30 Jahre unter den Toten - Herzlich willkommen bei „Die Liebe Gottes“

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G. Es war höchst eigenartig, das sagte ich Ihnen ja schon.Dr. Hat Sie etwas aufgestört?G. Eine ganze Menge.Dr. Was hat Sie denn gestört und wach gemacht? Und was hat Sie veranlaßt,hierher zu kommen?G. Das weiß ich nicht.Dr. Sind Sie überhaupt gestört worden? Haben Sie kürzlich irgendwas besondereserlebt?G. Ja.Dr. Inwiefern?G. In mehrfacher Hinsicht. Ich kann nicht so sprechen, wie ich möchte, undich kann überhaupt nicht so tun, wie ich will.Dr. Was möchten Sie denn gern?G. Ich möchte reden und singen.Dr. Wären Sie denn dazu imstande?G. Nein.Dr. Wie ist Ihr Name, wenn ich fragen darf?G. Das weiß ich nicht.Dr. Sicher wissen Sie das.G. Mir scheint, ich habe reinweg alles vergessen, was ich früher mal gewußthabe.Dr. Wahrscheinlich war auch nicht viel zum Vergessen da, das ist nämlich oftder Fall. Was haben Sie denn in Ihrem Leben gearbeitet?G. Allerhand kleine Arbeiten, mal hier, mal da.Dr. Hielten Sie sich zu irgendeiner religiösen Glaubensgemeinschaft?G. (Gähnt und reckt sich träge.) Oh, ja.Dr. Was glaubten Sie denn?G. Ich glaubte an Gott, an Christus und den Teufel und an all das andre.Dr. Haben Sie nun einen von ihnen gesehen? Sie sind doch wahrscheinlichschon ziemlich lange tot.G. Ich weiß nicht, ich fühle mich doch aber gar nicht tot.Frau H.W.: Waren Sie Baptist, Methodist oder was sonst?G. Ich war von allem etwas.H.W. Wo lebten Sie eigentlich?G. Das weiß ich nicht; ich bin so müde.Dr. Sie haben lange genug geschlafen, was haben Sie denn sonst getan?G. Nichts.Dr. Ist Ihnen das nicht bald über?G. Man kann das Nichtstun gehörig satt kriegen, es ist gar zu eintönig. Unddabei auch noch die ganze Zeit über eine törichte Frau sein müssen! Ichhabe nichts weiter zu sehen gekriegt, als Frauen, Frauen, Frauen und nochmalFrauen! (Andere Geister, welche die Patientin besessen hatten.) Ichhab nichts anderes zu sehen bekommen.Dr. Da haben Sie wohl jetzt von Frauen genug?G. Sie werden einem reichlich langweilig.— 284 —

Dr. Wissen die, daß Sie da sind?G. Ich weiß nicht, ich rede, aber sie antworten nicht.Dr. Das ist recht töricht.G. Das scheint mir auch so.Dr. Haben Sie nicht selbst das Gefühl, daß Sie sich in einer recht seltsamenLage befinden?G. Ich kann nicht sagen, was es ist, aber mir ist recht merkwürdig.Dr. Das scheint Ihnen aber nicht viel auszumachen.G. Nein, ich achte kaum darauf.Dr. Ist das aber nicht ein recht unglücklicher Zustand, in dem Sie sind?G. Ich bin von einem Ort zum anderen gewandert.Dr. Warum denn?G. Ich hatte doch sonst nichts zu tun.Dr. Konnten Sie denn keine Beschäftigung finden?G. Es wollte mich ja niemand haben.Dr. Was konnten Sie denn, was war Ihr Beruf?G. Allerlei, aber nichts besonderes.Dr. Wo lebten Sie?G. Zu Zeiten in Chicago.Dr. Sind Sie von einer Stadt zur anderen gezogen?G. Ich bin in Rockford und in Galesburg gewesen. Ich war überall, gleichvielwo. Es ist eine langweilige Sache.Dr. Sie müssen wohl schon so müde zur Welt gekommen sein, Sie sind jaschrecklich gleichgültig.G. Wie meinen Sie das?Dr. Haben Sie jemals versucht, die Wunder des Lebens zu begreifen?G. Des Lebens? Nein.Dr. Vermutlich haben Sie nur geglaubt, daß Christus für Ihre Sünden gestorbensei. Das ist so recht was für Faulpelze. Das ist aber nicht genug.G. Für mich ist das gut genug; es war gut genug für meinen Vater und meineMutter, und ist auch gut genug für mich.Dr. Sind Ihre Eltern noch am Leben?G. O ja, ich glaube wohl, weiß es aber nicht bestimmt.Dr. Wo lebten sie? In Chicago?G. In der Nähe vom Bethanien-Haus, bei der Methodisten-Kirche.Dr. Gehörten Ihr Vater und Ihre Mutter zu dieser Kirche?G. Ja.Dr. Wie hieß ihr Vater?G. Das weiß ich nicht.Dr. Wie hießen Sie denn?G. Es ist lange her, daß ich meinen Namen gehört habe, und ich weiß ihn nichtmehr.H.W. (die aus dem Vorangegangenen Charakterzüge eines ehemaligen Nachbarnerkannte.) Hießen Sie nicht Frank?— 285 —

Dr. Wissen die, daß Sie da sind?G. Ich weiß nicht, ich rede, aber sie antworten nicht.Dr. Das ist recht töricht.G. Das scheint mir auch so.Dr. Haben Sie nicht selbst das Gefühl, daß Sie sich in einer recht seltsamenLage befin<strong>den</strong>?G. Ich kann nicht sagen, was es ist, aber mir ist recht merkwürdig.Dr. Das scheint Ihnen aber nicht viel auszumachen.G. Nein, ich achte kaum darauf.Dr. Ist das aber nicht ein recht unglücklicher Zustand, in dem Sie sind?G. Ich bin von einem Ort zum anderen gewandert.Dr. Warum <strong>den</strong>n?G. Ich hatte doch sonst nichts zu tun.Dr. Konnten Sie <strong>den</strong>n keine Beschäftigung fin<strong>den</strong>?G. Es wollte mich ja niemand haben.Dr. Was konnten Sie <strong>den</strong>n, was war Ihr Beruf?G. Allerlei, aber nichts besonderes.Dr. Wo lebten Sie?G. Zu Zeiten in Chicago.Dr. Sind Sie von einer Stadt zur anderen gezogen?G. Ich bin in Rockford und in Galesburg gewesen. Ich war überall, gleichvielwo. Es ist eine langweilige Sache.Dr. Sie müssen wohl schon so müde zur Welt gekommen sein, Sie sind jaschrecklich gleichgültig.G. Wie meinen Sie das?Dr. Haben Sie jemals versucht, die Wunder des Lebens zu begreifen?G. Des Lebens? Nein.Dr. Vermutlich haben Sie nur geglaubt, daß Christus für Ihre Sün<strong>den</strong> gestorbensei. Das ist so recht was für Faulpelze. Das ist aber nicht genug.G. Für mich ist das gut genug; es war gut genug für meinen Vater und meineMutter, und ist auch gut genug für mich.Dr. Sind Ihre Eltern noch am Leben?G. O ja, ich glaube wohl, weiß es aber nicht bestimmt.Dr. Wo lebten sie? In Chicago?G. In der Nähe vom Bethanien-Haus, <strong>bei</strong> der Methodisten-Kirche.Dr. Gehörten Ihr Vater und Ihre Mutter zu dieser Kirche?G. Ja.Dr. Wie hieß ihr Vater?G. Das weiß ich nicht.Dr. Wie hießen Sie <strong>den</strong>n?G. Es ist lange her, daß ich meinen Namen gehört habe, und ich weiß ihn nichtmehr.H.W. (die aus dem Vorangegangenen Charakterzüge eines ehemaligen Nachbarnerkannte.) Hießen Sie nicht Frank?— 285 —

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