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30 Jahre unter den Toten - Herzlich willkommen bei „Die Liebe Gottes“

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waren, hat er sie ermordet und war nach Hause zurückgekehrt. Da wir zusammenim Theater gewesen waren, konnte meine Begleiterin bezeugen, daß ichnicht am Tatort gewesen war. Aber Sie wissen, ich war so versessen darauf, in<strong>den</strong> Besitz des Versicherungs-Betrages zu gelangen, daß ich gar nicht darandachte, wie sehr es auffallen mußte, wenn ich so bald nach dem Tode auf dasVersicherungs-Büro ging. Man schöpfte Verdacht und nahm mich schließlichfest.Wenn ich nur eine oder zwei Wochen gewartet hätte, würde man mich gar nichtbeargwöhnt haben. Ich wurde also verhaftet. Meine Mutter liebte mich so sehr,daß sie versuchte, die Schuld meinem Bruder zuzuschieben. Er war verheiratetund hatte zwei Kinder. Das Gerichtsverfahren kostete meine Eltern einen ganzenHaufen Geld, und es vergingen Monate über Monate, bevor man in der Sachevorankam. Man konnte sich nicht entschei<strong>den</strong>, ob nun Eddie oder ich für die Tatgehängt wer<strong>den</strong> sollte.Als ich so im Gefängnis saß, kam eines Tages eine kleine Schrift für mich an,nebst einigen Blättern, die alle über die geistige Welt handelten. — Ich wußteschon, daß meine Tage gezählt waren, <strong>den</strong>n schließlich war ich zum Tode durch<strong>den</strong> Strang verurteilt wor<strong>den</strong>. Über die Peinlichkeit meiner Lage war ich miralso völlig klar. — Die Schriften machten großen Eindruck auf mich, und ichdachte <strong>bei</strong> mir, ich möchte wohl wissen, wie das mit der Geisterwelt ist. Teilsglaubte ich daran, andernteils auch wieder nicht. Was in diesen Schriften standwar je<strong>den</strong> falls besser als das, was die Kirche über das Jenseitsleben lehrt; aberzunächst sah ich das Ganze als einen Scherz an.Ich habe mich auch mit dem Gefangenen-Aufseher des öfteren darüber <strong>unter</strong>halten,als aber der Zeitpunkt meiner Hinrichtung immer näher rückte, mochte ichnicht mehr davon hören. Es ist doch ein höchst eigenartiges Gefühl, wenn manweiß, es geht an <strong>den</strong> Galgen, und das Leben soll einem abgeschnitten wer<strong>den</strong>.— Sie können sich nicht vorstellen, was das für ein Gefühl ist.Sie können sich gar keinen rechten Begriff davon machen, was man da<strong>bei</strong> empfindet,wenn einem klar wird, daß man nur noch wenige Stun<strong>den</strong> zu leben hat.Indessen gab mir die kleine Botschaft, die mir zugesandt wor<strong>den</strong> war, doch einwenig Mut; wahrscheinlich wurde nur mein Körper zerstört wer<strong>den</strong>, und nichtmein Geist. So hielt ich bis zum letzten Augenblick meinen Mut aufrecht undwar or<strong>den</strong>tlich gespannt darauf, zu sehen, wie das Jenseits nun sein werde.Ich habe dem, der mir die Schriften zugesandt hat, viel zu danken, <strong>den</strong>n sie sindmir in meinen letzten Tagen ein tröstlicher Lichtpunkt gewesen.Als ich merkte, daß ich aus meinem Körper heraus war, war mein ersterGedanke: "Ich bin nicht tot!" Ich ging nun zu meiner Mutter und sprach zu ihr,und sie hat meine Gegenwart auch empfun<strong>den</strong>. Ich hing jedoch noch sehr anmeinem Körper und hatte das Gefühl, mich noch nicht von ihm trennen zu können.Ich war zwar schnell aus ihm heraus, kehrte aber wieder zu ihm zurück,und als mein Körper eingeäschert wurde, stand ich da<strong>bei</strong> und sah, wie er verbrannte.— 157 —

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