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Ausgabe 4/2009 - Staufenbiel Karrieremagazin

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04 <strong>2009</strong> <strong>Staufenbiel</strong> <strong>Karrieremagazin</strong><br />

THEMA Wirtschaftsregion NRW<br />

„ES HÄNGT ALLES<br />

ENG ZUSAMMEN“<br />

Eine Erneuerung von unten – so beschreibt Martina<br />

Fromhold-Eisebith im Interview den Wandel in NRW.<br />

Die Professorin für Wirtschaftsgeographie an der RWTH<br />

Aachen über das Erfolgsgeheimnis des Bundeslandes.<br />

Eine Zwangsehe: Nordrhein-Westfalen wurde<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg aus verschiedenen<br />

Provinzen geschaffen. Was ist<br />

die erfolgreichste Region des Patchwork-<br />

Bundeslands?<br />

Es gibt keinen absoluten Spitzenreiter.<br />

Prinzipiell sind die Teile erfolgreich,<br />

die den Strukturwandel mitgemacht<br />

haben. Also weg von den traditionellen<br />

Branchen wie Stahl, Montan,<br />

Textil und Nahrungsmitteln hin zu<br />

wissensintensiveren Industrien.<br />

Warum war der Strukturwandel nötig?<br />

Dazu muss man die Situation Nordrhein-Westfalens<br />

im Zusammenhang<br />

mit der Globalisierung sehen. Früher<br />

hat sich das Land auf seine Bodenschätze<br />

gestützt. In vielen Ländern der<br />

Welt sind Rohstoffe aber günstiger,<br />

weil sie billiger gefördert werden können.<br />

NRW ist da einfach viel zu teuer.<br />

Seit den 1960er-Jahren ist klar, dass<br />

das Ruhrgebiet so nicht mehr wettbewerbsfähig<br />

ist. Als neues Standbein<br />

wurde damals die Ressource Wissen<br />

ausgemacht. Allerdings gab es Defi zite<br />

in der Bildung. Deshalb musste der<br />

Wissensstand gefördert werden. Und so<br />

hat die Regierung Hochschulnetze und<br />

Forschungszentren gegründet, um die<br />

Grundlagenforschung voranzutreiben.<br />

Wie nutzt ein besserer Wissensstand der<br />

Wirtschaft?<br />

In ganz NRW wurden Technologie-<br />

und Gründerzentren eingerichtet. Sie<br />

helfen Absolventen und Professoren<br />

dabei, aus der Hochschule heraus Unternehmen<br />

zu gründen, um ihr Wissen<br />

der Wirtschaft bereitzustellen. Das<br />

Wissen wird also in die Wirtschaft getragen<br />

und dort genutzt. Mit der Verbesserung<br />

der Bildung hat so eine Erneuerung<br />

von unten her stattgefunden.<br />

Haben die alten Branchen damit ausgedient?<br />

Nein, Nordrhein-Westfalen kann aus<br />

den alten Branchen Nutzen und Wissen<br />

ziehen. Speziell was die Entwicklungen<br />

in der Umwelttechnik und den<br />

regenerativen Energien angeht, kann<br />

die Forschung Erfahrungen aus der<br />

Vergangenheit mitnehmen.<br />

Wie intensiv ist die landesweite wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit?<br />

Zwischen den Regionen passiert im<br />

Land relativ wenig. Die Industrie- und<br />

Handelskammern geben den wirtschaftlichen<br />

Rahmen vor. Im Prinzip<br />

fi ndet die wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

innerhalb dieser Grenzen statt,<br />

nicht darüber hinaus.<br />

Ein konkretes Beispiel: die Metropolregion<br />

Rhein-Ruhr. Hier hat<br />

die deutsche Ministerkonferenz für<br />

Raumordnung versucht, von außen<br />

einen Zusammenschluss zu schaffen.<br />

Tatsächlich funktioniert das aber nicht<br />

so gut wie geplant. In den Zentren der<br />

Metropolregion arbeiten die Kreise<br />

eher isoliert.<br />

Martina Fromhold-Eisebith: „Wissen in die<br />

Wirtschaft tragen.“<br />

Aachen etwa arbeitet eher auf der<br />

euregionalen Ebene zusammen, also<br />

mit den Nachbarstaaten Belgien und<br />

den Niederlanden.<br />

Bleibt also auch das Geld nur in diesen<br />

Grenzen?<br />

Das ist schwierig zu sagen. Denn durch<br />

Pendler sind die Räume miteinander<br />

verfl ochten.<br />

Das Ruhrgebiet etwa ist funktional<br />

in die weitere Wirtschaft in Nordrhein-<br />

Westfalen eingebunden. Viele Menschen,<br />

die im Ruhrgebiet arbeiten, leben<br />

auf dem Land und geben dort ihr<br />

Geld aus. Es hängt alles eng zusammen.<br />

Stadt oder Land – wer ist der Gewinner des<br />

Strukturwandels?<br />

Die ländlichen Regionen sind keinesfalls<br />

rückständig. Sie bieten die bessere Wohnlage<br />

und ziehen so die Menschen an.<br />

In den Zentren wird das Geld verdient,<br />

zu Hause wird es ausgegeben.<br />

Das betrifft alle Bereiche des Privatlebens.<br />

Deshalb hat der Einzelhandel<br />

in den ländlichen Regionen eine gute<br />

Nachfrage. Die Gewinner sind darum<br />

die ländlichen Regionen, die nahe an<br />

Ballungsräumen liegen.<br />

Interview: Claudia Feuerer<br />

28 staufenbiel.de

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