Alte Denkmäler - Warburg Institute

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10.07.2015 Aufrufe

8 G. Zoegasliterarische und philosophische Bildung müssen sich gegenseitigdurchdrungen haben und man rauss eben sowohl mitSammlerfleiss und Trockenheit gelebt haben als mit den Aufwallungenfreier Kräfte, der Stimme der Musen und demReiche des Schönen bekannt seyn.So finden wir dass unser Verfasser nirgends dumpf,sondern überall sinnig das Alte und die Welt überhaupt ansieht,frei um sich herblickt unter der Bürde der Gelehrsamkeitund indem er ihr Handwerk wie an leichter Handhabeals ein Meister lenkt, doch die menschlichen Dinge wie eineram Feiertage uneingenommen übersieht; dahingegen die^leisten das Geschäft für Zeit und Welt ansehen, weil sieden Genuss und das Spiel sich mehr selbst überlassenerKräfte nicht einmal ahndend kennen oder die Striche die siein die Camera obscura einzeichnen, mit allen natürlichenFormen, Lüften und Düften für gleichgellend ansehen.Da nicht zu läugneu ist dass die Bildung der Alten, inso fern sie sich von der modernen unterscheidet, auf dergrössern Fülle und Begünstigung der sinnlichen Natur beruht,die der ganzen Bildung diese innere Stärke, Fröhlichkeit?Schwung und scharfen Sinn (denn aus den Sinnen erwächstder Sinn) gegeben , und dass jene Anlage durch den Südenbefördert wird, ist das Leben in Italien schon an sich , ohnedie Hinsicht auf das von der alten Welt noch Sichtbare einwesentlicher Vorlheil für den Ergründer des Alterthums.Immer unter Menschen zu leben die den Keim jener Entwicklungin sich tragen, die zu denselben Gewohnheiten sichneigen und, in grossen Massen übersehen wie in einzelnenErscheinungen bemerkt, viel von der Stimmung der Alten ansich haben, ist gewiss sehr von Einfluss.Wie die Oertlichkeit selbst, das Anziehende der Ueberrestean Ort und Stelle, die Menge der immer vor Augenstehenden Dinge die Neigung und zugleich die Fähigkeit fürdiess Studium erhöhen muss, sieht Jeder ein. In Rom zuwohnen und es als seine Heimath zu betrachten, wie muss

Bassirilievi anlichi di Roma fasc. 1. 2. 9diess in den Kreis des Alterthums als in das eigne Vaterlandund dessen Geschichte versetzen.Im vorliegenden Werk ist von allen seltenen Fähigkeitendie den Verfasser dazu beriefen, ein eifriger und gleichmassigerGebrauch gemacht.Alles im Allgemeineren und Einzelnenwird gründlich erwogen und ohne Sprünge bisans Endegebracht. Der Trefflichkeit der Werke in künstlerischer Hinsichtwird nicht mehr ihr Recht gegeben in der Beschreibungals der Mitlelmässigkeit und Nachahmung (bessererOriginale) in den meisten, indem sie die Kenntniss im Ganzenbefördern. Ruhig und geduldig wird das Kleinere undTrocknere ausgeführt und im Einzelnen so besorgt als obes das Liebste wäre. Aber wie der Gegenstand es erlaubtwird man zu freierer Aussicht erhoben und in dem überhauptsehr vorzüglichen Style selbst drängt sich dann eingewisses Vergnügen vor. In den Vermuthungen herrschtdie grösste Umsicht, mit objectiver Hinstellung der Umstände,ohne Vorliebe und Eitelkeit, über die Verschiedenheit desAlters, Geschlechts und der Individuen ein reifes Nachdenkenund Empfinden, überhaupt ein gewisses Zurückhaltenund häufiges Negativbestimmen bei der tiefeingesehenen Unvollständigkeitund Winzigkeit der erhaltenen Kunstwerkeund Bücher im Verhältniss zu dem Ocean derselben der umdie Alten zusammenfloss, in die alte Staatengeschichte undVerfassungen ein tiefer Blick, in der Entwirrung von Fädenmythologischer Gegenstände eine fein nachdenkende Kunst,die sich besonders in den Theologieen und Priesterallegorieendurch die schwierigen Untersuchungen über Aegyptischerund Aegyptischgriechischer Göttergeschlechter Umgestaltungenund Systeme geübt hatte, und in den spätem RömischenCulten zeigt (wohin vorzüglich die treffliche Abhandlung überden Mithras zu rechnen ist, die wahrscheinlich bald imAuszuge erscheinen wird) und eine skeptische Vorsicht inHinsicht auf Gewänder, Costüme, Attribute, verschiednen Styl,Manier u. s. w.Dann findet sich bei den nicht zum erstenmal edirten

8 G. Zoegasliterarische und philosophische Bildung müssen sich gegenseitigdurchdrungen haben und man rauss eben sowohl mitSammlerfleiss und Trockenheit gelebt haben als mit den Aufwallungenfreier Kräfte, der Stimme der Musen und demReiche des Schönen bekannt seyn.So finden wir dass unser Verfasser nirgends dumpf,sondern überall sinnig das <strong>Alte</strong> und die Welt überhaupt ansieht,frei um sich herblickt unter der Bürde der Gelehrsamkeitund indem er ihr Handwerk wie an leichter Handhabeals ein Meister lenkt, doch die menschlichen Dinge wie eineram Feiertage uneingenommen übersieht; dahingegen die^leisten das Geschäft für Zeit und Welt ansehen, weil sieden Genuss und das Spiel sich mehr selbst überlassenerKräfte nicht einmal ahndend kennen oder die Striche die siein die Camera obscura einzeichnen, mit allen natürlichenFormen, Lüften und Düften für gleichgellend ansehen.Da nicht zu läugneu ist dass die Bildung der <strong>Alte</strong>n, inso fern sie sich von der modernen unterscheidet, auf dergrössern Fülle und Begünstigung der sinnlichen Natur beruht,die der ganzen Bildung diese innere Stärke, Fröhlichkeit?Schwung und scharfen Sinn (denn aus den Sinnen erwächstder Sinn) gegeben , und dass jene Anlage durch den Südenbefördert wird, ist das Leben in Italien schon an sich , ohnedie Hinsicht auf das von der alten Welt noch Sichtbare einwesentlicher Vorlheil für den Ergründer des <strong>Alte</strong>rthums.Immer unter Menschen zu leben die den Keim jener Entwicklungin sich tragen, die zu denselben Gewohnheiten sichneigen und, in grossen Massen übersehen wie in einzelnenErscheinungen bemerkt, viel von der Stimmung der <strong>Alte</strong>n ansich haben, ist gewiss sehr von Einfluss.Wie die Oertlichkeit selbst, das Anziehende der Ueberrestean Ort und Stelle, die Menge der immer vor Augenstehenden Dinge die Neigung und zugleich die Fähigkeit fürdiess Studium erhöhen muss, sieht Jeder ein. In Rom zuwohnen und es als seine Heimath zu betrachten, wie muss

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