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Dezember 2006 - Institut Christus König und Hoherpriester

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D E R H L. F R A N Z V O N S A L E SÜ B E R D I E F R E U N D S C H A F Toder sich einschleichen. Das trifftbesonders dann zu, wenn wir unserenFre<strong>und</strong> sehr hochschätzen;denn dann öffnen wir unser Herzso sehr seiner Fre<strong>und</strong>schaft, daß wir mit ihrzugleich alle seine Neigungen <strong>und</strong> Ansichten,gute oder schlechte, aufnehmen. Gewißsuchen die Bienen, die den Honig vonHeraklea sammeln, nur den Honig, abermit ihm saugen sie unmerklich aus der Blütedes Eisenhutes auch sein Gift ein. Alsomußt du das Wort wohl beherzigen, das derHeiland unserer Seele zu sagen pflegte, wiewir von den Alten (Klemens von Alexandrien,Origenes u. a.) wissen: „Seid guteWechsler‘‘, d. h. nehmt nicht schlechtesGeld für gutes, nicht minderwertiges fürFeingold. Trennt darum das Wertvolle vomWertlosen (vgl. Jer 15,19), denn es gibtwohl keinen, der nicht irgendwelche Unvollkommenheitenan sich hätte. Und mußtdu denn alles, auch Fehler <strong>und</strong> Unvollkommenheitendes Fre<strong>und</strong>es mit seiner Fre<strong>und</strong>schaftin dich aufnehmen? Gewiß sollst duihn trotz seiner Fehler lieben, aber die Unvollkommenheitenals solche sollst du wederlieben noch annehmen. Die Fre<strong>und</strong>schaftverlangt ja die Mitteilung des Guten,nicht des Schlechten. Die Goldwäscher amTajo holen den Sand aus dem Fluß, waschendas Gold heraus <strong>und</strong> behalten es, währendsie den Sand am Ufer liegen lassen. So mußauch der Fre<strong>und</strong> den Sand der Fehler vomGold der Fre<strong>und</strong>schaft trennen <strong>und</strong> ihnnicht in seine Seele einlassen.Der hl. Gregor von Nazianz bezeugt, daßmanche, die den hl. Basilius liebten <strong>und</strong> bew<strong>und</strong>erten,so weit gingen, ihn auch in seinenäußeren Unvollkommenheiten nachzuahmen,in seiner langsamen Sprechweise,in seiner etwas zerstreuten <strong>und</strong> abwesendenArt, im Schnitt seines Bartes <strong>und</strong> inseiner Haltung. So sehen wir auch, daßMänner, Frauen <strong>und</strong> Kinder, Fre<strong>und</strong>e, dieihre Gatten, Eltern <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>ehochschätzen, sich durch denUmgang mit ihnen aus Nachgiebigkeitoder Anhänglichkeit mancheGrillen <strong>und</strong> unangenehme Eigenheitenangewöhnen. Jeder hat schon genug an seineneigenen schlechten Neigungen <strong>und</strong>braucht sich nicht außerdem mit denen deranderen zu belasten. Nicht nur, daß dieFre<strong>und</strong>schaft dies nicht verlangt, sie verpflichtetuns im Gegenteil zu gegenseitigerHilfe, damit wir unsere Unvollkommenheitenablegen lernen. Gewiß sollen wirunseren Fre<strong>und</strong> mit all seinen Fehlern ertragen,wir dürfen ihn aber darin nicht bestärken<strong>und</strong> noch weniger seine Fehler aufuns übertragen.Dabei spreche ich nur von Unvollkommenheiten,denn Sünden dürfen wir amFre<strong>und</strong> weder dulden noch zulassen. Daswäre eine schwache, schlechte Fre<strong>und</strong>schaft,wenn man den Fre<strong>und</strong> untergehensähe <strong>und</strong> ihm nicht zu Hilfe eilte; wennman ihn an einem Geschwür sterben ließe,ohne den Schnitt der Zurechtweisung zuwagen, der ihn retten könnte. Die wahre<strong>und</strong> lebendige Fre<strong>und</strong>schaft kann unterSünden nicht bestehen. Man sagt, der Salamanderlösche das Feuer aus, in das ersich hineinlegt; so zerstört die Sünde dieFre<strong>und</strong>schaft, wenn sie sich in ihr einnistet.Taucht die Sünde nur vorübergehend auf,dann jagt die Fre<strong>und</strong>schaft sie durch Zurechtweisungin die Flucht; hält sie sichaber auf <strong>und</strong> bleibt, dann muß die Fre<strong>und</strong>schaftan ihr zugr<strong>und</strong>egehen, denn sie kannnur bei echter Tugend bestehen.Noch viel weniger ist es erlaubt, ausFre<strong>und</strong>schaft zu sündigen. Der Fre<strong>und</strong>wird zum Feind, wenn er uns zur Sündeverleiten will; er verdient es, die Fre<strong>und</strong>schaftzu verlieren, wenn er den Fre<strong>und</strong>verderben <strong>und</strong> in die Verdammnis fallenlassen will. Es ist daher eines der sicherstenKennzeichen einer falschen Fre<strong>und</strong>schaft,wenn sie mit einer lasterhaften Person geschlossenwird, ganz gleich, welchem Lastersie ergeben ist. Ist der, den wir lieben,lasterhaft, so ist es zweifellos auch unsereFre<strong>und</strong>schaft; da sie nicht auf einem echtenWert beruhen kann, muß sie einen Scheinwertim Auge haben <strong>und</strong> irgendeine sinnlicheEigenschaft.Vereinigungen mit dem Zweck zeitlichenVorteils haben nur den Anschein wahrerFre<strong>und</strong>schaft, denn sie sind nicht aus Liebezu den Personen dieses Kreises geschlossen,sondern aus Liebe zum Gewinn.Zwei göttliche Worte schließlich sind diestarken Säulen, die dem christlichen Lebenseine Festigkeit geben. Das eine vom Weisen:„Wer Gott fürchtet, wird auch einegute Fre<strong>und</strong>schaft haben‘‘ (Sir 6,17); <strong>und</strong>das andere vom hl. Jakobus: „Die Fre<strong>und</strong>schaftdieser Welt ist Gott feind‘‘ (Jak 4,4).Deutsche Ausgabe der Werke des hl. Franz von Sales,Band 1, Philothea: Anleitung zum frommen Leben,Teil 3, Kapitel 19 <strong>und</strong> 22.Wir können die Mitmenschen nie zuviel lieben <strong>und</strong> somit auch in der Liebenie die Grenzen der Vernunft überschreiten,sofern die Liebe wirklich imHerzen wurzelt; die Äußerungen der Liebeallerdings können verkehrt, übertrieben<strong>und</strong> unvernünftig sein. Der glorreiche hl.Bernhard sagt: ‚Das Maß der Liebe zu Gottist Liebe ohne Maß.‘ Und weiter sagt er:Setze der Liebe keine Schranken, lasse sieihre Äste breiten, so weit sie nur kann. Wasfür die Gottesliebe gilt, das gilt auch für dieNächstenliebe; doch muss die Liebe zuGott den Ton angeben, muss den höchstenRang einnehmen. Tut sie das, dann dürfenwir unsern Mitmenschen so viel Liebeschenken, als wir nur immer haben. Es darfuns nicht genug sein, sie nach göttlichemGebot nur zu lieben wie uns selbst; wirmüssen sie mehr lieben als uns selbst; das istdas Gebot der Vollkommenheit, so lehrt esuns das Evangelium: ‚So, wie ich euch geliebthabe, sollt auch ihr einander lieben,‘(Joh 13,34; 15,12) sagt der Herr.“Deutsche Ausgabe der Werke des hl. Franz von Sales,Band 2, Timotheus: Gottesliebe I, Seite 66fDIE SCHÖNHEIT,GOTT ZU LIEBENO mein Gott,wie ersehnenswert ist dochdie Schönheit dieses Gebotes,dich lieben zu sollen!O himmlische Liebe,wie liebenswert bist du unseren Seelen!Gepriesen sei auf ewig die Güte,die uns mit solcher Liebe befiehlt,daß wir sie lieben,obwohl ihre Liebe so wünschenswert<strong>und</strong> notwendig für unser Glück ist,daß wir ohne sie nur unglücklichsein können!Deutsche Ausgabe der Werke des hl. Franz von Sales,Band 4, Seite 17020 INSTITUT CHRISTUS KÖNIG UND HOHERPRIESTER21

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