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Ausgabe 4/2009 - Staufenbiel Karrieremagazin

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staufenbiel.de<br />

„Ich bin arbeitswütig und liebe den Stress. In der Bademodenabteilung<br />

eines Kaufhauses bin ich zusammengebrochen, weil es dort<br />

so ruhig war.“<br />

Elke Heidenreich<br />

ein paar Grundsätze, die in allen Situationen helfen: Bewegung,<br />

eine gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf. Besonders<br />

die nachtaktiven Studenten müssen sich in diesen<br />

Phasen umstellen oder sich in anderen Zeiten einen Ausgleich<br />

gönnen“, sagt Peter Buchenau, Geschäftsführer von<br />

The Right Way und Dozent für Stresspräventions-Seminare.<br />

Und wie, bitte schön, kann man bei Prüfungen oder in Bewerbungsgesprächen<br />

den Stress-Level senken? Buchenau:<br />

„Hier ist die Atmung der Schlüssel zum Erfolg. Eine tiefe<br />

bewusste Atmung macht den ganzen Menschen ruhiger. Es<br />

hilft auch, unmittelbar vor einer Prüfung ganz bewusst ein<br />

paar Schritte an der frischen Luft spazieren zu gehen.“<br />

Ich brauche Stress-Experten. Jetzt! Menschen also, die<br />

über Stress forschen, die über Stress Bücher schreiben.<br />

Doch woher nehmen? Also kurzerhand eine E-Mail über<br />

einen Informationsdienst in die Welt der Wissenschaft abgeschickt<br />

– und tatsächlich Mails zurückerhalten, leider nur<br />

Abwesenheitsmeldungen. Toll?! Die Stress-Experten sind<br />

nicht da. Puh, was machen? Da klingelt das Telefon (auch<br />

das noch). „Guten Tag, ich soll mich bei Ihnen zum Thema<br />

Stress melden…“, sagt ein Stress-Experte. Klasse, damit ist<br />

der eine Stress für heute vorbei. Jetzt die anderen Jobs.<br />

Autobahnen im Hirn<br />

„Sehr hilfreich ist es, wenn man sich in schwierigen Situationen<br />

vergegenwärtigen kann, was man bisher bereits alles<br />

an Problemen gemeistert hat. Da die subjektive Bewertung<br />

immer eine entscheidende Bedeutung für die Auslösung<br />

einer Stressreaktion hat, ist es hilfreich, wenn man etwas<br />

zurücktreten und sich fragen kann, ob von dieser Prüfung<br />

wirklich das Leben abhängt oder das Selbstbild zerstört<br />

werden kann“, sagt Gerald Hüther. Er ist Leiter der Zentralstelle<br />

für Neurobiologische Präventionsforschung der<br />

Universitäten Göttingen und Mannheim/Heidelberg und<br />

beschäftigt sich mit dem, was im Gehirn bei Stress passiert.<br />

Und was passiert dabei? Hüther: „Wenn ein Mensch<br />

immer wieder mit bestimmten Belastungen konfrontiert ist,<br />

<strong>Staufenbiel</strong> <strong>Karrieremagazin</strong> 04 <strong>2009</strong><br />

Stress TITEL<br />

die er dann mit dem Anschub seiner dadurch ausgelösten<br />

Stressreaktion bewältigt, kommt es im Gehirn zur Aktivierung<br />

bestimmter Schaltkreise. Das ist das, was Hirnforscher<br />

Belohnungssystem nennen. Dann werden vermehrt Botenstoffe<br />

wie Dopamin und endogene Opiate und andere<br />

Peptidhormone ausgeschüttet. Die verstärken nicht nur das<br />

gute Gefühl, das sich dann ausbreitet, sondern auch die synaptischen<br />

Verschaltungsmuster, die zur Bewältigung des<br />

Problems aktiviert worden sind.“<br />

Er erklärt mit einem Bild, was dann passiert. „So werden<br />

aus anfänglich dünnen Nervenwegen zur Lösung bestimmter<br />

Probleme allmählich Straßen, und wenn man dann<br />

erfolgsgebahnt immer weitermacht, entstehen schließlich<br />

Autobahnen im Hirn. Doch von denen kommt man später<br />

leider nur noch schwer wieder herunter. Allzu viel Erfolgsbahnung<br />

macht uns also nicht nur sehr einseitig zu Spezialisten,<br />

sondern leicht auch zu Fachidioten.“ Sein Resümee:<br />

„Gelegentliches Scheitern ist hirntechnisch betrachtet also<br />

durchaus empfehlenswert.“<br />

Im Augenblick telefoniere ich mit einem Hirnforscher.<br />

Der Mann schreibt Bücher, die man versteht. Das finde ich<br />

erstaunlich. Aber noch erstaunlicher ist folgender Moment:<br />

Während ich mein Anliegen vorstelle, kommt kein Ton aus<br />

der Leitung. Gerade will ich schon fragen: Sind Sie noch da?<br />

Doch da überfällt mich ein Gedanke, der geradezu selten<br />

geworden ist. Der Mann hört einfach zu. Meine hochgezogenen<br />

Schultern kann ich wieder auf Normalmaß zurückfahren.<br />

Der Stress ist weg durch eine ganz einfache Sache:<br />

durch sein Zuhören. Wieder etwas gelernt.<br />

Der eigene Stresspegel<br />

Mehr als 80 Prozent der Deutschen klagen über Stress.<br />

Das zeigte eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts<br />

Forsa für die Techniker Krankenkasse Anfang<br />

<strong>2009</strong> unter 1 014 Bundesbürgern zwischen 14 und 65<br />

Jahren. Gefragt wurde zum eigenen Stresspegel, dem Umgang<br />

mit Stress und dessen gesundheitlichen Folgen. Bei >>><br />

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