Werdegänge der Absolventinnen und Absolventen zehn Jahre nach dem StudienabschlussDiese Gruppe der Existenzgründer(innen) macht allerdings nur einen kleinen Teil unter denselbständigen Hochschulabsolvent(inn)en aus. Die zweite und größte Gruppe besteht aus Freiberufler(inne)nwie Ärzt(inn)en, Anwält(inn)en, Architekt(inn)en, Apotheker(inne)n oder Psycholog(inn)enund so<strong>mit</strong> aus Absolvent(inn)en von Fachrichtungen, für die Selbständigkeit zum klassischenBerufsbild gehört. In die dritte Gruppe fallen Selbständigkeiten als Übergangsphänomen,beispielsweise Tätigkeiten auf Werkvertragsbasis kurz nach dem Ende des Studiums. Dabei handeltes sich oftmals um Tätigkeiten, die aus Mangel an Alternativen entstehen und in der Regelnur temporärer Natur sind (vgl. Fabian und Briedis 2009:75) 15 .Von den Absolvent(inn)en des Jahrgangs 2001 sind zehn Jahre nach dem Studienabschluss15 Prozent selbständig. Die höchsten Selbständigenquoten <strong>mit</strong> 20 bis 30 Prozent weisen Absolvent(inn)enauf, deren Fachrichtungen traditionell häufig in freiberuflichen Tätigkeiten münden.Dazu gehören Absolvent(inn)en der Fächer Architektur, Medizin, Rechtswissenschaft, Pharmazieund Psychologie (Tab. A1.3a). Auch Geisteswissenschaftler(innen) sind verhältnismäßig oft selbständigtätig, darunter fallen oftmals journalistische Berufe. Selbständigkeiten im naturwissenschaftlich-technischenBereich, die im Fokus wirtschaftspolitischer Ziele stehen, sind hingegenrelativ selten; die Anteile Selbständiger dieser Fachrichtungen liegen meist unterhalb von zehnProzent. Ausnahmen bilden die Universitätsabsolvent(inn)en der Informatik und Elektrotechnik(<strong>mit</strong> jeweils 11 %) sowie des Wirtschaftsingenieurwesens (21 %).Mit zunehmendem Abstand zum Studienabschluss steigt der Anteil der selbständigen Absolvent(inn)en.Im Vergleich zur ersten Befragung ein Jahr nach dem Abschluss (6 %) haben sich dieQuoten zehn Jahre nach dem Examen (15 %) verdoppelt bis verdreifacht. Viele potentielle Freiberufler(innen)müssen zunächst weitere Qualifizierungsphasen wie Referendariate, Facharztausbildungenoder Promotionen durchlaufen. Unternehmensgründungen – besonders im technischnaturwissenschaftlichenFeld – erfordern auch ein Minimum an Startkapital und Marktübersicht,welche kurz nach dem Studienabschluss oftmals noch nicht verfügbar sind. Auch zehn Jahre nachdem Studium ist das Potential für Unternehmensgründungen von Hochschulabsolvent(inn)ennoch nicht ausgeschöpft. Von den nichtselbständigen Absolvent(inn)en ziehen acht Prozent eineSelbständigkeit ernsthaft in Erwägung (Tab. A1.3a). Trotz im Zeitverlauf steigender Selbständigenquotenhat rund jede(r) zehnte aller Hochschulabsolvent(inn)en im Laufe von zehn Jahren nachdem Studienabschluss eine Selbständigkeit wieder aufgegeben. Darin kommt der oftmals temporäreCharakter von Selbständigkeiten – vor allem auf Basis von Werk- und Honorarverträgen –zum Ausdruck. Diese Gruppe schließt zukünftige Selbständigkeiten seltener aus als diejenigenohne Selbständigkeitserfahrungen.Die Selbständigenquote liegt beim aktuell untersuchten Jahrgang auf ähnlichem Niveau wiedie der Vergleichskohorte des 1997er-Jahrgangs (15 vs. 16 %). Der Anteil an Human- und Veterinärmediziner(inne)n,die in einer eigenen Praxis tätig sind, ist jedoch deutlich geringer (Tab. A1.3a).Auch Universitätsabsolvent(inn)en baufachlicher Studiengänge sind zehn Jahre nach dem Abschlussseltener selbständig als ihre Fachkolleg(inn)en des Vorgängerjahrgangs. Informatiker(innen)sind fünf Jahre nach dem Abschluss häufiger selbständig als in der 1997er-Kohorte, zehnJahre danach jedoch seltener (FH) bzw. ähnlich oft (Uni). Vor dem Hintergrund der in den Jahren2005/2006 relativ schlechten Beschäftigungssituation in der IT-Branche ist dies als Periodeneffektzu verstehen, denn in Zeiten, in denen wenige Anstellungsangebote zur Verfügung stehen, wirdnicht selten auf selbständige Beschäftigung ausgewichen. Im Zuge des folgenden wirtschaftli-15 Nicht alle Tätigkeiten auf Werkvertragsbasis sind per se als Übergangsphänomen einzustufen; beispielsweise gehörtin vielen geisteswissenschaftlichen Berufen diese Art der Beschäftigung zum typischen Berufsbild (vgl. Briedis et al.2008:16).26 | <strong>Karriere</strong> <strong>mit</strong> <strong>Hochschulabschluss</strong>?
Werdegänge der Absolventinnen und Absolventen zehn Jahre nach dem Studienabschlusschen Aufschwungs sinken die Anteile selbständiger Informatiker(innen) spürbar ab (von 17 % auf9 % FH) oder bleiben entgegen dem allgemeinen Trend konstant (11 % Uni).3.5 Arbeitslosigkeit im ZeitverlaufEin <strong>Hochschulabschluss</strong> verringert das Risiko, arbeitslos zu werden. Laut Bundesagentur für Arbeit(vgl. Briedis und Hohendanner 2012:14) liegt die Arbeitslosenquote für Akademiker(innen) 2010<strong>mit</strong> 2,4 Prozent deutlich unter der Quote für alle Qualifikationsgruppen (7,6 %) und da<strong>mit</strong> auf Vollbeschäftigungsniveau.Anders als geringer Qualifizierte haben Akademiker(innen) bei schlechterBeschäftigungssituation die Option, auf Positionen <strong>mit</strong> niedrigerem Anforderungsniveau auszuweichen,um so der Arbeitslosigkeit zu entgehen. Zudem besteht für Hochschulabsolvent(inn)enin der Phase nach dem Abschluss die Möglichkeit, an der Hochschule zu verbleiben, sei es für einePromotion oder für ein Zweit- bzw. Aufbaustudium.In größerem Umfang tritt Arbeitslosigkeit unter den befragten Absolvent(inn)en nur in derÜbergangsphase direkt nach dem Studienabschluss auf. Während im ersten Monat nach dem Examennoch zwölf Prozent der Befragten arbeitslos sind, sinkt der Anteil im Laufe des ersten Jahresauf nur noch zwei Prozent (Abb. 3.3). Nach dieser Suchphase kommt Arbeitslosigkeit kaum nochvor; die Quote liegt zwischen ein und zwei Prozent. Nur für einen kurzen Zeitraum ca. zwei bis dreiJahre nach dem Erstabschluss steigt der Anteil Arbeitsloser noch einmal leicht auf rund drei Prozentan. Dieser Anstieg wird durch die Beendigung von zweiten Ausbildungsphasen (Rechtswissenschaft,Lehramt, Medizin) oder Promotionsvorhaben (Naturwissenschaften) ausgelöst. Für dieseGruppen erhöht sich die Arbeitslosenquote durch eine erneute Suchphase noch einmal leicht,sinkt dann aber schnell wieder auf ein niedriges Niveau (Abb. A3.5.2). Obwohl der Berufseinstiegdurch die Dissertation bzw. die zweite Ausbildungsphase verzögert stattfindet und so<strong>mit</strong> in dieAbb. 3.320Verlauf von Arbeitslosigkeit in den ersten 120 Monaten nach dem Studienabschlussnach Geschlecht (Befragung 2001.3, traditionelle Abschlüsse,in %)1816141210864200 20406080100120InsgesamtFrauenMännerPrüfungsjahrgang 2001, 3. Befragung ca. zehn Jahre nach dem Abschluss HIS-HF Absolventenuntersuchung 2013<strong>Karriere</strong> <strong>mit</strong> <strong>Hochschulabschluss</strong>? |27