23.11.2012 Aufrufe

Die vierte Generation: Randolf Rodenstock (seit 1990)

Die vierte Generation: Randolf Rodenstock (seit 1990)

Die vierte Generation: Randolf Rodenstock (seit 1990)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 8: „Think Spectacles“ – vom<br />

„Systemlieferanten für Augenoptiker“ zum<br />

„besten Problemlöser für Brillenträger“<br />

Der <strong>vierte</strong> <strong>Generation</strong>enwechsel<br />

<strong>Die</strong> Krise machte es möglich: 1989 begann der Wandel des Unternehmens <strong>Rodenstock</strong> von<br />

einem produktorientierten Industriebetrieb zu einem kundenorientierten <strong>Die</strong>nstleistungsunternehmen.<br />

„So haben wir uns damals nicht gesehen,“ gibt <strong>Randolf</strong> <strong>Rodenstock</strong> heute<br />

freimütig zu: „Nach so viel Selbstreflexion war <strong>Rodenstock</strong> damals nicht zumute.“<br />

Schonungslos analysierte der neue Chef: <strong>Rodenstock</strong> hatte bei Brillenfassungen nur eine<br />

diffuse Positionierung, eine technik-dominierte Produktstrategie bei Brillengläsern, ein<br />

konturloses, viel zu breit angelegtes Markenbild und vor allem zu hohe Kosten. Allein die<br />

Personalkosten erreichten 1989 einen Anteil von 56 Prozent des Umsatzes, <strong>Rodenstock</strong>s<br />

Verwaltungs-, Verkaufs- und Fertigungsaufwand lag um 30 bis 50 Prozent über dem der<br />

Wettbewerber. <strong>Rodenstock</strong> hatte zu viele Standorte, eine zu hohe Fertigungstiefe, zu viele<br />

und zu teure Mitarbeiter. Eine komplette Reorganisation des Unternehmens, eine „Revitalisierung<br />

der Marke“ war notwendig, und zwar schnellstens. 2<br />

160<br />

161<br />

<strong>Randolf</strong> <strong>Rodenstock</strong><br />

Wie sein Vater und sein Großvater tat sich auch <strong>Randolf</strong> <strong>Rodenstock</strong> (geb.<br />

31.3.1948) nicht leicht mit der Übernahme des Unternehmens. Dass <strong>Randolf</strong> die<br />

Nachfolge seines Vaters antreten würde, wurde vom Vater und der Familie stillschweigend<br />

vorausgesetzt. So konzentrierte sich <strong>Randolf</strong> nach einem kurzen Einblick<br />

in Elektrotechnik und Informatik auf das Studium der Physik anstatt Alter<br />

Sprachen und Philosophie – so wie sein Vater Rolf <strong>Rodenstock</strong> lieber Wissenschaftler<br />

als Unternehmensleiter geworden wäre und sein Großvater Alexander<br />

lieber Medizin statt Volkswirtschaft studiert hätte. 3 Aber erst als sein Vater es ihm<br />

freistellte, die Unternehmensleitung zu übernehmen, konnte er sich ohne Zwang<br />

dazu entscheiden. „<strong>Die</strong> Familie lernt von <strong>Generation</strong> zu <strong>Generation</strong> hinzu“, betonte<br />

<strong>Rodenstock</strong>.<br />

Nach Abitur, Bundeswehr und Studium (1967 bis 1976) absol<strong>vierte</strong> der frisch<br />

diplomierte Physiker <strong>Randolf</strong> <strong>Rodenstock</strong> noch ein Erweiterungsstudium zum<br />

MBA („Master of Business Administration“) an der Elite-Schule „INSEAD Business<br />

School“ in Fontainebleau und trat danach als 28-Jähriger in das Unternehmen ein.<br />

Weil sein Vater Rolf <strong>Rodenstock</strong>, damals 60 Jahre alt, an einen baldigen Rückzug<br />

dachte, legte <strong>Randolf</strong> ihn nicht auf ein festes Datum für die Unternehmensübergabe<br />

fest. 4 Rolf zeigte sich im Übrigen auch aufgeschlossen gegenüber <strong>Randolf</strong>s<br />

neuen Ideen und förderte seinen Nachfolger nach Kräften. 5 1983 wurde <strong>Randolf</strong><br />

<strong>Rodenstock</strong> persönlich haftender Gesellschafter und führte das Unternehmen nun<br />

formal gleichberechtigt mit seinem Vater, der aber die Zügel noch in der Hand behielt.<br />

<strong>Randolf</strong> akzeptierte das: „Eine Mannschaft, die 20 Jahre lang auf den Senior<br />

gehört hat, hört weiterhin auf ihn, auch wenn der Sohn juristisch gleichberechtigt<br />

ist.“ 6 Es dauerte dann aber 14 Jahre, bis <strong>Randolf</strong> tatsächlich im April <strong>1990</strong> die Unternehmensleitung<br />

allein übernehmen konnte. Zu lange, wie er später einsehen<br />

musste, denn nun war es schwer, die Führungskräfte davon zu überzeugen, dass<br />

sich Grundlegendes im Unternehmen ändern musste. Doch mit einer ihm eigenen,<br />

sanften Nachdrücklichkeit gelang es ihm, die patriarchalen Strukturen aufzubrechen<br />

und „aus Mit-arbeitern Mit-denker zu machen“, wie er eines seiner Ziele formulierte.<br />

Neben seiner Arbeit im Unternehmen ist <strong>Randolf</strong> <strong>Rodenstock</strong> – in der Tradition<br />

von Vater und Großvater – in zahlreichen Ehrenämtern der Wirtschaft aktiv: So ist

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!