30 Jahre unter den Toten - Herzlich willkommen bei „Die Liebe Gottes“
30 Jahre unter den Toten - Herzlich willkommen bei „Die Liebe Gottes“ 30 Jahre unter den Toten - Herzlich willkommen bei „Die Liebe Gottes“
G. Wir fuhren nach — jetzt kann ich mich wieder nicht besinnen, wohin. Oh,Marie! (zu einem Geist) Geh' nicht fort! Du weißt doch, du warst doch mit,warst meine Reisegefährtin. Ich habe dir doch die Reise bezahlt, und dadarfst du mir jetzt nicht davonlaufen.Dr. Was sagt sie denn, was sie vorhat?G. Marie, sag mir doch bitte mal, wie ich heiße, Sieh', sieh', das Feuer! Allessteht in Flammen.!Dr. Sie durchleben noch einmal die Vorgänge, bei denen Sie ums Lebenkamen.G. Marie, Marie! Sieh' doch das Feuer!Dr. Hatten Sie ein Eisenbahnunglück?G. Ja, ja!Dr. Das ist jetzt alles vorüber.G. Sehen Sie Marie! Sie ist tot! Sie ist zerquetscht!Dr. Man ruft Ihnen die Erinnerung wach an die Vorgänge, bei denen Sie umsLeben gekommen sind. Das liegt alles längst hinter Ihnen! Sie müssen sichjetzt beruhigen.G. Ich bekam das eben nur für eine kurze Minute zu sehen.Dr. Was sagt denn Marie? Weiß sie, daß sie gestorben ist?G. Sie hat sich verlaufen und ich auch. Beide haben wir uns verirrt und sindvon unserem Wege abgekommen.Dr. Das kommt davon, daß Sie über das Leben nicht wirklich Bescheid wissen.Hätten Sie schon bei Lebzeiten Bescheid gewußt, hätten Sie sich auch nichtverirrt.G. Ich bin umhergelaufen, und Marie ist tot.Dr. Sie ist in Wirklichkeit ja gar nicht tot. Sie hat nur ihren natürlichen Körperverloren. Marie ist ebensowenig tot wie Sie. Sie sind alle beide Geister.Geister.G. Ich bin in diesem schrecklichen Feuer gestorben. Sehen Sie nur, all die vielenMenschen verbrennen ja (sehr erregt)Dr. Denken Sie jetzt nicht mehr an das Unglück! Fassen Sie sich! BeruhigenSie sich nur und suchen Sie das Vergangene zu vergessen!G. (durch den Anblick mehrerer Geister sehr erregt). Die will ich nicht sehen!!— Keinen von ihnen! Sehen Sie nur den einen da! Er kommt — er kommt?— Ich mag Sie nicht sehen!! Ich mag Sie nicht und habe Ihnen dochgesagt, daß ich Sie nicht leiden kann.Dr. Vermutlich haben Sie diesen Menschen im Leben Unrecht getan und müssenjetzt die Folgen tragen.G. Wir sind ja recht vergnügt zusammen gewesen, aber ich liebe Sie dochnicht. Ich wollte nur mal sehen, wie sehr Sie mich wohl liebten, — aber ichhabe Sie nicht geliebt. — Jetzt sagen sie, sie kommen mich anzuklagen. Ichmag aber keinen von ihnen. Es sind ihrer drei.Dr. Männer oder Frauen?G. Ich liebe doch keine Frau! Warum kommen die her?Dr. Was sagt denn Ihr Gewissen dazu?— 332 —
G. (mit spöttischem Lächeln) Er nahm sich das Leben, nur weil ich ihn nichtheiraten wollte. — Der Tor!Dr. Haben denn Sie nicht vielleicht zuerst den Vampir an ihm gespielt?G. Das ist meine Sache.Dr. Da werden Sie sich jetzt alle Mühe geben müssen, das wieder gut zumachen.G. Laßt mich nur in meiner Finsternis — die ist weit besser als diese Quälerei!Da bin ich immer geradezu gelaufen. Ich habe nichts gesehen, — aber dasLaufen habe ich auch satt.Dr. Was sagt denn ihr Gewissen dazu?G. Reden Sie mir nicht von Gewissen!Dr. Jesus hat gesagt: "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht indas Himmelreich kommen." Sie werden ein neues Leben anfangen und einegeistige Erneuerung vornehmen müssen. Opfern Sie sich selbst, Sie werdensich selbst aufgeben und wieder wie ein Kind werden müssen, Sie müssenalle Ihre Fehlgriffe wieder gutmachen.G. (zu einem anderen Geist) Was wollen Sie jetzt von mir? — habe ichgesagt? Nein, ich habe ihr mein Kleid nicht bezahlt. Mir Vorwürfe machen,weil ich nicht bezahlt habe!Dr. War das wohl recht? Ihr Gewissen hat Ihnen wohl gesagt, was Sie hättentun sollen. Jetzt werden Sie anderen dienen müssen. Selbstsucht ist dieWurzel allen Übels.G. Ich habe nichts weiter gelernt, als mich zu amüsieren und Geld auszugeben.Von Kind auf habe ich gelernt, gerade auf das Geld mir etwas einzubilden.Nicht ein ernster Gedanke, den ich an einen Menschen verschwendet hätte,der unter meinem Stande war! Warum hat man mich so verkehrt erzogen,daß ich jetzt dafür so leiden muß?Dr. Waren Sie wahrhaftig in Ihrem Herzen?G. Man hat mich gelehrt, stets daran zu denken, daß ich reich sei, mir allesleisten könne, was die Welt zu bieten hat, und andere zu mir aufzusehenhätten. Mir lag nur an Geld und wenn ich ein Herz gebrochen hatte, machtemir das großen Spaß. — (Zu Geistern gewendet) Ich habe euch dochgesagt, ihr sollt nicht herkommen, bleibt da!Dr. Man hat Sie hierher gebracht, damit Ihnen geholfen werden kann. Seien Siejetzt mal ruhig und hören Sie gut zu. Sie müssen sich jetzt alle Mühegehen, Ihre Untaten wieder gut zu machen.G. Das werde ich niemals fertig bringen.Dr. Das können und werden Sie doch. Hier sind andere Geister, die Ihnen helfenwollen und Ihnen einen besseren Weg zeigen werden. Seien Sie jetztnicht eigensinnig.G. Ich bin sehr eigensinnig und bin es immer gewesen. Man hat •midi nichtanders erzogen. Meine Mutter war eine sehr stolze Frau, und sie war sehrhübsch.— 333 —
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G. Wir fuhren nach — jetzt kann ich mich wieder nicht besinnen, wohin. Oh,Marie! (zu einem Geist) Geh' nicht fort! Du weißt doch, du warst doch mit,warst meine Reisegefährtin. Ich habe dir doch die Reise bezahlt, und dadarfst du mir jetzt nicht davonlaufen.Dr. Was sagt sie <strong>den</strong>n, was sie vorhat?G. Marie, sag mir doch bitte mal, wie ich heiße, Sieh', sieh', das Feuer! Allessteht in Flammen.!Dr. Sie durchleben noch einmal die Vorgänge, <strong>bei</strong> <strong>den</strong>en Sie ums Lebenkamen.G. Marie, Marie! Sieh' doch das Feuer!Dr. Hatten Sie ein Eisenbahnunglück?G. Ja, ja!Dr. Das ist jetzt alles vorüber.G. Sehen Sie Marie! Sie ist tot! Sie ist zerquetscht!Dr. Man ruft Ihnen die Erinnerung wach an die Vorgänge, <strong>bei</strong> <strong>den</strong>en Sie umsLeben gekommen sind. Das liegt alles längst hinter Ihnen! Sie müssen sichjetzt beruhigen.G. Ich bekam das eben nur für eine kurze Minute zu sehen.Dr. Was sagt <strong>den</strong>n Marie? Weiß sie, daß sie gestorben ist?G. Sie hat sich verlaufen und ich auch. Beide haben wir uns verirrt und sindvon unserem Wege abgekommen.Dr. Das kommt davon, daß Sie über das Leben nicht wirklich Bescheid wissen.Hätten Sie schon <strong>bei</strong> Lebzeiten Bescheid gewußt, hätten Sie sich auch nichtverirrt.G. Ich bin umhergelaufen, und Marie ist tot.Dr. Sie ist in Wirklichkeit ja gar nicht tot. Sie hat nur ihren natürlichen Körperverloren. Marie ist ebensowenig tot wie Sie. Sie sind alle <strong>bei</strong>de Geister.Geister.G. Ich bin in diesem schrecklichen Feuer gestorben. Sehen Sie nur, all die vielenMenschen verbrennen ja (sehr erregt)Dr. Denken Sie jetzt nicht mehr an das Unglück! Fassen Sie sich! BeruhigenSie sich nur und suchen Sie das Vergangene zu vergessen!G. (durch <strong>den</strong> Anblick mehrerer Geister sehr erregt). Die will ich nicht sehen!!— Keinen von ihnen! Sehen Sie nur <strong>den</strong> einen da! Er kommt — er kommt?— Ich mag Sie nicht sehen!! Ich mag Sie nicht und habe Ihnen dochgesagt, daß ich Sie nicht lei<strong>den</strong> kann.Dr. Vermutlich haben Sie diesen Menschen im Leben Unrecht getan und müssenjetzt die Folgen tragen.G. Wir sind ja recht vergnügt zusammen gewesen, aber ich liebe Sie dochnicht. Ich wollte nur mal sehen, wie sehr Sie mich wohl liebten, — aber ichhabe Sie nicht geliebt. — Jetzt sagen sie, sie kommen mich anzuklagen. Ichmag aber keinen von ihnen. Es sind ihrer drei.Dr. Männer oder Frauen?G. Ich liebe doch keine Frau! Warum kommen die her?Dr. Was sagt <strong>den</strong>n Ihr Gewissen dazu?— 332 —