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30 Jahre unter den Toten - Herzlich willkommen bei „Die Liebe Gottes“

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Sie haben wahrhaft christlich an mir gehandelt, wie es niemand je getan hat. Ichward von allen gemie<strong>den</strong>. Wenn man in einer großen Stadt lebt, mit all ihrenVersuchungen, und man weiß nichts von höheren Dingen, so kommt man leichtin schlechte Gesellschaft. Man verstrickt sich so sehr ins Unrecht, daß manschließlich meint, es gehörte einem alles ebenso gut, wie <strong>den</strong> andern.Neid, Selbstsucht und Unwissenheit sind drei Eigenschaften, über die wir <strong>unter</strong>allen Umstän<strong>den</strong> Herr zu wer<strong>den</strong> trachten sollten. Wer von ihnen beherrscht ist,der hat <strong>den</strong> Teufel in sich. Man ist neidisch auf je<strong>den</strong>, der mehr hat als man selber;man ist nur auf sich bedacht und will nichts hergeben, um alles für sich zubehalten. Man will immer haben, was andern gehört, und meint schließlich,wenn es einen Gott gäbe, dann hätte er einem doch sicherlich dieselben gutenMöglichkeiten gegeben wie <strong>den</strong> andern.Mit solchen Ansichten wuchs ich auf, Mutter war selbstsüchtig und neidisch. Inder ganzen Nachbarschaft konnte niemand sie lei<strong>den</strong>, sie hatte nicht einen einzigenFreund. Ich war ihr Liebling und konnte alles haben.Vater mahnte mich, nichts Unrechtes zu tun; doch Mutter sagte immer, ich brauchenicht auf ihn zu hören, ich sollte nur weiter tun, was mir gefiele. Ich gingaus und verbrachte die Nächte in schlechter Gesellschaft. Wir taten uns zu einerBande zusammen. Eigentlich hatte ich nicht mitmachen wollen, mußte esjedoch, weil ich durch <strong>den</strong> Klub dazu gezwungen wurde.Sie müssen wissen, diese Burschen haben Klubs, Geheimbünde, und gehört manerst einmal dazu, dann muß man alles tun, was sie wollen, weil man in ihrerGewalt ist. Sich zurückzuziehen ist gar nicht möglich; auch wer das versuchenwollte, <strong>den</strong> würde man durch Drohungen zwingen, mitzumachen. Er wirdbewacht, immer ist ihm einer auf <strong>den</strong> Fersen. Die Neulinge sind dazu da, dieKastanien aus dem Feuer zu holen. Die Führer sind sehr selten zu fassen.Sogar eine Schule haben sie, und die Neulinge wer<strong>den</strong> dort in allen Schlichen<strong>unter</strong>richtet. Einige Anführer gehören zur besten Gesellschaft in großen Städtenund machen die Leute ausfindig, <strong>bei</strong> <strong>den</strong>en es was zu rauben gibt. Man mag sichoft gewundert haben, daß da und dort Juwelen und Geld zu fin<strong>den</strong> waren.Unsere Führer wissen über das alles gut Bescheid. Sie verkehren ständig in <strong>den</strong>besten Kreisen. Sie haben Geld, und deshalb würde es auch zu gar nichts führen,wenn man versuchen wollte, sie zur Rechenschaft zu ziehen.Wenn ich Ihnen einige unserer Anführer, die der besten Gesellschaft Chicagosangehören, mit Namen nennen wollte, wür<strong>den</strong> Sie mir nicht glauben. Sie wür<strong>den</strong>sagen, es sei nicht wahr! Wür<strong>den</strong> Sie etwas gegen sie sagen, dann würde manSie sofort verdächtigen und behaupten, Sie hätten solchen Einbruch verübt. Waskann man <strong>den</strong>n schließlich tun? Man muß eben stillschweigen! — So geht's inder "Unterwelt" zu — Die "Oberwelt" bedient sich aber der "Unterwelt", wennes ihr für ihre Zwecke dienlich erscheint — Was wir in einer Stadt stahlen, daswurde sogleich nach einer andern in Sicherheit gebracht.— 163 —

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