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Die Implementierung von Versorgungsinnovationen in ...

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E<strong>in</strong>leitung und Überblick<br />

Auf die Frage „Wo liegen für Sie rückblickend die größten Defizite?“ antworteten die<br />

Patienten:<br />

- 32% <strong>in</strong> der psychologischen Betreuung,<br />

- 27% <strong>in</strong> der Nachsorge,<br />

- 20% bei Kassenleistungen und<br />

- 21% <strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik/Praxis.<br />

Insgesamt bleibt festzustellen, dass es noch zu wenige methodisch gute Studien über die<br />

Wünsche und Bedürfnisse <strong>von</strong> Patienten mit Krebserkrankungen <strong>in</strong> Deutschland gibt. Wie mit<br />

verschiedenen Studien auch gezeigt werden kann, liegt e<strong>in</strong> weiteres Problem dar<strong>in</strong>, dass<br />

behandelnde Ärzte e<strong>in</strong>e psychosoziale Behandlungsbedürftigkeit nicht oder nicht rechtzeitig<br />

erkennen (vgl. Maguire, 2002; Weis, 2006). Zum Beispiel wurde <strong>in</strong> der Studie <strong>von</strong><br />

Keller et al. (2005) e<strong>in</strong> erheblicher Anteil durch Angst und Depression belasteter Patienten<br />

e<strong>in</strong>er chirurgischen Kl<strong>in</strong>ik <strong>von</strong> Ärzten und Pflegenden nicht erkannt und blieb unterversorgt.<br />

Angesichts der Belastungen und Bedürfnisse onkologischer Patienten sowie der dargestellten<br />

Defizite <strong>in</strong> ihrer psychosozialen Versorgung steht außer Frage, dass e<strong>in</strong>e psychoonkologische<br />

Versorgung und Unterstützung mehr denn je wichtig und geboten ist. <strong>Die</strong>s stellt e<strong>in</strong>e der<br />

Aufgaben der psychosozialen Onkologie (synonym: Psychoonkologie) dar. Ziel dieses<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är orientierten Fachgebietes ist es, „die verschiedenen psychosozialen Aspekte <strong>in</strong><br />

Entstehung, Prävention, Behandlung und Verlauf e<strong>in</strong>er Krebserkrankung im K<strong>in</strong>des-, Jugend-<br />

und Erwachsenenalter wissenschaftlich zu untersuchen und die entsprechenden Erkenntnisse<br />

<strong>in</strong> die Behandlung und Betreuung der Patienten sowie ihrer Angehörigen umzusetzen“ (Weis,<br />

2006, S. 242). <strong>Die</strong> psychoonkologische Versorgung setzt e<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit aller an<br />

der Behandlung krebskranker Patienten beteiligten Berufsgruppen (Ärzte, Pflegende,<br />

Psychologen, Sozialarbeiter, Kunst- und Musiktherapeuten, Physiotherapeuten,<br />

Funktionsassistenten u. a.) voraus und impliziert, dass e<strong>in</strong>e psychoonkologische Fachkraft<br />

(Arzt, Psychologe oder Sozialpädagoge jeweils mit psychoonkologischer Zusatzqualifikation)<br />

<strong>in</strong> das mediz<strong>in</strong>ische Behandlungsteam <strong>in</strong>tegriert ist und <strong>in</strong> regelmäßigem Austausch (<strong>in</strong> Form<br />

<strong>von</strong> Fallbesprechungen und Stationskonferenzen) mit allen Behandelnden steht (vgl. Weis et<br />

al., 2008). Psychoonkologische Versorgungskonzepte und Interventionen s<strong>in</strong>d sehr vielfältig<br />

und müssen dies auch se<strong>in</strong>, um je nach Krebserkrankung, Krankheitsstadium,<br />

Versorgungssett<strong>in</strong>g und Ausmaß der psychosozialen Bee<strong>in</strong>trächtigungen bedarfsorientiert<br />

unterstützen zu können (vgl. Mehnert, 2006). Pouget-Schors und Degner (2005)<br />

unterscheiden drei wesentliche Versorgungsbedarfe:<br />

- Beratungsbedarf (Informationsvermittlung und Psychoedukation),<br />

- Betreuungsbedarf (emotionale Unterstützung und Vermittlung <strong>von</strong> Cop<strong>in</strong>gstrategien zur<br />

Bewältigung psychischer Belastungen) und<br />

- Behandlungsbedarf (Krisen<strong>in</strong>terventionen und Psychotherapie bei schweren psychischen<br />

Begleitreaktionen bzw. psychiatrischen Erkrankungen).<br />

<strong>Die</strong> Autoren betonen auch, dass e<strong>in</strong>e Krebserkrankung nicht per se mit e<strong>in</strong>em<br />

Psychotherapiebedarf e<strong>in</strong>hergeht, sondern den meisten Patienten mit verschiedenen<br />

Beratungs- und Betreuungsangeboten bei der Krankheitsbewältigung geholfen werden kann<br />

(ebd.).

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