Klinoskop 2/2009 - Klinikum Chemnitz
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Mammakarzinom – Dilemma zwischen innovativen<br />
Therapien und Gesundheitsökonomie<br />
Effizientere Strukturen in der Patientenversorgung<br />
und ein starkes Engagement<br />
von Ärzten bei Kosten-Nutzen–<br />
Bewertung der medizinischen Therapien<br />
können den Zugang zu Innovationen langfristig<br />
sichern.<br />
Das war der Tenor des 19. Onkologischen<br />
Gespräches im Wasserschloss Klaffenbach<br />
in <strong>Chemnitz</strong>. Mit über 100 Teilnehmern und<br />
20 Ausstellern aus dem onkologischen Sektor<br />
hat die Klinik für Frauenheilkunde und<br />
Geburtshilfe die Traditionsveranstaltung<br />
mit großem Erfolg auch in diesem Jahr<br />
durchgeführt.<br />
Dr. Dieter Knoblauch. Fotos (2): Schmidt<br />
„Seit vielen Jahren vorhersehbar und keineswegs<br />
unerwartet befindet sich nicht<br />
nur in unserem Lande das onkologische<br />
Versorgungssystem ambulanter und stationärer<br />
Behandlung in einer Phase heftiger<br />
Veränderungen und Strukturanpassungen,<br />
von dessen Turbulenzen auch der klinische<br />
Alltag nicht unberührt bleibt“, sagte bei der<br />
Eröffnungsrede Priv.-Doz. Dr. med. Nikos<br />
Fersis. Gleichzeitig skizzierte er, wie wichtig<br />
es sei, Verantwortung zu übernehmen, da<br />
der Kostendruck zunehme und die Zahl der<br />
Krebspatientin deutlich steige. Kooperationen<br />
sind heutzutage umso wichtiger, und<br />
niedergelassene Ärzte und Kliniker müssen<br />
noch enger zusammenarbeiten.<br />
Außer dem ambulanten und dem stationären<br />
Sektor sollte es einen dritten Bereich für die<br />
fachärztliche spezialisierte Versorgung geben,<br />
regte Dr. Dieter Knoblauch vom Staatsministerium<br />
in Dresden an. Dabei skizzierte<br />
er die vorhandenen Versorgungsstrukturen<br />
und nahm Stellung über die neuen Rahmen-<br />
bedingungen, die mit dem § 116b zu beachten<br />
sind. Er sprach sich unter anderem<br />
dafür aus, dass niedergelassene Ärzte die<br />
Geräte und die zertifizierten Einrichtungen<br />
der klinischen Onkologie mit nutzen sollten.<br />
Eine rege Diskussion wurde im Anschluss<br />
des Vortrages angeschlossen, so dass geäußerte<br />
Ängste größtenteils beidseitig werden<br />
konnten.<br />
Mit dem Blick auf die nachhaltige Sicherung<br />
eines gerechten Zugangs zu therapeutischen<br />
Innovationen berichteten die nächsten<br />
zwei Referenten in ihren Vorträgen. Dr.<br />
Zimmer vom MDK Nordrhein wies noch mal<br />
darauf hin, wie wichtig es sei, die Empfehlungen<br />
der Fachgesellschaft zu beachten<br />
und verwies auf die aktuelle Vorgehensweise<br />
des MDK. Gleichzeitig verwies sie auf<br />
die fehlende Datenlage einzelner Studien,<br />
sah jedoch noch Spielraum für einen effizienten<br />
Mitteleinsatz. Der Rechtsanwalt Dr.<br />
Finn nahm Stellung zum Einsatz von „off<br />
label use“ Medikamenten und welche Gefahren<br />
daraus entstehen können. Einzelne<br />
Gerichtsurteile in bestimmten Fällen und<br />
welche Alternativen es dafür gibt, um Regressverfahren<br />
zu vermeiden, konnte er in<br />
seinen 30-minütigen Vortrag aufzeigen.<br />
Aufgrund wichtiger neuer Studiendaten zu<br />
Brustkrebs haben die nächsten drei Referenten<br />
Stellung zur adjuvanten Therapie<br />
bezogen. Die endokrine Therapie in der<br />
prä- und postmenopausale Patientin wurde<br />
vom Prof. Gerber aus Rostock dargestellt.<br />
Die Aromatasehemmer-Daten wurden in<br />
den AGO-Leitlinien aufgenommen und neu<br />
bewertet, und sie sollten auch in der täglichen<br />
Praxis Berücksichtigung finden.<br />
Ebenfalls wurden die aktuellen Daten und<br />
Abstimmungen zur adjuvanten endokrinen<br />
Therapie aus St. Gallen suffizient dargelegt.<br />
Prof. Köhler aus Leipzig konnte in seinem<br />
Vortrag auf die enorme Bedeutung der adjuvanten<br />
Chemotherapie hinweisen. Hier<br />
bezog er sich vor allem auf die Daten der<br />
neoadjuvanten Therapie, die in San Antonio<br />
2008 vorgestellt wurden und wie die klinische<br />
Bedeutung aus heutiger Sicht zu werten<br />
sei. Gerade die neuen Konzepte führen<br />
zu höheren pathologischen Remissionen, so<br />
dass für die betroffenen Frauen nicht nur<br />
organerhaltende Operationen resultieren,<br />
sondern zwangsweise eine Verbesserung im<br />
Überleben die Folge sein wird.<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Nikos Fersis.<br />
Abschluss des medikamentösen Themenkomplexes<br />
bildete der Vortrag von Herrn PD<br />
Fersis. Die Daten zu den Bisphosphonaten<br />
und zur Rezidivprohylaxe wurden vorgetragen.<br />
Auch wenn in den Studien die verwendete<br />
Bisphosphonate keine Zulassung<br />
zur adjuvanten Therapie hatten, konnte<br />
das Rezidivrisiko deutlich gesenkt werden.<br />
Gleichzeitig verwies auch er auf die aktuellen<br />
Empfehlungen der AGO-Mamma und<br />
empfahl die Dosierung und Therapiedauer<br />
zu beachten. Schließlich muss auch<br />
beachtet werden, dass in der adjuvanten<br />
Prophylaxe die Bisphosphonate weiter eine<br />
off-label-use Behandlung darstellen und<br />
entsprechende Vorkehrungen (Knochendichtemessung,<br />
Antrag) notwendig werden,<br />
wenn sie zur Anwendung kommen.<br />
Die Veranstaltung konnte die effizienten<br />
neuen Strukturen in der Versorgung aufzeigen,<br />
auf Probleme der auf off-label-use<br />
Medikamente hinweisen und in mit den<br />
aktuellen Daten zu systemischen Therapie<br />
Empfehlungen aussprechen. Das Brustzentrum<br />
am <strong>Klinikum</strong> <strong>Chemnitz</strong> ist für die<br />
aktuellen Entwicklungen gut positioniert<br />
und wird wie in den zuvor liegenden Jahren<br />
die Kooperation mit allen niedergelassenen<br />
Kollegen und Kolleginnen suchen, um eine<br />
optimale Versorgung für die betroffenen<br />
Frauen zu bieten, so Chefarzt Dr. Fersis in<br />
seiner abschließenden Zusammenfassung.<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Nikos Fersis<br />
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe