalle Teilnehmer waren sich einig, diese Vorschläge weiterim Fokus festzuhalten. Vor der Mittagspause wurde dannnoch die Mitgliederversammlung des Förderkreises derGKS e.V. (FGKS) durchgeführt. Eine zusätzliche Einladungzur Mitgliederversammlung der FGKS wird erneutzur Oberst Korn Akademie erfolgen.BrückencafeNach dem immer geschmackvollen Mittagsmahl wurdeein sogenannter Workshop eingerichtet. Der GeistlicherBeirat, Militärdekan Franz Schaller hat dazu zu einem„Brückencafe“ eingeladen, bei dem das Thema „Zeichender Zeit deuten und handeln – das geht jeden an!“ bearbeitetwerden sollte. Dazu hat der Militärdekan nach derMethode „World-Cafe“, die von den UnternehmensberaternBrown und Isaacs entwickelt wurde, die Teilnehmerin sechs Gruppen eingeteilt, die dann nach jedem Durchgangan einem anderen Tisch wechseln sollten. Die jeweiligensogenannten Gastgeber der Tische allerdings solltenan ihren Tischen bleiben, denn diese hatten auch dieAufgabe, den Auftrag an „ihre“ Gruppe in fünf Minutenweiter zu geben. Die Gruppe hatte dann wiederum denAuftrag, binnen 15 Minuten sich Gedanken über diesenAuftrag zu machen, diese Gedanken auf der Tischdeckezu dokumentieren und darüber hinaus auch eine Zusammenfassungaufzubereiten. Somit wurden insgesamt sechsArbeitsphasen durchgeführt.Die Ergebnisse sollten dann im Anschluss von der Bundesgeschäftsführerinvorgestellt werden. Alle Teilnehmerwaren mit regem Interesse bei dieser Aufgabenstellungaktiv und unser Geistlicher Beirat war höchst erfreut,mit welchem Engagement alle Anwesenden sich auf dieseAufgabe einstellten. Der Militärdekan erläuterte, dassdiese Methode schon beim Strategieprozess der Militärseelsorgeangewandt wurde und er erklärte, dass die Arbeitsergebnisseweiter vorgestellt würden. Ferner betonteer, dass schon jetzt deutlich erkennbar sei, dass die GKSeine Menge an Kraft und Zukunft bringe, da sich jeder soeinbringt, wie er kann und dabei seine guten Ideen undseine Kompetenz verwirklichen könne. Schaller verdeutlichteerneut die Punktevergabe, erläuterte nochmals die46 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


KIRCHE UNTER SOLDATENweitere Bearbeitung und mit einem hohen Maß an Professionalitäthat er diese Moderation abgeschlossen, ohne dabeizu erwähnen, dass diese Kompetenzfelder auch weiterhinbetrieben werden müssten.Aufgaben im Brückencafe mitanschließender knapper BewertungWie schon erwähnt, hat der Geistlicher Beirat dieTeilnehmer in sechs Gruppen eingeteilt und somitauch sechs verschiedene Fragen gestellt, auf die ich imNachgang nochmals kurz eingehen möchte. Darüber hinaushat auch unsere Bundesgeschäftsführerin schon eineerste Auswertung vorgenommen, von der ich eine kurzeZusammenfassung der Prioritätenliste hier bekannt gebenmöchte.Frage 1: „Was ist die GKS für Sie?“ Die absolut meistenWertungspunkte erhielt der Punkt geistige/geistliche/katholische Heimat, dicht gefolgt von der Aussage, dassdie GKS eine <strong>Gemeinschaft</strong> für <strong>Soldaten</strong>, deren Familienund Ehemalige sei. Als solche <strong>Gemeinschaft</strong> bildet sieeine Brücke und ist eine Plattform zum Informations- undErfahrungsaustausch über Generationen, zwischen Soldat/innen und Zivilisten, in die Kirche hinein und in die zivileGesellschaft.Frage 2: „Welche Themen soll die GKS aufgreifen?“In dieser Gruppe wurden über 40 Wertepunkte vergeben.Die Spitze besetzte das Thema „Werte“ als Überbegriffwobei im speziellen der Wertewandel und christliche WertePunkte erzielten. Die zweite Stelle belegte das Thema„(christllicher) Soldat im Einsatz“, zum anderen „Berufund Familie“ als Überbegriff und dazu die Vereinbarkeitvon Familie und Beruf. Den dritten Platz belegten auchwieder zwei Themen, das erste mit einem aktuellen Bezug,die „Drohnenproblematik“, das zweite befasste sich mitdem Glauben als Überbegriff sowie im Einzelnen: „Waserwartet der (christliche) Soldat im Einsatz von seinemGeistlichen?“Frage 3: „Wie sollen die Inhalte und Formen der regelmäßigenKommunikation und Publikationen der GKS aussehen?“Diese Frage erzielte 10 Wertepunkte. Vernetzungals wirksame Kommunikation nach außen, z.B in Form vonBlogs, aber auch die unmittelbare, persönliche Kommunikation,wie themenbezogener Gottesdienst wurden gleichermaßenbewertet. Darüber hinaus wurden noch Punktevergeben für aktuelle Inhalte, Zielgruppenanalyse sowiedie neu eingerichteten Sachausschuss Kommunikation.Frage 4: „Wie kann die inhaltliche und thematischeArbeit der GKS auf allen Ebenen gestaltet, unterstützt undvorangetrieben werden?“ Auch hier wurden nahezu 40Wertepunkte vergeben. Am höchsten bewertet wurde dieUnterstützung durch Referenten, dabei sollte ein professionellesReferentenpool zur Verfügung gestellt werden.Zudem wurde der Wunsch geäußert, die Kreise in ihrerGrundlagenarbeit aber auch mit Handreichung von Basicszu den Themen der GKS zu unterstützen. Ein weiterer Vorschlagzur Verbesserung der inhaltlichen Arbeit der GKSwar der Bitte um Unterstützung bei der Themenarbeit, inder Form, dass die Themenpapiere aktuell, zielgruppenorientiert,verständlich und halbjährlich vorgestellt werden.AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013Frage 5: „Welche Hilfestellungen könnten Ihnen dieArbeit vor Ort erleichtern?“ Dieses Thema wurde mit nahezu30 Punkten bewertet. Bei der inhaltlichen Unterstützungwurde die Begleitung/Ausbildung erwähnt undebenfalls wie schon in der vorangegangen Frage wurdeauch hier die Unterstützung mit Referenten angedacht.Bei der organisatorischen Unterstützung wurde deutlichvorangestellt die flexible Budgetierung. Als dritte Hilfestellungwurde die Zusammenarbeit mit den Seelsorgernvor Ort vorgeschlagen.Frage 6: „Wie können wir das Jahresthema 2014 „MitChristus Brücken bauen – als Soldat und Christ“ auf allenEbenen konkret umsetzen? Bei diesem Komplex wurden15 Punkte vergeben. Dabei sollte grundsätzlich der Dialogvon innen nach außen, von oben nach unten gesuchtwerden sowie aktive Kommunikation, so dass Brücken innerhalbder GKS entstehen (gebaut werden). Zudem wurdedie Notwendigkeit gesehen als Vorbild für christlichesHandeln aufzutreten, dabei soll auch das christliche Verhaltenbei Vorgesetzten geweckt werden mit Unterstützungdurch den Militärpfarrer.Alle Themen wurden von den Arbeitsgruppen angenommenund wie hier in der Bewertung auch ersichtlichwurden für alle Fragen schon deutliche Lösungsansätzeerzielt. Das Arbeiten im Brückencafe hat allen Teilnehmernsehr viel Spaß gemacht und die aufgezeigten Ergebnissesind somit für unsere GKS sicherlich ein Gewinn.An dieser Stelle sei noch einmal erwähnt, dass BundesgeschäftsführerinRegina Bomke sehr rasch die Arbeitsergebnissezusammengefasst hat, so dass alle Teilnehmerder Bundeskonferenz diese Ergebnisse nutzen können,um sie hier im Zeichen der Zeit zu deuten und zu handelnund weiter zu entwickeln. Der Bundesvorstand wird sichin seiner nächsten Sitzung mit der Prioritätenliste befassenund daraus Arbeitsaufträge für sich ableiten. Natürlichwerden auch die vielen Gedanken, die von den Teilnehmernauf den „Tischdecken“ festgehalten wurden, nichtverloren gehen. Die Auswertung der Inhalte ist hier bereitsin vollem Gange. Sicherlich wird auch hierüber im AUF-TRAG berichtet werden. Ein besonderer Dank gilt auchdem Geistlichen Beirat, der mit seiner Idee Brückencafedie Teilnehmer so motivieren konnte, dass sie solche guteResultate vorlegen konnten. ❏Redaktionsschluss fürAUFTRAG 293Freitag, 07. 02. 201447


KIRCHE UNTER SOLDATEN14.Seminar der GKS-Akademie„Kommunikation und Christsein in der Kirche unter <strong>Soldaten</strong>“VON MILITÄRBISCHOF DR. FRANZ-JOSEF OVERBECKZu Beginn unserer gemeinsamen Zeit ist ein Impuls vorgesehen, den ich, reflektierend auf die ethischen Herausforderungenfür christlich gebundene Soldatinnen und <strong>Soldaten</strong>, dem Thema der Kommunikation widmenwerde. 1Angesichts der vielen Veränderungsprozesse und neuennotwendigen Projekte in der Katholischen Militärseelsorgesind Worte des Mutes und der Zuversicht von Nöten,um die kirchliche ‚Gesamtwetterlage’ zu verbessern undVerunsicherungen aufzufangen. Gerade in den letzten Wochenkönnen wir leider wieder von starken Unsicherheitenfür die ganze Kirche in Deutschland sprechen. Doch wirdürfen angesichts einer gefährdeten Zukunft und des gegenwärtigkritisch Erlebten, das auch in Bedenken stürzenkann, uns nicht verleiten lassen, Sicherheiten künstlich zukonstruieren. Unsere Pflicht ist es, „Neuem“ gegenüber offenzu bleiben, denn sonst verlieren wir uns in Selbstbezugund Selbstgenügen.Kirche ist kein ökonomischer Betrieb, sie bietet als gesellschaftlicheInstitution „Sinnhorizonte“, die sich an alleMenschen richten. Kirche ist als <strong>Gemeinschaft</strong> Heimat fürviele, ist Heimat in besonderer Weise für ihre haupt- und ehrenamtlichenMitarbeiter. Wenn Sie sich in der <strong>Gemeinschaft</strong><strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong> dem Thema „Glaube, Kommunikationund Führungsverantwortung“ während der diesjährigen„Akademie Korn“ widmen, nehmen sie Menschen als Personenmit Bedürfnissen in den Blick. Dieser Blick darf sichhinsichtlich des gesellschaftlichen Wandels und kirchlicherVeränderungen natürlich nicht in Strategieprozessen undStrukturdebatten erschöpfen. Immer ist der ganze Mensch zusehen: In der Kirche sind wir eine <strong>Gemeinschaft</strong>, die ihrenDienst tut. Doch für ein produktives Zusammenspiel innerhalbdieser <strong>Gemeinschaft</strong> ist Orientierung erforderlich undunabdingbar wichtig. Bei allem Realismus in der Analyse,der mir in letzter Zeit zuweilen begegnet, müssen wir dochgegen einen Pessimismus in der Bewertung entgegentretenund uns neu für die Motivation einsetzen, den Herausforderungenpositiv und optimistisch begegnen. Ich weiß ausGesprächen, dass viele von Ihnen die Frage umtreibt, wiewir denn in Zukunft Kirche unter <strong>Soldaten</strong> sein wollen. Ichbin gefragt worden, welche Vorstellungen mich persönlichleiten, wenn ich an die Zukunft der Militärseelsorge denke.1. Wir können uns eine andere Kirche unter <strong>Soldaten</strong>gar nicht wirklich vorstellen. Aber auch wir erreichen nurnoch eine überschaubare Menge von Menschen in den Streitkräften.Und mit der Transformation der Bundeswehr werdendiese Menschen noch einmal weniger. Zudem ist festzustellen,dass wir innerhalb unserer Kirche nicht verstehen, warumimmer mehr Menschen keinen Zugang zum christlichenGlauben finden. Das ist ein fataler Prozess, da er doch zeigt,wie sehr wir in unserer eigenen Welt leben und denken. Dementsprechendwird eher geklagt, als nach handfesten Grün-1 Der Katholische Militärbischof für die Bundeswehr hielt diesenImpulsvortrag während des 14. Seminars der GKS-AkademieOberst Korn in Fulda am 6.11.13den gesucht, die Eigenreflexion einfordern. Wir sehen auchin der <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong>, dass mit derjüngeren Generation ein Desinteresse am Christentum undeine endgültige Abkehr von der Kirche drohen. Für mich istes ein Alarmsignal, wenn immer mehr Menschen nicht mehrverstehen, was in der Kirche verkündet wird. Sie erlebenKirche nicht als Raum, in dem Berührungen Gottes möglichsind, sondern als einen Ort, der weit entfernt ist. Auchdie Sprache und Ästhetik werden nicht mehr verstanden,die Themen und Fragen werden nicht mehr nachvollzogen.Es zeigt sich also ein gravierendes Verständigungsproblem:Es gelingt einerseits nicht, den christlichen Glaubenin einer Sprache und in Formen zu vermitteln, die verstandenwerden. Andererseits fehlt es vielen Katholiken an Zugängenund an Verständnis für die Lebenswelten der Menschenaußerhalb der kirchlichen Welten, die eventuell sogarneu Zugang suchen.Erschreckend ist die religiöse Sprachlosigkeit. Viele Katholikenkönnen gar nicht ausdrücken, woran sie glauben.Viele Gläubige haben sich entmutigen lassen und zweifeln.Ist es sinnvoll und bereichernd als Christin oder Christ inund mit der Kirche zu leben?2. Dementsprechend stelle ich eine immer wiederkehrendeUnsicherheit in der Frage fest, wie Kirche sich in derÖffentlichkeit und zur Öffentlichkeit verhalten soll. Wenndie Kirche kommuniziert, stellt sie immer einen Bezug zurWelt her. Die Heilsgeschichte selbst erzählt, wie sich Gottdem Menschen mitgeteilt hat, und wie diese Mitteilung alleFormen des Kommunizierens nutzt. Ihren Höhepunkt findetdie Kommunikation zwischen Gott und dem Menschen „imfleischgewordenen Wort.“ Übertragen könnte man sagen:kirchliche Kommunikation funktioniert nur, wenn man sichauf die Welt und die Menschen einlässt. Wenn man die mediale„Verpackung“ den Adressaten anpasst.Das Erleben und Erlernen des Glaubens, seine Weitergabe,ist nicht nur gefährdet – sie findet bereits heute kaumnoch statt. Wir verfehlen als Kirche nicht nur unser Ziel, sondernwerden auch unserem missionarischen Grund<strong>auftrag</strong>nicht mehr gerecht. Darum braucht es grundlegende Veränderungenin unserer Kirche, die sowohl jede und jeden Einzelnen,aber auch unser gesamtes kirchliches Tun betreffen.Ich verstehe Kirche in der Öffentlichkeit und gegenüber derÖffentlichkeit als Führungsaufgabe. Kommunikation wirdhinsichtlich dessen garantiert durch Delegation und Vollmacht.Ich verstehe Kommunikation als die Organisation derfür die Öffentlichkeit relevanten Botschaften und Nachrichten.Nur so ist auch die vielbeschworene Glaubwürdigkeitzu gewährleisten, wenn Identität und Image übereinstimmen.So wird auch für Sie Identifikation und Motivation derEhrenamtlichen in den Verbänden und Räten ermöglicht.48 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


KIRCHE UNTER SOLDATEN3. Die Verantwortung für den Glauben – und hier richteich mein Wort auch dezidiert an die <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong><strong>Soldaten</strong> – kann nicht nur von Amtsträgern undHauptberuflichen getragen werden. In der Taufe und in derFirmung hat jeder einzelne Christ Gott erfahren – und damitdie Befähigung und den Auftrag erhalten, für die Entwicklungdes eigenen Glaubens und dessen Zeugnis und WeitergabeVerantwortung zu übernehmen. Unsere Kirche unterden <strong>Soldaten</strong> braucht dringend diese Eigen- und Mitverantwortungfür den Glauben – um ihn tatkräftig und sprachfähigim Alltag zu bezeugen. Die persönliche, spirituelle Identifikationist von entscheidender Bedeutung für das Wachstumder Kirche und ihres Glaubens.Deshalb ermutige ich Sie heute: Sprechen Sie offen überden Glauben und die Motive des Christseins. Die Weitergabedes Glaubens lebt von überzeugten und überzeugendenChristinnen und Christen, nicht von institutionellen undstrukturellen Sicherheiten. Menschen – und das sehen Siein der Welt der Bundeswehr heute schon besonders klar –haben ganz unterschiedliche Lebenserfahrungen und brauchendeshalb auch ganz unterschiedliche Zugänge zu Gott.In den Gesprächen mit <strong>Soldaten</strong>, die ich in den letzten Jahrenals Militärbischof führen konnte, habe ich Gott als sehrpräsent entdecken können, Gott will von uns in der Begegnungentdeckt werden.4. In vielen Bereichen der katholischen Kirche inDeutschland – und in Anfängen auch in der Militärseelsorge– werden neue Formate, Blickwinkel und Haltungen derPastoral erprobt. Im Prozess, in dem sich die Kirche unter<strong>Soldaten</strong> und Pastoral in der Militärseelsorge derzeit befinden,gewinnt die Kommunikation, Bündelung und Reflexionder sehr unterschiedlichen Erfahrungen eine entscheidendeBedeutung. Die Pastoral der Kirche wird sich zukünftig daranentscheiden, ob sie den Mut hat, das Evangelium Gottes vomLeben der Menschen, von ihren Hoffnungen und Sehnsüchtenher neu zu erschließen. Wir brauchen auf verschiedenenEbenen verstärkt den ekklesiologischen und pastoraltheologischenAustausch über Fragen, durch wen, wo und wiesich Kirche realisiert.Veränderung wendet sich auch hier nicht nur organisatorischenFragen zu. Sie kann letztlich nur gelingen, wennjenseits der unabdingbar notwendigen organisatorischen Klärungenauch theologische und spirituelle Dimensionen desGlaubens immer wieder neu entdeckt und aufgedeckt werden.Von der <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong> und der„Akademie Korn“ erhoffe ich mir, dass sie aktuelle Entwicklungenin der Militärseelsorge realen Blickes aufgreifen undzur Diskussion stellen, dass sie für die Praxis und den Glaubenin unseren Militärpfarrämtern fruchtbar werden können.5. Es geht darum, den Glauben in einer verständlichenSprache zu vermitteln. Und es geht darum, sachgerecht undumfassend zu informieren, sowie das innerkirchliche unddas gesellschaftliche Gespräch durch Informationen überdie aktuellen Fragen und Probleme zu fördern.Dieser Punkt verweist darauf, dass die Kirche nicht nurSender, sondern auch Empfänger ist: Über die Medien erhältdie Kirche ein Bild der Zeit und der aktuellen Sorgender Menschen. Sie muss die Zeichen der Zeit lesen, damitsie in ihrem Handeln – auch dem kommunikativen – daraufantworten kann. Ich möchte hier auch nach der Stellung vonAUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013Religion in unserer modernen säkularisierten Gesellschaftund Bundeswehr fragen. Hier stelle ich nüchtern fest, dassunsere Gesellschaft religiös nicht zu integrieren ist. DieFunktion der Religion besteht deshalb darin, die Menschenin ihrem Bedürfnis nach Sinn nicht alleine zu lassen. Es istAufgabe ihrer Vertreter, und so auch des Katholischen Militärbischofs,in geistlicher Weise die uns angehenden politischenDebatten anzustoßen und zu führen. Als Repräsentantder kirchlichen Friedensethik in den Streitkräften habeich bereits Beiträge zur friedensethischen Orientierung dersicherheitspolitischen Diskussionen erbracht. Wir könnenhier aus Sicht der Kirche und aus unserem Glauben herausOrientierung in einer unübersichtlich gewordenen Welt bieten.Als Militärbischof stehe ich in diesem Diskurs für diechristliche, die katholische Tradition. Dem Christen geht esnicht um individuelle Selbsterlösung, sondern immer umden anderen.Die GKS ist ein Zusammenschluss von Gläubigen in derBundeswehr. Vor 53 Jahren schlossen sich hier katholischeOffiziere zusammen. Hier wurde ein Ort des Nachdenkensgeschaffen, der dazu beitragen soll, Verantwortung gegenüberdem Staat und Mitmenschen, aber auch der Kirche zugestalten. Ich wünsche mir diesen Austausch mit der GKSim besonderen Berufsbereich Bundeswehr und in den BereichenSicherheit, Frieden und Gerechtigkeit.Mein Wunsch ist es, dass wir aufeinander zugehen undmiteinander sprechen, um die in Teilen der Militärseelsorgespürbare Resignation und Lähmung zu überwinden. Wirwerden schmerzhafte Verluste von unserem Gewohntenverwinden müssen. Wir erleben auch schmerzhaft, dass dieWirklichkeit in unserer Kirche oft weit entfernt ist von unserenhohen Ansprüchen und Idealen.In den vergangenen Wochen hat es erneut viele, teils heftigeDiskussionen in der inner- wie auch außerkirchlichenÖffentlichkeit gegeben. Das zeigt einmal wieder, wie hochder Gesprächsbedarf, aber auch der Klärungsbedarf ist. Alldie Fragen, die an die Kirche herangetragen werden, sindberechtigt, denn es geht in den Fragen des Glaubens undder Kirche um Themen von existenzieller Bedeutung, die inKrisenzeiten auch Ängste auslösen. Oft begegnen mir innerhalbunserer eigenen Strukturen Verhaltensweisen, die dieseAngst erzeugen und eine offene sachgerechte Kommunikationverhindern wollen. Ich als Ihr <strong>Katholischer</strong> Militärbischofgehe diesen Weg: Ich werde Ihre Anliegen hören, mitmeinen Überzeugungen handeln und bin bereit, mit Ihnenüber Konsequenzen zu beraten. Bei allen Verkleinerungenund sicher auch Einsparungen, die vor uns stehen, müssenwir unter den veränderten Bedingungen ganz neu lernenund begreifen, wie wir als Kirche unseren Glauben heuteund morgen leben und gestalten wollen. Das Denken überSelbstverständnis nämlich bildet Identität, und diese wünscheich mir für unsere Militärseelsorge.Sehr geehrte Damen und Herren, ich wünsche Ihnen fürdie „Akademie Korn“ und für unseren gemeinsamen Wegfür die Katholische Militärseelsorge das in meinen Wortenausgedrückte zuversichtliche Gottvertrauen, das uns nichtdavon abhält, die notwendigen Sachfragen, Strukturen undStrategien zu bearbeiten, das uns aber zurückführt auf das,was uns als kirchliche <strong>Gemeinschaft</strong> gemeinsam trägt – unserGottesglaube. ❏49


AUS BEREICHEN, STANDORTEN UND GKSGKS-Bereich WestNeuevangelisierung und MissionierungDer GKS-Bereich West und die Thomas-Morus-Akademiein Bensberg haben schon länger eine Kooperationbzgl. der Akademieabende, die in einem festgelegten Wechselim Kasino der Kaserne Köln-Wahn und im Stammhausin Bensberg stattfinden. So hatten beide Organisationenzum Akademieabend am 3. September 2013 nach Köln-Wahn eingeladen, um über das Thema „Neuevangelisierungund Missionierung“ zu sprechen. Der Referent Dr.Tobias Kläden kam von der Katholischen Arbeitsstelle fürmissionarische Pastoral aus Erfurt. „Die Katholische Arbeitsstellefür missionarische Pastoral der Deutschen Bischofskonferenzhat die Aufgabe, die Weiterentwicklungdes kirchlichen Zeugnisses in der Gegenwart wirkungsvollzu unterstützen. Sie begleitet und vernetzt Verantwortlichefür Pastoral in den Bistümern, Orden, Verbänden undBewegungen der Kirche in Deutschland“ 1 .Dr. Kläden begann seinen Vortrag, indem er seine Eindrückeder Abschlußfeier des Weltjugendtages in Brasilienschilderte. Das Motto des Weltjugendtages sei auchdas Motto des Abends – Missionierung und Neuevangelisierung.Dabei bedeute: Missionar sein, Christus ruft uns,„seid meine Zeugen“.Mission sei Aufgabe, führte der Redner aus, nichtÜberredung. Im Jahr des Glaubens (bis November 2013)sollte auch der christliche Glauben neu zu festigen sein.Hierzu wurde schon im Oktober 2010 der Rat zur Neu-Evangelisierung im Vatikan gegründet. Lineamenta 2 wurdeim Frühjahr 2011 erstellt, die für die Synode im Jahr 2012in eine instrumentum laboris 3 umgesetzt wurde. Letztendlichkam es zu der Botschaft der Bischöfe nach Abschlußder Synode, die den Titel trug: „Die neue Evangelisierungfür die Weitergabe des christlichen Glaubens.“ 4 In1 Zitat aus der Beschreibung von www.kamp-erfurt.de2 Als lineamenta bezeichnet man ein Vorbereitungspapier für eineBischofssynode3 Wörtlich: Arbeitspapier, ist eine umfassende Ausarbeitung aufGrundlage der lineamenta4 Sie fi nden diese Schlußbotschaft auf der Seite der DeutschenBischofskonferenz, http://www.dbk.de/fi leadmin/redaktion/diverse_downloads/Botschaften/2012-10-27-Schlussbotschaft-Synodenteilnehmer.pdfDeutschland hatte man schon 2010 die Arbeitsstelle fürmissionarische Pastoral in Erfurt gegründet.Der Redner erklärte den Zuhörern an Beispielen, wasMission nicht sei: Mission sei nicht dazu da, leere Kirchenbänkezu füllen oder Sozialprestige wiederzugewinnen. Siebegegne uns nicht in der herkömmlichen Kirchengestaltoder möchte eine wie auch immer geartete Deutungshoheitwiedergewinnen, im Sinne von „Rad zurückdrehen“.Sie möchte nichts überstülpen, sei kein Luxus sondernsie sei das Wesen der Kirche! Dies bedeute, dass Missionzur Kirche gehöre, in ihr zeige sich das Handeln Gottes,weil ja alles in ihm seinen Ursprung habe. Sie sei dieVerlängreung der Liebe Gottes. Deshalb sei es notwendig,authentisch zu handeln und von seinem eigenen Glaubenzu erzählen. An dieser Stelle erinnerte der Redner an dasgemeinsame Priestertum von Laien und Klerikern.Es sei im Zeitalter der Selbstverwirklichung und desIndividualismus nicht verwunderlich, dass die Konfessionslosigkeitin West- und Ostdeutschland zunehme, führteDr. Kläden aus. Damit hätten die großen Kirchen ihre Monopolstellungverloren und müssten sich jetzt „am Marktder Religionen“ bewähren und in Konkurrenz zu den anderenGlaubensrichtungen treten. Wie reagiere die Kirchedarauf, sei nun die Frage. Ein Teil der Amtskirche sei für„Aussitzen“ und Konzentration auf den „Heiligen Rest“,dies sei auch eine Frage des Machterhaltes. Andere wiederumseien für umlernen, dies bedeute unter anderem dieKirche „als Resonanzraum für das Evangelium“ zu verstehen.Damit würde das Evangelium zur Hauptsache, esgelte das österliche Lied zum Klingen zu bringen. Nichtsanderes stünde im II. Vaticanum. Die Kirche sei die Hüterinund Verwalterin des Gnadenschatzes, sie sei Zeichenund Werkzeug für die <strong>Gemeinschaft</strong> mit Gott und die <strong>Gemeinschaft</strong>der Menschenfamilie. Daraus folge, dass manden anderen Ernst nehmen müsse, seine Würde verlangees schon. Dr. Kläden führte weiter aus, dass nach dieserErkenntnis die Kommunikation eine Hauptrolle spiele,denn man müsse sich dem Gegenüber in einer Spracheverständlich machen, die jener auch verstünde. Er zitierteBischof Hemmerle (Bischof von Aachen, 1929-1994):„Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, deinFragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neulernen kann, die ich dir zu überliefern habe.“ Mit dieserEinstellung könne Kommunikation einfach nur gelingen,schloss der Redner seinen Vortrag. Eine lebhafte Diskussionschloss sich den Ausführungen von Dr. Kläden an. ❏(Text und Foto: Bertram Bastian)GKS-Kreis WahnReligion – Lösung oder KlammerDer GKS-Kreis WAHN führte unter der Leitung vonAlbert Hecht ein Familienwochenende unter demThema „Religion – Lösung oder Klammer für die aktuellenProbleme im Nahen Osten“ im naturnahen Familienferien-und Tagungshaus „Arche Noah Marienberge“50 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


AUS BEREICHEN, STANDORTEN UND GKSin Elkhausen durch. Das vielschichtige Thema konnte invier Arbeitseinheiten teilweise nur angerissen werden. DieAusführungen der Referenten Arno Tappe und Viktor Penner(beide Einsatzführungskommando der Bundeswehr) erfolgtenvon der Erwähnung der Königin von Saba (10. Jh.v.Chr.) in der Bibel, Koran und äthiopischen Legenden überdie Bedeutung der Religionen in der Welt bzw. deren derverschiedenen Konfessionen des Islams bis hin zum Zusammenspielder beteiligten und angrenzenden Staaten/Mächte im gegenwärtigen Syrienkonflikt. Die Teilnehmerwaren sich bei der anschließenden Aussprache darübereinig, dass dieser Themenbereich einer erneuten Betrachtungunterzogen werden müsse. Ein gelungenes Wochenendefür die Eltern und deren Kinder; auch auf Grund derunterhaltenden Kinderbetreuung. ❏(Text und Fotos: Dirk Ponzel)GKS-Kreis Hammelburg40 Jahre Christkönig-Kirche in HammelburgAm 23. August 1973 wurde die Christkönig-Kirche aufdem Lagerberg feierlich eingeweiht. Fast tagesgenaufeierte die Kuratie und Militärkirchengemeinde am vergangenenSonntag (25.08.2013) ihr 40-jähriges Kirchenjubiläummit einem Festgottesdienst und anschließendemPfarrfest.AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013Zum Gottesdienst versammelten sich neben den Gemeindemitgliedernzahlreiche Gäste um den Altar derin modernen 6-Eck-Formen ausgeführten Kirche. Militärpfarrerund Kuratus Stephan Frank, der seit 2008 amStandort Hammelburg tätig ist, freute sich, zahlreicheMitbrüder begrüßen zu können: Seitens der katholischenMilitärseelsorge reisten Generalvikar Walter Wakenhut(Leiter des Katholischen Militärbischofsamtes in Berlin),Militärpfarrer Martin Klein (Standortpfarrer in Veitshöchheim),Militärpfarrer Wolfgang Bier (Pfarrer am StandortGeilenkirchen, ehemals Pfarrer am Standort Veitshöchheim),Militärpfarrer Artur Wagner (Standort Walldürn)sowie der Militärseelsorger Pater Alexander Prosche an.Für die Diözese Würzburg feierte in Vertretung von GeneralvikarDr. Karl Hillenbrand Domkapitular Dietrich Seidlden Gottesdienst mit. Besonders freute sich die Gemeindeüber das zahlreiche Erscheinen ehemaliger HammelburgerMilitärpfarrer: Domvikar der Erzdiözese Bamberg WolfgangWitzgall (Standortpfarrer in Hammelburg von 1981-1993), Generalvikar der Erzdiözese Bamberg Georg Kestel(Standortpfarrer Hammelburg 1993-1998), Pater JohannesStrobl OFM (Standortpfarrer Hammelburg 2002 – 2008).Militärpfarrer Norbert Sauer (Standortpfarrer Hammelburg1998 – 2002), der erst am vergangenen Mittwoch aus einemseiner zahlreichen Auslandseinsätze zurückkehrte,musste leider kurzfristig absagen. Die Verbundenheit zurPfarrei St. Johannes in Hammelburg machte der Besuchvon Diakon Kim Sell sowie zur weiteren Umgebung dieAnreise von Diakon Norbert Betz deutlich. StFw a.D. AlfredBergmann und StFw a.D. Klaus Feineis von der GKSVeitshöchheim übernahmen beim Festgottesdienst denMinistrantendienst.Eröffnet wurde der feierliche Gottesdienst mit der„Feuerwerksmusik“, dargeboten von einem Bläser-Quintettdes Heeresmusikkorps 2 aus Kassel. In der Einführungmachte Generalvikar Wakenhut deutlich, dass es eine Aufgabeder Militärseelsorge sei, Seelsorge am Arbeitsplatzder <strong>Soldaten</strong> anzubieten. Mit Hinblick auf den Kirchenbauführte er weiter aus: „Kirche unter <strong>Soldaten</strong> werde nirgendwoso deutlich, wie auf dem Lagerberg in Hammelburg.“Die Festpredigt eröffnete Generalvikar Kestel mit einerErzählung, die sich in St. Petersburg in der größtenevangelischen Kirche Russlands zugetragen hat: Ein unbekannterBesucher kommt in die Kirche, schreibt in dasGästebuch und verschwindet wieder. Im Gästebuch sinddarauf hin zwei Sätze zu lesen: „Ich bin hier geschwommen.Vergebt mir.“ Hintergrund dieser Erzählung ist, dassdie russische Kirche zwischenzeitlich als Schwimmbad genutztwurde, was auch weiterhin am Fundament sichtbarist. Der damalige Kirchenvorstand kommentierte den Gästebucheintragals ein „Denkmal, für etwas, was nicht seindarf“. Übertragen auf das Kirchenjubiläum stellte Kestelfest, dass auch die Christkönig-Kirche „ein Stück Denkmal“ist. Sie bietet einen festen Ort, an dem „der Glaubegestärkt und reflektiert werden kann“. Doch währenddie Kirche von außen betrachtet als statische Immobilieerscheine, sei der Glaube durch die sich versammelndenMenschen keineswegs statisch. Besonders bei der Militärseelsorgewürde die Dynamik des Glaubens deutlich:„Es gibt eine Stammbesatzung und es gibt – insbesondere51


AUS BEREICHEN, STANDORTEN UND GKSjunge – Soldatinnen und <strong>Soldaten</strong>, welche die Christkönig-Kirche nur einmal - vielleicht während eines Lehrgangs inHammelburg – besuchen.“ Auch die Architektur der Kirchelasse die Dynamik erkennen. Während andere KirchenKathedralen gleichen, erscheine die Christkönig-Kircheeher schlicht und einfach – vergleichbar mit einem Zelt.Schließlich dankte er allen, die am Unterhalt der Kircheund dem Gemeindeleben mitgewirkt haben und mitwirken.Er wünschte, dass auch in Zukunft Menschen dieSpur Gottes entdecken – zum Beispiel, wenn sie sich inder Christkönig-Kirche versammeln.In Vertretung des Hammelburger Bürgermeisters überbrachtedie 3. Bürgermeisterin Elisabeth Wende die Glückwünscheder Stadt Hammelburg und des Landkreises. Siestellte das „gute Miteinander“ von Kuratie bzw. Militärkirchengemeindeauf dem Lagerberg und der Pfarrei inder Stadt heraus, das sie als Hammelburgerin selbst miterlebt.Für die Zukunft wünscht sie, dass das „lebendigeMiteinander von <strong>Soldaten</strong> und Bürgern“ so bestehen bleibt.Domkapitular Seidl orientierte sich in seinem Grußwort aneinem Satz des Schriftstellers Elias Canetti: „Ein Menschbraucht vor sich ein Gesicht, um leben zu können!“ Er hobhervor, dass die Christkönig-Kirche als Ort der Begegnungwertvoll ist. Ein Ort, an dem insbesondere „die <strong>Soldaten</strong>ihre Sorgen und Anliegen vor Gott bringen können“. Dahersicherte er zu, dass die Diözese Würzburg die Militärseelsorgeauch weiterhin tatkräftig unterstützen werde.Für die Infanterieschule Hammelburg überbrachte derLeiter des Schulstabs, Oberstleutnant Burkhard Schneegold,die Glückwünsche. Er blickte kurz zurück auf dieGeschichte der Christkönig-Kirche und ging dann auf dieAufgaben der Militärseelsorge ein: So sei die ethische Erziehungder <strong>Soldaten</strong> in Hammelburg, wo die Ausbildungdes Führungsnachwuchses der Infanterie stattfindet, besonderswichtig. „Die Militärseelsorge bietet sich an - ohnesich aufzudrängen“, führte Schneegold aus, „das schätzenwir <strong>Soldaten</strong> besonders!“Generalvikar Wakenhut stellte abschließend das Alleinstellungsmerkmalder Christkönig-Kirche heraus: dasZusammentreffen von ziviler Kuratie und Militärkirchengemeindesei deutschlandweit einmalig. So findet nebenden Standortgottesdiensten für die <strong>Soldaten</strong> zusätzlich jedenSonntag ein Gottesdienst für die Öffentlichkeit statt.Dazu käme, dass durch das hohe Engagement der Gemeindemitgliederein Ort der Begegnung für aktive undehemalige <strong>Soldaten</strong> sowie für zivile Bürger entstanden sei.Da Wakenhut im November in den Ruhestand eintretenwird, überreichte ihm die Kuratie und MilitärkirchengemeindeHammelburg ein Foto des Altarbildes und einenPräsentkorb.Das regnerische Wetter tat der feierlichen Stimmungauf dem Lagerberg keinen Abbruch. Zusätzlich zu den ohnehinbereitstehenden Zelten wurde ein Teil des Kirchenraumesabgetrennt und Tische und Bänke dorthin verlagert.Die Gemeinde und ihre Gäste, insbesondere die zahlreicherschienenen ehemaligen Hammelburger Standortpfarrer,saßen zusammen und führten rege Gespräche.In der Christkönig-Kirche von Anfang an dabei war derOrgelspieler Winfried Schlereth. Über einen Klassenkameradenkam er bereits 1967 zum Orgelspiel für die Militärkirchengemeinde.Damals fand der Gottesdienst nochin einem Gebäude in der Infanterieschule statt. Seit 1973spielt er die Orgel in der Christkönig-Kirche. Doch „1973gab es die heutige Orgel noch nicht. Zu Beginn stand aneiner Wand eine einmanualige elektrische Orgel. Erst einigeJahre später wurde die heutige Orgel an ihrem Platzinstalliert.“ Aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit hatSchlereth nahezu alle Militärpfarrer in der Christkönig-Kirche musikalisch begleitet. ❏(Text und Foto: Constantin Deschner)GKS-Kreis HammelburgPatrozinium ChristkönigMusikalisch unterstützt durch die Gruppe St. Johannesfeierte die Militärkirchengemeinde und KuratieChristkönig am letzten Sonntag des Kirchenjahres52 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


AUS BEREICHEN, STANDORTEN UND GKS(24.11.2013) mit einem Festgottesdienst ihr Patrozinium.Bei diesem Anlass wurden zwei verdiente Gemeindemitgliederfür ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten ausgezeichnet.Mit dem Gottesdienst endete gleichzeitig das Jubiläumsjahrzur Erinnerung an die Weihe der Christkönig-Kirchevor 40 Jahren.In seiner Predigt ging Militärpfarrer und Kuratus StephanFrank auf das Lukasevangelium ein und fasste zusammen:„Christus möchte uns aufrütteln – er möchte beiuns sein“. Entsprechend müsse auch die Kirche bei denMenschen sein. Zudem blickte er auf die Einführung desvergleichsweise jungen Christkönigsfestes im Jahr 1925zurück. Ausgehend vom Zitat des Kirchenlehrers Augustinusvon Hippo „Die Zeit seid ihr. Seid ihr gut, sind auchdie Zeiten gut.“ wies er darauf hin, wie wichtig das tagtäglichepositive Engagement jedes Einzelnen sei.Mit einer Dankurkunde zeichnete der Generalvikarder Diözese Würzburg Dr. Karl Hillenbrand, zu dessenJurisdiktionsbereich die Kuratie Christkönig zählt, Stabsfeldwebela.D. Hermann Lell und Oberstleutnant a.D.Franz Herrler aus. Lell erhielt die Anerkennung insbesonderefür seine 17-jährige Tätigkeit als Kirchenpfleger,Oberstleutnant a.D. Franz Herrler wurde besonders fürsein 20-jähriges Engagement für die <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong><strong>Soldaten</strong> geehrt. Pfarrer Frank überreichte dieUrkunden zusammen mit einem Präsent am Ende des Gottesdienstes.(Bild)Im Gespräch erzählt Lell, der sich bereits seit demJahr 1984 für die Christkönig-Gemeinde engagiert, vonden Anfängen: Damals begann er als Gemeinderatsmitgliedund als Kommunionhelfer. Als später der amtierendeKirchenpfleger sein Amt aus Altersgründen niederlegte,übernahm Lell die Aufgabe. Seit einigen Jahren ist Lelldarüber hinaus als Messner tätig. „Ich fühle mich hierwohl und möchte, wenn die Gesundheit es zulässt, gernenoch einige Jahre weiter machen“, blickt er auf fast 30Jahre Engagement für die Christkönig-Gemeinde zurück:„Ganz besonders schätze ich den Kontakt zwischen zivilenMitbürgern und <strong>Soldaten</strong>“. Dem stimmt auch FranzHerrler zu, der im Jahr 1981 nach Hammelburg versetztwurde und sich seitdem in die Gemeindearbeit einbringt.„Durch die vorhandene Infrastruktur, wie zum Beispiel denPfarrsaal, ist es sehr gut möglich, Gemeinde aktiv zu gestalten“,ergänzt Herrler, der die lebendige <strong>Gemeinschaft</strong>auf dem Lagerberg ebenfalls sehr schätzt. Seine Tätigkeitfür die <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong> vereine in idealerWeise Glauben und Beruf. Mit Blick auf die Zukunftstellen Herrler und Lell allerdings mit Sorge fest, dass eszunehmend schwieriger werde, aktive <strong>Soldaten</strong> und ihreFamilien einzubeziehen. Durch den hohen Anteil an Wochenendpendlernfänden immer weniger <strong>Soldaten</strong> den Wegzum Sonntagsgottesdienst auf dem Lagerberg.Im Anschluss an den Gottesdienst versammelte sichdie Gemeinde rund um den Altar und feierte mit einemStehempfang die Ehrungen und das Patrozinium. Zudemfreuten sich die Gottesdienstbesucher für den Pfarrhelferdes benachbarten Militärpfarramtes Walldürn, WolfgangKrug, der an diesem Tag in Mannheim zum ständigen Diakongeweiht wurde.(Text und Bild: Constantin Deschner)AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013GKS-Bereich SüdKrieg und Gewalt sind nicht„von gestern“ – leider!Gebt der Gewalt keinen Raum – engagiert euch fürden Frieden!Fünf große Feinde des Friedens wohnen in uns: nämlichHabgier, Ehrgeiz, Neid, Wut und Stolz. Wenn dieseFeinde vertrieben werden könnten, würden wir zweifellosewigen Frieden genießen.“ Diese Sätze stammenaus dem 14. Jahrhundert von Francesco Petrarca.o man nur die Wahl hat zwischen Feigheit und„WGewalt, würde ich zur Gewalt raten“, empfiehltuns Mahatma Gandhi. Nur wenige haben es gewusst, alleanderen sahen keinen Zusammenhang zwischen den überlange Jahre hin verübten Attentaten auf ausländische Mitbürgermitten unter uns. Ihre mörderischen Freunde sindtot, doch Beate Zschäpe ist stolz auf ihre gemeinsame„Leistung“. Immer sind es die, die etwas ändern wollen,53


AUS BEREICHEN, STANDORTEN UND GKSdie Gewalt einsetzen. Menschen wie Anders Behring Breivik,die ihren privaten Krieg gegen ihre eigenen Ängsteund Wahnvorstellungen führen mit verquasten Ideologienund mit Gewalt. Was soll denn dagegen helfen? Da istsie, die Situation, die Gandhi heraufbeschwört: Feigheitoder Gewalt? Bei dieser Wahl hilft doch nur eines: aktivfür Frieden und Solidarität unter den Menschen werden,damit Gedankengut wie das von Breivik nicht den Funkeneiner Chance hat, zu keimen!Natürlich war es nicht möglich, einen Guerilla-Kriegzu dritt, ohne Helfer und Mitwisser durchzuziehen. Säenwir Toleranz und Freundlichkeit und sorgen wir so dafür,dass unsere Kinder in Frieden leben können. Man war aufgebracht,und es reichte für einige Wochen Medienecho,als Karl-Theodor zu Guttenberg klare Worte für den Afghanistan-Einsatzder Deutschen fand: „Deutschland istim Krieg.“ – Lange hat er nicht gedauert, der Aufschrei,und die damit verbundenen Diskussionen wurden aucheher in verstaubten Akademiker-Büros geführt.Der Restder Deutschen war froh, dass die „Front“ ganz weit wegist und dass ja „nur ein paar“ deutsche <strong>Soldaten</strong> dort ihrLeben riskieren für – was war es noch mal?Der Frieden fängt im Kleinen an, jeder ist für denFrieden verantwortlich? Brandaktuell und in immer neuerAuflage erreicht uns diese Botschaft – zumindest inder christlichen Kultur – seit bescheidenen 2 000 Jahren.Leider verliert die christliche Kirche als Meinungsmacherimmer mehr Einfluss.Der Monat November ist der sogenannte Trauer-oderTotenmonat. Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag /Ewigkeitssonntag und Volkstrauertag sind Gedenktage,an denen sich viele Menschen an Verstorbene erinnern.So erinnern wir uns am Volkstrauertag an die Opfer vonKrieg und Gewalt in der Vergangenheit und Gegenwart.Das Erinnern ist wichtig. Das Innehalten, das Gedenken.Die Ursachen für Gewalt, für Krieg sind noch lange nichtverschwunden.Wer kann mit dem Begriff Volkstrauertag noch etwasanfangen? Wer beschäftigt sich mit dem Gedenken an dieToten der beiden Weltkriege? Diejenigen, die von Krieg,Vertreibung, Hunger und Tod erzählen können, werden immerweniger. Ist der Volkstrauertag also heute ein Reliktaus dem vergangenen Jahrhundert? Ist er als Gedenktagnoch zeitgemäß? Diese Fragen sind nicht einfach zu beantwortenin Zeiten einer sich immer schneller drehendenund damit oberflächlicher werdenden virtuellen Parallelwelt.Einerseits ist der Volkstrauertag seit 1952 inDeutschland ein staatlicher Gedenktag, der an die Kriegstotenund Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen erinnert.Andererseits ist vielen Menschen der Sinn diesesGedenktags überhaupt nicht mehr klar. Wenn wir es nichtschaffen, junge Menschen für die Bearbeitung und Bewältigunggeschichtlicher Fragen zu gewinnen, ihnen das, wasMenschen Menschen in den beiden Weltkriegen angetanhaben und was Menschen Menschen auch heute noch antun,nahe zu bringen, wird das Erinnern daran versinkenim geschichtlichen Strom der Kriege und Machtkämpfeder Menschheit. Das friedliche Miteinander in Europa –Jahrzehnte undenkbar –ist für uns und unsere Kinder zurSelbstverständlichkeit geworden.Die Verleihung des Friedensnobelpreises ist symbolischdafür, dass wir in einem dauerhaften und stabilenFrieden in Europa aufwachsen können. Doch es wird nichtso bleiben, wenn wir unseren Kindern kein geschichtlichesBewusstsein mitgeben. Wenn wir es nicht schaffenmillionenfaches Leid anhand menschlicher Schicksalebegreifbar zu machen. Wenn wir es nicht schaffen, unserenKindern das Mitfühlen und Mitdenken zu vermitteln,dann ist es langfristig wohl ein Einfaches, das Gewissender Halbwissenden zu manipulieren. Wie friedlich bleibtunsere Welt, wenn die, die nach uns kommen, das Ausmaßkriegerischer Auseinandersetzungen mit einem virtuellenSpiel gleichsetzen, wenn das Belohnungssystem Computerdie Hirne verändert? Wie friedlich bleibt unsere Welt,wenn die Konsum-Insel Europa umgeben ist von Kriegsherden,die auf den ersten Blick religiös ausgetragen,auf den zweiten Blick aber handfeste wirtschaftliche undMacht-Interessen verfolgen. Umso dringlicher ist es, neueFormen zur Bewältigung der weltweiten Konflikte zu finden.Das beginnt bei unserem eigenen Konsumverhalten,der Frage nach permanentem Wirtschaftswachstum, undes endet nicht bei der Diskussion um den Einsatz von Militärin anderen Ländern. Diese Diskussionen müssen wirführen, dem Pro und Contra müssen wir uns stellen in demtiefen Wissen, dass Frieden eben keine Selbstverständlichkeitist. Eines aber können wir aus allen Konfliktenund Krisen der Vergangenheit und Gegenwart schlussfolgern:Gewalt erzeugt immer Gegengewalt und kann keineLösung sein. Habgier, Ehrgeiz, Neid, Wut und Stolz -alsUrheber für Krieg und Gewalt sehen wir täglich in unserenNachrichten, aber auch, wenn wir an die NSU-Mordedenken, bei uns.Wir dürfen von unserer Demokratie keine Wunder erwartenoder gar verlangen. Sie bleibt mit Schwächen undUnvollkommenheit behaftet, und es wird immer auch Streitgeben. Gleichwohl haben wir Deutschen angesichts unsererkatastrophenreichen jüngeren Geschichte allen Grund,mit Zähigkeit an unserer Demokratie und an unserem sozialenRechtsstaat festzuhalten, sie immer wieder zu erneuern,ihren Feinden aber immer wieder tapfer entgegenzutreten.Nur wenn wir darin einig sind, nur dann behältder schöne Vers von „Einigkeit und Recht und Freiheit“seine Berechtigung. Wir sollen uns heute daran erinnern,dass es Menschen gab, die ihr Leben durch Krieg, Terroroder Gewaltherrschaft verloren haben.Am heutigen Volkstrauertag wird in über 300 kriegerischenAuseinandersetzungen und über 30 Kriegen weltweitgekämpft und gestorben. Nur: Diese Kriege spielenin den Nachrichten unserer Tage fast keine Rolle. Vergessensind Kindersoldaten, geschändete Frauen, unschuldigezivile Opfer oder Elend, Leid und Hunger. Und genaudeshalb ist das Gedenken an die Opfer so wichtig. Mindestensdoch an diesem einem Tag im Jahr! Oder ist dasfür uns schon zu viel verlangt? Frieden und Freiheit sindleider nicht zum Nulltarif oder gar als Flatrate zu bekommen.Nein, es ist ein aktiver Einsatz von uns Bürgern dafürnötig, ja unabdingbar!Wie haben sich wohl die jungen <strong>Soldaten</strong> am Bahnsteiggefühlt? Wohin geht es? Wie lange bin ich fort? waserwartet mich? Komme ich wieder heim? Wie war es wohl,54 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


AUS BEREICHEN, STANDORTEN UND GKSAUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013bei Minus 35 Grad in einem Bunker in Stalingrad im Artilleriefeuerauszuharren, den sicheren Tod vor Augen? Wiegroß war die Angst, wenn es in den Angriff ging und dieKugeln um die <strong>Soldaten</strong> herum einschlugen?Wir wissen auch nicht, wie sich die Familien der <strong>Soldaten</strong>im Krieg gefühlt haben müssen. Es waren es ja dieFrauen, Töchter und Schwestern, die neben den Alten, zuHause blieben, allein mit Ihren Ängsten und Sorgen. Dieeinzige Möglichkeit zum Kontakt der Familien mit den <strong>Soldaten</strong>an der Front war die Feldpost, die oft tagelang unterwegswar und manchmal gar nicht ankam. Mit dem Mannan der Front fehlte meistens das Familienoberhaupt oderder künftige Hoferbe. Nicht selten waren auch aus einerFamilie gleich mehrere männliche Mitglieder gleichzeitigan den Fronten. Wir können die Sorgen und Ängste der<strong>Soldaten</strong> an der Front um Heim und Haus auch nur erahnen.Neben der aufwändigen Arbeit im Haushalt und derErziehung der Kinder blieb oft auch noch die Feldarbeitan den Müttern, Schwestern und Töchtern hängen, und dasoft genug auch noch auf den Nachbarhöfen. Und dann dieständige Angst um den Vater, den Ehemann, den Sohn oderBruder, die sicher zutiefst existentiell und allgegenwärtigwar. Wie haben sich die Familien gefühlt, wenn der Ortsgruppenführerder NSDAP für die Benachrichtigung derAngehörigen im Todesfall eines <strong>Soldaten</strong> durch die Straßenfuhr? Was mag da in den Köpfen der Angehörigen vorgegangensein? Waren Sie froh, wenn er am Haus vorbeifuhr? Waren Sie erleichtert, wenn er stattdessen beim Nachbarnanhielt? Oder gab es in den Nachbarschaften damalsnoch den ganz großen Zusammenhalt und man stand auchin diesen finsteren Stunden eng zusammen, wohlwissend,dass es schon morgen die eigene Familie treffen konnte?Wie unwirklich muss die Situation gewesen sein, wenndie Familien auf diese Weise vom gewaltsamen Tod einesAngehörigen erfuhren? Wir müssen bedenken: Teilweisehaben sich die Familien Monatelang, manchmal jahrelangnicht mehr gesehen. Und es gab keine Chance, Abschiedvoneinander zu nehmen. Keine Chance noch einmal zusagen: „Ich liebe dich!“. In den allermeisten Fällen gabes noch nicht einmal einen Sarg, an dem die Angehörigentrauern und Abschied nehmen konnten.Genauso hatten die Angehörigen keine Möglichkeit,das Grab des Gefallenen zu besuchen. Oftmals war ein Fotodes Grabes einziger Trost und Gewissheit, dass es wenigstenseine Beerdigung gegeben hat. Und all diese geschildertenSchritte sind doch so wichtig, um die eigene Trauerzu verarbeiten. Zu viele, zumeist junge Männer sind aufden zahllosen Schlachtfeldern des 2. Weltkrieges geblieben.Junge Männer, die im unerschütterlichen Vertrauenauf Gott kämpften. Oft genug waren sie, von der Propagandaverblendet und vom Regime missbraucht, auch nochder festen Überzeugung für eine gerechte und gute Sachezu kämpfen. Heute wissen wir es besser: Helden wolltenSie nie sein! Und diese, unsere Gefallenen, können uns indieser Zeit, und ganz besonders an diesem Tag Mahnungund Warnung sein.Der Volkstrauertag wurde durch den 1919 gegründetenVolksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Gedenkenan die Gefallenen des Weltkriegs 1914/18 eingeführt. 1922fand die erste offizielle Feierstunde im Deutschen Reichstagstatt. 1926 entschied man sich, ihn regelmäßig am 5.Sonntag vor Ostern zu begehen. Nach der Machtübernahme1933 machten die Nazis aus ihm den „Heldengedenktag“.Um sich vom „Heldengedenktag“ abzusetzen, wurde1949 den deutschen Bundesländern empfohlen, den zweitenSonntag vor dem Advent zum Volkstrauertag zu bestimmen.Die zentrale Feier (nun zum Gedenken an die Opfervon Krieg und Gewaltherrschaft) fand allerdings erstmalsam 5. März 1950 im Bundestag statt. Auch am Ehrenmahlder Luftwaffe in Fürstenfeldbruck gedachte man den Opfernvon Krieg und Gewaltherrschaft. Für die <strong>Gemeinschaft</strong><strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong> legte stellvertretend StabsfeldwebelKarl Scheifele einen Kranz nieder. ❏(Text: Burkhard Küttner, Foto: Karl Scheifele)GKS-Kreis UniBw MünchenInformationstag fürStudienbeginner /-innenFür junge Offiziersanwärterinnen und –anwärter, diezum Studium an die Universität der Bundeswehr nachNeubiberg versetzt werden, ist regelmäßig ein Informationstageingeplant, um die Universität und ihre verschiedenenEinrichtungen vorzustellen. Im Verlauf dieses Tageswerden die jungen Leute auch mit der Militärseelsorgebekannt gemacht und in diesem Rahmen ebenfalls mitder <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong>. Im September2013 wurden die Studienbeginner von dem Vorsitzendendes GKS-Kreises, Oberleutnant Johannes Conrad, mit derKatholischen Militärseelsorge am Standort Neubiberg bekanntgemacht. Dazu gehören auch Informationen über dieKatholische Hochschulgemeinde sowie natürlich die <strong>Gemeinschaft</strong><strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong>. Dabei gab er ebenfallseinen Ausblick auf die geplanten Aktivitäten und lud die„Neuen“ zur aktiven Mitarbeit ein. Nach dem Vortrag bestanddie Möglichkeit, sich im Foyer des großen Hörsaalsim Gespräch mit Militärdekan Dr. Jochen Folz eingehendermit der Militärseelsorge und der GKS zu befassen. ❏(Text und Foto: Bertram Bastian)55


AUS BEREICHEN, STANDORTEN UND GKSGKS-Kreis AugustdorfEvolution und Gottes SchöpfungDas Jahr neigt sich dem Ende und eine schon lange zurTradition gewordene Fahrt in das Bergische Land,zum Tagungshotel „Maria in der Aue“, stand wieder aufdem Programm des GKS Kreises Augustdorf. Dreißig Mitgliederfolgten der Einladung des Vorsitzenden, GerhardPape, zu einem Wochenende mit Familie. Der Freitag alsAnreisetag war geprägt durch aktuelle Informationen überdie Arbeit der GKS und zur Vorbereitung auf das folgendeWochenende.Am Samstagvormittag erfolgte auch gleich der Einstiegin ein arbeitsintensives Programm. So wurden die Teilnehmerin Gruppen aufgeteilt und erarbeiteten die gestelltenAufgaben für den Nachmittag. Das Thema „Evolution undGottes Schöpfung – Gegensatz oder harmonisches Miteinander“im Zusammenhang mit dem Text Genesis 1,1 – 2,25sollte sich allen Teilnehmern der Arbeitsgruppe erschließen.Wie es sich zeigen sollte, eine hoch anspruchsvolleAufgabe. So kamen in den Arbeitsgruppen auch zahlreicheFragen auf. Die Ergebnisse kamen am Nachmittagzum Vortrag. Der ehemalige Militärpfarrer Gregor Ottersbachwar Ansprechpartner und konnte die tiefgreifendenGedanken der Arbeitsgruppen zur Schöpfungsgeschichteallen deutlich näher bringen.Zur Entspannung und auch zur Vorbereitung des Gottesdiensteswurden die letzten herbstlichen Sonnenstrahlengenutzt und im Rahmen eines Spazierganges, Natur inForm von herbstlichem Laub, Blättern und Waldwerk fürden Alter zu sammeln. Der anschließende Gottesdienst erlaubteden Familien eine tiefe innere Einkehr. Der Abendschloss mit einem zünftigen Kegel ab.Der Sonntag startete mit einem neuen Thema „Kommunikation“.Hier brachte sich in hervorragender WeiseChristian Schacherl mit seinem Fachwissen ein. Schwerpunktwar die nonverbale Kommunikation. Im Rahmeneines Spieles wurde das Thema spannend aufgearbeitet.Wissen so zu vermitteln, dass alle Beteiligten auch nochgroßen Spaß haben, ist nicht einfach, konnte aber sehr gelungenumgesetzt werden.Zusammenfassend betrachtet, war das Familienwochenendeein Erlebnis an vermitteltem Wissen, Einkehrund Freude für alle Teilnehmer. Es gilt ein Dank an PfarrerOttensbach, Christian Schacherl und dem Vorsitzenden,Gerhard Pape. ❏ (Text und Foto: Gerhard Pape)BuchbesprechungDie christliche Bedeutung des KreuzesIn den ersten drei Jahrhunderten nach Christi Geburt kamdas Kreuz kaum einer Bedeutung im Leben der erstenChristen zu. Gerade in Zeiten der Christenverfolgung warenandere „Geheimzeichen“ populärer, etwa die Taube, derHirte, Schafe, Fische oder der Löwe. Das Kreuzeszeichen,als Hinrichtungsvariante für schwerste Straftäter, war imRömischen Reich hinreichend bekannt, gerade weil dieGekreuzigten zur Abschreckung noch tagelang am Kreuzverblieben und deshalb in breiten Teilen der Bevölkerungbestens bekannt waren. Zudem waren die ersten Christennoch deutlich von griechischen Einflüssen geprägt: da findenwir in den Katakomben in Rom Christus als Philosophendargestellt, ganz so wie Platon oder Aristoteles, oderals Held, ganz so wie Odysseus.Eine grundsätzliche Änderung trat mit dem MailänderToleranzedikt von Kaiser Konstantin im Jahr 313 n. Chr.ein, als christliche Religion und Kultus in der Öffentlichkeiterlaubt waren. Kaiserinmutter Helena (258/260-330n.Chr.), die den Titel einer Augusta trug und damit zurmächtigsten Frau im Römischen Reich avancierte, förderteenergisch ein Bauprogramm christlicher Kirchen,vor allem in Rom, Bethlehem und Jerusalem. Und Helenafand bei ihrem Besuch in Palästina die Inschriftstafel (Tabularum)vom Kreuz Jesu bei einem Besuch in Palästina,ebenso Reste des Kreuzes Christi. Ob es sich um Restedes echten Kreuzes Christi handelt, können wir aus wissenschaftlicherSicht nicht mit letzter Sicherheit belegen,doch stammen Tafel und Kreuzesreste aus dem ersten nachristlichenJahrhundert und aus Palästina, welches zurZeit Jesu noch etwas mehr Bäume hatte als heute. DiesesEngagement von Helena im Allgemeinen und die Kreuzesthematikim Besonderen führten zu einer Unterstützungdes Kreuzesmotivs in der christlichen Kunst, die bis heuteanhält, aber unterschiedliche Phasen durchlief.Von diesen verschiedenen Phasen der Kreuzesverehrungin Darstellung und Verehrung der Frühen Neuzeitberichtet der vorliegende Sammelband. Sammelbändekönnen in der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungproblematisch sein, insbesondere durch ihre häufigeErscheinungsform in den vergangenen Jahrzehntenund die Tendenz, damit Monografien ersetzen wollen. Tatsächlichist es hier gelungen, verschiedene Experten ausdem In- und Ausland zusammenzufinden, um das Motivdes Kreuzes in der darstellenden Kunst näher zu untersuchen.Dabei erfüllen alle Beiträge streng wissenschaftlicheKriterien, doch einige Beiträge wie etwa der von Carla56 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


BUCHBESPRECHUNGENHeussler „Von Rom nach Rastatt“ sind interessanter geschriebenals andere.Aus den Beiträgen wird ersichtlich, dass das Kreuz imMittelalter vor allem als ein heilsames Zeichen angesehenwurde, welches fest zur Liturgie des Mittelalters gehörte.Im Kontext der Reformation wurde es sowohl für protestantischerwie katholische Christen zu einem Identitätspunktund einem besonderen Herausstellungsmerkmal.Die römisch-katholische Kirche verwendete das Kreuzvielfach in einem gegenreformatorischen Kunstkonzept,während Karfreitag und das Kreuz als Symbol für Leidund Last in dieser Welt für Protestanten eine besondereSymbolschärfe entwickelte. In der italienischen Renaissanceknüpft Caravaggio nochmals in seinen Darstellungenan antike Heldengestalten an, während im deutschenund europäischen Barock das Kreuz als Teile einer fasttheatralischen Inszenierung mit dramatischen Elementenerscheint.Die vorliegende Veröffentlichung ist gut bebildert, weshalbsich vieles im Text Erwähnte durch das Bild erschließt.Mit dem vorliegenden Buch wird erstmals eineumfassende, systematische Veröffentlichung zum Themades christlichen Kreuzes vorgelegt. Hierdurch wird deutlich,dass das Zeichen des Kreuzes immer wieder im Brennpunktweltlicher Interessen steht, aber auch zum zentralenZeichen für alle Christen aufgewachsen ist und sichals solches bis heute weltweit durchsetzen und behauptenkonnte. (Andreas M. Rauch)Carla Heussler, Sigrid Gensichen (Hg.):Das Kreuz. Darstellung und Verehrungin der Frühen Neuzeit. (Regensburger Studienzur Kunstgeschichte, Band 16, herausgegebenvon Christoph Wagner) Verlag Schnell+Steiner:Regensburg 2013, 335 Seiten,ISBN 978-3-7954-2643-9BuchbesprechungEine Frage des GewissensDas Gewissen eines US-Kampfpiloten lässt Hollywood-Regisseur Roland Emmerich in seinem neuesten Film„White House Down“ sprechen: angesichts eines Mädchens,welches vor dem Weißen Haus die Präsidentenfahneschwenkt, entschließt sich ein US-Kampfpilot, denBefehl zum Beschuss des Weisen Hauses nichtdurchzuführen. Eine solche Filmszene ist für US-Amerikaner vollkommen neu, gilt doch die „nationalsecurity“ als Primat amerikanischer Politikund in diesem Gedankensystem sind US-<strong>Soldaten</strong>selbstverständliche Befehlsempfänger und nichtdafür da, ihr Gewissen zu benutzen und Befehleentsprechend zu überprüfen.In der deutschen Bundeswehr spielt das Gewissenvon <strong>Soldaten</strong> in der Ausübung ihrer Tätigkeitund bei militärischen Befehlen seit Gründungder Bundeswehr 1955 und im Konzept derInneren Führung eine zentrale Rolle. Vergleichbargrundlegender Positionen in der Entwicklungspolitikkann auch das Konzept der Inneren Führung als eineparteiübergreifende Angelegenheit – mit Ausnahme vielleichtvon der Partei „Die Linke“ – angesehen werden.Das drückt sich auch im vorliegenden Autorenteamvon Antje Vollmer und Lars-Broder Keil aus; Antje Vollmerist evangelische Theologin, langjährige Bundestagsabgeordnetevon Bündnis 90/Die Grünen und von 1994-2005 Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, undsie veröffentlichte zuletzt 2011 „Doppelleben. Heinrichund Gottliebe von Lehndorff im Widerstand gegen Hitlerund von Ribbentrop“. Lars-Broder Keil ist Redakteur imRessort Innenpolitik der Welt-Gruppe, der 2012 das Buch„Mord an der Mauer. Der Fall Peter Fechter“ veröffentlichte.Dankenswerterweise wenden sich die Autoren deneher unbekannten Gefährten des Hitler Attentäters Stauffenbergwie etwa Randolph von Breidbach-Bürresheim(1912-1945) oder Friedrich Karl Klausing (1920-1944).Leider ist dies in der Vergangenheit zu wenig geschehen,auch wenn es wissenschaftlich so solide Veröffentlichungenwie etwa die von Hubert Moll zum deutschen Martyrologiumgibt. Dadurch wird deutlich, dasses weit über den Kreisauer Kreis hinaus einNetzwerk von Persönlichkeiten gab, die Hitlerbeseitigen wollten. Und im nach hineinwirkt es nahezu tragisch, dass Attentatsversucheauf Hitler abgesagt wurden – weiletwa Heinrich Himmler fehlte, so etwa geschehenam 11. Juli 1944 auf dem Berghofam Obersalzberg.Kürzlich äußerten jüngere Bundeswehrsoldaten,dass das Konzept der InnerenFührung ein „alter Zopf“ sei, etwasaus der Vergangenheit. Tatsächlich bedarfhistorisch-politische Bildung der stetigenErinnerung und Erneuerung und ist keinesfalls ein selbstverständlichesGedankengut. In vielen Schulen dringendie Geschichtskurse gar nicht bis ins 20. Jahrhundert vorund ganze Schülergenerationen bleiben ohne nachhaltigesWissen über die NS-Zeit. Das vorliegende Buch mitseinen Lebensbildern etwa über Albrecht Graf von Bernstorff(1890-1945), Hans-Ulrich von Oertzen (1915-1944)oder Ewald Heinrich von Kleist (1922-2013) leistet hierzueinen wichtigen Beitrag. (Andreas M. Rauch)Antje Vollmer, Lars-Broder Keil:Stauffenbergs Gefährten. Das Schicksal derunbekannten Verschwörer.Hanser Berlin im Carl Hanser Verlag: München2013, 255 S. ISBN 978-3-446-24156-5AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 201357


SPENDENAUFRUFPhilippinenAm 7. November 2013 traf der Taifun Haiyan, einer derstärksten tropischen Wirbelstürme, die seit Beginn derWetteraufzeichnungen beobachtet wurde, mit voller Wuchtauf die erste der philippinschen Hauptinseln. Millionenvon Menschen waren gezwungen, ihre Wohngebiete zu verlassenund in Schutzräumen oder im Landesinneren Zufluchtund Schutz zu suchen. Tausende von Menschen kamendurch den Sturmund die mitgerissenenWasserfluten ums Leben,auch Wochen nachdem Sturm sind tausendevon Menschenvermisst. Ganze Dörferund Städte wurdendem Erdboden gleichgemacht. Die Versorgungmit Wasser undStrom ist in weiten Teilendes Landes zusammengebrochen,die Infrastruktur,die Schulen,Kindergärten, Einkaufsläden,Krankenhäuser,Straßen undKirchen sind zerstört.Vielfach wird das Ausmaßder Katastrophemit dem Tsunami 2004verglichen. Millionenvon Menschen stehenvor dem Nichts undsind dringend auf Hilfe angewiesen.Als GKS haben wir eine besondere Beziehung zu denPhilippinen. Ebenso wie wir, sind die Philippinen Mitgliedim Apostolat Militaire Internationale (AMI). Hier arbeitenwir eng zusammen, um die katholischen <strong>Soldaten</strong> undDie philippinische Militärseelsorgebraucht unsere Hilfeden Philippinischen Militärbischof vor Ort zu unterstützenund die katholische Friedensethik im philippinschenMilitär zu stärken.Über AMI erreichte uns nun ein Hilferuf des philippinischenMilitärbischofs Leopoldo Sumaylo Tumulak,der auf die verzweifelte Lage der Angehörigen des philippinischenMilitärordinariats und der Militärseelsorgevor Ort aufmerksammacht und uns um finanzielleUnterstützungbeim Wiederaufbauund unser Gebetbittet.Der Bundesvorstandder GKS hatauf seiner Vorstandssitzungbeschlossen,den Förderkreis derGKS zu bitten, imRahmen unserer internationalenZusammenarbeitzur Förderungund Unterstützungdes Laienapostolatsunseren Freundenauf den Philippinenmit einer Geldspendezur Seite zutreten.Aber auch jedereinzelne von uns,Foto: ullstein-bild, George Calvedokann hier seine Solidaritätmit den <strong>Soldaten</strong> und Ihren Angehörigen und mitden Militärseelsorgern auf den Philippinen zum Ausdruckbringen, indem er eine Spende für die Arbeit der Militärseelsorgeauf den Philippinen leistet und damit die vonder Taifunkatastrophe betroffenen Menschen unterstützt.Wenn Sie helfen wollen, steht Ihnen das Konto des Förderkreises der GKS (FGKS) zur Verfügung:Pax-Bank e.G.BIC: GENODED1PAX,IBAN: DE19 3706 0193 1009 4390 10Stichwort: Unterstützung der philippinischen MilitärseelsorgeBei einer Spende ab 100,-€ werden wir Ihnen eine Spendenquittung ausstellen, bis zu dieser Summe reichtdie Vorlage des Einzahlungsbelegs beim Finanzamt als Spendennachweis.… lassen Sie uns helfen!58 AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 2013


TERMINETermine für das Laienapostolatin der Kath. Militärseelsorge2014 Allg. Termine u. Bundesebene31.01. Vorstand Katholikenrat, Berlin31.01. geschäftsführender Bundesvorstand,Berlin01.02. Empfang für organisiertesLaienapostolat, Berlin07. – 09.03. Bundesvorstand GKS, Hannover14. – 20.05. 56. Int. <strong>Soldaten</strong>wallfahrt nach Lourdes14. – 18.05. Seminar 3. Lebensphase, Nürnberg27. – 28.05. VV ZdK, Regensburg28.05. – 01.06. 99.Katholikentag, Regensburg„mit Christus Brücken bauen“13. - 15.06. Vorstand KR27. - 29.06. Seminar Funktionsträger02. - 06.07. Seminar 3. Lebensphase, Fulda04. - 06.07. Bundesvorstand GKS, Berlin28.07. - 03.08. Salzburger Hochschulwochen13. - 14.09. Vorstand KR, Cloppenburg14. - 19.09. 54.Woche der Begegnung, Cloppenburg15. - 19.10. Seminar 3. Lebensphase, Nürnberg06. - 08.11. Vorstand KR, Berlin21. - 22.11. VV ZdK, Bonn-Bad Godesberg21. - 23.11. Bundesvorstand GKS, FuldaBereichs- / Arbeitskonferenzen / FamilienwochenendenKMilD Kiel / GKS Nord / Küste14. – 16.03. DAK, Ort wird noch bekannt gegeben31.10. -2.11. DAK, Ort wird noch bekannt gegebenKMilD Berlin / GKS Mitte14. – 16.03. DAK, Ort wird noch bekannt gegeben10. – 12.10. DAK, Ort wird noch bekannt gegebenKMilD Köln / GKS West14. – 16.03. DAK, Ort wird noch bekannt gegeben07. – 09.11. BereichskonferenzKMilD München / GKS Süd28. – 30.03. DAK, Ort wird noch bekannt gegeben10. – 12.10. DAKArb.Konf. Bereich AuslandKeine Termine 2014 bekanntGKS-SachausschüsseSA „Innere Führung“Keine weiteren Termine bekanntSA „Sicherheit und Frieden“22.02. Sitzung in BonnSA „Internationaler Sachausschuss“keine Termine bekanntVorschau 201515.04. – 19.04. Seminar 3. Lebensphase, Nürnberg17.06. – 21.06. Seminar 3. Lebensphase, Fulda21.10. – 25.10. Seminar 3. Lebensphase, NürnbergRegionale Zuständigkeit der KatholischenMilitärdekanateKMilD Kiel: Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, BremenKMilD Köln: Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz,SaarlandKMilD München: Bayern, Baden-WürttembergKMilD Berlin: Berlin, Brandenburg, Thüringen, Sachsen,Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-VorpommernVERWENDETE ABKÜRZUNGEN: BK – Konferenz der GKS im Bereich ..., BuKonf – Bundeskonferenz der GKS,BV GKS – Bundesvorstand der GKS, DAK – Dekanatsarbeitskonferenz im Bereich….., GKMD – <strong>Gemeinschaft</strong> der kath. MännerDeutschlands, IS – Internationaler Sachausschuss, IThF – Institut Theologie und Frieden, Hamburg, KAD – Katholische AkademikerarbeitDeutschlands, KMilD – Kath. Militärdekanat, MGV – Militärgeneralvikar, SA InFü – Sachausschuss »Innere Führung«,SA S+F – Sachausschuss »Sicherheit und Frieden«, WdB – Woche der Begegnung, KR – Katholikenrat beim Militärbischof,VV ZdK – Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.AUFTRAG <strong>292</strong> • DEZEMBER 201359


Der Königsteiner EngelDer »siebte Engel mit der siebten Posaune«(Offb 11,15–19) ist der Bote der Hoffnung,der die uneingeschränkte HerrschaftGottes ankündigt. Dieser apokalyptischeEngel am Haus der Begegnung in Königstein/Ts., dem Grün dungsort des KönigsteinerOffi zier kreises (KOK), ist heute noch dasTra di tionszeichen der GKS, das die katholischeLaienarbeit in der Militärseelsorgeseit mehr als 50 Jahren begleitet.Das Kreuz der GKSDas »Kreuz der GKS« ist das Symbolder <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Katholischer</strong> <strong>Soldaten</strong>.Vier Kreise als Symbol für dieGKS-Kreise an der Basis formen ineinem größeren Kreis, der wiederumdie <strong>Gemeinschaft</strong> ver sinnbildlicht, einKreuz, unter dem sich katholische <strong>Soldaten</strong>versammeln.ImpressumAUFTRAG ist das Organ derGEMEINSCHAFT KATHOLISCHER SOLDATEN(GKS) und er scheint viermal im Jahr.Hrsg.: GKS, Am Weidendamm 2,10117 Berlinwww.katholische-soldaten.deRedaktion: verantwortlicher RedakteurBertram Bastian (BB),Rainer Zink (RZ), Oberstlt a.D., RedakteurZuschriften: Redaktion AUFTRAGc/o Bertram Bastian,Alter Heerweg 104, 53123 Bonn,Tel: 0177-7054965, Fax: 0228-6199164,E-Mail: redaktion-<strong>auftrag</strong>@kath-soldaten.deFür unverlangte Einsendungen wird keineHaftung übernommen. Namensartikel werdenallein vom Verfasser verantwortet. Nicht immersind bei Nachdrucken die Inhaber von Rechtenfeststellbar oder erreichbar. In solchen Ausnahmefällenverpflichtet sich der Herausgeber,nachträglich geltend gemachte rechtmäßigeAnsprüche nach den üblichen Honorarsätzenzu vergüten.Layout: VISUELL, AachenDruck: MVG MedienproduktionBoxgraben 73, 52064 AachenÜberweisungen und Spenden an:GKS e.V. Berlin, Pax Bank eG Köln,BLZ: 370 601 93, Konto-Nr.: 1 017 495 018.Nachdruck, auch auszugsweise, nur mitGenehmigung der Redaktion und mitQuellenangabe. Nach be stellung gegeneine Schutzgebühr von EUR 10,- anden ausliefernden Verlag.ISSN 1866-0843

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!