Alte Denkmäler - Warburg Institute

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10.07.2015 Aufrufe

206 Alope.man die Schatten vorzustellen pflegt, und biegt sich nachihrem Geliebten mit einem Ausdruck von Furchtsamkeit wieeine Braut. Von dem Weib auf der Ecke rechts ist dasGesicht neu und der linke Arm, Sie sitzt auf einer Erhöhungdes Bodens und richtet das Gesicht und die rechteHand empor, als ob sie mit dem ihr gegenüber stehendenJüngling spräche, dessen Gesicht gleichfalls neu ist. Derbärtige Mann der das Pferd führt, trägt nicht eine Fackel,sondern zwei Jagdspiesse in der Rechten. Auf der entgegengesetztenEcke ist ein rundes und schmales Gebäudewie ein Thurm, mit einer Thüre, und in dem Thurm eingeschlossenein Weib, welches aus dem Fenster schauenddas Pferd zu betrachten scheint welches mit dem Maul denunteren Rand des Fensters berührt. Die beiden Männerjenseit des Pferdes haben Lorberkränze auf, der hinterespricht mit dem Weib im Thurm. Nach dieser Gruppe siehtman drei Männer welche nach der linken Seite gehn, dermittlere von den beiden andern als Gefangener geführt, abernicht mit geketteten Händen. Denn von ihm ist der ganzeObertheil, ausgenommen die rechte Schulter, neu bis unterden Unterleib, die linke Hand aber die frei auf das Kniehängt, alt. Von dem zu seiner Rechten, welcher den Zuschauernden Rücken zukehrt ist nur die linke Seite alt mitdem versteckten Arm, einer Lanze quer über, nebst einemTheil der Schenkel und dem rechten Arm der auf der Schulterdes mittleren liegt. Von der dritten ist nur der linkeArm neu, womit er den mittleren vorn anfasst. Von dembärtigen lorbergekrönten Mann der auf dem Stuhl sitzt,scheint der Kopf Porträt. Die Arme, womit er vorlangte,sind abgebrochen. Diese Ergänzungen und bemerkten Abweichungenabgerechnet, ist der Stich nicht beträchtlich vomOriginalunterschieden."Der Tragödie des Euripides hat Winckelmann sich nichterinnert ; auch enthalten die Bruchstücke nichts wodurch dasräthselhafte Paar zwischen den übrigen Personen erklärtoder nur berührt würde. Aber dennoch lässt sich aus der

Alope. 207Tragödie, wenn man sich in ihren Zusammenhang hineindenktund dabei eben dieses Paar zu Hülfe nimmt, der Umstanderrathen welcher einen befriedigenden Aufschluss fürdasselbe giebt; so dass alsdann dieses gegenseitig zur Ergänzungdes Hygin oder des Inhalts der Tragödie dient*).Um kürzer zu seyn verzichte ich auf die analytische Methodeder Erklärung, die allerdings sicherer zur Ueberzeugungdes Lesers führt, indem sie ihn gewissermassen nöthigt dasjenigeanzunehmen was übrig bleibt nachdem Alles wasnicht wahrscheinlich ist zuvor entwickelt und entfernt undunter der Hand Alles zur Entscheidung vorbereitet ist. Wermit den antiken Compositionen vertraut ist kann, wenn dieErklärung einfach und positiv hingestellt ist, um sie zu prüfen,selbst versuchen was ohne sie mit den schwierigen Figurenanzufangen wäre und ob sie von der Art sey dassman nach allen Umwegen zu ihr zurückzukehren sich genöthigtsehe.Demnach stelle ich gleich den Satz voran dass in diesemReliefe der mittlere Theil eine ungewöhnliche Ausdehnunghat, so dass die beiden andern nur jeder aus dreiPersonen und einem Pferde bestehn, wenn ich die Felsenquellein weiblicher Gestalt die im letzten Theil über dersitzenden Alten sichtbar ist, nicht mitzähle.In der mittleren, der Zeit nach der ersten Scene sehenwir den hartherzigen König Kerkyon, eine Leibwache hintersich, welchem das von seiner Tochter heimlich geborneKind gebracht wird. Der Vater war Poseidon; Alope hattedas Kind ohne Wissen des Vaters durch ihre Amme aussetzenlassen, eine Stute säugte es; ein Hirt fand den Säugling,eingehüllt in ein königliches Gewand, brachte es insein Haus und da ein andrer Hirt es zu haben wünschte,so gab er es diesem, behielt aber das kostbare Gewand zurück,worum es diesem gerade galt: er forderte es als dasErkennungszeichen, Es entsteht also Streit, und sie gehn4) S. meine Schrift über die Griecb. Tragödien II S. 711.

206 Alope.man die Schatten vorzustellen pflegt, und biegt sich nachihrem Geliebten mit einem Ausdruck von Furchtsamkeit wieeine Braut. Von dem Weib auf der Ecke rechts ist dasGesicht neu und der linke Arm, Sie sitzt auf einer Erhöhungdes Bodens und richtet das Gesicht und die rechteHand empor, als ob sie mit dem ihr gegenüber stehendenJüngling spräche, dessen Gesicht gleichfalls neu ist. Derbärtige Mann der das Pferd führt, trägt nicht eine Fackel,sondern zwei Jagdspiesse in der Rechten. Auf der entgegengesetztenEcke ist ein rundes und schmales Gebäudewie ein Thurm, mit einer Thüre, und in dem Thurm eingeschlossenein Weib, welches aus dem Fenster schauenddas Pferd zu betrachten scheint welches mit dem Maul denunteren Rand des Fensters berührt. Die beiden Männerjenseit des Pferdes haben Lorberkränze auf, der hinterespricht mit dem Weib im Thurm. Nach dieser Gruppe siehtman drei Männer welche nach der linken Seite gehn, dermittlere von den beiden andern als Gefangener geführt, abernicht mit geketteten Händen. Denn von ihm ist der ganzeObertheil, ausgenommen die rechte Schulter, neu bis unterden Unterleib, die linke Hand aber die frei auf das Kniehängt, alt. Von dem zu seiner Rechten, welcher den Zuschauernden Rücken zukehrt ist nur die linke Seite alt mitdem versteckten Arm, einer Lanze quer über, nebst einemTheil der Schenkel und dem rechten Arm der auf der Schulterdes mittleren liegt. Von der dritten ist nur der linkeArm neu, womit er den mittleren vorn anfasst. Von dembärtigen lorbergekrönten Mann der auf dem Stuhl sitzt,scheint der Kopf Porträt. Die Arme, womit er vorlangte,sind abgebrochen. Diese Ergänzungen und bemerkten Abweichungenabgerechnet, ist der Stich nicht beträchtlich vomOriginalunterschieden."Der Tragödie des Euripides hat Winckelmann sich nichterinnert ; auch enthalten die Bruchstücke nichts wodurch dasräthselhafte Paar zwischen den übrigen Personen erklärtoder nur berührt würde. Aber dennoch lässt sich aus der

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