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Hartmut HäußermannZur Notwendigkeit neuer WohnformenGemeinschaftliche Bedürfnisse der individualisierten GesellschaftDas 20. Jahrhundert ist von einem Bedeutungsverlustfür „gemeinschaftliche Bedürfnisse“ im Hinblick aufWohn- und Lebensformen charakterisiert. Der derzeitigeWandel im Wohnungsbau zeigt jedoch, dass demBedürfnis nach Gemeinschaft wieder eine größere Bedeutungzugemessen wird.Städtische Wohnformen als Form derIndividualisierungIm Laufe des letzten Jahrhunderts haben sich Standardwohnformenherausgebildet, die auf einem bestimmtenBild des Zusammenlebens und der Haushaltsformen beruhen– das Leben der (Kern-)Familie in Wohnungen. DieKleinwohnung resultierte zunächst aus dem Wunsch,in der Stadt zu leben, jedoch dort nicht die Wohnverhältnissevorzufinden, die dem Leben im Verbund derGroßfamilie wie auf dem Land entsprachen. Als die vonchristlichen, liberalen und konservativen Reformern ambesten geeignete Wohnform wurde das Zusammenlebenvon Mann, Frau und Kind – und sonst niemand!– propagiert, idealerweise so, dass der Mann erwerbstätigund die Frau für Haushalt und Kinder zuständigist. Das ist die Vorstellung von der sozialen Form desLebens, die in die Lehrbücher für Architektur einging.Durch diesen Wohnungsbau haben sich die Formendes Zusammenlebens verändert. So wurden nach undnach die nicht direkt zur Familie gehörenden Personenaus dem Haushalt ausgegliedert – aus dem Handwerkerhaushaltzum Beispiel Gesellen und Lehrlinge. Auchältere, pflegebedürftige oder kranke Menschen wurdenin besonderen Einrichtungen konzentriert. Gleiches giltfür Kinder, für die Erziehungs- und Bildungseinrichtungenentstanden.Diese „soziale Verschlankung“ des Haushalts war begleitetvon einer „funktionalen Verschlankung“. Immermehr Funktionen wurden aus dem Haushalt ausgelagertund auf spezielle Institutionen übertragen, dieentweder über den Markt oder vom Staat organisiertwaren. So reduzierte sich der Viel-Personen-Haushalt,in dem alle lebensnotwendigen Funktionen erledigtwurden, zum Kleinhaushalt, zur Kleinfamilie, die inein umfassendes Netz von Versorgungseinrichtungeneingebettet ist. Aus soziologischer Sicht ist dies alsIndividualisierung zu bezeichnen. Damit ist zunächst12

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