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30 Jahre unter den Toten - Herzlich willkommen bei „Die Liebe Gottes“

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G. Wenn ich das sagte, würde ich gleich verhaftet wer<strong>den</strong>. Ich kann auch hierschon nicht mehr bleiben, ich muß fort! Ich muß schleunigst fort, — ichmuß. (Die Kranke, Frau B., hat wiederholt versucht, fortzulaufen.) Sie sindschon hinter mir her, und wenn ich bleibe, dann kriegen sie mich. LassenSie mich gehen! Da sind sie schon, meine Ankläger.Dr. Wo glauben Sie <strong>den</strong>n zu sein?G. In New York.Dr. New York ist sehr weit von hier. Sie sind in Los Angeles, in Kalifornien.Was meinen Sie <strong>den</strong>n, welches Jahr wir haben? Wissen Sie, daß wir 1919schreiben?G. 1919? Das kann doch nicht sein!Dr. Was meinen Sie <strong>den</strong>n, welches Jahr jetzt ist?G. 1902.Dr. Das liegt schon 17 <strong>Jahre</strong> zurück. Können Sie <strong>den</strong>n nicht begreifen, daß SieIhren sterblichen Leib verloren haben? Es gibt keinen eigentlichen Tod,sondern nur einen Hinübergang. Nur der irdische Leib fällt ab. Haben Sieüberhaupt einmal <strong>den</strong> Fragen nach Leben und Tod näher nachgeforscht?G. Ich habe nie nach etwas geforscht. Ich habe immer nur geglaubt. — Ichheiße Ralph, aber meinen Nachnamen habe ich vergessen. Mein Vater isttot.Dr. Nicht mehr als Sie.G. Natürlich, tot bin ich ja nicht. Ich wünschte, ich wär's! Ach bitte bringenSie mich doch hier fort und machen Sie mich tot, aber so, daß ich wirklichtot bin. (Frau R. hat oft gebeten, man solle sie doch töten.) Oh, da kommensie wieder! Ich will aber nicht gestehen! Wenn ich's tue, sperren sie michins Gefängnis, und ich habe es ja so schon schlimm genug.Dr. Daß Sie im Dunkeln sind, daran ist nur Ihre Unwissenheit schuld. LegenSie nur ein Geständnis ab, dann können wir Ihnen auch helfen.G. Ich kann nicht gestehen. Ich hab's schon mal versucht, aber es war mirnicht möglich. Meine Vergangenheit steht mir ständig vor Augen.Dr. Ihrer Schilderung nach haben Sie augenscheinlich Menschen besessengemacht‚ haben diese durch Ihre immer wiederholten Versuche, sich umzubringen,zum Selbstmord getrieben. Haben Sie sich nicht manchmal inrecht sonderbarer Lage gefühlt?G. Ich habe noch gar nicht versucht, mir über mich selbst klar zu wer<strong>den</strong>.(Erregt.) Oh, Alice (Geist), nein, nein, ich habe Angst! Ich habe es ja garnicht tun wollen! Nein, Alice, schieb mir nicht die Schuld zu!Dr. Wenn Sie uns nur sagen, was Sie so quält, dann können wir Ihnen helfen.G. Wir hatten miteinander ausgemacht, daß wir zusammen in <strong>den</strong> Tod gehenwollten, aber wir starben eben doch nicht. — Alice, warum hast Du nur sodarauf bestan<strong>den</strong>, daß ich dich töten sollte!? Warum hast Du das getan?Erst habe ich Dich erschossen und dann mich selbst; aber ich habe dochnicht sterben können. Oh, Alice, Alice!Dr. Die ist sich über ihre Lage besser klar als Sie.— 190 —

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