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Wolff plant: Schulen selbst schuld an Unterrichtsausfall - GEW ...

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SEITE 4NEUE VERWALTUNGSSTEUERUNGFLZ Nr. 3/05Jahresgespräch / Mitarbeitergespräch:Instrument der Personalführung – nein d<strong>an</strong>ke!Zusammengestellt von H<strong>an</strong>s WedelDas Mitarbeitergespräch ist ein Instrumentder Personalführung und-entwicklung. Sein inhaltlicherKernbereich ist die Arbeitsleistungdes einzelnen Mitarbeiters. Ihmsoll vom Dienstvorgesetzten einFeed back gegeben werden. (ImReader der UnternehmensberatungsfirmaHLP „Konftiktkompetenz“vom 25.04.2002 heißt es lapidar:„Mitarbeitergespräche sindKritikgespräche“).Mit dem Mitarbeiter werdend<strong>an</strong>n zukünftige Ziele verbindlichvereinbart und ihre Erfüllung nachJahresfrist kontrolliert („controlling“).Rechtsgrundlagen:„Grundsätze über Zusammenarbeitund Führung in der hessischenL<strong>an</strong>desverwaltung“(Staats<strong>an</strong>zeiger vom 10.Aug.1998 / Nr. 32, S. 2407ff) Dort auch„Arbeitshilfen für die Gesprächsführung“.„Rahmenkonzept derPersonalentwicklung in der hess.L<strong>an</strong>desverwaltung“ (Kabinettsbeschlussvom 22.10 2002), seit 1.1.2003 in Kraft.Die Einführung von Jahresgesprächen= Mitarbeitergesprächen vonoben nach unten erweist sich alsüberaus mühevoller Prozess. Andersals in der Industrie fehlen dieMittel der Durchsetzung gegen denWillen der Mitarbeiter. Wie willder Dienstvorgesetzte seine Mitarbeiterdurch Gespräch und Zielvereinbarungenzu höherer Arbeitsleistungmotivieren, wenn dieseschon den Sinn des neuen „Personalführungsinstruments“nicht einsehen? (Dazu hat die <strong>GEW</strong> Fr<strong>an</strong>kfurteinen geeigneten unterhaltsamenSketch gemacht.) Welche begründetenEinwände auch vorgetragenwurden, egal, sie sollen stattfinden,irgendwie, längst schon!Nicht allein in den Staatlichen Schulämtern,auch in jeder hessischenSchule.Konsequenterweise sollen, soder Leiter des Staatlichen Schulamtesgegenüber dem GPRLL, zuerstdie schulfachlichen Dezernent/innen mit „ihren“ Schuleiter/innenMitarbeitergespräche führen, bevordiese <strong>an</strong> den <strong>Schulen</strong> mit denLehrkräften beginnen. Zudem wurdenden Schuleiter/innen in Verbindungmit DienstversammlungenFortbildung in Sachen Gesprächsführungund Mitarbeitergesprächen<strong>an</strong>geboten. Jede/r Schulleiter/in erhielt bei der Gelegenheit dievom Staatlichen Schulamt erarbeitete„H<strong>an</strong>dreichung Jahresgespräche“u.a. mit einem Fragenkatalogzum Feed back, zu Zielvereinbarungen,Hinweisen zur Gesprächsführung,zum Gesprächsablaufusw. für die Schulleiter/innen, died<strong>an</strong>n vermutlich im schulischenMitarbeitergespräch Verwendungfinden. Deshalb muss diese H<strong>an</strong>dreichungauch den Kollegen überden Personalrat zur Verfügung gestelltwerden. Weiterhin fragen wirallerdings jetzt, vor der Im<strong>pl<strong>an</strong>t</strong>ierung<strong>an</strong> den <strong>Schulen</strong>, wo die entsprechendenFortbildungs<strong>an</strong>gebotefür die Lehrkräfte sind! So wirdschon in der Vorbereitungsphasedas Gerede von „gleicher Augenhöhe“desavouiert.Skizzieren wir in Anlehnung<strong>an</strong> die „H<strong>an</strong>dreichungen...“die „Schritte zurImplementierung“ vonMitarbeitergesprächen:1. SL/in trifft Entscheidung überdie Einführung von Mitarbeitergesprächen(MAG), legt Ziele undRahmenbedingungen fest.2. SL/in teilt dem PersonalratVorhaben mit und informiert ihnüber alle Schritte und Einzelheiten.Das sind:2.1 Vorlagen, Materialien, Leitfäden,Gesprächsbögen usw. für SL/in und für Mitarbeiter2.2. Informationsmaterial fürdie Mitarbeiter (Rechtsgrundlagen,Artikel, Präsentationen etc)3. Da die Schritte und Maßnahmender Durchführung, also die konkreteGestaltung von MAG <strong>an</strong> einer Schuleder Mitbestimmung nach § 74Abs. 1 unterliegen, was verwaltungsgerichtlichfestgestellt und von denDienststellenleitern nicht erfolgreichbestritten werden k<strong>an</strong>n, können dieörtlichen Personalräte über Vereinbarungen– in Form von protokollarischenNiederschriften und/oderDienstvereinbarungen – die <strong>an</strong> derjeweiligen Schule gewünschten undpassenden Abläufe mit dem Dienststellenleitergemeinsam festschreiben.4. Der Dienststellenleiter informiertdas Kollegium in einer Gesamtkonferenzunter Darstellungund Vorlage seines Informationsmaterials(s. 2.1. und 2.2.)5. In Vorbereitung der Jahresgesprächewerden ggf. weitere Informations-und Diskussionsver<strong>an</strong>staltungensowie Trainings (evtl.Päd. Tage) durchgeführt: Darstellungder Ziele, Überzeugungsarbeit,detaillierte Erläuterung des„Instrumentariums“ usw.5.1. Schulleiter/in qualifiziertsich über Fortbildung und Trainingsfür die Durchführung derJahresgespräche, z.B. Training inGesprächsführung, Gesprächsstrukturierung,Fragetechnik, aktivemZuhören, Rückmeldungen gebenund empf<strong>an</strong>gen, Auff<strong>an</strong>genkritischer Situationen, Formulierenvon Zielvereinbarungen usw.5.2. Mitarbeiter erhalten Fortbildung,Schulung, Trainings fürdie Kommunikation mit dem Vorgesetztenim Jahresgespräch.T<strong>an</strong>zen wir unseren eigenen T<strong>an</strong>z: Hier noch mal die Grundschrittezum Thema Mitarbeiter/Jahresgespräche:Mitarbeitergespräche/Jahresgespräche sindals Personalführungsinstrument im Schulbereichunnötig und ungeeignetÜbersicht über die in Mitarbeitergesprächenberührten Beteiligungstatbeständeund die entsprechendenBeteiligungsrechte von Personalrätenim HPVG:§ 61 Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgrundsatz§ 62 Abs. 1Die allgemeinen Aufgaben desPersonalrats und die Zielsetzungender Jahresgesprächefallen zusammen§ 74 Abs. 1 Pkt 8Grundsätze der Fortbildung§ 74 Abs. 1 Pkt 2Maßnahmen zur Hebung derArbeitsleistung und Erleichterungdes Arbeitsablaufs: originäreBeteiligungsrechte§ 74 Abs. 1 Pkt 6nicht <strong>an</strong>ders bei Gesundheitsschädigungen§ 74 Abs. 1 Pkt 16■ weil wir in der Schule demokratische Kommunikationsstrukturen in Form von Konferenzordnungund Arbeitsgruppen haben und Zwiegespräche hinter verschlossenen Türendeshalb überflüssig sind■ weil Gespräche über das, was Kolleginnen und Kollegen für die Schule tun wollen undwie sie sich entwickeln wollen, auch bei den bestehenden Gesprächsstrukturen jederzeitmöglich sind, und im Sinne der gesamten Schule ein offener Austausch darüber auf Konferenzenstattfinden sollte■ weil in Mitarbeitergesprächen Zielvereinbarungen“ auf Grundlage der Neuen Verwaltungssteuerung«getroffen werden sollen, deren Sinn es ist, mehr Leistung aus den Beschäftigtenherauszupressen■ weil Mitarbeitergespräche unter dem Deckm<strong>an</strong>tel von „mehr Kommunikation, mehrWertschätzung, mehr Motivation“ daher kommen, aber es in Wirklichkeit« um Arbeitsverdichtunggeht■ weil das, was uns belastet, die hohen Stundenverpflichtungen, die zu großen Klassenund die übrigen miserablen Arbeitsbedingungen sind, und diese auch im schönsten Jahresgesprächvon der Schulleitung nicht verändert werden■ weit die Behauptung Mitarbeitergespräche fänden auf gleicher Augenhöhe“ zwischendem/der Beschäftigten und der Schulleitung statt die Tatsache verschleiert, dass hierarchischeStrukturen unseren Alltag bestimmen■ weil Schulleitungen oft nicht einmal alltägliche Kommunikationsmöglichkeiten ausreichendwahrnehmen■ weit Schulleitungen Konferenzbeschlüsse umsetzen müssen – und nicht in Zwiegesprächenvereinbarte Dinge■ weil Mitarbeitergespräche und Zielvereinbarungen Instrumente der Neuen Verwaltungssteuerung,sind, die – in der Privatwirtschaft für gewinnorientierte Betriebe entwickelt– wir im Keim als für die Schule untauglich erklären.<strong>GEW</strong> BV Fr<strong>an</strong>kfurtebenso bei der Gestaltung desArbeitsplatzes§ 76Achtsamkeit zur Verhütungvon Gesundheitsgefahren§77 Abs. 3 Pkt 3Mitbestimmung über Beurteilungsrichtlinien,insofern alsMitarbeitergespräche zu dienstlichenBeurteilungen her<strong>an</strong>gezogenwerden (s. oben).An dieser Stelle seien der Redaktionein paar Anmerkungen grundsätzlicherArt erlaubt:Wir sollten Fortbildung und Schulungzu Mitarbeitergesprächennutzen, um uns mit den verschiedenenAspekten des Themas ausein<strong>an</strong>derzusetzen.Neben den individuellenUnlustgefühlen bei demGed<strong>an</strong>ken, mit der Schulleitungzwei Stunden im stillen Kämmerleinhocken zu müssen, müssen wirMitarbeitergespräche als Teil derNeuen Verwaltungssteuerung begreifen,uns den Zusammenh<strong>an</strong>gmit Arbeitszeitverlängerung undVerdichtung, Einsparung und Privatisierungim Bildungsbereich,mit Zentralen Abschlussprüfungen,Zw<strong>an</strong>gsfortbildung und vielemmehr klarzumachen. (DasHKM spricht in seinem KonzeptSchule 2015 vom „D<strong>an</strong>ce ofCh<strong>an</strong>ge“ – dazu <strong>an</strong> <strong>an</strong>derer Stellemehr.)Die Frage, ob Dienstvereinbarungenein wirksames Mittel zumSchutz der Kolleginnen und Kollegenvor Druck durch Vorgesetztesind, muss ein Kollegium nach ausführlicherBeratung und Diskussioneinschätzen. Dass dies Zeitbraucht und nicht in zwei Wochenerledigt werden k<strong>an</strong>n, ist klar (m<strong>an</strong>hört schon im inneren Ohr dasWir-müssen-aber-jetzt-<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen).Als Messlatte könnte dienen, dassdie Einschätzung besteht, es könntegelingen, die Freiwilligkeit vonMitarbeitergesprächen festzuschreiben,wie in der Dienstvereinbarungder Fachhochschule Fr<strong>an</strong>kfurt.Andernfalls besteht beim Erarbeiteneiner Dienstvereinbarungdie Gefahr, das m<strong>an</strong> sich im Detailverliert, m<strong>an</strong> sich Stück für Stückmit in den Sumpf der Neuen Verwaltungssteuerungziehen lässt,fast unmerklich und so am Endenoch mitstrickt am eigenenGängelungsinstrument.(red.)

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