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Die vierte Generation: Randolf Rodenstock (seit 1990)

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wenig von den Innovationen und Verbesserungen: „Wir haben der Welt beste Brillengläser<br />

entwickelt, doch der Endverbraucher weiß es nicht“, stellte das Unternehmen 1997 fest.<br />

<strong>Rodenstock</strong> kannte zwar seine Kunden, die Augenoptiker, aber die Endverbraucher, die Brillenträger,<br />

waren für das Unternehmen immer noch weitgehend unbekannte Wesen und wurden<br />

bislang auch kaum direkt angesprochen. <strong>Rodenstock</strong> hatte erkannt, dass technischer<br />

Fortschritt und innovative Produkte zwar wichtig sind, aber als Wettbewerbsvorteil nicht<br />

mehr ausreichten, weil Vorsprünge eingeholt und Produkte kopiert werden können. Außerdem<br />

wurden die Produkte ohnehin immer vergleichbarer. Was sie oft nur noch unterschied,<br />

war ihr emotionaler Gehalt. Gerade wegen der Informationsflut treffen die Menschen ihre<br />

Entscheidungen eben nicht rational, sondern „aus dem Bauch heraus“ – möglicherweise besonders<br />

bei einem persönlichen und sensiblen Produkt wie einer Brille. Also musste <strong>Rodenstock</strong><br />

versuchen, die Endverbraucher auch emotional zu erreichen. Mit einer groß angelegten<br />

Marketing-Kampagne mit TV- und Printwerbung änderte <strong>Rodenstock</strong> Anfang 1997 dies,<br />

um „den Endverbraucher über Neuerungen zu informieren und einen Mehrbedarf für hochwertige<br />

Brillengläser zu erzeugen“. Das Timing war kein Zufall, denn in diesem Jahr wurde<br />

die nächste Stufe der Gesundheitsreform unter dem damaligen Bundesgesundheitsminister<br />

Horst Seehofer vollzogen, von der <strong>Rodenstock</strong> – nach den Erfahrungen von 1989 – „die<br />

zweitschwerste Branchenkrise der Nachkriegszeit“ erwartete und entsprechend vorbereitet<br />

sein wollte. Nicht zu Unrecht: Als im Zuge der Reform der Kassenzuschuss von 20 Mark für<br />

Brillenfassungen 1997 vollständig gestrichen wurde, brach der Fassungsmarkt schlagartig um<br />

20 Prozent ein, die Brillengläser verloren 14 Prozent. Der deutsche Brillenmarkt schrumpfte<br />

dramatisch von 12 auf 10 Millionen Brillen jährlich. <strong>Rodenstock</strong> aber kam glimpflich davon<br />

und gewann – vermutlich Dank der Fernsehwerbung für das „teuerste Gleitsichtglas der<br />

Welt“ Multigressiv – kräftig Marktanteile. <strong>Die</strong> Verbindung von Endverbraucherwerbung und<br />

hochwertigen Brillengläsern hatte Erfolg: <strong>Rodenstock</strong> durfte sich mit 15 Millionen Mark Jahresüberschuss<br />

als Gewinner der Gesundheitsreform 1997 fühlen. 20 Für die Multigressiv-Werbekampagne<br />

bekam <strong>Rodenstock</strong> 1998 einen „Effie“ in Gold, den wichtigsten Preis der deutschen<br />

Werbewirtschaft, der vor allem die Effizienz der Werbung bewertet.<br />

<strong>Rodenstock</strong> Werbekampagne<br />

von 1997:<br />

<strong>Randolf</strong> <strong>Rodenstock</strong><br />

bürgt persönlich für<br />

die Qualität seiner<br />

Brillengläser.

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