Klinoskop 2/2009 - Klinikum Chemnitz
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Unsere Klinik für Nuklearmedizin wird 25 Jahre<br />
Damals eine Sensation in der Region, heute<br />
eine Institution, die nun 25 Jahre besteht.<br />
Begonnen hat alles am 1. Januar 1984, als die<br />
Abteilung am damaligen Bezirkskrankenhaus<br />
Karl-Marx-Stadt eröffnet wurde. Heute arbeitet<br />
das Team unserer Klinik für Nuklearmedizin<br />
mit zehn diagnostischen Großgeräten. Zwanzig<br />
Betten stehen in der angeschlossenen Radionuklidtherapiestation<br />
zur Verfügung.<br />
Von 1984 bis 2005 leitete Prof. Dr. med. Hans<br />
Döge die Klinik, seit seiner Wahl zum Ärztlichen<br />
Direktor und später als Medizinischer<br />
Geschäftsführer in Personalunion. Nach<br />
seiner Pensionierung wurde die Klinikleitung<br />
von Priv.-Doz. Dr. med. habil. Dirk Sandrock<br />
übernommen. Wir baten beide zum Interview.<br />
Herr Professor Döge, können Sie einem<br />
Laien erklären, was Nuklearmedizin ist?<br />
Die Nuklearmedizin beinhaltet den Umgang<br />
mit sogenannten offenen radioaktiven Stoffen<br />
in der Medizin, einmal zur Diagnostik und zum<br />
anderen zur Therapie. Als diese Abteilung eröffnet<br />
wurde, ging es ausschließlich um Diagnostik.<br />
Die Geräte, die dazu notwendig waren,<br />
kamen meist aus dem damals nicht-sozialistischen<br />
Ausland – diese mussten also mit<br />
„Westgeld“ bezahlt werden und waren deshalb<br />
schwer verfügbar. In <strong>Chemnitz</strong> hat es vor dieser<br />
Zeit gar keine Nuklearmedizin gegeben. Es<br />
musste zunächst die spezielle Arbeitsweise, die<br />
der Umgang mit radioaktiven Stoffen notwendig<br />
macht, erlernt werden, um die Praktiken für<br />
alle selbstverständlich zu machen. Das Personal<br />
kam aus unterschiedlichsten Fachzweigen,<br />
aber nur wenige hatten Berührungspunkte mit<br />
der Nuklearmedizin gehabt. Es musste alles<br />
von Null an geschaffen werden.<br />
Ein Foto aus der Bauphase – im Hintergrund die noch<br />
unsanierten Appartementhäuser. Die Baufreigabe durch<br />
das Sächsische Sozialministerium war am 14. September<br />
1995 erfolgte, der Baubeginn Mitte Juli 1999.<br />
Umschreiben Sie bitte das erforderliche<br />
Team in der Klinik.<br />
In der Nuklearmedizin arbeiten Physiker, Chemiker,<br />
Spezialisten der Informationsverarbeitung,<br />
Medizinisch-technische Assistentinnen<br />
und Ärzte zusammen. Es ist ein ausgesprochenes<br />
Teamwork dieser unterschiedlichen<br />
entsprechend qualifizierten Leute notwendig.<br />
Schlechtes Wetter zum Richtfest am 17. Februar 2000, in der Mitte Verwaltungsleiterin Anneliese Kraus.<br />
Wie waren die Anfänge vor Ort?<br />
Die Nuklearmedizin in <strong>Chemnitz</strong> hier im Haus<br />
Flemmingstraße 2 war relativ großzügig<br />
konzipiert worden. Weil der Neubau damals<br />
ein Prestigeobjekt war, wurden auch moderne<br />
Geräte aus dem „Westen“ gekauft: eine<br />
Szintillationskamera mit Auswertesystem<br />
und sogenannte Scanner. Diese Technik war<br />
ein Grund, weshalb ich von der Universität in<br />
Dresden nach <strong>Chemnitz</strong> gegangen bin.<br />
Gab es in Ihrer Dienstzeit auch Neuerungen<br />
der Nuklearmedizin, die in der Arbeit<br />
der Klinik Eingang fanden?<br />
Zunächst bezogen sich unsere Tätigkeiten vor<br />
allem auf die Diagnostik von Schilddrüsenkrankheiten,<br />
die Untersuchung von Knochenherden,<br />
so von Knochenmetastasen, aber<br />
auch anderen Erkrankungen des Knochens<br />
sowie von Nierenerkrankungen. Wir haben<br />
dann Schritt für Schritt weitere Untersuchungen<br />
aufgebaut, zum Beispiel den Nachweis<br />
von Lungenembolien. Ein großer Einschnitt<br />
war die Wende, weil uns damit sofort der Zugang<br />
zum internationalen Stand des Fachgebietes<br />
durch Besuche in der Bundesrepublik<br />
möglich wurde. Wir hatten bisher immer dem<br />
Stand der Dinge hinterhergehinkt. Das änderte<br />
sich schlagartig.<br />
Wo lagen die nachhaltigsten Veränderungen?<br />
Wir konnten nun zu allen nationalen und<br />
internationalen Kongressen fahren und das<br />
Wissen in die Arbeit der Abteilung einbringen.<br />
Der zweite wichtige Aspekt war, dass weitere<br />
moderne Geräte angeschafft werden konnten.<br />
Wir haben mehrere Kameras gekauft, die<br />
Schnittbildtechnik erlauben, wie es beim CT<br />
und MRT üblich ist. Dadurch werden genauere<br />
medizinische Informationen gewonnen.<br />
So konnte die nuklearmedizinische Herzdiagnostik<br />
auf eine neue Stufe gehoben werden.<br />
Ab 1993 wurde eine neue Station geplant, die<br />
die diagnostische Abteilung durch eine Therapieeinheit<br />
ergänzen sollte. Dort werden seit<br />
2001 die Radiojod- und weitere nuklearmedizinische<br />
Therapien durchgeführt. Von der<br />
Planung bis zur Fertigstellung der Radionuklidtherapiestation<br />
war es ein steiniger Weg.<br />
Übergabe des Neubaus unser Klinik für Nuklearmedizin<br />
durch den damaligen Sächsischen Sozialminister Dr.<br />
Hans Geißler am 11. Januar 2001. Eine Woche später<br />
wurden die ersten Patienten aufgenommen.<br />
Mehrere Ablehnungen von Anträgen und die<br />
notwendigen Gespräche mit verschiedenen<br />
Gremien verzögerten die Arbeit.<br />
Prof. Dr. Hans Döge und seine Nachfolger als Chefarzt der<br />
Klinik für Nuklearmedizin Priv.-Doz. Dr. Dirk Sandrock.<br />
Was veränderte sich mit dem Neubau der<br />
Klinik?<br />
Es ist eine neue Qualität, dass wir zwanzig<br />
Betten haben. Vergleichweise ist das eine<br />
große Abteilung in Deutschland. Die Planung<br />
des Ministeriums, nur drei Standorte<br />
mit Dresden und Leipzig zu genehmigen, war<br />
sehr sinnvoll. In anderen Bundesländern gibt<br />
es Stationen mit vier bis acht Betten. Das ist<br />
weniger ökonomisch. Da der Betrieb schon<br />
seit acht Jahren ausgezeichnet läuft, kann<br />
man mit Fug und Recht sagen, dass keine<br />
Wünsche offen geblieben sind. <strong>Chemnitz</strong> verfügt<br />
damit jetzt über eine hochmoderne nuklearmedizinische<br />
Diagnostik und Therapie.<br />
Hat sich der personelle Bedarf über die<br />
Jahre verändert?<br />
Der hat sich natürlich verändert. Wir waren<br />
anfangs eine kleine Gruppe, die aber ständig