Karriere mit Hochschulabschluss? - DZHW

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Rahmenbedingungen für den Berufseinstieg und -verlauf des Absolventenjahrgangs 2000/2001Arbeit 2012b:42f). Diese Entwicklung und der große Kohortenumfang erschwerten den Berufseinstiegder Architekt(inn)en sowie der Bauingenieurinnen und -ingenieure des Absolventenjahrgangs2001, dagegen fanden Ingenieurinnen und Ingenieure des Maschinenbaus und der Elektrotechnikeine günstige Arbeitsmarktlage vor (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2012b).Der Arbeitsmarkt für Wirtschaftswissenschaftler(innen) ist eng an die wirtschaftliche Entwicklunggekoppelt, aber aufgrund der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten (vgl. Bundesagentur fürArbeit 2012d:8) in verschiedenen Branchen sind die Beschäftigungschancen im Regelfall recht gut.Für die Absolventenkohorte 2001 war zudem von Vorteil, dass die Anzahl der Absolvent(inn)enin den Wirtschaftswissenschaften im Vergleich zu den Vorjahren rückläufig war und der starkeAnstieg erst in den Folgejahren erfolgte (vgl. Rehn et al. 2011:3; ISA 2012). Aufgrund der positivenWirtschaftslage und der geringen Jahrgangsstärke waren die Voraussetzungen für den Berufseinstiegvon Wirtschaftswissenschaftler(inne)n im Jahr 2001 gut. Gleiches galt für Absolvent(inn)ender Naturwissenschaften.Der Berufseinstieg nach dem Studium gestaltet sich für Geisteswissenschaftler(innen) gemeinhinetwas schwieriger als für Absolvent(inn)en anderer Studienfächer. Der Arbeitsmarkt speziellfür Geisteswissenschaftler(innen) ist sehr begrenzt (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2012a:75),so dass viele Absolvent(inn)en auf andere Berufsfelder ausweichen (müssen) – beispielsweise inden kaufmännischen Bereich (vgl. Briedis et al. 2008:IV). Somit stehen sie in starker Konkurrenzzu Absolvent(inn)en anderer Studienfächer. Die geringe Jahrgangsstärke insgesamt und auchniedrige Absolvent(inn)enzahlen in geisteswissenschaftlichen Fächern (z. B. Germanistik, Anglistikoder Geschichte (vgl. ISA 2012)) sowie die gute Wirtschaftslage erleichterten den geisteswissenschaftlichenAbsolvent(inn)en des Jahrgangs 2001 den beruflichen Einstieg. Nach Briedis et al.(vgl. 2008:16) eröffnet sich bei guter konjunktureller Lage für mehr Absolvent(inn)en die Option,statt eines Werkvertrages ein reguläres Beschäftigungsverhältnis einzugehen. In diesem Fall steigeauch die Nachfrage nach Geisteswissenschaftler(inne)n in nichttraditionellen Beschäftigungsfeldern(vgl. ebd.).Der berufliche Zugang zu den klassischen Professionen setzt einen entsprechenden Hochschulabschlussvoraus und ist in großen Teilen staatlich geregelt. An das Studium schließt sichzunächst noch eine zweite Ausbildungsphase an, die mit einer staatlichen Prüfung endet. Somitergeben sich für den Berufseinstieg der Absolvent(inn)en dieser Fächer zwei wichtige Übergangsphasen.Zunächst der Übergang ins Referendariat bzw. AiP und nach dieser Phase erst der reguläreBerufseinstieg, so dass nicht nur die Arbeitsmarktsituation zum Zeitpunkt der Beendigungdes Studiums von Bedeutung ist, sondern auch die Bedingungen zum Abschlusszeitpunkts derzweiten Ausbildungsphase. Die Berufschancen der Absolvent(inn)en sind abhängig vom – zumeistdurch staatliche (Finanz-)Vorgaben bestimmten – Kräftebedarf und von der Jahrgangsgröße.Die Zahl der Medizinabsolvent(inn)en war 2001 ebenfalls niedrig und bereits seit 1996 rückläufig(vgl. ISA 2012). Zugleich stiegen die gemeldeten Stellen für Mediziner(innen) (vgl. Bundesärztekammer2012) und die Arbeitslosigkeit unter Mediziner(inne)n reduzierte sich fortlaufend.Die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Bundesärztekammer sprachen von einer alarmierendenNachwuchsentwicklung (ebd.). Der sich abzeichnende Fachkräftemangel begünstigte dieBerufschancen der Medizinabsolvent(inn)en 2001. Die Medizinabsolvent(inn)en dieses Jahrgangsabsolvierten nach dem Abschluss zunächst noch eine 1,5-jährige zweite Ausbildungsphase (dasAiP), die im Jahr 2004 zur Verbesserung der Nachwuchssituation abgeschafft wurde.Die Beschäftigungschancen für Lehrer(innen) waren im Jahr 2001 gut, allerdings müssenLehramtsabsolvent(inn)en zunächst noch ein etwa zweijähriges Referendariat absolvieren. ImVergleich zu den Vorjahren rückläufige Absolventenzahlen und Einstellungen in den Vorberei-14 | Karriere mit Hochschulabschluss?

Rahmenbedingungen für den Berufseinstieg und -verlauf des Absolventenjahrgangs 2000/2001tungsdienst von größerem Umfang begünstigten den Übergang der Lehramtsabsolvent(inn)endes Jahrgangs 2001 (vgl. Kultusministerkonferenz 2002:28ff). Dennoch überwog die Zahl der Lehramtsabsolvent(inn)endie Zahl derjenigen, die ins Referendariat gingen, leicht.Im Jahr 2003, als der überwiegende Teil des Absolventenjahrgangs 2001 sein Referendariatbeendete, stieg die Zahl der Neuabsolvent(inn)en des Vorbereitungsdienstes im Vergleich zumVorjahr um sieben Prozent auf 21.694 Personen (vgl. Kultusministerkonferenz 2004:4). Die Zahl derEinstellungen in den Schuldienst verringerte sich zwar im Jahr 2003 wie auch schon im Jahr zuvor(ebd.:5), dennoch lag die Anzahl neu eingestellter Lehrer über der Anzahl der Neuabsolvent(inn)endes Vorbereitungsdienstes. Die insgesamt sehr geringe Arbeitslosigkeit unter Lehrer(inne)n war aufdem niedrigsten Stand seit 1995 (Stand: September 2002 (vgl. Kultusministerkonferenz 2004:32)).Die Absolvent(inn)enzahl der Jurist(inn)en war im Jahr 2001 rückläufig gegenüber den Vorjahren(ISA 2012). Dennoch ist die Zahl der Absolvent(inn)en seit 1996 sehr hoch, was zugleich zueinem starken Anstieg der Beschäftigtenzahlen von Personen mit juristischem Abschluss führte(ebd.). Trotz der für akademische Berufe typischen niedrigen Arbeitslosenquoten zeichnet sichdie Rechtswissenschaft durch einen hohen Anteil junger Arbeitsloser aus (ebd.), was für einen erschwertenBerufseinstieg spricht.Unabhängig von der guten Berufseinstiegssituation der Absolvent(inn)en des Abschlussjahrgangs2001 gab es Entwicklungen auf dem Akademikerarbeitsmarkt, die allgemein den Berufseinstiegund -verlauf von Hochschulabsolvent(inn)en beeinflussten.Insgesamt ist ein Rückgang des Normalarbeitsverhältnisses (unbefristete Vollzeitanstellung)in allen Beschäftigtengruppen zu verzeichnen (vgl. Eichhorst et al. 2010). Dieses Phänomen istauch bei der beruflichen Erstplatzierung von Akademiker(inne)n (vgl. Rehn et al. 2011) zu beobachten.Gründe für den allgemeinen Rückgang sind der sektorale Wandel und damit einhergehendder wachsende Anteil von Teilzeitbeschäftigungen (der wiederum eng im Zusammenhangmit der zunehmenden Erwerbstätigkeit von Frauen steht) und die Zunahme von befristeten Anstellungen.Hinzu kommt, dass – mit Blick auf alle Beschäftigten – selbständige Beschäftigungenzunehmende Verbreitung finden. Bei Hochschulabsolvent(inn)en bestimmter Fächer, wie z. B.Architektur oder Medizin, sind freiberufliche Tätigkeiten im späteren Berufsverlauf ohnehin sehrverbreitet. Absolvent(inn)en der Geisteswissenschaften arbeiten auch schon direkt im Anschlussan das Studium häufig auf der Basis von Honorar- und Werkverträgen.Der arbeitskulturelle Wandel mit der Abkehr vom Normalarbeitsverhältnis wird für die Übergangsphasenach dem Studienabschluss durch die Gesetzgebung noch befördert:In dem Jahr, in dem die Absolvent(inn)en des Prüfungsjahrgangs 2000/2001 ihr Studium abschlossen,wurde das Teilzeit- und Befristungsgesetz eingeführt. Ziel des Gesetzes ist die Förderungvon Teilzeitarbeit, die Regulierung befristeter Arbeitsverträge und die Verhinderung vonDiskriminierung teilzeit- und befristet beschäftigter Arbeitnehmer(innen) (vgl. TzBfG 2001). DasGesetz ermöglicht Arbeitgebern, Beschäftigte für eine Dauer von bis zu zwei Jahren befristet anzustellen,ohne dass ein Sachgrund für die Befristung vorliegen muss. 8 Die Erhöhung der Flexibilitätbei Neueinstellungen soll zur Förderung der Beschäftigung beitragen.Auf den beruflichen Einstieg der Absolvent(inn)en des Abschlussjahrgangs 2001 hatte die Gesetzesänderungnoch keinen erkennbaren Einfluss. 9 Befristete Beschäftigungsverhältnisse tratenin dieser Kohorte beim Berufsstart nicht häufiger auf als in den Vorgängerkohorten (vgl. Briedis8 Eine Befristung des Arbeitsverhältnisses ist auch längerfristig möglich, sofern ein Sachgrund vorliegt.9 Ein starker Anstieg befristeter Beschäftigungsverhältnisse beim Berufseinstieg ist allerdings in den späteren Absolventenkohorten2005 und 2009 zu beobachten (vgl. Rehn et al. 2011).Karriere mit Hochschulabschluss? |15

Rahmenbedingungen für den Berufseinstieg und -verlauf des Absolventenjahrgangs 2000/2001tungsdienst von größerem Umfang begünstigten den Übergang der Lehramtsabsolvent(inn)endes Jahrgangs 2001 (vgl. Kultusministerkonferenz 2002:28ff). Dennoch überwog die Zahl der Lehramtsabsolvent(inn)endie Zahl derjenigen, die ins Referendariat gingen, leicht.Im Jahr 2003, als der überwiegende Teil des Absolventenjahrgangs 2001 sein Referendariatbeendete, stieg die Zahl der Neuabsolvent(inn)en des Vorbereitungsdienstes im Vergleich zumVorjahr um sieben Prozent auf 21.694 Personen (vgl. Kultusministerkonferenz 2004:4). Die Zahl derEinstellungen in den Schuldienst verringerte sich zwar im Jahr 2003 wie auch schon im Jahr zuvor(ebd.:5), dennoch lag die Anzahl neu eingestellter Lehrer über der Anzahl der Neuabsolvent(inn)endes Vorbereitungsdienstes. Die insgesamt sehr geringe Arbeitslosigkeit unter Lehrer(inne)n war aufdem niedrigsten Stand seit 1995 (Stand: September 2002 (vgl. Kultusministerkonferenz 2004:32)).Die Absolvent(inn)enzahl der Jurist(inn)en war im Jahr 2001 rückläufig gegenüber den Vorjahren(ISA 2012). Dennoch ist die Zahl der Absolvent(inn)en seit 1996 sehr hoch, was zugleich zueinem starken Anstieg der Beschäftigtenzahlen von Personen <strong>mit</strong> juristischem Abschluss führte(ebd.). Trotz der für akademische Berufe typischen niedrigen Arbeitslosenquoten zeichnet sichdie Rechtswissenschaft durch einen hohen Anteil junger Arbeitsloser aus (ebd.), was für einen erschwertenBerufseinstieg spricht.Unabhängig von der guten Berufseinstiegssituation der Absolvent(inn)en des Abschlussjahrgangs2001 gab es Entwicklungen auf dem Akademikerarbeitsmarkt, die allgemein den Berufseinstiegund -verlauf von Hochschulabsolvent(inn)en beeinflussten.Insgesamt ist ein Rückgang des Normalarbeitsverhältnisses (unbefristete Vollzeitanstellung)in allen Beschäftigtengruppen zu verzeichnen (vgl. Eichhorst et al. 2010). Dieses Phänomen istauch bei der beruflichen Erstplatzierung von Akademiker(inne)n (vgl. Rehn et al. 2011) zu beobachten.Gründe für den allgemeinen Rückgang sind der sektorale Wandel und da<strong>mit</strong> einhergehendder wachsende Anteil von Teilzeitbeschäftigungen (der wiederum eng im Zusammenhang<strong>mit</strong> der zunehmenden Erwerbstätigkeit von Frauen steht) und die Zunahme von befristeten Anstellungen.Hinzu kommt, dass – <strong>mit</strong> Blick auf alle Beschäftigten – selbständige Beschäftigungenzunehmende Verbreitung finden. Bei Hochschulabsolvent(inn)en bestimmter Fächer, wie z. B.Architektur oder Medizin, sind freiberufliche Tätigkeiten im späteren Berufsverlauf ohnehin sehrverbreitet. Absolvent(inn)en der Geisteswissenschaften arbeiten auch schon direkt im Anschlussan das Studium häufig auf der Basis von Honorar- und Werkverträgen.Der arbeitskulturelle Wandel <strong>mit</strong> der Abkehr vom Normalarbeitsverhältnis wird für die Übergangsphasenach dem Studienabschluss durch die Gesetzgebung noch befördert:In dem Jahr, in dem die Absolvent(inn)en des Prüfungsjahrgangs 2000/2001 ihr Studium abschlossen,wurde das Teilzeit- und Befristungsgesetz eingeführt. Ziel des Gesetzes ist die Förderungvon Teilzeitarbeit, die Regulierung befristeter Arbeitsverträge und die Verhinderung vonDiskriminierung teilzeit- und befristet beschäftigter Arbeitnehmer(innen) (vgl. TzBfG 2001). DasGesetz ermöglicht Arbeitgebern, Beschäftigte für eine Dauer von bis zu zwei Jahren befristet anzustellen,ohne dass ein Sachgrund für die Befristung vorliegen muss. 8 Die Erhöhung der Flexibilitätbei Neueinstellungen soll zur Förderung der Beschäftigung beitragen.Auf den beruflichen Einstieg der Absolvent(inn)en des Abschlussjahrgangs 2001 hatte die Gesetzesänderungnoch keinen erkennbaren Einfluss. 9 Befristete Beschäftigungsverhältnisse tratenin dieser Kohorte beim Berufsstart nicht häufiger auf als in den Vorgängerkohorten (vgl. Briedis8 Eine Befristung des Arbeitsverhältnisses ist auch längerfristig möglich, sofern ein Sachgrund vorliegt.9 Ein starker Anstieg befristeter Beschäftigungsverhältnisse beim Berufseinstieg ist allerdings in den späteren Absolventenkohorten2005 und 2009 zu beobachten (vgl. Rehn et al. 2011).<strong>Karriere</strong> <strong>mit</strong> <strong>Hochschulabschluss</strong>? |15

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