30 Jahre unter den Toten - Herzlich willkommen bei „Die Liebe Gottes“

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G. Ist das sicher, und reden Sie mir da auch nichts vor? Die lustige Daisy sagtmir eben, ich soll mit ihr gehen, und sie würde mich in ein schönes Heimführen. Wird das wohl der Himmel sein? Sie sagt, ich müsse jetzt lernen,Gutes zu tun und gut zu sein, und nachdem ich das gelernt hätte, könnte ichwieder herkommen und diesem kleinen Mädchen helfen. Ich werde ihrdann auch in der Schule helfen.Fr.G. Rechnest Du gerne?G. Ich liebe die Schule überhaupt nicht. Jetzt will ich gehen. Eben sagte manmir, ich käme in eine Schule — ich liebe aber die Schule nicht.Dr. Du kommst in eine ganz andere Schule — in die Lebensschule!G. Kann ich nicht blaue Augen und helles lockiges Haar haben? Ist das nichtmöglich? Ich möchte gerne schön sein.Dr. Schön kannst Du nur dadurch werden, daß Du andern hilfst. Richte DeineGedanken immer nur auf Schönes und tue Gutes, dann wirst Du selbst auchschön. Du gewinnst dann geistige Schönheit. Nun geht nur mit, mit diesenFreunden, und wenn Du erst gelernt hast, wie Du ihr dienstbar sein kannst,wirst Du auch der kleinen R. helfen dürfen. Denke Dich bloß hin zu denAndern, dann bist Du gleich bei ihnen. Nimm Dir aber fest vor, ein ganzneues Leben anzufangen.G. Ich werde diesem kleinen Mädchen helfen. Leben Sie wohl!— — —Eine Woche nach dieser Unterredung mit "Lily kam ein anderer heimatloserWandergeist in unsern Zirkel, ein seltsamer fragelustiger Philosoph, der von derAura der Frau G., der Mutter der kleinen R.G. angezogen worden war.Dieser Geist war eine Waise und hatte Frau G. in ihrer Kindheit gekannt. Siehatte damals eine lebhafte Zuneigung zu ihr entfaltet, und diese Liebe hatte sienun als Geist wieder zu Frau G. hingezogen, obgleich sie in der erwachsenenFrau die Freundin ihrer Kindheit nicht wieder erkannt hatte.—Sitzung vom 9. August 1922Geist: Lachende Ella. — Patientin: Frau G.Doktor: Weshalb singen Sie nicht mit?Geist: Ich kenne keinen von den Leuten hier, weshalb sollte ich da mitsingen?Dr. Wo kommen Sie her?G. Ich weiß es nicht.Dr. Wir möchten gern etwas mehr über Sie wissen. Ist es nicht eigenartig, daßSie sich hier befinden?G. Darüber weiß ich nichts; das werde ich noch herausfinden müssen.Dr. Sagen Sie uns doch, wer Sie sind und wie Sie heißen.G. Jemand sagte mir, wenn ich hierher käme, würde ich ein Unterkommenfinden.Dr. Das werden Sie ganz gewiß.— 270 —

G. Ich habe schon lange kein Zuhause mehr.Dr. Was haben Sie denn bisher getrieben?G. Ich bin überall umhergewandert; und geschlafen habe ich, wo ich gerademeinen Kopf hinlegen konnte.Dr. Sind Sie ein Mädchen, ein Mann, eine Frau oder ein Junge?G. Sehen Sie nicht, daß ich ein Mädchen bin?Dr. Wie alt sind Sie?G. Wahrscheinlich — doch bin ich nicht ganz sicher — aber ich denke, ich binsechzehn oder siebzehn.Dr. Wo haben Sie sich denn aufgehalten?G. Ich weiß es nicht.Dr. Denken Sie mal nach; vielleicht entsinnen Sie sich.G. Ich war an so vielen Orten, ich hätte gern ein Zuhause.Dr. Haben Sie keinen Vater und keine Mutter?G. Nein.Dr. Wo waren Sie als Kind?G. Ich war immer in einem großen Hause, wo sich viele Kinder befanden. Wirwaren alle zusammen. Gewöhnlich prügelten wir uns immer und tobtenherum. Ich glaube, ich habe nie eine Mutter gehabt; ich bin, glaube ich, indiesem großen Hause geboren. Ich war wenigstens dort, solange ich denkenkann.Es war ein großes Haus mit vielen Knaben und Mädchen. Die einen warengutartig, andere wieder ruppig, alle verschieden. Ich tat alles, was ich nurtun konnte. Ich verrichtete alles, was mir aufgetragen wurde, und sie hattenimmer Arbeit für mich. Ich arbeitete in einem fort, wie eine Maschine. —Es hieß immer: "Jetzt, Ella, hierher und, Ella, dorthin", und nach einemkleinen Weilchen wieder; überall sollte Ella sein. Ich hatte soviele kleineJungs und Mädels zu betreuen, daß ich mir schließlich vorkam, als wäre ichdie Mutter von ihnen allen.Dr. Hatten die Kinder Sie gern?G. Sie waren alle um mich herum, und ich hatte alles für sie zu tun. Das warmeine Arbeit, und ich half ihnen, so gut ich konnte. Aber es war nichtimmer leicht, ein Dutzend kleiner Kinder zu baden und anzuziehen. Siewaren recht laut, so daß ich ihnen oft sagen mußte, sie sollten ruhig sein.Manchmal war es zum verrückt werden. Sie können mir glauben, ichsuchte mein Bestes zu tun, doch wenn sie mir auf die Zehen traten, dannwurde ich ärgerlich.Dr. Wie lange ist das wohl her?G. Das kann noch gar nicht so lange her sein. Wissen Sie, ich hab mich verirrt.Ich wollte nur einen Spaziergang machen und konnte nicht wieder zurückfinden.Dr. Was geschah darauf?G. Gar nichts, ich bin nur dauernd umhergelaufen, um mein Kinderheim wiederzu finden.Dr. Haben Sie etwa einen Unfall gehabt?— 271 —

G. Ist das sicher, und re<strong>den</strong> Sie mir da auch nichts vor? Die lustige Daisy sagtmir eben, ich soll mit ihr gehen, und sie würde mich in ein schönes Heimführen. Wird das wohl der Himmel sein? Sie sagt, ich müsse jetzt lernen,Gutes zu tun und gut zu sein, und nachdem ich das gelernt hätte, könnte ichwieder herkommen und diesem kleinen Mädchen helfen. Ich werde ihrdann auch in der Schule helfen.Fr.G. Rechnest Du gerne?G. Ich liebe die Schule überhaupt nicht. Jetzt will ich gehen. Eben sagte manmir, ich käme in eine Schule — ich liebe aber die Schule nicht.Dr. Du kommst in eine ganz andere Schule — in die Lebensschule!G. Kann ich nicht blaue Augen und helles lockiges Haar haben? Ist das nichtmöglich? Ich möchte gerne schön sein.Dr. Schön kannst Du nur dadurch wer<strong>den</strong>, daß Du andern hilfst. Richte DeineGedanken immer nur auf Schönes und tue Gutes, dann wirst Du selbst auchschön. Du gewinnst dann geistige Schönheit. Nun geht nur mit, mit diesenFreun<strong>den</strong>, und wenn Du erst gelernt hast, wie Du ihr dienstbar sein kannst,wirst Du auch der kleinen R. helfen dürfen. Denke Dich bloß hin zu <strong>den</strong>Andern, dann bist Du gleich <strong>bei</strong> ihnen. Nimm Dir aber fest vor, ein ganzneues Leben anzufangen.G. Ich werde diesem kleinen Mädchen helfen. Leben Sie wohl!— — —Eine Woche nach dieser Unterredung mit "Lily kam ein anderer heimatloserWandergeist in unsern Zirkel, ein seltsamer fragelustiger Philosoph, der von derAura der Frau G., der Mutter der kleinen R.G. angezogen wor<strong>den</strong> war.Dieser Geist war eine Waise und hatte Frau G. in ihrer Kindheit gekannt. Siehatte damals eine lebhafte Zuneigung zu ihr entfaltet, und diese <strong>Liebe</strong> hatte sienun als Geist wieder zu Frau G. hingezogen, obgleich sie in der erwachsenenFrau die Freundin ihrer Kindheit nicht wieder erkannt hatte.—Sitzung vom 9. August 1922Geist: Lachende Ella. — Patientin: Frau G.Doktor: Weshalb singen Sie nicht mit?Geist: Ich kenne keinen von <strong>den</strong> Leuten hier, weshalb sollte ich da mitsingen?Dr. Wo kommen Sie her?G. Ich weiß es nicht.Dr. Wir möchten gern etwas mehr über Sie wissen. Ist es nicht eigenartig, daßSie sich hier befin<strong>den</strong>?G. Darüber weiß ich nichts; das werde ich noch herausfin<strong>den</strong> müssen.Dr. Sagen Sie uns doch, wer Sie sind und wie Sie heißen.G. Jemand sagte mir, wenn ich hierher käme, würde ich ein Unterkommenfin<strong>den</strong>.Dr. Das wer<strong>den</strong> Sie ganz gewiß.— 270 —

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