12.08.2012 Aufrufe

Die Implementierung von Versorgungsinnovationen in ...

Die Implementierung von Versorgungsinnovationen in ...

Die Implementierung von Versorgungsinnovationen in ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

E<strong>in</strong>leitung und Überblick<br />

<strong>Die</strong> <strong>Implementierung</strong> 1 � also die aktive Umsetzung und Etablierung <strong>von</strong> neuen Erkenntnissen<br />

und Konzepten mit dem Ziel, die Patientenversorgung zu verbessern, ist komplex, oft<br />

langwierig und meist mit mehr Fehlschlägen als Erfolgen behaftet, da sie e<strong>in</strong>er Vielzahl <strong>von</strong><br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren unterliegt und umfangreiche Ressourcen benötigt (vgl. Grol & Jones, 2000;<br />

Grol, Wens<strong>in</strong>g & Eccles, 2005). <strong>Die</strong>ses als <strong>Implementierung</strong>sproblematik bezeichnete<br />

Phänomen besteht <strong>in</strong> dem nur langsamen Gel<strong>in</strong>gen oder auch gänzlichen Abbrechen der<br />

Umsetzung <strong>von</strong> neuen Strategie- oder Organisationskonzepten, <strong>von</strong> Innovationen allgeme<strong>in</strong>,<br />

politischen Programmen oder gewünschten Verhaltensänderungen der beteiligten Fachkräfte<br />

(vgl. Deiser, 1995).<br />

Für Konzepte, die direkt auf e<strong>in</strong>e verbesserte Umsetzung der Gesundheitsversorgung, auf e<strong>in</strong>e<br />

Optimierung der patientenbezogenen Prozesse und auf die veränderte Planung und<br />

Durchführung gesamter Behandlungsketten zielen, hat sich seit e<strong>in</strong>igen Jahren die<br />

Bezeichnung <strong>Versorgungs<strong>in</strong>novationen</strong> etabliert (vgl. Hildebrandt et al., 2008; Schrijvers,<br />

Oudendijk & de Vries, 2003). In Bezug auf <strong>Versorgungs<strong>in</strong>novationen</strong> besteht ebenso das<br />

Phänomen, dass die heutigen Probleme im Gesundheitswesen nicht <strong>in</strong> der Entwicklung<br />

<strong>in</strong>novativer Lösungen liegen, sondern viel mehr <strong>in</strong> deren Verbreitung und <strong>Implementierung</strong><br />

(vgl. den Hertog, F., Groen & Weehuizen, 2005). <strong>Die</strong> schwerwiegenden Folgen der<br />

<strong>Implementierung</strong>sproblematik liegen dar<strong>in</strong>, dass neue, gut geplante Konzepte oder<br />

Programme nur <strong>in</strong> der realen Umsetzung wirksam werden können � nur <strong>in</strong> der alltäglichen<br />

Anwendung neuer Erkenntnisse können sich <strong>in</strong>tendierte Verbesserungen auch entfalten. Oft<br />

wird die Wirkung <strong>von</strong> Innovationen durch <strong>Implementierung</strong>sprobleme verm<strong>in</strong>dert (Durlak &<br />

DuPre, 2008, S. 328). Um die Ergebnisse e<strong>in</strong>er Intervention exakt <strong>in</strong>terpretieren zu können,<br />

ist das Wissen notwendig, welche Leistungen wie genau erbracht wurden. So können sowohl<br />

negative Resultate durch e<strong>in</strong>e unzureichende Programmumsetzung und als auch positive<br />

Auswirkungen durch ungeplante Veränderungen im praktischen Vorgehen verursacht werden<br />

(ebd.). <strong>Die</strong> Autoren konnten <strong>in</strong> ihrem Review <strong>von</strong> fünf Meta-Analysen zeigen, dass<br />

<strong>Implementierung</strong>smaßnahmen die Ergebnisse <strong>von</strong> Präventions- und<br />

Gesundheitsförderungsprogrammen entscheidend bee<strong>in</strong>flussen. So fanden DuBois, Holloway,<br />

Valent<strong>in</strong>e und Cooper (2002) heraus, dass Programme, bei denen die <strong>Implementierung</strong><br />

wissenschaftlich begleitet wurde, dreimal höhere Effekte erzielten als Programme ohne<br />

wissenschaftliche Begleitung. <strong>Die</strong> Meta-Analyse <strong>von</strong> Wilson, Lipsey & Derzon (2003) über<br />

221 Schulprogramme zur Prävention oder Verr<strong>in</strong>gerung <strong>von</strong> aggressivem Verhalten konnte<br />

belegen, dass schlecht implementierte Programme ger<strong>in</strong>gere Effekte erzielten.<br />

Auch für Leitl<strong>in</strong>ien gilt, dass ihre Wirksamkeit wesentlich <strong>von</strong> den Strategien und konkreten<br />

Maßnahmen zu ihrer Verbreitung und organisationalen <strong>Implementierung</strong> abhängt<br />

(Ollenschläger et al., 2002; Ollenschläger, Kirchner & Fiene, 2001). <strong>Die</strong> alle<strong>in</strong>ige Erstellung,<br />

Publikation und Verbreitung <strong>von</strong> Leitl<strong>in</strong>ien mittels passiver Maßnahmen (wie z.B.<br />

Frontalvorträge, Artikel <strong>in</strong> Fachjournalen, Broschüren, Internetversionen) haben ke<strong>in</strong>en<br />

Effekt <strong>in</strong> Bezug auf Verhaltensänderungen bei Ärzten und anderen Fachkräften im<br />

1 In dieser Arbeit wird entsprechend der deutschen Rechtschreibung (Dudenredaktion, 2004) die Bezeichnung<br />

<strong>Implementierung</strong> verwendet. In der Fachliteratur gibt es jedoch feststehende Begriffe wie zum Beispiel<br />

Implementationsforschung und Implementationsfeld, die <strong>in</strong> dieser Form auch hier gebraucht werden.<br />

In soziologischen und politikwissenschaftlichen Texten (z.B. <strong>von</strong> Renate Mayntz und <strong>Die</strong>ter Grunow) wird<br />

vorwiegend der Begriff Implementation verwendet, während <strong>in</strong> der deutschen Managementliteratur (vgl. u.a.<br />

Boehme, 1998; Reiß, 1997; Welge & Al-Laham, 2007) und <strong>in</strong> der deutschsprachigen Literatur zu<br />

Veränderungen im Gesundheitswesen (vgl. u.a. Baartmans & Geng, 2006; Kirchner, Fiene & Ollenschläger,<br />

2001; Selbmann & Kopp, 2005) <strong>Implementierung</strong> verwendet wird.<br />

3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!