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Advanced Nuclear Power<br />
D AS MAGAZIN VON FRAMATOME ANP<br />
Nr. 8 August 2003<br />
Titelgeschichte<br />
<strong>Moderne</strong> <strong>Elektro</strong>und<br />
Leittechnik<br />
steigert<br />
Wettbewerbsfähigkeit
Advanced Nuclear Power<br />
Nr. 8 August 2003<br />
Framatome ANP<br />
weltweit<br />
Tour <strong>AREVA</strong><br />
92084 Paris La Défense Cedex<br />
Frankreich<br />
Tel.: +33 1 47 96 00 00<br />
Fax: +33 1 47 96 36 36<br />
FRinfo@framatome-anp.com<br />
Freyeslebenstr. 1<br />
91058 Erlangen<br />
Deutschland<br />
Tel.: +49 9131 18 95374<br />
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3315 Old Forest Road<br />
Lynchburg, VA 24501<br />
USA<br />
Tel.: +1 434 832 3000<br />
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IMPRESSUM<br />
Herausgeber<br />
Nicolas Brun<br />
Redaktionsleitung<br />
Susan Hess<br />
Redaktion<br />
Christine Fischer<br />
Catherine Rouet<br />
Philippe Rouiller<br />
Martha Wiese<br />
Gestaltung<br />
The O’Connor Group<br />
Autoren<br />
Alice Clamp, Christine Fischer, Peter<br />
Gerner, Werner Gyr, Georg Krämer,<br />
Holger Kroker, Graham Lord, Doris Pasler,<br />
Karin Reiche, Susan Taponier, Matthias<br />
Wagner, Martha Wiese<br />
I N H A L T S V E R Z E I<br />
3 Ausblick<br />
Branchen-Einblick<br />
4 Europäer für saubere Energie<br />
6 Attraktive Arbeitsplätze in der Nuklearbranche<br />
Titelgeschichte<br />
10 <strong>Moderne</strong> <strong>Elektro</strong>- und Leittechnik steigert Wettbewerbsfähigkeit<br />
Feature<br />
8 Neue Einrichtung für die zerstörungsfreie Prüfung von RDB<br />
9 Ganzheitliches Konzept vermeidet<br />
unzulässige Radiolysegas-Ansammlungen<br />
14 SWR-Brennelementwechsel in Kuosheng vereinfacht<br />
15 „Trans-World Reactor Vessel Examination System“ (TWS)<br />
endgültig abgenommen<br />
16 Wir kümmern uns um unseren Nachwuchs<br />
17 Erste Kernumfassungsinspektion in Japan<br />
18 Human Performance – Eine Kampagne zur Fehlerbekämpfung<br />
19 SAF-Engineering-Simulator – Ein Tool von unschätzbarem Wert<br />
Rubriken<br />
20 Kurz berichtet<br />
22 Komponenten & Service<br />
22 Aufträge<br />
SIVABLAST ist ein Warenzeichen von Siemens.<br />
Titelbild: Bildschirmunterstütze Warte im Neubau Tianwan, China.<br />
Sie gehört zu den modernsten der Welt.
C H N I S Ausblick<br />
4<br />
15<br />
19<br />
Ein Unternehmen von <strong>AREVA</strong> und Siemens<br />
Investition in die Zukunft<br />
Das A und O eines sicheren und wirtschaftlichen<br />
Betriebs von Kernkraftwerken<br />
ist das komplexe Netzwerk<br />
der Steuer-, Regel- und Stromversorgungssysteme.<br />
Wegen der Alterungs- und Ersatzteilproblematik<br />
müssen in vielen Kraftwerken die<br />
elektrischen und leittechnischen Systeme und<br />
Komponenten nach langjährigem Betrieb<br />
ausgewechselt werden. Dies gilt um so mehr<br />
für Kraftwerke, bei denen eine Verlängerung<br />
der Lebensdauer angestrebt wird.<br />
Modernisierte <strong>Elektro</strong>- und Leittechnik bringt zahlreiche betriebliche Vorteile:<br />
erhöhte Sicherheit und Verfügbarkeit, verbesserte Flexibilität des Anlagenbetriebs<br />
und gesteigerten Bedien- und Überwachungskomfort – und das bei reduzierten Betriebs-<br />
und Wartungskosten. Für jede Anlage findet sich dabei die optimale Lösung,<br />
wobei neben den erwarteten Vorteilen die noch verbleibende Betriebsdauer der<br />
Anlage, die Eigenschaften der vorhandenen <strong>Elektro</strong>- und Leittechnik und ihr Einfluss<br />
auf die Verfügbarkeit der Anlage sowie die notwendigen Investitionen in die<br />
Kosten/Nutzen-Analyse eingehen müssen.<br />
Daher ist die umfassende Modernisierung von Leittechnik- und Stromversorgungssystemen<br />
mehr als die Lieferung von Hardware und Software, mehr als nur die Optimierung<br />
von Betrieb und Wartung. Dahinter muss ein Partner stehen, der neben<br />
innovativen Produkten und Lösungen langjährige Erfahrung und weit reichendes<br />
Wissen um alle Prozesse im Kraftwerk mitbringt. Ein Partner, der es sich auf die<br />
Fahnen geschrieben hat, seine Kunden beim sicheren und wirtschaftlichen Betrieb<br />
der Anlage umfassend zu unterstützen.<br />
Die Erfahrung aus der Errichtung von mehr als 90 Kernkraftwerken in aller<br />
Welt und aus umfassenden Modernisierungsvorhaben in zahlreichen Reaktoren<br />
unterschiedlichster Typen und Hersteller hat Framatome ANP zum führenden<br />
Anbieter für die Ertüchtigung von <strong>Elektro</strong>- und Leittechniksystemen gemacht:<br />
So haben wir in den letzten zehn Jahren weltweit über die Hälfte aller wesentlichen<br />
<strong>Elektro</strong>- und Leittechnikmodernisierungen durchgeführt. Dieses Vertrauen<br />
nehmen wir als Ansporn.<br />
Seien Sie versichert, für Framatome ANP ist <strong>Elektro</strong>- und Leittechnik ein Kerngeschäft,<br />
das wir langfristig und mit großem Engagement partnerschaftlich mit<br />
unseren Kunden betreiben wollen.<br />
Heinz-Ullrich Kraft<br />
Leiter Geschäftszweig<br />
<strong>Elektro</strong>- und Leittechnik<br />
Framatome ANP
Photo Credit: Jon Dean of Energy Northwest.<br />
Branchen-Einblick<br />
Europäer für saubere Energie<br />
Eine in den Mitgliedsländern der<br />
Europäischen Union (EU) durchgeführte<br />
Meinungsumfrage ergab, dass<br />
für die Öffentlichkeit Umweltschutz in<br />
Verbindung mit gesicherter Energieversorgung<br />
oberste Priorität genießt. Die<br />
Nuklearbranche sollte den Europäern<br />
deshalb vor Augen führen, dass in<br />
Kernkraftwerken sauberer Strom kostengünstig<br />
und zuverlässig erzeugt<br />
werden kann.<br />
Die Schweden sind im Allgemeinen gut<br />
über Kernenergie informiert. Und dies<br />
hat einen Grund, sagt Carl-Erik Wikdahl,<br />
Berater und früherer Generalsekre-<br />
tär des schwedischen Atomforums. „In<br />
den letzten Jahren gab es in Schweden eine<br />
fortwährende politische Debatte über<br />
den Einsatz der Kernenergie.“<br />
Über diese Debatte sei in den Medien ausführlich<br />
berichtet worden, so Carl-Erik<br />
Wikdahl, mit dem Ergebnis, dass die Leute<br />
„gut Bescheid wissen“ über die Argumente<br />
im Zusammenhang mit einem Ausstieg<br />
aus der Kernenergie und der Nutzung anderer<br />
Energiequellen. Als daher letztes Jahr<br />
etwa tausend Schweden gefragt wurden, ob<br />
Kernkraftwerke „signifikant“ zur Erderwärmung<br />
und Klimaveränderung beitragen,<br />
sagten 67 % von ihnen, dem sei nicht so.<br />
Kernenergie wird für die Grundlastversorgung bevorzugt. Die Gründe:<br />
keine Luftverschmutzung, kostengünstige Bereitstellung von Energie,<br />
hohe Verfügbarkeit und Sicherheit, gesicherte Brennstofflieferungen.<br />
In Frankreich dagegen äußerten sich nur<br />
26 % der Befragten dahingehend, dass<br />
Kernkraftwerke keine Erderwärmung<br />
verursachen. Aber dieses Missverständnis<br />
wird möglicherweise bald weichen<br />
aufgrund eines besseren Kenntnisstands<br />
der französischen Bevölkerung – aus<br />
dem gleichen Grund wie in Schweden.<br />
„Die nationale Energiedebatte ist eine<br />
gute Sache“, äußert sich Bertrand<br />
Vieillard-Baron, Generalsekretär des französischen<br />
Atomforums. Im ganzen Land<br />
werden unterschiedliche Standpunkte<br />
zur Energiefrage diskutiert, überall wird<br />
darüber berichtet – und die Öffentlichkeit<br />
kann sich ein Bild machen, erzählt<br />
er. Bertrand Vieillard-Baron fügt hinzu,<br />
dass die Regierung und die Politiker in<br />
den Ländern Nordeuropas, z.B. Schweden,<br />
gelernt haben, wie man Energiethemen<br />
mit der Bevölkerung diskutiert.<br />
Und jetzt geschieht dies in Frankreich.<br />
Es gibt zudem noch einen weiteren<br />
Faktor, sagt Bertrand Vieillard-Baron.<br />
So habe Loyola de Palacio, seitdem<br />
sie EU-Kommissarin für Transport<br />
und Energie sowie Vizepräsidentin<br />
der Europäischen Kommission sei,<br />
wiederholt betont, dass Kernenergie<br />
absolut notwendig sei, wenn der<br />
europäische Kontinent die im Kyoto-<br />
Protokoll festgelegten Reduktions-<br />
Ziele für Emissionen erfüllen wolle.<br />
„Ich glaube, dass sie im Europa-Parlament<br />
und in der Europäischen Kommission<br />
über einigen Einfluss verfügt“,<br />
meint er. „Die Europa-Politiker scheinen<br />
jetzt weniger gegen die Kernenergie<br />
eingenommen zu sein.“<br />
4 Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003
Aber Bertrand Vieillard-Baron gibt zu,<br />
dass nicht genügend versucht wurde,<br />
die Kernenergie der Öffentlichkeit<br />
zu erklären. Tatsächlich, so sagt er, sei<br />
die französische Bevölkerung seit den<br />
1990er Jahren nur ungenügend über<br />
die positiven Aspekte der Kernenergie<br />
unterrichtet worden. Aus diesem Grund<br />
hat die Nuklearbranche eine konzertierte<br />
Aktion gestartet, um Entscheidungsträger,<br />
Professoren und Lehrer, Universitäten<br />
und – wo möglich – in Schulen<br />
über die Vorteile der Kernenergie zu informieren.<br />
„Es wird ein langer Prozess<br />
sein“, so Bertrand Vieillard-Baron.<br />
„Wir müssen in die Offensive gehen<br />
und den Leuten zeigen, welche Vorteile<br />
die Kernenergie ihnen bietet.“<br />
Die EU „hat dieselbe Art von Wahrnehmungslücke<br />
gegenüber den Vorteilen<br />
der Kernenergie, wie wir sie<br />
in den Vereinigten Staaten haben“,<br />
äußert sich Scott Peterson, Vizepräsident<br />
für Kommunikation am Nuclear<br />
Energy Institute (NEI) in Washington,<br />
D.C. „Wir müssen stärker über<br />
die Vorteile der Kernenergie bezüglich<br />
sauberer Luft informieren.“ Die<br />
Schwierigkeit, sagt er, liegt in der<br />
Komplexität von Klimaveränderung<br />
und Erderwärmung. „Sobald Sie<br />
zum Kern des Problems kommen, ist<br />
es schwer, die Aufmerksamkeit der<br />
Öffentlichkeit zu gewinnen.“<br />
Scott Peterson erklärt, dass ihn ein weiteres<br />
Ergebnis der EU-Umfrage überrascht<br />
hat – und zwar die Tatsache, dass die Europäer,<br />
ebenso wie die Amerikaner, mehr<br />
Information über die Sicherheit von<br />
Kernkraftwerken und die Behandlung<br />
des dabei anfallenden Abfalls wünschen.<br />
Auf die Bitte, oberste Prioritäten für<br />
ihre Regierungen zu setzen, nannten<br />
50 % der in der EU Befragten die<br />
Sicherheit von Kernkraftwerken und<br />
47 % die Behandlung und Lagerung<br />
von Atommüll.<br />
In Schweden waren 59 % der Ansicht,<br />
dass die Sicherheit von Kernkraftwerken<br />
oberste Priorität haben sollte. „Das zeigt,<br />
dass sich die Bevölkerung Gedanken<br />
über deren Sicherheit macht“, sagt Carl-<br />
Erik Wikdahl. Aber es „zeigt nicht, dass<br />
die Menschen die Kernkraftwerke ihres<br />
Landes für unsicher halten.“ „Eigentlich“,<br />
so fügt er hinzu, „ist die schwedische<br />
Öffentlichkeit im Allgemeinen sogar für<br />
die Kernkraft und kennt ihre Vorteile.“<br />
Eine schwedische Umfrage, die früher<br />
in diesem Jahr stattgefunden hatte,<br />
fand heraus, dass nur 14 % der Befragten<br />
den Ausstieg aus der Kernenergie<br />
befürworten. „Die kurzfristigen Konsequenzen<br />
eines Ausstiegs sind fast jedem<br />
in Schweden klar“, meint Carl-Erik<br />
Wikdahl. „Die einzige Bezugsquelle<br />
für Strom wären Kohlekraftwerke in<br />
Dänemark, Deutschland und Polen.“<br />
Genau wie die Schweden „stehen auch<br />
die Deutschen der Ausstiegspolitik<br />
ihrer Regierung skeptisch gegenüber“,<br />
sagt Gert Maichel, Präsident des Deutschen<br />
Atomforums. Einer aktuellen<br />
Meinungsumfrage zufolge glauben nur<br />
22 % der Deutschen, dass die Nutzung<br />
der Kernenergie in ihrem Land deutlich<br />
zurückgehen wird. „Zwischen 2010 und<br />
2020 werden ungefähr 40 000 MW installierter<br />
Leistung ersetzt werden müssen.“,<br />
erläutert Gert Maichel. „Daher<br />
müssen wir uns die Option Kernenergie<br />
offen halten. Kernkraftwerke sind nicht<br />
nur wirtschaftlich: sie sind auch umwelt-<br />
und klimafreundlich.“ Er kommt<br />
zu dem Schluss: „Wir müssen die Öffentlichkeit<br />
[davon] überzeugen.“<br />
Wenn es etwas gibt, dem die meisten<br />
Europäer zustimmen, dann ist es die<br />
Notwendigkeit, die Umwelt zu schützen.<br />
Fast 90 % der Befragten meinten,<br />
dass Erderwärmung und Klimaveränderung<br />
ernste Themen sind, die unmittelbare<br />
Aufmerksamkeit erfordern. Außerdem<br />
sagten 72 %, dass der Schutz von<br />
Umwelt und allgemeiner Gesundheit<br />
sowie die sichere Versorgung mit Energie<br />
für ihre eigene Regierung oberste<br />
Priorität haben sollten.<br />
„Ich fand es interessant, dass für die<br />
Bewohner von EU-Ländern Umweltschutz<br />
und niedrige Preise von größter<br />
Wichtigkeit waren und sich lediglich<br />
30 % für Zuverlässigkeit entscheiden,“<br />
sagt Scott Peterson vom NEI. „Dies<br />
ist eine einmalige Gelegenheit für die<br />
Branche. Wir verfügen über eine Energiequelle<br />
– nämlich Kernenergie –, die<br />
alle drei Aspekte bietet: eine emissionsfreie,<br />
kostengünstige und zuverlässige<br />
Energieversorgung, d.h. sie schlägt drei<br />
Fliegen mit einer Klappe.“ ■<br />
Im Rahmen der Meinungsumfrage – die von der Generaldirektion Forschung der Europäischen Kommission in Auftrag gegeben und von der Meinungsforschungsgruppe<br />
der Europäischen Kommission durchgeführt wurde – wurden 16 032 Menschen in den 15 EU-Mitgliedsländern zwischen Februar und April 2002 befragt.<br />
Die Ergebnisse der Umfrage sind unter http://www.europa.eu.int/comm/public_opinion/archives/eb/ebs_169.pdf zu finden.<br />
Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003 5
Branchen-Einblick<br />
Attraktive Arbeitsplätze in der Nuklea<br />
In den USA arbeiten Nuklearbranche,<br />
Universitäten und Regierung eng zusammen,<br />
um Studenten zu informieren,<br />
dass die Nuklearbranche gute Karrieremöglichkeiten<br />
bietet.<br />
Michelle Ragheb tut etwas, das sie<br />
sich nie vorstellen konnte – sie arbeitet<br />
in einem Kernkraftwerk. Drei Jahre zuvor<br />
war ihr ein Sommerpraktikum in<br />
der Anlage Seabrook (New Hampshire)<br />
angeboten worden.<br />
„Ich schloss gerade mein Junior-Jahr als<br />
Studentin des Chemie-Ingenieurwesens<br />
an der University of Massachusetts<br />
Lowell ab und interessierte mich nicht<br />
wirklich für Kernenergie“, sagt sie. Aber<br />
Michelle Ragheb nahm damals das Angebot<br />
an und heute arbeitet sie als Ingenieurin<br />
im Kernkraftwerk. Sie gibt zu,<br />
dass sie Glück hatte. „Wäre nicht das<br />
Praktikum gewesen, so wäre ich jetzt<br />
nicht hier.“ Aber US-amerikanische<br />
Kernkraftwerke können sich bei der Personalbeschaffung<br />
nicht auf den Zufall<br />
verlassen. Es steht zu viel auf dem Spiel.<br />
Laut einer Umfrage des Nuclear Energy<br />
Institute (NEI) werden die Kernkraftwerke<br />
in den USA in den nächsten acht<br />
Jahren mehr als 20 000 neue Mitarbeiter<br />
einzustellen haben. Ungefähr ein<br />
Drittel davon werden Ingenieure<br />
(Maschinenbau, <strong>Elektro</strong>technik, Kerntechnik,<br />
Chemie, Werkstoffwissenschaften<br />
und Bautechnik) sein – ein Querschnitt,<br />
der auch der heutigen Personalstruktur<br />
in einer typischen Anlage entspricht.<br />
Aufgrund der gegenwärtigen<br />
Zahl der Absolventen von Ingenieurstudiengängen<br />
ist abzusehen, dass die Zahl<br />
der benötigten Kerntechniker das Angebot<br />
bei weitem übersteigen wird und<br />
dass die Konkurrenz um Ingenieure anderer<br />
Fachrichtungen groß sein wird.<br />
Praktika bauen nicht nur Vertrauen auf, sondern machen die<br />
interessanten Tätigkeiten im Nuklearbereich auch anderen<br />
Studenten bekannt.<br />
Was tun?<br />
Als erster Schritt sollten Hochschulstudenten<br />
über die Branche und die Karriere-Möglichkeiten<br />
informiert werden,<br />
meint Michelle Ragheb. „Vor meinem<br />
Praktikum wusste ich nicht einmal, dass<br />
es Seabrook gibt.“ Sie möchte dynamische<br />
Mitarbeiter der Nuklearbranche bei<br />
den Jobbörsen der Hochschulen sehen.<br />
„Junge Mitarbeiter wären die besten Botschafter<br />
für diese Branche“, glaubt sie.<br />
Pflegen Sie Kontakte<br />
Die meisten Unternehmen, die Kernkraftwerke<br />
betreiben, sind keine Fremden<br />
an den Hochschulen und Universitäten<br />
in ihrer Nähe. Aber ein Stand<br />
auf einer Jobbörse ist nur eine Möglichkeit,<br />
um Studenten zu erreichen. Es gibt<br />
noch viele andere. „Freunden Sie sich<br />
mit dem Dekan [für Ingenieurwissenschaften]<br />
an“, schlägt Gilbert Braun,<br />
Leiter des Kerntechnik-Programms an<br />
der University of Massachusetts Lowell,<br />
vor. Einige Führungskräfte, wie George<br />
Hairston, haben genau das getan. „Ich,<br />
aber auch die leitenden Angestellten<br />
unterhalten enge Beziehungen mit<br />
der Verwaltung, der Fakultät und den<br />
Mitarbeitern von Hochschulen und<br />
Universitäten im Südosten“, erklärt<br />
der President und CEO der Southern<br />
Nuclear Operating Co. „Wir haben<br />
gemeinsame Geschäftsinteressen.“<br />
Enge Beziehungen mit den Leitern der<br />
Ingenieur-Bereiche von Hochschulen<br />
und Universitäten ermöglichen es den<br />
Unternehmen, angehende Ingenieure<br />
mit dem richtigen „Profil“ für einen<br />
Sommer – oder auch mehrere Semester<br />
– einzuladen, um das Unternehmen<br />
kennen zu lernen. „Die Unternehmen<br />
möchten durch Praktika und<br />
Kooperationsprogramme eine Beziehung<br />
mit einem oder zwei Studenten<br />
im Laufe von deren Studium aufbauen“,<br />
sagt Dave Modeen, früher Leiter<br />
des Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-<br />
Programms des NEI.<br />
6 Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003
anche<br />
Bieten Sie finanzielle<br />
Unterstützung<br />
„Stipendien sind der beste Weg, Studenten<br />
in die Kerntechnik zu ziehen“,<br />
meint Amy Houck, die bei der Texas<br />
A&M University an ihrer Dissertation<br />
auf dem Gebiet der Kerntechnik arbeitet.<br />
William Magwood, Leiter der Behörde<br />
für Kernenergie, Kernforschung<br />
und Kerntechnik beim US-Energieministerium,<br />
erläutert, dass 2000 Dollar<br />
ein entscheidender Faktor sein können:<br />
„Studenten, die zwischen zwei Stühlen<br />
sitzen und sich nicht recht für eine<br />
Fachrichtung ihres Ingenieurstudiums<br />
entscheiden können, haben uns erzählt,<br />
dass ein Stipendium hier den Ausschlag<br />
geben könnte.“<br />
Die National Academy for Nuclear<br />
Training vergibt pro Jahr Stipendien im<br />
Wert von ungefähr einer Million Dollar.<br />
Diese Mittel werden von Unternehmen<br />
der Nuklearbranche bereitgestellt. „Die<br />
Stipendienvergabe ist ein Aspekt der<br />
Strategie eines Unternehmens, um im<br />
Nukleargeschäft wettbewerbsfähig zu<br />
bleiben“, sagt James Stubbins, Leiter der<br />
Abteilung Kern-, Plasma- und Strahlentechnik<br />
an der University of Illinois.<br />
Sorgen Sie für<br />
Bekanntheit<br />
Eine Schwierigkeit besteht darin, dass<br />
viele Studienanfänger schon etwas über<br />
Maschinenbau und <strong>Elektro</strong>technik gehört<br />
haben, jedoch relativ wenige etwas<br />
über Kerntechnik. Hannah Mahoney,<br />
die an der Texas A&M University im ersten<br />
Studienjahr Kerntechnik studiert,<br />
erzählt, dass sie über diesen Bereich deshalb<br />
Bescheid wusste, weil eine Ex-<br />
Freundin ihres Bruders dort studierte.<br />
„Ich dachte, das hört sich gut an und<br />
machte eine Besichtigung. Dabei merkte<br />
ich, dass dies etwas war, das mir Spaß<br />
machen würde“, meint sie. „An der<br />
Oregon State University bieten wir<br />
Studenten kleine Klassen sowie enge<br />
Beziehungen mit der Fakultät und zu<br />
anderen Studenten“, sagt Andrew Klein,<br />
Leiter des dortigen Bereichs Kerntechnik<br />
und Strahlenschutz.<br />
Auch die Unternehmen mischen mit<br />
und wenden sich bereits an Oberschüler.<br />
Tennessee Valley Authority (TVA)<br />
zum Beispiel lädt regelmäßig Schüler<br />
von zwei benachbarten Oberschulen zu<br />
einem Schnuppertag ein, sagt Mary<br />
Bach, Leiterin der Personalabteilung.<br />
„Die Schüler begleiten am Vormittag<br />
einen TVA-Mitarbeiter und lernen am<br />
Nachmittag dann etwas über Kernenergie.“<br />
In diesem Jahr hatte das Unternehmen<br />
siebzig Schüler zu Gast.<br />
Eine andere Möglichkeit, die zunehmend<br />
an Popularität gewinnt, ist die<br />
Partnerschaft zwischen Unternehmen<br />
und Hochschulen. Framatome ANP<br />
hat sich in Lynchburg, Virginia, mit<br />
dem dortigen Community College zusammengetan,<br />
das dadurch einen Abschluss<br />
als „Associate of Applied Science<br />
in Technical Studies“ mit Schwerpunkt<br />
auf der Nuklearservicetechnik anbieten<br />
kann. Das Unternehmen unterstützt das<br />
College-Programm finanziell und hat<br />
gerade ein Trainingszentrum fertig gestellt,<br />
wo Studenten Erfahrung mit den<br />
Einrichtungen sammeln können, die sie<br />
im Kraftwerk nutzen werden.<br />
„Das ist eine Partnerschaft, von der<br />
beide Seiten profitieren,“ erklärt<br />
Darrel W. Staat, Präsident des Central<br />
Virginia Community College in Lynchburg.<br />
„Die Beziehung zu unserem<br />
College ermöglicht Framatome ANP<br />
den Zugang zu hoch qualifizierten<br />
Fachkräften.“<br />
Die Zeiten ändern sich<br />
Um die Besten und Aufgeschlossensten<br />
zu bekommen, „müssen wir die Branche<br />
als attraktives Arbeitsgebiet bekannt machen“,<br />
sagt Gerald Ellis, Direktor der<br />
Personalabteilung und Verwaltung bei<br />
Exelon Nuclear.<br />
Ein wesentliches Argument sind die angestrebten<br />
Lebensdauerverlängerungen.<br />
Bei vierzehn Reaktoren an sieben Standorten<br />
hat die Nuclear Regulatory Commission<br />
bereits einer Betriebsverlängerung<br />
um weitere zwanzig Jahre zugestimmt.<br />
Es wird erwartet, dass fast alle US-Kernkraftwerke<br />
eine Verlängerung ihrer Betriebsgenehmigung<br />
beantragen werden.<br />
„Es gibt keine besseren Nachrichten für<br />
die Branche als so etwas“, meint Andrew<br />
Klein von der Oregon State University,<br />
„abgesehen von der Errichtung eines<br />
neues Kernkraftwerks.“<br />
Doch bis das geschieht, können Universitäten<br />
und Kerntechnik-Unternehmen<br />
auf die seit Ende der 1990er Jahre<br />
gemachten Fortschritte hinweisen, als<br />
viele glaubten, dass diese Branche keine<br />
Zukunft habe. Die angestrebten<br />
Lebensdauerverlängerungen haben die<br />
Vorhersagen, dass Kernkraftwerke in<br />
großem Umfang stillgelegt werden,<br />
widerlegt und der Wirkungsgrad und<br />
die Stromproduktion der Anlagen sind<br />
deutlich gestiegen.<br />
Wie weit ist die Branche gekommen?<br />
„Vor fünf Jahren haben wir über Jobs<br />
geredet“, erzählt James Stubbins von der<br />
University of Illinois. „Jetzt sprechen<br />
wir über Karrieren.“ ■<br />
Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003 7
Feature<br />
Neue Einrichtung für die zerstörungsfreie<br />
Prüfung von RDB<br />
Electricité de France (EDF) hat die<br />
französische Framatome ANP-<br />
Tochter Intercontrôle, die auf zerstörungsfreie<br />
Prüfungen spezialisiert ist,<br />
exklusiv mit der Prüfung der Reaktordruckbehälter<br />
(RDB) während der<br />
planmäßigen Zehnjahresrevisionen<br />
im Zeitraum 2005–2010 beauftragt.<br />
Der hart umkämpfte Langzeitvertrag<br />
umfasst mindestens 29 Inspektionen.<br />
Seit 1974 hat Intercontrôle bei allen<br />
RDB im Kernkraftwerksbestand der<br />
EDF die gesetzlich vorgeschriebenen<br />
Prüfungen durchgeführt (bis Ende 2002<br />
insgesamt 273 Inspektionen). Das Unternehmen<br />
exportiert seine Dienstleistungen<br />
auch nach Belgien, China und zu<br />
weiteren Kunden. „Natürlich hat Intercontrôle<br />
in dem Angebot die langjährigen<br />
und guten Beziehungen zur EDF<br />
sowie die Erfahrung auf diesem Gebiet<br />
betont“, erklärt Michael Lutsen, bei EDF<br />
Projektleiter für die zentralen Labors.<br />
Die zu prüfenden Bereiche (Schweißnähte,<br />
unterplattierte Grundwerkstoffe,<br />
Gewindebohrungen am Flansch usw.)<br />
und die grundlegenden Prüfverfahren<br />
(Ultraschall, visuell und Durchstrahlung)<br />
bleiben gleich, doch der neue Auftrag<br />
macht weitere Verbesserungen erforderlich.<br />
Die Verbleibzeit der Prüfeinrichtungen<br />
im Behälter wird drastisch reduziert,<br />
von 250 auf 156 Stunden, ebenso der<br />
Zeitbedarf für die Installation der Prüfeinrichtung.<br />
Für die Techniker der EDF<br />
bedeutet dies eine insgesamt niedrigere<br />
Strahlenexposition und für das Unternehmen<br />
Kostenvorteile durch kürzere<br />
Revisionszeiten.<br />
Um diese Anforderungen zu erfüllen,<br />
wird derzeit unter dem Namen MIS 3G<br />
eine Prüfeinrichtung der dritten Generation<br />
entwickelt. Sie vereint in sich Prüfeinrichtungen,<br />
wodurch Untersuchungen<br />
automatisiert werden können, die<br />
Zuverlässigkeit des Systems insgesamt<br />
verbessert und Dekontaminations- und<br />
Wartungsvorgänge vereinfacht werden.<br />
In den ertüchtigten Einrichtungen werden<br />
bewährte Lösungen mit innovativen<br />
Konzepten kombiniert: So wird die<br />
Software CIVACUVE, die bereits seit<br />
mehreren Jahren bei den Inspektionen<br />
mit MIS im Einsatz ist, auch in MIS 3G<br />
Verwendung finden.<br />
Gleichzeitig wird MIS 3G mit neuen,<br />
von deutschen und US-amerikanischen<br />
Einheiten entwickelten Lösungen zur<br />
10-Jahres-Inspektion im französischen<br />
Kernkraftwerk Gravelines 3.<br />
Prüfung von DWR-Druckbehältern<br />
ausgestattet, einschließlich des von<br />
der intelligeNDT (eine Tochter der<br />
Framatome ANP GmbH für zerstörungsfreie<br />
Prüfungen) entwickelten<br />
Ultraschallsystems SAPHIR plus . Es<br />
handelt sich hier also um ein sehr weit<br />
reichendes Projekt, für das das komplette<br />
MIS: Steuerung und Datenerfassung<br />
sind extern in einem Container<br />
untergebracht, um eine Strahlenexposition<br />
des Personals zu<br />
vermeiden.<br />
Spektrum des Fachwissens von Intercontrôle<br />
gebraucht wird und das von den Fähigkeiten<br />
der Framatome ANP profitiert.<br />
„Der größte Unterschied besteht darin,<br />
dass das Prüfverfahren, gemäß den<br />
neuen Vorschriften, nach den Anforderungen<br />
des französischen Regelwerks<br />
(RSEM) entsprechend qualifiziert werden<br />
wird“, erläutert Michael Lutsen.<br />
„Technische Aspekte des Prozesses, wie<br />
Ausrüstungen und Vorlaufzeiten, werden<br />
parallel zur Schulung der im Reaktorgebäude<br />
tätigen Techniker erprobt.“ Die<br />
Qualifizierung wird 2003 und 2004 im<br />
französischen Kernforschungszentrum<br />
Cadarache mit Versuchen am Modell<br />
durchgeführt und in einem technischen<br />
Bericht dokumentiert werden. EDF<br />
wird bei jedem Schritt anwesend sein. ■<br />
8 Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003
Ganzheitliches Konzept vermeidet unzulässige<br />
Radiolysegas-Ansammlungen<br />
In allen Kernkraftwerken mit SWR<br />
weltweit stellt die Ansammlung von<br />
Radiolysegas in mit Frischdampf beaufschlagten<br />
Systemen eine nicht zu unterschätzende<br />
Gefährdung dar: So kann<br />
die Reaktion von aufkonzentrierten Gasgemischen<br />
mit erheblichen Belastungen<br />
für den betroffenen Rohrleitungsbereich<br />
verbunden sein (bis hin zum Verlust<br />
der Integrität), wie Ereignisse z.B. in<br />
Japan und Deutschland gezeigt haben.<br />
Framatome ANP hat deshalb in Zusammenarbeit<br />
mit dem deutschen Kernkraftwerk<br />
Brunsbüttel ein ganzheitliches<br />
Konzept entwickelt, das solche Reaktionen<br />
zuverlässig verhindert.<br />
Durch die Strahlung im Kern wird ein<br />
geringer Teil des Wassers, das als Kühlmittel<br />
und Moderator dient, mittels<br />
Radiolyse in Wasserstoff und Sauerstoff<br />
zerlegt. Die Gase werden mit dem<br />
Frischdampf aus dem Reaktordruckbehälter<br />
ausgetragen und gelangen so in<br />
alle Systembereiche der Anlage, die mit<br />
Frischdampf in Kontakt kommen.<br />
Dieses Phänomen tritt – unabhängig<br />
von der chemischen Fahrweise – in<br />
SWR aller Hersteller auf.<br />
Erhebliche Belastungen<br />
durch Knallgasreaktion<br />
Der größte Teil der Radiolysegase gelangt<br />
mit dem Dampfstrom direkt in<br />
den Turbinenkondensator und wird von<br />
dort in die Abgasanlage abgesaugt, wo<br />
die Radiolysegase zu Wasser rekombinieren.<br />
Dagegen kann es in nicht ständig<br />
durchströmten Rohrleitungsbereichen<br />
durch die Kondensation von Dampf<br />
aufgrund von Wärmeverlusten zu einer<br />
Aufkonzentration der Radiolysegase<br />
kommen. Wenn hierbei ein zündfähiges<br />
Knallgasgemisch entsteht, kann dessen<br />
Reaktion im betroffenen Rohrleitungsbereich<br />
erhebliche Belastungen hervorrufen<br />
bis hin zum Verlust der Integrität.<br />
Für sicherheitstechnisch wichtige Systeme<br />
müssen solche Reaktionen deshalb<br />
zuverlässig verhindert werden.<br />
In deutschen SWR-Anlagen wurden<br />
schon zahlreiche Einzelmaßnahmen<br />
ergriffen, z.B. der Einbau von Spülleitungen<br />
und Katalysatoren, um die unzulässige<br />
Ansammlung von Radiolysegas<br />
zu verhindern. Dennoch gab es immer<br />
wieder Ereignisse im Zusammenhang<br />
mit Knallgasreaktionen, die eine ganzheitliche,<br />
systematische Betrachtung<br />
zweckmäßig erscheinen lassen.<br />
Gefährdete Bereiche werden<br />
zuverlässig erkannt<br />
Nach dem Vorkommnis mit Abriss der<br />
Reaktordruckbehälter-Deckelsprühleitung<br />
in Brunsbüttel im Dezember 2001<br />
haben wir in Zusammenarbeit mit dem<br />
Betreiber der Anlage ein ganzheitliches<br />
Konzept entwickelt, mit dem unzulässige<br />
Gasansammlungen mit größtmöglicher<br />
Sicherheit und Zuverlässigkeit erkannt<br />
und verhindert werden. Dieses Konzept<br />
beinhaltet sowohl die Ermittlung der<br />
gefährdeten Systembereiche als auch die<br />
Festlegung von Maßnahmen, die zur<br />
Vermeidung von<br />
Knallgasreaktionen<br />
zu ergreifen sind.<br />
Die Analyse der Anlage<br />
auf gefährdete<br />
Systembereiche beginnt<br />
damit, dass<br />
alle Systeme ermittelt<br />
werden, die<br />
bei normalem Leistungsbetrieb<br />
oder<br />
bei anormalen Betriebszuständen<br />
mit<br />
Frischdampf beaufschlagt<br />
werden. Diese<br />
Systeme werden<br />
auf Bereiche unter-<br />
sucht, in denen die Strömung stagniert<br />
und keine Möglichkeit besteht, die Gase<br />
zu entfernen. Für alle gefährdeten Bereiche<br />
wird anschließend bewertet, welche<br />
Folgen eine unterstellte Reaktion haben<br />
würde. In Abhängigkeit von den zu erwartenden<br />
Folgen und deren sicherheitstechnischer<br />
Relevanz werden Art und<br />
Umfang der Vorsorgemaßnahmen zur<br />
Vermeidung einer unzulässigen Gasansammlung<br />
festgelegt.<br />
Abhilfemaßnahmen<br />
schützen Anlage<br />
Das zuverlässige Funktionieren der<br />
Vorsorgemaßnahmen wird in der Regel<br />
mit Temperaturmessstellen überwacht.<br />
Für den Fall, dass eine Maßnahme ausfällt,<br />
empfiehlt es sich, bereits weitere<br />
Maßnahmen vorzusehen und diese<br />
auch in den Betriebsanleitungen (z.B.<br />
Betriebshandbuch) festzuhalten. Auch<br />
die Vorsorgemaßnahmen und deren<br />
Überwachung sollten in den Betriebsanleitungen<br />
festgehalten werden. Ein<br />
derartiges umfassendes und systematisches<br />
Vorgehen schützt eine Anlage mit<br />
großer Zuverlässigkeit vor Knallgasreaktionen<br />
und deren Folgen. ■<br />
Schäden an einer Rohrleitung durch<br />
eine Radiolysegasreaktion.<br />
Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003 9
T itelgeschichte<br />
<strong>Moderne</strong> <strong>Elektro</strong>- und Leittechnik<br />
D ie <strong>Elektro</strong>- und Leittechnik zählt zu den Schlüsselsystemen eines Kernkraftwerks. Sie auf dem aktuellen Stand<br />
der Technik zu halten, macht sich für Kraftwerksbetreiber direkt bezahlt. Höhere Sicherheit und Verfügbarkeit,<br />
sogar die Möglichkeit, auf neue Gegebenheiten am Strommarkt zu reagieren, rechtfertigen die Investition. Dabei kommen<br />
die von Framatome ANP entwickelten Systeme problemlos mit den verschiedensten Reaktortypen unterschiedlichster<br />
Hersteller zurecht.<br />
Ein neuer Turbineneinsatzrechner<br />
(automatische Leistungssollwert-<br />
Vorgabe) verhalf dem deutschen<br />
1365-MW-DWR Neckar 2 zu<br />
schnellerer und sicherer Erfüllung<br />
der Lastverteileranforderung. Die<br />
Konvoi-Anlage von Siemens war<br />
ursprünglich nur unzureichend für<br />
Primäregelung ausgelegt und konnte<br />
sich deshalb das heute lukrative<br />
Marktsegment Frequenzstützung<br />
nicht erschließen. Mit dem neuen<br />
Rechner von Framatome ANP hat<br />
sich das geändert. In nur vier Mona-<br />
ten wurden die elektro- und leittechnischen<br />
Grundlagen gelegt,<br />
damit Neckar 2 künftig auch für<br />
den Ausgleich von Frequenzschwankungen<br />
im Stromnetz eingesetzt<br />
werden und Strom zu Spitzentarifen<br />
erzeugen kann.<br />
Prüffeld am Standort Erlangen, Deutschland. Die Prüfung vor dem Einbau im Kraftwerk ermöglicht<br />
äußerst kurze Stillstands- bzw. Inbetriebnahmezeiten für neue <strong>Elektro</strong>- und Leittechnik.<br />
10 Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003
steigert Wettbewerbsfähigkeit<br />
Der redundant aufgebaute Rechner<br />
wurde mit dem digitalen Leittechniksystem<br />
TELEPERM XS realisiert und regelt<br />
entsprechend dem Kraftwerksfahrplan<br />
und der aktuellen Netzfrequenz<br />
die Turbinenleistung. Das geschieht<br />
zurzeit noch über den ursprünglichen<br />
Turbinenregler, allerdings soll das in<br />
einem weiteren Schritt komplett digitalisiert<br />
und in den Einsatzrechner übernommen<br />
werden. Für Kraftwerksbetreiber<br />
GKN verringert sich die Zahl der<br />
im Kraftwerk eingesetzten Systemplattformen,<br />
was eine beträchtliche Arbeitserleichterung<br />
darstellt. „Damit haben<br />
wir uns einen neuen lukrativen Markt<br />
erschlossen“, unterstreicht Franz<br />
Steckenborn, Fachbereichsleiter <strong>Elektro</strong>technik<br />
bei GKN, „nicht zuletzt weil<br />
Framatome ANP den vereinbarten kurzen<br />
Terminrahmen eingehalten hat, hat<br />
sich für uns die Investition gerechnet.“<br />
Ob bei der Erschließung neuer Märkte,<br />
bei der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
oder bei der Erfüllung<br />
neuer Sicherheitsanforderungen –<br />
immer sind moderne Leit- und<br />
<strong>Elektro</strong>technik Kernelemente, wenn<br />
es darum geht, Kernkraftwerke auf<br />
dem neuesten und deshalb profitabelsten<br />
Stand der Technik zu halten. Kein<br />
Wunder also, dass sich zum Beispiel<br />
die Neubewertung der Kernenergie<br />
in den USA zunächst nur in der<br />
Verbesserung und Lebenszeitverlängerung<br />
der bestehenden Anlagen niederschlägt.<br />
„Viele von diesen Anlagen<br />
stehen vor der Aufgabe, die Tech-<br />
nologielücke zu füllen, die sich zwischen<br />
der Zeit ihrer Errichtung vor<br />
rund 30 Jahren und heute aufgetan<br />
hat“, berichtet der Geschäftsführer<br />
der US-amerikanischen Tochter von<br />
Framatome ANP, Tom Christopher.<br />
Topaktuelle <strong>Elektro</strong>- und Leittechnik<br />
ist auch der Schlüssel für die Ertüchtigung<br />
von Reaktoren russischer Bauart.<br />
Beispiel Bohunice V1 in der Slowakei,<br />
wo zwei DWR vom russischen Typ<br />
WWER-440 mit je 440 MW Leistung<br />
auf internationales Sicherheitsniveau<br />
gebracht wurden. Die Modernisierung<br />
der Anlagen für den elektrischen Eigenbedarf<br />
gehörte dabei zu den Hauptpunkten.<br />
Viele Komponenten mussten<br />
ausgetauscht und die mehrfach redundanten<br />
Sicherheitseinrichtungen wie<br />
von den internationalen Normen vorgeschrieben<br />
räumlich getrennt werden.<br />
Ebenso wichtig war die Modernisierung<br />
der verfahrenstechnischen Sicherheitseinrichtungen<br />
und der Sicherheitsleittechnik<br />
einschließlich der exakten<br />
Anpassung an die Anforderungen der<br />
russischen Anlage und der Ersatz der<br />
herkömmlichen analogen durch digitale<br />
Leittechnik auf Basis von TELEPERM<br />
XS. Alle Einzelmaßnahmen wurden unter<br />
wesentlicher Einbeziehung lokaler<br />
Lieferanten zu einer Gesamtlösung zusammengebunden,<br />
die die Sicherheit<br />
des Reaktors merklich verbesserte.<br />
Dank straffer Planung und guter Abstimmung<br />
zwischen den Fachdisziplinen<br />
konnte das ehrgeizige Vorhaben in<br />
den Blockstillstandszeiten der Jahre<br />
„Die Integration unserer Region<br />
in den Geschäftszweig <strong>Elektro</strong>und<br />
Leittechnik hat unser Produkt-<br />
Portfolio wesentlich erweitert. In<br />
der Sicherheitsleittechnik können<br />
wir unseren Kunden nun unser<br />
langjährig erworbenes und bewährtes<br />
Know-how in Verbindung<br />
mit der weltweit erfolgreichsten<br />
Systemplattform TELEPERM XS<br />
für Neu-Anlagen und Modernisierungen<br />
zur Verfügung stellen.<br />
Darüber hinaus bieten wir auch in<br />
enger Kooperation mit Siemens<br />
bewährte Lösungen in den Bereichen<br />
der Betriebsleittechnik und<br />
der <strong>Elektro</strong>technik.“<br />
Georges Helleringer, verantwortlich<br />
für das <strong>Elektro</strong>- und Leittechnik-<br />
Geschäft in Frankreich.<br />
1996 bis 2000 verwirklicht werden.<br />
„Beide Reaktoren sind damit auf ein<br />
international akzeptables Sicherheitsniveau<br />
gehoben worden und können jetzt<br />
problemlos mindestens bis ans Ende ih-<br />
Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003 11
T itelgeschichte<br />
<strong>Moderne</strong> <strong>Elektro</strong>- und Leittechnik<br />
rer berechneten Lebensdauer betrieben<br />
werden“, bilanziert Jozef Kerak, Projektleiter<br />
der stufenweisen Rekonstruktion<br />
in Bohunice V1, zufrieden.<br />
Auch für die modernen russischen<br />
DWR vom Typ WWER-1000 ist<br />
Framatome ANP-<strong>Elektro</strong>- und<br />
Leittechnik perfekt geeignet. Das<br />
zeigt das chinesische Kernkraftwerk<br />
Tianwan in der nordostchinesischen<br />
Provinz Jiangsu. Hao Dong Qin,<br />
ehemals Präsident der Jiangsu Power<br />
Corporation, hat hier große Pläne:<br />
„Wir wollen eines der besten Kernkraftwerke<br />
des 21. Jahrhunderts bauen<br />
und haben dafür die Leittechnik von<br />
Framatome ANP und Siemens ausgewählt,<br />
weil es die modernste referenzierte<br />
Technologie ist.“ Die beiden<br />
Framatome ANP:<br />
Leittechnik-Modernisierungen<br />
mit TELEPERM XS und<br />
TELEPERM XP in<br />
zahlreichen Kernkraftwerken<br />
verschiedener Hersteller<br />
Blöcke mit je 1000 MW Leistung sollen<br />
Ende 2004 und Ende 2005 ans Netz<br />
gehen. Framatome ANP liefert dabei<br />
nicht nur die Leittechnik auf Basis der<br />
Systemplattformen TELEPERM XS<br />
für die Sicherheitstechnik und<br />
TELEPERM XP für die Betriebsfunktionen,<br />
sondern auch die Notstromdieselaggregate,<br />
die Stromversorgung für<br />
die Leittechnik und die Heizungs-,<br />
12 Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003
steigert Wettbewerbsfähigkeit<br />
Klima- und Lüftungsanlagen. Die Leitsysteme<br />
werden zum Modernsten der<br />
Welt gehören. Jeder Reaktorblock kann<br />
aufgrund umfassender Bildschirmunterstützung<br />
von nur noch drei Reaktorfahrern<br />
bedient und überwacht werden.<br />
„Die professionelle Abwicklung der<br />
komplexen Verträge hat sich in der Einhaltung<br />
der Termin- und Kostenvorgaben<br />
gezeigt“, erklärt der Vorstandsvorsitzende<br />
Chen Zhaoba.<br />
Im liberalisierten europäischen Strommarkt<br />
ist optimale Anlagenverfügbarkeit<br />
für Kraftwerksbetreiber eines<br />
der Hauptziele. Der Energieversorger<br />
EnBW verlässt sich bei seinem Kernkraftwerk<br />
Philippsburg 1 auf digitale<br />
Steuerung mit den TELEPERM-<br />
Systemplattformen. Bei dem 926-MW-<br />
SWR von Siemens wurde 1999 zunächst<br />
der Turbinenschutz komplett<br />
ausgetauscht und damit die wartungsintensive<br />
Hydraulik für den Turbinenschutz<br />
wesentlich reduziert sowie die<br />
aufwändige Turbinenprüfautomatik auf<br />
ein Minimum reduziert. Die Turbinendrehzahl<br />
sowie der komplette maschinentechnische<br />
Turbinen- und Generatorschutz<br />
werden nunmehr digital<br />
durch drei Kanäle überwacht, deren<br />
Funktion zyklisch getestet wird. Diese<br />
steuern über drei Magnetventile den<br />
Schnellschlussblock für die Turbine.<br />
„Seitdem hat sich die Verfügbarkeit des<br />
Turbinensatzes und damit der Gesamtanlage<br />
signifikant verbessert“, erläutert<br />
Roland Soder, Leiter <strong>Elektro</strong>- und Leittechnik<br />
bei EnBW. Als weiterer Modernisierungsschritt<br />
wurde jetzt auch der<br />
Generatorspannungsregler auf digitale<br />
Technik umgestellt und mit einer geeigneten<br />
Schnittstelle für TELEPERM XP<br />
versehen. Damit arbeitet er bei geringerem<br />
Wartungsaufwand stabiler.<br />
Durch eine Kooperation mit Pioniercharakter<br />
will der US-Energieversorger<br />
AmerenUE beim Kernkraftwerk<br />
Callaway in Fulton, Missouri, der<br />
Überalterung von Komponenten und<br />
den steigenden Betriebskosten begegnen<br />
sowie die Bedienerfreundlichkeit<br />
durch Integration und Automatisierung<br />
steigern. Um die Leittechnik des<br />
1323-MW-DWR von Westinghouse<br />
zu modernisieren, schloss das Unternehmen<br />
eine strategische Allianz mit<br />
Framatome ANP. Beide Unternehmen<br />
arbeiten in einer langfristigen engen<br />
Verbindung an der kontinuierlichen<br />
Aktualisierung der Technik. Die einzelnen<br />
Modernisierungspakete werden<br />
entsprechend den Bedürfnissen des<br />
Kunden geplant und angegangen.<br />
Intensiver Informationsaustausch und<br />
ein enges Vertrauensverhältnis sind<br />
Grundvoraussetzungen. Erstes Projekt<br />
dieser Allianz ist die Modernisierung<br />
des Kondensatreinigungssystems mit<br />
neuer Leittechnik. Als eines der nächsten<br />
soll das Reaktorschutzsystem folgen.<br />
„Wir haben ein gemeinsames<br />
Team gegründet, das wie eine einzige<br />
Firma an dem Projekt arbeitet“, rühmt<br />
Ron Affolter, Vice President des Kernkraftwerks<br />
Callaway. „Wir erwarten<br />
uns davon erhöhte Zuverlässigkeit bei<br />
geringeren Unterhaltskosten und<br />
Überwachungsanstrengungen.“<br />
Diese Beispiele beschreiben nur einige<br />
der von uns durchgeführten Projekte<br />
und das hierbei gesammelte Wissen.<br />
Allen Vorhaben gemeinsam ist das<br />
Ziel, die Betriebs- und Wartungskos-<br />
„In den USA wächst der Markt<br />
für <strong>Elektro</strong>- und Leittechnik-<br />
Modernisierungen weiter und<br />
wir werden dieses Jahr eine Reihe<br />
von Projekten abschließen.<br />
Unsere gut ausgebildeten Ingenieur-<br />
Teams entwickeln fortwährend<br />
neue und innovative Lösungen zur<br />
Verbesserung des Betriebsverhaltens<br />
von Kernkraftwerken und erfüllen<br />
so die hohen Anforderungen der<br />
Branche. Mit der kürzlich stattgefundenen<br />
Übernahme des Nukleargeschäfts<br />
von Cultler-Hammer<br />
bauen wir unsere Fähigkeit, die<br />
Kunden mit einem umfassenden<br />
Spektrum elektrotechnischer Lösungen<br />
zu beliefern, weiter aus.“<br />
Tom Weir, verantwortlich für das<br />
<strong>Elektro</strong>- und Leittechnik-Geschäft<br />
in den USA.<br />
ten zu senken oder finanzielle Vorteile<br />
anderer Art zu erzielen. Sie alle<br />
zeigen die Fähigkeit von Framatome<br />
ANP, in einem internationalen und<br />
multikulturellen Umfeld zu arbeiten<br />
und bestmögliche Lösungen für Kunden<br />
in aller Welt bereitzustellen. ■<br />
Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003 13
Feature<br />
SWR-Brennelementwechsel<br />
in Kuosheng vereinfacht<br />
In den meisten Kernkraftwerken<br />
wird heute intensiv daran gearbeitet,<br />
die Revisionsdauer zu verkürzen.<br />
Framatome ANP unterstützt ihre<br />
Kunden deshalb nicht nur bei der<br />
Revision, sondern entwickelt auch<br />
innovative Ansätze für weitere Verbesserungen.<br />
Ein Beispiel hierfür ist<br />
unsere Arbeit für die Taiwan Power<br />
Company (TPC) zur Minimierung<br />
des Kernumsetzaufwands.<br />
In einem Brief an Framatome ANP<br />
bedankt sich A.H. Jeng, Leiter der<br />
Abteilung Kernkraftwerksbetrieb der<br />
TPC, für unsere „Aktivitäten zur Reduzierung<br />
der Brennelement-Umsetzschritte<br />
bei der vor kurzem erfolgten<br />
Planung der Nachladekerne für das<br />
Kraftwerk Kuosheng. Dabei wurde<br />
zur Erstellung des Beladeplans eine<br />
ganz neue Lösung realisiert, die es<br />
erlaubt, möglichst viele Brennelemente<br />
für den nächsten Zyklus an<br />
Ort und Stelle zu lassen. Dank Ihrer<br />
Unterstützung konnte Taipower<br />
während der letzten drei Revisionen<br />
die Beladezeit um jeweils einen Tag<br />
verkürzen.“<br />
Diese Zeitersparnis resultiert aus einer<br />
innovativen Kernbeladungsanalyse.<br />
Framatome ANP und TPC<br />
stimmten darin überein, dass die Minimierung<br />
des Zeitbedarfs für das<br />
Umsetzen der Brennelemente ein Gedanke<br />
war, der weiterverfolgt werden<br />
sollte. Daraufhin führte Framatome<br />
ANP eine detaillierte Studie bezüglich<br />
Machbarkeit und Vorteile des<br />
neuen Konzepts durch – unter Miteinbeziehung<br />
der Erfahrungen, die<br />
wir bei entsprechenden Analysen in<br />
Europa bereits gesammelt haben.<br />
Die Lösung<br />
Bei der Studie wurde untersucht,<br />
inwieweit sich Zeitvorteile aus einer<br />
Senkung der Anzahl der Brennelementbewegungen<br />
und aus einer<br />
Minimierung der Umsetzdistanzen<br />
realisieren lassen, insbesondere bei<br />
den Kuosheng-Reaktoren. Auch eine<br />
Minimierung der Brennelementbewegungen<br />
innerhalb der gleichen Steuerzelle<br />
ist wichtig. Hierdurch wird<br />
die Zeit eingespart, die sonst für die<br />
Installation von Blindelementen zur<br />
Stützung der Steuerstäbe benötigt<br />
wird. Das Ziel bestand darin, möglichst<br />
viele bestrahlte Brennelemente<br />
auch für den nächsten Zyklus auf<br />
der gleichen Kernposition zu belassen<br />
und dabei alle zu beachtenden thermischen<br />
Sicherheitsmargen und<br />
betrieblichen Anforderungen und<br />
Bedingungen einzuhalten sowie eine<br />
optimale Brennstoffökonomie zu<br />
gewährleisten.<br />
Die Studie ergab, dass die erforderliche<br />
kalte Abschaltwirksamkeit und<br />
die radialen Leistungsüberhöhungsgrenzen<br />
die Zahl der bereits einmal<br />
bestrahlten Brennelemente, die in<br />
zentralen Kernpositionen bleiben<br />
können, stark limitieren. Bei Abschluss<br />
der Untersuchungen wurde<br />
offenbar, dass zwischen 15 und 30 %<br />
des Kerns an der alten Position verbleiben<br />
können. Im konkreten Fall<br />
hängt die tatsächliche Anzahl nicht<br />
umgesetzter Brennelemente bei einer<br />
Nachladung jedoch vom Beladungsschema<br />
für die Nachladung und von<br />
den vorangegangenen Zyklen ab.<br />
Zudem müssen Kern und Brennstoff<br />
ausreichende Spielräume zu den betrieblichen<br />
Grenzwerten aufweisen.<br />
Hinsichtlich des Zeitbedarfs auf dem<br />
kritischen Pfad kann es sich außerdem<br />
auszahlen, nicht nur wie üblich<br />
einen Zyklus zu betrachten, sondern<br />
mehrere optimierte Beladungen aufeinanderfolgender<br />
Zyklen so zu ändern,<br />
dass möglichst viele Brennelemente<br />
mit einer Standzeit von einem<br />
Zyklus auf ihren Plätzen bleiben.<br />
Ein weiterer Faktor, der die Zahl<br />
der auf ihrer Position verbleibenden<br />
Brennelemente beeinflussen kann,<br />
ist die Nachlademenge. Wird sie vergrößert,<br />
kann eine deutlich größere<br />
Anzahl von Brennelementen auf<br />
ihrem alten Platz bleiben, da die<br />
erhöhte Kernreaktivität auch mehr<br />
Flexibilität bei der Kernbeladung<br />
mit sich bringt.<br />
Schlussfolgerung<br />
Unsere innovative Lösung vermeidet<br />
bei jedem Brennelementwechsel das<br />
Umsetzen von rund 156 Brennelementen<br />
(von insgesamt 624). Die<br />
entsprechenden Einsparungen an<br />
Revisionsdauer und Kosten werden<br />
ermöglicht durch eine sorgfältige Planung<br />
und Analyse, sodass alle Erfordernisse<br />
hinsichtlich der thermischen<br />
Sicherheitsreserven und des Betriebs<br />
erfüllt werden. Damit haben wir erstmals<br />
auch für nichteuropäische Reaktoren<br />
unter den für diese Reaktoren<br />
spezifischen Randbedingungen einen<br />
wesentlichen Beitrag zur Revisionsverkürzung<br />
geleistet. Auch andere<br />
Energieversorger werden von dieser<br />
Erweiterung unserer Planungsdienstleistungen<br />
profitieren. ■<br />
14 Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003
„Trans-World Reactor Vessel Examination<br />
System“ (TWS) endgültig abgenommen<br />
Die Photos stammen aus unserem US-amerikanischen Trainingszentrum in Lynchburg, Virginia<br />
1<br />
3<br />
5<br />
1. Die Prüfeinrichtungen werden<br />
am Einstellarm (auf einem<br />
stabilen Stahlsockel) mittels<br />
lasergesteuerter Präzisions<br />
Positioniereinrichtung kalibriert.<br />
2. Der TWS-Roboterarm und der<br />
Sockel werden auf speziellen<br />
Wagen zum Montagebereich des<br />
Beckenflurs transportiert; der Zugang<br />
durch die Personenschleuse<br />
ist somit bei Bedarf möglich.<br />
3. Füße und Manipulatorarm<br />
werden an den Sockel montiert.<br />
Das Gesamtsystem wird anschließend<br />
zur Brücke transportiert<br />
und in das Reaktorbecken<br />
abgesenkt.<br />
4. Der bei der Entwicklung verwendete<br />
Manipulator-Testtank<br />
weist die wesentlichen Merkmale<br />
eines Reaktordruckbehälters<br />
(RDB) sowie eingearbeitete<br />
Einstellmarkierungen auf, um<br />
die Manipulatorposition mit den<br />
Ultraschall-Daten abzustimmen.<br />
5. Im Schulungszentrum von<br />
Framatome ANP in den USA<br />
kann das TWS-Bedienungspersonal<br />
den Transfer vom Beckenflur<br />
in den Reaktor unter realistischen<br />
Bedingungen üben.<br />
6. Ungefähr die Hälfte der für die<br />
Prüfung des RDB benötigten Zeit<br />
entfällt auf die Prüfung der Innenseite<br />
der Behälterstutzen und ihrer<br />
unmittelbaren Umgebung.<br />
Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003 15<br />
2<br />
4<br />
6
Feature<br />
Wir kümmern uns um<br />
unseren Nachwuchs<br />
Qualifiziertes Personal zu gewinnen,<br />
ist für die Kerntechnik-<br />
Branche von elementarer Bedeutung.<br />
Framatome ANP, Inc. in den USA hat<br />
deshalb dem Central Virginia Community<br />
College (CVCC) Unterstützung<br />
in Höhe von einer Million Dollar zugesagt,<br />
um so die gemeinsame Ausbildungspartnerschaft<br />
zu stärken und<br />
sicherzustellen, dass das Unternehmen<br />
auch in Zukunft über gut ausgebildete<br />
Mitarbeiter verfügt. Denn nur so kann<br />
es seinen Kunden auch weiterhin hochwertige<br />
Dienstleistungen anbieten.<br />
Durch die beiden Brennelement-<br />
Lademaschinen über dem Becken<br />
(eine für DWR und eine für SWR)<br />
können die Schulungsteilnehmer<br />
vor ihrem Einsatz im Kraftwerk an<br />
echten Einrichtungen üben.<br />
„Durch ihre Beschäftigung bei<br />
Framatome ANP können unsere Studenten<br />
bereits zu Beginn ihrer Laufbahn<br />
die Arbeit an der Hochschule mit praktischen<br />
Erfahrungen in der Berufswelt<br />
verbinden“, sagt Darrel W. Staat,<br />
Präsident des CVCC. Die meisten<br />
Studenten werden laut Darrel W. Staat<br />
nach Abschluss des Programms vom<br />
Unternehmen übernommen. „Die Beziehung<br />
zu unserem College ermöglicht<br />
Framatome ANP den Zugang<br />
zu hoch qualifizierten Fachkräften.“<br />
Das Programm<br />
Studenten, die an dem Programm teilnehmen,<br />
besuchen zunächst eine Reihe<br />
von Grundveranstaltungen am College,<br />
in denen Teamarbeit, Arbeitssicherheit<br />
und Computeranwendungen auf dem<br />
Lehrplan stehen. Diesen Gruppenveranstaltungen<br />
folgt ein Fachpraktikum im<br />
kürzlich fertig gestellten Trainingszentrum<br />
von Framatome ANP, Inc. in Lynchburg.<br />
Ein weiterer Praktikumsabschnitt sieht<br />
Tätigkeiten in verschiedenen kerntechnischen<br />
Anlagen vor. Nach mehreren derartigen<br />
Vorlesungs- und Ausbildungsblöcken<br />
legt der Programmteilnehmer nach<br />
etwa zwei Jahren sein Diplom als Associate<br />
ab. Dank einer einzigartigen Vereinbarung<br />
mit einem anderen College in<br />
Virginia können die Studenten nach<br />
zwei weiteren Jahren zusätzlich einen<br />
Bachelor-Abschluss erlangen.<br />
Das Trainingszentrum<br />
in den USA<br />
Das Trainingszentrum von Framatome ANP,<br />
Inc. in Lynchburg ist das zweite seiner<br />
Art. Mit CETIC betreiben Electricité de<br />
France (EDF) und Framatome ANP in<br />
Chalon-sur-Saône, Frankreich, schon seit<br />
1986 eine vergleichbare Einrichtung.<br />
Anhand zahlreicher Modelle kerntechnischer<br />
Einrichtungen sowie echter Komponenten<br />
werden im neuen Zentrum beispielsweise<br />
die Montage und Demontage<br />
von Detektoren in einem Reaktorkern,<br />
Arbeiten an Steuerstabantrieben und an<br />
einem halben, echten Reaktordruckbehälterdeckel<br />
sowie das Schweißen von<br />
Rohrleitungsstrecken im heißen und im<br />
kalten Strang trainiert. In zwei Anlagen-<br />
modellen mit Reaktorbecken werden<br />
ein SWR und ein DWR simuliert. Beide<br />
können für die Handhabung von Kernkomponenten<br />
und das Handling von<br />
Brennelementen genutzt werden. Weitere<br />
Ausbildungsschwerpunkte sind Inspektionen,<br />
die Instandhaltung von Dampferzeugern<br />
sowie Planung, Fertigung,<br />
Prüfung und Ausbildung an neuen Tools.<br />
„Die Möglichkeiten, die dieses Trainingszentrum<br />
bietet, sind beinahe unbegrenzt“,<br />
erklärt Tim Allsep, Support Services Manager<br />
von Framatome ANP, Inc. „Wir<br />
rechnen für das erste Jahr mit 500 bis<br />
1000 Schulungsteilnehmern. Diese Zahl<br />
schließt französische und deutsche Mitarbeiter<br />
von Framatome ANP, die sich mit<br />
amerikanischen Normen vertraut machen<br />
müssen, ebenso wie die Weiterbildung<br />
unserer eigenen Mitarbeiter und die<br />
CVCC-Studenten mit ein.“ Auch das<br />
Electric Power Research Institute (EPRI)<br />
hat angefragt, ob es dort nicht einige<br />
seiner Kurse über zerstörungsfreie Prüfungen<br />
durchführen könnte.<br />
Schlussfolgerung<br />
Bereits vor Fertigstellung des Zentrums<br />
sahen wir uns einer wachsenden Nachfrage<br />
nach Zugang zu der Einrichtung gegenüber.<br />
Die erste Klasse des CVCC hat<br />
eine aufgabenspezifische Schulung mit<br />
begrenztem Umfang erhalten. Das Reaktorbecken,<br />
das über eine DWR- und eine<br />
SWR-Lademaschine verfügt, wurde bereits<br />
von einem Kunden benutzt, um eine<br />
neue Steuerung für seine DWR-Lademaschine<br />
zu qualifizieren. An dem 17m<br />
tiefen Becken wurden auch schon Mitarbeiter<br />
an dem neuen „Trans-World Reactor<br />
Vessel Examination System (TWS)“<br />
vor dessen Einsatz geprüft und geschult.<br />
Die Verbindung dieses international vorbildlichen<br />
Trainingszentrums mit dem<br />
Sponsoring eines College-Programms gewährleistet,<br />
dass Framatome ANP auch in<br />
Zukunft qualifizierte Mitarbeiter anziehen<br />
und langfristig an sich binden kann. ■<br />
16 Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003
Erste Kernumfassungsinspektion<br />
in Japan<br />
Framatome ANP ist zu Recht dafür<br />
bekannt, auf die Bedürfnisse seiner<br />
Kunden einzugehen. So auch in Japan.<br />
Obwohl das Unternehmen dort bisher<br />
nur in begrenztem Rahmen Ultraschall-Prüfungen<br />
durchgeführt hat, war<br />
es in der Lage (durch die Zusammenführung<br />
der in der deutschen und der<br />
US-amerikanischen Region vorhandenen<br />
Ressourcen bezüglich Technologie<br />
und Personal), einem Notruf nachzukommen:<br />
Gefragt war Unterstützung<br />
bei einer Kernumfassungsinspektion.<br />
Ende 2002 erhielten wir eine Anfrage<br />
bezüglich Unterstützung bei der Ultraschallprüfung<br />
der Kernumfassung in<br />
einem der beiden Kernkraftwerke des japanischen<br />
Betreibers TEPCO am Standort<br />
Fukushima. Diese Arbeiten waren<br />
bisher immer von Hitachi und Toshiba<br />
durchgeführt worden, die dazugehörige<br />
visuelle Inspektion von General Electric.<br />
Die Prüfung betraf den Block 2F2, einen<br />
SWR des Typs BWR 5. Ein Merkmal<br />
dieses Blocks sind die seismischen<br />
Wegaufnehmer auf dem Flansch. Nachdem<br />
wir bisher in Blöcken mit derartigen<br />
Wegaufnehmern noch keine Kernumfassungsinspektionen<br />
durchgeführt<br />
hatten, waren einige Modifikationen an<br />
unserer Ausrüstung erforderlich.<br />
Zusammenarbeit<br />
als Schlüssel<br />
Die Zeit zwischen Auftragsvergabe und<br />
Prüfdurchführung war kurz und die<br />
Arbeiten fielen zudem mitten in die Revisionssaison<br />
der US-amerikanischen Kernkraftwerke:<br />
Daher kam Framatome ANP<br />
zu dem Schluss, der beste Weg, den<br />
Anforderungen zu entsprechen, bestehe<br />
darin, US-amerikanische Manipulatoren<br />
samt Steuerungssystemen in Verbindung<br />
mit dem deutschen System SAPHIR<br />
zur Datenerfassung und -analyse einzusetzen<br />
und ein Team aus deutschen<br />
und US-amerikanischen Mitarbeitern<br />
Kernkraftwerk Fukushima: Durch die Zusammenführung des in<br />
Deutschland und den USA vorhandenen Fachwissens konnten wir<br />
die vorgegebenen knappen Termine sogar noch unterschreiten.<br />
zu mobilisieren. Knapp zwei Wochen<br />
nach Erhalt der Anfrage wurden die<br />
US-amerikanischen Einrichtungen nach<br />
Deutschland an unser Technical Center<br />
in Karlstein geschickt. Dort wurden die<br />
Prüfeinrichtungen mit dem SAPHIR-<br />
Datenerfassungssystem kombiniert.<br />
Anschließend wurde die Ausrüstung<br />
nach Japan geschickt. Vor Ort im Kraftwerk<br />
wurden die in den USA speziell<br />
für diesen Reaktortyp konzipierten<br />
Design-Änderungen und Modifikationen<br />
eingebracht sowie das Prüfsystem<br />
kalibriert. Framatome ANP wurde<br />
aufgefordert, an einem Modell nachzuweisen,<br />
dass das Gesamtsystem an den<br />
vorgegebenen Befunden die geforderte<br />
Prüfgenauigkeit aufwies – eine in Japan<br />
gängige Vorgehensweise.<br />
In Japan werden üblicherweise hochauflösende<br />
Kameras eingesetzt, um zu ermitteln,<br />
welche Stellen mittels Ultraschallprüfung<br />
eingehender zu prüfen<br />
sind. Daher untersuchte Framatome ANP<br />
nicht die gesamte Kernumfassung, son-<br />
dern nur bestimmte, vorher identifizierte<br />
Bereiche, wobei Hitachi die Ermittlung<br />
der maximalen Tiefe eines Risses<br />
als auch ein Profil des Befunds über die<br />
gesamte Wandstärke wünschte. Diese<br />
Kernumfassungsprüfung war insofern<br />
atypisch, als die meisten Befunde nicht<br />
in der Wärmeeinflusszone der Schweißnähte,<br />
sondern vielmehr im Grundwerkstoff<br />
festgestellt wurden.<br />
Die Untersuchung dauerte rund<br />
10 Tage (bei einer 12-Stunden-<br />
Schicht pro Tag) und war damit kürzer<br />
als geplant – und das bei nur dreiwöchiger<br />
Vorbereitungszeit. Das<br />
multinationale Team, bestehend<br />
aus Mitarbeitern der intelligeNDT<br />
(einer Framatome ANP-Tochter)<br />
und unserer US-amerikanischen<br />
Regionalgesellschaft, hat somit, unter<br />
den kritischen Blicken der Aufsichtsbehörden<br />
und eines anspruchsvollen<br />
Kunden, eine weit beachtete Prüfung<br />
erfolgreich abgeschlossen. ■<br />
Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003 17
Feature<br />
Human Performance –<br />
Eine Kampagne zur Fehlerbekämpfung<br />
Als Antwort auf die höheren<br />
Kundenanforderungen bezüglich<br />
Sicherheit, Zuverlässigkeit und<br />
Kosten arbeitet Framatome ANP<br />
daran, menschliche Fehler weiter zu<br />
reduzieren. Aus diesem Grund hat<br />
unser Geschäftsbereich Service (SF)<br />
am Standort Frankreich ein Programm<br />
zur Förderung des richtigen<br />
Verhaltens der Mitarbeiter (Human<br />
Performance Improvement Plan) gestartet,<br />
das bereits erste Früchte trägt.<br />
Eine vor kurzem von Framatome<br />
ANP durchgeführte Befragung zeigte,<br />
dass ein Drittel der Fehlermeldungen,<br />
die bei SF ausgestellt werden, auf<br />
menschliche Fehler und nicht auf die<br />
Auslegung oder den zugrunde gelegten<br />
Prozess zurückzuführen ist. Daraufhin<br />
beschloss SF, das menschliche Verhalten<br />
– sowohl individuell als auch kollektiv<br />
– in kritischen Situationen auf<br />
der Anlage zu verbessern.<br />
Unterstützt vom Berater Dédale, begann<br />
SF im Jahr 2001 interne Trainer<br />
entsprechend auszubilden. Ab Mitte<br />
2002 wurden 2-tägige Seminare<br />
abgehalten, um dem Management<br />
und den Vor-Ort-Mitarbeitern von<br />
Framatome ANP ein besseres Verständnis<br />
der Faktoren (gesetzlich, ethisch, sozial,<br />
regulativ, organisatorisch, psychologisch,<br />
physiologisch) zu vermitteln,<br />
welche die Leistung beeinflussen, und<br />
um die notwendigen Werkzeuge zur<br />
Steuerung dieser Faktoren bereitzustellen.<br />
Bis Ende 2003 werden 850 Mitarbeiter<br />
die Seminare besucht haben.<br />
Themenbezogene Arbeitsgruppen (aus<br />
Mitarbeitern aller Einheiten, Ebenen<br />
und Fachgebiete) werden anschließend<br />
die Ergebnisse der Seminare<br />
analysieren und weitere Maßnahmen<br />
vorschlagen. Besonderer Wert wurde<br />
auch darauf gelegt, auf allen Ebenen,<br />
Die richtige Erledigung einer Aufgabe gleich beim ersten Mal<br />
erspart Fehlermeldungen und Kosten.<br />
einschließlich der Unterauftragnehmer,<br />
über die Maßnahmen und deren<br />
Einführung sowie die Auswirkungen<br />
zu kommunizieren. „Das Programm<br />
bietet keine fertigen Lösungen“, erklärt<br />
Alain Vandercruyssen, Leiter<br />
des Projekts Human Performance bei<br />
Framatome ANP. „Wir wollen vielmehr<br />
das allgemeine Bewusstsein steigern.<br />
Es geht darum, über die Arbeit<br />
nachzudenken und einen Job gleich<br />
beim ersten Mal richtig zu erledigen.“<br />
Das neue Human Performance-<br />
Programm wurde im französischen<br />
Kernkraftwerk Blayais 1 des Energieversorgers<br />
Electricité de France (EDF)<br />
während der zweiten 10-Jahres-Revision<br />
implementiert und wird zurzeit<br />
in Cattenom 4 bei der integralen Instandhaltung<br />
angewandt. Beide Vorhaben,<br />
in die auch EDF-Personal eng<br />
eingebunden war, zeigten äußerst positive<br />
Ergebnisse, da das Personal in<br />
vielen Fällen Fehler korrigieren konnte,<br />
bevor diese negative Folgen zeigten.<br />
Dies ist ein großer Schritt weg davon,<br />
einfach auf Vorfälle zu reagieren.<br />
„Der Ansatz von Framatome ANP ist<br />
der richtige Schritt zur Förderung der<br />
Fähigkeiten und der Professionalität<br />
ihres Betriebspersonals auf der Anlage.<br />
Das Programm verstärkt das Engagement<br />
von Personal und Führungskräften“,<br />
sagt Valérie Lagrange, verantwortlich<br />
für das Human Performance-<br />
Programm, das bei EDF von der Abteilung<br />
Sicherheit des Bereichs „Nuclear<br />
Production“ durchgeführt wird.<br />
„EDF ist glücklich, einen Partner<br />
wie Framatome ANP zu haben, der<br />
unsere Prioritäten – Sicherheit, Strahlenschutz<br />
und Verkürzung der Revisionsdauer<br />
– teilt und mit dem wir zusammenarbeiten<br />
können, um sicherzustellen,<br />
dass alle – Betriebs- und Führungspersonal<br />
– aktiv dazu beitragen,<br />
dass wir unsere Ziele erreichen.“ ■<br />
18 Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003
SAF-Engineering-Simulator –<br />
Ein Tool von unschätzbarem Wert<br />
Für die Validierung von Systemoder<br />
Prozessverbesserungen sowie<br />
zur Schulung von Auslegungs-Ingenieuren<br />
und Kernkraftwerks-Personal<br />
setzt Framatome ANP einen fortschrittlichen<br />
Engineering-Simulator<br />
ein. Dieser ist eine Kombination aus<br />
speziellen Computern und Software<br />
zur Echtzeit-Simulation der Betriebsweise<br />
der verschiedenen französischen<br />
Kernkraftwerks-Typen im Normalbetrieb<br />
und bei Störfallbedingungen.<br />
„Simulator-Studien sind unbezahlbar“,<br />
so Xavier Grimaldi, ein Spezialist für<br />
Betriebsanweisungen beim französischen<br />
Energieversorger Electricité de<br />
France (EDF). „Framatome ANP<br />
kann uns, egal, ob die Modifikationen<br />
von Framatome ANP vorgeschlagen<br />
oder von EDF gefordert oder in<br />
Gemeinschaftsarbeit entwickelt werden,<br />
beides bieten: Verfahren plus<br />
Validierung. Die Gewissheit, dass<br />
Framatome ANP über das notwendige<br />
Fachwissen verfügt, erleichtert uns<br />
die Validierungsaufgabe und bietet<br />
einen deutlichen Mehrwert in Bezug<br />
auf Sicherheit/Zuverlässigkeit und<br />
Kosten – zwei vorrangige Prioritäten<br />
für jeden Energieversorger.“<br />
Der SAF (Simulateur d'Analyse de<br />
Fonctionnement) an unserem Standort<br />
Paris La Défense wird für die Validierung<br />
von Verbesserungen (Leittechnik,<br />
flüssigkeitsführende Systeme<br />
Prozesse) genutzt, die von den Energieversorgern<br />
vorgeschlagen werden,<br />
und ist in frühen Auslegungsphasen<br />
von unschätzbarem Wert. Da eine<br />
Simulation wesentlich effektiver und<br />
sicherer ist als die Erprobung durch<br />
Versuch und Irrtum im Kernkraftwerk,<br />
wird sie von den Planungs- und<br />
Instandhaltungsingenieuren der Energieversorger<br />
und von Framatome ANP<br />
Trainees bei der Arbeit am SAF.<br />
eingesetzt, um neue Konzepte für<br />
den Anlagenbetrieb zu validieren.<br />
Ein Beispiel ist die Kernfahrweise,<br />
die 1998 vom koreanischen Kernkraftwerksbetreiber<br />
KEPCO entwickelt<br />
und gemeinsam in Paris La<br />
Défense getestet wurde.<br />
Der SAF wird zudem von Framatome<br />
ANP im Rahmen von Schulungsprogrammen<br />
für das Betriebspersonal von<br />
Kernkraftwerken und für Ausbilder<br />
genutzt. Framatome ANP hat Übungen<br />
für betriebliche und störfallbedingte<br />
Aufgaben sowie Workshops<br />
für Energieversorger wie Ringhals in<br />
Schweden und Eskom in Südafrika<br />
entwickelt. Des Weiteren bieten wir<br />
einmal im Jahr eine dreiwöchige<br />
Veranstaltung für Sicherheitsbehörden<br />
aus Großbritannien, Spanien, Belgien<br />
und China. Der Lehrgang „Auslegung<br />
und Betrieb von DWR“ ist ein wesentlicher<br />
Bestandteil der Zertifizierung<br />
von Sicherheitsinspektoren.<br />
Der SAF ist auch bei Auszubildenden<br />
und den Erstellern von Übungsaufgaben<br />
beliebt: „Wir nutzen ihn jedes<br />
Jahr, um einen Notfallplan für das<br />
technische Support-Personal in unserem<br />
Kernkraftwerk Koeberg zu vali-<br />
dieren, der verschiedene Szenarien<br />
abdeckt“, erklärt Tommy Booysen,<br />
verantwortlicher Sicherheits-Ingenieur<br />
bei Eskom. „Die Möglichkeit<br />
der Echtzeit-Simulation ist von großem<br />
Vorteil: Wir können zurückgehen,<br />
die Störfall-Parameter (z.B. Rissgröße)<br />
ändern und dann die Übung<br />
wiederholen. Die Antwort kommt<br />
wirklich schnell und die Daten sind<br />
zuverlässig. Der SAF ist ein äußerst<br />
nützliches Werkzeug und wir halten<br />
ihn für sehr realistisch.“<br />
Der Simulator wurde 1980 entwickelt.<br />
Hardware wie auch Software wurden<br />
vor fünf Jahren umfassend ertüchtigt.<br />
Durch die ständigen Ertüchtigungen<br />
bleibt Framatome ANP auf dem aktuellen<br />
Stand der Geräteentwicklung<br />
und kann die Modelle fortwährend<br />
verbessern. Derzeit ist für 2005 eine<br />
weitere Ertüchtigung geplant: Dann<br />
werden wir unseren Kunden noch<br />
größeren Nutzen bieten können. ■<br />
Durch die Simulation echter<br />
Funktionen können neue Konzepte<br />
validiert, Sicherheitsprogramme<br />
gestestet und Mitarbeiter<br />
für den Umgang mit bestimmten<br />
Situationen trainiert<br />
werden.<br />
Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003 19
Kurz berichtet<br />
Angebot für Kernkraftwerks-Neubau<br />
in Finnland übergeben<br />
Im März 2003 übergab Framatome ANP<br />
an Teollisuuden Voima Oy (TVO) ihr<br />
Angebot für den Neubau eines fünften<br />
Kernkraftwerks in Finnland. Eine Entscheidung<br />
wird für Ende 2003 erwartet.<br />
„Mit dem EPR und dem SWR 1000 haben<br />
wir zwei Reaktortypen, die in Sachen<br />
Wirtschaftlichkeit und Sicherheit den international<br />
fortschrittlichsten Stand der Reaktortechnik<br />
darstellen. Wir sind überzeugt,<br />
dass wir damit TVO herausragende Lösungen<br />
anbieten“, sagte Vicent Maurel, Vorstandsvorsitzender<br />
von Framatome ANP.<br />
Neue Kompaktlagergestelle in Kr ˘sko<br />
Im slowenischen Kernkraftwerk Kr˘sko<br />
wurden während der diesjährigen Jahresrevision<br />
im Mai 2003 die kürzlich von<br />
Framatome ANP im Lagerbecken eingebauten<br />
neuen Kompaktlagergestelle für abgebrannte<br />
Brennelemente erstmalig genutzt.<br />
Im Juni 2000 hatte der Betreiber Nuklearna<br />
Elektrarna Kr˘sko (NEK) ein Konsortium<br />
aus Framatome und Siemens mit der<br />
Planung, Fertigung und dem Einbau von<br />
neun neuen Kompaktlagergestellen für<br />
abgebrannte Brennelemente beauftragt.<br />
Durch die Kompaktbauweise wird die Lagerkapazität<br />
im Lagerbecken mehr als ver-<br />
Einsetzen eines neuen Gestells in<br />
das Lagerbecken (etwa 12 m tief).<br />
EPR und SWR 1000 wurden von uns<br />
unter Beteiligung europäischer Kernkraftwerksbetreiber,Forschungsinstitute<br />
und Genehmigungsbehörden auf der<br />
Basis bewährter Leichtwasserreaktor-<br />
Technologie entwickelt. Der EPR ging<br />
aus der Optimierung von Auslegungsmerkmalen<br />
der französischen N4- und<br />
der deutschen Konvoi-Technik hervor.<br />
Der SWR 1000 ist eine Weiterentwicklung<br />
der SWR nach Siemens-Design.<br />
Er basiert auf der erprobten deutschen<br />
SWR-Technik. ■<br />
doppelt – von 828 auf 1694 Positionen –,<br />
sodass die abgebrannten Brennelemente<br />
aus weiteren zwanzig Betriebsjahren aufgenommen<br />
werden können.<br />
Zum Auftragsumfang zählten auch der<br />
Ausbau dreier alter Lagergestelle sowie<br />
die Verbesserung der Lagerbecken-Kühlung.<br />
Im Mai 2002 wurden die Umbauten<br />
im Kühlsystem abgeschlossen. Die<br />
Installation und Inbetriebnahme der<br />
Kompaktlagergestelle wurde termingerecht<br />
Ende Februar 2003 beendet, sodass<br />
in Kr˘sko plangemäß mit der Revision<br />
2003 begonnen werden konnte. ■<br />
Blick in das Lagerbecken nach<br />
Abschluss der Arbeiten: Im<br />
Vordergrund die alten Gestelle,<br />
im Hintergrund die Kompaktlagergestelle<br />
mit deutlich reduziertem<br />
Zentralabstand.<br />
CANDU-<br />
Dampferzeuger-<br />
Reinigung<br />
in Wolsong<br />
Im südkoreanischen CANDU-Kernkraftwerk<br />
Wolsong 1 der Korean<br />
Hydro & Nuclear Power Co., Ltd.<br />
wurden während der planmäßigen<br />
Revision im Februar 2003 die Heizrohre<br />
aller vier Dampferzeuger mit<br />
dem SIVABLASTTM-Strahlverfahren primärseitig gereinigt. Aus insgesamt<br />
13 261 Rohren (das entspricht etwa<br />
93 % aller Rohre) wurden 2 575 kg an<br />
Ablagerungen entfernt, wofür lediglich<br />
675 kg Strahlmittel benötigt wurden.<br />
Als endlagerungsfähiger trockener Abfall<br />
fielen rund 3 m3 (einschließlich<br />
Strahlmittel) an – ein Wert, der bei<br />
anderen Reinigungsverfahren nicht ansatzweise<br />
erreicht wird. Die Arbeiten<br />
wurden zudem in nur 25 anstatt der<br />
veranschlagten 28 Tage durchgeführt.<br />
Ausschlaggebend für die Auftragsvergabe<br />
an Framatome ANP waren die<br />
zahlreichen Vorteile des SIVABLAST-<br />
Verfahrens: Qualifizierung für Incoloy<br />
800-Rohre, geringe Abfallmenge,<br />
keinerlei Materialschädigung, ausgezeichnete<br />
Reinigungswirkung sowie<br />
die positiven Referenzen aus den kanadischen<br />
CANDU-Reaktoren Point<br />
Lepreau und Gentilly 2 sowie der<br />
argentinischen Anlage Embalse. Den<br />
anspruchsvollen Reinigungsauftrag<br />
führte ein 23-köpfiges Team aus<br />
Framatome ANP und AECL-Mitarbeitern<br />
durch. Während Framatome ANP<br />
die SIVABLAST-Technik samt Anlagen<br />
lieferte und das kanadische Unternehmen<br />
AECL als Unterauftragnehmer<br />
für die Beistellung und den Betrieb<br />
der erforderlichen Manipulatoren verantwortlich<br />
war, übernahm der Kunde<br />
die kraftwerksseitige Unterstützung<br />
wie Öffnen der Dampferzeuger, den<br />
Strahlenschutz sowie die Behandlung<br />
des radioaktiven Abfalls. ■<br />
20 Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003
ANF fertigte das 20 000ste Uran-Brennelement<br />
Unsere Brennelement-Fertigung<br />
Advanced Nuclear Fuels (ANF) in<br />
Lingen (Deutschland) hat das 20 000ste<br />
Brennelement gefertigt. Das ATRIUM<br />
Unsere Gäste vor dem 20000sten<br />
Brennelement. Von links nach<br />
rechts: Hans-Uwe Siebert, Stefan<br />
Möller, Markus Jörlemann (alle<br />
ANF), Per Jakobsson (Forsmark<br />
Kraftgrupp AB), Jan Almberger<br />
(Vattenfall Bränsle AB).<br />
Anfang Mai wurde die dritte<br />
atomrechtliche Teilgenehmigung<br />
für den Forschungsreaktor München II<br />
(FRM-II) vom bayerischen Umweltministerium<br />
erteilt. Die dritte Teilgenehmigung<br />
gestattet die „heiße“ (nukleare)<br />
Inbetriebsetzung sowie den Routinebetrieb<br />
des FRM-II.<br />
Gebaut wird der FRM-II von Siemens<br />
als Generalunternehmer im Auftrag<br />
der Technischen Universität München.<br />
Mit der Verschmelzung des Nukleargeschäfts<br />
von Framatome und Siemens<br />
im Januar 2001 gingen alle vertraglich<br />
festgelegten Siemens-Aktivitäten auf<br />
10B-Brennelement ist für den schwedischen<br />
Kunden Vattenfall bestimmt, der<br />
schon seit Jahren Brennelemente aus<br />
Lingen bezieht, und kommt im SWR-<br />
Kernkraftwerk Forsmark zum Einsatz.<br />
Per Jakobsson – Leiter der Anlage<br />
Forsmark 3 – sagte deutlich, warum<br />
er unsere Brennelemente bevorzugt:<br />
„Wir haben mit ANF einen zuverlässigen<br />
Lieferanten, auf dessen exzellente<br />
Qualität und Wettbewerbsfähigkeit<br />
wir jederzeit zählen können.“<br />
20 000 Brennelemente sowohl für<br />
DWR als auch SWR – dies ist eine<br />
wichtige Etappe in der Geschichte der<br />
ANF. Nachdem in den ersten Jahren<br />
nur Brennelemente mit aus den USA<br />
gelieferten Komponenten zusammengebaut<br />
wurden und die Fertigungskapazität<br />
bei nicht mehr als 250 Brennelementen<br />
pro Jahr lag, konnte ANF in<br />
FRM-II: Weg für die „heiße“<br />
Inbetriebsetzung endgültig frei<br />
die Framatome ANP GmbH über. Die<br />
dritte Teilgenehmigung war vom „grünen“<br />
Bundesumweltminister Jürgen<br />
Trittin über ein Jahr verzögert worden.<br />
Mit der „heißen“ Inbetriebsetzung des<br />
FRM-II startet die weltweit modernste<br />
Hochfluss-Neutronenquelle ihre Tätigkeit.<br />
Vom FRM-II erhofft sich die<br />
Technische Universität eine Rückkehr<br />
an die Spitze internationaler Neutronenforschung,<br />
wie bahnbrechende<br />
Fortschritte in der Medizin (insbesondere<br />
bei der Tumorbehandlung), in der<br />
Grundlagenforschung und in der industriellen<br />
Anwendung. ■<br />
den Folgejahren durch technische<br />
Weiterentwicklung und ständig steigende<br />
Fertigungskapazitäten den Jahresdurchsatz<br />
auf etwa 1500 Brennelemente<br />
kontinuierlich steigern.<br />
Der Geschäftsführer Hans-Uwe Siebert<br />
ist stolz: „1996 konnte ANF nach<br />
17 Jahren Fertigung in Lingen auf das<br />
10 000ste Brennelement zurückblicken.<br />
Nach nur sieben Jahre haben wir diese<br />
Zahl verdoppelt. Diesen Erfolg haben wir<br />
unseren hoch qualifizierten Mitarbeitern,<br />
aber auch der ausgeprägten Sicherheitskultur<br />
bei der Herstellung unserer Produkte<br />
zu verdanken. Wir freuen uns über<br />
die erreichte Zahl. Schließlich vermeiden<br />
wir in jedem Jahr mit unseren hochtechnologischen<br />
Produkten eine CO2-Menge,<br />
die in etwa der des gesamten deutschen<br />
Autoverkehrs entspricht.“ ■<br />
Nuklearbereich<br />
von Cutler-Hammer<br />
übernommen<br />
Framatome ANP, Inc. hat eine<br />
Vereinbarung zur Übernahme<br />
des Nukleargeschäfts von Cutler-Hammer<br />
unterzeichnet. Das US-Unternehmen<br />
mit Sitz in Warrendale, Pennsylvania,<br />
liefert elektronische Bauteile<br />
und dazugehörige Dienstleistungen<br />
für Kernkraftwerke.<br />
„Mit dieser wichtigen Erwerbung bauen<br />
wir unsere Fähigkeit, die Kunden mit<br />
einem umfassenden Spektrum elektrotechnischer<br />
Lösungen zu beliefern,<br />
weiter aus“, erklärte Tom Weir, Senior<br />
Vice President für <strong>Elektro</strong>- und Leittechnik<br />
bei Framatome ANP, Inc. Sie<br />
knüpft zudem eine starke Verbindung<br />
zwischen dem Bereich <strong>Elektro</strong>technik<br />
und dem Nuclear Parts Center von<br />
Framatome ANP in den USA, das viele<br />
Rahmenverträge mit Energieversorgern<br />
für die Lieferung von Ersatzteilen und anderen<br />
Komponenten abgeschlossen hat. ■<br />
Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003 21
Kurz berichtet<br />
Weltweite Kundenbefragung 2003<br />
Die Meinung der Kunden ist<br />
uns sehr wichtig. Deshalb<br />
führt Framatome ANP unter dem<br />
Slogan „Forward Together!“ eine<br />
weltweite Kundenbefragung durch,<br />
die Aufschluss über die Einschätzung<br />
unserer Leistungen geben<br />
soll. Die Befragung in Form persönlicher<br />
Interviews begann im<br />
Ende 2002/Anfang 2003 haben<br />
100 Ingenieure von Jeumont<br />
(Frankreich) und Framatome ANP<br />
(USA) den ersten Austausch eines Reaktordruckbehälter-(RDB-)Deckels<br />
in den<br />
USA abgeschlossen – und zwar im Kernkraftwerk<br />
North Anna 2 des Betreibers<br />
Dominion (Virginia). Unsere Tochter<br />
Jeumont fertigt Steuerstabantriebe und<br />
verfügt über hoch qualifizierte Teams,<br />
die die Steuerstabantriebe vom alten<br />
RDB-Deckel abtrennen, ertüchtigen<br />
und wieder an den neuen RDB-Deckel<br />
anschweißen. Im ersten Quartal 2003<br />
wurden noch vier weitere Austauschmaßnahmen<br />
durchgeführt: in den US-Anlagen<br />
North Anna 1 und Surry 1, in Asco<br />
(Spanien) sowie in Daya Bay (China).<br />
Jeumont hat in den letzten 15 Jahren<br />
über 50 RDB-Deckel- und Steuerstabantriebs-Austauschaktionen<br />
in Europa,<br />
Asien und den USA vorgenommen sowie<br />
rund 5000 Steuerstabantriebe gefertigt.<br />
Einer der Vorteile, den ein internationales<br />
Unternehmen bietet, ist die Verfügbarkeit<br />
von hoch qualifizierten Spezialisten<br />
und modernster Technik: Durch<br />
Miteinbeziehung des lokal vorhandenen<br />
Wissens kann der Kunde dann optimal<br />
bedient werden – sowohl hinsichtlich Er-<br />
Mai und soll Ende August 2003<br />
abgeschlossen sein.<br />
„Forward Together“ wird mehr als<br />
nur eine Kundenbefragung sein.<br />
Wir beabsichtigen, einen regelmäßigen<br />
und systematischen Prozess<br />
bezüglich unserer Kundenbeziehungen<br />
anzustoßen. Dessen Hauptziel<br />
K omponenten & Service Aufträge<br />
Kunden profitieren von<br />
internationaler Zusammenarbeit<br />
fahrung als auch Technologie. Das<br />
Werk Jeumont und Framatome ANP<br />
in den USA haben bisher nicht nur eng<br />
auf dem Gebiet der Steuerstabantriebe<br />
zusammengearbeitet, sondern auch bei<br />
der Überholung von Hauptkühlmittelpumpen<br />
samt Motoren in Frankreich<br />
und den USA. Bis heute hat Jeumont<br />
220 Hauptkühlmittelpumpen samt<br />
Motoren gefertigt. ■<br />
Ingenieure aus Frankreich<br />
und den USA tauschten im<br />
Team in den Dominion-Anlagen<br />
die RDB-Deckel aus.<br />
ist die Erkennung möglicher Verbesserungspotenziale.<br />
„Wir möchten<br />
nicht nur Aufschluss über die<br />
Zufriedenheit unserer Kunden erhalten“,<br />
stellt Marketing Director<br />
Paul Felten fest, „es geht uns vor<br />
allem auch darum, wie wir kontinuierlich<br />
unsere Kundenbeziehungen<br />
verbessern können.“ ■<br />
TELEPERM XS<br />
für Biblis<br />
Im November 2002 erhielten wir<br />
vom deutschen Energieversorger<br />
RWE Power für das DWR-Kernkraftwerk<br />
Biblis B den Auftrag zum Austausch<br />
von Reaktorsicherheits- und<br />
Begrenzungseinrichtungen mit dem<br />
Leittechniksystem TELEPERM XS.<br />
Mit der neuen Sicherheitstechnik<br />
ausgestattet werden die Stabsteuerung,<br />
die Reaktorbegrenzung und -regelungen<br />
sowie die Dampferzeuger-Speisewasser-Regelung.<br />
Die Umrüstung soll<br />
während der Jahresrevision 2005 stattfinden;<br />
in der Jahresrevision 2004<br />
werden in Biblis vorbereitende Arbeiten<br />
durchgeführt werden. Dieser Auftrag ist<br />
nach den erfolgreich abgeschlossenen<br />
Umrüstungen in den DWR-Kernkraftwerken<br />
Unterweser und Neckar 1 sowie<br />
in der SWR-Anlage Philippsburg 1<br />
ein weiterer sehr wichtiger Meilenstein,<br />
die zukunftsgerichtete TELEPERM XS-<br />
Technik in Deutschland zu positionieren.<br />
Weltweit haben sich bereits<br />
über 30 Anlagen für den Einsatz von<br />
TELEPERM XS bei Leittechnikmodernisierungen<br />
entschieden. ■<br />
22 Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003
Aufträge<br />
Neues Abkommen mit dem Brennelement-Werk Yibin<br />
Mit dem Werk Yibin in China haben<br />
wir ein neues Abkommen zur<br />
Zusammenarbeit bei der Brennelementherstellung<br />
sowie bei der Brennelement-<br />
Inspektion und -Reparatur im Kraftwerk<br />
geschlossen. Mit diesem 5-Jahres-Abkommen<br />
wird die Zusammenarbeit zwischen<br />
dem in der Provinz Sichuan gelegenen<br />
Werk Yibin und den Framatome<br />
Punktschweißen einer Brennelement-Tragstruktur.<br />
Molybdän-Herstellung für die<br />
nächsten Jahre gesichert<br />
Im Februar 2003 schlossen die<br />
Molybdän-(Mo99-)Hersteller NRG<br />
und TYCO Healthcare Mallinckrodt<br />
aus den Niederlanden, das belgische<br />
Transportunternehmen Transrad und<br />
der Brennelement-Lieferant CERCA<br />
Verträge ab. In den nächsten fünf Jahren<br />
wird die Framatome ANP-Tochter<br />
CERCA im Werk Romans sur Isére<br />
in Frankreich 6 500 medizinische<br />
Targets (Uranplatten) fertigen. Diese<br />
werden von Transrad an europäische<br />
Forschungsreaktoren geliefert.<br />
Durch die Bestrahlung der Targets<br />
in Forschungsreaktoren erzeugen NRG<br />
und TYCO Healthcare Mallinckrodt<br />
Mo99, das in der Medizin bei der<br />
Krebsdiagnose genutzt wird. Mit<br />
jedem Target können zweitausend<br />
Patienten untersucht werden.<br />
ANP-Standorten Dessel in Belgien sowie<br />
Pierrelatte und Romans in Frankreich<br />
weiter vertieft. Gegenwärtig liefert Yibin<br />
alle Brennelement-Nachladungen für<br />
die chinesischen DWR-Kernkraftwerke<br />
Daya Bay, Qinshan und Ling Ao.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen dem<br />
Werk Yibin der China National<br />
Nuclear Corporation (CNNC) und<br />
Framatome ANP begann 1991 mit<br />
dem ersten Programm zum Technologietransfer,<br />
das die AFA 2G-Brennelement-Technologie<br />
zum Gegenstand<br />
hatte. Basierend auf diesem Vertrag,<br />
der 1994 erfüllt war, fertigte das Werk<br />
Yibin Brennelement-Nachladungen<br />
für die beiden Blöcke des Kernkraftwerks<br />
Daya Bay sowie die Erstbeladungen<br />
für Qinshan Phase II.<br />
Um die Betriebskosten für Daya Bay zu<br />
reduzieren, verlängerte die Guangdong<br />
Nuclear Power Joint Venture Company<br />
(GNPJVC) den Brennelement-Zyklus<br />
von 12 auf 18 Monate. Diese Verlängerung,<br />
die effizientere Brennelemente er-<br />
Mit diesen Verträgen sichern NRG<br />
und TYCO Healthcare Mallinckrodt<br />
die Kontinuität ihrer Lieferungen und<br />
stärken ihre Position am Weltmarkt für<br />
Isotope für medizinische Zwecke;<br />
CERCA wiederum kann seine Stellung<br />
als weltweit marktführender Hersteller<br />
von Targets und Brennelementen aus<br />
angereichertem Uran behaupten. ■<br />
Vertragsunterzeichnung in Amsterdam.<br />
Von links nach rechts:<br />
Jean-Pierre Gros (CERCA), Durk<br />
ten Wolde (NRG) und Harrie<br />
Buurlage (TYCO).<br />
forderlich macht, erhöht die Verfügbarkeit<br />
der Anlage, da sich die Anzahl<br />
der Stillstände zum Brennelement-<br />
Wechsel verringert. Ein Vertrag bezüglich<br />
der neuen AFA 3G-Brennelementtechnologie<br />
war 1998 unterzeichnet<br />
worden; die ersten Nachladungen mit<br />
AFA 3G-Brennelementen wurden 2001<br />
an Daya Bay geliefert. ■<br />
Yibin-Mitarbeiterin bei der Kontrolle<br />
der Schweißnähte von<br />
Führungsrohrstopfen.<br />
Komplett-Paket<br />
für Armatureninstandhaltung<br />
Die Geschäftsleitung der deutschen<br />
SWR-Kernkraftwerke Brunsbüttel<br />
und Krümmel beauftragte Framatome<br />
ANP im April 2003 mit der Durchführung<br />
der kompletten Instandhaltungsmaßnahmen<br />
an allen Armaturen in den<br />
beiden Anlagen. Der Vertrag hat eine<br />
Laufzeit von fünf Jahren, beginnend mit<br />
2003. Danach verlängert er sich um jeweils<br />
ein Jahr, sofern keine Kündigung<br />
stattfindet.<br />
Die Armatureninstandhaltung in Krümmel<br />
und Brunsbüttel wurde von uns<br />
bereits seit 1998 bzw. 1999 – im Rahmen<br />
einer Vereinbarung zur strategischen<br />
Partnerschaft – zur vollsten Zufriedenheit<br />
des Kunden durchgeführt. Dabei<br />
wurden die Ziele dieser Partnerschaft,<br />
wie Senkung der Instandhaltungskosten<br />
und Erschließung neuer Instandhaltungsgebiete,<br />
erreicht. ■<br />
Advanced Nuclear Power Nr. 8 August 2003 23
WIR STEIGERN IHRE WETTBEWERBSSTÄRKE<br />
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für Ihre Anlage: Das ist das Ziel von<br />
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und Siemens. Dafür setzen sich unsere weltweit rund<br />
14 000 Mitarbeiter ein – mit fortschrittlicher Technik<br />
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Siedewasserreaktoren aller Hersteller. Diese<br />
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noch effizienter läuft. Hochabbrand-Brennelemente<br />
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Best.-Nr.: ANP: G-179-V1-03-GER · Printed in Germany · 500232M ZS 07036.5 · K.Nr. 309