Karriere mit Hochschulabschluss? - DZHW

Karriere mit Hochschulabschluss? - DZHW Karriere mit Hochschulabschluss? - DZHW

10.07.2015 Aufrufe

ZusammenfassungDer größte Teil der erwerbstätigen Absolvent(inn)en ist zum Befragungszeitpunkt unbefristetbeschäftigt (75 %), weitere 15 Prozent sind selbständig. Befristete Beschäftigungen betreffennur jede(n) Zehnte(n). Bereits ein Jahr nach dem Studienabschluss sind 69 Prozent der Fachhochschulabsolvent(inn)enin unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen. Dieser Anteil steigt im Zeitverlaufauf 77 Prozent nach fünf und auf 83 Prozent nach zehn Jahren. Von den Universitätsabsolvent(inn)ensind aufgrund zweiter Ausbildungsphasen und Promotionsstellen ein Jahr nach demExamen erst 30 Prozent unbefristet beschäftigt. Für diese Gruppe verdoppelt sich der Anteil fünfJahre später und liegt zum Zeitpunkt der dritten Befragung bei 72 Prozent.Für die individuelle Bewertung des beruflichen Erfolgs ist die Arbeitszufriedenheit von hoherBedeutung. Mit den Arbeitsinhalten (85 %), dem Arbeitsklima (78 %), der beruflichen Position(73 %), der Angemessenheit (72 %) und der Sicherheit der Beschäftigung (70 %) sind die meistenAbsolvent(inn)en zufrieden; negative Urteile sind die Ausnahme. Im Hinblick auf die monetärenErträge (55 %), den Raum für Privatleben (53 %) und die Aufstiegsmöglichkeiten (38 %) sind positiveUrteile seltener; mit diesen Aspekten sind vergleichsweise viele Befragte explizit unzufrieden.Die Zufriedenheitsurteile der Absolvent(inn)en variieren über den Beobachtungszeitraumweniger stark als die übrigen Merkmale beruflichen Erfolgs. Bereits kurz nach dem Hochschulabschlusssind die meisten Befragten mit den Tätigkeitsinhalten, dem Arbeitsklima und dem Gestaltungsspielraumzufrieden; die Zufriedenheit in diesen Bereichen steigt im weiteren Verlaufnur noch leicht an. Analog zu den Steigerungen des Einkommens, des Anteils in Führungspositionenund unbefristeter Verträge erhöht sich die Zufriedenheit mit diesen Aspekten im Zeitverlauf.Im Laufe der zehn Jahre gewinnt die Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für dieAbsolvent(inn)en an Bedeutung. Die Anteile Zufriedener hinsichtlich der zeitlichen Rahmenbedingungender Arbeit steigen in diesem Zeitraum von rund 40 Prozent auf mehr als die Hälfte.4 | Karriere mit Hochschulabschluss?

Einleitung1 EinleitungDer Prozess der beruflichen Einmündung nach dem Studium verläuft für Akademiker(innen)häufig weniger gradlinig als für Absolvent(inn)en beruflicher Ausbildungen. Während nach einerBerufsausbildung in der Regel direkt der Beginn einer Erwerbstätigkeit steht 1 , folgen auf einenHochschulabschluss oftmals weitere Qualifizierungsphasen. Hochschulabsolvent(inn)en einigerFachrichtungen durchlaufen zunächst obligatorische zweite Ausbildungsphasen (z. B. Referendariate),ein Teil der Akademiker(innen) beginnt mit der Arbeit an der Dissertation. Darüber hinausstehen nicht für jedes Studienfach in gleichem Maße adäquate Stellen zur Verfügung. Wenn – beispielsweisein den Geisteswissenschaften – die Absolventenzahlen die Nachfrage im Beschäftigungssystemübersteigen, erstreckt sich die Phase des Übergangs vom Studium in den Beruf oftüber einen längeren Zeitraum.Nicht zuletzt aus diesen Gründen nehmen die HIS-HF Absolventenstudien bereits seit derAbsolventenkohorte 1989 eine Längsschnittperspektive ein. Die Absolvent(inn)en werden nacheiner Erstbefragung ca. ein Jahr nach dem Examen im Rahmen einer zweiten Befragungswellefünf Jahre danach erneut befragt. Auf diese Weise lassen sich die unterschiedlich lang verlaufendenBerufseinmündungsprozesse von Akademiker(inne)n präzise nachzeichnen. Auch fünf Jahrenach dem Erstabschluss ist es für eine abschließende Beurteilung der beruflichen Platzierungteilweise zu früh. Rund jede(r) achte Universitätsabsolvent(in) des Prüfungsjahrgangs 2000/2001hatte zum Zeitpunkt der zweiten Befragung ein Promotionsvorhaben noch nicht abgeschlossen(vgl. Kerst und Schramm 2008:156). Ein Großteil der Humanmediziner(innen) befindet sich fünfJahre nach dem Examen in der Facharztausbildung. Erst danach werden wesentliche Weichenfür den Verbleib als niedergelassene(r) Ärztin/Arzt oder im klinischen Bereich gestellt. Mindestensfür diese Gruppen muss also eine längerfristige Perspektive eingenommen werden. Allgemeinist die Längsschnittbetrachtung für die Analyse von beruflichen Karrieremustern die angemesseneErhebungsmethode.Neben der beruflichen Etablierung lassen sich weitere Aspekte der nachhochschulischen Werdegängevon Akademiker(inne)n nur über einen längeren Beobachtungszeitraum adäquat abbilden.Die Wechselwirkungen zwischen außerberuflichen Entwicklungen wie der Familiengründungund den Beschäftigungskontexten von Akademiker(inne)n erfordern eine Längsschnittperspektive.So stellen sich Fragen zur Kinderlosigkeit von Akademiker(inne)n oder der Vereinbarkeit vonFamilie und Beruf erst mit größerem zeitlichem Abstand zum Studienabschluss (vgl. Brandt 2012).Auch Existenzgründungen von Hochschulabsolvent(inn)en gewinnen erst mehrere Jahre nachVerlassen der Hochschule an Bedeutung, da das erforderliche Startkapital und die Marktübersichtdirekt nach dem Examen oft noch nicht vorhanden sind.Um diese Themenbereiche angemessen analysieren zu können, bedarf es also eines längerenBeobachtungszeitraums, der im Rahmen der HIS-HF Absolventenbefragungen für den Prüfungsjahrgang1996/1997 erstmals mit einer dritten Befragungswelle zehn Jahre nach dem Examenrealisiert wurde (vgl. Fabian und Briedis 2009). Der vorliegende Bericht basiert auf der drittenBefragung der Absolventinnen und Absolventen des Jahrgangs 2001 und ermöglicht einen Kohortenvergleichfür beide Jahrgänge.1 Die Mehrheit der Ausbildungsabsolvent(inn)en wird direkt vom ausbildenden Betrieb übernommen (vgl. Weishauptet al. 2012:Tab. E5–7web). Für Hochschulabsolvent(inn)en existiert keine derart institutionalisierte Anbindung ankünftige Arbeitgeber (mit Ausnahme von Promotionsstellen an Universitäten).Karriere mit Hochschulabschluss? |5

Einleitung1 EinleitungDer Prozess der beruflichen Einmündung nach dem Studium verläuft für Akademiker(innen)häufig weniger gradlinig als für Absolvent(inn)en beruflicher Ausbildungen. Während nach einerBerufsausbildung in der Regel direkt der Beginn einer Erwerbstätigkeit steht 1 , folgen auf einen<strong>Hochschulabschluss</strong> oftmals weitere Qualifizierungsphasen. Hochschulabsolvent(inn)en einigerFachrichtungen durchlaufen zunächst obligatorische zweite Ausbildungsphasen (z. B. Referendariate),ein Teil der Akademiker(innen) beginnt <strong>mit</strong> der Arbeit an der Dissertation. Darüber hinausstehen nicht für jedes Studienfach in gleichem Maße adäquate Stellen zur Verfügung. Wenn – beispielsweisein den Geisteswissenschaften – die Absolventenzahlen die Nachfrage im Beschäftigungssystemübersteigen, erstreckt sich die Phase des Übergangs vom Studium in den Beruf oftüber einen längeren Zeitraum.Nicht zuletzt aus diesen Gründen nehmen die HIS-HF Absolventenstudien bereits seit derAbsolventenkohorte 1989 eine Längsschnittperspektive ein. Die Absolvent(inn)en werden nacheiner Erstbefragung ca. ein Jahr nach dem Examen im Rahmen einer zweiten Befragungswellefünf Jahre danach erneut befragt. Auf diese Weise lassen sich die unterschiedlich lang verlaufendenBerufseinmündungsprozesse von Akademiker(inne)n präzise nachzeichnen. Auch fünf Jahrenach dem Erstabschluss ist es für eine abschließende Beurteilung der beruflichen Platzierungteilweise zu früh. Rund jede(r) achte Universitätsabsolvent(in) des Prüfungsjahrgangs 2000/2001hatte zum Zeitpunkt der zweiten Befragung ein Promotionsvorhaben noch nicht abgeschlossen(vgl. Kerst und Schramm 2008:156). Ein Großteil der Humanmediziner(innen) befindet sich fünfJahre nach dem Examen in der Facharztausbildung. Erst danach werden wesentliche Weichenfür den Verbleib als niedergelassene(r) Ärztin/Arzt oder im klinischen Bereich gestellt. Mindestensfür diese Gruppen muss also eine längerfristige Perspektive eingenommen werden. Allgemeinist die Längsschnittbetrachtung für die Analyse von beruflichen <strong>Karriere</strong>mustern die angemesseneErhebungsmethode.Neben der beruflichen Etablierung lassen sich weitere Aspekte der nachhochschulischen Werdegängevon Akademiker(inne)n nur über einen längeren Beobachtungszeitraum adäquat abbilden.Die Wechselwirkungen zwischen außerberuflichen Entwicklungen wie der Familiengründungund den Beschäftigungskontexten von Akademiker(inne)n erfordern eine Längsschnittperspektive.So stellen sich Fragen zur Kinderlosigkeit von Akademiker(inne)n oder der Vereinbarkeit vonFamilie und Beruf erst <strong>mit</strong> größerem zeitlichem Abstand zum Studienabschluss (vgl. Brandt 2012).Auch Existenzgründungen von Hochschulabsolvent(inn)en gewinnen erst mehrere Jahre nachVerlassen der Hochschule an Bedeutung, da das erforderliche Startkapital und die Marktübersichtdirekt nach dem Examen oft noch nicht vorhanden sind.Um diese Themenbereiche angemessen analysieren zu können, bedarf es also eines längerenBeobachtungszeitraums, der im Rahmen der HIS-HF Absolventenbefragungen für den Prüfungsjahrgang1996/1997 erstmals <strong>mit</strong> einer dritten Befragungswelle zehn Jahre nach dem Examenrealisiert wurde (vgl. Fabian und Briedis 2009). Der vorliegende Bericht basiert auf der drittenBefragung der Absolventinnen und Absolventen des Jahrgangs 2001 und ermöglicht einen Kohortenvergleichfür beide Jahrgänge.1 Die Mehrheit der Ausbildungsabsolvent(inn)en wird direkt vom ausbildenden Betrieb übernommen (vgl. Weishauptet al. 2012:Tab. E5–7web). Für Hochschulabsolvent(inn)en existiert keine derart institutionalisierte Anbindung ankünftige Arbeitgeber (<strong>mit</strong> Ausnahme von Promotionsstellen an Universitäten).<strong>Karriere</strong> <strong>mit</strong> <strong>Hochschulabschluss</strong>? |5

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