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erwinden - Gesellschaft für Muskelkranke

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||| 6 PERSÖNLICHIch musste bis zu fünf Stunden auf dem Sofa verbringen.Davor lebte ich fünf Jahre im «MEH» (Mathilde EscherHeim) in Zürich, wo ich meine Ausbildung im Büro und alsGrafikdesigner erhalten habe. Da habe ich auch Freunde gefunden,was heute schwieriger ist. Insbesondere Freundschaftenzu Fussgängern finden sich nicht einfach. Dennoch bin ichüberglücklich, wieder zu Hause zu leben. Manchmal gehe ichmit meiner älteren Schwester in den Ausgang und meine Mutterfährt mich überall hin. Eine Wohnung zu finden, die meinerfortschreitenden Krankheit gerecht wird, ist ein hartes StückArbeit. Demensprechend sind wir oft umgezogen. Zuerst lebtenwir in Welschenrohr am Jurasüdfuss, von wo wir nach Balsthalin ein Zweifamilienhaus zogen. Damals konnte ich noch laufen,obwohl ich öfters hinfiel. Ich spielte mit den Nachbarskinderndraussen, es gab eine Burg in der Nähe. Ich hatte grosse Mühe,den Hügel hinaufzusteigen.Der Umzug nach Solothurn wurde nötig. Meine Elternentschieden, dass es <strong>für</strong> mich sinnvoller wäre, in ein Schulheim<strong>für</strong> körperlich behinderte Kinder zu gehen. Ich ging gerne zurSchule, begann zu lesen, was mir unerwartet viel Spass machte.Harry Potter hatte es mir angetan, speziell der Spiegel Nerhegeb,der die Träume der Betrachter zeigt. Ich stellte mir immervor, dass ich reinschauen und laufen könnte. Ich versuche aberimmer, das Schöne im Leben zu sehen. Ich bin froh, dass icheine so tolle Familie habe, und die sehr gute Betreuung alsSchwerbehinderter in der Schweiz ist nicht selbstverständlich.Bald darauf fand mein Vater eine rollstuhlgängige Wohnungin Bellach. Mit dem Elekrorollstuhl konnte ich die Gegendselbständig erkunden. Der Lift im Haus war zwar nicht ideal, daer keine Schiebetüre hatte, aber es ermöglichte mir ein wenigSelbstbestimmung. Damals machte ich die ersten negativenErfahrungen mit Gleichaltrigen, die mich wegen der Behinderungauslachten. Ich setzte mich erstmals richtig mit meinerKrankheit auseinander – ich wurde wütend auf mein Leben.Glücklicherweise hatte ich meine Familie in dieser Zeit undeinen guten Freund, mit dem ich immer Gameboy spielte. Dakonnte ich alles tun, was im richtigen Leben nicht möglich war.

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