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Die Implementierung von Versorgungsinnovationen in ...

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1 E<strong>in</strong>leitung und Überblick<br />

1.1 Problemh<strong>in</strong>tergrund und Untersuchungsgegenstand<br />

1.1.1 <strong>Die</strong> <strong>Implementierung</strong>sproblematik bei der Umsetzung<br />

wissenschaftlicher Erkenntnisse <strong>in</strong> der Patientenversorgung<br />

„Health care today harms too frequently and rout<strong>in</strong>ely fails to deliver its potential benefits.<br />

[…] Between the health care we have and the care we could have lies not just a gap, but a<br />

chasm” (Institute of Medic<strong>in</strong>e, 2001, S. 1) � diese E<strong>in</strong>schätzung aus den USA hat<br />

<strong>in</strong>ternational wie auch für Deutschland nicht an Aktualität verloren.<br />

Empirische Studien aus den Niederlanden und den USA zeigen, dass nur 60 - 70% der<br />

Patienten mit verschiedenen Erkrankungen e<strong>in</strong>e den aktuellen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen entsprechende Versorgung erhalten und 20 - 25% der erbrachten Behandlungen<br />

nicht notwendig oder gar potentiell schädigend s<strong>in</strong>d (vgl. Grimshaw & Eccles, 2004; Grol,<br />

2001; McGlynn et al., 2003; Sanson-Fisher, Grimshaw & Eccles, 2004; Schuster, McGlynn &<br />

Brook, 1998). Jencks et al. (2000) kamen <strong>in</strong> ihrer Analyse <strong>von</strong> 24 Qualitäts<strong>in</strong>dikatoren bei der<br />

Versorgung der sechs häufigen Erkrankungen Akuter Herz<strong>in</strong>farkt, Brustkrebs, Diabetes<br />

Mellitus, Herz<strong>in</strong>suffizienz, Lungenentzündung und Schlaganfall zu dem Ergebnis, dass der<br />

Anteil der Patienten, die e<strong>in</strong>e nach wissenschaftlichen Erkenntnissen und Expertenkonsens<br />

angemessene Versorgung erhielten je nach empfohlener Maßnahme zwischen 95% und 11%<br />

variierte und der Erfüllungsgrad im Median über alle Versorgungs<strong>in</strong>dikatoren bei 69% lag.<br />

Auch <strong>in</strong> der <strong>in</strong>ternationalen Literatur zur psychosozialen Versorgung krebskranker Patienten<br />

wird e<strong>in</strong>e erhebliche Lücke zwischen der empfohlenen wissenschaftlichen Evidenz und der<br />

aktuellen kl<strong>in</strong>ischen Praxis berichtet (vgl. Schofield, Carey, Bonevski & Sanson-Fisher, 2006,<br />

S. 863). Holland (2004, S. 452) schreibt zur <strong>in</strong>ternationalen Entwicklung der psychosozialen<br />

Onkologie: „Many studies have confirmed the efficacy of psychosocial <strong>in</strong>terventions <strong>in</strong><br />

reduc<strong>in</strong>g distress and improv<strong>in</strong>g quality of life […]. However, there rema<strong>in</strong>s a large gap<br />

between the existence of these data and the actual worldwide availability and utilization of<br />

psychosocial services”.<br />

In der deutschen mediz<strong>in</strong>ischen und gesundheitswissenschaftlichen Literatur wird das<br />

<strong>in</strong>ternational beschriebene Qualitätsproblem selten so deutlich benannt. Dennoch ist auch für<br />

das deutsche Gesundheitswesen allgeme<strong>in</strong> bekannt, „dass sich entgegen dem aktuellen<br />

Wissensstand Behandlungsformen <strong>in</strong> der kl<strong>in</strong>ischen Praxis halten, die e<strong>in</strong>er kritischen<br />

Überprüfung nicht standhalten“ (Lauterbach & Schrappe, 2004, S. 61). Ohmann (2008)<br />

betont, dass e<strong>in</strong> großer Teil der gewonnenen Forschungsergebnisse die Patienten, für die sie<br />

generiert wurden, nicht erreicht, und fordert, dass der Innovationstransfer dr<strong>in</strong>gend verbessert<br />

werden muss.<br />

Auch wenn es zur psychoonkologischen Versorgung <strong>in</strong> Deutschland allgeme<strong>in</strong> und konkret<br />

zur Qualität ihrer Erbr<strong>in</strong>gung nur sehr wenige Studien gibt, wird auch hier auf die<br />

unzureichende Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse h<strong>in</strong>gewiesen.<br />

Betrachtet man die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für psychoonkologische Versorgung und<br />

Forschung <strong>in</strong> Deutschland, so gibt es <strong>in</strong> Teilbereichen gut ausgebaute Strukturen, <strong>in</strong> der<br />

Mehrzahl aber ist der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse <strong>in</strong> die Versorgungspraxis<br />

ungenügend gewährleistet. <strong>Die</strong>s betrifft vor allem auch die psychosoziale Betreuung <strong>von</strong><br />

Patienten <strong>in</strong> der mediz<strong>in</strong>ischen Akutversorgung. (Mehnert, Petersen & Koch, 2003, S.<br />

77f.)

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