Karriere mit Hochschulabschluss? - DZHW

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10.07.2015 Aufrufe

Theoretische Betrachtungen zum Berufserfolg von Hochschulabsolvent(inn)enkeit von großer Wichtigkeit. 30 Dieser Befund gilt für Absolvent(inn)en aller Studienrichtungen, unabhängigvon der Beschäftigungslage für diese Studiengänge. 31 Wenn die Beschäftigungsinhaltevon großer Bedeutung sind, zeigt sich beruflicher Erfolg auf Individualebene an hoher Zufriedenheitmit den Tätigkeitsinhalten.Dies gilt analog für weitere Berufs- und Lebensziele. Wird ein Aspekt der Berufstätigkeit – beispielsweiseein hohes Einkommen – als besonders wichtig eingeschätzt, so stellt sich Berufserfolgauf subjektiver Ebene ein, wenn die Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen Einkommen hochist. Misserfolg tritt für eine Person dann ein, wenn sie aufgrund der individuellen Bedeutung mitden monetären Erträgen unzufrieden ist. Ist ein hohes Einkommen hingegen kein wichtiges Ziel,lässt sich mit dem personenabhängigen Ansatz aufgrund der Einkommensangaben – unabhängigvon deren Höhe – weder Erfolg noch Misserfolg im Beruf bestimmen.Eine Differenzierung einzelner Berufsmerkmale danach, ob sie objektiv (z. B. Einkommenshöhe)und subjektiv (Einkommenszufriedenheit) erfasst werden können, ist aus diesem Blickwinkelder Wertigkeit für die Person nicht notwendig. Die bisher zur Messung von beruflichem Erfolg verwandtenund hier genannten Merkmale sind sowohl auf der Ebene allgemein geltender Indikatorenals auch für Aspekte auf persönlicher Ebene einsetzbar; im Falle des personenabhängigenAnsatzes immer dann, wenn die individuellen Ziele sich auf spezifische Aspekte von Berufserfolgbeziehen und diese im Berufsverlauf realisiert werden können. Für Indikatoren, die Berufserfolgauf gesellschaftlicher oder institutioneller Ebene darstellen, ist es allerdings notwendig, den Rahmenzu bestimmen, innerhalb dessen sich beruflicher Erfolg bzw. Misserfolg einstellt.Fasst man das Gemeinsame der vorgestellten Beobachtungsebenen zusammen, so wird Berufserfolgdurch die Umsetzung zuvor gesetzter Ziele definiert (vgl. Abb. 5.1). Aus gesellschaftlicherPerspektive ist es die Besetzung relevanter Stellen mit angemessen ausgebildeten Personen(normativer Ansatz). Aus Sicht der Bildungsinstitutionen tritt Berufserfolg ein, wenn die Reproduktiondes Wissenschaftssystems gewährleistet ist oder das Studium zumindest Eintritt in diePositionen eröffnet, für die ein Studium vorgesehen ist bzw. die Reputation der Hochschule gesteigertwird (normativer Ansatz). Aus Sicht der Absolventinnen und Absolventen selbst ist dieberufliche Platzierung erfolgreich, wenn im Rahmen einer konkreten Tätigkeit Zufriedenheit mitden als wichtig eingeschätzten Aspekten herrscht (personenabhängiger Ansatz).Unabhängig vom gewählten Ansatz lassen sich extrinsische und intrinsische Indikatorenunterscheiden. Während monetäre Erträge, Status, berufliche Position oder Adäquanz und derenHöhe bzw. Ausprägung im normativen Ansatz von außen zugeschrieben werden, stehen sieim personenabhängigen Ansatz nur dann für Berufserfolg, wenn sie als extrinsische Motive individuellangestrebt werden. Intrinsische Motive, wie das Streben nach Selbstverwirklichung, derEinsatz für Andere oder der Wunsch, etwas Besonderes zu leisten, werden vor allem als individuelleBerufsziele benannt und stellen Indikatoren von Berufserfolg dar. Diese Motive lassen sichjedoch auch aus normativer Perspektive für bestimmte Berufsgruppen oder Bildungsabschlüsseals von außen zugeschriebene Möglichkeit der Selbstverwirklichung benennen, beispielsweiseals Forscherin oder Forscher.Die Investition in Bildung ist sowohl ein individuelles als auch ein gesellschaftliches Anliegen.Aus gesellschaftlicher Perspektive bestehen die erwünschten Erträge der Investition in dasHochschulsystem in der Platzierung von Hochschulabsolvent(inn)en in – bezogen auf das abge-30 Da die Berufs- und Lebensziele für den Prüfungsjahrgang 2001 nicht vorliegen, wird hier auf die Angaben des Befragungsjahrgangs1997 zurückgegriffen.31 Was auch verdeutlicht, dass die beruflichen Ambitionen mit den Möglichkeiten im Beschäftigungssystem abzugleichensind und sich in Abhängigkeit struktureller und konjunktureller Bedingungen nicht bzw. nicht immer sofortumsetzen lassen.46 | Karriere mit Hochschulabschluss?

Theoretische Betrachtungen zum Berufserfolg von Hochschulabsolvent(inn)enschlossenen Studium – gesellschaftlich erwünschte bzw. benötigte Funktionen, die zugleich –im gesamtgesellschaftlichen Vergleich – mit überdurchschnittlichen Einkommen einhergehen.Die Ausübung entsprechender Berufe ist auch aus Sicht vieler Absolvent(inn)en ein wesentlichesStudien- bzw. Lebensziel. Mit dem erfolgreichen Abschluss eines Studiums schaffen sie die Voraussetzungenbzw. erhöhen die Chancen, dieses Ziel umzusetzen. Ob sich die Investitionen ausgesellschaftlicher und individueller Sicht „lohnen“, wie zufrieden Hochschulabsolvent(inn)en mitder Umsetzung ihrer Ziele sind, welche Faktoren der Zielerreichung dienen und welche Hemmnissewirken können, sind leitende Fragen für die Darstellung der beruflichen Situation des Absolventenjahrgangs2001.Abb. 5.1Dimensionen von BerufserfolgAnalyseebene Dimension von Berufserfolg Zentrale ErfolgsindikatorenGesellschaft„objektiv“ bzw. normativ:Festlegung anhand gesellschaftlicherBedeutungBesetzung gesellschaftlich gewünschterTätigkeiten, dem Studienfach entsprechendeBeschäftigungen, Prestige,überdurchschnittliche EinkommenInstitution, z. B. Hochschule„objektiv“ bzw. normativ:Festlegung durch institutionelleBedeutungReproduktion des Wissenschaftssystems,dem Hochschulabschluss angemesseneBeschäftigung, PrestigeIndividuum, Hochschulabsolvent(in)subjektiver Berufserfolg:Gewichtung nach individuellenBerufs- und Lebenszielenmateriell und/oder immateriell, abhängigvon der individuellen Bedeutungund deren ErreichungHIS-HF Absolventenuntersuchung 20135.2 Determinanten von BerufserfolgDie nachfolgende Betrachtung der Einflussgrößen von Berufserfolg hat einen starken arbeitsmarkttheoretischenFokus. Zweifellos spielen handlungstheoretische Ansätze eine wichtige Rolle für dieErklärung von (individuellem) Berufserfolg. Ebenso sind Einstellungen, Motive und Ziele sowie derRückgriff auf bzw. Erwerb von Ressourcen zur Umsetzung dieser Ziele – also die Berücksichtigungder individuellen Handlungsfähigkeit – in ein umfassendes Erklärungsmodell für Berufserfolg zuintegrieren. Dabei können Erkenntnisse aus der Lebenslaufforschung oder der psychologischenArbeitsmarktforschung hilfreich sein, um beispielsweise Typen von Hochschulabsolvent(inn)enzu identifizieren, die unterschiedliche Gestaltungswege für ihre (u. U. konkurrierenden) BerufsundLebensziele entwickeln. In diesem Zusammenhang werden aber zunächst die strukturellenBedingungen für den Berufserfolg von Hochqualifizierten in den Vordergrund gestellt.Um Berufserfolg nicht nur zu beschreiben, sondern die Entstehung von Berufserfolg besserverstehen zu können, sollen – unter der oben gemachten Einschränkung – nachfolgend möglicheEinflussfaktoren auf Berufserfolg benannt werden. Generell können personenbezogene, hochschulbezogeneund arbeitsmarktbezogene Einflüsse zum beruflichen Erfolg von Hochschulabsolvent(inn)enbeitragen, die sich theoretisch herleiten lassen. Wesentliche Erklärungen liefernhumankapitaltheoretische Konzepte (Becker 1993) und deren Erweiterungen, die Signaltheorie(Spence 1973) bzw. der Screening-Ansatz (Stiglitz 1975), die Suchtheorie (Stigler 1961, 1962) sowieKarriere mit Hochschulabschluss? |47

Theoretische Betrachtungen zum Berufserfolg von Hochschulabsolvent(inn)enkeit von großer Wichtigkeit. 30 Dieser Befund gilt für Absolvent(inn)en aller Studienrichtungen, unabhängigvon der Beschäftigungslage für diese Studiengänge. 31 Wenn die Beschäftigungsinhaltevon großer Bedeutung sind, zeigt sich beruflicher Erfolg auf Individualebene an hoher Zufriedenheit<strong>mit</strong> den Tätigkeitsinhalten.Dies gilt analog für weitere Berufs- und Lebensziele. Wird ein Aspekt der Berufstätigkeit – beispielsweiseein hohes Einkommen – als besonders wichtig eingeschätzt, so stellt sich Berufserfolgauf subjektiver Ebene ein, wenn die Zufriedenheit <strong>mit</strong> dem gegenwärtigen Einkommen hochist. Misserfolg tritt für eine Person dann ein, wenn sie aufgrund der individuellen Bedeutung <strong>mit</strong>den monetären Erträgen unzufrieden ist. Ist ein hohes Einkommen hingegen kein wichtiges Ziel,lässt sich <strong>mit</strong> dem personenabhängigen Ansatz aufgrund der Einkommensangaben – unabhängigvon deren Höhe – weder Erfolg noch Misserfolg im Beruf bestimmen.Eine Differenzierung einzelner Berufsmerkmale danach, ob sie objektiv (z. B. Einkommenshöhe)und subjektiv (Einkommenszufriedenheit) erfasst werden können, ist aus diesem Blickwinkelder Wertigkeit für die Person nicht notwendig. Die bisher zur Messung von beruflichem Erfolg verwandtenund hier genannten Merkmale sind sowohl auf der Ebene allgemein geltender Indikatorenals auch für Aspekte auf persönlicher Ebene einsetzbar; im Falle des personenabhängigenAnsatzes immer dann, wenn die individuellen Ziele sich auf spezifische Aspekte von Berufserfolgbeziehen und diese im Berufsverlauf realisiert werden können. Für Indikatoren, die Berufserfolgauf gesellschaftlicher oder institutioneller Ebene darstellen, ist es allerdings notwendig, den Rahmenzu bestimmen, innerhalb dessen sich beruflicher Erfolg bzw. Misserfolg einstellt.Fasst man das Gemeinsame der vorgestellten Beobachtungsebenen zusammen, so wird Berufserfolgdurch die Umsetzung zuvor gesetzter Ziele definiert (vgl. Abb. 5.1). Aus gesellschaftlicherPerspektive ist es die Besetzung relevanter Stellen <strong>mit</strong> angemessen ausgebildeten Personen(normativer Ansatz). Aus Sicht der Bildungsinstitutionen tritt Berufserfolg ein, wenn die Reproduktiondes Wissenschaftssystems gewährleistet ist oder das Studium zumindest Eintritt in diePositionen eröffnet, für die ein Studium vorgesehen ist bzw. die Reputation der Hochschule gesteigertwird (normativer Ansatz). Aus Sicht der Absolventinnen und Absolventen selbst ist dieberufliche Platzierung erfolgreich, wenn im Rahmen einer konkreten Tätigkeit Zufriedenheit <strong>mit</strong>den als wichtig eingeschätzten Aspekten herrscht (personenabhängiger Ansatz).Unabhängig vom gewählten Ansatz lassen sich extrinsische und intrinsische Indikatorenunterscheiden. Während monetäre Erträge, Status, berufliche Position oder Adäquanz und derenHöhe bzw. Ausprägung im normativen Ansatz von außen zugeschrieben werden, stehen sieim personenabhängigen Ansatz nur dann für Berufserfolg, wenn sie als extrinsische Motive individuellangestrebt werden. Intrinsische Motive, wie das Streben nach Selbstverwirklichung, derEinsatz für Andere oder der Wunsch, etwas Besonderes zu leisten, werden vor allem als individuelleBerufsziele benannt und stellen Indikatoren von Berufserfolg dar. Diese Motive lassen sichjedoch auch aus normativer Perspektive für bestimmte Berufsgruppen oder Bildungsabschlüsseals von außen zugeschriebene Möglichkeit der Selbstverwirklichung benennen, beispielsweiseals Forscherin oder Forscher.Die Investition in Bildung ist sowohl ein individuelles als auch ein gesellschaftliches Anliegen.Aus gesellschaftlicher Perspektive bestehen die erwünschten Erträge der Investition in dasHochschulsystem in der Platzierung von Hochschulabsolvent(inn)en in – bezogen auf das abge-30 Da die Berufs- und Lebensziele für den Prüfungsjahrgang 2001 nicht vorliegen, wird hier auf die Angaben des Befragungsjahrgangs1997 zurückgegriffen.31 Was auch verdeutlicht, dass die beruflichen Ambitionen <strong>mit</strong> den Möglichkeiten im Beschäftigungssystem abzugleichensind und sich in Abhängigkeit struktureller und konjunktureller Bedingungen nicht bzw. nicht immer sofortumsetzen lassen.46 | <strong>Karriere</strong> <strong>mit</strong> <strong>Hochschulabschluss</strong>?

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