Medizin tHEMA, ab Seite 14 - VSETH - ETH Zürich

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11.07.2015 Aufrufe

Fortsetzung von Seite 15, «Gift aus dem Urwald»regiert wird, als Doktorand eine Erlaubnis für einesolche Forschungsarbeit auszuhandeln! Heute untersuchenwir für unsere Forschung ausschliesslich Naturstoffeohne ethnopharmakologischen Hintergrund,also ohne die traditionellen intellektuellen Eigentumsrechte.Ist der Missbrauch damit vom Tisch?In Fällen wo traditionelle pflanzliche Arzneimitteldurch Firmen als Phytopharmaka in Form von Extraktenpatentiert werden, sehe ich ein grosses Problem.Man sieht diese Entwicklung eindeutig in dertraditionellen chinesischen Medizin, wo es in ersterLinie um die Wirtschaftlichkeit geht und erst in zweiterLinie um die Wissenschaft. Derzeit sehe ich aber dasgrösste Problem darin, dass weltweit die Biodiversitätzerstört wird.Sie hatten 2004 in einer Studie als erster Forscherden Wirkmechanismus von Echinaceaauf die Zellen des Immunsystem entschlüsselt.Finanziert wurde die Studie von A. VogelBioforce. Wie steht es mit der Unabhängigkeitder Forschung von ihren Geldgebern?Ich finde es wichtig, dass wir in unseren Labors auchangewandte Forschung betreiben und uns mit der Realitätdes Marktes beschäftigen. Als Forscher habe ichdie Freiheit, an den empirischen Daten festzuhalten,ich muss meine Meinung nicht dem Industriepartneranpassen. Eine Gefahr sehe ich dann, wenn wir Forscherdie kritische Grundhaltung und die Unabhängigkeitverlieren.Es gibt mehrere sich widersprechende Studien,was die Wirkweise von Echinaceaextraktenangeht. Was ist die Wahrheit überEchinacea?Selbst ich kenne die Wahrheit über Echinacea nicht! Esgibt immer mehr Produkte auf dem Markt, die angeblichunser Immunsystem stärken – als Wissenschaftlerglaube ich nicht an dieses Konzept. Als wir uns vor einigenJahren mit Echinacea beschäftigten, haben wirlipophile Substanzen gefunden, die entzündungshemmendeund schmerzstillende Eigenschaften aufweisen.Diese können bei Erkältung positive therapeutische Effekteauslösen. Nicht zuletzt wegen unserer Forschunghat Bioforce das Konzept der Immunstimulation revidiertund deklariert ihre Produkte nun als immunmodulierend.Seit 2009 sind Sie Professor an der Uni Bern.Ist mit Feldforschung nun Schluss?Nein, nicht ganz. Ich betreue ein Ethnobotanik Projektin Sarawak (Malaysia) und wurde kürzlich vonder mexikanischen Regierung eingeladen, in einemDrug Discovery Projekt als externer Berater mitzuarbeiten.Feldforschung ist inspirierend und hat ihre eigeneMagie.Oriana Schällibaum (25) ist Polykum-Redaktorin und studiert an derUni Zürich. oschaellibaum@polykum.ethz.chPolykum Nr. 6/10-11

Medizin 1714532sanitätsziMMer562ApothekeDefibriLLatorerste-hiLFe-BoxbetriebssanitätPflästerli für den NotfallText: Anita Bünter und Olivia Bächtold, Fotos: Hannes HübnerPolykum Nr. 6/10-11Sie ist die Chefin von 170 Nothelfern, mussden Überblick behalten über 24 Sanitätszimmer(Nr. 1) und rund zweihundert Erste-Hilfe-Boxen (Nr. 2): Erika Koller, verantwortlichfür die Betriebssanität der ETH. Seitsieben Jahren bildet die gelernte KrankenschwesterMitarbeitende, Dozenten und Doktorandenzu Erste-Hilfe-Profis aus – was nichtimmer einfach ist, denn: «Alle arbeiten ehrenamtlich.»Rund vierhundert Mal pro Jahrwerden die Dienste der ETH-eigenen Sanitäterin Anspruch genommen. Aber: «Nurknapp ein Viertel davon sind schwerere Notfälle»,so Koller. Das sei aber auch gut so:«Wir helfen auch gerne, wenn jemand nur einPflästerli braucht.»Alarmiert werden die Nothelfer von derETH-Alarmzentrale via Pager. «Einen solchenbekommt jeder am Ende seiner Ausbildung.Ausserdem erhalten alle eine Erste-Hilfe-Apotheke.» Reicht diese nicht, um Patientenzu versorgen, können die Nothelferauch die Sanitätszimmer benutzen: «Dorthat es einen Rollstuhl (Nr. 3), um Personenzu transportieren, ein Bett (Nr. 4), zusätzlicheMedikamente (Nr. 5) und Verbandsmaterial.»Und: Falls jemand einen Herzinfarkthat, stehen den Retter in der Not injedem Gebäude Defibrillatoren zur Verfügung(Nr. 6).Übrigens: Am häufigsten ausrückenmüssen die ehrenamtlichen Helfer ins SportcenterHönggerberg oder ins HCI. «BeimSport verrenkt sich schnell jemand den Fussund bei den Chemikern geht ab und zu mitden Substanzen etwas schief.»

Fortsetzung von <strong>Seite</strong> 15, «Gift aus dem Urwald»regiert wird, als Doktorand eine Erlaubnis für einesolche Forschungsarbeit auszuhandeln! Heute untersuchenwir für unsere Forschung ausschliesslich Naturstoffeohne ethnopharmakologischen Hintergrund,also ohne die traditionellen intellektuellen Eigentumsrechte.Ist der Missbrauch damit vom Tisch?In Fällen wo traditionelle pflanzliche Arzneimitteldurch Firmen als Phytopharmaka in Form von Extraktenpatentiert werden, sehe ich ein grosses Problem.Man sieht diese Entwicklung eindeutig in dertraditionellen chinesischen <strong>Medizin</strong>, wo es in ersterLinie um die Wirtschaftlichkeit geht und erst in zweiterLinie um die Wissenschaft. Derzeit sehe ich <strong>ab</strong>er dasgrösste Problem darin, dass weltweit die Biodiversitätzerstört wird.Sie hatten 2004 in einer Studie als erster Forscherden Wirkmechanismus von Echinaceaauf die Zellen des Immunsystem entschlüsselt.Finanziert wurde die Studie von A. VogelBioforce. Wie steht es mit der Un<strong>ab</strong>hängigkeitder Forschung von ihren Geldgebern?Ich finde es wichtig, dass wir in unseren L<strong>ab</strong>ors auchangewandte Forschung betreiben und uns mit der Realitätdes Marktes beschäftigen. Als Forscher h<strong>ab</strong>e ichdie Freiheit, an den empirischen Daten festzuhalten,ich muss meine Meinung nicht dem Industriepartneranpassen. Eine Gefahr sehe ich dann, wenn wir Forscherdie kritische Grundhaltung und die Un<strong>ab</strong>hängigkeitverlieren.Es gibt mehrere sich widersprechende Studien,was die Wirkweise von Echinaceaextraktenangeht. Was ist die Wahrheit überEchinacea?Selbst ich kenne die Wahrheit über Echinacea nicht! Esgibt immer mehr Produkte auf dem Markt, die angeblichunser Immunsystem stärken – als Wissenschaftlerglaube ich nicht an dieses Konzept. Als wir uns vor einigenJahren mit Echinacea beschäftigten, h<strong>ab</strong>en wirlipophile Substanzen gefunden, die entzündungshemmendeund schmerzstillende Eigenschaften aufweisen.Diese können bei Erkältung positive therapeutische Effekteauslösen. Nicht zuletzt wegen unserer Forschunghat Bioforce das Konzept der Immunstimulation revidiertund deklariert ihre Produkte nun als immunmodulierend.Seit 2009 sind Sie Professor an der Uni Bern.Ist mit Feldforschung nun Schluss?Nein, nicht ganz. Ich betreue ein Ethnobotanik Projektin Sarawak (Malaysia) und wurde kürzlich vonder mexikanischen Regierung eingeladen, in einemDrug Discovery Projekt als externer Berater mitzuarbeiten.Feldforschung ist inspirierend und hat ihre eigeneMagie.Oriana Schällibaum (25) ist Polykum-Redaktorin und studiert an derUni Zürich. oschaellibaum@polykum.ethz.chPolykum Nr. 6/10-11

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