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Alte Denkmäler - Warburg Institute

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96 Die Wuth des ThrakiscLen Lykurgos.der Knabe unsers Marmors und wie in Polygnots Gemäldevon Trojas Untergang nach Tansanias (10, 26, 1) ein Knabein der Angst den Altar umfasst. Am Hausallar erscheintder Mord noch freventlicher und schaudervoller als er ansich ist; hierin liegt der Anlass für den Künstler. Auch derrasende Herkules nach einem Gemälde bei Philostratus(2, 23) hat am Hausaltar zwei seiner Kinder erschossen.Der geraden Stellung aber und regungslosen Haltungdes Knaben, welche in Verbindung mit dem Altar die andereErklärung veranlasst hat, auch dieser, sage ich ferner, liegteine leicht erkennbare Absicht des Künstlers zu Grund. Aufdiese Art tritt nämlich die gänzliche Hülflosigkeit des Kindeshervor, welches, sobald die Mutter die es jetzt noch mit ihremLeibe bedeckt, weggerissen seyn wird, dem TodesstreichePreis gegeben ist; möge nun insbesondre mehr ein Erstarrenaus Furcht zu verstehen seyn oder eher eine kindlichunverständige Hingebung, ähnlich der des Lammes amAltare. Man denke sich neben der Verzweiflung und deräussersten Gewalt in den Bewegungen der Mutter das Kindin Angst und Schrecken sich windend oder anklammernd,und leicht wird man eingestehen dass der Gruppe des altenKünstlers der Vorzug gebührt und dass sie, in verschiedenerArt, nicht weniger gut ersonnen ist als an der gedachtenVase die der Medea mit ihrem Knaben. Sie reisst diesenan den Haaren in die Höhe indem sie ihn durchbohren will, sodass er den Boden nicht mehr mit den Füssen berührt: nurleidend, keines seiner Glieder mächtig erscheint auch dieser.Ich gehe nunmehr zur Prüfung der andern Erklärungüber und will zunächst das angebliche Götterbild (Zannonip. 23) für sich allein genommen betrachten. Es fehlt erstlichjedes Merkmal welches man für ein Götterbild überhauptzu fordern berechtigt ist, ausser dem Fussgestell, welchesaber, wie wir gesehen haben, auch ein Altar seyn kann.Sagt Jemand, es scy ein Schnitzbild,wie gewöhnlich die vorgestelltenGötterbilder, so spricht dagegen der Styl, die rundenFormen, die in allen Theilen vollkommen natürlich ge-

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