Alte Denkmäler - Warburg Institute

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10.07.2015 Aufrufe

Sarkophag in Cöln*).Dreifiissraub.Taf. XIV, 27. 28. 29.Den Verfall der Kunst und den ausgearteten Geschmackerkennt man an den Sarkophagen, abgesehen von dem Stylin einzelnen Figuren, entweder an verunglückten und wunderlichenneuen Compositionen oder an einer Ueberladungmit verschiedenartigen äUeren und besseren Darstellungen,so wie auch in einer früheren Periode die Vasenmaler derAppulischen Fabriken verschiedenartige Gegenstände auf beidenSeiten der Gefässe und unten und oben zu häufen unddabei in die Menge der Figuren, ganz im modernen Sinn,einen Vorzug der malerischen Darstellung zu setzen anfiengenals ihnen der Sinn für die alte Schönheit sinniger undacht künstlerischer Composition ausgieng. Von dem Erstemgiebt ein auffallendes Beispiel der grosse Sarkophag aus ParischemMarmor mit Dido und Aeneas zu Karthago im MuseumPioclementinum (7, 17), der vermuthlich in Griechenlandselbst gearbeitet war und in den Anfang des viertenJahrhunderts gesetzt wird. Für das Andere mag hier ebenfallsein einziges Beispiel genügen, der eine von zwei imJahr 1806 in Bordeaux gefundenen Sarkophagen, die am Ortsogleich auf glänzende Art herausgegeben wurden, wie esdenn in den Französischen Städten immer Viele giebt die in*) Jahrbücher des Vereins von Allerlhümern im Rbeinlande VII1845 S. 94, wo der Sarkophag abgebildet ist Taf. 3.

Sarkophag in Cöln. Dreifussraub. 297den Besitz alter Denkmäler einen vaterländischen Stolz setzenund zur stattlichen Herausgabe derselben aufmuntern undförderlich sind ^). An diesem grossen Marmorsarkophag nehmenDiana und Endymion, nach classischem Vorbild, abermit einer Fülle nach und nach hinzugekommener Figurenüberhäuft, die Vorderseite ein. Darüber aber an dem Deckelist auf der einen Seite des für die Inschrift bestimmtenRaumes das Urtheil des Paris eben so vollständig dargestelltund auf der andern Seite der noch zu setzenden Inschrifteine Zurüstung zur Jagd auf Rothwild. Dass diese Vorstellungenweder unter sich, noch auf den zu Bestattenden Beziehungenthalten, ist klar.Ein in Cöln in alter Zeit ausgegrabener und im dortigenMuseum jetzt aufbewahrter Sarkophag steht an Kostbarkeitund an Fülle der Figuren dem zu Bordeaux sehr weitnach; die verbindungs- und beziehungslose Manigfaltigkeitder zur Auszierung zusammengelesenen Gegenstände isteben so gross: denn sicher hat Lorsch darin sich geirrtdass er diese vier Scenen auf musische sowohl als gymnastischeGewandtheit des in der Inschrift genannten Bestattetendeuten zu dürfen glaubte. Dabei ist das Auffallendedass alle diese Scenen an Sarkophagen sonst gar nicht vorkommenund überhaupt, mit Ausnahme des nicht mythischenPaars, einer nackten Tänzerin und einer nackten Musikantin,die zu den drei andern schlecht genug passen, zu den seltenengehören. Der Dreifussraub des Herakles war in Sculpturbisher nur an Tempelgeräth im Tempelstyl und die Befreiungder Hesione in Marmor oder Stein gar nicht bekannt.Eigenthümlichkeit wird man daher dem Cölner Sar-1) Antiquites Bordelaises, Sarcophages Irouve's a S. Medard d'Eyran.Bordeaux 1806 fol. Der hier berührte Sarkophag ist auch beiCiarac Musee du Louvre pl. 165 und R. Röchelte Mon. ined. pl. 76.Durchaus verschieden ist in alter Kunst ein langer Kasten von nenfroaus Tarquinia auf allen vier Seiten mit Geschichten bedeckt, alle gewähltund in Beiug auf einander, blutige Scenen, Thebische undTroische. Mus. Gregor. I, 96.

Sarkophag in Cöln. Dreifussraub. 297den Besitz alter Denkmäler einen vaterländischen Stolz setzenund zur stattlichen Herausgabe derselben aufmuntern undförderlich sind ^). An diesem grossen Marmorsarkophag nehmenDiana und Endymion, nach classischem Vorbild, abermit einer Fülle nach und nach hinzugekommener Figurenüberhäuft, die Vorderseite ein. Darüber aber an dem Deckelist auf der einen Seite des für die Inschrift bestimmtenRaumes das Urtheil des Paris eben so vollständig dargestelltund auf der andern Seite der noch zu setzenden Inschrifteine Zurüstung zur Jagd auf Rothwild. Dass diese Vorstellungenweder unter sich, noch auf den zu Bestattenden Beziehungenthalten, ist klar.Ein in Cöln in alter Zeit ausgegrabener und im dortigenMuseum jetzt aufbewahrter Sarkophag steht an Kostbarkeitund an Fülle der Figuren dem zu Bordeaux sehr weitnach; die verbindungs- und beziehungslose Manigfaltigkeitder zur Auszierung zusammengelesenen Gegenstände isteben so gross: denn sicher hat Lorsch darin sich geirrtdass er diese vier Scenen auf musische sowohl als gymnastischeGewandtheit des in der Inschrift genannten Bestattetendeuten zu dürfen glaubte. Dabei ist das Auffallendedass alle diese Scenen an Sarkophagen sonst gar nicht vorkommenund überhaupt, mit Ausnahme des nicht mythischenPaars, einer nackten Tänzerin und einer nackten Musikantin,die zu den drei andern schlecht genug passen, zu den seltenengehören. Der Dreifussraub des Herakles war in Sculpturbisher nur an Tempelgeräth im Tempelstyl und die Befreiungder Hesione in Marmor oder Stein gar nicht bekannt.Eigenthümlichkeit wird man daher dem Cölner Sar-1) Antiquites Bordelaises, Sarcophages Irouve's a S. Medard d'Eyran.Bordeaux 1806 fol. Der hier berührte Sarkophag ist auch beiCiarac Musee du Louvre pl. 165 und R. Röchelte Mon. ined. pl. 76.Durchaus verschieden ist in alter Kunst ein langer Kasten von nenfroaus Tarquinia auf allen vier Seiten mit Geschichten bedeckt, alle gewähltund in Beiug auf einander, blutige Scenen, Thebische undTroische. Mus. Gregor. I, 96.

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