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30 Jahre unter den Toten - Herzlich willkommen bei „Die Liebe Gottes“

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Stets wer<strong>den</strong> Sie unsere Führer in der feinsten Gesellschaft fin<strong>den</strong>, aber wir dürfennichts verraten. Wenn man erst mal ihrem Klub angehört — ich nenne ihn<strong>den</strong> Teufels-Klub — kann man gar nichts sagen. Man ist in ihren Klauen, undunsere Anführer sind schlimmer als Teufel, so gemein sind sie! Wenn es nichtohne Mord abging, waren wir es, die dafür ihren Kopf hinhalten mußten, abersie bekamen das Geld.Ich kam heute Abend her, um Ihnen dafür zu danken, daß Sie mir geholfenhaben. Niemand hat mir je zuvor eine hilfreiche Hand gereicht.Beim "Car-Barn"-Mord habe ich keinen Menschen umgebracht. Ich bin wohlmit da<strong>bei</strong> gewesen, doch der eigentliche Täter ist nicht gehängt wor<strong>den</strong>, esgelang ihm zu entkommen. Unser vier wur<strong>den</strong> gehängt, weil wir da<strong>bei</strong> waren.Ich war unschuldig. Ich sollte Schmiere stehen, und daß habe ich auch getan,doch gemordet habe ich nicht. Und dafür wurde ich gehängt.Wenn Sie es irgend können, wirken Sie darauf hin, daß man Menschen nichtgleich aufhängt. Man sollte ihnen immer noch eine Frist geben, weil sich oftgenug noch herausstellt, daß sie unschuldig sind. Man sollte sie einsperren undihnen noch eine Gelegenheit zur Besserung geben.Wenn sie gehängt sind, wo sind sie dann? Im Herzen nichts als Haß, streben sieins Er<strong>den</strong>leben zurück und richten weiter Unheil an. Sie beeinflussen Menschen,und dann kommt es zu Besessenheit.Ich steckte voller Haß, als man mich hängte, und sagte mir, wenn es ein Weiterleben gibt, will ich mir mein Recht schon holen und b Rache nehmen.Erinnern Sie sich noch an Tillie, die neben mir wohnte? Ich erzählte Ihnen schonfrüher von ihr. Sie kam öfter zu Ihren Sitzungen. Da ging ich einmal mit ihr undkam durch sie in Ihren Kreis. Hier wurde ich andern Sinnes und gelangtedadurch zu einem höheren Leben.Tillie hat immer einen guten Einfluß auf mich ausgeübt; sie hätte gern öfter mitmir gesprochen. Doch Mutter war stets eifersüchtig und wollte das nicht. Mutterwar sehr gemein zu Tillies Angehörigen. Und zu der Zeit, als ich gehängt wurde,steigerte sich ihre Bosheit zur Raserei, so daß sie zu einem Schrecken für dieganze Nachbarschaft wurde. Sie riß alle Zäune ein und verrammelte alle Stallfenster,die zu <strong>den</strong> Nachbarn hingingen. Am liebsten hätte sie je<strong>den</strong> erschossen,der ihr in <strong>den</strong> Weg kam. Wenn mein Vater seine Flinte gela<strong>den</strong> gehabt hätte,hätte Mutter sich die größten Ungelegenheiten auf <strong>den</strong> Hals gezogen.Tillie war mein Schutzengel, und durch die Hilfe Ihres Kreises gelang es mir,über meinen Haß Herr zu wer<strong>den</strong>. Jetzt suche ich andern zu helfen, kraft derbesseren Einsicht, die Sie mir gaben. Meine Aufgabe ist, solchen Unglücklichenzu helfen, wie dem armen Kerl, der vor mir hier war.Ich suche Menschen dahin zu beeinflussen, daß sie rechtschaffener handeln. —Wenn es darum geht, ob jemand gehängt wer<strong>den</strong> müsse, sollte man das nichttun, sondern ihm eine Gelegenheit geben, sich zu bessern. Kein Mensch hat das— 164 —

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