Die vierte Generation: Randolf Rodenstock (seit 1990)
Die vierte Generation: Randolf Rodenstock (seit 1990)
Die vierte Generation: Randolf Rodenstock (seit 1990)
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gesamte Investitionsgütergeschäft, also auch <strong>Rodenstock</strong> Instrumente, Weco Optikmaschinen,<br />
die mittlerweile als „Rodis“ ausgelagerte EDV-Abteilung sowie die ifa computer service,<br />
zusammengeführt. <strong>Die</strong> Holding sollte weitere Synergien erschließen und die Führung<br />
der Bereiche straffen. 18 Auch ein Börsengang der RTH wurde damals kurzzeitig erwogen.<br />
Bei optischer Spitzentechnologie behauptete sich die <strong>Rodenstock</strong> Präzisionsoptik erfolgreich:<br />
Ihre Foto-Objektive flogen 1993 mit der deutschen Spacelab-Mission D2 ins Weltall<br />
und eine neue digitale Optik für Röntgengeräte sorgte 1997 dafür, dass Röntgenbilder nicht<br />
mehr entwickelt werden mussten, sondern sofort digital vorlagen, gespeichert und elektronisch<br />
verschickt werden konnten.<br />
1996 übernahm <strong>Rodenstock</strong> die Mehrheit an dem in Konkurs befindlichen Präzisionsoptik-<br />
Hersteller Docter Optics GmbH mit 540 Beschäftigten an den Standorten Wetzlar, Saalfeld,<br />
Schleiz in Thüringen und Wien. Partner (mit jeweils 20 Prozent der Anteile) waren die<br />
Stuttgarter Robert Bosch GmbH und die Hella KG Hueck & Co. in Lippstadt. <strong>Die</strong> Stärke von<br />
Docter Optics waren so genannte blankgepresste asphärische Linsen für die Autoscheinwerfer,<br />
daher auch die Beteiligung der Automobilzulieferer Bosch und Hella. Das unter der<br />
Federführung der <strong>Rodenstock</strong> Technologie Holding RTH, der auch Docter Optics angegliedert<br />
wurde, erarbeitete Sanierungskonzept war zunächst erfolgreich, doch der vermeintliche<br />
schnelle Erfolg verleitete das Management zu riskanten Ausflügen in neue Geschäftsfelder.<br />
Anlaufschwierigkeiten im neuen Werk in Neustadt an der Orla, wo mehrere kleinere<br />
Standort zusammengefasst worden waren, brachten Docter Optics Ende der <strong>1990</strong>er Jahre<br />
erneut tief in rote Zahlen – damit war an einen eventuellen Börsengang der RTH nicht<br />
mehr zu denken.<br />
Unternehmenspersönlichkeit und Fassungsdesign<br />
<strong>Die</strong> 1993/94 neu definierten Markenwerte des Unternehmens mussten auch die Produkte<br />
prägen. <strong>Die</strong> Ersten, die das begriffen hatten, waren die <strong>Rodenstock</strong>-Fassungsdesigner. Ihnen<br />
wurde klar, dass künftig nicht mehr jede Brillenfassung in die <strong>Rodenstock</strong>-Kollektion<br />
passen würde. In mehreren Workshops unter Mitwirkung eines externen CI-Beraters entwickelten<br />
sie sieben Grundsätze für die Produktgestaltung, nach denen bei <strong>Rodenstock</strong><br />
<strong>seit</strong>dem Brillenfassungen entworfen werden. Außerdem konzentrieren sich die Designer<br />
auf wenige Marksegmente, die anhand der sozialwissenschaftlichen „Theorie der sozialen<br />
Milieus“ identifiziert wurden (die „Prestigeorientierten“, die „Anspruchsvollen“, die „Selbstbewussten“<br />
usw.) und mit eigenen Marktstudien immer wieder überprüft und korrigiert<br />
werden.<br />
So bekamen die <strong>Rodenstock</strong>-Brillenfassungen wieder ein scharfes Profil und auch wieder<br />
mehr Käufer. <strong>Rodenstock</strong>-Fassungen gelten heute als innovativ, leicht, funktionell, nüchtern,<br />
auf die Funktionen der Brille reduziert. Denn nach der neuen <strong>Rodenstock</strong>-Philosophie<br />
soll eine Brille die Persönlichkeit des Menschen unterstreichen und keinesfalls im Gesicht<br />
dominieren – der erste Schritt zur „Gesichtswahrung“. Zwei nach der <strong>Rodenstock</strong>-Devise<br />
„dünn, leicht, sich dem Gesicht unterordnend“ entworfene Modelle (2304 und 2362) erhielten<br />
1995 erstmals Designpreise. Innerhalb weniger Jahre gewannen <strong>Rodenstock</strong> Brillenfassungen<br />
Auszeichnungen auf vielen nationalen und internationalen Designwettbewerben,<br />
so dass <strong>Rodenstock</strong> heute vermutlich die meistprämierte Fassungsmarke ist. Auch die<br />
<strong>Rodenstock</strong>-Sonnenbrillenkollektion wurde 1998 komplett überarbeitet und erzielt <strong>seit</strong>her<br />
Jahr für Jahr ordentliche Wachstumsraten.<br />
<strong>Rodenstock</strong> verfolgt nun das Konzept, dass eine verlässliche Marke den verunsicherten<br />
Käufern Halt und Orientierung bieten kann. Denn eine Marke kann Zutrauen vermitteln<br />
(„<strong>Die</strong> können was!“), Vertrauen („Auf die kann ich mich verlassen!“) und auch Sympathie<br />
(„<strong>Die</strong> mag ich!“). Außerdem verspricht eine gute Marke nicht nur die Befriedigung von<br />
sachlichen Bedürfnissen („Ich will besser sehen“), sondern auch von emotionalen Bedürf-