Ausgabe 4/2009 - Staufenbiel Karrieremagazin

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04 2009 Staufenbiel Karrieremagazin CAMPUS Bologna BOLOGNA EINERLEI Bologna steht für vieles. Für neue Abschlüsse, für internationale Vergleichbarkeit – und jede Menge Kritik. Das deutsche Hochschulsystem hat seit der Bologna-Erklärung eine Reform nach der anderen gesehen. Eines der Ergebnisse ist fast schon revolutionär: Universitäten und Fachhochschulen vergeben mit dem Bachelor und dem Master die gleichen Abschlüsse. Dafür musste sich einiges ändern: Universitäten, die immer schon der Forschung verschrieben waren, führten Praxissemester und Industriepraktika ein. Die theoretische Uni wurde praktischer. Fachhochschulen, deren Spezialität die jobnahe Ausbildung war, bekamen Fördergelder für Forschungsarbeit. Die praxisnahe Fachhochschule wurde wissenschaftlicher – und die meisten nennen sich nun selbstbewusst Hochschule. Nicht nur Studenten fragen sich nun, ob sich die beiden Systeme überhaupt noch unterscheiden. „Teilweise gleichen sich die Hochschulen an“, bestätigt Kolja Briedis, Verantwortlicher für Absolventenstudien vom Hochschul-Informations-System (HIS). Er schränkt jedoch ein: „Im Kern wird es die grobe Unterscheidung zwischen Fachhochschule und Universität weiter geben.“ Abstraktes Forschen Ob Fachhochschule oder Uni, diese Entscheidung war für Student Simon Pyro einfach. „Ich habe nie ernsthaft über ein Studium an einer Fachhochschule nachgedacht“, sagt der Vorsitzende der Fachschaftsvertretung Mathematik an der Universität Bonn. „Hier an der Uni ist man hautnah an der Forschung in all ihrer Abstraktheit.“ Und genau das interessiert ihn. Kritisch sieht er aber, dass sich die Universität häufi g eher als Hort des Wissens betrachte und weniger als Ausbildungsanstalt. „Der ein oder andere Professor vergisst in seinem Elfenbeinturm schon mal, was seine Studenten nach dem Abschluss in der Welt da draußen leisten müssen.“ Doch genau das – nämlich die Arbeitsmarktrelevanz der Abschlüsse – ist auch bei den Unis Voraussetzung für eine Bachelor-Akkreditierung. Johanna Witte, Wissenschaftliche Fachhochschulen bilden Praktiker aus, Universitäten Forscher. Diese Zeiten sind vorbei. Der Bachelor bringt frischen Wind in alte Hochschulmauern – sollte man meinen. Referentin am Bayerischen Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung (IHF), stellt fest: „Es fi nden sich natürlich an den Universitäten auch andere Einstellungen, und die kann man nicht per Gesetz ändern.“ >>> MEINE MEINUNG NUR SCHEINBAR ANGENÄHERT Jutta Vaihinger, Jahrgang 1968, ist Beraterin der Allgemeinen Studienberatung/Coaching an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Gleiche Abschlüsse und die Überarbeitung von Lehrplänen für die Bachelor- und Masterstudiengänge führen dazu, dass sich Fachhochschule und Universität scheinbar annähern. In der Vielfalt und der Ausrichtung des Studienangebotes und in den Zulassungsvoraussetzungen werden aber deutliche Unterschiede sichtbar: Klassische Fächer, vor allem Geistes- und Naturwissenschaften, werden weiter ausschließlich an Universitäten gelehrt. Bei der Immatrikulation an Universitäten wird nach wie vor meist das Abitur vorausgesetzt. Das Studium an einer Universität erwartet von Studenten Selbstorganisation und Eigenverantwortung, da das Selbststudium einen großen Stellenwert hat. Studenten, die sich für wissenschaftliches und forschungsorientiertes Arbeiten interessieren, sollten einen universitären Studiengang wählen. So besteht die Möglichkeit zur Promotion. Ob sich Studieninteressierte letztlich für ein Studium an einer Fachhochschule oder einer Universität entscheiden, liegt an der individuellen Fachwahl, den persönlichen Studien- und Berufszielen und dem bevorzugten Lernstil. 40 staufenbiel.de
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