Alte Denkmäler - Warburg Institute

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10.07.2015 Aufrufe

330 Herakles und die Molioniden oder Aktoriden.liehe und Wesentliche in der mährchenhaften Sage von demHeldenpaar der Epeier ist, und ich habe früher zu zeigengesucht wie es der Genealogie und den Verhähnissen nacheinem Paar zusammenwirkender und so Alles zermalmenderMühlsteine, die einzeln nichts vermögen, nachgebildet ist^).2) S. meine Kleine Schiiflen II S. CII — CXIII. [Diese Erklärungist beslrillen in einer Abhandlung von A. Jacob zur Mythologie,ein Bruchstück 1848 S. 70 — 75, einer Abhandlung wonachdem Verfasser die Beleuchtung mancher mythologischen Erklärungsarienund Erklärungen weit besser gelingt als die des Mythischenselbst, wovon als Anhang auch eine Probe gegeben ist (indem erauch hier mit denselben Mitteln wie dort, Logik und Skepsis auszureichendenkt). Doch gerade die zusammengewachsnen Molionidenscheinen mir hier ihren Herakles noch nicht gefunden zu haben.Wenn der Verfasser zuvörderst erklärt verlangt, warum die Dichterdie aus zwei Mühlsteinen geschaffnen beiden Helden sollten vorzugsweisedurch Rosse und deren Führung ausgezeichnet haben, so liegtdie Erklärung darin dass die Homerischen Helden überhaupt zu Wagenstreiten. Dass aber allegorische Personen des Mährchens so gutwie der Dämonendichtung in Helden verwandeil werden konnten,liegt in einer Eigenheit des alterthümlichen Geistes. Dass Molioncidie Mutter der Helden, Mühle sey^, so dass der Müller (Aktor der dasGetreide bricht) mit der Mühle, der Tochter des Müllers, die Mühlegezeugt hätte , ist (wenn es auch sonst ganz richtig so gestellt wäre)eine falsche, nemlich aller Erfahrung und Vergleichung zuwiderlaufendeArt anspielende oder andeutende Namen mit Objecten durchauszu identificiren und daraus „einen vollständigen Stammbaum aufzurichten."Poseidon in dieser Familie bedurfte keineswegs der Wassermühlezu seiner Erklärung, bedurfte überhaupt keiner Erklärungda Jedermann weiss,wie nah er Allem steht was das Getreide angeht.Ein im Positiven falscher Satz ist es sodann dass der Volkswitz gewissvor Allem jedem von beiden Molionen oder Aktoriden selbst einenNamen gegeben haben würde der seine zermalmende Kraft, seinkornverderbendes, rnehlschaffendes Drehen u. dgl. nach Volksart, indie Augen fallend, bezeichnet hätte. „Die Namen Kteatos und Eurylosaber bezeichnen jede beliebige Art des Erwerbes und der Bewahrungdes Erworbenen, durchaus aber keine Eigenschaft welchevorzugsweise der Drehmühle zukäme und diess ist geradezu gegen dieNatur eines Volksmährchens." Diess ist im Allgemeinen völlig ungegründel:bedeutsame Namen aus dem Kreise der nächsten Beziehun-

Herakles und die Molioniden oder Akloriden. 331gen des personificiiien Gegenslandes spielen oft in lockrerem Zusammenhangum ihn herum als in dem plumpen und starren der directenAbleitung im Stammbaum der Begriffe. Es ist auch falsch imBesondern : denn Brod ist der Haupterwerb für das Volk und es bewahrtsich sein Getreide wohl in vcrschlossner Grube oder hält überhauptdaran wie an etwas recht Liebem (wesshalbmeine UebersetzungHab und Flaltefest wohl bestehen dürfte); die Drehmühle aber hatausser dem Zermalmen oder vielmehr durch dasselbe die EigenschaftBrod zu erzeugen. Die mit diesen noch bedeutsamen beiden Namenweiter noch verknüpften scheinen bedeutungslos, wie ich in meinenKleinen Sehr. H S. CV schon bemerkte; sie sind später zugesetzt, vielleichtin bestimmtem Sinn, vielleicht in keinem, vielleicht neckisch, um denzu deutlichen Sinn des Mährchens, wodurch es als Geschichte verliert,zu verstecken. Wenn schon der Mythus, wie Jeden seine Erfahrunglehrt, wie an der nordischen Mythologie ein scharfsinniger Kennerderselben, Koppen sich mit Bezug auf Uhlands Thor ausdrückt, ,,sowie jede bildliche Darstellung, sein zufälliges Beiwerk hat, seinen reinphantastischen Schmuck, seine Zierrathen und Schnörkel, die kaummehr als ein launenhaftes Spiel der Einbildungskraft sind und desswegenausserhalb des Begriffs liegen ," wie sollten uns an einemMährchen, einem von Homer bis auf Pausanias forlgetragenen Mährchenzwei zuletzt hinzukommende Namen von Gattinnen des Kteatosund Eurytos abhalten eine sonst evidente Bedeutung anzuerkennen?Die Fabel von Schwalbe und Nachtigall als Schwestern , deren einerdie Zunge ausgeschnitten wird, ist viel wunderbarer als die von denMühlsteinen als Brüdern die zusammengewachsen sind und durch dieEinheit gewaltig. Was den Schlusssatz betrifft, da kein altes Zeugniss,,unsern Mythus" ein Volksmährchen nennt, so haben wir auch keinenGrund anzunehmen, er sey dennoch ein Volksmährchen, so gehter nicht mich und meine Erklärung, sondern die gesammte neuereWissenschaft an und wurde wohl von denen selbst, von denen erentlehnt ist, in solcher Beschränktheit nicht verstanden].

330 Herakles und die Molioniden oder Aktoriden.liehe und Wesentliche in der mährchenhaften Sage von demHeldenpaar der Epeier ist, und ich habe früher zu zeigengesucht wie es der Genealogie und den Verhähnissen nacheinem Paar zusammenwirkender und so Alles zermalmenderMühlsteine, die einzeln nichts vermögen, nachgebildet ist^).2) S. meine Kleine Schiiflen II S. CII — CXIII. [Diese Erklärungist beslrillen in einer Abhandlung von A. Jacob zur Mythologie,ein Bruchstück 1848 S. 70 — 75, einer Abhandlung wonachdem Verfasser die Beleuchtung mancher mythologischen Erklärungsarienund Erklärungen weit besser gelingt als die des Mythischenselbst, wovon als Anhang auch eine Probe gegeben ist (indem erauch hier mit denselben Mitteln wie dort, Logik und Skepsis auszureichendenkt). Doch gerade die zusammengewachsnen Molionidenscheinen mir hier ihren Herakles noch nicht gefunden zu haben.Wenn der Verfasser zuvörderst erklärt verlangt, warum die Dichterdie aus zwei Mühlsteinen geschaffnen beiden Helden sollten vorzugsweisedurch Rosse und deren Führung ausgezeichnet haben, so liegtdie Erklärung darin dass die Homerischen Helden überhaupt zu Wagenstreiten. Dass aber allegorische Personen des Mährchens so gutwie der Dämonendichtung in Helden verwandeil werden konnten,liegt in einer Eigenheit des alterthümlichen Geistes. Dass Molioncidie Mutter der Helden, Mühle sey^, so dass der Müller (Aktor der dasGetreide bricht) mit der Mühle, der Tochter des Müllers, die Mühlegezeugt hätte , ist (wenn es auch sonst ganz richtig so gestellt wäre)eine falsche, nemlich aller Erfahrung und Vergleichung zuwiderlaufendeArt anspielende oder andeutende Namen mit Objecten durchauszu identificiren und daraus „einen vollständigen Stammbaum aufzurichten."Poseidon in dieser Familie bedurfte keineswegs der Wassermühlezu seiner Erklärung, bedurfte überhaupt keiner Erklärungda Jedermann weiss,wie nah er Allem steht was das Getreide angeht.Ein im Positiven falscher Satz ist es sodann dass der Volkswitz gewissvor Allem jedem von beiden Molionen oder Aktoriden selbst einenNamen gegeben haben würde der seine zermalmende Kraft, seinkornverderbendes, rnehlschaffendes Drehen u. dgl. nach Volksart, indie Augen fallend, bezeichnet hätte. „Die Namen Kteatos und Eurylosaber bezeichnen jede beliebige Art des Erwerbes und der Bewahrungdes Erworbenen, durchaus aber keine Eigenschaft welchevorzugsweise der Drehmühle zukäme und diess ist geradezu gegen dieNatur eines Volksmährchens." Diess ist im Allgemeinen völlig ungegründel:bedeutsame Namen aus dem Kreise der nächsten Beziehun-

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