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kleeblatt - Internationales Nestroy Zentrum Schwechat

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Rücksichtslosigkeit und Brutalität vorgingen. Diese mit Brachialgewalt<br />

durchgesetzten „Maßnahmen” kosteten insgesamt mehr als 60.000 Menschen<br />

das Leben.<br />

Mittlerweile ging der Verbrauch der exotischen Gewürze in Europas Küchen<br />

zurück, allerdings nicht der Import der duftenden Spezereien, die<br />

man nun einer anderen Verwendung zuführte. Es wurde etwa Mode, faulende<br />

Äpfel mit reichlich geriebenem Zimt und Gewürznelken zu einer<br />

Paste („Pomade”) zu vermengen, die man sich in das Haar schmierte, um<br />

den Mangel an Hygiene zu überdecken.<br />

Als Franzosen und vor allem Engländer begannen, in ihren jeweiligen Einflusszonen<br />

auch die begehrten Gewürze anzubauen, sank allmählich die<br />

Bedeutung der Holländer im Welthandel und in der Politik der Kolonialmächte.<br />

Während des 19. Jahrhunderts ging man nach und nach dazu<br />

über, die Gewürze plantagenförmig in allen nur möglichen wärmeren<br />

Weltgegenden zu kultivieren.<br />

Um 1850 fand der niederländische Physiologe Jacob Moleschott für die<br />

tragische „Tollheit der Gewürze” treffende Worte: „Wenn uns diese Gewürze<br />

fehlten, dann hätten die Völker Europas einen entbehrlichen, oft<br />

schädlichen Speisezusatz weniger und Spanier, Portugiesen und Holländer<br />

eine blutige Seite in ihrer Geschichte zu streichen.” Die positiven Wirkungen<br />

und die Bereicherung des Geschmacks durch exotische Gewürze<br />

stehen heute angesichts einer neuerlichen „Gewürzoffensive”, die einer<br />

ernsthafteren Auseinandersetzung mit asiatischen Küchentraditionen zu<br />

verdanken ist, außer Zweifel. Aber ebenso außer Zweifel steht die für viele<br />

tausende Menschen unglückselige Geschichte der Gewürze in der Weltwirtschaft.<br />

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