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Die vierte Generation: Randolf Rodenstock (seit 1990)

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worden, so dass die in Regen selbst entwickelten CNC-Maschinen der nächsten <strong>Generation</strong><br />

nun direkt und in komplizierten Geometrien (spiralförmig) bearbeiten konnten. Der Umweg<br />

über die Schablonen war nicht mehr notwendig. Mit diesen neuen Fräs- und Polierverfahren<br />

gelang 1995 ein weiterer Durchbruch in der Qualitätsverbesserung von Gleitsichtgläsern:<br />

Größere Sehbereiche und schnellere Gewöhnung machten die Gleitsichtgläser<br />

„Multigressiv“ zu einem Renner bei alterssichtigen Brillenträgern. Das würdigte auch eine<br />

Expertenjury der Bayerischen Staatskanzlei und erkannte „Multigressiv“ im Jahr 1998 den<br />

„Bayerischen Innovationspreis“ zu. 14<br />

Mit diesen neuen Produkten genau in den Wachstumssegmenten des Brillenmarktes (Gleitsicht,<br />

Kunststoff, Veredlung, Fototropie) konnte <strong>Rodenstock</strong> <strong>seit</strong> Mitte der 90er Jahre seinen<br />

Marktanteil bei Brillengläsern kontinuierlich ausbauen.<br />

Umbau der Rezeptglasfertigungen<br />

Im Zuge der Gesundheitsreform hatten ausländische Konkurrenzunternehmen mit eigenen<br />

modernen Rezeptglasfertigungen (RGF) und niedrigen Preisen auf dem deutschen Markt<br />

Fuß gefasst. Um dieser Herausforderung zu begegnen, musste <strong>Rodenstock</strong> die Anzahl seiner<br />

(ehemals elf) RGFs reduzieren und die Auslastung verbessern, ohne dabei an Lieferbereitschaft<br />

und -schnelligkeit einzubüßen. <strong>Rodenstock</strong> löste das Problem durch schnellere<br />

und zuverlässigere Logistiksysteme sowie bessere Produktionsanlagen. <strong>Die</strong> neuen computergesteuerten<br />

Bearbeitungsmaschinen und hochkomplexen Vakuum-Beschichtungsanlagen<br />

mussten ohnehin rund um die Uhr laufen, damit sich die hohen Investitionen rechneten.<br />

Außerdem wurde die Fertigung bestimmter Brillenglastypen für den gesamten Weltmarkt<br />

auf einen Standort konzentriert, z.B. die Multigressiv Gleitsichtgläser auf das Werk<br />

Regen. 15 Ebenfalls 1994 begann der Aufbau einer Rezeptglasfertigung im tschechischen<br />

Klattau, kaum 70 Kilometer von Regen entfernt, zunächst in erster Linie für die Versorgung<br />

der osteuropäischen Märkte. Mit Lohnkosten, die gerade einmal 10 Prozent der deutschen<br />

ausmachten, bot sich Klattau allerdings für einen weiteren Ausbau geradezu an.<br />

Durch die Verlagerungen und zusätzliche Kostensenkungsprogramme nahm die Belegschaft<br />

kräftig ab: Innerhalb von nur fünf Jahren (1988 bis 1993) ging die Anzahl der Mitarbeiter<br />

weltweit von 7.500 auf knapp 6.000 Beschäftigte zurück. Besonders betroffen war<br />

Deutschland: Dort blieben von 6.000 Mitarbeitern nur noch 3.400 übrig. <strong>Die</strong> Produktivität,<br />

also der Umsatz pro Mitarbeiter, war jedoch um 50 Prozent gestiegen. <strong>Rodenstock</strong> musste<br />

seinen Mitarbeitern einiges zumuten: Übertarifliche Leistungen wurden gestrichen, die<br />

betriebliche Altersversorgung drastisch gekürzt und für neu eintretende Mitarbeiter ganz<br />

gesperrt. <strong>Die</strong>se Sparmaßnahmen hatten jedoch <strong>Rodenstock</strong> das Überleben gesichert: Eine<br />

Kosten-Nutzenrechnung von 1997 zeigte, dass <strong>Rodenstock</strong> durch die <strong>seit</strong> <strong>1990</strong> knapp 3.000<br />

abgebauten Arbeitsplätze kumuliert rund 930 Millionen Mark einsparte, abzüglich 110 Millionen<br />

Mark gezahlter Abfindungen an die ausgeschiedenen Mitarbeiter. „Alles in allem<br />

wäre <strong>Rodenstock</strong> um 800 Millionen Mark ärmer und damit wohl aus dem Wettbewerb ausgeschieden,“<br />

resümierte <strong>Randolf</strong> <strong>Rodenstock</strong> 1997.<br />

So aber schrieb <strong>Rodenstock</strong> bereits 1991 wieder schwarze Zahlen. Nun musste es <strong>Rodenstock</strong><br />

auch gelingen, die „Marke <strong>Rodenstock</strong>“ wieder zu beleben und das Unternehmen innerlich<br />

umzugestalten.<br />

Innerer Umbau des Unternehmens<br />

<strong>Randolf</strong> <strong>Rodenstock</strong>s Ziele bei der internen Neuorganisation waren eine klare Zuordnung<br />

von Verantwortungsbereichen, der Abbau von Hierarchien und eine Dezentralisierung der<br />

Entscheidungen. Außerdem sollte das Unternehmen transparenter und übersichtlicher werden.<br />

<strong>Randolf</strong> <strong>Rodenstock</strong> wollte selbstbewusste, kreative und verantwortungsvolle Mitarbeiter<br />

und eine sehr viel bessere unternehmensinterne Kommunikation. 16

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