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Alte Denkmäler - Warburg Institute

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92 Vermälung der Ariadne.die Weihe Ariadnens vor ihrer Vermälung- vorgestellt,in einemuns übrigens unverständlichen Moment der Cäremonie ?DieserMoment, bemerken wir erstlich, ist ein schauerlich ernster;eine heilige Formel erklingt von dem Genius oder ein Befehlvon dem Gott, der in redender Geberde ist, und durchdie ganze Reihe der Figuren geht die Wirkung. Einige lauschen,winken als auf etwas zu Vernehmendes, jener Satyrscheint im Ausleeren seines Horns einzuhalten, selbst derLöwe zu horchen. Ob Tamburin und Cymbeln die Redebegleiten oder ob der sich umwendende und winkende Satyreben ihnen, als beim Beginn der Rede Einhalt gebietet, lässtsich nur rathen. Aber die Schöne, welche diess alles angeht,sinkt schreckvoll zu Boden. Kann so das Religiösesie bestürzen oder soll man nicht vermuthen (ein solcherKünstler lässt tiefe Naturwahrheit erwarten), dass hinter derWeihe noch etwas Unmittelbares, nicht bloss die Seele, sondernauch diesen hinfallenden Leib Betreffendes verstecktliege? Der Granatapfel, der ihr durch den Silen gereichtwird, deutet es genugsam und es fragt sich nur, ob sieAriadne oder ob hier nur eine mystisch-dramatische Nachahmungeiner Bacchischen Scene(wovon noch neuerlich Böttigerin dem gediegenen Excurs über die Campanischen Vasenin seiner Archäologie der Malerei Th. 1 und CreuzerSymbolik Th. 3 S. 473 ff. gehandelt haben), zu erkennen sey?Es ist wahr, der Genius in seinem gezwungnen künstlichenHängen gleicht weniger einer Wundererscheinung als einemnachgemachten Wunder. Allein mit so viel Manigfaltigkeitbräutliche Scenen der Ariadne auf den Marmorn vorgestelltsind, so gar nicht erinnern sie sonst an mimische DarstellungenBacchischer Geschichten und Gebräuche. Es scheintdaher dass jener Umstand nur in der Natur der Marmordarstellunggegründet ist , worin das Gesetz der Schwere undsinnliche Wahrscheinlichkeit vorherrschen, und dass vorgestelltist, nicht eigentlich die Aufnahme in die Mysterien,sondern die Vermälung und Trauung der Ariadnemit dem Dionysos. Wie dort Jupiter der Juno den Granat-

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